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Ein Ort, mehrere Namen

Begonnen von Dämmerungshexe, 14. Dezember 2014, 10:18:25

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Dämmerungshexe

Ich weiß nicht, ob das Thema eher ins Sprachbastelbord gehört, aber ich glaube hier im Workshop ist es fast besser aufgehoben:

Es geht mir um mehr als "Orte" - in meiner derzeitigen Geschichten gibt es zwei lebendige Sprachen - die der Menschen und die der Drain. Nun haben die Menschen, als sie in der Welt der Drain angekommen sind, dem Land, Tieren und Orten neue Namen gegeben, die Drain-Bezeichnungen existieren aber natürlich weiterhin. Da ich Perspektiventräger aus beiden Rassen habe und einige Drain sich auch tatsächlich mit Menschen in deren Sprache unterhalten (andersherum eher nicht), war mein Gedanke, dass die Drain weiterhin ihre eigenen Namen für Orte und Tiere benutzen, die Menschen ebenso.

Ich habe jetzt im Moment noch kein Beispiel mit Ortsnamen, aber Tiere:

Menschen: Drachen
Drain: Zhrasal

In einem Gespräch zwischen einem Menschen und einem Drain würden also beide Begriffe verwendet, je nachdem wer gerade spricht.

Glaubt ihr das ist möglich, oder verwirrt das Leser zu sehr?
Habt ihr schonmal eine ähnliche Problematik gesehen/gelesen, in euren eigenen Geschichten, oder anderen?
Wie würdet ihr damit umgehen?
Ich denke solch eine Konstellation ist logisch, aber wie sinnvoll ist sie? (Ausbau, "Tiefe" der Welt vs. Verständnis des Textes)
Wenn man so etwas einsetzt, wie kann man es am einfachsten/verständlichsten vermitteln? (Ich glaube auch schon gesehen zu haben, dass solche Namen in einer anderen Sprache dann irgendwie ausgezeichnet (kursiv) waren.)

In Herr der Ringe zum Beispiel gibt es ja auch oft verschiedene Namen, die zwar synonym aber meist nicht gleichzeitig benutzt werden (zB. Ringgeister und Nazgul).
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Klecks

Die erste Frage, die mir in den Sinn kam, war: Fordert es der Plot, dass du beide Bedeutungen erwähnen musst, oder dient es dazu, die Fantasy-Sprache "nur" einzubringen? Wenn man es so macht, dass offensichtlich für den Leser wird, dass es sich bei den beiden Wörtern um dasselbe handelt, finde ich das eine gute Idee für die Authentizität einer Geschichte. Allerdings würde ich darauf achten, es nicht zu übertreiben, also ständig mit neuen Worten zu kommen - das verwirrt tatsächlich und würde mir mit der Zeit auf die Nerven gehen, da ich ja nicht lese, um eine Sprache zu lernen.

Ich selber lasse meine Perspektivträger, wenn sie mit dem fremdsprachigen Wort konfrontiert sind, einfach darüber nachdenken, worum es sich dabei handeln könnte, oder ich lasse sie eine Bemerkung darüber machen, dass dieses Wort eben das Wort der anderen für dieses bestimmte Tier ist. Wichtig ist mir da vor allem die Transparenz für den Leser.

Allgemein finde ich, dass die Sprachen der Fantasy-Welt nicht zu oft benutzt werden sollten.  :hmmm:  Ich will Lesern nicht das Gefühl geben, dass ich ein Wörterbuch geschrieben habe, oder gar, dass sie eines bräuchten und die Sprache erst lernen müssen, um zu verstehen, was passiert und was gesagt wird. Ich streue hier und da ein paar Wörter oder Sätze in der Sprache ein, wenn sie dem Perspektivträger fremd ist, oder wenn mein Perspektivträger in seiner Muttersprache etwas sagt, das ihm wichtig ist. Worldbuilding lässt sich auch anders als über die Sprache vertiefen, und ich persönlich habe immer das Gefühl, aus der Geschichte gerissen zu werden anstatt tiefer in sie einzutauchen, wenn ich in Fantasy-Romanen zu oft mit einer mir vollkommen fremden, vollkommen unbegreiflichen Sprache konfrontiert werde. Aber das ist etwas Subjektives und meine eigene Empfindung - es wird sicher mehr Leute geben, für die das häufigere Vorkommen der Fantasy-Sprache unverzichtbar und wichtig ist.  :D

