• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Was bringt einem eine Literaturagentur?

Begonnen von gbwolf, 29. Dezember 2008, 23:32:48

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Tenryu

Zitat von: Antigone am 24. August 2009, 13:25:46Aber genau wissen tu ichs natürlich nicht. Das wäre wohl auch eine interessante Frage fürs Montsegur, wo sich tatsächlich auch Agenten tummeln.

Ich glaube nicht, daß die so frei aus dem Nähkästchen plaudern werden. Welcher Arzt gibt schon öffentlich zu, daß er Privatpatienten besser und lieber behandelt als die von der gesetzl. Kasse?

Zitat von: Taroleas am 24. August 2009, 15:14:04Je mehr bekannte Autoren in der Agentur, desto besser das Ansehen der Agentur und des Jungautoren.

Das stimmt. Doch je höher das Ansehen der Agentur und je mehr berühmte Autoren sie hat, desto schwieriger wird es sein, dort angenommen zu werden, weil die Ansprüche dann entsprechend hoch sind. Und die Agentur nicht mehr darauf angewiesen ist, unbedingt neue Kunden zu gewinnen.

Umgekehrt könnte eine neue Agentur, die noch wenige und keine berühmten Autoren vertritt, sich mehr Mühe geben und aktiv neue Autoren suchen. Dafür aber weniger angesehen bei den Verlagen sein.

Hr. Kürbis

#46
Zitat von: Tenryu am 24. August 2009, 21:59:14
Ich glaube nicht, daß die so frei aus dem Nähkästchen plaudern werden. Welcher Arzt gibt schon öffentlich zu, daß er Privatpatienten besser und lieber behandelt als die von der gesetzl. Kasse?

Der Vergleich hinkt genau wie unser Gesundheitssystem: Der Arzt DARF es gar nicht öffentlich zugeben, will er keine Repressalien in Kauf nehmen. Immerhin ist die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten rechtswidrig obwohl gängige Praxis.
Eine Agentur ist da wohl nicht so arg gebunden. ;D

Zitat von: Tenryu am 24. August 2009, 21:59:14
Das stimmt. Doch je höher das Ansehen der Agentur und je mehr berühmte Autoren sie hat, desto schwieriger wird es sein, dort angenommen zu werden, weil die Ansprüche dann entsprechend hoch sind. Und die Agentur nicht mehr darauf angewiesen ist, unbedingt neue Kunden zu gewinnen.

Umgekehrt könnte eine neue Agentur, die noch wenige und keine berühmten Autoren vertritt, sich mehr Mühe geben und aktiv neue Autoren suchen. Dafür aber weniger angesehen bei den Verlagen sein.

Mit gehobenen Ansprüchen und bekannten Autoren in der Agentur steigt dafür aber natürlich auch deine Chance auf Vermittlung. Das ist eine Spirale und sie führt in diesem Falle ausnahmsweise mal nach oben ... wenn man Glück hat.

Steffi

#47
Ich denke das Argument, dass eine Agentur mit ALLEN Autoren Geld verdienen möchte, ist das entscheidende. Die würden mit Sicherheit niemanden unter Vertrag nehmen, den sie nicht potentiell als den nächsten Bestseller-Autor sehen, und dementsprechend wird sich die Vermarktung der einzelnen Autoren da wahrscheinlich nicht viel tun.

Natürlich ist es wahrscheinlich einfacher ein MS von Kai Meyer an den Mann zu bringen als das von einem Neuling, aber ich glaube nicht, dass es in einer Agentur nach dem Motto "Erstmal verkaufen wir das MS von unseren namenhaften Autoren, dann kommen die kleinen dran" läuft. Daran verdienen die ja auch kein geld. Die wollen doch möglichst viele Autoren unterbringen.
Sic parvis magna

Churke

Ein Agent verdient nicht an der Zahl der vermittelten Autoren, sondern an der verkauften Auflage.

Da kann es schnell sein, dass ein leicht vermittelter Star-Autor (bei dem wahrscheinlich vor allem um Kohle gefeilscht wird) ein Vielfaches dessen einbringt, was bei zehn mühsam vermittelten Hans Musterschreibern hängen bleibt.

Die Frage ist aber, ob ein Hans Musterschreiber mit dem Star-Autor überhaupt konkurriert. "Ey, wann schmeißt ihr endlich den Heitz raus, ich hab hier voll die Schreibentdeckung für euch!" Das sind zwei unterschiedliche Segmente. 

