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Intrigen

Begonnen von Lastalda, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Lastalda

ZitatHallo an alle Tintenzirkler!

Ich hoffe, das ganze paßt hier hinein, aber was ich persönlich mal ganz interessant finde bzw. mir auch vorstellen kann, es zu besprechen:

Intrigen

Wie kann man eine solche aufbauen? Wie spielt man Leute gegeneinander aus?


Wäre schön, da mal ein paar Tips und Hinweise, auch in Form von Buchempfehlungen, zu bekommen.

Gruß

Feuertraum



Wie spielt man Leute gegeneinander aus? Puh... gibt es darür funktionierende "Rezepte"? Meiner eigenen Erfahrung nach braucht man dafür einfach ne manipulatorische Ader... :(

Auf jeden Fall finde ich es grundsätzlich am interessantesten, wenn nicht nur einer manipuliert und einer manipuliert wird, sondern jeder ein wenig Puppe und Puppenspieler zugleich ist... Leider beschränken sich mein Erfahrungen mit intrigen bis jetzt großteils auf Rollenspiele, aber nciht auf irgendwas Geschriebenes...

Lastalda

Arielen

Was Intrigen angeht, so kann ich durchaus die alten Soaps wie Denver und Dallas empfehlen, durch die Machenschaften J.R.s habe ich einiges gelernt. Allerdings nur am Anfang. Intrigen zu spinnen muß einem auch liegen, das stimmt. Denn Intrigen sind feine Andeutungen und Gesten, die Leute in eine bestimmte Richtung lenken. Wenn ich Intrigen entwickelt habe, dann geschah das eher Intuitiv, ich habe sie nicht konstruiert, und später eigentlich kaum nachbearbeitet. Die meisten meiner langen Stories beinhalten Intrigen.

Wichtig und durch den Computer jetzt möglich ist es auch, beim Schreiben einer Intrige immer wieder zurück zu springen und in den vorderen Teilen des Romans die kleinen, feinen Andeutungen einzuarbeiten.

Was für Tipps könnte ich geben? Sicher ist die Intrige Palpatines, Anakin Skywalter in Teil 2 und 3 iauf die dunkle Seite zu locken sehr einfach skizziert, aber die Intrige ist da - und gerade, weil wir als Zuschauer das wissen, kann das gut analysiert werden. Denn man merkt schon, wie er sich einswchmeichelt...

Nett sind auhc die Intrigen in "Chalions Fluch", eines der besten aktuellen Bücher. Die Intrigen haben es auch in sich, der Hauptcharakter ist nicht dumm, und vor allem - die Autorin verliert die Fäden nicht aus der Hand.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig

WÄh... ich hasse es, Intrigen zu spinnen. Ich bin nicht gerade das, was man intrigant nennt... ich hasse es einfach, meine Sachen von hintenherum anzugehen, ich löse sie lieber durch Frontalangriff(nicht immer das schlaueste, aber egal).

Deswegen dauern Intrigen bei mir immer ewig... einmal hat mich so ein Ding ein halbes Jahr lang aufgehalten, weil ich die mir zusammenklamüsern musste. Was war ich froh, als das vorbei war.

Arielen

Na ja, es ist auch nicht so einfach glaubwürfige Intrigen zu spinnen, manchmal hat man die zündende Idee, manchmal eben auch nicht und da reicht auch der Frontalangriff - und wer weiß, ob so was nicht auch der Auftakt für eine Intrige sein kann...
Alles liegt im Auge des Betrachters

Moni

Ich liiiiiebe Intrigen - nur leider bin ich nicht gut darin, sie zu schreiben....
Für eine Intrige brauche ich erst mal eine Art Planskizze, damit ich nicht nachher ein totales Chaos baue. Sonst geht die Intrige nach hinten los, was ja schon ziemlich peinlich wäre...  :P
Bisher habe ich es immer vermieden, Intrigen zu spinnen, aber für die Schattenhüter brauche ich eine so groß angelegte Intrige, daß sie quasi weltumspannend ist... das die Szenen noch nicht mal angegangen sind, versteht sich von selbst...  8)

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Rei

Puh, Intrigen... Meine Charaktere verschwören sich ab und zu gegen mich, wenn ich beim Schrieben nicht aufpasse, aber bewußt habe ich bisher vermieden, Intrigen in meinen Geschichten zu spannen. Warum? Ich traue mich einfach nicht. Was, wenn meine Charaktere Lunte riechen? Und dann auch noch zu früh?

Aber eine gut gemachte Intrige lese ich immer wieder gern.

