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Ganz neue Verlage finden

Begonnen von Kaius, 07. August 2011, 22:12:43

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Tintenweberin

#15
Zitat von: Schommes am 11. August 2011, 09:38:44
Nur meine anderthalb Notgroschen  ;)
Danke, Schommes. Auch für die Erinnerung daran, dass das Alter keine Rolle spielt, wenn es um diverse Torheiten geht ...   ;D

Von den DKZ-Warnungen fühle ich mich nicht angesprochen. Ich weiß ja, dass wir unsere Autoren nicht zur Kasse bitten (wenn sie nicht zufällig auch Mit-Verleger sind) und ich weiß auch, dass eine erfahrene Lektorin hinter jeder einzelnen Veröffentlichung steht.

Wovon ich mich angesprochen (oder eigentlich sogar angepieselt) fühle, ist der Rundumversorgungsanspruch, dem ich in etlichen Gesprächen mit jungen Autoren fassungslos gegenüber stand und den ich auch hier immer wieder zwischen den Zeilen zu entdecken glaube. (Wenn ich mich getäuscht haben sollte, bitte ich hiermit um Verzeihung.)

Die junge Leute schreiben heute wirklich besser als wir es damals konnten, sie tauschen sich auf hohem Niveau über ihre Arbeiten aus, aber mir fehlt der Pioniergeist. Ich vermisse den Mut, ungewöhnliche Wege zu beschreiten und die Bereitschaft, sehr viel Arbeit im schlimmsten Fall in den Sand gesetzt zu haben. Wenn Nachwuchsautoren den Biss hätten, etwas Geld in ein vernünftiges Lektorat zu stecken, etwas mehr Geld in eine ordentlich gemachte Kleinauflage zu investieren und damit Klinken putzen zu gehen, hätten DKZ-Verlage doch gar keine Chance. Und wenn sie sich mit ihren handgestrickten Büchern zu einem "Genossenschaftsverlag" zusammentun würden, um sich gegenseitig mitzuvermarkten, würden sie auch ihr Publikum erreichen.

Wenn Sean Connery nicht schon in jungen Jahren ein Abenteurer gewesen wäre, säße er heute vermutlich als Sozialhilfeempfänger in einer heruntergekommenen Klitsche in Edinburgh (vergl.: Sean Connery; Mein Schottland, mein Leben). Und wenn Rei Suli (der Berberfürst in dem Film "Der Wind und der Löwe") mit neunzehn ein Weichei gewesen wäre, hätte er die Zeit seiner Verbannung nicht überlebt ...   ;)

zDatze

ZitatWenn Nachwuchsautoren den Biss hätten, etwas Geld in ein vernünftiges Lektorat zu stecken, etwas mehr Geld in eine ordentlich gemachte Kleinauflage zu investieren und damit Klinken putzen zu gehen, hätten DKZ-Verlage doch gar keine Chance.
Hm, dann gehöre ich wohl auch zu diesen eher lahmen Nachwuchsautoren, denn ich sehe keinen Grund selber Geld in ein Lektorat zu stecken, damit der Verlag es später dann durchwinken kann. Entweder ich verstehe dich falsch, aber das klingt wirklich so als würdest du etwas von den Finanzen auf den Autor abwälzen wollen - und das ist etwas, das für mich unter DKZ fällt und nicht in Frage käme.

Etwas Anderes wäre es für mich, wenn ich mich selbst entschließe mich an einen Profi zu wenden, weil ich dazulernen möchte und sonst keinen anderen Weg sehe. Aber ich würde damit definitiv keinem (Klein-)Verlag das Lektorat abnehmen.

