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Lasst ihr zu, dass eure Geschichte vom eigentlichen Plan abweicht?

Begonnen von Probalb, 29. Januar 2017, 13:21:46

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Czara Niyaha

Früher in meinen Anfangszeiten war ich totaler Bauchschreiber. Begeistert von einer Idee und einigen Charaktern,  die mir im Kopf herum geisterten, habe ich einfach drauf los geschrieben. Mit dem Ergebnis, dass ich meistens nach etlichen Seiten mich irgendwo total verstrickt habe in der Geschichte und keinen wirklichen Plan mehr hatte, wo alles hinführen soll. Ums kurz zu machen, unzählige handgeschriebene, später auf Computer verfasste Dateien, verstauben irgendwo unbeendent vor sich hin!

Mittlerweile versuche ich einen groben Plott, wenigstens mit den Eckpunkten im Vorfeld zu haben. Und nein, ich klammere ich mich daran nicht krampfhaft fest. Ich habe festgestellt, dass mir oftmals beim Schreiben, wenn ich die Charaktere immer näher und besser kennen lerne, sie hin und wieder eine gewisse Selbständigkeit entwickeln, und sie mir Storys erzählen und Verknüpfungen herstellen, in die ich im Vorfeld in der trockenen, geplanten Theorie glaube nicht so gekommen wäre!  ;)

Und das macht meiner Meinung nach erst eine Geschichte so richtig lebendig, wenn man dieses Eigenleben der Charaktere zulässt, anstatt stets nur den vorgeplanten Weg zu beschreiten. Ein Umweg, kann ja auch früher oder später zum eigentlichen Hauptstrang zurückgeführt werden. Aber es wäre schade, wenn man nicht den Mut hat, auch mal das Vertraute zu verlassen, weil die ungeschriebenen Geschichten, die sich beim Schreiben wie von selbst erzählen, oftmals die sind, die die Seiten  völlig neu verblättern und sich zwischen den bereits erdachten und geplanten Worten, einflechten und so ein gänzlich anderes Werk schaffen, als ursprünglich geplant.

Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Araluen

@Prolbab: Ich komme mal Kaeptn zuvor. Die Schneeflockenmethode dient dazu einen Roman zu designen. Aus einer anfangs sehr einfachen Struktur, entwickelt sich ein komplexes Gebilde, eben wie bei einer Schneeflocke, die letztlich aus ienfachen geometrischen Formen zusammen gesetzt ist. Das ganze umfasst zehn Schritte, bei denen man am Ende den Roman wirklich gut und detailliert kennt. Ich finde ise nett, letztlich geht sie mir aber zu sehr ins Detail: Hier gibt es was zum Nachlesen.

Wie ich eingangs schon einmal sagte, glaube ich, plotte ich eher Eckpunkte. Derzeit favorisiere ich daher die Sieben-Punkte-Methode. Da habe ich dann sieben festgelegte Punkte samt ihrer Funktion für den Roman. Wie ich von einem Punkt zum anderen komme, ist aber noch offen. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich einzelne Punkte noch einmal anpasse, weil sie eben andere Dinge noch ergeben, vor allem wenn ich anfangs die Figuren noch nicht so gut kannte. Derzeit habe ich auch ein reines Bauchprojekt angefangen. Aber ich sehe schon, dass ich sehr bald wieder sieben Punkte festlegen werde, in diesem Fall aber für die einzelnen Figuren.

Kaeptn

Araluen war schneller, hier noch ein alternativer Link. http://www.dirk-eickenhorst.de/ueber-das-schreiben/die-schneeflocken-technik/index.html

Ich habe die Schneeflocken-Methode jetzt auch nicht bis zuletzt durchgezogen, aber in meinem Ideenbuch steht meist genau das, womit man bei der SFM anfängt: Ein Satz, der den Inhalt sehr grob umreißt. Und sich dann erst etwas mehr Gedanken über die Handlung zu machen, dann aber auch schon über die Charaktere und deren Motivation nachzudenken, hat sich bei meinem letzten Roman als recht hilfreich erwiesen - auch wenn ich mich dann eben doch nicht komplett an den Plot gehalten habe. Es ist halt auch die Frage, ob man die Charaktere dem Plot unterordnet oder umgekehrt. Wenn man sich ERST über die Charaktere Gedanken macht, entwickelt sich der Plot im weiteren wohl anders, als wenn man erst den Plot stellt und dann die Charakter so modelliert, dass sie so handeln, wie es der Plot erfordert.

