• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wie lange schreibt ihr an einem Roman?

Begonnen von HauntingWitch, 23. August 2017, 12:37:47

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

HauntingWitch

Ich kann zwar fast nicht glauben, dass wir dazu noch keinen Thread haben, aber ich habe jetzt wirklich mehrmals ausführlich gesucht. Vielleicht ist die Frage auch zu persönlich, ich weiss nicht, aber mich beschäftigt etwas.

Bislang benötigte ich zum Schreiben eines Romans, also vom ersten Wort der Szenensammlung bis zur versandfertigen Version ca. 1.5 bis 2 Jahre. Man sagt ja, wenn man veröffentlichen will, sollte man schon einen Roman pro Jahr liefern, ich glaube, in der Verlagswelt sagt man maximal zwei Jahre Veröffentlichungsintervall, wenn ein Autor noch nicht etabliert ist? (Korrigiert mich, wenn das Quatsch ist). Als Selfpublisher (was ich machen möchte) sollte man ja am besten alle zwei Monate etwas herausbringen und sonst schon so 2 Mal im Jahr. Ersteres schaffe ich sowieso nicht, vergessen wir das mal, aber auch bei 2 Romanen pro Jahr wird es noch eng. Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, ob meine 1.5 bis 2 Jahre wirtschaftlich sind. Vielleicht sollte man diese Gedanken als Autor aber auch einfach ignorieren und sich die Zeit nehmen, die es eben braucht, auch wenn man sich dann damit abfinden muss, nicht vom Schreiben leben zu können.  :hmmm:

Ich habe dann ein wenig nachgeforscht. Es gibt ja Autoren, die sagen, sie schreiben ihre Romane in 2 Monaten. Wobei das bei näherem Hinsehen meistens den ersten Entwurf betrifft und die Ideenfindung, Planung und das Plotten und die Überarbeitung ausser Acht gelassen werden. Bei denen, die es wirklich schaffen, alles komplett in so kurzer Zeit zu machen, lässt dafür dann manchmal die Qualität zu wünschen übrig.

Dann gibt es noch das andere extrem. Andreas Eschbach sagt zum Beispiel, dass er schon mal 6 Jahre lang mit einer Idee schwanger geht, bevor er überhaupt das erste Wort schreibt. Andere brauchen anscheinend so lange zum Schreiben eines einzigen Romans.

Meine 2 Jahre scheinen aber recht viel verbreitet zu sein. Und weil mir das alles im Kopf herum schwirrt, nimmt es mich wunder. Wie ist das bei euch so? Was meint ihr dazu?
Die, die veröffentlichen, was sind eure Erfahrungen mit den Veröffentlichungsintervallen? Gerät man wirklich in Vergessenheit, wenn man mal 3 oder 4 Jahre braucht?

Angela

Ein Jahr brauche ich für 250 bis 300 Seiten Bücher sicher, und an einer Sache sitze ich nun schon 10 Jahre. Ich bin aber wohl auch echt langsam und bearbeite alles so lange, bis es mir gefällt.

Sprotte

Unterschiedlich. Manche meiner Heroics (Arrion, Juran, Shadac z.B., alle jenseits der 400 Normseiten) habe ich binnen eines Monats im NaNo geschrieben. Cajan (480 Normseiten) binnen drei Monaten. Ich habe keine lange Phase davor. Geschichten hopsen mir ins Hirn, ich schreibe sie.
Die meisten meiner Gay Romances (ca 200 Normseiten) schreibe ich binnen ein bis drei Monaten.

Dann folgt eine grundsätzliche Überarbeitung von meiner Seite sowie zwei (manchmal drei) Betaleserinnen. Ich füge die Dokumente zusammen und überarbeite dementsprechend noch einmal. Dann sind meine Romane fertig fürs Lektorat.

Elona

Je nach Umfang und Begeisterung* für eine Geschichte schaffe ich es schon recht schnell das Rohmanuskript zu erstellen.
(*die kann leider mitunter auch schnell auf ein anderes Projekt umschwenken)

Dieses Jahr habe ich bisher 9 Geschichten angefangen und 3 beendet. Aber ja, die sind alle sehr überarbeitungsbedürftig. Eine davon habe ich auch eingereicht, ärgere mich aber ein wenig darüber, dass ich sie nicht erst einmal habe liegen lassen, um Abstand zu ihr zu gewinnen. Das hätte ihr sicherlich gut getan.  ::) Aber he, im Nachhinein ist man immer schlauer. Das fällt dann übrigens unter "Zeit nehmen, die es eben braucht", wie du es so schön gesagt hast. Ist nicht so meine Stärke, aber ich arbeite daran.