Berjosa

Für mich gehört so etwas zum Weltenbau unbedingt dazu und sollte auch im fertigen Roman sichtbar sein (bei Kurzgeschichten vielleicht nicht so dringend, es sei denn, es geht gerade um ein solches Thema).

Das ließe sich zum Beispiel so einbauen, dass im Dialog kurz darauf eingegangen wird: "Wie nennt ihr diese Wesen? Drachen? Das kann man ja nicht aussprechen. Ich bleibe lieber bei Zhrasal." Oder so ähnlich. Geht bestimmt auch eleganter.

Ich weiß nicht, ob du so was machst, aber ich lasse immer mal einen Bewohner meiner Welt eine Abhandlung über ein Element derselben schreiben. Die muss natürlich nicht vollständig in der fertigen Geschichte auftauchen, aber man kann daraus bei passender Gelegenheit zitieren (z.B. am Kapitelanfang).
Da könnte man so etwas auch unterbringen, vielleicht noch mit ein paar Zusatzinfos, die in die eigentliche Handlung nicht reinpassen.



Pandorah

Ich würde, wenn sich deine Figuren in der Sprache der Menschen unterhalten, die menschlichen Wörter benutzen. Ich sage ja auch nicht, wenn ich mit mit einem englischen Muttersprachler spreche: "There is a Drache in the mountains." Wenn dein Drain "menschisch" fließend spricht, nimmt er Drache. Dein Mensch kann ja drüber nachdenken, dass die Drain echt klasse sind, wenn es um Fremdsprachen geht und er nur die Wörter Zhrasal für Drache und blubblbablu für Danke kennt oder so.

Anders ist es, wenn der Drain die Menschensprache nicht fließend spricht. Dann kann man ihn oder sie um Worte ringen lassen. Aber auch nicht zu massiv. Okay, ich kann nur von mir ausgehen, aber wenn ich einen Text lese, in dem ständig Wörter ersetzt werden, für die es gute, deutsche Begriffe gibt, dann nervt mich das. Ab und an - okay, wenn sie etwas extra haben. Sich von der gängigen Norm unterscheiden. Aber für jeden zweiten Ort und jedes zweite Tier bitte nicht.

Churke

Zitat von: Pandorah am 14. Dezember 2014, 11:26:07
Ich sage ja auch nicht, wenn ich mit mit einem englischen Muttersprachler spreche: "There is a Drache in the mountains." Wenn dein Drain "menschisch" fließend spricht, nimmt er Drache.

Bei Wörtern, die als Eigennamen aufgefasst werden, kann das anders sein. Für die Briten und Frazosen war Wilhelm II. "the Kaiser" oder "le kaiser", und obwohl die Briten den "tank" erfunden hatten, wurden deutsche tanks später trotzdem als "panzer" bezeichnet.

Bei unterschiedlichen (Orts-)Namen passt man sich grundsätzlich der verwendeten Sprache an. Wer von diesen Regel abweicht, hat eigentlich kein reines Gewissen.

Windstoß

#5
Zitat von: Churke am 14. Dezember 2014, 12:12:05
Bei unterschiedlichen (Orts-)Namen passt man sich grundsätzlich der verwendeten Sprache an. Wer von diesen Regel abweicht, hat eigentlich kein reines Gewissen.
Ich empfinde es ja gerade als ein Kompliment z.B. für eine Stadt, wenn  Franzosen und Engländer Cologne und Munich sagen und das bis in die Schreibweise in ihre Sprache aufgenommen haben.

