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Herausgeberschaft - was ist üblich?

Begonnen von Lily, 28. März 2015, 13:43:48

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Lily

Hallo liebe TiZis!

Ich habe mal die Frage, was der Herausgeber für Rechte und Pflichten bei einer Antho hat. Ich soll demnächst meine zweite Antho herausgeben und hab bei der ersten nichts vergütet bekommen, weder Lektorat, noch Sichten der Geschichten, noch sonst irgendetwas. Da es wieder der gleiche Verlag ist, wollte ich mal nachfragen, was die Herausgeber unter uns schon für Erfahrungen gemacht haben und inwiefern ich da verhandeln sollte. Mit der Autorenschaft kenne ich mich aus, bin aber total unwissend, was die Herausgeberschaft angeht. Da ich damals ganz neu im Lektorats- und Herausgeberbetrieb war, war ich dankbar, dass überhaupt so viel Glaube in mich investiert wurde. Da die Antho ein relativ großer Erfolg für den Verlag war, dachte ich, dass ich jetzt euch mal zu Rate ziehe und nachhake :).

GlG,
Lily
"If you are going through hell, keep going."
~ Winston Churchill ~
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"Listen to the mustn'ts, child. Listen to the don'ts. Listen to the shouldn'ts, the impossibles, the won'ts. Listen to the never haves, then listen close to me... Anything can happen, child. Anything can be."
~ Shel Silverstein ~

schreiuverPI

Ich kann es dir nur von Verlegerinnenseite her beantworten.

Als Beispiel meine beiden Herausgeber:

Herausgeber 1 schafft nur die Geschichten ran, koordiniert die Beteiligten und macht Werbung. Bekommt einen Vertrag mit einem bestimmten Prozentsatz an Tantiemen, die relativ niedrig gehalten sind, weil der Löwenanteil von Lektorat, Covererstellung, etc. trotzdem beim Verlag (also bei mir) bleibt. Das hier ist aber ein Sonderfall, weil es keine Ausschreibung gab, sondern es im Fall dieser Anthologie nur vier AutorInnen sind, die handverlesen wurden.

Herausgeber 2 macht auch jene oben erwähnten Dinge, beteiligt sich aber am Korrekturlesen, hat die Ausschreibung ausgewertet und macht das Cover. Ergo stehen in diesem Vertrag ein paar Prozente mehr. Insgesamt handelt es sich durch die Ausschreibung um ein arbeitsintensiveres Projekt. Beim Verlag bleiben hier nur Lektorat/Korrektorat und die bürokratischen Dinge (Verträge, etc.) hängen.

Insgesamt ist es aber nicht so, dass die beiden Herausgeber unterschiedliche Privilegien genießen würden, weil von Beginn an klar war, wer welche Aufgaben erledigt, und damit bei mir Zufriedenheit herrscht. :) Eine Nullvergütung halte ich persönlich für nicht fair, weil ich selbst bei Anthologien Tantiemen an die AutorInnen vergebe. Wie bei vielen Kleinverlagen sind es aber eher symbolische Beträge, die Wertschätzung verdeutlichen sollen. Wahrscheinlich ist es aber eine recht individuelle Verhandlungssache.

gbwolf

Also, bei Kleinverlagen weiß ich es wirklich nicht. Da können Kuddel und andere sicherlich eine bessere Auskunft über Prozente, Pflichtexemplare, eventuelles Festhonorar und Stundenlohn, der hinten bei rauskam, berichten. Als Vergleich kann ich nur erzählen, dass man als Jurymitglied bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb, hinter dem Fördergelder stecken, durchaus um die 1.500 Euro bekommen kann, für das Sichten und Bewerten (nicht Lektorat oder Korrektorat!) von ca. 40 erwarteten Kurzgeschichten. Aber das ist wohl ein seltener Fall (Und betraf leider nicht mich, sondern jemanden aus meinem Bekanntenkreis).
Jedenfalls sollte man sich nicht unter Wert verkaufen, wenn man mitbekommt, dass der Verlag damit realen Gewinn erwirtschaftet (Wohlgemerkt Gewinn und nicht Umsatz).

Lily

Danke für eure raschen Antworten.
Da ich das Lektorat auch komplett übernehmen soll (und durch Band 1 weiß ich, wie arbeitsintensiv das manchmal ist) und für Romane bezahlt werde, frage ich mich, warum ich als Herausgeberin mit Lektorat nichts bekommen soll. Prozente der Tantiemen bekomme ich wohl, allerdings nur beim Ebook-Verkauf ... *hmpf*
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Lily

Mag noch jemand etwas dazu schreiben? Ich bin immer noch etwas ratlos ... Und muss weiter verhandeln ...
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Kuddel

Also, mal als Beispiel: Ich bin bei 2 Verlagen bisher als Herausgeberin tätig. Beim ersten habe ich 5 % Anteil von den Verkäufen erhalten, bei der 2. 15 % vom Nettoladenverkaufspreis.

