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Der Prota/Antagonisten-Laberfasel-Thread

Begonnen von Ary, 08. August 2008, 23:30:14

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foxgirl

Ein leichter Schauder fährt Joyce den Rücken hinunter und ihre Nackenhaare stellen sich auf. Irgendetwas ist anders, als noch vor einer Minute. Sie unterdrückt den Wunsch Witterung aufzunehmen und wendet sich gedanklich wieder Emuya zu. Immernoch grübelt sie, was gegen den seltsamen Schlaf der restlichen Gäste zu tun sei, doch so sehr sie sich auch bemüht, ihre Gedanken scheinen zu kreisen. Immer wieder kommt sie zu demselben Schluss. 'Etwas stimmt hier nicht'. Es beunruhigt sie, dass sie nicht genau ausmachen kann, was es ist. Schließlich beugt sie sich ganz nahe an ihre Freundin. "Emuya, das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, aber weißt du was gerade passiert ist, ich habe ein ungutes Gefühl, aber ich kann nicht sagen woran es liegt."

Scrivatore

"Du tust Recht mit deinem Gefühl. Aber wir können nichts tun, außer abzuwarten." Emuya hätte sie gerne beruhigt, doch das ist falsch. Sie fühlt, dass Gefahr in der Luft liegt. Natürlich kann sie sich irren, doch es verheißt nie etwas Gutes, wenn sich jemand verbirgt.

Thistle

Njura öffnet benommen die Augen. Sie spürt sofort, dass ihr der Kristall, den sie von den Zwergen bekommen hat, in den Ausschnitt gerutscht ist. Bisher hat sie es nur wenige Male vernommen, dass der Kristall wirklich aktiv war, aber zumindest weiß sie, dass er heiß wird wie glühende Kohle, wenn dies geschieht.
Langsam richtet sie sich auf und stellt irritiert fest, dass der Gasthof wieder aussieht wie ein ordentliches Gebäude und nicht wie eine Ruine. Erfreut bemerkt sie, dass Joyce wieder wach ist und es ihr anscheinend gut geht. Allerdings liegen um sie herum noch ein paar schlafende Gestalten, mit denen sie vor wenigen Stunden, zumindest scheint es ihr so, noch friedlich zusammen gesessen hat.
"Guten Morgen. Oh je, ich habe das Gefühl, aus einem Albtraum zu erwachen, aber unseren werten Freunden hier sehe ich an, dass es wohl doch nicht nur ein Hirngespinst meinerseits war." Dankbar schließt sie den Kristall in ihre Faust. "Anscheinend hat mich die Magie der Zwerge beschützt." Sie setzt sich zu den beiden Damen, die sie bereits kennt, und zu dem Fremden an den Tisch. Dann streckt sie ihm freundlich die Hand entgegen. "Ihr seid neu dazu gekommen, nicht wahr? Mein Name ist Njura, aber bitte nennt mich Niri." Sie beugt sich zu Joyce herüber und flüstert:"Ist alles gut, soweit? Ich war vor Angst geradezu wie gelähmt. Was ist denn mit ihnen los?", fragt sie und zeigt auf die Schlafenden.

foxgirl

Erleichtert bemerkt Joyce, dass zumindest Niri dem merkwürdigen Schlaf nicht verfallen scheint. Sie beugt sich näher zu ihr, als diese sie anspricht. "Wenn ich das nur wüsste. Erst werde ich in eine Art Zwischenwelt katapultiert, dann bin ich wieder hier und alle scheinen in traumlosen Schlaf versunken. Irgendetwas geht hier absolut nicht mit rechten Dingen zu. Und" sie senkt die Stimme noch weiter, bis kaum mehr als ein Flüstern aus ihrem Mund entweicht "ich werde das Gefühl nicht los, dass uns schon wieder jemand beobachtet. Kannst du etwas wahrnehmen? Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht herauszufinden vermag was hier vorgeht." Noch einmal blickt sie zu Emuya, die ebenso finster dreinblickt, wie sie sich fühlt. Vielleicht gelingt es ihnen gemeinsam zu ergründen, wer oder was sich in den Schatten verbirgt.