Zitat von: Dämmerungshexe am 14. Dezember 2014, 10:18:25
Menschen: Drachen
Drain: Zhrasal
In einem Gespräch zwischen einem Menschen und einem Drain würden also beide Begriffe verwendet, je nachdem wer gerade spricht.
Glaubt ihr das ist möglich, oder verwirrt das Leser zu sehr?
Für mich geht das nur bei Begriffen, die im Kontext sehr wichtig sind und/oder Wesen oder Dinge bezeichnen, für die es gar kein deutsches Wort gibt. Da finde ich Worte in einer Fantasysprache in Ordnung. Allerdings müssen sie in jedem Fall gut eingeführt sein.
Sonst müsstest du ja generell für alles -  Tiere, Pflanzen, Berufsbezeichnungen, Waffen usw. - Worte der Drain verwenden, weil sie für alles ihre eigenen Namen haben und all die Dinge sicherlich etwas anders aussehen, als in unserer Welt. Damit wäre aber bestimmt jeder Leser hoffnungslos überfordert.   :gähn:



Nebeldiener

Ich finde es schön, wenn der Autor sich die Mühe macht, eine eigene Sprache auszudenken, sie aber zu verwenden muss nicht unbedingt sein.
Für mich wäre es wie, wenn deine Muttersprache Deutsch ist, deine Eltern beschliessen nach Frankreich auszureisen, du dann beim Bäcker versuchst Brot zu kaufen und lernen musst, dass es eigentlich "pain" heisst. Du musst dann lernen mit "pain" das gleiche zu assoziieren wie mit Brot.

Ich würde mir auch überlegen, ob du nur zeigen willst, dass die Menschen und die Drain verschiedene Sprachen haben, oder ob du dem Leser die Sprache der Drain näherbringen willst. Wenn du nur zeigen willst, dass sie verschiedene Sprachen besitzen kannst du es auch etwa so machen:
Er versuchte angestrengt etwas von dem Gespräch mitzubekommen, aber das Einzige was er verstand, war das Wort Zhrasal, was Drache bedeutete, welches er in einer Taverne aufgeschnappt hatte.
So gibst du dem Leser zu verstehen, dass sich die Menschen und die Drain gegenseitig nicht verstehen, ohne jetzt mit zwanzigtausend Wörter um dich werfen zu müssen und so nur unnötig (in meinen Augen) den Leser zu verwirren.

Adiga

Nun, einen Begriff wie Brot oder Drache würd ich wohl nie durch ein Wort aus einer erfundenen Sprache ersetzen.

Aber bei Dingen oder Geschöpfen, die es in unserer Welt nicht gibt und die für die Handlung unerlässlich sind und sowieso eingeführt werden müssen, bei solchen Dingen und Geschöpfen habe ich kein Problem ausschließlich einen Begriff, eine Bezeichnung oder einen Namen zu verwenden, der aus einer erfundenen Sprache kommt. Weil eine Übersetzung wahrscheinlich nicht möglich ist und eine Umschreibung die drei Zeilen oder gar eine halbe Seite umfasst, viel zu sperrig ist, um sie mitzuschleppen.

Eine Kiwi gab es in Europa eigentlich auch nicht, und als sie zu uns gebracht wurde, verwendete auch niemand eine Umschreibung dafür; neuseeländische Zitrusfrucht mit dünner ledriger Haut welche von feinen Borsten überzogen ist und nicht mitgegessen werden kann. Eine Kiwi ist weder vergleichbar mit einen Apfel noch mit einer Zitrone und Kiwi ist auch kein deutscher Name und ich kenne auch niemanden, der ein Problem hat, dass diese Bezeichnung in unsere Sprache übernommen wurde.

Ich denke, wenn jemand weiß, was etwas ist und einsehen muss, dass es nicht übersetzt werden kann (oder braucht), dann ist ein fremder Eigenname eindeutig die beste Lösung.

