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Wiederbelebung und Auferstehung - Sinnvolles Plotelement oder Deus ex machina?

Begonnen von Khevira, 14. August 2016, 13:15:06

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Zit

Hmmmm, so eine fünf Tage alte Wasserleiche. ;D Nett. Ich würde mal sagen, nur weil jemand wieder belebt wird, muss er ja nicht gleich auch jugendlich frisch erscheinen. Ich weiß nur nicht, ob das euch als Preis genügen würde (also, dass derjenige dann in/ mit einem gammelnden Körper herum läuft).

Kommt das denn so oft vor, dass Figuren wieder belebt werden, nur weil der Autor sich nicht trennen kann bzw. gibt es so viele Wiederbelebungen, die den Eindruck machen? Muss sagen, dass mir soetwas schon sehr lange nicht mehr untergekommen ist. Ich halte das mittlerweile für ein Klischee/ schlechtes Vorurteil (von Fantasy-Ablehnern) gegenüber Fantasy allgemein.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Emsou

Zitat von: Zitkalasa am 23. August 2016, 20:32:46
Kommt das denn so oft vor, dass Figuren wieder belebt werden, nur weil der Autor sich nicht trennen kann bzw. gibt es so viele Wiederbelebungen, die den Eindruck machen? Muss sagen, dass mir soetwas schon sehr lange nicht mehr untergekommen ist. Ich halte das mittlerweile für ein Klischee/ schlechtes Vorurteil (von Fantasy-Ablehnern) gegenüber Fantasy allgemein.

Ich melde mich auch mal zu diesem Thema, weil in meiner Geschichte die Wiederbelebung eine zentrale Rolle spielt  :hmmm:
Zu Zitkalasas Frage - Ich muss ebenfalls sagen, dass ich etwas in der Form schon lange nicht mehr gelesen habe. Aber ich finde, wenn man eine neue Welt inszeniert, ist es wichtig, irgendworan die Andersartigkeit zu unserer bekannten Welt festzulegen. Bei uns ist der Tod eines Menschen so ziemlich das Ende der Existenz, aber in anderen Welten kann ja ein Weiterleben in einer bestimmten Form als Konstrast schon gut möglich sein.
Die Anmerkung mit dem Klischee kann ich auch nur unterstützen, weil mir das in letzter Zeit auch sehr häufig untergekommen ist... aber nicht nur von "Nicht-Fantasy-Sympathisanten", viele meinen auch, dass es ohne die Überschreitung der Leben-Tod-Barriere gar keine richtige Fantasy ist  ::) :wums:

Layka

Zitat von: Zitkalasa am 23. August 2016, 20:32:46Kommt das denn so oft vor, dass Figuren wieder belebt werden, nur weil der Autor sich nicht trennen kann bzw. gibt es so viele Wiederbelebungen, die den Eindruck machen? Muss sagen, dass mir soetwas schon sehr lange nicht mehr untergekommen ist. Ich halte das mittlerweile für ein Klischee/ schlechtes Vorurteil (von Fantasy-Ablehnern) gegenüber Fantasy allgemein.
Aus richtigen Büchern fällt mir gerade tatsächlich kein Beispiel ein. So häufig kommt es natürlich auch nicht vor, aber ich glaube, wenn man jemanden wiederbelebt, besteht immer die Gefahr, dass es so wirkt, als wollte man sich nicht von seiner Figur trennen bzw. als wollte man nicht, dass Fans ihren Liebling verlieren.
Generell bin ich nicht dagegen, Figuren wiederzubeleben. Aber ich finde, der Tod sollte, wenn er schon nicht mehr endgültig ist, zumindest etwas Beeindruckendes sein und nichts, wofür mal eben fünf Zutaten gesammelt werden und dann freut man sich, dass man für die finale Schlacht doch noch einen Unterstützer hat. Der Tod sollte Spuren hinterlassen, sowohl an den Betroffenen als auch am Umfeld. Und wenn es selbstverständlich ist, dass regelmäßig Leute von den Toten auferstehen, dann ändert sich natürlich das Verhältnis der Gesellschaft zum Tod.

Mir fällt dazu die Serie Agents of S.H.I.E.L.D. ein. (Sicherheitshalber ein Spoiler für die Avengers)
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
lights out.

Alana

Ich finde, man sollte nicht ein ganzes Plotelement verurteilen, nur weil es oft aus den falschen Gründen eingesetzt wird. Eine Figur wiederzubeleben, noch dazu in einem Plot ohne Fantasy, nur um die Leser zufrieden zu stellen ist Mist. Außer, es ist gut gemacht. Aber es gibt doch sehr viele Plots, wo die Wiederbelebung wunderbar in der Geschichte verankert ist. Außerdem ist jedes Plotelement schlecht, wenn es aus einem Grund eingesetzt wird, der nichts mit der Geschichte zu tun hat. Ich kann es zum Beispiel schon gar nicht mehr betrauern, wenn eine Lieblingsfigur in einer Fernsehserie stirbt, weil ich jedes Mal nur denke: Warum wollte der nicht mehr mitspielen? Und wenn es eine Lieblingsserie ist, dann ärgert mich der Tod einer Figur sogar, eben weil ich dann als Fan verärgert bin, dass der Schauspieler aussteigen wollte. Es kommt einfach zu oft vor, dass der Tod einer Figur ohne Bedeutung für den Plot als bequemer Ausstieg für den Schauspieler benutzt wird. Deswegen gibt nur noch selten Todesfälle in Serien, die mich wirklich bewegen. Das bedeutet aber nicht, dass ich den Tod an sich als schlechtes Plotelement betrachte. Es kommt eben nur darauf an, wie es umgesetzt ist.
Alhambrana