Kadeius

*Staub wegpust*  :hatschi:

Nicht einmal der markige Schrei der Krähe, die durch ein offenes Fenster hereinfliegt, vermag, die Schlafenden aufzuwecken. Sie setzt sich auf eine Strebe im Gebälk des Gasthauses und beobachtet für einen Moment, was vor sich geht. Kurz fixieren die schwarzen Augen die Frauen, dann den Wirt - oder vielmehr, was er ausschenkt. Mit einem Satz stürzt sich die Krähe aus der Höhe zu Boden und zergeht in einer Wolke aus dunklem Rauch, als wäre nasses Laub im Kamin verfeuert worden. Stolpernd richtet sich ein Mann aus dem Qualm auf und stützt sich schnaufend am Tresen ab.
"Das war doch nicht so elegant", brummt er in seinen gestutzten Kinnbart. Seine hochgewachsene, filigrane Erscheinung kann man durch den dunklen Überwurf nur erahnen, er streift die Kapuze ab und entblößt einen vernarbten, Schädel, an dem nur unregelmäßig kurze, dunkle Haare wachsen. Er zeigt auf den Zapfhahn, wartet auf sein Getränk und dreht sich verlegen den anderen zu.
"Warum, zum Henker, schlafen hier alle?"

Scrivatore

off-topic: irgendwie kommt man hier nicht weiter. Hilft es vielleicht, ganz von vorne zu beginnen?

Kadeius

Würde ich auch vorschlagen. :) Vielleicht stoßen dann ein paar neue Leute dazu.

Mithras

Prinzipiell wäre ich gerne wieder dabei, ich hatte nur in den letzten Taghen keine Muße, mit ein neues Szenario auszudenken, sonst hätte ich schon selbst etwas vorgeschlagen! :P
Und ich wette darauf, dass Foxy auch nur darauf wartet, dass es hier weiter geht. Ich frag mal unverbindlich nach! ;D

Acrosen

Ich habe mich mal daran versucht, eine neue Szenerie zu zeichnen, welche den Prota-/Antagonisten, die sich hier hoffentlich treffen, etwas mehr Entfaltungsmöglichkeiten als nur die Unterhaltung in einem Gastraum bietet. Hoffentlich stoßen viele altbekannte und auch neue Autoren mit ihren Figuren hier dazu, sodass es wieder zu einer interessanten Geschichte kommt. 

Als Vektin die Hauptstraße des kleinen Dorfes betritt, wird ihm gewahr, dass er nun wohl endgülig von seinem angestrebten Weg abgekommen sein muss. Die Häuser sind ganz aus Holz gebaut und scharren sich um zwei größere Gebäude, eine Mühle, deren gewaltiges Mühlrad sich gemächlich im Trieb des das Dorf durchziehenden Flusses dreht und einen kleinen Tempel, welcher offenbar einem ihm nicht bekannten Gott geweiht ist.

Inmitten der in der Morgensonne golden schimmernden Felder wirken die Tempelmauern, welche neben dem Fundament der Mühle das einzig steinerne in der Siedlung zu sein scheinen, regelrecht erhaben, und Vektin senkt unwillkürlich den Blick. Als er nun seine Umgebung etwas näher in Augenschein nimmt, wird er gewahr, dass das Dorf entgegen seiner ersten Annahme durchaus über mehr als ein paar Häuschen und eine florrierende Weizenproduktion verfügt. Neben einem kleinen Gebäude steht ein großer Schmiedeofen, in welchem die bereits angefachte Glut leise knackt. Etwas weiter die Straße entlang kündet ein vom Giebel hängendes Schild, welches verblichen einen gut gefüllten Bierkrug zeigt, von einem schlichten Gasthof.