Davor war ich auch als Bauchschreiber unterwegs, von daher habe ich mit anderen Methoden noch keine Erfahrung.

Mina

Hallo,
also ich mag die Schneeflockenmethode auch Recht gerne, bin aber auch die totale Planerin. Allerdings mische ich die Methode immer mit der 7-Punkte Struktur und hab da mittlerweile mein eignes Gerüst entwickelt.
Auch bin ich so eine, die versucht alles möglichen Wendungen mit einzuplanen, sodass die Geschichte sich nicht verselbstständigt. Natürlich habe ich nicht immer Glück, aber meist sind es dann nicht zu große Abweichungen, so das ich mit ihnen leben kann.

Dadurch das ich sehr viel plane, kriege ich auch schlecht den Absprung zum Schreiben. Also meine Methode ist auch nicht gerade grandios.  ;)


Tejoka

Eigentlich würde ich sagen, ich bin Planerin, aber mir ist grade aufgefallen, dass das nicht ganz passt  ;D
Dabei mag ich das Planen eines Plots überhaupt nicht und muss mich regelmäßig durchkämpfen, aber ohne geht bei mir gar nichts.

Zum Thema: Es hängt immer von der Geschichte ab, aber ich werte es als gutes Zeichen, wenn sie sich selbstständig macht. Zumindest bei mir bekomme ich da manchmal mehr Tiefe und gute Ideen, als ich sonst hätte.
Das ist mir grade so gegangen. Eigentlich hatte ich das Buch durchgeplant, zu jeder Szene mindestens eine kurze Zusammenfassung und ich war schon zu zwei Dritteln durch mit dem Schreiben. Dann hatte ich eine gute Idee fürs Ende und hab gedacht, kann ich ja als Epilog anhängen. Inzwischen ist das mein letztes Kapitel und schließt das ganze Buch ab. Wenn ich jetzt über die Dramaturgie und die Entwicklung der Protagonistin und so nachdenke, ist die Szene ein elementarer Baustein   :P
Dabei hab ich eigentlich wenig an dem verändert, was ich schon hatte, es ist einfach mehr dazugekommen.
Diese Momente, in denen man eine tolle Idee hat, machen das Schreiben so großartig.  :wolke: Ob das jetzt passiert, wenn ich eine Idee für eine Geschichte habe, in der Planung oder während des Schreibens, macht wenig Unterschied. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum manche solche Sachen "wegplanen" wollen. Klar ist es blöd, wenn etwas, das man sich vorgenommen hatte, nicht funktioniert, aber das Neue ist doch besser. Oder falls es doch keine so gute Idee war, baut man sie halt nicht ein  :wache!:
Zumindest ist das meine Erfahrung damit ...




Faye

Meiner Meinung nach, bin ich auch eher eine Planerin, ich weiß jedenfalls eigentlich immer, welches Ende die Geschichte nimmt und welche wichtigen Punkte auftauchen. Trotzdem kommen mir oft beim Schreiben noch ganz neue Ideen, die ich dann meist mit einarbeite. Ich denke, für mich funktioniert das so ganz gut, ich halte mich nicht zu strikt an meinen Plan, er ist eben nur ein Grundgerüst, auf dem ich dann aufbauen kann. Ein Plot ist bei mir anfangs noch nie richtig ausgereift.
Wenn sich eine Geschichte also etwas entwickelt stimme ich den anderen zu, dass man es einfach so laufen lassen solle. Das bringt oft wahre Wunder hervor und ganz neue Wendungen.

Tinnue

Das kommt immer auf den jeweiligen Fall an. Wenn ich irgendwo dranstoße und merke, da will sich grad was ganz andres entwickeln, dann je nach Drängen a) schreibe ich es erst mal so und sehe danach, wie es sich fügt bzw. ob es berechtigt und besser so ist oder b) notiere mir das grob und lasse alles, was danach kommt an Ideen, herumspinnen. In dem Fall mache ich dann meistens einfach auf einem Blatt eine Szenenfolge mit dem sich neu Ergebenden und schaue, wohin mich das bringen, was es ändern würde.
Manchmal ist es gut, wenn sich etwas verändern will. Dann heißt dass, dass ich noch nicht richtig geplottet habe oder aber irgendwo noch oberflächlich kratze oder mir etwas ausgedacht habe, der Charakter aber genau weiß, dass es anders läuft. Meistens, wenn meine Charaktere ein Eigenleben entwickeln, hat das Gründe, und meistens finde ich dann etwas heraus, was mir vorher noch nicht klar war. Häufig wissen sie besser, wie sie sind, als ich - ich habe dann einfach Dinge übersehen oder nicht beachtet.
Es ist aber nicht immer von Vorteil, wenn sich was ändert. Manchmal schaue ich danach auf das Ganze und merke: Ist zwar schön und gut, funktioniert aber so nicht mehr - auch mit darauf folgendem Umschreiben anderer Szenen. Daher mache ich das wirklich gern, dass ich Neuerungen erst notiere, erst mal alles rauslasse und festhalte und danach schaue, was mie eher nützt.