Mulle

#17
Tintenweberin, ich finde es relativ einfach:
Wenn ein Kleinverleger hingeht und sagt: "Wir machen erst mal 100 Stück, denn mehr können wir vermutlich eh nicht verkaufen" ist das ehrlich und der Autor kann sich darauf einstellen, mitmachen oder eben nicht. Alles bestens.
Nun ist es allerdings so, dass die wenigsten neuen Verlage das so zugeben. Nein, meist glauben sie selbst an ganz andere Zahlen. Das darf man ihnen nicht vorwerfen, sie glauben eben fest daran, dass sie pro organisierter Lesung 10 Exemplare verkaufen können, oder pro ausgegebenem Rezi-Exemplar 20 Stück verkauft bekommen, und sie glauben auch fest daran, dass der Autor mit etwas Kontakten und einer hübschen HP den Rest an Werbung schafft, um auf 1000 verkaufter Bücher zu gelangen.
Und wenn auf diese Erwartungen dann ein Endergebnis von 30 Büchern kommt, von denen 15 unbezahlte Werbeexemplare sind und 10 von Familie und Freunden des Autors gekauft wurden, dann kann das soweit enttäuschen und frustrieren, dass der Trieb, weiterzumachen, einen enormen Knick bekommt.

Natürlich kann man es trotzdem riskieren. Aber man sollte es vorher richtig einschätzen.
Dazu gehört auch, zu wissen, dass man als 0815-Autor (der nicht zufällig eine Rockband oder einen Promi im Freundeskreis hat) im Kleinverlag so gut wie keine effektive Werbung machen kann. "Ach, die Werbung mach ich selbst, ich les dann da und da und da ..." wird oft gedacht. In der Realität sieht es dann gerne so aus, dass die Buchhändler dich hinauskomplimentieren ("Danke, den verlag kennen wir nicht, kein Interesse"), zur Lesung niemand außer deinen Freunden kommt, oder im besten Fall 5 Bücher verkauft werden.
Die Online-Foren, in denen man werben möchte, trinken Caipirinha und die HP bekommt 10 Klicks.

ZitatWenn Nachwuchsautoren den Biss hätten, etwas Geld in ein vernünftiges Lektorat zu stecken, etwas mehr Geld in eine ordentlich gemachte Kleinauflage zu investieren und damit Klinken putzen zu gehen, hätten DKZ-Verlage doch gar keine Chance.

Das verstehe ich jetzt gar nicht.
Was meinst du damit?
Und kannst du dir vorstellen, was ein "vernünftig gemachtes" Lektorat kostet?  :dollars: Ich meine nicht die belesene Freundin, die sagt, wie sie es findet; und auch nicht die Studentin, die für 50€ schwarz 90% Tippfehler rausmacht. Ich rede von einem Lektor/ Lektorin, die das MS inhaltlich und stilistisch auf Schwachstellen untersucht. Die nehmen außerhalb der Verträge mit Verlagen mal gut und gerne 40-55€ pro Stunde (siehe Verband freier Lektorinnen und Lektoren), was selbst bei einem nahezu druckreifen MS von 300 Normseiten auf mehrere hundert Euro kommt.
Und eine Garantie, nicht an jemanden zu geraten, der dir bloß sehr teuren Honig ums Maul schmiert, damit du mit dem nächsten MS wieder zu ihm kommst, hast du auch nicht. (Vorsicht ist da angebracht: Wer mit einem DKZV scheitert, versucht es nicht selten mit Autorencouching oder Lektoratsangeboten - viele Namen tauchen immer wieder auf.)


Sven

Zitat von: Tintenweberin am 11. August 2011, 10:13:21
Wenn Nachwuchsautoren den Biss hätten, etwas Geld in ein vernünftiges Lektorat zu stecken, etwas mehr Geld in eine ordentlich gemachte Kleinauflage zu investieren und damit Klinken putzen zu gehen, hätten DKZ-Verlage doch gar keine Chance.