Es sind allerlei Menschen mit Ochsenkarren und Erntewerkzeugen unterwegs, doch niemand scheint ihm, dem hageren Wanderer mit den scharfen Wangenknochen und dem kurzgeschorenen Haar, sonderliche Beachtung zu schenken. Vektin beschließt, sich zunächst einen ruhigen Punkt zu suchen, um nach einer durchwanderten Nacht etwas Ruhe zu bekommen. Er macht sich zum Gasthof auf und findet die Tür unverschlossen vor. Als er den Schankraum betritt, begrüßt ihn der Wirt mit überschwinglicher Höflichkeit. So weit draußen sind Gäste vermutlich eine Seltenheit. denkt sich Vektin, erwidert allerdings die Begrüßung ebenso herzlich. Anschließend bestellt er sich einen Krug Bier und etwas Brot mit Speck und setzt sich an einen der beiden freien Tische, welche auf der kleinen Außentherasse zu einer Rast einladen.

Er lässt sich auf einen der grob gezimmerten, aber dennoch überraschend bequemen Stühle fallen und fasst die Hauptstraße ins Auge, während er auf seine Mahlzeit wartet.
Wer weiß, vielleicht würden ja doch auch andere Wanderer den Weg in dieses kleine Idyll am Ende der Welt finden, mit denen sich eine Unterhaltung lohnte...

Mithras

#1869
@Acrosen: Danke für den Einstieg. Es wäre allerdings schön, wenn du dich dieses Mal etwas mit übermächtigen Charakteren, die einfach mal so über andere Charaktere entscheiden, zurückhalten könntest! ;)

Aus den Augenwinkeln bemerkt Sisakrun, wie sich die Tür öffnet und ein Mann eintritt, doch er schenkt ihm zu dieser frühen Stunde keine Beachtung. Der Vormittag ist die Tageszeit, zu der sein Geist besonders wach ist und an dem er sich ungestört von seiner Begleiterin einer Frage widmen kann, die ihn beschäftigt, seit er sich zurückerinnern kann. Seinem Namen.
Angestrengt starrt er auf das Schriftstück, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Verschlungene Zeichen erscheinen vor seinen Augen, deren Sinn sich ihm nicht erschließt und die ihm doch so vertraut sind wie die Jahandars Reiseberichte oder die Offenbarung des Tharaîl, ganz so, als sei es ein Teil von ihm. Denn das Blatt ist leer und alles, das er sieht, sieht er vor seinem inneren Auge. Die Zeichen haben sich in sein Gedächtnis eingebrannt, so wie alles, das er sieht. Umso mehr nagt es an ihm, dass er sich nicht an die Bedeutung dieser Zeichen erinnern kann, obwohl er weiß, dass er sie einst kannte. Er trägt dieses Rätsel stets mit sich, wohin auch immer er geht, und doch ahnt niemand, dass es überhaupt existiert. Das Original lagert sicher verwahrt an einem Ort, den außer Sisakrun niemand kennt. Nicht einmal Nephoris. Es ist sein größter Schatz. Seine Lebensversicherung.
"Ich frage dich besser nicht, warum du schon wieder auf ein leeres Stück Papier starrst", erklingt Sepandiehs Stimme hinter ihm. Er hat gespürt, dass auch sie den Schankraum betreten hat, ohne ihr Beachtung zu schenken. Bei all ihrem Scharfsinn kann auch sie nicht in seinen Kopf blicken und Hieroglyphen sehen, von deren Existenz sie nichts ahnt. Zwischen ihnen gibt es eine stillschweigende Übereinkunft, nicht über ihre Geheimnisse zu reden, auch wen Sisakrun sehr genau weiß, was seine Gefährtin verbirgt. Sie hat die Gestalt einer reisenden Heilerin angenommen, in deren sonnengebräunten Gesicht sich feine Fältchen eingenistet haben und deren brünettes Haar von den ersten grauen Strähnen durchzogen ist. Sisakrun hingegen ist bei seiner Verkleidung nah an der Realität geblieben, und so wirkt er - hochgewachsen, drahtig und stets angespannt - wie eine Raubkatze auf der Lauer, bereit, stets zu reagieren, wenn er eine Gefahr wittert. Die Rolle des Leibwächters, die er für diese Mission angenommen hat, ist ihm damit praktisch auf den Leib geschneidert, selbst wenn er keine offensichtlichen Waffen bei sich trägt.
Er seufzt. "Wir sollten zusehen, dass wir von ihr weg kommen. Allmählich wird es für meinen Geschmack zu voll, und ehe wir uns versehen, geraten wir in irgendeine missliche Lage." Seine Augen blitzten auf. "Ich kenne dich ja."
Sepandieh lacht leise auf, erwiderte aber zu seiner Verwunderung nichts. Vermutlich, weil es ihr ihre Rolle gebietet, ihre scharfe Zunge zu hüten. Sie sollten hier nicht noch länger verweilen und Aufmerksamkeit erregen.