Meine Veröffentlichungen strebe ich ja erst für Frühjahr 2018 an, also von daher bisher keine Erfahrung darin. Aber dann werde ich zwei Bücher innerhalb einer Reihe kurz hintereinander veröffentlichen und gegen Mitte oder Ende des Jahres ein weiteres der Reihe. Ist aber auch eine Frage des Geldes (mit Lektorat, Korrektorat, Cover...). Band 1 davon ist erst letztes Jahr entstanden und das Rohmanuskript von Band 2 und 3 ist sogar noch älter (und hatte auch unzählige Überarbeitungen schon hinter sich, nur um jetzt ganz umgeschmissen zu werden). Um den Bogen wieder zurück zum Thema zu bekommen: Wenn man also wollte, und auf mehrere Veröffentlichungen in einem Jahr abzielt, aber nicht den nötigen "output" dafür hätte, könnte man sich vorher ein Polster anlegen. Dann setzt man ein Jahr aus und im nächsten veröffentlicht man wieder x Bücher. Nur so eine Idee.  :hmhm?:

Aber unabhängig davon, ist es nicht eher die Frage, ob ein Autor vorhat davon zu leben? Wenn du es einfach nur für dich als Hobby machst, dann wäre es eigentlich egal wie viel du in einem Jahr rausbringst oder nicht?

Edit: Hat sich mit Sprotte überschnitten.

Klecks

Ich fürchte, ich kann wirklich überhaupt nicht sagen, wie lange ich für einen Roman brauche. Das hängt bei mir von vielen verschiedenen Faktoren ab, und mit der ausschlaggebendste ist, wie komplex/einfach/kompliziert/simpel/ect. der Plot ist und wie umfangreich er ist. Ich gehöre jedenfalls nicht zu denen, die das pauschalisieren können. Was ich weiß, ist, dass ich sehr viel schneller voran komme, wenn ich vorher geplottet habe, aber das Plotten an sich ist mitunter natürlich auch zeitintensiv.

Was die Veröffentlichungsintervalle betrifft: Dass man beim Selfpublishen so einige Bücher im Jahr veröffentlichen sollte, habe ich jetzt auch schon öfter gehört, was vielleicht unter anderem daran liegt, dass es so viele Selfpublisher gibt und man den Lesern präsent bleiben muss, wenn man (dauerhaften und/oder "Ich kann davon leben"-mäßigen) Erfolg haben möchte.  :hmmm:

Dämmerungshexe

Mal wieder das berühmte "Kommt drauf an ..."

Also der Nano hat mir keine Schwierigkeiten bereitet. Mein Projekt war ja auch eher übersichtlich. Rein von der Wortzahl her ist ein echter Roman (das ist für mich so um die 100k Worte) in ein oder zwei Monaten sehr gut zu schaffen WENN es denn eine gute Vorarbeit gab.

Vorarbeit kann schnell gehen, oder auch ewig brauchen. Je nachdem wie ausgereift die Idee schon ist, wenn sie einem ins Genick springt und wie hartnäckig sie ist - manches lässt mich nicht mehr los, bis ich einen ziemlich detaillierten Plot niedergeschrieben habe, anderes wirft mir nur grobe Details vor die Füße, und lässt dann monatelang nichts mehr von sich hören.

Und auch die beste Vorarbeit kann beim Schreiben komplett zunichte gemacht werden, wenn sich Plotbunnies und ähnliches Getier einschleichen. Je nachdem in welchen Massen und Maßen sie auftreten wird die Nacharbeit dann nochmal intensiver. Genauso wie der reine Umfang und die Komplexität des Werkes nochmal einen Einfluss darauf haben, wie lange und oft man über die Rohfassung drübergehen muss.

Und dann gibt es da noch die allseits bekannte und wenig beliebte Blockade - die kann Tage bis Jahre dauern.

Und dann redet dir der Lektor nochmal rein.