Und wenn der Eigenname in der fremden oder erfunden Sprache fast unmöglich ist auszusprechen oder auch nur als zu sperrig empfunden wird, dann entsteht in der Regel in unserer Sprache ein neuer Begriff der das gleiche meint, aber trotzdem so klingt als stamme er aus einer anderen Sprache. Ich sag nur "Handy" - ein fürchterliches Wort und trotzdem wird es überall im deutschen Sprachraum benutzt.

Bezeichnungen die sich durchsetzen, sind wohl meistens Worte, die möglichst einfach klingen und irgendwie ins Ohr gehen. Und irgendwann bleibt wohl immer eine vereinfachte Version übrig - in Aussprache und Schreibweise ... "Ich war beim Frisör" und niemand sagt, "ich war beim Haareschneider," und nur wenn manche versuchen lustig zu erscheinen, sagen sie vielleicht. "Ich war beim Glatzentischler."

Daher überlege ich mir höchstens, wie lange existiert ein Begriff oder eine Bezeichnung schon in einer erfundenen Sprache. Entstand möglicherweise auch schon eine vereinfachte Version, die sich überregional durchgesetzt hat, weil sie einfach für Ohr angenehmer ist.

Daher überlege ich mir zuerst manchmal Begriffe die etwas vollständiger sind und sprachlich präziser und mach mich dann an den Grad der Vereinfachung, der durch die Dauer des Gebrauchs entstand und dazu führte, dass sich die Bezeichnung vereinfachte. All meine Überlegungen halte ich für gewöhnlich in Notizen fest, falls ich mal einen Sprachgelernten einen Exkurs in jene erfundene fremde Sprache machen lassen möchte, doch am Ende verwende ich fast immer nur das Endergebnis, was sich möglichst leicht lesen lassen soll, aber dennoch eindeutig von anderen Wörtern unterscheiden soll und möglicherweise auch so klingt, als wärs bereits vor 50 Jahren eingedeutscht worden.

Deshalb überlege ich mir meistens auch noch, wie würd ich das neue Wort in einer deutschen Aussgabe schreiben und wie in einer englischen und da gibt's immer Unterschiede, weil was bei uns brauchbar klingt, klingt für einen Briten ja fast immer fürchterlich.

Korahan

Ich finde das ziemlich unproblematisch. Ich weiß immer noch, dass Melon elbisch für Freund ist, Muad Dib die Wüstenspitzmaus oder, dass Scoia'tael das Wort der Anderlinge für Eichhörnchen ist. Dabei ist es ewig her, dass ich Herr der Ringe, Dune und den Hexer gelesen habe. In meinen eigenen Geschichte gibt es auch Orte mit mehreren Namen wie Horns Bucht/Heavopor oder Golat/Goliah. So etwas bringt Atmosphäre, macht die Welt größer, glaubwürdiger und sollte eigentlich niemanden überfordern.

Sanjani

Ich habe die Frage jetzt so verstanden, dass es für einen Ort, je nach Person, die gerade spricht bzw. die Perspektive hat, einen anderen Begriff gibt. Wenn die Leute auch unterschiedliche Sprachen sprechen, denke ich, kann man das schon so machen, dass Perspektivträger A einen Begriff nutzt und Perspektivträger B einen anderen. Wenn sie aber miteinander reden, würde ich annehmen, dass man sich der aktuell gesprochenen Sprache angleicht und dann den entsprechenden Begriff verwendet. Oder es gibt einen Begriff, der über die verschiedenen Sprachen einheitlich ist. Ich habe es z. B. so gemacht, dass meine Schattenwelt einen Eigennamen hat, aber es gibt nur einen Chara, der diesen Eigennamen auch wirklich immer benutzt. Die anderen sagen alle einfach die Schattenwelt. Das ist ein bisschen wie Voldemort bei Harry Potter, wobei es bei mir eher ein Ausdruck des hohen Bildungsniveaus des Chara ist, dass er den Eigennamen verwendet.