Hr. Kürbis

Auch ein Heitz war mal nur ein Hans Musterschreiber und hat klein angefangen. Bei etablierten Autoren ist der "Kampf" mit dem Verlag für eine Agentur sicherlich leichter, da wird man sich dann aber sicher nicht weniger um seine unbekannteren Autoren oder "Neulinge" bemühen. Und eine Agentur, die sich nicht so intensiv um "Kleine" kümmert und da Unterschiede macht, kann wohl nicht von sich behaupten, alles getan zu haben. Schließlich weiß nie jemand, ob hinter Erna Müller nicht die nächste Rowling steckt (auch wenn Klappentexte es nachher prophezeien ;)) und dann der Rubel rollt. :dollars:
Es ist wie so vieles im Leben ein Glücksspiel und Gewinnmaximierung das höchste Ziel.

steffen_bs

Da muss ich Stefan vollkommen recht geben.
Ich habe (auch noch als unveröffentlichter) bislang totale Unterstützung bekommen, sowohl von der Agentur (in Form von einer hammermäßigen Lektoratsarbeit mit mir gemeinsam), als auch von den anderen Autoren dort (Beta-Lesen, Meinungen zu Texten, etc.)
Nach meinem Gefühl wird kaum ein Unterschied zwischen Megaautor und Neuling gemacht, denn wie Steffi schon schrieb, wenn eine Agentur an das Manuskript glaubt, dann will sie es auch vermitteln, egal ob der Autor nun Stephen King oder Max Mustermann heißt.

Kaeptn

Was mich ein bisschen skeptisch macht, ist die doch recht große Zahl derer hier im Forum, die zwar bei einer Agentur abernoch immer nicht veröffentlicht sind - was sich hoffentlich mit der Frankfurter Buchmesse ändert (allen die Daumen drück!!).

Mich würden da mal Erfahrungsberichte eben jener Tintenzirkler interessieren.
Wie reagiert eine Agentur, wenn ein Roman 1 Jahr lang unvermittelt bleibt?
Werden Rechte an einzelnen Werken auch mal an den Autor zurückgegeben a la "Sorry, wir finden da niemanden für, wenn du selbst dein Glück nochmal versuchen willst", oder muss man damit leben, dass der Roman ggf. auf ewig in der Agentur verstaubt, außer man kündigt den Vertrag?

Kerimaya

Ich weiss nicht, wie es bei anderen Agenturen und in anderen Fällen ist, aber in meinem Fall kann der Vertrag nach einer festgelegten Zeit gekündigt werden (sowohl von Autor, als auch von Agentur Seite aus).

Mein Projekt ist jetzt seit ca. März unter Vertrag, und bisher bin ich mit dem Fortschritt zufrieden genug, daß ich mir keine Gedanken darüber mache, den Vertrag zu kündigen. Man muss ja a) bedenken, dass die Mühlen im Verlagswesen sehr seeehr langsam mahlen (zumindest, wenn man Autor ist - sobald Verlage etwas von dir wollen, muss es plötzlich schon gestern fertig gewesen sein *seufz*) und b), was in der "Wartezeit" passiert. Hält der Agent Kontakt, informiert er über die aktuellen Fort- oder Rückschritte, wird gemeinsam am Projekt gearbeitet?

Elena

Hallo Kaeptn,

ich denke, bei einigen hier hat das damit zu tun, dass sie zwar als Autor an sich für die Agentur interessant waren, aber nicht das angebotene Projekt - das heißt, die Zeit verging vor allem damit, an einem neuen Projekt zu arbeiten, dass die Agentur dann anbietet. So war es zumindest bei mir, wobei meine Agentur im Gegensatz zu anderen darauf bestand, dass ich das ganze Manuskript fertig habe, bevor sie mit der Vermittlung anfangen. So sind dann schnell mal fast anderthalb Jahre zwischen Agenturvertrag und Beginn der Vermittlungen vergangen.

Was das vorgehen bei keinem Vermittlungserfolg betrifft: In der Regel wird es dann mit dem nächsten Projekt versucht. Der Vertrag (mein Vertrag, besser gesagt) verbietet dir aber, für das erste Manuskript irgendeine Vereinbarung einzugehen, an der die Agentur nicht beteiligt ist. Das werden die auch nicht so schnell wieder abtreten, schließlich besteht ja immer noch die (nicht besonders große) Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Erfolg des zweiten Romans der erste doch noch veröffentlicht wird.
Selbst damit nach den Agenturbemühungen noch einen Verlag dafür suchen zu wollen halte ich generell für keine gute Idee.
1. hatten die meisten Verlage dein Manuskript schon - wieso sollten sie es plötzlich wollen, wenn du es ihnen anbietest?
2. macht man einen denkbar schlechten Eindruck, wenn man ein bereits angebotenes Manuskript auf dem Wege noch mal einreicht, vor allem mit geringem Zeitabstand.
3. registrieren Verlage durchaus, wer sich so bei ihnen bewirbt, und ein abgelehntes Manuskript von dir macht die Chancen für ein kurz danach eingereichtes zweites Manuskript von deiner Agentur nicht besser.

Blieben Kleinverlage, wogegen deine Agentur vermutlich protestieren würde, wenn sie noch "höheres" mit dir vorhat.
Ich würde es also gar nicht unbedingt wollen, weil ich den Zweck dahinter nicht sehe.

