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Lernen durch Lesen

Begonnen von Feuertraum, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Erdbeere

Nicht direkt abschreiben, aber ich mache mir zwischendurch am Ende eines guten Buchs Gedanken darüber, warum ich das Buch so toll fand. Lag es an den ausgearbeiteten Figuren? Dem Weltenbau? Der Struktur, dem Spannungsbogen? Welche Art Plot benutzte der Autor und was waren die einzelnen Wendepunkte? Das gleiche gilt für Bücher, die mich weniger mitgerissen haben.
Die Gefahr besteht allerdings darin, dass ich nur noch mit meinem Autorenblick lese, besonders bei deutschen Büchern. Vor allem bei den letzten Kleinverlagsbüchern hatte ich richtig Mühe damit und habe mich mehrmals dabei ertappt, wie ich seufzend den Kopf geschüttelt habe während des Lesens, weil diese oder jener DebütautorIn so viele Schnitzer drin hat, die man eigentlich vermeiden könnte - und wie anders ich das Buch schreiben würde. Das versaut mir das Lesevergnügen und ich muss mich bewusst darauf konzentrieren, diesen Autorenblick abzuschalten.

Ich habe einige Schreibratgeber gelesen und schreibe mittlerweile selber Artikel über das Schreiben, weil ich großer Verfechter dessen bin, dass man ein Handwerk erst lernen soll (oder parallel lernt), bevor man sich an etwas setzt. Manche Dinge macht man von Anfang an instinktiv und sie bekommen erst einen Namen, wenn man sich mit Ratgebern auseinandersetzt. Anderes kannte man noch gar nicht und probiert es vielleicht aus. Obwohl ich seit sehr vielen Jahren schreibe und mich intensiv mit dem Handwerk auseinandergesetzt habe, weiß ich sehr genau, dass ich mit jedem Buch Neues dazulernen kann. Und solange das so ist, mache ich meinen Job richtig. :P

Aphelion

Ich habe früher viel von Hand abgeschrieben, aber aus anderen Gründen. (Kein Plagiat. ;)) Insofern kann ich nicht genau sagen, ob mich das beeinflusst hat. Ein bisschen schon, denke ich. Ich finde das allerdings schwer zu beurteilen, weil die Texte ja meistens schon beim ersten Lesen einen tiefen Eindruck hinterlassen haben.

Im Nachhinein habe ich mich übrigens richtig geärgert, dass ich für die Abschriften nur normales, d.h. schlechtes Papier verwendete und beidseitig schrieb. Die Abschriften konnte ich irgendwann wegwerfen, weil die Tinte durchdrückte. Das ist beim Abschreiben-um-zu-lernen vielleicht weniger dramatisch, aber eine Abschrift von den ersten Seiten eines Lieblingsromans können ja auch sehr hübsch sein. Oder eine handschriftliche Sammlung der schönsten Textstellen, in einem Klemmbuch gebunden. Hach.  :wolke:

canis lupus niger

Jane Austen hat angeblich nie eine öffentliche Schule besucht, auch keine Universität oder sonstige Fortbildung, sondern nur in der elterlichen Bibliothek exzessiv gelesen. Darüber, ob Schreibratgeber in der Bibliothek waren, habe ich nichts gefunden. Jedenfalls hat sie wohl schon als Teenager angefangen, selber zu schreiben, und ihr wird nachgesagt, eine recht ordentliche Autorin geworden zu sein. ;)

Gizmo

Abgeschrieben habe ich noch nie etwas, aber ich versuche mir ebenfalls während des Lesens bereits Gedanken zu machen, warum mich eine Szene oder ein Charakter besonders anspricht; oder eben nicht. Mir geht es dabei oft wie Erdbeere, dass ich dann meine Analysebrille aufsetze und mir den Spaß verderbe. Manchmal muss ich mich regelrecht dazu zwingen, damit aufzuhören. Und dann denke ich mir, dass mein eigener Text sicher ebenfalls voll solcher Fehler ist, über die jemand anderes dann den Kopf schüttelt  :)