Der Autor zahlt NIE! Weder der Nachwuchsautor, noch der etablierte. Der Autor investiert ZEIT und ARBEIT in ein Projekt, dass er verkaufen will. Der Verlag, egal, ob Groß- oder Kleinverlag, kauft ihm die Druckrechte ab. So soll es laufen und nicht anders. Wenn der Kleinverlag glaubt, keine Bücher verkaufen zu können, dann verlegt er sie nicht. Ganz einfach.
Ich finde es immer wieder erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit Kosten oder Risiken auf die Autoren abgewälzt werden.
Der Verlag steckt Geld in ein vernünftiges Lektorat, der Verlag investiert in eine ordentlich gemachte Kleinauflage, der Verlag geht klinkenputzen. Würde das  der Autor machen, bräuchte er keinen Verlag  ;) Dann bräuchte er nur eine Druckerei.
Beste Grüße,
Sven

Rigalad

#19
Zitat von: Tintenweberin am 11. August 2011, 10:13:21
Die junge Leute schreiben heute wirklich besser als wir es damals konnten, sie tauschen sich auf hohem Niveau über ihre Arbeiten aus, aber mir fehlt der Pioniergeist. Ich vermisse den Mut, ungewöhnliche Wege zu beschreiten und die Bereitschaft, sehr viel Arbeit im schlimmsten Fall in den Sand gesetzt zu haben. Wenn Nachwuchsautoren den Biss hätten, etwas Geld in ein vernünftiges Lektorat zu stecken, etwas mehr Geld in eine ordentlich gemachte Kleinauflage zu investieren und damit Klinken putzen zu gehen, hätten DKZ-Verlage doch gar keine Chance.

Ich glaube, es liegt nicht an den jungen Leuten, dass neue Wege nicht beschritten werden. Es gibt genug ungewöhnliche Ideen. Aber die einzelnen Genre sind nun mal oft recht eingefahren und man muss sich vielen Trends unterordnen. Ich erlebe es selbst gerade, dass ich in Agentur- und Verlagswelt mit ungewöhnlichen Dingen immer wieder gegen Wände laufe.
Wenn einem jungen Menschen keine Chance gegeben wird, dann kann er auch nichts dafür.
Und dann kann man von ihm auch nicht verlangen, dass er selbst viel Geld darin investiert, das Buch lektorieren zu lassen und selbst irgendwie zu vermarkten, denn die Kosten kriegt er im Leben nicht wieder rein. So eine Bandbreite an Werbung kann man gar nicht leisten.
Außerdem ist es letztlich ganz einfach: Der Autor schreibt, was um Himmels Willen schon die meiste Arbeit mit sich zieht, und der Verlag kümmert sich um den Rest. Denn wozu braucht man ihn sonst noch? Dann kann man auch direkt zu Book on Demand gehen. Kommt aufs selbe raus, ist aber noch günstiger als das Skript durch ein mehr oder weniger professionelles Lektorat zu jagen.

Tintenweberin

Zitat von: zDatze am 11. August 2011, 10:44:26
Entweder ich verstehe dich falsch, aber das klingt wirklich so als würdest du etwas von den Finanzen auf den Autor abwälzen wollen - und das ist etwas, das für mich unter DKZ fällt und nicht in Frage käme.
Bei uns zahlt ein Autor NICHTS für das Lektorat und NICHTS für die Druckkosten. Es sei denn, es ist unsere Stammautorin, die außerdem auch die Verlegerin, die Werbeabteilungsleiterin und die Vertriebsleiterin spielt (I, myself an me).

Franziska

ich sehe das genauso wie Rigalad und Sven. Ein Autor sollte kein Geld für ein Lektorat bezahlen. Was hätte man am Ende davon? Vielleicht hat man ganz viel Zeit und versucht das Buch selbst zu vermarkten, aber erstens habe ich diese Zeit nicht, zweitens wäre es mir ehrlich gesagt den Aufwand nicht wert. Natürlich muss man sich bewusst sein, dass wenn man in einem kleinen Verlag veröffentlicht auch als Autor Werbung machen sollte, wie Lesungen etc.
Aber warum sollte man das Risiko mit einem ganz neuen Verlag eingehen? Ja, es gibt vielleicht Ausnahmen, wo es gutgeht, aber ich glaube, viele haben einfach schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Ein Buch zu veröffentlichen ist zwar irgendwie ein Glücksspiel, aber für mich würde das Risiko zu weit gehen, wenn ich nichtmal weiß, ob der Verlag überlebt und das Buch wirklich erscheint. Dann kann man sich schon mal darauf einstellen, dass man ewig warten muss, bis man die Rechte zurückbekommt, etc.
Anders würde ich das bei einem wirklich etabliertem Kleinverlag sehen. Dann weiß man vorher genau, worauf man sich einlässt und was man bekommt. Das kann dann jeder selbst entscheiden, ob sich das für einen lohnt, oder ob man mit einer Internet-Veröffentlichung nicht vielleicht mehr Leser erreicht.

