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Vorfall auf der Buchmesse Mutmaßlich Rechter schlägt linken Verleger ins Gesicht

Begonnen von Silvia, 13. Oktober 2017, 21:39:36

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Churke

Zitat von: Tintenteufel am 16. Oktober 2017, 19:58:56
Niemand hat ein Recht auf irgendeine Meinung. Er hat ein Recht auf eine informierte Meinung, die einem gesellschaftlichen, offenen Diskurs stand hält. Das tut linksextremer Anarchismus eben so wenig wie islamistischer Fundamentalismus oder faschistischer Nationalsozialismus.
Das halte ich für eine ziemlich vordemokratische Einstellung. Zu allen Zeiten wurden immer nur die Bücher mit den gemeingefährlichen Lügen verbrannt.
Dass wir heute so viel klüger sind und viel besser beurteilen können, erscheint mir eher unwahrscheinlich.  ::)

Guddy

Hier auf meedia kann man ein paar interessante Informationen zu den Bildern lesen und wie schwierig es in Zeiten von Social Media und Co ist, die Wahrheit herauszufinden.

Ich war leider selber nicht vor Ort, daher enthalte ich mich einer Stimme.

Zit

Zitat von: Blackhat am 16. Oktober 2017, 11:31:50
Und was den Einwand betrifft, man hätte diese Verlage schon im Vorfeld ausschließen sollen, sehe ich das kritisch. Mag sein, dass sich unter den Büchern volksverhetzende Schriften befanden, aber es ist nicht die Aufgabe des Börsenvereins oder irgendeines Organisationskomitees das zu beurteilen. Dafür haben wir die Staatsanwaltschaft.

Die Frankfurter Buchmesse ist – noch mehr als die Leipziger – eine Veranstaltung der Privatwirtschaft und keine staatliche Veranstaltung. Dort werden in erster Linie Geschäfte geschlossen. Nur: Welcher wirtschaftliche Nutzen steckt dahinter, rechten Gedanken eine Plattform zu bieten? Die Messe hätte ihr Hausrecht ausüben und rechte Verlage den Zutritt verweigern können.
Der Börsenverein sieht sich auch als Kulturverein, ja, und entsprechend halten sie Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Bücherverbrennung ab – wie verdreht ist es da, jenem Gedankengut eine Plattform zu bieten, das schon einmal zur Buchverbrennung geführt hat?

Insofern: Die Buchmesse und der Börsenverein sind – eben auch weil sie sich selbst als Kulturmacher sehen – in der Lage und Pflicht, "das" zu beurteilen. Sie haben eine selbstauferlegte Verantwortung mit dieser Messe, und der sind sie nicht gerecht geworden. Dass sie dann noch so blauäugig waren, zur Gegendemo der rechten Verlage aufzurufen: :no:

Ich kann nur hoffen, dass die Leipziger Messe aus den Fehlern der FBM lernt.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Franziska

Ich finde das echt krass. Ich meine klar, es spiegelt die Gesellschaft an sich im Moment. Aber ich finde auch, die Rechtsextremen haben auf der Messe nichts verloren!
Und ich stimme Charlotte zu, diese rechte körperliche Gewalt mit dem linken zu vergleichen geht für mich gar nicht. Wird ja immer gerne gemacht.
Nur mal zur Erinnerung: letztes Jahr ca. 1.400 rechte Gewaltdelikte. 900 Angriffe auf Asylunterkünfte. Ein ermordeter Polizist.
http://www.tagesspiegel.de/politik/viel-mehr-rechte-als-linke-straftaten-kriminalitaet-von-extremisten-auf-dem-hoechsten-stand-seit-15-jahren/19709672.html
ja mit dem G20 in Hamburg, wird die Statistik dieses Jahr bei den Linken wieder hochgehen, aber immer noch kein Verhältnis zu den Rechten.

Ich bin jede gewalttätige Protestform etc. aber das fällt für mich einfach nicht mehr unter Meinungsfreiheit (also die Verbreitung rechtsextremer Propaganda) und ignorieren hilft da auch nicht.

