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Rule-Box, Regeln für Fantasy-Rassen

Begonnen von zitatus, 23. Januar 2008, 10:03:08

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zitatus

Ich habe mit sehr viel Mühe eine Kurzgeschichte über Vampire fertiggestellt. Dabei bin ich auf folgende Schwierigkeit gestoßen: Meine Testleser wussten entweder zu wenig über Vampire ("das musst Du noch erklären") oder zu viel ("das würde ein Vampir nicht machen").

Die Gestalten, die uns für gewöhnlich in der Fantasy begegnen, haben ja allgemeingültige Regeln, auf die jeder Autor -mehr oder weniger- zurückgreifen muss, um dem Rahmen gerecht zu werden.

Ich würde gerne mit Euch eine Paket voller unverbindlicher Regeln für Elfen, Zwerge, Vampire, Drachen & Co. zusammenstellen. -Falls Interesse besteht!

Grüßle Zitatus

saraneth

Hallo Zitatus.

Hm... Regeln? Ich denke mit diesem Wort sollte man vorsichtig umgehen, immerhin gibt es zwar artentypische Merkmale, aber verallgemeinern kann man das dann doch nicht. Oder verstehe ich das, was du sagen möchtest, falsch?

Gib mir doch mal ein Beispiel.

zitatus

Wie gesagt: Unverbindliche Regeln. Es soll ein Fundus werden, der als Inspiration dienen soll, bzw. die Erwartungshaltung des Lesers skizziert. Beispiel:

Drache: hortet Schätze, gilt als unverwundbar, kann fliegen, frisst Jungfrauen.

Nun, das wäre von mir nicht viel zum Thema Drache. Da weiß die Allgemeinheit mehr und kann dann prima Ergänzen. So wäre es von mir angedacht.

Ich wollte NICHT sagen, dass man sich an diese Regeln halten MUSS!

saraneth

Alles klar. Dann hatte ich das falsch verstanden. ;)

Wo gedachtest du denn anzufangen oder es zu strukturieren?

Maja

Klingt für mich mehr so, als bräuchtest du andere Testleser....
Denn so ein Regelwerk - ein Klischeekatalog - was soll das bringen? Welcher Autor, der einen Vampir oder Drachen auftreten läßt, hat keine Vorstellung davon, was dieser spezielle Drache können soll? An wen richten sich also diese Regeln jetzt? An Leser, damit sie wissen, was sie zu erwarten haben?
Ehrlich, ich halte das nicht nur für albern, sondern für literarisch gefährlich, denn auch wenn du sagst, es ist völlig unverbindlich, schürst du damit das Schubladendenken - denn dies ist ein öffentliches Forum, dessen Inhalte auch Leser ergoogeln können - was, wenn die das ernst nehmen? Wenn die anfangen zu glauben, ein Drache/Vampir/Elf darf nur so und so und so sein?
Und wenn nicht? Wenn niemand diese Sachen glauben oder ernstnehmen soll? Was soll diese "Rule-box" dann bringen? Und wem?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

saraneth

#5
@ Maja: Daran habe ich auch gedacht. Vielleicht könnte man daraus keine "Regeln" machen, denn die gibt es nicht, immerhin kann nicht jeder Drache fliegen oder Feuer spucken, sondern eher sowas wie eine Sammlung alter Volksglauben; also quasi das, was sich der Volksmund über bestimmte Fabelwesen erzählt.

Das könnte eventuell sogar weiterhelfen ohne gleich auf der allgemeinen Schiene zu fahren und ein Klischeewerk daraus zu machen.

Rabenlied

Und wenn meine Vampire eben nicht dem Entsprechen was die Allgemeinheit glaubt? Oder die Drachen? Ich finde es gerade gut, wenn ich nicht überall die langweiligen Klischees wiederfinde, die so verbreitet sind. Davon gibt es schließlich genug Bücher.

saraneth

#7
@ Rabenlied: Das muss ja auch nicht sein. Aber ich persönlich finde es interessant mal zu schauen, was sich so an "Volksglauben" zusammentragen lässt. Ob man das nun verwendet oder nicht, bleibt einem ja selbst überlassen, oder?

