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[Chemie/Gifte] Potentes Gift gesucht

Begonnen von Vic, 03. November 2017, 18:49:50

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Vic

Ich suche ein Gift, was in sehr geringen Dosen und/oder über Hautkontakt schon tödlich ist.
Da es für einen Roman gebraucht wird, der im 19 Jahrhundert spielt, muss es auch etwas sein wo man damals schon irgendwie dran gekommen ist.   
Vorschläge, Ideen? =)

Araluen

Spontan fallen mir Cyanide ein, vor allem Quecksilbercyanid. Vor allem letzteres ist sehr potent und wirkt auch über die Haut. Cyanide finden  in der Homöopathie Anwendung. IM 19. Jahrhundert könnte dein Täter also in die Apotheke gehen und sich welches besorgen.

Miezekatzemaus

Huhu, ich habe gerade mal meine Chemielehrerin gefragt, was sie dazu meint, sie hat Eisenhut vorgeschlagen und mir außerdem den Link zu einem Artikel in der Welt geschickt: Klick.
Vielleicht hilft dir etwas davon? Die sind beide pflanzlich.

Ilva

#3
Fisch- und Nussallergien können, soweit ich weiss, auch bei blossem Hautkontakt ziemlich eklig werden. Da muss man aber sein Opfer gut kennen. Wie weit man über Allergien damals schon Bescheid wusste, kann ich dir nicht sagen.

Anthrax (Milzbrand) brauchst du auch nur in kleinen Dosen und Hautkontakt kann tödlich enden. Wikipedia sagt dazu, dass die Krankheit schon den Römern bekannt war, und man den Erreger in einer Gerberei gratis dazubekommt. :D

Botulinumtoxin haut dich auch garantiert aus den Latschen. Da gab es einen legendären Fall von "Wurstvergiftung" beschrieben durch (habs kurz nachgeschaut) Justinius Kerner, der namensgebend für die Bakterien war.

EDIT: Klugscheisser-Details korrigiert.

Sternsaphir

#4
Strychnin - Es kommt natürlich in der Brechnuss vor und wirkt schon in geringen Dosen tödlich. Allerdings muss man es oral oder subkutan aufnehmen.
gefleckter Schierling - das brachte schon Sokrates um
Flusssäure - sie kann von der Haut resorbiert werden und verätzt darunterliegendes Gewebe bis zum Knochen. Außerdem schädigt sie den Stoffwechsel bis zum Organversagen und kann auch Nervenschäden verursachen.

Lothen

Ich nehme auch immer gern den Eisenhut, der ist wirklich schön tödlich. ;D

Je nachdem, wo dein Roman spielt, gibt es auch extrem tödliche tierische Gifte, Fugu-Gift zum Beispiel (Tetradotoxin) oder das Gift des südamerikanischen Pfeilfrosches (Batrachotoxin).

Alys

Rizin wäre vielleicht eine Idee - aber das ist ein bisschen geklaut aus "Breaking Bad".

Knollenblätterpilz, als Champignon getarnt?

Ansonsten vielleicht Curare? Das wirkt gar nicht, wenn oral aufgenommen, aber wenn es in die Blutbahn gelangt. Kommt jetzt auf Dein Setting an - wenn eine kleine Verletzung ok ist, dann wäre das einfach zu applizieren. Um eine tödliche Dosis zu erreichen, muss man dann eventuell später, wenn das Opfer schon durch die Wirkung geschwächt ist, noch ein zweites Mal etwas davon geben - aber das dürfte ehrlich gesagt auf die meisten Gifte zutreffen.
Curare war jedenfalls in 19. Jahrhundert in Frankreich bekannt und wurde eifrig erforscht. 1900 wurde das Gegenmittel entdeckt.
Always avoid alliteration.

Araluen

Stimmt Eisenhut ist auch eine feine Sache *gg* Bei Sherlock Holmes (Weiß grad nicht, ob alte oder neue Fälle) wurde damit einer vergiftet, indem ein Blumenstrauß überreicht wurde, in dem sich ein Eisenhut befand samt Wurzel (die soll wohl besonders toxisch sein). Der beschenkte hat den Strauß mit bloßen Händen angefasst und damit sein Todesurteil unterzeichnet (der Überbringer hatte Handschuhe an).

Fianna

Warum nicht einfach Arsen? Das war im 19. Jahrhundert sehr verbreitet, sogar in Form von Medizin (z.B. Fowler'sche Tropfen, aber auch zur äußeren Anwendung), es wurde als Asthamittel und in Farben verwendet.

Das hätte auch den Vorteil, dass es relativ frei erhältlich ist. Curare ist schwierig zu beschaffen und Fingerhut o.Ä. muss erst einmal destilliert oder so werden, um an den Wirkstoff zu gelangen.

Eine andere Möglichkeit wäre Laudanum. Das war zwar nicht in geringer Dosis tödlich, aber es besteht u.a. aus Wasser. es müsste doch theoretisch möglich sein, dies zu Erhitzen, das Wasser wird sich hoffentlich als Erstes verdsampfen und das, was man hat, ist von der Menge etwas geringer, aber konzentrierter.
Laudanum war mit Abstand am einfachsten und billigsten zu bekommen im 19. Jh., es galt zwar schon als bedenklich und suchterzeugend, aber man konnte es so in der Apotheke kaufen, auch relativ billig.


