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Prämisse

Begonnen von Roland, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Schelmin

Hi!
Also ich hatte auch erstmal Schwierigkeiten den Begriff mit dem Schreiben von Geschichten in Verbindung zu setzen.
Aber nee, sowas nutze ich nie.

Lastalda

Ich benutze sowas nicht wirklich, zumindest nicht so, dass ich vorher so einen Satz festlege.
Ein gewisses Grundthema hat wohl jede Geschichte mmit Plot irgendwie...
*überleg*
Das wäre für Losing Myself: "Was passiert, wenn man zwei antagonistische Protagonisten hat (also sowohl "Protagonist" wie auch "Anagonist" Recht haben, obwohl sich ihre Ansichten ausschließen)?"
Wäre das eine Prämisse? *immer noch unsicher über den Begriff bin*
Sowas reizt mich, ja. Damit arbeite ich auch.
Für schwerttänzers Lied wäre das dann wohl die Frage, was eigentlich "gut" ist, wenn die Guten beim Kampf gegen as Böse selbst nicht besser sind als ihre Gegner... ist das eine Prämisse?

Azrael

90% meiner Texte sind auf eine Prämisse aufgelegt - das liegt daran, dass ich gerne mit meinem Texten etwas vermitteln möchte - die Leser zum Nachdenken anregen, ihnen zeigen, dass nicht immer alles Gold ist was glänzt - und jemand der auf der Seite des Bösen kämpft auch etwas Gutes damit bewegen kann.

ich bin der Meinung, wenn man für Kinder und Jugendliche schreibt, sollte man auf jeden Fall mit Prämissen arbeiten - mit der sogenannten "Moral von der Geschicht´"

Kinder betteln immer mehr nach Regeln und Moralvorstellungen, da es diese in unserer Gesellschaft nicht mehr gibt, oder sie ihnen kaum noch vermittelt werden. Woran das liegt erspar ich mir mal länger uszuführen, den das ist ein Problem, der zeit, der Politik und der heuteigen Gesellschaft.  :-/

umso wichtiger sit es, dass Bücher zumindest diesem noch nachkommen - J.K Rowilnig arbeitet mit prämissen, Hohlbeins Ueberreiterserie, die er zusammen mit seiner Gattin geschrieben hat, sind voll davon und ich denken, das dies einer der wesentlichen Gründe ist, warum die Bücher auch so beliebt bei den Kids sind.

ich denken, im Grudne will jeer Autor mit seiner Geschichte auf etwas Hinweisen, oder beim Leser etwas mitgeben, somit versteht sich die Frage nach einer Prämisse doch irgendwie von selbst, oder? Was meint ihr?

Feuertraum

Ich sehe es schon anders.

Selbst wenn wir vom Hintergrund - Kinder brauchen Regeln - einmal absehen (was ich übrigens auch nicht anzweifele), so betrachte ich persönlich argwöhnisch, das Prämissen kein einheitliches Bild haben und somit auch zu einer Irritation des Lesers führen kann.
Selbst wenn Autor A die Prämisse vertritt, das Leute, die sich der dunklen Seite der Macht anschließen, ins Gefängnis kommen und für ihre Verbrechen bestraft werden, so vertritt Autor B die Prämisse, das die Guten schwach sind und gegen das Böse verlieren.
Schon von daher ist das Spiel mit den Regeln eher mit Vorsicht zu genießen.
Auch - und vielleicht gerade - für Kinder.

Ich muß gestehen: ich bin auch gegen Moral.
Zumindest insoweit, das sie teilweise in Form Heiliger Inquisitation ausgeübt wird, man angeklagt wird für Dinge, die nicht den Vorstellungen unserer Gesellschaft entspricht. Und diese Vorstellungen werden teilweise hochstilisiert, und wenn man selber in diese Situation kommt, dreht man die Fahne plötzlich in die andere Windrichtung.

Deswegen:
Keine Moral von der Geschicht
Und keine Prämisse, das A zu B (bzw. A in Verbindung mit B zu C führt)

Gruß

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Lastalda

Mit Moral muss man sehr vorsichtig sein - ein erhobener Zeigefinger führt sehr schnell zu Ablehnung und nicht zu Aufmerksamkeit, und kann einem die beste Geschichte verderben.

