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Gefühle schreiben-Gefühle beschreiben

Begonnen von Ary, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Ary

Hallo zusammen!

Ich kaue gerade an einem dicken Problem.
Gefühle.
Wie schreibt man gefühlsintensive Szenen, ohne in Floskeln und Klischees zu verfallen?
Wie schreibt man über gefühle, ohne sie zu be-schreiben?
Wie bringe ich Trauer und Verlust so rüber, daß der Leser meinen armen kleinen Protagonisten in den Arm nehmen, mit ihm heulen und mit ihm zusammen aus Frust die ganze Welt kaputtschlagen möchte, anstatt ihm ne Trauerkate und einen Blumenstrauß in die Hand zu drücken und zu sagen "Wird schon wieder"?

*seufz*

Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Manja_Bindig

Weniger ist manchmal mehr; statt langer, gefühlsseliger Passagen mit Sprechanteilen vielleicht ein stück Dialog, die einzelnen Anteile ein wenig kürzer; mach sich gut, wenn die Stimmung irgendwie gespannt ist, knistert(also entweder sehr nervenzerfetzend oder etwas, wo es eventuell im Bett endet).
Beim "Knistern" kann man sie auch mal schweigen lassen, vielleicht spielen sie mit den Haaren oder kneten die Hände... Körpersprache eben.

Ary

Hi Manja!

Wenn zwei Protagonisten vorhanden sind, klar, da geht es mit einem Dialog. Aber was mache ich, wenn nur eine handelnde Person auf der Bühne steht? Ich hasse innere Dialoge, ich lese sie nicht gern und ich kann sie nicht schreiben, außerdem werden auch die meistens zu gefühlsduselig.

Liebe Grüße,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Aneirin

Hallo Aryana,

wenn du innere Dialoge nicht leiden kannst, lass sie weg und lass deinen trauernden Helden was machen, langweilige arbeit, die er völlig mechanisch macht  un dlass ihn dabei weinen, ohne dass er sich die Tränen abwischt - schon ist für meinen Geschmack Trauer ganz deutlich ohne dass du in innere Monologe und gefühlsduselige Klischees ausweichen musst. Oder du entscheidest dich ganz bewusst für die Sitaution der Klageweiber und lässt ihn heulen und jammern und sich die Haare raufen, sich Dreck ins Gesicht schmieren.

Beides sollte nicht allzu lang sein, sonst wird es zum Lesen langweilig.

Grüße
Aneirin

Ary

Hi!

Guter Vorschlag. Die mechanisch verichteten Arbeiten kann ich ganz sicher irgendwo brauchen.
Danke!

Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Manja_Bindig

Oder lass ihn einfach nur stumm dahocken. Ganz leblos, ganz leerer Blick. Er gibtzwar Antworten, wenn man mit ihm redet, aber er ist nciht wirklich da.
(Eventuell kannst du ihm auch einen WeinKRAMPF antun, das ist allerdings wirklich Folter, glaub mir)

Ary

Hi!

Manja, so ein Weinkrampf ist _wirklich_ böse. Aber da ich meine Protagonisten gern quäle, wäre auch das einen versuch wert. Was mich immer noch nicht von dem Problem entbindet, mit welchen Worten ich so einen Azusbruch beschreibe, ohne daß der Protagonist einfach nur unfreiwillig lächerlich wirkt.

LG,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Manja_Bindig

Hattest du schonmal nen Weinkrampf? Wo du wirklich nur noch heulen konntest, ob du wolltst oder nciht? Wo sich dein gsnzer Körper schüttelt? Dann denk daran zurück - und dann wirds wohl hoffentlich werden.
Vielleicht auch, warum die figur den Weinkrampf bekommen hat. Hat sie das weinen zu lange unterdrückt?

Ary

Hi!

Oh ja, da gibt es einige meiner "Helden", die ihre Tränen immer runterwürgen, bis es gar nicht mehr geht. Ich schreibe gerade an so einer Szene, die mit Trauer/Wahnsinn/Selbsthaß zu tun hat, mal sehen, wie die wird. ich stell sie ins Federfeuer, wenn sie fertig ist.

Grüße,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Lastalda

Oh welch vertrautes Problem! *seufz*

Die Tips sind an sich gut... aber was macht man, wenn der trauernde Charakter keine Möglichkeit hat, irgendwelche dummen Arbeiten zu machen oder ähnliches? Sagen wir, der Charakter ist gefangen, sitzt in ner engen Zelle wo es ncihts als gepolsterte Zellenwände gibt, sodass er sich nichtmal den Schädel einschlagen kann... Wie bringt man dann solche gefühle rüber, ohne dass es langweilig und schnulzig wird?

Vorschläge?

Lastalda

Manja_Bindig

Wie gesagt... entweder er hockt starrend da oder er kriegt Weinkrämpfe. (Folter!)

Astrid

Laß ihn durch die Zelle laufen wie ein gefangenes Tier. Immer rundherum. Er merkt, daß er allmählich wahnsinnig wird, aber es ist ihm egal. Er sieht die Zelle gar nicht, er denkt an die Person, um die er trauert, ist vielleicht mit ihr im Bett oder unterwegs oder auf einer Wiese oder wo auch immer - und dann wird er roh herausgerissen, das Essen im Blechnapf wird hereingeschoben, und es wird ihm wieder kler, wo er ist. Er tritt den Napf weg - und muß das Zeug selber aufwischen, weil keiner kommt. Oder er läßt es liegen, weil ihm schon alles egal ist.

Ich würde auf alle Beschreibungen seiner Gefühle verzichten. Weinkrämpfe würde ich ihm nicht antun, höchstens mal kurz erwähnen. Ich will als Leserin gar nicht in solche Charaktere hineinkriechen, ich will hinrennen und die Zellentür aufreißen und ihn da herausholen, obwohl ich weiß, daß ich das wirkliche Gefängnis in seinem Kopf nicht öffenen kann.

Manja_Bindig

Astrid, du bringst mich da auf eine sehr interessante Idee: was ist, wenn wir einfach das ganze aus der Sicht eines wärters beschreibt? Wie erlebt  er die Figur? Das kann manchmal noch eindrucksvoller sein.

Astrid


Ary

Hi!

Tja, das schaff ich bei meinem Wahnsinnigen leider nicht. der hocktganz allein in seinem Zimmer, mit sich und seinen krausen Gedanken...
:)

Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.