Davon abgesehen habe ich definitiv nicht von typischen Klischees gesprochen, sondern von dem, was man sich erzählt. Kennst du das nicht? Einige Leute stellen noch immer Schalen mit Milch vor die Tür, um die Sídhe zu besänftigen. Sowas meinte ich.

Beate

Hallo zusammen!

Da ich bereits mit einer Bekannten ein Fantasy-Forenrollenspiel entwickelt habe und wir damals auch auf dieses Problem gestoßen sind, kann ich mal unsere Erfahrung und Vorgehensweise erläutern.

Wir haben uns z.T. an standardmäßige Vorstellungen gehalten, dazu gehören zum Beispiel folgende:

Elfen: haben oft spitze Ohren und sind gewöhnlich magisch begabt. Sie sind eigentlich immer auf der "guten" Seite, soweit das eindeutig festgelegt ist, ganz anders die
Dunkelelfen: Diese Rasse hat zwar äußerlich ähnliche Eigenschaften wie die Elfen, sind aber meist die dunkle Seite davon und haben als Zeichen dafür oft auch eine dunkle Hautfarbe. Sie sind ebenfalls magisch veranlagt, aber eben "böse", sind also z.B. Nekromanten oder ähnliches.
Vampire: Saugen Blut aus ihren Opfern und können durch den "Todeskuss" oder ähnliche Geschichten ihr Opfer zu ihresgleichen werden lassen. Sie können kein Sonnenlicht ertragen und agieren nur nachts. Sie haben zwei spitze Eckzähne und hinterlassen das bekannte Mal (oft am Hals). Sie können durch einen Pflock durchs Herzen getötet werden und haben Angst vor Knoblauch und Kreuzen (siehe Tanz der Vampire)
Werwölfe: Menschen, die zum Vollmond zu wolfsähnlichen Kreaturen mutieren, die aggressiv und unkontrolliert agieren. Der Biss eines Werwolfs macht das Opfer selbst zum Werwolf.
Zwerge: sind klein, kriegerisch und saufen zu Haufen Bier. Außerdem werden sie gerne mit Vollbart, Axt und dicker Wampe (=Bauch) dargestellt.
Drache: sind oft als böse Gegenspieler zu den lieben, braven Rittern eingesetzt. Normalerweise sind es echsenartige, riesige Wesen, die zwei Fledermausähnliche Flügel besitzen und Feuer spucken.
Gnom: kleine Wesen, die oft nur Unsinn im Kopf haben und den Kobolden ähnlich sind bzw. mit diesen vergleichbar.
Troll: meist große, dumme, naive Wesen, die auf Befehl agieren
Feen: sind meist auch sehr klein und gut (ausnahme: Dunkelfeen und ähnliches). Sie werden oft mit Insektenflügeln/Papier-/Hautflügeln dargestellt.
Einhörner/Pegasi: Einhörner sind meist weiße Pferde mit einem silbernen oder goldenen Horn, dem Magie innewohnt, die Mähne ist lang und wallend, genau wie bei den Pegasi, die aber kein Horn haben sondern zwei Schwingen. Sie sind ebenfalls meist weiß, schwarze Pegasi werden oft als Nachtmahre bezeichnet.

Das ist so das "Standardrepertoir", denke ich und die Vorstellungen, die ich bisher damit verbinde. Allerdings sind bei mir Drachen meist liebe Wesen und ich habe die Zeichnung dieser Wesen für mich entdeckt (siehe Avatar).

Wir haben für unser RPG damals einige Aspekte verändert, so sind unsere Vampire auf den Namen Vampyr getauft (sehr originiell, ich weiß) und können beispielsweise ihre Eckzähne einziehen, können aber nicht durch einen Holzpflock getötet werden sondern durch Enthaupten.
Außerdem haben wir auch neue Rassen erfunden, z.B. die Avianer und die Morn'ells. Die Avianer sind geflügelte Menschen, die Morn'ells ähnlich den Werwölfen, nur, dass es Werkatzen sind, sich aber bewusst und gewollt verwandeln können und gewöhnlich als Katzen herumstreifen.

