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[Medizin] Chemotherapie, Kinderklinik, chronische Erkrankungen

Begonnen von Vic, 14. Juni 2015, 22:03:28

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Vic

Ein unschönes Thema, aber ich bräuchte es mal storytechnisch:
1.) Hat jemand Ahnung wie genau eine Chemotherapie (und/oder Strahlentherapie) bei onkologischen Erkrankungen abläuft? Meines Wissens nach in mehreren Zyklen und dank Wiki weiß ich jetzt auch sämtliche Inhaltsstoffe, Nebenwirkungen etc, aber mich würde eben eher das "Szenario" interessieren. Kriegt man die als Infusion oder als Pille, sitzt man oder liegt man, muss man dafür ins Krankenhaus oder macht man das Tagesklinisch, wie lange dauert so ein Zyklus, wird man dabei überwacht, kann man nebenbei arbeiten/zur Schule gehen etc.?

2.) Gibt es in unseren Krankenhäusern sowas wie einen Kinderflügel (Pädiatrie) wo Kinder und Jugendliche mit egal welchen Krankheiten zusammen untergebracht sind, oder sind die auch unterteilt in Krankheitsbilder (Onkologie, Neurologie, Internistisches etc.) wie die Erwachsenen? Weil in den meisten amerikanischen Serien/Filmen, die ich kenne gibt es immer einen Kinderflügel, aber irgendwie glaube ich, dass das bei uns nicht so ist...?

3.) Welche Krankheiten fallen euch ein, die langwierig sind und einen langen Kliniksaufenthalt erforderlich machen, also wo man lange Zeit am Stück in der Akutklinik ist? Speziell auch bei Kindern und Jugendlichen (also eher kein Schlaganfall ;).  Natürlich hatte ich erst Krebs im Sinn, aber irgendwie dünkt mir, dass man da gar nicht mehr so lange im Krankenhaus ist, sondern auch viel zu Hause zwischen durch?

Churke

Ich bin kein Mediziner, aber ich kenne bzw. kannte mehrere Betroffene. Einer hat Magenkrebs. Nach der OP entdeckte man eine nicht operierbare Metastase in der Leber. Da wurde für die Medikamentierung ein Katheder gelegt. Das sieht schon ziemlich beängstigend aus. Behandlung geschieht ambulant. Das heißt, Patient geht regelmäßig ins Krankenhaus. Arbeit geht wohl eher nicht, mir liegen aus solchen und ähnlichen Fällen ärztliche Atteste vor. Die Jobcenter wollen schließlich alles wissen.

Antigone

#2
ad 2) Es gibt auf alle Fälle eigene Kinderbereiche, wenn nicht sogar eigene Gebäude dafür. Wie die Trennung drinnen dann ist, weiß ich leider auch nicht. Ich vermute aber, dass es zumindest eine grobe Unterteilung geben muss. Du kannst ja nicht ein Kind mit etwas Infektiösem mit Krebspatienten zusammenlegen.

ad 3) Mir fielen da die div. Herz- , Leber- oder Lungenleiden ein, mit denen man (im Endstadium) auf eine Transplantation wartet. zb. Mukiviszidose. Da kommt man tw. gar nicht mehr aus dem Krankenhaus raus. Was auch langwierig sein kann, sind Darmgeschichten wie Morbus Crohn. Oder OPs, nach denen man sich einen Krankenhauskeim eingefangen hat.

ad 1) hab ich zum Glück keine Ahnung. Aber ich bin (aus ganz anderen Gründen) hin und wieder auf einer Tagesklinik, da ist nebenan gleich die Onkologische Tagesklinik. dh. da bekommen Krebspatienten ihre Infusionen nur ambulant. Möglicherweise ein interessantes Detail am Rande: gerade Krebspatienten bekommen oft Probleme mit ihren Venen aufgrund der Krankheit und der vielen Infusionen. Da kann man einen temporären Zugang bekommen, das ist so eine Art Plastikstück unter der Haut. In den kann man reinstechen, so oft man will, ohne dass da was kaputt geht.