Und man sollte soetwas auch nciht überall hineindeuten.
J.K.Rowling arbeitet damit?
Ich mag die Bücher wirklich, aber die einzige Moral, die cih daraus ablesen könnte, wäre, dass man entweder ein Held ist oder eben auch nicht, jedenfalls muss man dazu nichts bewusst tun; und dass man durch quengeln schon bekommt, was man will (siehe Harry). Komische Moral wäre das... *kratz kratz*

Aber mich verwirrt das jetzt etwas - ich hege die starke Vermutung, dass wir hier insgesamt über mehrere völlig verschiedene Bedeutungen des Wortes "Prämisse" reden, daher hätte ich gern klarstellung:

Ist eine Prämisse nun ein Kerngedanke oder eine Moral? Das sind ja zwei völlig verschiedene Paar Schuhe!
Ein Kerngedanke ist ein Grundthema, mit dm man sich im laufe des Textes auseinander setzt, während eine Moral etwas ist, was man dem Leser vermitteln will.

Also, was ist denn nun eine Prämisse?

Feuertraum

Ein Kerngedanke, der zu einer Moral führt  ;D

Ich weiß, man verdreht obgleich dieser Antwort die Augen, aber leider ist es nun mal so, das Prämissen - zumindest von Autoren im prüden Amerika - so ausgelegt werden, das es einen Grundkern gibt, der aber zu einer Moral am Ende der Geschichte hingelangt.

So zumindest habe ich es dereinst mal gelernt.
Gruß

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Roland

Die eine Prämisse am Anfang ist keine @Lastalda. Es muss darin der Protagonist, der Konflikt und die Lösung stecken. Es muss sich in jeder Situation irgendwie etwas wiederfinden lassen. Sonst wäre es keine Prämisse *g*



               Lg Wulli!

Lastalda

@Wulli:

Bahnhof? ??? Ich meinte damit ja, dass ich in der Geschichte zeigen will, dass jede Seite ihre Berechtigung hat, und keiner "falsch" oder "richtig" liegt, weil sowas eben im Auge des Betrachters liegt.
Das steckt in jeder einzelnen der 13 Szenen.

Warum ist das keine Prämisse, das andere aber schon?
Und wie soll ich eine Formulierung über dne Protagonisten machen, wenn ich keinen klaren habe?

@feuertraum:

Aber ein kerngedanke muss nicht zwingend zu einer Moral führen, oder?

Kalderon

Im Grunde hat Moni Recht. Um es noch einmal detlich mit den Worten eines anderen zu sagen:

"Prämisse: das Vorausgesetzte, bereits Vorweggenommene; oft die verschwiegene Voraussetzung einer Behauptung. Jede Behauptung wird in ihrem Sinn und ihrem Stellenwert erst deutlich, wenn ihre Prämissen offen herausgearbeitet werden."

Die Prämisse ist also das, was dazu führt, etwas zu behaupten. Man könnte sagen eine Theorie, nein eher noch eine Idee, denn eine Theorie ist ja schon die Behauptung.

Ich hoffe, ich habe es selbst nicht falsch verstanden, aber ich denke, dass ist eine Prämisse.

Und um noch einmal auf die hier verschmähte Moral zurückzukommen, schreibe ich ohne große Diskussionen anzuregen eines meiner Lieblingszitate nieder:

"Intelligenz ohne Werte ist gefährlicher als ein Revolver ohne Waffenschein."
-   Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

Arielen

Benutze ich eigentlich auch nicht oder nur äußerst ungern, weil die Geschichte dann zu gezwungen klingt.
Alles liegt im Auge des Betrachters

silsi

Ich bin ein Fan von Prämissen, Moral etc. in Geschichten.

Das Leben selbst ist doch eh schon chaotisch, sinnlos... Wenn ich ein Buch lese, freue ich mich immer, wenn es durchdacht ist, und sich am Ende die Puzzelteile zusammen fügen und ein stimmiges Ganzes bilden - sei es schön oder häßlich, traurig oder heiter. Eine klare Prämisse macht eine Geschichte für mich auch viel nachhaltiger. Sie begleitet mich teilweise noch jahrelang und kommt immer wieder hoch - so wie ein guter Sinnspruch.

Allerdings hatte ich lange Zeit Schwierigkeiten damit, was genau eine Prämisse im Sinne Freys ist. Wie hat die auszusehen?