Moni

Naja, ich bin eigentlich der Meinung, daß ich meine Charaktere erfinde und lenke, nicht umgekehrt. Darum mache ich mir keine Sorgen, daß die Charas die Intrige zu früh aufdecken...  ;)
Aber die Leser sollen die Intrige möglichst auch erst erkennen, wenn es zu spät ist und das empfinde ich als die wahre Schwierigkeit.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Rei

Das Problem ist, daß ich so ziemlich ohne Zeittafel schreibe (das schränkt mich zu sehr ein). Daher kann es eben auch passieren, daß einer zu früh über etwas stolpert.

Eben, wie schafft man es, daß der Leser erst gar nicht merkt, daß da was am Laufen ist? Das finde ich faszinierend, wenn es jemand richtig gut kann.

Maja

ZitatEben, wie schafft man es, daß der Leser erst gar nicht merkt, daß da was am Laufen ist? Das finde ich faszinierend, wenn es jemand richtig gut kann.

Das kommt ganz auf die Perspektive an. Als ich 1991 eine Novelle mit Namen "Der Intrigant" schrieb, war natürlich allen Lesern klar, daß es um eine Intrige ging, war doch das Ganze in Tagebuchform aus Sicht des verhinderten Intriganten Cedric verfaßt. Erst die letzte Seite - ein Anhang aus der Feder seines Freundes Robin - enttarnte die wahre Intrige: Nämlich Robins gegen Cedric. Von der letzterer niemals etwas gemerkt hat.
Grundsätzlich gilt, je naiver die Perspektive, desto länger bleibt die Intrige unentdeckt. Hat man dagegen die Sicht eines Paranoiden Scheißerchens, wird das Buch vor Intrigen nur so wimmeln, und der Leser muß herausfinden, welches nun der wahre Ring ist.

Man kann so sehr schön mit den Erwartungen der Leser spielen, bis sie selbst paranoid werden und Intrigen sehen, wo keine sind, und dabei die offensichtliche Intrige direkt vor ihrer Nase übersehen. Sowas macht Spaß. Und ich liebe es, meine Leser an der Nase herumzuführen. Darum arbeite ich sehr gern mit Intrigen. Nur abnutzen darf man das Thema natürlich nicht.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Konstanze

Ich hasse Intrigen, ich hasse sie wirklich!
Wenn ich ehrlich bin, dann lese ich auch nur sehr selten gern über Intrigen - und trotzdem mußte ich es mir unbedingt in den Kopf setzen meine beiden Romane, an denen ich versuche zu arbeiten, auf einer großen Intrige aufzubauen...

Und so wie es gerade vorran geht, habe ich mir damit wohl eine Lebensaufgabe gestellt, ich denke einfach zu gradlinig. Aber eine Zeitlinie sollte ich mal ausarbeiten, vielleicht hilft das weiter. >seufz<

Gruß,
Konstanze

Ehana

Ich liebe Intrigen und will unbedingt welche in mein Projekt einbauen, nur habe ich absolut keine Ahnung, wie... ich würde mich also über noch mehr Beispiele und Inspirationsquellen freuen. :)

Aneirin

Hallo Rei,

ZitatEben, wie schafft man es, daß der Leser erst gar nicht merkt, daß da was am Laufen ist? Das finde ich faszinierend, wenn es jemand richtig gut kann.

Warum soll der Leser eigentlich nicht merken, dass da eine Intrige läuft. Das Schöne bei Intrigen für die Zuschauer ist doch, dass sie zusehen können, wie da einer in sein Unglück rennt. Oder dass sie mitfiebern können, dass im letzten Moment die Sache noch kippt und der Held den Braten riecht und gerettet wird.

Grüße
Aneirin

Termoniaelfe

Warum soll der Leser eigentlich nicht merken, dass da eine Intrige läuft. Das Schöne bei Intrigen für die Zuschauer ist doch, dass sie zusehen können, wie da einer in sein Unglück rennt. Oder dass sie mitfiebern können, dass im letzten Moment die Sache noch kippt und der Held den Braten riecht und gerettet wird.

Ich finde es super, wenn der leser im Lauf der Geschichte zwar merkt, dass da was im Busch ist, aber bis kurz vor Schluß, keine Ahnung hat wer der Übeltäter ist. Und dann die Reaktion kommt. "Das hätte ich nie für möglich gehalten"

Diese Reaktion bekam ich von einigen meiner Testleser und es hat mich sehr gefreut.