Viele Grüße,

Elena

Lila

@Elena:
Darf man fragen bei welcher Agentur du bist? Wenn du es hier nicht schreiben magst kannst du mir gerne auch eine PN schicken. :winke:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Elena

Da das auch im Agenturen-Thread bereits steht: Ich werde von der Agentur Schlück vertreten. :)

Kaeptn

Zitat von: Kaeptn am 04. Oktober 2009, 11:28:51
Was mich ein bisschen skeptisch macht, ist die doch recht große Zahl derer hier im Forum, die zwar bei einer Agentur abernoch immer nicht veröffentlicht sind - was sich hoffentlich mit der Frankfurter Buchmesse ändert (allen die Daumen drück!!).

So, fast ein Jahr ist vergangen und nachdem der Thread heute verlinkt wurde stieß ich wieder drauf. Und täuscht mich mein Eindruck, dass die meisten TZler immer noch nicht vermittelt wurden? Wenn ich dann jetzt auch noch von den vielen weiß/grauen Schafen lese, werde ich allmählich skeptisch. Bei den großen kommt man auch kaum leichter rein als bei einem Verlag und bei den Kleinen unterschreibt man vielleicht einen Vertrag, aber die Wahrscheinlichkeit dass nach einem Jahr nix passiert ist, ist auch relativ hoch.

Lavendel

Zitat von: Kaeptn am 06. September 2010, 16:20:38
So, fast ein Jahr ist vergangen und nachdem der Thread heute verlinkt wurde stieß ich wieder drauf. Und täuscht mich mein Eindruck, dass die meisten TZler immer noch nicht vermittelt wurden? Wenn ich dann jetzt auch noch von den vielen weiß/grauen Schafen lese, werde ich allmählich skeptisch. Bei den großen kommt man auch kaum leichter rein als bei einem Verlag und bei den Kleinen unterschreibt man vielleicht einen Vertrag, aber die Wahrscheinlichkeit dass nach einem Jahr nix passiert ist, ist auch relativ hoch.

Die meisten TZler sind vielleicht nicht vermittelt, was aber daran liegt, dass die meisten TZler keinen Agenturvertrag haben. Ich habe zwar keine Statistiken geführt, aber von den Leuten mit Agenturvertrag gibt es doch einige, die vermittelt wurden. Es gibt durchaus Negativerfahrungen (siehe bei den Schafen), aber es gibt auch sehr positive Fälle, in denen die Zusammenarbeit mit einem Agenten den Autoren sehr geholfen hat. Zum Beispiel dabei, überhaupt von Verlagen wahrgenommen zu werden, weil sie nicht bei den unverlangten MS versacken, weil sie ein professionelles Exposé haben und weil ein guter Agent einfach weiß, was bei welchem Verlag gut unterkommen kann oder wie man mit welchem Lektor reden muss.

Kerimaya

Ich glaube, der Eindruck entseht auch, weil es viel mehr Einträge zu Negativ Beispielen gibt, als positive Rückmeldungen zu den Agenturen. Wenn man mal die ganzen positiven Meldungen im Kellerbereich zusammen zählen würde, kämen da viel mehr positive Meldungen und Vermittlungen zu Tage.
Aus eigener Erfahrung kann ich auch sagen, dass ich, dank meiner Agentur, sehr weit gekommen bin und, wenn auch in einem anderen Genre, erfolgreich vermittelt wurde.

Grey

Zitat von: Kaeptn am 06. September 2010, 16:20:38
Bei den großen kommt man auch kaum leichter rein als bei einem Verlag und bei den Kleinen unterschreibt man vielleicht einen Vertrag, aber die Wahrscheinlichkeit dass nach einem Jahr nix passiert ist, ist auch relativ hoch.

Zwei Aussagen, die ich so nicht stehenlassen würde. Erstens bekommen auch die großen Agenturen immer noch weniger Bewerbungen als ein Publikumsverlag. Die Chance für dein MS, ohne all zu großen Stressfaktor im Nacken geprüft und wahrgenommen zu werden, ist also deutlich höher - genau wie die Chance, dass die Herrschaften von der Agentur sich daran erinnern, ob sie dich schon mal abgelehnt haben. ;)
Zweitens - ja, die Wahrscheinlichkeit, bis zu ein Jahr nach Vertragsabschluss mit der Agentur noch unvermittelt zu sein, ist gar nicht so klein. Auch nicht bei den großen Agenturen, übrigens. Aber ein Jahr ist im Verlagswesen leider überhaupt keine Zeitspanne von Bedeutung. Nicht alle Verlage sind gleich schnarchnasig, aber ihre Zeit brauchen sie alle - und zwar viel davon. Und da nützt es ja auch nichts, wenn die Agentur ständig bei denen auf der Matte steht und nervt, vermutlich ist das sogar eher kontraproduktiv.

Was mich betrifft, ich gebe meine Agentin nie wieder her. Ich bin jetzt ziemlich genau ein Jahr bei der Agentur, und wäre mein erster Roman nicht unerwartet doch noch verkauft worden, würde ich auch noch auf Vermittlung warten - aber wie gesagt, ein Jahr ist kein Jahr. Wenn der erste Roman kein Zuhause findet, muss der nächste erstmal geschrieben und ausgehfein gemacht werden. Und jeder von uns weiß ja, dass das eben schon ein gutes halbes Jahr oder länger dauern kann. ;)