Tintenweberin

#22
Zitat von: Mulle am 11. August 2011, 10:55:33
Wenn ein Kleinverleger hingeht und sagt: "Wir machen erst mal 100 Stück, denn mehr können wir vermutlich eh nicht verkaufen" ist das ehrlich und der Autor kann sich darauf einstellen, mitmachen oder eben nicht. Alles bestens.
Wenn dir ein Kleinverlag sagt, dass er erst mal 100 Bücher machen lässt, dann lauf, so schnell du kannst. Die Bücher kannst du nämlich billiger selbst machen.

Wir wollten ursprünglich mit einer 500er Auflage starten, aber das hätte sich hinten und vorne nicht gerechnet. Wenn wir mit dem Verkaufspreis in unserem "Marktsegmet" geblieben wären, hätten wir an einem Band fünfzig Cent verdient und wenn wir versucht hätten, unseren Kunden mehr Geld abzuknöpfen, hätte uns keiner mehr etwas abgekauft. Mit einer 1000er Auflage sind wir gut in die erste Runde gegangen und die ersten zweihundert Exemplare sind verkauft.

Für einen Autor, der seine Bücher selbst herausgeben will, lohnt es sich, die (früheren) Copy-Shops in der Umgebung abzuklappern. Die haben inzwischen ganz hervorragende Maschinen und sie sind erheblich billiger als BoD.

Zitat von: Mulle am 11. August 2011, 10:55:33
Und kannst du dir vorstellen, was ein "vernünftig gemachtes" Lektorat kostet?  :dollars: Ich meine nicht die belesene Freundin, die sagt, wie sie es findet; und auch nicht die Studentin, die für 50€ schwarz 90% Tippfehler rausmacht. Ich rede von einem Lektor/ Lektorin, die das MS inhaltlich und stilistisch auf Schwachstellen untersucht. Die nehmen außerhalb der Verträge mit Verlagen mal gut und gerne 40-55€ pro Stunde (siehe Verband freier Lektorinnen und Lektoren), was selbst bei einem nahezu druckreifen MS von 300 Normseiten auf mehrere hundert Euro kommt.
Ja, das kann ich mir vorstellen, ich zahle nämlich (als Verlegerin, nicht als Autorin) jeden Monat ein sorgfältig und gut gemachtes Lektorat. Ein Korrektorat leisten wir uns danach allerdings nicht mehr, denn ich halte es für vertretbarer, unsere Leser mit verirrten Kommata oder fehlgeleiteten Großbuchstaben zu erschrecken, als mit inhaltlichen Patzern oder einem halben Pfund Deutsch für Anfänger.

Pro Normseite liegt der Preis für ein freies Lektorat zwischen 3,50 und 5,00 Euro. Das ist der Grund, warum wir uns dafür entschieden habe, Kurzromane zu machen. Während die Dezemberausgabe gerade von unserer Lektorin gut durchgebraten wird (und Kosten verursacht), kann die Septemberausgabe schon mal wieder ein paar Euronen einspielen ...   ;)


Zitat von: Rigalad am 11. August 2011, 11:43:38
Ich glaube, es liegt nicht an den jungen Leuten, dass neue Wege nicht beschritten werden. Es gibt genug ungewöhnliche Ideen. Aber die einzelnen Genre sind nun mal oft recht eingefahren und man muss sich vielen Trends unterordnen. Ich erlebe es selbst gerade, dass ich in Agentur- und Verlagswelt mit ungewöhnlichen Dingen immer wieder gegen Wände laufe.
Wenn einem jungen Menschen keine Chance gegeben wird, dann kann er auch nichts dafür.
Genau das ist der Grund, der mich dazu bewogen hat, den ersten Schritt in eine ungewöhnliche Richtung zu machen ...   :jau:


