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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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HauntingWitch

Oh, Leute, ich habe mal wieder den Autorenfrust. Zwar bin ich auch super-kreativ im Moment, das scheint irgendwie wechselseitig miteinander herzugehen. Warum musste ich mir aber auch so ein kompliziertes Projekt aussuchen? Ich habe das Gefühl, ich stehe vor jeder Szene an einer Wand, weil ich einfach zu wenig Vorstellungskraft habe. Z.B.: Ich möchte ja einen relativ realistischen Musikeralltag darstellen. Nun weiss ich zwar, was die so alles für Aufgaben und Termine etc. haben, aber ich weiss das nur Gesamthaft und ich brauche es stundenweise. In der Realität wiederholen sich Abläufe ja immer wieder, aber im Buch kann man das nicht machen. Mir fehlt da einfach irgendwie die Vorstellungskraft. Noch mehr recherchieren kann ich langsam nicht mehr, ehrlich.
Und jetzt bin ich blockiert, weil ich das doch richtig machen will und nicht so eine verklärte berühmter-Rockstar-geniesst-Glamour-Leben-Darstellung bringen will und ich habe das Gefühl, ich kriege es einfach nicht auf die Reihe. Was ist, wenn es am Ende doch falsch herauskommt und ich versehentlich genau das bringe, was ich so verabscheue? Ich kenne jetzt auch niemanden, der sich da auskennt (ironischerweise) und den Paten machen könnte. Und dann denke ich, dass es nur harkt, weil ich so verkrampft bin und werde frustriert darüber, dass ich frustriert bin... Ich möchte mich am liebsten eingraben und nur noch an dem Skript arbeiten, bis es stimmt.  :versteck:

Leann

Hm, versteh ich, da ich auch zum Perfektionismus bei der Recherche neige. Vielleicht hilft es dir ja, wenn du mal aus Lesersicht überlegst, was dir in der Geschichte gefallen würde. Vermutlich eher nicht die detaillierten Beschreibungen des Musikeralltags. Interessant sind ja eher die Dinge, die aus der Routine herausfallen. Und du willst schließlich kein Fachbuch schreiben. Worum geht es dir denn in der Geschichte? Ist es eine Romanze?

Zit

Ich hätte ja fast gesagt, such dir eine regionale Band und mach da für ein paar Auftritte als Roadie mit. ;D Ob das nun eine abgehalfterte Hinterhofkaschemme ist oder ein großes Stadion, die wesentlichen Abläufe werden ja dieselben sein, denke ich. (Wobei bei langen Touren und Konzerten an jedem Tag in einer anderen Stadt oder sogar Land vermutlich nicht so viel Zeit für living la vida loca lassen. :) ) Grab dich nicht ein. Den Blickwinkel ändern, wie Leann sagte, ist schon gut, denke ich. :knuddel:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

HauntingWitch

@Leann: Ja, letztendlich ist es eine Liebesgeschichte. Das ist eine gute Idee, das werde ich mal machen.

@Zitkalasa: Ja, das ist es ja, ich habe ein ganzes Buch von so einem Roadie gelesen (und der war bei einer wirklich bekannten Band). Das ist ein sehr interessantes, aufschlussreiches Buch und sehr detailliert, aber ich habe immer noch das Gefühl, es reicht nicht. Vielleicht ist das Problem, dass ich das nicht auf meinen Protagonisten umwälzen kann, ich weiss einfach nicht, wie. ::)

Es gibt noch eine zweite Protagonistin, vielleicht sollte ich ihr noch etwas mehr Raum geben. Das kann ich lustigerweise besser beschreiben, denke ich, obwohl ich da gar nicht soo viel recherchiert habe. Vielleicht habe ich einfach zu viel recherchiert und jetzt sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Zit

Ja, das kann natürlich auch sein, dass dich die Recherche blockiert oder du gefühlsmäßig da einfach noch nicht richtig drin bist. Wenn du einen zweiten POV hast, könnte es, denke ich, auch helfen, mit dem anzufangen und seinen Handlungsstrang erstmal runter zu schreiben. Ich würde vielleicht auch trotzdem die Kapitel mit dem Musiker planen und die zumindest so einfügen wie sie im Handlungsverlauf vorkommen sollen, sie dann nur nicht ausschreiben sondern stichpunktartig notieren, was passieren soll. Vielleicht ein paar Dialogfetzen, wenn mir schon was einfällt. Und den ganzen Musikerkram würde ich im Nachhinein/ später einfügen. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

HauntingWitch

Das habe ich eben schon. Jetzt ist sein Handlungsstrang dran und gleichzeitig bin ich am Zusammenflicken. Aber das mit der Leser-Perspektive werde ich mal ausprobieren.