Gruß
Renate

Turiken

Und wo ich schon in alten Freds fleddere, krame ich den wieder heraus. Der wurde ja regelrecht stiefmütterlich behandelt, obwohl Intrigen ein elementares Element jedes (Fantasy-)Romans sein können. :)

Ich persönlich finde es unheimlich schwer, mir in sich schlüssige, spannende und vor allem unvorhersehbare Intrigen auszudenken. Das mag zum einen daran liegen, dass ich viel zu nett bin und nicht gut "hintenrum" denken kann. Aber ich glaube, auch nette Leute sollten zumindest in der Theorie Intrigen spinnen können. ;D Ich habe beispielsweise eine schöne Idee für einen Roman, der an einem Kaiserhof spielt. Mehrere Familie konkurrieren um die Herrschaftsansprüche und versuchen natürlich, sich gegenseitig auszustechen. Dass die Konkurrenz auch mal ermordet oder zumindest diffamiert wird, gehört da ja quasi schon zum guten Ton.

Ein Punkt, über den ich z.B. schon stolpere, ist: Wie viele Leute braucht es eigentlich für eine gute Intrige? Man braucht das Opfer und den Intriganten, das versteht sich ja noch von selbst. Aber was kommt danach? Welche Optionen hat man, die Intrigen möglichst clever, wendungsreich und eben auch überraschend einzusetzen? Mittelsmänner, die bewusst oder unbewusst bei der Intrige helfen, sind mit Sicherheit wichtig. Und nach Möglichkeit sollten das Nebenfiguren sein, die ihren eigenen Platz in der Geschichte haben, unabhängig von der Intrige. So sehe ich das zumindest.

Eine weitere Frage stellt sich mir bei der Planung/Durchführung der Intrige: Der Intrigant sollte in den meisten Fällen einen logischen oder zumindest nachvollziehbaren Grund für seine Intrige haben. Um eine große Intrige, die z.B. beim großen Finale platzt, richtig zur Geltung zu bringen, muss man schauen, dass sie immer wieder im Laufe des Romans angedeutet wird, man dem Leser also durchaus Hinweise gibt, damit einen die Intrige nachher nicht wie Kai aus der Kiste anspringt. Das kann den Leser ja auch frustrieren. Aber verflucht noch eins, woher weiß ich, dass die Intrige, die ich mir so schön ausmale, nicht vollkommen durchschaubar ist und jeder Leser, der ein gewisses Maß an Leseerfahrung besitzt, nicht schon nach 30 Seiten den Braten riecht?

Maja hatte da 1970 (wie, so lange gibts das Forum schon? ;D) etwas Interessantes geschrieben:

Zitat von: Maja am 01. Januar 1970, 01:00:00
Grundsätzlich gilt, je naiver die Perspektive, desto länger bleibt die Intrige unentdeckt. Hat man dagegen die Sicht eines Paranoiden Scheißerchens, wird das Buch vor Intrigen nur so wimmeln, und der Leser muß herausfinden, welches nun der wahre Ring ist.

Man kann so sehr schön mit den Erwartungen der Leser spielen, bis sie selbst paranoid werden und Intrigen sehen, wo keine sind, und dabei die offensichtliche Intrige direkt vor ihrer Nase übersehen. Sowas macht Spaß. Und ich liebe es, meine Leser an der Nase herumzuführen. Darum arbeite ich sehr gern mit Intrigen. Nur abnutzen darf man das Thema natürlich nicht.

Das wäre natürlich auch eine Option ... hier und da immer wieder Intrigen andeuten, von denen sich dann später nur zwei, drei Intrigen als "echt" herausstellen.

Wie ist eure Meinung dazu? Arbeitet ihr viel mit Intrigen? Und wenn ja, wie arbeitet ihr sie in eure Romane ein?

Churke

Das Prinzip von Intrigen ist einfach: Man spielt jemandem falsche Informationen zu oder verschweigt ihm Tatsachen, die dessen Entscheidung beeinflusst hätten. Auf diese Weise lenkt man ihn in eine Richtung, die ihm selbst oder einem Dritten schadet.

Intrigen sind nicht auf einzelne Personen beschränkt. Man kann auch das Volk oder den Hofstaat oder wen auch immer mit Fake News versorgen. Der Getäuschte ist immer der, dessen Unterstützung man für eine bestimmte Handlung braucht.

Wichtig sind zwei Dinge: Erstens ein Einflussmonopol auf den Getäuschten. Für den darf es keine alternativen Erklärungen geben als die Einflüsterungen des Intriganten. Zweitens: Das Opfer muss alleine stehen. Dazu isoliert man es von seinen Unterstützern.

Eine perfekte Variante ist die offene Verschwörung, bei der das Opfer die Verschwörung erkennt, aber nichts dagegen tun kann. Damit sogar ins offene Messer rennt, weil alles so im Drehbuch steht.

Das Opfer braucht also nicht naiv zu sein, da Opfer und Getäuschter sind identisch zu sein müssen!