Antonia Assmann

Ich habe früher nie geplant und habe zugelassen, dass meine Geschichten machten, was sie wollten. Da hatte ich auch Zeit. Heute muss ich mich mehr an den Plot halten, den ich vorher ersonnen habe, sonst hinke ich mit allem hinterher und das macht mich wahnsinnig. Wenn mir Kleinigkeiten einfallen, wie einer meiner Darsteller hat plötzlich den übermäßigen Drang Zuckerwatte zu essen, da es ihn an etwas ganz Bestimmtes erinnert und muss sich dafür auf ein Volksfest begeben, das ich so gar nicht eingeplant habe - bitte. Aber nur, wenn ihm dann im Zuge auch noch was anderes einfällt, was für die laufende Geschichte von Bedeutung ist. Dann bin ich für jeden(kurzen) Spaß zu haben.
Wenn es allerdings eine Idee ist, die mich absolut vom Plan abringt, notiere ich sie mir voller Feuereifer und benutze sie für das nächste Buch ...
Für so längere Ausflüge habe ich keinen Nerv mehr ...

Trippelschritt

Zitat von: Prolbab am 16. Februar 2017, 15:47:43
Hi,
ich war in den letzten Wochen ziemlich beschäftigt und habe es leider erst jetzt geschafft hier zu antworten.
Ich habe gemerkt, dass ich meine Frage etwas missverständlich/falsch formuliert habe und habe dies nun
korrigiert, um noch einmal genau zu erklären worauf ich hinaus wollte.

Lg Pablo

Neues Spiel, neues Glück
Dass ich Bauchschreiber bin, habe ich ja bereits betont. Aber ich lasse meine Geschcihten niemals wild wuchern. Ich beginne immer mit einer Grundidee (Pitch, Prämisse, nennt es, wie ihr wollt), entwickle das dafür notwendige Setting und mache mich dann an die Figuren. Sicherlich ist niemals etwas davon abgeschlossen und kann und wird sich auch verändern. Aber diese Ecksteine geben meinem Plot eine klare Richtung, obwohl noch keine Form. Ich habe einen Anfang: Meine Figuren betreten die Bühne, ein Ziel (Showdown) und einen mir völlig unbekannten Mittelteil mit vielen Komplikationen.

Wenn ich meihn Ziel aus den Augen verliere, dann habe ich einen anderen Roman vor mir, als den, den ich schreiben wollte. Und das passiert mir nicht. Dafür sorge ich.
Und sollte ich eine Superidee haben, die aber einfach nicht richtig in den Zusammenhang passt, dann folge ich ihr, schneide den text aus und speichere ihn separat ab. wenn diese Idee wirklich so super ist, wie ich in dem Augenblick de rEntstehnung vermute, dann passt sie woanders hin. Später.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(der viel von Kreativität in kombination mit Selbstdisziplin hält)

Sternsaphir

Früher war ich ein reiner Bauchschreiber.
Ich habe mir einfach den Stift geschnappt und losgeschrieben.
Inzwischen versuche ich dem Wildwuchs Herr zu werden und lege ein Plotgerüst an, an dem ich mich entlanghangel. Wichtige Szenen plane ich sehr detailreich vor, den Rest lasse ich immer noch beim Schreiben entstehen. Dabei kann es tatsächlich zu Plotänderungen kommen, weil eine Szene viel besser in die Situation passt, als der ursprüngliche Plan.
Oder meine Protas verhalten sich anders als erwartet.
Grad haben sich aus meiner harmonischen Reisegruppe ein Haufen Streithähne entwickelt. Und entsprechend muss ich den Plot umschreiben. Aber nur auf Kuschelkurs bleiben, würde gar nicht zur Geschichte und den Charakteren passen. Daher bin ich für Abweichungen gerne offen, sofern sie nicht mein komplettes Plotgerüst zerstören, was auch hin und wieder vorkommt.