In meinem eigenen Rollenspiel gibt es nur Drachen, diese sind aber nur sehr klein (~Kaninchen bis Katzengroß) und ständige Begleiter ihres Magiers. Sie können nicht viel, sondern sind putzige Freunde, also ganz entgegen dem geläufigen Sinn.

Ich denke, wenn man mit einem Rassenbegriff etwas bestimmtes bei einem Leser erreichen will, kann man das mit bestimmten, einfachen Begriffen tun, will man aber der Rasse eigenes Leben und eigene Eigenschaften einhauchen, sollte man sie entweder im Namen leicht verändern (Elf --> Elb (Tolkien)), oder die Eigenschaften immer wieder in den Text einfließen lassen, so dass klar wird, was anders ist. Das kann sicherlich interessant sein, weil es dann nicht der Gedanke entsteht, als würden nur abgedroschene Klischees über eine Rasse verwendet werden. Außerdem finde ich, dass man sich so viel mehr Gedanken über seine Rassen und Wesen macht, wodurch man sie besser kennen- und verstehen lernt und sie außerdem anschließend besser beschreiben kann. Es ist also mehr als zuträglich für einen Autor, sich genau über seine Rasse Gedanken zu machen, auch wenn er viele schon bekannte Eigenschaften verwendet. Etwas eigenes sollte man doch einstreuen.


Grüße,
Beate


P.S.: Wie wäre es mit einer Änderung des Threadtitels in "Volksglauben über Fantasy-Wesen und die persönliche Verwendung dergleichen" (oder ähnliches, ist jetzt etwas lang geworden)

Moni

Auch auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen: ich halte einen solchen Katalog für absolut überflüssig. Jeder, der einigermaßen in der Lage ist zu recherchieren, kann sich diese Allgemeinplätze über Fabelwesen im Internet zusammensuchen.

@Zitatus: das ist nicht Böse gemeint, aber wenn ich lese, was deine Testleser angemerkt haben, ist das nichts, was ein allgemeiner Katalog beheben kann. Betaleser sind immer subjektiv und was der eine nicht kennt, ist für den anderen vielleicht ein alter Hut. Ich würde mir einfach andere Betas suchen und abwarten, was die zu deiner KG sagen.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

zitatus

#10
Oje, oje! Da bin ich wohl etwas Mist -äh Missverstanden worden! Also nochmal zurück auf Anfang. Ich möchte NICHT einen für jeden Autoren verbindliches Lexikon erstellen, wie er ein Fabelwesen zu gestalten hat.
Ich möchte auch NICHT für mich und meine Vampirgeschichte von Euch die Recherche machen lassen. Der Fall meiner anfänglich erwähnten Vampir-Geschichte sollte als Beispiel dienen.
Um auf dieses Beispiel zurück zu kommen: Jeder meiner Testleser hatte von einem Vampir ein anderes Bild. Es ist nun mal so, dass die Autoren solcher Geschichten zwischen "Buffy" und dem "Interview m. e. Vampir", zwischen Terry Pratchett und Strocker (sorry, falls falsch geschrieben) sehr viel Spiel gelassen haben.
-Bevor ich wieder falsch verstanden werde: DAS IST AUCH GUT SO.-

So, also warum das Ganze?

Ich zitiere mich kurz selbst "Es soll ein Fundus werden, der als Inspiration dienen soll, bzw. die Erwartungshaltung des Lesers skizziert." Soll heißen, wenn der Autor MÖCHTE, KANN er das Bild seines Fabelwesens mit dem allgemeingültigen Klischee auffrischen/ergänzen.

Nehmen wir z. B. den OGER. Als Fabelwesen war mir die Gestalt vor "Shrek" vollkommen unbekannt. Nehmen wir z. B. nochmal den Vampir: Ein Problem meiner Geschichte war, dass ich vergessen hatte, dass Vampire eingeladen sein müssen, wenn sie ein Haus betreten.
Nehmen wir den Drachen: WARUM verspeisen sie Jungfrauen?