Alys

Stimmt, Arsenik ist so offensichtlich geeignet, dass ich gar nicht dran gedacht habe.  ;D Das war im 19. Jahrhundert in Europa weit verbreitet als Rattengift, konnte man einfach als Großpackung in der Apotheke kaufen. Die ideale Mordwaffe.

Laudanum ist auch eine gute Idee, hat aber den Nachteil, dass es so verbreitet war, dass gar nicht so wenige Leute einen Gewöhnungseffekt hatten und mir "normalen" Dosen nicht mehr zu töten wären. Kommt also drauf an, wer das Mordopfer ist und was für Gewohnheiten es hat(te).
Always avoid alliteration.

Yasrena

Gefleckter Schierling - ist ein Doldenblütler und bekannt vom "Schierlingsbecher", der in früheren Zeiten durchaus auch praktisch zum Einsatz kam. Er wurde sogar für Hinrichtungen verwendet, allerdings war das soweit ich weiß nochmal ne Ecke früher.
Aus der Botanik fielen mir sonst noch Tollkirschen (Belladonna) oder Fingerhut (Datura) ein.

Chemische Substanzen aus der Apotheke, da wäre ich auch bei Cynaiden (=Salze der Blausäure) bzw. der gasförmigen Blausäure (HCN) gelandet. Blausäure und Cyanide haben diesen typischen "Bittermandelgeruch", der sich z.B. gut durch entsrechendes Gebäck "verstecken" lässt. Die Aufnahme von Blausäure kann durch direkte Einnahme, über die Atemwege oder über die Haut erfolgen. Blausäure ist extrem giftig, schon 1–2 mg Blausäure pro kg Körpermasse wirken tödlich.

Blausäure wird z.B. auch beim Verzehr aus dem in Bittermandeln enthaltenen Amygdalin gebildet. Bereits eine einzige Bittermandel pro Kilogramm Körpergewicht fürt zu tödlichen Vergiftungen. Da ist nur die Frage, wie man jemanden dazu bringt an die 60 Bittermandeln zu essen.

FeeamPC

Wie auffällig soll der Gifttod denn sein? Eisenhut lässt seine Opfer ziemlich qualvoll und somit auffällig sterben. Arsen eignet sich gut für schleichende chonische, wenig auffällige Vergiftung. Und Arsenik gab es nicht nur als Rattengift, es wurde kiloweise an die Schäfer verkauft, um die Tiere von Parasiten zu befreien. Ricinus und  Brechnuss sind zwar auch schön giftig, aber deutlich schwieriger heranzukommen, je nachdem, wo der Täter lebt.
Eisenhut gab es praktisch in jedem Garten unkontrolliert. Über Arsensalze mussten die Apotheken, in denen das verkauft wurde, auch damals schon Abgabebücher führen.
Abgesehen davon hat man damals schon geraucht, und auch Tabak ist geschluckt sehr giftig.

Alys

Schierling, Tabak und Bittermandel schmecken halt ziemlich intensiv, die sind alle sehr bitter. Das ist schwierig, es jemandem heimlich unterzuschmuggeln.
Ich denke, Bittemandel könnte man am ehesten noch in Gebäck oder so kaschieren, zumal dieser typische Geruch gar nicht von allen Leuten wahrgenommen wird - und mit etwas Glück (für den Täter) denkt sich das Opfer nichts dabei, wenn in den Mandelplätzchen die eine oder andere bittere Mandel ist. Oder es isst die bitteren Plätzchen aus Höflichkeit?
Trotzdem ist es, wie Fee sagt, wahrscheinlich schwierig, wenn das Opfer 60-70 davon essen soll.
Always avoid alliteration.

xadhoom

Nun ist ja nichts über die Hintergründe und Umstände bekannt, also hier die volle Bandbreite:

Schnell wirkende Gifte sind zwangsläufig entweder verräterisch und zudem zum angegebenen Zeitraum entweder kaum verfügbar oder bergen die hohe Latenz, dass der Täter seinem Anliegen selbst zum Opfer fällt. Auch steht noch in Frage, ob die Vergiftung erkennbar sein darf (soll?).

Jedenfalls sind flüchtige Stoffe im fraglichen Zeitraum – mit Ausnahme von Kohlenstoffmonoxid [CO] – auszuschließen.

In Frage kommt beispielsweise die Vergiftung von regelmäßig getragener, nicht konstant gereinigter Kleidung (bspw. Handschuhe) mit Arsenik oder Aconitextrakten, was allerdings nur über einen sehr langen Zeitraum funktioniert. Allerdings führt eine Arsenik-Vergiftung zu teils massiven Veränderungen der Haut.

Wesentlich effizienter ist eine Vergiftung durch Fernwaffenprojektile (Pfeil, Bolzen) oder andere Träger, die (tief) in die Haut eindringen.

Außerdem wäre natürlich die Möglichkeit gegeben, dass der behandelnde Arzt gedungen ist und entweder die ordentliche Behandlung unterlässt oder über den Wundverband zusätzlich Gifte in eine bestehende Wunde einbringt.
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...