Bisher waren meine Aufgaben immer recht einfach. Ich organisiere die Autoren/wähle sie aus, schreibe den Ausschreibungstext, organisiere Gimmicks/Topautoren/Werbung für später, richte ein Emailfach ein und ein Forum, in dem ich mich mit meinem Mitherausgeber abspreche. Das Lektorat, das Cover usw haben bisher immer die Verlage gemacht.
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Lily

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Imperius

 
ZitatIch soll demnächst meine zweite Antho herausgeben und hab bei der ersten nichts vergütet bekommen, weder Lektorat, noch Sichten der Geschichten, noch sonst irgendetwas.

Wenn ich mal neugierig sein darf, Lily: Welche Gründe hattest du im ersten Fall, das alles so kostenlos zu machen? Oder anders gefragt: Was für Vorteile verspricht du dir von einer zukünftigen Tätigkeit als Herausgeberin?


Lily

Zitat von: Imperius am 05. April 2015, 22:08:11

Wenn ich mal neugierig sein darf, Lily: Welche Gründe hattest du im ersten Fall, das alles so kostenlos zu machen? Oder anders gefragt: Was für Vorteile verspricht du dir von einer zukünftigen Tätigkeit als Herausgeberin?



2012 war ich noch ganz neu in der Verlagsbranche und einfach nur dankbar, dass ein Kleinverlag mir zugesagt hatte. Ganz kostenlos ist es offenbar nicht, habe nun die Abrechnung der letzten zwei Jahre bekommen, aber der Betrag ist lachhaft, vor allem weil die nur die Ebook-Verkäufe beinhalten, nicht die Printversionen.
Was ich mir für Vorteile verspreche? Naja, auf jeden Fall anteilsmäßig eine Beteiligung, selbst wenn sie nur im 5%-Rahmen liegt. Und ein bezahltes Lektorat, wenn ich es selbst übernehme.

Ich überlege immer noch, weil es quasi "mein Baby" ist, ich 2012 mit der Idee ankam, die nun um 5 Anthos erweitert wird, immer noch das gleiche Thema, nur eingegrenzter.

Leider äußert sich der Verleger nun gar nicht mehr und ich weiß aus Erfahrung, dass er eigentlich nicht mit sich verhandeln lässt ... :/ Ich warte mal ab.
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Eluin

Huhu ihr Lieben,
ich grabe mal diesen Thread aus und hoffe, dass ich mit meiner Frage hier richtig bin.

Mit meiner Schreibgruppe organisieren wir gerade eine Anthologie. Grundsätzlich weiß ich, was im Selfpublishing für Aufgaben anfallen, aber welche Aufgaben sind üblich, dass sie der Herausgeber übernimmt?

Könnt ihr mir vielleicht erzählen, was ihr als Herausgeber (egal ob SP oder Verlag) an Aufgaben übernommen habt?

Danke euch!
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Nuya

#10
Für unsere "Tierischen Teufel" im Machendel Verlag haben wir (Nycra und ich) gemeinsam mit dem Verlag den Ausschreibungstext abgestimmt. Wir haben uns als alleinige Ansprechpartner hingestellt und die Einsendungen überwacht (vor allem also das E-Mailpostfach im Auge behalten). Eine erste Auswahl der in Frage kommenden Geschichten geschah durch uns und auch die Finalisten wurden gemeinsam ausgewählt. Cover war Verlagssache, wir hatten jedoch so viel Mitspracherecht, dass letztendlich ein Vorschlag von uns umgesetzt wurde.
Wir standen die ganze Ausschreibungszeit über per E-Mail und Facebook mit Interessierten in Kontakt, haben auch eine Seite für die Ausschreibung erstellt. Wir haben dann die Zu- und Absagen verschickt. Der Verlag gab die Verträge raus.

Ich hoffe das hilft dir weiter. :winke:

Eluin

Japp, das hilft mir schon mal. Sprich primär: Orga. Hattet ihr nachdem die Anthologie draußen war auch noch Aufgaben?
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Nuya

#12
Wir haben die E-Mailadresse noch eine Weile aktiv gehalten, auch die Facebookseite existiert noch. Eine Lesung auf dem BuCon wäre noch unsere Sache gewesen, aber das hat nicht geklappt. Ich denke gerade bei SP ist da natürlich noch die Werbung, Lesungen, aber das könnte man ja auch unter Orga einordnen. :)

Eluin

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