Mit der Theorie, wie man sie Schreibratgebern findet, habe ich mich erst in letzter Zeit beschäftigt. Man sollte sicher nicht alles einfach schlucken, das man da vorgesetzt bekommt (und nicht alles passt auch auf den eigenen Stil und Typ), aber interessant ist es allemal. Und am Ende hat Schreiben auch eine rein handwerkliche Seite. Mir hat es auf jeden Fall geholfen, nun klarer zu erkennen, warum manche Dinge funktionieren und andere nicht. Ich erkenne jetzt auch deutlicher die Muster, die vielen Texten zugrunde liegen. Allerdings glaube ich nicht, dass es mir persönlich helfen würde, einen Text abzuschreiben.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Trippelschritt

Nein, auf die Idee Texte abzuschreiben bin ich noch nie gekommen. Ich würde das auch nicht machen, obwohl ich verstehen kann, wo der nutzen liegen könnte. Beim Lernen durch Lesen muss man, glaube ich, deutlich zwischen Schreibratgeber und Belletrisitk unterscheiden. Der eine kann aus Schreibratgebern lernen, der andere nicht. Ich liebe Schreibratgeber, weil sie mir Ideen schenken, wie mal etwas ausprobieren kann. Als regelwerke habe ich sie ohnehin nie betrachtet.

Das Lesen von Romanen und Kurzgeschichten wirkt bei mir ganz anders. Wenn ich das Gefühl habe, sie faszinieren mich, dann will ich herausfinden, warum ihnen das gelingt. Rothfuss Band 1 habe ich bestimmt fünfmal gelesen, bis ich herausbekam, womit er mich einfing. Rothfuss war für mich allein deshalb zo ein Faszinosum, weil er gewaltige handwerkliche Schnitzer produziert, die ich ihm aber alle verziehen habe, weil er so grandios schreiben kann. Wieso halte ich ihn für einen grandiosen Schreiber und klappe andere Bücher mit nur halb so viel Fehlern zu?
Ich brauchte gleich mehrere Anläufe, weil mich Rothfuß immer wieder in seinen Bann zog. Und als Verzauberter kann man nicht analysieren. da hätte vielleicht das erwähnte Abschreiben geholfen, aber ich habe einfach von vorn angefangen.

Bei ursula LeGuin musste ich nicht so lange raten. Ich wusste sofort, dass es die Sprache war. Da konnte ich gleich suchen, was wie sie das anstellte. Das war einfacher. Und bei wiederum anderen Autoren sammele ich einfach gute Stellen und kann am Ende feststellen, wo seine Stärken liegen.

Nur eines ist für mich unbestritten. Lesen, auf welche Art auch immer, und Schreiben gehören zusammen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Erdbeere

@canis lupus niger Zu Zeiten von Jane Austen gab es auch nicht die Möglichkeiten, die wir heute haben. Dein Vergleich hinkt ein wenig, denn ein Großteil der heutigen Schreibtheorie basiert auf Klassikern - wie eben jene von Jane Austen. Austen ging sehr wohl zur Schule (öffentlich war damals so gut wie keine Schule, es sei denn, man lebte in einer armen Gemeinde und die Kirchenschule war die einzige Möglichkeit - für Jungs, wohlgemerkt - auf ein wenig Bildung wie Lesen und Schreiben), jedoch nur ein paar Jahre und wurde danach zuhause von ihrem Vater und ihren Brüdern unterrichtet, weil das Geld für ihre Schule fehlte.
Die Bibliotheken, zu denen sie Zugang hatte, waren privater Natur und sehr breit gefächert. Sie erhielt also eine umfängliche Ausbildung und beschäftigte sich sehr früh schon mit dem Schreiben.

Die grundlegende Technik des Geschichtenerzählens ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst und wie ich gesagt habe, machen wir vieles instinktiv bereits richtig, weil jeder Film und jedes Buch, mit dem wir in Kontakt kommen, ebendiese Urtechniken, wenn man so will, anwendet. Schreibratgeber zeigen die Theorie auf, wie man etwas machen kann, wie andere schreiben und damit Erfolg haben. Ausprobieren ist immer noch die beste Möglichkeit, finde ich, um für sich selbst herauszufinden, welche Techniken einem liegen und welche nicht.

canis lupus niger

#21
@Erdbeere
Mit meinen Ausführugen zu Jane Austen wollte ich nur durch ein Beispiel belegen, dass Lernen durch Lesen funktionieren kann.  ;)
Und Klassiker, an denen man sich orientieren konnte, gab es seinerzeit sicher ebenfalls.