Ich finde es dann schwierig, wenn man sehr viele Orte hat und deshalb sehr viele Begrifflichkeiten für jeweils dieselbe Sache vorkommen. Das würde mich als Leser ärgern. Ich möchte beim Lesen nicht ständig darüber nachdenken müssen, ob ich jetzt weiß, über welchen Ort oder welche Sache gerade gesprochen wird. Im Urlaub habe ich die Bücher von Peter v. Brett gelesen. Im zweiten Teil werden darin eine Menge neuer Begriffe eingeführt, und ich habe recht lange gebraucht, um die Begriffe auseinanderzubekommen, obwohl sie relativ schlüssig aufgebaut waren.

Insgesamt denke ich deshalb, in Maßen ist das alles in Ordnung, aber wenn es zu viel wird, dann nervt's. Leider ist für jeden einzelnen etwas anderes "zu viel" oder eben nicht.

VG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Valaé

*schmunzel* Ja, an Dune und HdR habe ich auch gerade gedacht. Ich bin gerade sehr überrascht wie viele hier vor einer Überforderung des Lesers warnen - mir ist irgendwie noch nie ein Buch untergekommen, das mich diesbezüglich überfordert hätte. Auch warum man einen Leser mit fremdartigen Worten verwirren sollte erschließt sich mir persönlich nicht - ich sage absichtlich persönlich, weil ich weiß, dass es da sehr vielen anders geht und ich einfach bei mir abgespeichert habe, dass es so ist und dass es Dinge gibt, die mich nicht verwirren, andere aber schon.
Wenn ich an all die Geschichten denke, die in irgendeiner Weise fremdsprachige Wörter benutzen ohne das es mich ansatzweise stört (neustes populäres Beispiel: Game of Thrones, wo ja auch regelmäßig Wörter aus verschiedenen Landen vorkommen, zugebenermaßen hauptsächlich Eigennamen und Titelbezeichnungen, aber ja auch nicht nur) dann fällt mir auf, dass sie alle eines gemeinsam haben: Sie hängen kein Wörterbuch hinten dran - weil sie keines brauchen. Und trotzdem stecken sie voller fremdländischer Bezeichnungen. Sie nutzen sie nur auf eine Art, das immer klar ist, was oder wer gemeint ist und wenn einmal nicht, folgt die Übersetzung auf dem Fuße. Niemand brauchte ein Elbischwörterbuch, um zu wissen das Melon Freund heißt, Lembas ein spezielles Elbenbrot ist und Athelas das Königskraut bezeichnet - und kaum jemand wird vergessen haben, was die Bedeutung von "Khal" ist. Warum? Weil es einfach gut gemacht ist. Sehr gut eingebunden, sehr gut umgesetzt. Wenn man als Autor nicht erwartet, ein Fremdwort einzuführen, seitenlang nicht zu benutzen und eine halbe Ewigkeit später darauf zurückgreifen zu können, wie es leider auch sehr viele tun oder sich dieser Unsitte anschließt, ein Wörterbuch hintendran zu hängen um dann bei schlechtem Umgang mit der Sprache sagen zu können: Schaut doch hinten nach, wenn ihr es nicht wisst! - sondern einfach natürlich und behutsam mit der Sprache umgeht, dann ist es glaube ich sehr gut möglich, sie so einzubauen, dass sie weder jemanden stört noch jemanden überfordert.