foxgirl

Mianne zieht ihren Mantel enger um ihre Schultern. Sie fröstelt, obgleich die Morgensonne ihr sanft den Hinterkopf erwärmt und ihre seidengleichen, schwarzen Haare zum Schimmern bringt. Sie schafft es einfach nicht diese Kälte loszuwerden. Früher hatte ihr das keinerlei Probleme bereitet, aber seit Kurzem ist ohnehin alles anders. Sie schlendert durch das Dorf, bewundert die hölzernen Bauten und lauscht dem leisen Rauschen des Flusses. Das sonst so beruhigende Geräusch bewirkt heute jedoch das genaue Gegenteil. Bilder drängen sich ihr auf, Erinnerungen die sie vergessen will, endlich begraben. Beinahe flüchtend eilt sie auf das naheliegende Gasthaus zu. Es ist nicht allzu laut in dem Raum, doch als sie ihn betritt, verebben die Geräusche von draußen.

Erleichtert blickt sie sich um. Der Wirt begrüßt sie freudig und lächelt ihr aufmunternd zu. Vermutlich sieht man ihr ihre Unruhe an. Einen kurzen Moment geht sie in sich, atmet tief durch, dann lässt sie den Blick noch einmal durch den Schankraum gleiten. Einige wenige Gäste haben sich versammelt. Etwas unschlüssig blickt sie von der Theke zu den Tischen, beschließt dann jedoch erst einmal, dass ihr ein guter Tropfen nicht schaden könnte. Mit einem offenen Lächeln fragt sie den Wirt nach einer Karte und lässt sich auf einem der recht unbequemen Hocker nieder.

Acrosen

#1871
Vektin beobachtet die herannahende Person mit wachen Augen, doch sie stürmt geradezu an ihm vorbei ins Innere des Gasthauses. Er schüttelt leicht irritiert den Kopf, beschließt aber, vorerst auf eine Unterhaltung zu verzichten. Aus dem Schankraum klingen gedämpfte Geräusche nach draußen, doch er schenkt ihnen wenig Beachtung. Kurz darauf tritt der Wirt aus der Tür, er hält einen flachen Holzteller und einen großen Kurg in den Händen. Vektin nickt ihm dankend zu, als das Frühstück vor ihm abgestellt wird. Er genemigt sich einen großen Schluck und stellt erstaunt fest, dass das Bier hier weitaus herber und dunkler schmeckt als jenes, das er aus Kneipen Sakzes gewohnt ist.

Das Essen schiebt er vorerst zur Seite, um etwas Platz auf dem Tisch zu machen. Anschließend kramt er etwas in seinem Beutel und zieht ein scharfes Messer sowie einige dunkle und helle Holzstücken, kaum größer als ein Daumen, hervor. Er beginnt zu schnitzen, und schält langsam das kantige Gesicht einer jungen Frau aus der Spitze eines der schwarzen Späne.