Sunflower

1) Je nach Krebs gibt es auch verschiedene Arten von Chemotherapien - ich kenne mich mit der medizinischen Seite nicht so aus, aber es gibt starke und weniger starke Chemos (auch wenn alle Chemos ekelhaft sind). Ich glaube, während man sich in einer Chemo befindet, kann man nebenbei nicht mehr so viel machen - jedenfalls nicht während dieser Zyklen. So wie ich es kenne, passiert das ambulant, man bekommt die Infusion im Krankenhaus, kann ansonsten aber auch wieder nach Hause gehen. Nur geht es einem an den Tagen, wo man die Chemo hat, meist ziemlich schlecht, Übelkeit, Erbrechen, etc., ich denke, man ist da auch sehr geschwächt. Und insgesamt ist so eine Chemo auch sehr schwächend für den Körper. Die Cousine meiner Mutter hatte zum Schluss eine sehr heftige Chemo mit sehr langen Zyklen und war ansonsten zu gar nicht mehr viel fähig - sie hat während der wiederholten Chemos auch sehr stark abgenommen (vorher war sie etwas dick, danach wog sie vielleicht noch 50kg bei über 1,70m Körpergröße). Aber bei ihr war das auch extrem.

2) Kinderflügel gibt es, soweit ich das weiß. Aber die sind auch aufgeteilt.

3) Mir wäre jetzt auch Morbus Crohn eingefallen. Als ich in der 6. Klasse war, hat eine damalige Freundin von mir die Diagnose bekommen und lag die gesamten Sommerferien - sechs Wochen lang - im Krankenhaus. Sie durfte zwar nach draußen, Besuch empfangen etc., aber sie musste sehr lange dort bleiben.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

phoe

Aus (relativ) aktuellem Anlass kann ich zu dem ersten Punkt Folgendes beitragen.
Die Chemiekeule wird individuell auf den Krebs, die Person, den allg. Gesundheitszustand, die Verträglichkeit u.s.w. zusammengestellt. Sie sollte in regelmäßigen Abständen erfolgen, um die Wirksamkeit optimal zu erreichen.
Normalerweise wird ein sog. Port gelegt, der - wie schon gesagt wurde - mehrfach benutzt werden kann. Das ist ein Gerät, welches  im oberen Brustbereich unter die Haut gesetzt wird, ist eine OP. So ist ständig ein Zugang für die Infusionen, die bis zwei Stunden und länger dauern können, bereit. Es gibt Patienten, die legt es für die nächste Woche flach, andere erholen sich relativ schnell und können nach drei Tagen fast "normal leben".
Leider kann es vorkommen, das der Port verstopft, dann müssen sie wieder intravenös rein, was noch länger dauert und noch unangenehmer ist.
Wenn ich mich richtig erinnere, waren es sechs (oder acht?) Infusionen.
Allerdings muss ich dazu sagen, weil der Krebs extrem aggresiv war, wurde zuerst die Chemo gegeben, in der Hoffnung der blöde Kerl frisst nicht nur das Gewebe, sondern auch den Cocktail, um sich daran zu verschlucken. Hat er und wurde dadurch kleiner. So konnte anschließend Organerhaltend operiert werden. Danach kam noch die Bestrahlung, um ganz sicher zu gehen, alles erwischt zu haben.
Anschließend gings zur Reha. Und nein, ich bin es nicht - es ist meine Tochter und sie ist, nach den letzten Befunden, Krebsfrei.

Zu 3. fällt mir ein Unfall ein, nach dem man im Koma liegt oder starke Verbrennungen, die mehrere OPs benötigen.

Lothen

Zitat von: Vic am 14. Juni 2015, 22:03:28Welche Krankheiten fallen euch ein, die langwierig sind und einen langen Kliniksaufenthalt erforderlich machen, also wo man lange Zeit am Stück in der Akutklinik ist? Speziell auch bei Kindern und Jugendlichen (also eher kein Schlaganfall ;).  Natürlich hatte ich erst Krebs im Sinn, aber irgendwie dünkt mir, dass man da gar nicht mehr so lange im Krankenhaus ist, sondern auch viel zu Hause zwischen durch?
Vielleicht eine Transplantation? Das Kind könnte einen angeborenen Herzfehler oder dergleichen haben, das eine Herztransplantation nötig macht. Soweit ich weiß muss man nach der Transplantation Immunsuppressiva nehmen, die es erforderlich machen, den Patienten von allen Keimen abzuschirmen, also kann ein langer Krankenhausaufenthalt möglicherweise gar nicht umgangen werden. Aber das ist nur medizinische Laienmeinung. ;)

(Neurologische) Reha kann unter Umständen auch lange dauern, zum Beispiel nach einem schweren Schädeltrauma o.ä. Allerdings wird das wahrscheinlich auch eher ambulant durchgeführt ...