Churke

Schreibratgeber helfen, die Muster zu erkennen, nach denen andere Bücher geschrieben sind. Aber ich fürchte, dass sie zu einem Gutteil auch betriebsblind machen. Ich hatte letztens ein Gespräch mit jemanden, der viel liest, aber vom Schreibhandwerk keine Ahnung hat. Der hat eines meiner Bücher rein intuitiv besser und vollständiger analysiert als manche Lektoren, mit denen ich bislang zu tun hatte.
Warum? Der Lektor arbeitet sich an Regeln ab, er sucht nach Mustern, und wenn er die nicht findet, dann will er sie rein machen. Da ist der Instinkt verloren gegangen, einen Text einfach auf sich wirken zu lassen.
Also: Lesen, aber so unvoreingenommen wie möglich. Wenn ich beim Lesen auf ein bekanntes Muster stoße, ist da immer schon in bisschen die Luft raus.

Trippelschritt

 :rofl:
Liegt vielleicht nicht an den Schreibratgebern, sondern am Lektor. Hieß er vielleicht Mustermann?

Aber Spaß beiseite: Ein aufmerksamer und gründlicher Leser ist ein Geschenk für jeden Autor.

Liebe Grüße
Trippelschritt

zDatze

Ganz am Anfang habe ich auch einmal probiert Bücher per Hand abzuschreiben, aber schon da gemerkt, dass manche Formulierungen mir so gar nicht liegen. Zuerst hab ich den Text nur angepasst und dann das Abschreiben wieder gelassen und mich meinen eigenen Geschichten und Schreibstil gewidmet.

Zum Lernaspekt kann ich nur sagen: Ja, der ist definitiv da, auch wenn ich nicht so recht den Finger drauf legen kann, was genau ich lerne und wie es mein Schreiben dann beeinflusst. Ich versuche aber auch nicht gerade ein Buch während des Lesens auf Schreibtechniken hin zu analysieren oder zu zerpflücken. Beim ersten Lesen möchte ich in die Geschichte eintauchen und mitfiebern. Quasi Genuss-Lesen.
Das funktioniert zwar nicht immer, da ich auch diese lästige Kritikstimme im Kopf habe, die bei holprigen Sätzen und Logikfehlern sofort anspringt. Dann kann ich das Analysieren leider oft auch nicht lassen.

Wenn es dann um handwerkliche oder stilistische Aspekte geht, dann lese ich Ausschnitte gezielt und zerpflücke sie auch. Allerdings macht das dann oft das Buch kaputt für mich, weil ... hat man den "Zauber" einmal durchschaut, ist das Lesen nicht mehr dasselbe. Leider.  :'(

Was ich allerdings meistens nebenher mache: ich schreibe eine Wort-Liste mit, um meinen Wortschatz zu erweitern. Da landen alle Wörter drauf, die ich erst mal nachschlagen muss, oder die mir besonders gefallen und die ich ebenfalls aktiv in meinen Schreib-Wortschatz aufnehmen möchte.

Zit

Nein, abgeschrieben, um zu lernen, habe ich nie. Den einzigen Nutzen, den ich mir vorstellen könnte, wäre, dass man durch das Abschreiben langsamer an den Text herangeht und die Wörter als solches auch bewusster wahrnimmt und dadurch eben das "Wie" auf eine, hm, "fühlbare" Art erlebt. :hmmm: Wobei da der Denkfehler drin sein könnte, dass bewusstes Lesen reichen würde, um als Lehrling die Technik zu erkennen. Ich bin eher der Meinung, dass man schon ein gewisses Repertoire an Techniken vorher kennen muss, um sie dann im Text finden zu können bzw. um auch neue Techniken erkennen zu können. Mir persönlich reicht aufmerksames Lesen, und manchmal auch ein zweites Mal lesen, um dahinter zu kommen. (Ausnahmen bestätigen die Regel. ;D Ich bin natürlich nicht allwissend.) Entgegen anderer emfpinde ich es beim Lesen auch nicht als störend, dass die Analyse nebenbei mitläuft und ich so über Schnitzer nicht hinweglese. Mir erspart das verschwendete Lesezeit, wenn ich schnell merke, ob der Text etwas taugt oder ob noch ein Lektoratsdurchgang nicht besser gewesen wäre. (Lese halt auch einiges an SP-Büchern.) Es hilft mir ja auch beim passiven Lernen, als würden andere für mich das Schreiben ausprobieren und ich brauch nur schauen, obs funktioniert oder doch nicht. ;D