Also um konkret zu werden in meinem Fall:
- Feuergabe: gut 15 Jahre von Entwurf bis Veröffentlichung (einfaches High-Fantasy, ca. 120k Wörter in der Endfassung, sehr lange Pausen, eine davon 5 Jahre)
- Kupfermond: 3 Monate für den ersten Entwurf und die erste Überarbeitung (ca. 45k Wörter, noch nicht fertig gestellt)
- Steingesicht: 20 Tage für den ersten Entwurf (ca. 50k Wörter, noch nicht überarbeitet)
- Königskinder: bisher 3 Jahre (insgesamt 450k Wörter in unterschiedlichen Überarbeitungsstadien bis "noch nicht geschrieben")

Ich schätze, dass ich einen guten aber nicht allzu langen Roman tatsächlich in einem Jahr hinbekommen könnte, wenn ich wirklich die Zeit, Motivation und Ideen habe.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Churke

Das kommt doch ganz darauf an, was man schreibt und zu welchem Zweck.
Wenn ich mich als Autor in den Bestsellerlisten halten will - vielleicht halten muss, weil es der Verlag und mein Vermieter erwarten - dann muss ich einen entsprechende Output liefern und am besten jedes Quartal einen Titel raus hauen. Solche Autoren beneide ich nicht

Schreibe ich aber wirklich mit Herzblut, dann erwächst aus der Komplexität des Manuskripts die Komplexität der Überarbeitung. Da ist ein Buch pro Jahr schon viel. Ich mag auch deshab Zyklen, weil sich der 2. und 3. Band wesentlich schneller und leichter schreiben lässt als der erste.

Trippelschritt

Ich brauche ein knappes Jahr für einen Roman von knappen 1Mill Zeichen (plus blanks). Das sind so 140-150 kwords. Dazu muss man wissen, dass ich jeden Tag schreibe, bis ich keine Lust mehr habe oder nichts mehr zu sagen. Also oft nur eine Stunde, aber die täglich. Und ich brauche mir keinerlei grundlegenden Gedanken mehr zu machen über die Figuren, weil ich die kenne, und auch nicht über das Setting oder den größeren Zusammenhang, weil der steht. Am ersten Setting habe ich glatte fünf Jahre gearbeitet.
Und während ich an einem Buch schreibe - und das immer mit Herzblut, denn ich käme nie auf die Idee, davon leben zu wollen - denke ich über die vielen Nachfolgeprojekte nach, die im Reifungsprozess sind, sodass ich nach jeder Geschichte gleich mit der nächsten weitermachen kann. Käme ich aber auf die Idee, das Genre wechseln zu wollen, würde das die Zeit sofort gewaltig verlängern.

Alle zwei Monate ein Buch zu veröffentlichen, ist nur möglich, wenn das Buch kürzer ist, man eine gewisse Routine hat, und keine allzu hohe Ansprüche an die Qualität oder eigene Innovationskraft. Das gilt aber auch nur eingeschränkt und hat Ausnahmen. Es gibt Autoren, die produzieren in monatlichem Abstand einen Heftroman nach dem anderen. Sie haben die festen Regeln verinnerlicht, wissen im Prinzip, was der Markt fordert und schreiben ständig, wenn sie Zeit haben. Und sie schreiben auf einem beachtlich hohen Niveau, auch wenn ihr Genre nicht den besten Ruf genießt. Aber das muss man erst einmal können, was die leisten.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Denamio

Meine Schreibgeschwindigkeit liegt mit "gesundem" Schädel etwa bei 1.000 Wörtern die Stunde, mit einem Pensum von entweder 6.000 Wörtern oder höchstens 6 Stunden, was immer am jeweiligen Schreibtag zuerst kommt. Korrekturen durch Betaleser eingerechnet, beläuft sich das auf ungefähr einen Monat für einen Roman von 100.000 Wörtern.
Dann kommt die Bremse. Der Schädel ist seltenst gesund, die Rechtschreibung erfordert Monate an Korrektur und das größte aber: die Manuskripte finden kein Agentur- und Verlagsinteresse, also Pustekuchen. ;D

Von Seiten der Leser gibt es glaube ich eine angenommene Qualitätskorrelation zwischen Schreibzeit und Ergebnis. Ein Buch in zwei Monaten wird da erst einmal suspekt und könne ja garnichts sein. Ich mein das war Stackpole oder Sanderson, der meinte die meisten Schreibkollegen müssten deswegen unter mehreren Synonymen schreiben?

Also langsam schreiben wird eher als Qualitätsmerkmal wahrgenommen.