Lebendiger Sprachgebrauch ist hierbei wichtig. Ich stimme zu, dass eine fremde Rasse wenn sie sich mit einem Menschen unterhält, wohl nicht den Namen Drache durch sein eigenes Wort ersetzen sollte - wie schon gesagt wurde, das tun wir bei fremden Sprachen auch nicht. Wohl aber kann die fremde Rasse bei einem überraschenden Drachenangriff "Zhrasal!" schreien - mir wäre kaum jemand bekannt, der nicht automatisch beim Fluchen, Schreien, Klagen etc. in seine Muttersprache zurückfällt. Hier kann man wunderbar Atmosphäre einbringen. Ich denke, man sollte eifnach bedenken, wie wir Fremdsprachen sprechen - gerade Ortsnamen sind uns nicht immer in ihrer Aussprache oder genauen Bildung in der anderen Sprache bekannt. Wenn wir sie kennen, nutzen wir sie. Wenn nicht, wird der eigene Name genutzt, meist fragend, in der Hoffnung, der andere wird einen schon verstehen. Ebenso wäre es normal, wenn der ein oder andere Drain mal um Worte ringt, eigensprachige Flüche einwirft etc. Klar ist auch hier Mäßigung gefragt, man sollte eben nicht damit um sich werfen. Auch hier denke man an die genannten Beispiele und frage sich, wie oft ein fremdsprachiges Wort vorkommt - es ist nicht sehr oft.
Aber tendenziell darauf verzichten würde ich nicht - es nimmt für mich der Welt sehr, sehr viel Lebendigkeit. Wenn ich mehrere Rassen habe, aber es schimmert nirgendwo eine zweite Sprache durch, dann macht mich das misstrauisch und ich bekomme auch weniger Gespür für die fremde Kultur. Eine Sprache sagt auch immer viel über das Volk aus, das sie spricht und sie schafft sehr viel Atmosphäre. Wenn sie fehlt, habe ich das Gefühl, das Volk wird mir künstlich vorenthalten. Für mich spielt es daher absolut keine Rolle, ob diese Worte plotwichtig sind oder nicht und ich denke auch nicht, dass überhaupt jemand eine fremde Sprache benutzt, um damit zu zeigen das unterschiedliche Sprachen gesprochen werden (dafür gibt es absolut bedeutend einfachere und schönere Wege) aber eine Sprache charakterisiert das Volk, dass sie spricht. Allein schon die Frage, welche Worte nicht übersetzt werden - es sind meistens diejenigen, die eine besondere, nicht übersetzbare Bedeutung haben und daher für dieses Volk eine große Rolle spielen (wenn also beispielsweise das Wort Zhrasal für die Drain mehr ist, als das Wort Drache der Menschen beinhaltet, könnte es für einen Drain ein Problem sein, das Wort "Drache" zu verwenden, weil er damit bspw. ein verehrtes Lebewesen beleidigen würde - dann würde ich das Wort ersetzen, es aber auch erklären). Sprache ist damit ein sehr subtiles Mittel, um viel über ein Volk zu vermitteln. Aber weil es ein subtiles Mittel ist, darf es auch nur subtil eingesetzt werden sonst fühlen sich Leser schnell erschlagen.

Nebeldiener

#11
Zitat von: Valaé am 06. Januar 2015, 18:03:34
Ich bin gerade sehr überrascht wie viele hier vor einer Überforderung des Lesers warnen - mir ist irgendwie noch nie ein Buch untergekommen, das mich diesbezüglich überfordert hätte.

So wie ich es verstanden habe, spielt die Geschichte in der Welt der Drain. Sie will es nun so machen, dass für Stadt A die Drain einen Namen haben und die Menschen ihren eigenen. Also wäre zum Beispiel Hannover und Shanghai die gleiche Stadt. Wenn ich es richtig verstanden habe, will sie es mit jeder einzelnen Stadt so machen.
Sicher, kommt es einmal vor ist es in Ordnung, wenn ich aber einen Roman lese, gehe ich nicht davon aus Wörter büffeln zu müssen. Es würde also meinen Lese-Spass mindern und mich sozusagen überfordern.
Ich bin nicht überfordert, wenn dieses Wort gleich erklärt wird und nicht mehr vorkommt, oder nur etwa zwei oder drei Worte in der Fantasy-Sprache verwendet werden.

