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Ganz neue Verlage finden

Begonnen von Kaius, 07. August 2011, 22:12:43

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Kaius

Hi,

derzeit suche ich noch nicht nach einem Verlag. Dennoch habe ich mir öfter die Frage gestellt, ob es irgendwo eine Infoseite gibt über gerade neu gegründete Verlage. Kennt ihr so etwas?

Viele Grüße,

Kaius

Zit

Normalerweise erfahre ich solche Dinge über börsenblatt.net und ähnlichen Seiten (ich präferiere nur das Börsenblatt ;D).
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

gbwolf

Über welche Verlagsgröße sprechen wir denn? Die Publikumsverlage und deren Imprints werden im allgemeinen im Börsenblatt veröffentlicht (Eine Agentur kann dir aber in der Regel schon 6-12 Monate vor dieser Ankündigung sagen, dass was im Gange ist). Die Kleinverlage schicken dort entweder keine Pressemitteilungen hin oder werden nicht veröffentlicht, ich weiß es nicht (Die wenigsten sind ja Börsenvereinsmitglieder).

Eine Liste mit Kleinverlagen führt treogen, im ersten Posting unserer großen, öffentlichen Liste findest du noch Links zu Sammelseiten und ansonsten kann man sich noch auf Conseiten umsehen. Im SF-Bereich gibt es die Verlags-Bookmarks. Eine allgemeine Sammelseite gibt es meines Wissens nicht. Man muss viel stöbern, Blogs wie Feenfeuer und Nachrichten wie phantastik-news anschauen, um auf Neugründungen zu stoßen. Oder sich eben auf Cons und Messen mit den Leuten unterhalten.

Kaius

Hi,

ok, danke für die ANtworten. Hat also viel mit Recherche zu tun. Um Ableger der großen verlage ging es mir tatsächlich nicht, sondern um kleine Verlage, die gerade die ersten Schritte wagen.
Wäre aber auch zu bequem gewesen, nicht recherchieren zu müssen ;)

Kaius

Silvia


Schommes

Zitat von: Kaius am 07. August 2011, 22:12:43
derzeit suche ich noch nicht nach einem Verlag. Dennoch habe ich mir öfter die Frage gestellt, ob es irgendwo eine Infoseite gibt über gerade neu gegründete Verlage. Kennt ihr so etwas?
Nur mal aus Neugierde: Warum suchst Du gezielt nach Neugründungen?

Kaius

Hi,

ich habe mal danach gesucht. Denn neugegründete Verlage sind meist zugänglicher für die Aufnahme neuer Autoren in ihr Verlagsprogramm. Sicher, damit kann man riskant fahren, denn keiner weiß, ob sich der neu gegründete Verlag rentieren wird bzw. ob er überlebt.

Kaius

Rigalad

Zitat von: Kaius am 09. August 2011, 11:47:06
Sicher, damit kann man riskant fahren, denn keiner weiß, ob sich der neu gegründete Verlag rentieren wird bzw. ob er überlebt.

Nicht nur das. Wenn es noch so gar keine Infos und Erfahrungsberichte gibt, kannst du deinen Namen nachher auch verbrennen. Auch wenn sich viele DKZ-Verlage nicht als solchen schimpfen, muss man da echt aufpassen, dass man am Ende nicht in der Sparte landet.
Nur so als Randbemerkung meinerseits.

Schommes

Zitat von: Rigalad am 09. August 2011, 11:59:49
Nicht nur das. Wenn es noch so gar keine Infos und Erfahrungsberichte gibt, kannst du deinen Namen nachher auch verbrennen. Auch wenn sich viele DKZ-Verlage nicht als solchen schimpfen, muss man da echt aufpassen, dass man am Ende nicht in der Sparte landet.
Nur so als Randbemerkung meinerseits.
Genau das war der Hintergrund meiner Frage. Es gibt ja mittlerweile auch viele versteckte DKZ. Außerdem ist die von Dir zwischen den Zeilen getroffene Aussage, dass man als Neuling bei Großverlagen keine Chance hat, so auch nicht richtig.

Mulle

Ich wäre da vorsichtig.
Neue Verlage, von denen man nicht im Zuge der Werbung oder dem allgemeinen Geplauder auf Buchplattformen erfährt, sind meist wirklich winzigklein, unerfahren und neu in der Branche, nicht selten komplett ahnungslos.
Viele von denen halten sich nicht einmal das erste Jahr, manche schließen schon vor der ersten Buchauslieferung die Pforten wieder.
Die, die es schaffen, beginnen selten mit dem Leistungsstand, den sie gerne hätten und später vielleicht erreichen. Gerade in der Buchqualität kam es da schon oft zu sehr, sehr bösen Überraschungen.
Sowas ist gerade für neue Autoren enorm frustrierend. Ich habe das bei zwei Bekannten erlebt, denen das buchstäblich den kreativen Hals gebrochen hat: Die eine bekam nach einem Jahr extrem nervtötendem Hin und Her die Rechte für ihre Werke zurück. Hinterher stellte sich heraus: Der "Verlag" hatte über hundert von Autoren unter Vertrag genommen, um irgendwelche Unternehmensgründerzuschüsse zu kassieren. Veröffentlichungen waren offenbar nie geplant.
Die andere schämt sich für ihre Debüt, weil es fürchterlich lektoriert und noch schlechter gesetzt ist, das Cover zum fremdschämen und zudem die Bindung auseinanderfällt. Beide haben das Schreiben aufgegeben.
Man darf nicht unterschätzen, wie sehr es schmerzen kann, wenn ausgerechnet das erste Buch so schief läuft und einem von außen so ruiniert wird.