Zitat von: Sven am 11. August 2011, 11:17:09
Der Autor zahlt NIE! Weder der Nachwuchsautor, noch der etablierte. Der Autor investiert ZEIT und ARBEIT in ein Projekt, dass er verkaufen will. Der Verlag, egal, ob Groß- oder Kleinverlag, kauft ihm die Druckrechte ab. So soll es laufen und nicht anders. Wenn der Kleinverlag glaubt, keine Bücher verkaufen zu können, dann verlegt er sie nicht. Ganz einfach.
Und wie geht es hinter deinem "Ganz einfach." weiter, wenn du die Menge der verlegten Bücher pro Jahr in Relation zu den (guten) geschriebenen Manuskripten betrachtest?


Zitat von: Franziska am 11. August 2011, 11:59:14
Aber warum sollte man das Risiko mit einem ganz neuen Verlag eingehen?
Das kann ich in der Tat nur den Leuten empfehlen, die dieses komische Glitzern in die Augen kriegen, wenn von Echtwelt-Abenteuern die Rede ist und die gerne ein Wörtchen dabei mitreden, wenn die Frage auftaucht, wohin die Reise geht ...   ;)

Grey

 :wache!:

Hallo Tintenweberin,

sei doch so lieb und beantworte die Kommentare von verschiedenen Leuten - wenn es nicht gerade meterlange Beiträge sind - in einem einzigen Beitrag. Sonst wird der Thread irgendwann elend unübersichtlich. Danke! :)

Tintenweberin

#24
Zitat von: Grey am 11. August 2011, 12:22:58
:wache!:

Hallo Tintenweberin,

sei doch so lieb und beantworte die Kommentare von verschiedenen Leuten - wenn es nicht gerade meterlange Beiträge sind - in einem einzigen Beitrag. Sonst wird der Thread irgendwann elend unübersichtlich. Danke! :)
Okay, mach ich von nun an. Wenn ihr als Admins die Beträge zusammenziehen könnt, dann ist völlig okay, wenn das jemand macht. Ich vermute, ich kann das als User nicht tun ...

Ich konnte es doch. Aber für die Methode hätte ich mir in einem anderen Forum einen Rüffel eingefangen ...   :psssst:

Rika

Das geht jetzt zwar etwas am Thema vorbei, aber ich muß am Rande mal anmerken, daß ich es total interessant finde, in dieser Disussion einen klitzekleinen Einblick in das Kleinverlagswesen zu bekommen. Tintenweberin, das klingt spannend und gut, was ihr macht! Vielen Dank für die geistigen Anstöße, sowie die kleinen Einblicke in deine Erfahrungen! :knuddel:

zDatze

ZitatBei uns zahlt ein Autor NICHTS für das Lektorat und NICHTS für die Druckkosten. Es sei denn, es ist unsere Stammautorin, die außerdem auch die Verlegerin, die Werbeabteilungsleiterin und die Vertriebsleiterin spielt (I, myself an me).
Nun, ich habe mich nicht auf deinen Verlag bezogen, sondern auf deine Aussage, warum die jungen Autoren nicht genug Biss haben, selber Geld zu investieren. Natürlich lässt sich da mehr machen, wenn mehr Geld da ist, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass es nicht vom Autor kommen soll. Ich habe in keinster Weise deinen Verlag ein derartiges Verhalten unterstellen wollen. Ich habe nur auf eine Aussage von dir geantwortet, die mir ein wenig krumm vorkommt.

Mulle

#27
Zitat von: Tintenweberin am 11. August 2011, 12:06:10
Wenn dir ein Kleinverlag sagt, dass er erst mal 100 Bücher machen lässt, dann lauf, so schnell du kannst. Die Bücher kannst du nämlich billiger selbst machen.

Nicht, wenn ich vom Verlag mehr als "drucken" erwarte  ;D wie du im anderen Beitrag ja auch deutlich machst. Aber zum Drucken brauch ich keinen Verlag.