Leon

Zitat von: Alana am 23. August 2016, 23:00:16
... Ich kann es zum Beispiel schon gar nicht mehr betrauern, wenn eine Lieblingsfigur in einer Fernsehserie stirbt, weil ich jedes Mal nur denke: Warum wollte der nicht mehr mitspielen? Und wenn es eine Lieblingsserie ist, dann ärgert mich der Tod einer Figur sogar, eben weil ich dann als Fan verärgert bin, dass der Schauspieler aussteigen wollte. Es kommt einfach zu oft vor, dass der Tod einer Figur ohne Bedeutung für den Plot als bequemer Ausstieg für den Schauspieler benutzt wird. Deswegen gibt nur noch selten Todesfälle in Serien, die mich wirklich bewegen. Das bedeutet aber nicht, dass ich den Tod an sich als schlechtes Plotelement betrachte. Es kommt eben nur darauf an, wie es umgesetzt ist.

Das kann ich nur unterstreichen. Genauso empfinde ich mittlerweile auch. Der Tod ist bedeutungslos geworden.

Judith

 Ich glaube, das Hauptprobem für mich ist, dass ich auf den Tod von Figuren mittlerweile oft so reagiere, dass ich mir entweder denke "Hoffentlich wird der/die nicht wiederbelebt" oder "Ach komm, das glaubt doch wohl eh niemand, dass der/die tot ist". Und das ist nicht die Reaktion, die ich haben möchte, wenn eine Figur stirbt.
Es zeigt außerdem, dass das Plotelement Wiederbelebung für mich schon zu oft eingesetzt wurde. Ich glaube aber fast, dass es in Serien oder Filmen häufiger eingesetzt wird als in Büchern - vermutlich haben sämtliche vermeintlichen Tode einer bestimmten Person in der 5.+6. Staffel Doctor Who für mich alleine schon ausgereicht, um davon übersättigt zu sein ...

K a t e

Anfangs möchte ich sagen, dass ich persönlich den Tod respektiere und in seltensten Fällen wirklich glücklich mit einer Wiederbelebung bin. Für mich ist der Tod eine letzte Instanz und hat etwas endgültiges, was manche vielleicht erschrecken mag, aber für mich persönlich auch irgendwie beruhigend ist. Man kann sich zumindest sicher sein, dass man nach dem Tod seine Ruhe hat. Und so sehe ich das auch in Büchern, Filmen, Serien etc.

Deswegen gibt es für mich drei abzugrenzende Punkte zu dem Thema zu sagen.

A. Eine Figur stirbt, wird wiederblebt aus einem wichtigen Grund mit einem sinnvollen Hintergrund/Methode. Ich persönlich mag es, wenn es noch mit einer ordentlichen Portion Emotionen gewürzt ist, egal ob das ein Trauma der Wiederbelebten ist oder das emotionale Gefühlschaos der ehemaligen Trauernden. Ist ja langweilig, wenn es einfach "Taddaa, da ist sie wieder, weiter gehts!" heißt. Und ich bevorzuge einen Haken an der Sache. Siehe C.

B. Eine Figur stirbt, wird wiederbelebt, stirbt, wird wiederbelebt und sozusagen als lebendes Schild für die anderen Charaktere und Helden benutzt. Für mich persönlich langweilig und sehr vorhersehbar. Der Leser nimmt den Tod dieser Figur nicht mehr Ernst, anstelle wie bei Punkt A es eher als freudige Überraschung zu sehen. Spontan fallen mir dazu jetzt Animes ein. Da gibt es immer die eine Figur, die sich vor die anderen wirft und aus irgendwelchen Gründen nicht stirbt und es immer wieder schafft aufzustehen und weiterzukämpfen, selbst wenn sie ein Loch in der Brust hat. Sie stirbt zwar nicht direkt, aber es ist eigentlich dieselbe "Enttäuschung" bzw. "Unlogik" dahinter.

C. Wiederbelebung und Tod spielen bereits eine zentrale Rolle in der Welt/bei den Personen etc. Als erstes Beispiel wären da Nekromanten, Totenbschwörer oder wie man sie auch nennen will. Sie holen ja auch Tote zurück bzw. kontrollieren diese. Der Haken an der Sache ist, dass es bei vielen Beispielen Abbilder, Schatten, Zombies etc. sind, also nicht mehr wirkliche Menschen.
Als zweites Beispiel fällt mir ein Wesen wie der Phönix ein. Da gehört die Wiederbelebung quasi dazu. In einem meiner Projekte baue ich da aber den Haken ein, indem sich der Phönix, der auch eine menschliche Form hat, erstens an sein vorheriges Leben nicht mehr erinnern kann und zweitens auch nicht weiß, wann er wiederbelebt wird - das kann sofort nach seinem Tod passieren oder aber viele Jahre später. Und so wird er nicht wie bei B. als Kanonenfutter gesehen.