Phea

Ich hatte als Kind Pupura Schönlein Hänoch - war da etwa zwei oder drei Monate im Krankenhaus und durfte eine ganze Zeit lang nicht laufen. Mit Nierensteinen lag ich auch schon, aber das war nur ein kürzerer Aufenthalt. Ansonsten fällt mir nicht mehr sehr viel ein, spreche da nur aus eigener Erfahrung.

Mir kam der Aufenthalt wie ein halbes Jahr vor, da ich bei der ersten Krankheit erst drei oder zwei war.
Der zweite Aufenthalt kam mir vor wie ein Monat, war da gerade mal 6 oder 7 oder so.

Ja, die Stationen sind aufgeteilt, wie beim normalen Krankenhaus auch. Also Chirurgie ist von Internistisch getrennt und die Chemo-Abteilung ist auch wieder woanders.

Sven

Hi Vic,

zumindest was die Chemotherapie angeht, kann ich dir aus erster Hand berichten.
Wie hier schon erwähnt wurde, wird die Therapie je nach Krebsart und Patientenzustand variiert. Je aggressiver ein Tumor ist, desto besser springt er in der Regel auf eine Chemo an.
Die Chemomedikamente werden meistens flüssig per Infusion verabreicht und das über das erwähnte Portsystem. Das ist ein Metallimplantat mit Silikonmembran, das vollständig unter der Haut liegt und direkt mit einer der großen Venen verbunden ist. Eine kleine Kanüle wird dabei durch die Haut gestochen und fixiert.
Ich musste für jeden Zyklus für drei bis fünf Tage ins Krankenhaus. Bei den "giftigeren" Chemos, die große Schäden vor allem in den Nieren anrichten können, muss vorgespült werden. Das heißt, nachdem die Blutwerte, und damit der Allgemeinzustand, überprüft wurde, werden Elektrolytinfusionen (mit Natrium, Magnesium und Kalium) über mehrere Stunden gegeben, bis man kontinuierlich eine definierte Menge wieder ausscheidet. Häufig gibt es danach zwei Chemomedikamente, die nacheinander über je 30 - 60 Minuten verabreicht werden. Diese Medikamente werden speziell außerhalb des Krankenhauses für den jeweiligen Patienten hergestellt. Vor der Infusion werden jedes Mal die persönlichen Daten überprüft. Das heißt, der Pfleger oder die Schwester fragt nach den Namen und das Geburtsdatum und gleicht die Aussage mit dem, was auf den Beuteln (500 - 1000ml) aufgedruckt ist.
Gleichzeitig bekommt man noch Zusatzmedikamente gegen Übelkeit und gegen Entzündungen. Durch die Medikamente gegen Übelkeit wird man schnell müde und wird daher während der eigentlichen Chemo viel schlafen. Allerdings kam es auch vor, dass meine Frau bei Burger King vorbeigefahren ist, und wir auf dem Krankenhausbalkon ordentlich gefuttert haben.
Danach kam die Nachwässerung, die dann über die ganze Nacht ging, sodass man eigentlich ständig aufs Klo musste. Viel Schlaf habe ich also in der Nacht nicht bekommen. Das ging auf drei aufeinanderfolgenden Tagen so. Wenn dann alle Blutwerte okay sind und man die Chemo akut vertragen hat, kann man nach Hause und hat etwa zwei Wochen Zeit, sich zu erholen. Ich habe das Ganze sechs Mal mitgemacht.
Die eigentlichen Nebenwirkungen setzen erst ein paar Tage später ein und man ist körperlich ziemlich runter. Selbst das Duschen wird dann so anstrengend, dass sich schon sehr zusammenreißen muss, um keinen Kreislaufkollaps zu bekommen. Außerdem gibt es immer wieder neue Entzündungsherde im Körper. Venen entzünden sich, der Mund/ Rachenraum entzündet sich. Nach etwa 10 Tagen ist der Höhepunkt erreicht (und die Leukozyten sind im Keller) und es geht wieder langsam bergauf bis zum nächsten Zyklus.
Beste Grüße,
Sven