Ich weiß nicht, wie es im Bereich Kurzroman, Novelle, Heftroman aussieht (alles preiswertere Produkte, die eher mal "mitgenommen" werden und daher sicher anders kalkukiert werden müssen), aber ein nagelneuer Klein(st)verlag, der ohne einen ziehenden Namen mit einer Auflage von 1000 ROMANEN an den Start ginge, der braucht ein starkes Werbebudget, extrem gute Kontakte oder ausreichend Lagerkapazitäten sowie gute Nerven.
(Und Autoren, die bei den Worten Verramschung und Makulierung nicht oder nur im Stillen weinen.)

Im Kleinverlag fangen bei 1.000 verkauften Romanen langsam die internen Bestseller an, dass sind die, an denen dann die Großverlage Interesse zeigen, um sie als Lizenz zu erwerben.

Tintenweberin

#28
Zitat von: zDatze am 11. August 2011, 12:31:36
Nun, ich habe mich nicht auf deinen Verlag bezogen, sondern auf deine Aussage, warum die jungen Autoren nicht genug Biss haben, selber Geld zu investieren. 
Kein Problem. Ich wollte damit nur sagen, dass ich eher dazu raten kann, ein Buch selbst zu verlegen als einem DKZ-Verlag das Geld in den Rachen zu werfen.


Zitat von: Mulle am 11. August 2011, 12:37:00
Ich weiß nicht, wie es im Bereich Kurzroman, Novelle, Heftroman aussieht (alles preiswertere Produkte, die eher mal "mitgenommen" werden und daher sicher anders kalkukiert werden müssen) ...
Genau in diesem Bereich treiben wir unser Unwesen. Deswegen sehe ich auch manchmal so mitgenommen aus ...    :snicker:


Zitat von: Rika am 11. August 2011, 12:30:41
Das geht jetzt zwar etwas am Thema vorbei, aber ich muß am Rande mal anmerken, daß ich es total interessant finde, in dieser Disussion einen klitzekleinen Einblick in das Kleinverlagswesen zu bekommen. Tintenweberin, das klingt spannend und gut, was ihr macht! Vielen Dank für die geistigen Anstöße, sowie die kleinen Einblicke in deine Erfahrungen! :knuddel:
Danke für diese Rückmeldung, Rika. Ich weiß (noch) nicht, ob ich hier (schon) Werbung für unsere Homepage machen darf. Aber wen es interessiert, wie "vom Zuschauerraum aus" aussehen, findet unsere "Siegelwelt-Chroniken" ganz bestimmt.

Und jetzt verabschiede ich mich erst mal wieder genauso ot-isch. Denn wenn ich nicht gleich in die echte Welt zurückkehre, sollte ich mich schleunigst im Pfannenfaden melden. Für meinen ersten schulfreien Schultag in diesem Jahr habe ich mir nicht nur die Fertigstellung eines Kapitels sondern auch die Telefonakquise für ein inter-aktives Leseprojekt in den Grundschulen meiner Region vorgenommen. (Freundlicherweise hat mir unser Verlag fünfzig kostenlose Prüfexemplare für Lehrerinnen und Lehrer zu Werbezwecken zur Verfügung gestellt ...   ;))

FeeamPC

100 Bücher ist für einen Kleinverlag durchaus eine ernsthafte Auflagenhöhe, jedenfalls dann, wenn er sich mit einem unbekannten Autor auf ein neues gebiet begibt. 100 Bücher sind bezahlbar, auch wenn sie sich schleppend verkaufen. Und läuft der Verkauf gut, kann ein Kleinverlag innerhalb weniger Tage die nächste Auflage produzieren.

Startauflagen bei neuen Projekten, die ich im Marketing noch nicht einschätzen kann, liegen bei mir auch nur bei 100 oder 200 Stück, Taschenbuch, Digitaldruck.

Eingeführte Reihen bekommen dagegen durchaus auch 1000-er Auflagen mit offsettdruck und Hardcover.

So etwas kann schnell mal 10 000,- Euro im Lager binden. Die liegen nicht irgendwo im Sparschwein und warten nur darauf, ausgegeben zu werden.