PinkPuma

Das ist bei mir auch sehr projektabhängig.
Für Fantasy brauche ich i.d.R. etwas länger, nicht nur, weil es von der Seitenzahl her umfangreicher ist, sondern weil ich zwischendrin auch immer mal wieder plotte, Handlung umwerfe usw. Von daher würde ich bei mir mal für einen 400-Normseiten-Fantasy-Roman so 3 Monate rechnen, plus danach Überarbeitung etc.
Contemporary (meist Romance) schreibe ich deutlich schneller, da kann schon mal ein kompletter Roman (200-300 NS) in einem Monat entstehen.
Aber es kommt eben auch immer sehr darauf an, ob es "flutscht" und wie viel ich nebenbei noch zu tun habe (überarbeiten, lektorieren, Brotjob etc.).
Aber ich würde mal sagen i.d.R. schreibe ich an einem entspannten Schreibtag so zwischen 1,000 und 2,000 Wörtern ... ganz grob ... :)

Zwecks VÖ-Intervall hängt es eben auch sehr davon ab, wie lange das Lektorat benötigt und wie viele Kapazitäten der Verlag hat. Aber i.d.R. dauerte es bislang bei dead soft, tensual und Traumtänzer so ca 1/2 Jahr vom Einreichen des Skripts bis zur VÖ.

HauntingWitch

Wow, das geht ja schnell hier. Vielen Dank für eure Antworten. :) Ich finde das sehr spannend, kann aber nicht auf jeden einzeln eingehen.

Zitat von: Elona am 23. August 2017, 13:15:46
Aber unabhängig davon, ist es nicht eher die Frage, ob ein Autor vorhat davon zu leben? Wenn du es einfach nur für dich als Hobby machst, dann wäre es eigentlich egal wie viel du in einem Jahr rausbringst oder nicht?

Ja, das ist die grosse Frage. ;D

ZitatWenn man also wollte, und auf mehrere Veröffentlichungen in einem Jahr abzielt, aber nicht den nötigen "output" dafür hätte, könnte man sich vorher ein Polster anlegen. Dann setzt man ein Jahr aus und im nächsten veröffentlicht man wieder x Bücher. Nur so eine Idee.

Darüber denke ich nach, aber ich habe das Gefühl, dass mich die Zeit früher oder später einholen würde. Sonst müsste ich mich 10 Jahre oder so zurückziehen, um dann so ein grosses Polster zu haben, dass ich mit den neuen Sachen immer zeitig nach bin.

ZitatUnd während ich an einem Buch schreibe - und das immer mit Herzblut, denn ich käme nie auf die Idee, davon leben zu wollen

Diesen Gedanken hatte ich auch schon. Ich möchte grundsätzlich nur Sachen schreiben, die mir am Herzen liegen und denen auch ihren nötigen Raum geben. Aber ob man das überhaupt noch kann, wenn man davon leben möchte? Wahrscheinlich eher nicht. Und die Sache mit der Qualität... Hach, mein Traum vom davon leben schwindet immer mehr dahin. :omn:

ZitatKorrekturen durch Betaleser eingerechnet, beläuft sich das auf ungefähr einen Monat für einen Roman von 100.000 Wörtern.

Aber dann hast du jeden Tag Zeit? Das ist so eine Sache bei mir. Ich kann aufgrund Job praktisch nur am Wochenende schreiben (abends bin ich normalerweise erst um halb sieben zu Hause, dann noch kochen und aufräumen, dann ist acht oder neun und dann mag ich meistens nicht mehr und am nächsten Tag sollte man ja auch wieder aufstehen und arbeiten gehen). Ich schreibe pro Schreibtag ca. 1-3k, also 2-6k pro Wochenende, je nach Verfassung. Gibt aber auch "Trockenzeiten" und langsamere Phasen.

Slenderella

Niemals länger als effektiv (Pausen nicht mitgezählt) länger als 3 Monate. Ich kann mich selbst auch seltenst länger mit einem Machwerk beschäftigen, weil ich dann Bock auf andere Sachen bekomme. Daher gehe ich lieber schneller durch.
Ich mache aber zwischendrin Pause, wenn effektiv ein Auftrag vorliegt und der fertigwerden soll.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Sprotte

#12
So viel vorweg: Ich hatte einen beschissenen Tag und einen schwerkranken Kater, der um sein Leben kämpft.
Aber: Ich knirsche hier nicht nur dezent mit den Zähnen.

Jeder Autor schreibt anders, mitunter auch anders je nach Werk. Einige bereiten sich ewig vor, andere schreiben flott aus dem Bauch. Einige schielen auf Markttauglichkeit, setzen sich selbst ehrgeizige Ziele, andere schreiben für sich, wieder andere zwar mit einer Veröffentlichung als Ziel, aber ohne selbstgemachten Druck. Einige schreiben eine Rohfassung rasch nieder, die auch wirklich noch roh und blutig ist. Andere haben schon fast perfekte Erstfassungen. Und jeder Weg ist richtig, wenn er für den Schreibenden zum Ziel führt und für diese eine Person funktioniert.