Ahneun

Ihr Lieben;

Zitat von: meedia-de vom 16.10.2017"Am Ende dieser Geschichte stehen alle (fast) als Verlierer da: Die Buchmesse, die mit der Zulassung der rechten Verlage Meinungsfreiheit ermöglichen wollte. Die Antifa-Demonstranten, die mit ihrem Protest den rechten Verlagen überhaupt erst zu großer Publicity verholfen haben. Nico Wehnemann, der vorschnell den Kampfbegriff ,,Nazi" benutzte und dafür nun Morddrohungen von rechter Seite erhält. Die Polizei, der vorgeworfen wird, mal wieder die Kontrolle verloren zu haben. Die Medien, die mal wieder eine klickträchtige, Skandalstory aus dem Social Web nachgeplappert haben. Leo Fischer und Jan Böhmermann, die mit dem Verbreiten eines offenbar falschen Hergangs der Ereignisse wohl eher eine Art von Social-Media-Narzissmus pflegten, statt zu irgendeiner Art von Aufklärung beizutragen."

... hinzuzufügen wäre noch,
->  und Einige, die keinen direkten Kontakt zu den "Akteuren" hatten, aber die News verbreitet haben.  :hmhm?:

Es macht deutlich, wie aufgeheizt die Leute reagieren, wenn Gewalt oder Aggressivität ausgeübt werden. Die sogenannte Hemmschwelle sitzt tief. Die Achtung des Gegenüber tritt den eigenen Interessen zurück.

Ich biete diesen Machenschaften, weder der Einen, noch der Anderen, - keine Plattform.
- Ein Diamant
ist

Churke

Zitat von: Zitkalasa am 16. Oktober 2017, 21:32:01
Die Frankfurter Buchmesse ist – noch mehr als die Leipziger – eine Veranstaltung der Privatwirtschaft und keine staatliche Veranstaltung. Dort werden in erster Linie Geschäfte geschlossen. Nur: Welcher wirtschaftliche Nutzen steckt dahinter, rechten Gedanken eine Plattform zu bieten?

Finis Germania (Antaios) wurde bisher über 20.000 mal verkauft.

Blackhat

Zitat von: Zitkalasa am 16. Oktober 2017, 21:32:01


Insofern: Die Buchmesse und der Börsenverein sind – eben auch weil sie sich selbst als Kulturmacher sehen – in der Lage und Pflicht, "das" zu beurteilen. Sie haben eine selbstauferlegte Verantwortung mit dieser Messe, und der sind sie nicht gerecht geworden.

Natürlich können Buchmesse und Börsenverein von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und unliebsame Verlage ausschließen, aber wo will man dann die Grenze ziehen? Der Grat hin zur Zensur ist ein äußerst schmaler. Ich finde es sinnvoller, sich mit diesen Leuten auseinanderzusetzen, so lange keine offensichtliche Straftat vorliegt. Was eine Ausgrenzung bewirkt haben wir bei der letzten Bundestagswahl erleben dürfen. Ja, das ist unappetitlich und nicht sehr bequem, aber der einzig zielführende Weg. Die Auseinandersetzung sollte dann aber etwas niveauvoller verlaufen, als in Frankfurt geschehen.

Moni

Zum Thema ein längerer Artikel auf der Seite des Börsenblattes: http://www.boersenblatt.net/artikel-die_buchmesse_und_die_rechten_verlage.1389820.html

Zitat von: Malinche am 16. Oktober 2017, 17:59:45
Ist eine schwierige Sache. Ich fand es vor der Buchmesse tatsächlich gar keine so schlechte Idee, dass man die rechten Verlage - wenn sie denn schon zugelassen werden - dort platziert, wo sie auf jeden Fall klaren Gegenwind bekommen. Wenn ich mir jetzt die Berichte zu den Vorfällen durchlese, merke ich: Ich habe dabei gedanklich völlig außer Acht gelassen, dass diese Verlage aber eben auch ein entsprechendes Publikum anziehen - und dessen Gewaltbereitschaft unterschätzt. Kommt mir im Nachhinein selbst naiv vor.  :seufz:
Ich denke, das war auch hier das Problem. Ich finde es gut und richtig, daß man versucht hat, hier eine Basis für einen Dialog zu schaffen, aber es ist einfach das Problem, daß ein Dialog eben nur stattfinden kann, wenn beide Seiten dazu bereit sind.

Auf der Seite der FAZ gab es auch einen längeren Artikel dazu, hier mal für alle, die ihn nicht mitbekommen haben: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/frankfurter-buchmesse-direktor-nimmt-stellung-zu-beschuldigungen-15247955.html
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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