Bickham (Shortstory - die amerikanische Kunst, Geschichten zu erzählen) macht es einfach. Er sagt: am Anfang wirft eine Geschichte beim Leser eine Frage auf, die er am Ende der Geschichte beantwortet haben will (kriegen sich Romeo und Julia? schafft es Frodo, den Ring zu vernichten? fängt der Cop den Killer?...). Natürlich können mehrere Fragen gestellt und ganz oder teilweise oder gar nicht beantwortet werden, aber es gibt immer eine zentrale Frage, die am Anfang aufgeworfen wird, die beantwortet werden muss (gemäß Bickham).

McKee (Story- Die Prinzipien des Drehbuchschreibens) wird ziemlich konkret und detailliert. Er sagt: am Anfang einer Geschichte wird eine Frage gestellt: was passiert wenn... (die Kinder zweier verfeindeter Häuser sich ineinander verlieben? wenn ein friedlicher Antiheld den Schlüssel zum Weltuntergang in die  Hände bekommt? wenn ein Bösewicht unschuldige Kinder umbringt?) Diese Frage gilt es zu beantworten. Die Antwort sollte aber nicht nur das "Das passiert" beinhalten (die Liebenden scheitern, das Gute siegt, der Killer endet im Gefängnis) sondern auch das "Warum passiert es", z.B. der Killer wird gefaßt, weil der Cop entschlossener ist als er selbst; der Ring wird vernichtet, weil Frodo so gutmütig war, Gollum zu schonen; die Liebenden sterben, weil Hass und Verrat übermächtig sind.)

Ich finde es sehr schwer, eine Prämisse im Sinne McKees aus dem Ärmel zu schütteln - auch wenn ich es sehr befriedigend finde, sie bei anderen zu entdecken. Aber McKee hat einen tröstlichen Satz geschrieben: "Irgendwann beim Schreiben stößt man auf die Prämisse."

Für mich ist das die Empfehlung: bereite dich gut vor, fange dann mutig an zu schreiben und vertraue darauf, dass sich die Prämisse Dir "offenbart". Und wenn sie das tut, dann halt sie fest.

Liebe Grüße
Stefanie

P.S. wenn Du Dich für Literatur über das Schreiben interessierts, kann ich Dir auch "Die Odyssee des Drehbuchschreibers" und "Der Heros in 1000 Gestalten" empfehlen. Sie beschäftigen sich mit dem Phänomen, dass sich alle erfolgreichen (d.h. von vielen Menschen geliebten) Geschichten sehr ähneln - in Märchen, in Mythen, in Büchern, Filmen etc.





Silvia

 :D
Ich konnte mit diesen Prämissen bisher nie wirklich etwas anfangen, aber letzte Woche bin ich beim Umbasteln meiner Ideen durch puren Zufall auf den Kerngedanken meiner Story gestoßen. Sowas kommt also wirklich manchmal vor  ;D
In meinem Fall wäre es in etwa "Geschichte wiederholt sich, wenn man die Konsequenzen aus der Vergangenheit vergißt". Oder vielleicht auch nicht, zumindest nicht hundertprozentig, wenn Leute, die etwas helle im Kopf sind, rechtzeitig dazwischengehen. Allerdings haben die auch das Glück, auf Erfahrungen aus der Vergangenheit zurückgreifen zu können.
Wobei ich den Kerngedanken wahrscheinlich erweitern müßte um "aber aus der eigenen Geschichte lernen könnte einem manchmal verdammt viel Ärger ersparen" ^^

Kalderon

@ Silvia: Dann ist deine Prämisse "Die Geschichte wird sich ändern, sobald man die Vergangenheit berücksichtigt". Schöne Prämisse. ;)

Lastalda

Und warum ist "Es gibt kein "richtig/gut" oder "falsch/böse", sondern nur verschiedene Perspektiven/Vorstellungen, die alle für sich ihre Berechtigung haben" nun keine Prämisse?

Kalderon

Zitat von: Lastalda am 24. Oktober 2006, 17:39:15
Und warum ist "Es gibt kein "richtig/gut" oder "falsch/böse", sondern nur verschiedene Perspektiven/Vorstellungen, die alle für sich ihre Berechtigung haben" nun keine Prämisse?

Formuliere das noch einmal klarer. Eine Prämisse kann durchaus lauten: "Es gibt kein Gut oder Böse, nur den Weg dazwischen." Zumindest, wenn jemand beide Seiten durchlebt und es am Ende begreift.