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Vergleiche

Begonnen von Schelmin, 26. Mai 2006, 18:59:33

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Schelmin

Hi!
Sagt  mal, geht euch das auch auf die Nerven? Fast auf jedem Fantasybuch findet man Hinweise dieser Art:

"Fans von Terry Pratchett und Douglas Adams werden dieses Buch lieben!"
"für alle Fans von Douglas Adams, Monty Python und Christopher Moore"
oder ganz abgedreht: "wenn es einer verdient hat, im Himmel neben Tolkien zu sitzen, dann (...)"
Also spätentens beim 20. Buch verliert die Sache an Glaubwürdigkeit. Inzwischen sind diese Vergleiche ja Standard, aber höchstens in der Hälfte aller Fälle gerechtfertigt. Das nervt. Manchmal wäre ein gut geschriebener Klappentext ausreichend, solche Vergleich sind einfach unnötig. Sie ehren auch keinen Autoren mehr, weil es einfach werbetechnisch so dahingesagt wird, und das viel zu oft. Kann man nicht einfach das Genre draufschreiben? Oder wenigstens die genannten Berühmtheiten mal ein bißchen abwechseln, so daß sie wirklich passen? Muß das eine codierte Sprache sein(Monty Python/Pratchett=komisch)? Ich weiß ja wirklich nicht.

Schelmin


Naira

Geht mir genauso!
Erstmal nervt es schon, wenn auf dem Buchrücken nur wohlmeindende Zitate aus irgendwelchen Zeitungen oder anderen Rezensionen stehen, sowas wie "XY hat ein ebenso unterhaltsames wie tiefgründiges und bewegendes Buch geschaffen".
Dann weiß ich zwar, das irgendein Redakteur der Süddeutschen allgemeinen Zeitung der Meinung ist, das Buch sei absolut toll und lesenswert (was im Grunde uninteressant ist, weil niemand etwas schlechtes auf ein Buch drucken würde), aber nicht, worum es im Buch eigentlich geht.

Mit den ewigen Vergleichen ist es noch blöder. Eigentlich ist Vergleichbarkeit für ein Buch doch garkein Kompliement, weil jeder Autor etwas Eigenes, möglichst Einzigartiges schreiben will und nicht "so ähnlich wie Tolkien".
Wenn die Bücher dann wirklich gut sind, kann man sie auch nichtmehr vergleichen, weil sie dafür eben anders und nicht an ein älteres Buch angelehnt sein müssen.

Wenn man es natürlich schafft, selber als Maßstab auf einem anderen Buch zu stehen, hat man es zu den Klassikern geschafft und kann sich geehrt fühlen - je nachdem, was das für ein Buch ist  ;D ;)


Silvia

#2
Manchmal sind solche Vergleiche auch der Grund, warum ich einige Bücher gar nicht erst aufklappe. Wenn ich nämlich den ehrenwerten Autor, dem das Werk so ähneln soll, gar nicht leiden kann, dann würdige ich den Inhalt höchstwahrscheinlich keines Blickes und verpasse womöglich einen Lesegenuß, weil das Marketing mal wieder übertrieben hat oder am Ziel vorbeigeschossen ist. ;)
Zumindest bei Tolkien-Vergleichen werde ich immer skeptisch, weil ich seinen Stil viel zu trocken fand und die Bücher nie zu Ende gelesen habe.
Andererseits kenn ich das inzwischen ja auch als Marketingmasche und versuche, es zu ignorieren.

Ein ordentlicher Klappentext, der mir einen Einblick in den Inhalt des Buches gewährt und mich neugierig auf mehr macht, ist mir immer noch am liebsten.

Und ziemlich nervig finde ich es auch, wenn statt einer Inhaltsangabe 3-5 Zitate von irgendwelchen (bekannten) Leuten draufstehen, die einem damit suggerieren wollen, wie toll sie das Buch fanden und daß man es UNBEDINGT lesen muß. Nur wieso ich es unbedingt lesen muss, weiß ich dann immer noch nicht.
:nöö:

Maja

Eine Zeitlang in den Neunzigern hatte ich auch das Gefühl, daß Verlage den Slogan "Von Marion Zimmer Bradley empfohlen" im Dutzend einkauften. Und daß der dann größer als der Name des Autors auf dem Titel stand... Das hat mich auch genervt.
Andererseits habe ich meinen ersten Pratchett (1993) gelesen, weil er als der "Douglas Adams der Fantasy" bezeichnet wurde...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kalderon

In der Tat: diese Zitate sind eigentlich völlig wertlos, dienen sie doch nur dazu dem Leser in den eigenen Mund zu propagieren.  :hatschi:
Besonders wertlos sind Vergleiche mit Tolkien, da diese bei Fantasie immer dann eingesetzt werden, wenn in dem Buch Elfen, Zwerge und Orks vorkommen.
Das einzige, das ein Buch eventuell hervorheben würde, wäre, wenn es von einem anderen großen Autor gelobt werden würde, beispielsweise:
"Noch nie hatte ich solche Angst" - Steven King
Oder Sprüche wie:
"Besser als Tolkien" (Betonung liegt auf besser!)
Allerdings animiert einen das auch nicht besonders zum Kauf des Buches, wenn der Spruch statt einer kurzen Beschreibung daherkommt und man keine Ahnung hat, worum es überhaupt geht.