Die Herangehensweise von Beate ist da schon ein guter Einstieg. Auch Saraneths Vorschlag die Volksglauben einzubeziehen ist gut. Auch die alten Meister unseres Genres. Natürlich auch die Ideen eines jeden Tintenzirklers. Die "Regeln", können sich ruhig wiedersprechen!

Also noch mal: Ich möchte keine Gesetze für Autoren verfassen.

Nitewolf

Zitatus hat in gewisser Wiese nicht unrecht mit dem, was er sagt. Wir schreiben Genre-Literatur und das bedeutet selbstverständlich auch, das der Leser erwartet, dass bestimmte genrekonventionen vom Autor aufgegriffen werden. Wenn der Autor nun solche Konventionen verändert, ohne irgendwie geschickt einfließen zu lassen, dass die Dinge bei ihm eben anders liegen, wirkt er inkompetent.
Und im Fantasy gehören natürlich die Eigenschaften gewisser Rassen zu diesen Konventionen.
Natürlich kommt da einfach die Pflicht des Autors zum tragen, sich eben zu informieren, aber warum nicht auch Informationen zusammentragen, um das Sich-Informieren zu vereinfachen?

Lavendel

Das Sich-Informieren würde sich meiner Ansicht nach nicht unbedingt vereinfachen, wenn man einfach wild Ideen zusammenträgt. Es wahrscheinlich eher zu Verwirrung führen, als dass es weiterhelfen könnte. Denn am Ende steht man vor einer bunten Mischung und kann nicht mehr genau zuordnen, woher bestimmte Informationen kommen, nicht einmal, ob sie eine gewisse Allgemeingültigkeit haben oder ob sie die fixe Idee einer einzelnen Person sind.

Alle Rassen/Wesen, die gängig in Fantasyliteratur vorkommen sollten hinreichend bekannt sein, um von dieser Basis aus eigene Ideen zu entwickeln. Und wenn sie es nicht sind, dann sind alle grundlegenden Informationen sehr leicht zu recherchieren.

Warlock

#13
Sorry, aber ich bin gegen solche Regeln!  :nöö:

Jedem Autor soll es freigestellt sein, mit den Rassen zu machen, was ihm vorschwebt. Drachen müssen z.B. nicht immer böse sein, sie müssen auch keinen Schatz bewachen, wenn das sein Schöpfer nicht will! Sowieso verstehe ich diese ganze "Schwarz- Weißmalerei" nicht so ganz; was soll das?
Ich erinnere mich dunkel an mehrer Threads über Gut und Böse und unser gemeinsames Fazit war doch, dass man nichts in eine Schublade stecken kann, nur weil andere Autoren das Gleiche gemacht haben. Das erinnert mich auch ein bisschen an den geschichtlichen Hintergrund der Ablassbriefe der Kirche. Wenn sich keiner einen Ablassbrief gekauft hätte, glaubt ihr wirklich, dass es die Anderen getan hätten? Ganz entschieden nein! Da aber einer angefangen hat, haben es alle gemacht, da niemand allein stehen wollte. Doch damals war damals und wir im 21. Jahrhundert sollten in der Lage sein, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und nicht immer nur das zu machen, was die Anderen tun!

Bei mir z.B. sind die schwarzen Magier die "Guten", wie Viele es bezeichnen würden.
Es gibt kein Gut und Böse, nur Entscheidungen und Konsequenzen!

So, ich hoffe, dass war deutlich. Falls noch Unklarheiten herrschen, kann mir das ja einer schreiben. Sorry, Zitatus - aber das musste ich mir mal von der Seele schreiben!

Drachenfeder

Ich bin sehr skeptisch  :no:

Ist es nicht gerade die Fantasy die uns so viel Freiraum gibt, so viel erfinden lässt? Fantasy verleiht einem Flügel. Aber wenn man lieber gehen will darf man doch auf dem Boden bleiben, oder nicht?

Warum müssen Drachen immer fliegen? Warum müssen Engel immer lieb sein? Wisst ihr was ich meine? Klar bevor man etwas über eine Art von Wesen schreibt soll man sich schon etwas damit beschätigen und einiges darüber wissen. Aber was man daraus macht, das sei jedem selbst überlassen.

Was wäre unsere Fantasy ohne Phantasie?


Drachenfeder**