Fianna

#21531
Heute mal im Schreibflow und dauernd stört der Möp mich, was ist an "Bitte nicht stören, weil ich schreibe" so schwer zu verstehen?!

Willst Du morgen Oma besuchen? Das kann auch keine Minute warten, diese Frage. Und wenn wir extra einen Kalender im Flur hängen haben, auf dem steht, dass ich mitten in der Nacht (=4 Uhr) aufstehen muss zum Arbeiten, kann man sich auch nicht denken, dass ich vielleicht nicht möchte....
Aber gut. Das kann ich ja irgendwie verstehen. Nochmal gesagt, dass ich plotte und denke und schreibe und meine Ruhe möchte, dachte das wäre dann klar.
Zack, geht die Türe wieder auf. Deine Wäsche ist fertig!! Ja, die explodiert ganz bestimmt auch, wenn sie länger als 2 Minuten in der Maschine liegen bleibt  :wums: :wums: :wums:
Vielleicht bin ich ein unglaublich unsozialer unfreundlicher Mensch und selbst ein riesengroßer Möp, aber wenn ich an einem Nachmittag insgesamt 3 x sage, dass ich versuche zu schreiben und bitte keine Störung will - ist die Waschmaschine da so wichtig, dass sofort stante pede zum xten Mal stören muss??

Manchmal beneide ich Ken Follett. Weggehen, woanders schreiben, keiner stört einen... Aber sowas kann man für 30-90 Minuten Zeit pro Tag nicht machen. Leider! Mein Freund versteht den Satz "Bitte nicht stören" nicht. Dabei vergrabe ich mich nicht für 20 Stunden, ich komme doch oft genug in regelmäßigen Abständen heraus, für Wasser usw (oder wegen der Waschmaschine), da kann er doch mich Sachen fragen oder mich an die Maschine erinnern.... Das klappt aber nicht, egal was ich mache!
Und ab einer bestimmten Menge Störungen (oder je nachdem, in welchen prekären Lagen) werde ich ein bisschen unfreundlich/aggressiv. Ja, vielleicht bin ich ein unfreundlicher Mensch und eine furchtbar schlechte Freundin, mir egal, was ist an mehreren inständigen "Bitte nicht stören"-Bitten so schwer zu verstehen?
:(


Mann, wie macht ihr macht denn? Ihr habt doch bestimmt auch Mütter, Väter, Geschwister oder Mitbewohner, wie hat das bei euch endlich geklappt, dass ihr nicht gestört werdet?

Angela

Tja, ich gehe dann ins Schlafzimmer und mache die Türe zu. Dann ist mein Mann beleidigt, wir streiten uns und es dauert noch länger, bis er endlich ruhig ist.  :rofl:

Fianna

#21533
Vielleicht klingt das anders, weil wir uns immer gegenseitig anmöppen, aber eigentlich sind wir ein ganz harmonisches Paar und mögen uns sehr. Nur - wenn er das ein paar Tage am Stück macht, denke ich mir, das ich lieber alleine wohnen möchte, egal ob die Beziehung dabei drauf geht. Das ist mir in dem Moment dann wirklich egal! Ich bin ein natürlicher Einzelgänger. Ich brauche immer ganz viel Ruhe, und wenn jemand das nicht respektiert, das ist mir zu stressig.  :(

Ich komme ja sowieso alle 30-60 Minuten aus meiner Schreibhöhle raus - da kann er doch wunderbar über alles mit mir sprechen! Aber die 30-60 Minuten in Ruhe am Stück muss er mir schon gönnen... aber das klappt nicht, er sieht dauernd irgendwelchen Handlungsbedarf, der eigentlich nicht so dringend ist und mal eben ne halbe Stunde warten kann.