Kraehe

1) Zur Chemo haben hier viele schon viel gesagt. :) Wie gesagt, das läuft als Infusion, über einen Port, oft stationär (manche auch ambulant, soweit ich weiß, dann müssen eben daheim betreuende Ärzte ein Auge drauf haben). Das Mittel ist dem Krebs und dem Patienten in Zusammensetzung und Dosis angepasst, aber dazu haben andere mehr geschrieben und du hoffentlich auch schon recherchiert.
Es kann während der Chemo auch (wenn auch nicht so häufig) zu (epileptischen) Anfällen, Organversagen etc. kommen, dann muss sofort abgebrochen und der Patient gerettet werden.
Aggressivere Tumoren sprechen auch besser auf Chemo an, weil sie einen schnelleren, aktiveren Stoffwechsel haben und sich schneller teilen (die Zellen). Das sind die Punkte, an denen die meisten Chemotherapeutika ansetzen.
Oft wird erst Chemo, dann Bestrahlung und anschließend OP gemacht. Die Chemo soll den Tumor töten/verkleinern (oder mindestens aufhalten), die Bestrahlung nochmal verkleinern und absterben lassen, und die OP entfernt ihn dann. Bei Brustkrebs z.b. wird der Tumor zuvor mit Metall-Clips markiert, um ihn nach Chemo (und evtl. Bestrahlung) noch finden zu können. Für manche Tumoren (Brust) gibt es auch Hormontherapien, wenn der Tumor entsprechend empfindlich ist, die oft vor der - dazu empfohlenen - Chemo gemacht werden.
Und Metastasen musst du natürlich bedenken, daher werden auch die Lymphknoten der Umgebung besonders unter die Lupe genommen, wenn es ans Operieren geht.

2) Japp, es gibt Kinderflügel/Kinderstationen etc. - aber(!) in Abhängigkeit von der Größe des Hauses. Schau dich mal auf den Uniklinik-Seiten um. Die Uniklinik Freiburg hat eine Kinderklinik, und die ist wiederum unterteilt, wie die "normale" Klinik auch (wobei Unikliniken eine große Angelegenheit sind und dann die entsprechenden Abteilungen auch selbst Klinik genannt werden und oft eigene Häuser haben). Ein größeres "normales" Krankenhaus dürfte auch eine Kinderstation haben. Ein kleines Haus oft auch mal nicht - da werden Kinder dann entweder auf normale Stationen gelegt, oder mal auf der Mutter-Kind-Station (=für Entbindungen und Schwangere) eingeschoben. Oder abhängig vom Krankheitsbild auch an größere Häuser/Zentren verwiesen. Die Kindermedizin ist nochmal ein spezieller Teilbereich und es gibt Kinderkardiologen, Kinderchirurgen etc. - denn an Kindern funktionieren die Mechanismen und auch die Anatomie oft mal anders. Solche Spezialisten hat nicht jedes kleine Krankenhaus in der Provinz, weil sich das einfach nicht lohnt. Daher mutmaße ich, dass bei Überforderung des kleinen Krankenhauses an eine größere Klinik verwiesen wird.