Ich persönlich halte aber ab und zu etwas davon, wenn jemand den Literaturnobelpreis bekommen hat. Habe aber noch kein Buch von einem Preisträger gelesen - hat wohl dann auch nicht gefruchtet die Kaufstrategie.  :rofl:

AZI

Moin Moin

Der Trend zu Zitat und Vergleich ist mir auch schon aufgefallen, Bücher die vom Cover und Titel her ansprechend waren, waren auf der Rückseite vielfach mit sowas verhunzt.

Ich kaufe kein Buch das keinen ordentlichen Klappentext mit ein wenig Inhaltsangabe hat. Solch ein Zitaten und Vergleichwahn ist für mich ein absolutes Negativ Kriterium.

Zu Vergleichen mit Tolkien:
Hab ich noch nie gesehen, aber das könnte auch daran liegen, das ich zu offensichtliche Fantasy bei denen Orks Zwerge und Elben schon im Titel oder Cover vorkommen allgemein nicht kaufe. Diese Bücher sind meist von der Aufmachung ziemlich kitchig und Bilderbuchhaft.
Da Lob ich mir den guten alten Tolkien, auf den Ring Büchern ist nur dezent eine Anspielung Schwarz auf günem Grund, nix verspieltes und selbst der kleine Hobbit der mehr für Kinder in Szene gesetzt wird, bleibt es bei einem dezenten Cover , zumindest in der Ausgabe die ich habe. (Das bringt mich auf den Gedanken, das ich ruhig ma wieder das Silmarillion lesen könnte ;) )

Bis denne
AZI

Arielen

Mich haben die Vergleiche auch nie gelockt sondern auch nur genervt, voi allem seit ich gelesen habe, wie die entstanden sind. Teilweise kennen die Autoren gar nicht die Bücher zu denen sie was sagen, bzw. die aussagen gehören eher zu anderen Büchern des Autoren. Nur selten kann man davon ausgehen, daß sie es so meinen - es ist ja auch werbung für die Kommentatoren, die entsprechend dafür belohnt werden, oder glaubt ihr, das Lobgehudel ist kostenlos?

Ich schaue mir das Buch auch genauer an und suche innen nach der Inhaltsangabe, und lasse die Sachen eher stehen, wenn die genau so dürftig ist.

Die Vergleiche schrecken mich teilweise auch eher ab, wenn ich schon was lese in denen die Worte Tolkien und Shannara drin stehen dann lasse ich die Finger davon, denn die x-te Nachahmung des HdR muss ich mir dann auch nicht antun, auch nicht mehr die x-te Variante des Artus-Mythos.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Laus

Ein gutes Buch braucht solche Dinge nicht. Bei mir macht sich da gleich der Hintergedanke breit:
Aha, dieses Buch benötigt Schützenhilfe, sonst wird es nicht gekauft. ODER Der Verlag hat sich übernommen oder verkalkuliert.
Das sind dann immer die Gedanken, die mir explosionsartig durch den Kopf schießen. Und ich muss zugeben, ich greife selten zu solch einem Buch. Mag sein, dass ich da einige gute Bücher dadurch nicht gelesen habe, aber bevor ich ein Buch kaufe, muss es mich 100%ig ansprechen, in allem.

LG
Laus

Steffi

Ich hasse nichts mehr, als wenn der Klappentext fehlt und man nur Zitate aus Zeitungen etc. hat. Obwohl man an den Quellen der Zitate schon ungefähr die Qualität des Buches erkennen kann - wenn nur was aus "Brigitte" oder wie diese Frauenzeitschriften heißen da steht bedeutet es wohl, dass die "wirklichen" Feuilletons nicht so begeistert waren ;)  Zum Glück gibt es dann ja wenigstens oft im Buch selber noch eine Inhaltsangabe. Und Reinlesen darf man in Bücherläden ja auch.