Wieder eine Bekannte bekam ihre Veröffentlichung für Frühjahr 2010 zugesichert, das Buch ist immer noch nicht erhältlich, aber sie wartet tapfer.
Das schlimmste, was wohl passieren kann, ist, dass der Verlag umswitched auf Druckkostenzuschuss. Hinterher interessiert es keinen mehr, ob du bezahlt hast, oder nicht. In deiner Vita steht die Veröffentlichung im DKZV, was immer schlecht ist.

Ich hatte im letzten Jahr so einen Kontakt zu einem neu gegründeten Verlag, der einen wirklich guten Eindruck machte. Ich hätte denen ein MS verkauft, wollte aber vorher ein Musterbuch von der ersten Veröffentlichung aus dem Haus, weil ich Angst hatte, dass mein MS verhunzt wird. (Ich mache NICHTS mehr ohne Musterbuch zum Ansehen.) Dieses sollte im Januar 2011 erscheinen. Nix. Der Verlag ist nicht (mehr) existent, hat nichts von seinen Ankündigungen umgesetzt.
Ich bin nur froh, dass erfahrenere Kollegen mich gewarnt haben - ich hätte da sonst unterschrieben und mich dumm und dusselig geärgert.

Ich will da keineswegs verallgemeinern, es gibt definitiv auch positive "Aufstiege" und Kleinverlagen stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber. Aber die Chancen stehen nicht besonders gut, dass man im ersten Verlagsjahr eines neuen Kleinverlags das bekommt, was man erwartet. Meist bekommt man nicht mal ein Buch.
Von daher gilt da: wenig erwarten und besondere Vorsicht, die Verträge betreffend (die oft auch von den Normverträgen weit abweichen).

Und zuletzt: Kennt ihr den Spruch "Junger Reiter, altes Pferd"?
Da ist etwas dran. Heißt: Man sollte als Neuling eher versuchen, in erfahrene Hände zu geraten; sonst kann es einfach für Autor und Buch enorm blöd und peinlich enden. Ja, es ist sicherlich verlockend, dass unbekannte, neue Verlage aufgrund weniger Angebote geringere Ansprüche an ihre MSe haben. Aber man sollte sich gut überlegen, ob das auf Dauer ein positives Merkmal ist.




Tintenweberin

#10
Es hat ein bisschen Anlauf gebraucht, um mich auf diesen Seite als unerfahrene Mini-Verlegerin zu outen. Aber ich wage es jetzt doch weil ich (erstens) der Meinung bin, dass jedes Ding mindestens zwei Seiten hat und (zweitens) grummelig genug um meinetwegen auch eine Runde Klassenkeile wegzustecken.

Wir sind drei (bis sieben) Leute, die es sich zum Ziel gesetzt haben, eine zukünftige Rollenspiel-Welt durch monatlich erscheinende Kurzromane allmählich immer lebendiger zu machen. Bevor wir es uns leisten können, einem Autor Vorschüsse zu bezahlen, müssen wir den Aufstieg in eine andere Liga geschafft haben. Zuerst bekommt natürlich der Handwerker (Drucker) sein Geld und gleich danach stehen die Kunsthandwerker (Zeichner, Grafiker, Lektor, Setzer) auf der Soldliste. Vielleicht sind wir irgendwann soweit, dass danach noch genug übrig bleibt, um den nächsten Druck nicht mehr aus der Privatkasse vorzufinanzieren. Wahrscheinlicher ist es, dass uns unterwegs die Puste ausgeht. So what! Wir haben wenigstens versucht, unseren gemeinsamen Lieblingstraum wahr zu machen.

Für einen "Fremdautor", der tatsächlich jetzt schon bei uns anheuern würde, ist das natürlich kein unerhebliches Risiko. Er macht sich die Mühe, einen 15.000 Wörter-Roman zu schreiben, er lässt sich von unserer Lektorin ordentlich gegen den Strich bürsten und dann hat er auch noch einen Abgabetermin im Kreuz, der unbedingt eingehalten werden muss. Irgendwann stellt er vielleicht fest, dass die ganze Plackerei vergeblich war, weil der Verlag schließlich doch pleite gegangen ist. No risk, no fun! Vielleicht staunt er ja auch Bauklötzchen, wenn eines Tages richtig leckere Tantiemen-Abrechnungen ins Haus flattern und gleich noch zwei neue Aufträge hinterher.