3) Eigentlich so ziemlich alles, bei dem es zu Komplikationne kommt. ;) Lass deinen Patienten sich einen Krankenhauskeim einfangen, lass sich eine Wunde infizieren, oder man entdeckt während des Aufenthaltes im Rahmen der Abklärung des eigentlichen Anlasses, dass noch was anderes nicht okay ist.
Transplantation wäre natürlich eine Maßnahme, bei der man lange im Krankenhaus bleibt. Auch (autologe) Stammzelltransplantation ist möglich.
Generell, wenn du es mit Krebs hast - nach der Chemo sind viele sehr fertig und geschwächt. Bei Transplantation (oder eben der autologen Stammzelltransplantation, da helfe ich beim Dokumentieren und sehe es immer wieder) erfolgt eine Immunsuppression. Fängt man sich das was ein, kann das sehr fatal werden.
Auch möglich - Onkologische Erkrankung mit sehr radikaler Chemo, dann ist das Immunsystem auch mal sehr angegriffen (gerade wenn man bei Lymphomen darauf abzielt).
Du kannst immer wieder aurtretende, nicht geklärte gastrointestinale (Magen-Darm-Trakt) Blutungen haben. Wenn die akut stark bluten und man nicht direkt ausmachen kann, woher, dann ist das gefährlich und man wird das abklären wollen.
Hirnhautentzündung (klassisch: aus dem Kinderhort, Skiurlaub...), das kann sich auch gerne mal ziehen, v.a. wenn man es wie FSME nur symptomatisch behandeln kann oder Komplikationen auftreten.
Starke psychosomatische Schmerzen, vielleicht nach initialem Unfall/tatsächlicher Verletzung.
Amputation. Oder andere größere OP - z.b. nach offenem Bruch - mit Wundheilungsstörung.
Und auch psychische/psychosomatische Erkrankungen, wenn eine Einweisung in stationäre Behandlung erfolgt ist - die geht dann in der Regel 6-12 Wochen.
Sind vielleicht ein paar Ideen dabei?

Pamina

1. Zur Chemo wurde ja schon vieles gesagt. Bei meiner Mutter war das so (Brustkrebs), dass man ihr zunächst die Lymphknoten entfernt haben. Dann gab es die Chemo, ebenfalls über einen Port. Das verlief ambulant, sie kam in einen Raum mit Stühlen und Betten und hat gemeinsam mit anderen Krebspatienten die Chemo bekommen. Je nachdem, wie man sich fühlte, konnte man eben auf diesen Stühlen Platz nehmen oder sich in eines der Betten legen. Der Zustand der verschiedenen Personen hat schon ganz schön variiert, einigen ging es während der Behandlung wirklich sehr schlecht, andere lasen nebenbei einfach ein Buch oder unterhielten sich angeregt.

Nach Abschluss der Zyklen gab es einige Bestrahlungstherapien für meine Mutter und danach noch eine Antikörpertherapie. Eigentlich sollte das Ganze Ambulant passieren, doch wegen der vielen Nebenwirkungen musste sie viel Zeit im Krankenhaus verbringen. Später dann gab es noch ein paar Monate Kur für sie.

2. Also ich denke schon, dass es in schwerwiegenden Fällen eine gewisse Unterteilung im Kinderflügel gibt. Aber eine Bekannte musste zwei Wochen im Krankenhaus verbringen, da ihr die Mandeln entfernt wurden und es auch einige Komplikationen gab. Sie hatte aber ein Mädchen bei sich im Zimmer, das ein psychisches Problem hatte. Aber bei unserem Krankenhaus wird aus Platzmangel sowieso bloß irgendwie zusammengewürfelt, wegen Platzmangel auf den Stationen :versteck:

3. Kommt drauf an, wie lange die Person im Krankenhaus tatsächlich verbringen soll. Reichen dir einige Monate? Wie Krähe schon sagte, der Krankenhauskeim. Ein Bekannter liegt derzeit im Krankenhaus, da er einen Autounfall hatte und als sie ihn nach ein paar Wochen endlich entlassen wollten, ist ihnen aufgefallen, dass er sich den Krankenhauskeim eingefangen hat. Insgesamt liegt er jetzt gute vier Wochen im Krankenhaus.

Alaun

Zur Dauer von Krankenhausaufenthalten vielleicht noch: Meine Mom lag nach diversen Ops (Ovarialkarzinom) einmal knapp acht Wochen und einmal knapp 6 Wochen im Krankenhaus. Die Chemos wurden in dieser Zeit stationär durchgeführt. Man kann also mit Krebs durchaus etliche Wochen in so einer Klinik verbringen, wenn man Pech hat und die Operationen heftig waren. Zu den Chemos an sich ist ja schon sehr viel gesagt worden. Es kommt darauf an, welcher Krebs es ist, welches Stadium, wie die Mittel dann vertragen werden etc. Also schon eine recht individuelle Sache.

Imperius

 Zur Chemo ist schon alles ausführlich gesagt worden. Zur Frage, ob man nebenher weiter arbeiten kann  usw., würde ich in der Regel mit Nein antworten.