Vergleiche nerven mich auch. Was wissen die denn, warum ich Tolkien mag? Ich mag ihn vor allem, weil er so viel Sprachgeschichte eingebaut und so nett bei anderen Mythologien geklaut hat. Ich mag die Arbeit, die dahinter steckt. Die Vergleiche "Genau wie Tolkien" beziehen sich doch bloß (wie hier schon gesagt wurde) darauf, dass Halblinge, Orks und Elben drin vorkommen. Und deswegen lese ich Fantasy ja nicht ;)
Sic parvis magna

Zealot

vor allem ist es bei vergleichen ja auch so, dass nur die guten zitiert werden.
Das sieht man ja auch besonders bei Kinofilmen.
Die Gesamtkritik kann total vernichtend gewesen sein, aber sobald in einem Nebensatz auch nur ein mini Lob auftaucht, wird das sofort aufgebauscht als wäre es die Kernaussage der gesamten Kritik gewesen.

Ich richte mich bei Büchern auch lieber nach dem Klappentext, speziell weil ih die meisten Werke der Autoren die da zum Vergleich herangezogen werden gar nicht kenne.

Arielen

Zitat von: Zealot am 27. Mai 2006, 13:23:10
Ich richte mich bei Büchern auch lieber nach dem Klappentext, speziell weil ih die meisten Werke der Autoren die da zum Vergleich herangezogen werden gar nicht kenne.

Das kommt noch dazu, bei dem Bruchteil an Romanen, die hier übersetzt werden. Das einzige, was meiner Meinung nach etwas an den "Vergleichen" erkennbar ist, ist die ungefähre Ziellgruppe. Die Tolkien-Vergleiche meinen wahrscheinlich eher: "Eh, hier sind Elfen, Zwerge und Orks drinn, und die Handlung ist schön episch wie in den FILMEN"  :pfanne:
Werden die Nebel von Avalon oder Diana L. Paxson erwähnt heißt das für mich "das ist ein verkappter historischer Liebesroman mit ein bißchen Esoterikblala". :d'oh:

Sprich ich sollte es lieber liegen lassen...  :hand:
Alles liegt im Auge des Betrachters

Moni

Zitat von: Maja am 26. Mai 2006, 23:30:01
Eine Zeitlang in den Neunzigern hatte ich auch das Gefühl, daß Verlage den Slogan "Von Marion Zimmer Bradley empfohlen" im Dutzend einkauften. Und daß der dann größer als der Name des Autors auf dem Titel stand... Das hat mich auch genervt.

Besonders peinlich wurde es, als ein Fantasyroman, der erst nach Marion Zimmer Bradleys Tod veröffentlicht wurde (in Englisch und ich glaub fast 2 Jahre zu spät...) , mit dem Slogan drauf rauskam... ich weiß leider nicht mehr, welcher Titel es war, aber das fand ich schon ziemlich abgeschmackt.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Feuertraum

Ehrlich gesagt stören mich die Vergleiche herzlich wenig, waren sie für mich doch noch nie ein Grund, ein Buch zu kaufen oder es abzulehnen.
Was ich persönlich jetzt aber ein wenig schade finde, ist, das sich manche Menschen aufgrund dieser Hinweise ein Vorurteil bilden.
Ein kleines bißchen erinnert mich das an die Argumentation: Das Buch ist gut, weil es von dem Autoren ist, und das Buch ist schlecht, weil es nicht von diesem Autoren ist. Und damit Ende der Debatte!!

Ich für meine Person wäre jedenfalls ziemlich frustriert, wenn eine Zeitung über ein Buch von mir schreibt: Vergleichbar mit...und daraufhin wird es von Leuten abgelehnt, nur weil sie sich ein Vorurteil erlauben.  :(

LG

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Astrid

Zitat von: Silvia am 26. Mai 2006, 21:39:50
Und ziemlich nervig finde ich es auch, wenn statt einer Inhaltsangabe 3-5 Zitate von irgendwelchen (bekannten) Leuten draufstehen, die einem damit suggerieren wollen, wie toll sie das Buch fanden und daß man es UNBEDINGT lesen muß. Nur wieso ich es unbedingt lesen muss, weiß ich dann immer noch nicht.
Das ist eine Werbestrategie, die sogar einen Fachbegriff hat (den habe ich vor 15 Jahren mal gelernt und sofort wieder vergessen. "VIP-Werbung"?). Die Werbefuzzis setzen halt alles gleich - wenn im Fernsehen irgendeine bekannte Nase ins Bild gehalten wird, verkauft sich das Produkt angeblich besser. Ich weiß ja nicht, ob Fernsehgucker auf so etwas heute noch hereinfallen, aber Bücherleser sollten schon etwas differenzierter auswählen. Tun sie aber wahrscheinlich nicht, und wir hier sind mal wieder die Ausnahme.

Wußtet ihr übrigens, daß nur 20 Prozent der Deutschen ÜBERHAUPT lesen? Ich bin am Boden zerstört.

Geli

 :)

wie sagte schon mein alter Buchhändler-Fachklassenlehrer:
"Der Trend zum Zweitbuch nimmt zu."

statistisch besaß vor 30 Jahren jeder Haushalt 1,2 Bücher.