ZitatAllerdings macht das dann oft das Buch kaputt für mich, weil ... hat man den "Zauber" einmal durchschaut, ist das Lesen nicht mehr dasselbe. Leider. :'(

Ich hab eher den Eindruck, dass es mich dem Autor selbst näher bringt. Ich mag zwar von ihm nicht mehr kennen als das Pseudonym, aber wenn ich seine Techniken erkenne und nachvollziehen kann, warum er an welcher Stelle sich für dieses und jenes entschieden hat – dann hat das schon was von sisters-in-crime im Geiste. So ein Gemeinschaftsgefühl als würde man einer geheimnisvollen Loge angehören, weil man den Text auf der handwerklichen Ebene decodieren kann. :rofl:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Fianna

Abschreiben würde mir auch nichts bringen, eher mit Abstand erneut lesen. Dann kann ich oft eher benennen,  wieso ich einen Twist (nicht) kommen sah oder eine Figur (nicht) mochte usw. Nach einem Lesen kann ich das nicht immer fest machen. Ich habe angeblich so ein gutedls Gedächtnis für gelesene Bücher (das würde ich nicht unterschreiben), aber ich kann mich doch nicht mehr an die ganzen Hinweise erinnern, die in einem Buch gegeben wurden.
Um handwerklich etwas daraus mitzunehmen, muss ich es zwei Mal lesen.

Manchmal finde ich da erst handwerkliche Fehler oder Arbeitsweisen, die ich nicht mag. Bei einigen Büchern kann ich ausnachen, warum es einfach Spass macht, sie trotzdem zu lesen.

Zielstrebig habe ich das nur bei Krimis gemacht. Da haben mir besonders die guten von Agatha Christie und Bücher von Ann Granger geholfen.
Agatha Christie ist in ihren besten Büchern so genial im Konstruieren von inneren Monologen... der Leser ordnet es zwingend in einen bestimmten Kontext und hält die Person für unschuldig, vermutet Twists und Geheimnisse an anderen Stellen - wenn man jedoch nach der Auflösung erneut diesen vorher nicht anders lesbaren inneren Monolog anschaut, ist er auch zu 100 % mit dem neuen Wissen im Einklang.
Das fehlt mir bei anderen Krimis oft, dir komplizierten Vetschleierungsmethoden passen im Licht aller Tatsachen nicht richtig zum Plot oder zu den Figuren, die Handlung wird an diesen Stellen unlogisch, mit dem einzigen Sinn "Der Leser muss verwirrt werden".

Ich habe mir aus den guten Krimis mal Motive und Verschleierung der Tat mitgeschrieben, um es grob in Kategorien zu klassifizieren.

Aphelion

Ich weiß wie gesagt nicht, ob mir das Abschreiben etwas gebracht hat, aber der Grundgedanke ist eigentlich gar nicht so verkehrt. Zusätzliches (Ab)Schreiben erhöht die Verarbeitungstiefe - dieser Effekt lässt sich aber auch anders erzielen, Hauptsache, es wird eine andere Form von Verarbeitung gewählt. Die Textstelle zehnmal zu lesen ist also nicht dasselbe. Buchstaben zu tanzen könnte hingegen eine echte Alternative sein. :rofl:

Christian M.