Coppelia

#21534
Hast du deinem Freund mal erzählt, was genau du machst und warum du nicht gestört werden willst?
Ich glaube, für "normale" Menschen sieht es einfach aus, als würde man nichts machen, nur im Internet surfen oder so ... die verstehen einfach nicht, dass man gerade beschäftigt ist. Vielleicht guckt dein Freund sogar, ob du gerade etwas machst, und denkt: "Die sitzt ja nur am Computer, dann ist sie gerade nicht beschäftigt, und ich kann sie etwas fragen."
Keine Ahnung, ob das stimmt, aber es könnte theoretisch sein.

Wenn du dadurch wirklich gar nicht mehr schreiben kannst, musst du es ihm definitiv noch mal genauer erklären. Ansonsten würde ich raten, einfach kurz zu antworten, damit du danach weiterschreiben kannst.

Meinen Eltern konnte ich das nie "abgewöhnen". Aber rückblickend finde ich es nicht mehr eine so extreme Zumutung *hust* wie damals, dass sie mich beim Schreiben gestört haben, damit ich im Haushalt half - auch wenn ich nie verstehen konnte, warum das Ausräumen der Spülmaschine usw. nie warten konnte, bis ich mit Schreiben fertig war. ;)
Heute vermisse ich die Zeiten etwas.

Fianna

#21535
Er versteht das schon, er sieht es nur nicht ein. Jetzt könnte man auch denken: tja, musst Du halt mit klar kommen. Aber ich seh das nicht ein. Ich bin keine Mutter, ich habe keine Kinder, also finde ich, damit muss ich mich nicht abfinden. Es muss doch möglich sein, dass ein erwachsener Mann respektiert, wenn man eine Stunde seine Ruhe haben will.

Inzwischen hab ich mir die Idee mit dem Büro auf Zeit angeschaut, und eine Möglichkeit um die Ecke gefunden. Wenn ich frei habe, mal wirklich viel schreiben will und der Möp zu Hause ist, dann pack ich meinen Kram und verschwinde.
Also - Problem gelöst, wenn auch nicht so, wie ich wollte. :(

Jetzt esse ich, beruhige mich und dann haue ich nochmal in die Tasten!
Vorausgesetzt natürlich, mich stört keiner.


(Ich habe wirklich riesengroßen Respekt vor allen produktiven Zirkelmüttern. Die haben mutmasslich öfter als 1 x die Stunde ihre Störung und Ablenkung.)

Layka

Ich finde auch, dass er in der Lage sein sollte, das zu respektieren. Gerade in einer Beziehung sollte man die Wünsche seines Partners respektieren, auch wenn man sie selbst nicht 100% nachvollziehen kann. Was genau sieht er daran denn nicht ein? Hat er das erklärt?
lights out.

Zit

Hm, ja, also wenn die Waschmaschine jetzt gleich und sofort geleert werden soll, kann er es doch auch selbst machen, wenn es ihn denn so stört. :hmmm:

Ansonsten kann ich, glaube ich, nicht so viel beitragen. Mein Freund versteht das glücklicherweise, wenn ich sage, dass ich schreiben will, und lässt mich dann in Ruhe. Außer er hat Hunger, dann fragt er schon, weil wir ja schon zusammen essen wollen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Klecks

Zitat von: Layka am 27. Juli 2017, 19:37:18
Ich finde auch, dass er in der Lage sein sollte, das zu respektieren. Gerade in einer Beziehung sollte man die Wünsche seines Partners respektieren, auch wenn man sie selbst nicht 100% nachvollziehen kann.

Das würde ich unterschreiben.  :omn:

Fianna

Deswegen ist sein Spitzname Möp. Im Rheinland gibt es den Begriff "Dat is en janz fiese Möp".

Nuja, ich probiere es morgen nach der Arbeit nochmal, denn wenn ich Feierabend habe, sind die Bibliotheken eigentlich schon alle zu.
Muss ein bisschen Gas geben, bei mir kommt gerade ganz viel zu einem Projekt, das noch gar nicht dran ist. Kennt ihr das auch? Ist eigentlich auch nur Prokrastination, man kann sich zwar sagen "Heute habe ich x Worte geschrieben", aber das, was man eigentlich machen 'musste', ist immer noch unverändert.