Die Hauptkreativisten in diesem Projekt sind in den Augen der meisten Mitleser vermutlich alte Leute (die Verlegerin und Autorin ist fünfzig und ihr Partner, der Zeichner und Illustrator dreiundsechzig Jahre alt). Manche von euch schreiben heute schon besser als ich in euerm Alter geschrieben habe (oder jemals schreiben werde). Aber ich vermisse die Abenteuerlust bei meinen jungen Kolleginnen und Kollegen. Ich vermisse dieses "gewisse Etwas", das zu tanzen und zu funkeln anfängt, wenn Sean Connery als Berberfürst angesichts der drohenden Invasion durch die imperialistischen Mächte der vorletzten Jahrhundertwende sagt: "Gibt es denn wirklich nichts in deinem Leben, wofür es sich lohnt, alles zu verlieren!"

Just my two cents
von der Tintenweberin


Kaius

Hi Leute,

hm, das sind interessante Ansichten. Danke dafür. Ich hatte bisher nicht darüber nachgedacht.

Kaius

FeeamPC

@Tintenweberin: so habe ich meinen Kleinverlag auch angefangen, mit mehr Enthusiasmus als Ahnung. Sei versichert, mit etwas Durchhaltevermögen kann ganz gut etwas daraus werden. Und Spaß macht es mir immer noch.
@Kaius: Kleinverlage sind zugänglicher für neue Autoren, aber auch wir nehmen längst nicht alle! Ich würde mal sagen, wenn ich meine Bilanz so ansehe, einen von 100 ...
@Mulle: Wenn ich jedem potentiellen Aiutoren ein Musterbuch schicken würde, hätte ich finanziell im Verlag arge Schwierigkeiten. Allerhöchstens gibt es ein pdf... und das nur, wenn unbedingt nötig. Ansonsten bekommt ja jeder Autor vor dem Druck seine Druckfahnen, die er selbst korrigieren oder von Dritten durchsehen lassen kann,  und die sind ein pdf des endgültigen Buchsatzes, so dass der Autor sehr wohl sehen kann, wie das zukünftige Buch wird. Soweit mir bekannt ist, halten andere seriöse Kleinverlage das ähnlich. Totale (negative) Überraschungen kann es mit diesem Verfahren eigentlich nicht geben.

Mulle

Zitat von: FeeamPC am 10. August 2011, 23:47:26
@Mulle: Wenn ich jedem potentiellen Aiutoren ein Musterbuch schicken würde, hätte ich finanziell im Verlag arge Schwierigkeiten. Allerhöchstens gibt es ein pdf... und das nur, wenn unbedingt nötig. Ansonsten bekommt ja jeder Autor vor dem Druck seine Druckfahnen, die er selbst korrigieren oder von Dritten durchsehen lassen kann,  und die sind ein pdf des endgültigen Buchsatzes, so dass der Autor sehr wohl sehen kann, wie das zukünftige Buch wird. Soweit mir bekannt ist, halten andere seriöse Kleinverlage das ähnlich. Totale (negative) Überraschungen kann es mit diesem Verfahren eigentlich nicht geben.

Du, ich gehe davon aus, mir ein solches Buch dann zu kaufen  ;)
Aber irgendeine Qualitätskontrolle finde ich persönlich schon wichtig, um zu sehen, was man erwarten darf.



Schommes

@Tintenweberin von einem 43-jährigen (als ob Alter hier eine große Rolle spielen würde):
Ich glaube, Du fühlst Dich von diesem Thread größtenteils zu unrecht angesprochen. Wenn hier von unseriösen Kleinverlagen die Rede ist, dann von solchen, die den Autor in irgendeiner Form am eigenen wirtschaftlichen Risiko der Individualveröffentlichung beteiligen wollen; und besonders schlimm solche, die den Autoren dafür nicht mal ein Korrektorat geschweige denn Lektorat bieten. Denn mit solchen Angeboten droht man sich die junge Autorenkarriere früh kaputt zu machen.
Das, was Du machst scheint mir damit nicht viel zu tun zu haben. Im Roleplay und Fanzinebereich habe ja viele heute erfolgreiche Autoren ihre ersten Sporen verdient. Und so wie ich es verstehe seid Ihr weder DKZ noch lektoratsfrei.
Allerdings würde ich es mir als junger Schreiberling, der gerade mit Schweiß im Angesicht sein erstes Werk verfertigt hat und noch nicht die allergrößte Frustrationstoleranz besitzt, das Risiko, dieses Werk einem wirtschaftlich noch wackligen Verlag anzuvertrauen, gut überlegen. Als der Berberfürst Sean Connery es mit den imperialistischen Mächten aufnahm, war er schon ein erfahrener Krieger, der bereits auf ein reiches Schaffen zurückblicken konnte. Als Neunzehnjähriger vor seinem ersten Scharmützel hätte er das vielleicht etwas konservativer betrachtet.

Nur meine anderthalb Notgroschen  ;)