Als er gedankenverloren einen Blick zur Tür wirft, fällt ihm auf, dass der Wirt diese offen gelassen und einen kleinen Holzkeil vorgeschoben hat, vermutlich um den Schankraum etwas zu entlüften. Sein Blick fällt auf einen Mann und einer Frau, welche sich an einem Tisch unterhalten und auf ein augenscheinlich unbeschriebenes Stück Papier starren. Die Frau, die gerade noch an ihm vorbeigestürzt war, hatte sich ebenfalls niedergelassen und wartet offenbar darauf, ihre Bestellung aufgeben zu können. Vektin richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf die dunkle Dame, während er behutsam die schmalen Rundungen ihrer Brüste und die schmächtigen Schultern formt.

Vielleicht würde ja einer der anderen Gäste bald Kontakt zu ihm suchen. Andernfalls verlockte es ihn wohl nach dem Frühstück einen Blick auf dieses mysteriöse Papier werfen, welches interessanter war, als es der erste Blick vermuten ließ.

foxgirl

Mit einem höflichen Lächeln und einem gemurmelten 'Dankeschön', nimmt Mianne den heißen Met entgegen. Der warme Honigwein entspannt ihre Glieder und wenig später fühlt sie sich ruhig genug, um sich noch einmal in Ruhe um zu sehen. 

Außer ihr scheinen nur drei weitere Gäste anwesend zu sein. Ein Mann und eine Frau sitzen scheinbar vertieft über ein Stück Papier etwas weiter von ihr entfernt an einem der Tische. Ein weiterer Gast hat sich keinen Steinwurf von ihr entfernt niedergelassen und schnitzt an einem Stück Holz. Sie kann die Figur, die sich langsam daraus hervortut nur schwer erkennen, doch ihre Neugier ist geweckt. Sie liebt Schnitzereien und bewundert die Kunstfertigkeit, die es dafür bedarf. 'Ob es wohl unverschämt wäre, sich zu dem Mann zu setzen' überlegt sie, doch da er nicht abweisend oder unfreundlich wirkt, beschließt sie, ihr Glück zu versuchen.

Den kleinen Tonkrug in der Hand läuft sie auf den Mann zu und lächelt ihn freundlich an. "Das ist wunderschön." Sie deutet auf das Stück Holz, dass nun ganz klar das Bildnis einer Frau darstellt. "Würde es Sie stören, wenn ich mich zu Ihnen geselle? Mein Name ist übrigens Mianne, mit wem habe ich das Vergnügen?"

Acrosen

Vektin ist so darin vertieft den Saum des Gewandes der kleinen Figur mit winzigen Stickereien zu versehen, dass er das Herannahen der jungen Frau, die eben noch an ihm vorbeigeeilt war, erst bemerkt, als sie ihn anspricht. Er legt Messer und Schnitzerei behutsam aus der Hand und blickt dann auf, um das freundliche, aber etwas schüchtern wirkende Lächeln der Frau herzhaft zu erwidern.

Er erhebt sich, zieht einen Stuhl an den Tisch heran und antwortet "Welcher Mann wüsste die Gesellschaft einer solch bezaubernden und überdies höflichen Dame nicht zu schätzen? Ich bin hocherfreut, Mianne. Mein Name ist ein ermüdendes Wirrwarr aus Ahnen und Floskeln, aber 'Vektin' reicht völlig aus."

Er überlegt einen Moment, bevor ihm bewusst wird, dass er sich noch nicht für das Kompliment bedankt hat. "Ihr schmeichelt mir, Mianne. Nicht viele würden einen Fremden so tollkühn und herzlich begrüßen, noch weitaus weniger haben ein Auge für kleine Kunstfertigkeiten, wobei mein Können doch eher bescheiden ist." Er wirft der Figur einen kritischen Blick zu "In diesem Punkt würde mir das Modell eindeutig zustimmen." und ein flüchtiges Grinsen huscht über sein Gesicht.