Hat ein Fantasy-Volk etwas, was wir Menschen nicht haben (Tier, Pflanze, Essen), finde ich es gut, wenn man dafür ein eigenes Wort erfindet. Mir persönlich gefällt es nur nicht, wenn Worte in einer Fantasy-Sprache geschrieben werden, obwohl es ein normales deutsches Wort dafür gibt.

Ist dein Protagonist ein Mensch und trifft auf ein anders Volk und du willst deutlich machen, dass der Protagonist nichts versteht, gibt es meiner Meinung nach zwei Möglichkeiten:
1) Tom lauschte. "Hduni lulu dumuni habadi halaluna hadaba." Sein Gehirn vermochte nicht, Worte zu diesen Lauten zu finden.
2) Tom lauschte, konnte aber keine Worte zu diesen fremden Lauten finden.

Dann gibt es auch noch das Problem, dass ein Wort häufig anders ausgesprochen wird, als es geschrieben wird. Es ist also sehr schwierig dem Leser die Sprache richtig rüberzubringen, ausser man macht ein "Dhunay" (ausgesprochen wie Dune).
Als Beispiel dieser irische Name: Sadhbh

Kurz gefasst: Ich habe nicht gegen eine andere Sprache, wenn es wirklich nicht anders geht (Objekt, welches in unseres Welt nicht existiert, Zauberspruch, ...). Sonst bin ich dagegen, weil es dann für mich schnell einen Scharm von "Monster Blood Tattoo" bekommt, wo der Protagonist Kleider kauft und dabei erklärt wird, wie die Kleider in dieser Welt produziert wurden.

Dämmerungshexe

Ich glaube inzwischen, dass die meisten hier Recht haben und es etwas umständlich und der Geschichte nicht zuträglich wäre auf diese Art vorzugehen. Ich denke ich werde die entsprechenden Drain-Begriffe wirklich nur dann zu verwenden, wenn zwei Drain sich in ihrer Sprache unterhalten.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Trippelschritt

Ich bin gerade über dieses Thema hier gestolpert, das für meine Vorstellungen etwas zu früh abgebrochen wurde. In einem etwas weiteren Rahmen bieten Namen einem Autor wunderbare Möglichkeiten, die von Plotverschnörkelungen bis zu Atmosphäre reichen können.

Wenn man es schafft, eine Welt stimmungsvoll einzuführen, wie die Großmeisterin Ursula LeGuin es schafft in Magier der Erdsee, dann gehören verschiedene Sprachen und verschiedene Bezeichnungen für ein und diesselbe Insel (oder sonst was) einfach dazu. Das ist ber nur kurz und nicht mehr als ein Nebensatz.
Am anderen Ende der Skala steht etwas, das ich einmal versucht habe, und einige Leser sehr interessant, andere chaotisch fanden, weil es wirklich gegen die Lesegewohnheiten ging. Mein Prota suchte im ganzen ersten Band der Trilogie und auch im zweiten nach einen Magier mit Namen Perdis, was in älteren Sprachen so viel wie Sprachrohr des Schicksals bedeutete. Nur um zu erfahren, dass das sein Name war und dieser Name auf den Pergamenten nur bedeutete, dass er sie sich unbedingt ansehen sollte. Wer konnte schon ahnen, dass er seinen namen vergaß. Das Schicksal gab ihm aber den Namen Nill und im dritten Band übernimmt eine andere Figur den Namen Perdis. Ein Nebenplot ind er ganzen Geschichte, aber gewöhnunngsbedürftig.
Ich mag unterschiedliche Namen aber auch, wnn sie aus unterschiedlichen Zeiten stammen. Auch hier ist es in erster Linie Atmosphäre, aber man hat als Autor die Möglichkeit mit diesen klenen Tricks Verbindungen oder Brücken von einer Aera zu einer anderen zu basteln.
Für mich gehören Spielereien mit Namen in den Handwerkskasten eines Fantasyautors. Ist aber nicht viel mehr als das: Spielerei.

Liebe Grüße
Trippelschritt