Aber an der Geschwindigkeit und der Zielsetzung kann meiner Überzeugung nach weder der Herzblut-Anteil noch die Qualität festgemacht werden. Das klingt hier für mich an einigen Stellen mal wieder durch, daß "die Schnellen" nicht gut und "die Marktgucker" nicht mit "Herzblut" (wobei dieser Begriff gerne auch mal leicht moralisierend zur obersten Autoreneigenschaft aufgebauscht wird. Ich finde Spaß und Handwerk eigentlich wichtiger ...) schreiben.

Trippelschritt

Ich hoffe, es gut für Dich und Deinen Schatz aus. Das ist erst einmal das Wichtigste. Bei uns stirbt unsere Jack Russeline, aber ganz langsam und ruhig. Aber die ist jetzt auch schon fast achtzehn.

Ich stimme Dir zu - aber ohne meinen Zahnschmelz zu riskieren - dass es ein wenig durcheinander geht, aber die Schreibgeschwindigkeit ist bei unterschiedlichen Zielen und unterschiedlichen Stadien, was betrachtet wird, auch wenig aussagekräftig.

Ein Beziehung zwischen Geschwindigkeit/Publikationshäufigkeit und Qualität sehe ich allerdings schon. Mein Lieblingsbeispiel ist Brunner, ein SF-Autor der Siebziger, der wunderbar schreiben konnte und trotzdem unter ökonomischen Druck auch viele Romane schrieb, bei denen er sich besser Zeit gelassen hätte. Und das ist schade.

Warnen möchte ich jeden, der davon träumt, vom Schreiben zu leben. Es kann ein unsäglicher Druck werden und ich kenne Beispiele, wo Autoren am Ende gar nicht mehr schreiben konnten. Es ist viel besser aus einem Drang heraus, eine Geschichte erzählen zu wollen, zu schreiben und gleichzeitig zu versuchen, herauszufinden, wie man gute Geschichten schreibt. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich dann am Ende die Möglichkeit, davon zu leben. Spaß und Handwerk! Da bin ich wieder ganz bei der Sprotte.

Trippelschritt

Leann

Jetzt hat Sprotte schon geschrieben, was ich dazu sagen wollte, und das viel schöner und treffender als ich es könnte. Ich finde es wirklich schade, dass nicht nur Leser, sondern auch Autoren viel zu oft die Nase rümpfen und bei extremen Schnellschreibern pauschal davon ausgehen, dass da weder Qualität noch das arg strapazierte "Herzblut" vorhanden sein können. Kein Wunder, dass da viele unter mehreren Pseudonymen schreiben, damit es nicht so auffällt.

ZitatEin Beziehung zwischen Geschwindigkeit/Publikationshäufigkeit und Qualität sehe ich allerdings schon. Mein Lieblingsbeispiel ist Brunner, ein SF-Autor der Siebziger, der wunderbar schreiben konnte und trotzdem unter ökonomischen Druck auch viele Romane schrieb, bei denen er sich besser Zeit gelassen hätte.
Kann ja sein, dass das für Herrn Brunner gilt, aber das trifft nicht automatisch auf alle Autoren zu. Und wer weiß schon, woran die gesunkene Qualität gelegen hat, da können andere Faktoren unabhängig vom Schreib- und Veröffentlichungstempo mitgespielt haben. Das kann meiner Meinung nach nur jeder Autor für sich entscheiden und herausfinden, ob er mit der Qualität eines Romans zufrieden ist und wenn nicht, was das für Gründe haben könnte.

Zu mir persönlich: Ich habe Phasen, in denen ich schnell und viel schreibe, und Phasen, in denen es eher langsam vorangeht. Kann ich mir leisten, da ich nicht davon leben muss. Für mich habe ich festgestellt, dass die Romane, die ich sehr schnell geschrieben habe, nicht schlechter sind als die, an denen ich länger gesessen habe. Eher das Gegenteil. Das ist natürlich subjektiv. Wenn ich viel und lange am Stück schreibe, fällt so manche Blockade, ich komme in einen Flow und das Ergebnis gefällt mir meist besser, als wenn ich in kleinen Happen herumstückele. Die Rohfassungen schreibe ich möglichst schnell und ohne Pausen, weil ich ein schlechtes Gedächtnis habe und wie Slenderella auch recht schnell das Interesse verliere und dann lieber was Neues machen möchte, wenn ich zu lange an einem Werk herummurkse.