Zitat von: Trippelschritt am 28. März 2018, 10:17:30
Das Lesen von Romanen und Kurzgeschichten wirkt bei mir ganz anders. Wenn ich das Gefühl habe, sie faszinieren mich, dann will ich herausfinden, warum ihnen das gelingt. Rothfuss Band 1 habe ich bestimmt fünfmal gelesen, bis ich herausbekam, womit er mich einfing. Rothfuss war für mich allein deshalb zo ein Faszinosum, weil er gewaltige handwerkliche Schnitzer produziert, die ich ihm aber alle verziehen habe, weil er so grandios schreiben kann. Wieso halte ich ihn für einen grandiosen Schreiber und klappe andere Bücher mit nur halb so viel Fehlern zu?
Ich brauchte gleich mehrere Anläufe, weil mich Rothfuß immer wieder in seinen Bann zog. Und als Verzauberter kann man nicht analysieren. da hätte vielleicht das erwähnte Abschreiben geholfen, aber ich habe einfach von vorn angefangen.
Also bei Rothfuss bin ich auch noch am Rätseln...habe bisher nur den "Namen des Windes" gelesen und stimme dir 100% zu. Handwerklich...sagen wir mal...Durchschnitt, aber es packt einen dennoch sehr stark. Da ich das Buch nur ausgeliehen hatte, kann ich es nicht nochmal lesen...ich fand die Zusammenstellung der Charaktere in einem sehr engen Raum- und Zeitfenster (Taverne) plus das sehr langsame, behutsame Enthüllen der Hintergründe der Figuren sehr interessant und dadurch fesselnd.
Wenn einer mehr darüber weiß, wie Rothfuss das macht, gerne melden. ;)

Abschreiben würde ich auch mal für eine gute Idee halten, ich denke das eröffnet neue Perspektiven. Vor allem bei Autoren, die relativ "knapp" schreiben, ohne viel drumherum. Wenn ich mal wieder einen "Rothfuss" erwische, werde ich das mal machen, um an das Erfolgsgeheimnis zu kommen.

Liebe Grüße
Christian

Zauberfrau

Das ist wirklich ein sehr interessanter Thread  :pompom:


Früher habe ich sehr viel gelesen, da konnten die Schinken gar nicht dick genug sein  :buch:  Allerdings lese ich heute nur noch sehr ausgewählte Sachen und für die dicken Schinken habe ich keine Nerven mehr. Ich habe festgestellt, dass ich tatsächlich den Stil gerne kopiere, wenn ich nach einem Buch selbst schreibe. Und seitdem ich an meinem Epos hänge, hat das meinen Schreibstil von Kapitel zu Kapitel geändert und das hat mir nicht gefallen. Irgendwann kam dann der Punkt, wo ich mich nicht mehr ablenken lassen wollte. Aber natürlich wird damit der Stil nicht besser, das weiß ich auch ;-)
Nein, ich habe mir dann aktiv Autorengruppen gesucht. Mit echten Menschen zusammenzusitzen, ihre Texte zu hören, meine Texte vorzulesen, darüber zu diskutieren, über Aufbau, Wortwahl und so weiter zu fachsimpeln, das hat mich extrem weitergebracht. Und es ist nach wie vor für mich das Mittel der Wahl. Erstens versumpfe ich nicht komplett in meinem Kämmerlein, zweitens treffe ich Gleichgesinnte und drittens lerne ich, gute wie auch schlechte Texte zu akzeptieren, die Kriterien in der Gruppe zu finden, was gut und was schlecht ist. Es gibt Diskussionstage, die sind mir im Gedächtnis, als wären sie erst vor wenigen Stunden gewesen. Richtig tolle Kritiken, Argumentationen und vor allem Motivation: Okay, dein Text war nicht so der Bringer, aber - Chaka! - überarbeite ihn und das wird schon.


Ich habe meinen Minecraft-begeisterten Jungs die Bücher von Carl Olsberg gekauft. Und weil sie so lesefaul sind, die ersten Bände selbst vorgelesen. Die Dinger sind so runtergerissen, teilweise echt schlecht lektoriert und manchmal wirklich - naja. Aber trotzdem: Hut ab! Es liest sich echt flüssig und den Jungs gefällt es megamäßig. Und das alles im dünnen Heftchen im Selbstverlag. Funktioniert. Der schreibt Band für Band und scheint eine echt große Fangemeinde zu haben. Obwohl ich mich nach wie vor ärgere, dass mitten in Dialogen sich plötzlich die Gesprächsteilnehmer ändern. Da ist der Fischer plötzlich der Bauer und so Scherze, da war ich ja richtig sauer, dass man trotzdem Erfolg haben kann. Manchmal muss man eben nur wissen "wo das Geld auf der Straße liegt". Und dann ist Handwerk gar nicht mal so wichtig.
Aber das ist nicht mein Anspruch. Deshalb habe ich auch noch nichts veröffentlicht. Weil ich immer noch denke, dass ich noch an mir arbeiten muss. Naja, vielleicht ändert sich das ja - hoffentlich - bald  :jau:


Liebe Grüße,
Zauberfrau