"Setzt euch doch zu mir, vielleicht finden wir später Zeit für eine Partie. Was führt euch in diese Lande, oder seid ihr gar von hier?"

Mithras

Während sich Sisakrun wieder dem Stück Papier vor seinen Augen widmet, winkt Sepandieh den Wirt herbei und bestellt einen Kräutertee, etwas Brot und Rühreier. Wenn es um ihre morgendlichen Rituale geht, ist mit ihr nicht zu verhandeln, selbst wenn die Zeit zum Aufbruch drängt. Während sie auf das Essen wartet, registriert Sisakrun, dass eine weitere Person - eine junge Frau - den Schankraum betreten hat und einen der Gäste in ein Gespräch verwickelt hat. Sepandieh scheint die Umwelt um sich herum sehr viel genauer zu beobachten, denn als Sisakrun von seinem Schriftstück aufblickt, bemerkt er, dass sie sich in ihren Stuhl zurückgelehnt hat und ihre Blicke schweifen lässt. Als schließlich der Wirt kommt, um ihr die Bestellung zu bringen, zückt sie sofort ihre Geldkatze, um zu bezahlen. Ohne es sich erklären zu können, zieht diese Aktion Sisakruns Aufmerksamkeit auf sich. Etwas ist anders als vorhin, als Sisakrun selbst bezahlt hat - eine seltsame Anziehungskraft geht von der Börse des Mannes aus, als er diese öffnet, um Sepandiehs Münzen entgegen zu nehmen. Sein Blick fällt auf den Inhalt der Geldbörse - und er zuckt zusammen: Dort liegt eine Münze, deren Motiv ihm bestens vertraut ist. Eine Münze, die von soweit her stammt, dass er niemals damit gerechnet hätte, hier auf sie zu treffen. Es ist nur ein kurzer Blick, den er auf sie erhaschen kann, doch er reicht aus, um das Wichtigste zu erkennen: Kupfern, quadratisch und mit einem Loch in der Mitte, gesäumt von einem doppelten Rand. Eine Münze aus dem Ašata-Reich. Sisakrun merkt, wie sich sein Herzschlag beschleunigt. Kann es wirklich Zufall sein, genau hier auf eine dieser Münzen zu stoßen? Nein, daran kann und will er nicht glauben, denn diese münzen sind nicht zufällig im Umlauf. Esfandiyân, schießt es ihm durch den Kopf, und er muss sich zwingen, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Er hatte diese Münzen in Umlauf gebracht. Münzen, die fast wie ein zweites Auge fungieren, erlauben sie ihm doch, durch die Augen der Person zu sehen, die sie berührt. Er wirft Sepandieh einen Blick zu, die ihn besorgt anschaut, in ihrem Blick erkennen.
Diese Münze kann erst in den letzten Minuten in der Geldbörse der Wirts gelandet sein. Als Sisakrun wenige Augenblicke zuvor bezahlt hat, ist sie ihm nicht aufgefallen, und er ist sich sicher, dass sie ihm um nichts in der Welt entgangen wäre. Das lässt nur einen Schluss zu: Einer der Gäste muss mit ihr bezahlt haben. Gerade eben.
Er merkt, wie sich seine Muskeln anspannen, und sein Blick gleitet wie der eines Raubvogels durch den Raum, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das Aufschluss über die Herkunft der Münze gibt. Sepandieh hat sich derweil aufgerichtet und schländert scheinbar entspannt und unverbindlich durch den Schankraum, wirft mal diesem Gast einen Blick zu und mal jenem, und bleibt schließlich bei den beiden neuen Gästen hängen, die sich angeregt über das Schnitzen einer Holzfigur unterhalten. "Das sieht ja interessant aus, was Ihr da macht", erwähnt sie so beiläufig und zugleich interessiert wie möglich, "Darf man fragen, was das genau werden soll?"