Ich habe leider in zwei Fällen im familiären Umfeld in den letzten beiden Jahren die Auswirkungen einer Chemo beobachten müssen. Die Chemo greift alle schnell wachsenden Zellen an, kann also nicht zwischen Krebs- und anderen schnell wachsenden Zellen differenzieren. Deshalb werden ja auch Blutzellen, Haarzellen, Schleimhäute etc. angegriffen. Gegen die Übelkeit gibt es gleich mit der Chemo ( also mit der Infusion über den Port ) Medikamente. Aber das Wohlbefinden und die körperliche Leistungsfähigkeit werden schon deutlich beeinträchtigt. Unter anderem auch das Immunsystem, weshalb der Patient auch Menschenmengen wegen Ansteckungsgefahr ( Erkältung, Grippe etc. ) meiden sollte.

Sport und Arbeiten dürften in der Regel also nicht oder nur vermindert möglich sein.

Feather

Zu dem Thema Kinderklinik kann ich dir  sagen, wir haben ein eigenes Haus für die Würmer. 3 Etagen hoch und auf jeder eine andere Station. EG -> Kinderintensiv, mit Notfallambulanz, inklusive eigenem Röntgen und Ultraschall. Und dann darüber Tagesklinik mit Station und noch zwei weitere.  Stationen darüber. Dabei ist auch die Trennung nach Alter ein wenig bedacht, sodass die älteren nicht unbedingt mit schreienden Babys zusammen liegen.
Die Trennung nach den verschiedenen Fachbereichen gibt es glaube ich gar nicht so extrem, da die entsprechenden Ärzte ja ihre Konsile/ Besuche bei den jeweiligen Patienten abhalten, bzw. die Kinder in die jeweilige Abteilung gebracht werden.

Dann zu deinem langen Klinikaufenthalt. Wenn deine Figur eine Chemo bekommen soll, so wie es zumindest klingt. Dann kann sich doch auch ganz einfach der Port entzünden. Das kann ziemlich weitreichende Folgen haben, bis hin zur Blutvergiftung. Vor allem wenn der Körper schon durch die Chemo geschwächt ist.
Oder der Port ist einfach mal dicht. Das heißt es lässt sich nichts mehr durchspritzen. Dann muss man erst einmal sehen woran das liegt, da man diesen ja nicht einfach wieder entfernen will.

jainoh

Zu 1) Zur Chemotherapie wurde recht viel gesagt. Hier noch ein wenig zur Strahlentherapie. Sie wird heutzutage für fast alle Krebserkrankungen, wie auch die Chemotherapie, nach Feststellung der Erkrankung in einem sogenannten Tumorboard beschlossen. In diesem Board entscheiden Ärzte aller beteiligter Fachrichtungen über die beste Therapie für den jeweiligen Fall. Sehr oft ist ein Beschluss reine Routine und richtet sich nach den aktuellen Leitlinien für die jeweilige Erkrankung. Je nach Krebsleiden verläuft die Therapie dann recht individuell. Es gibt Krebse, die werden mittels histologischer Probe (z.B. mit Nadelbiopsie oder Stanzbiopsie) gesichert, dann operiert, dann ggf. chemotherapiert und endlich auch radiotherapiert. Gutes Beispiel ist da das Mammacarcinom, der Brustkrebs. Dann gibt es aber auch Krebse, die werden nach der Sicherung zunächst erst einmal mit einer meist kombinierten Radio-Chemotherapie behandelt, bevor man operiert. Der Ansatz nennt sich neoadjuvante Therapie und wird z.B. bei Enddarmtumoren (Rektumcarcinom) gewählt.
Und ein letztes Beispiel wäre ein Tumorleiden, das nur mittels Strahlentherapie oder nur mittels Chemotherapie behandelt wird. Ersteres ist z.B. sehr oft das Prostatacarcinom und häufiger bei Lungentumoren, wenn sie nicht operabel sind, letzteres ist bei Lymphomen und Leukämien sowie einer Reihe Krebsarten aus dem Magen-Darm-Trakt der Fall.
Ablauf von Chemotherapie ist beschrieben worden. Ablauf von Strahlentherapie: meist wird nach einem Aufklärungsgespräch eine Planungs-CT (Computertomographie) angefertigt. Bei dieser werden Lagerungsmarkierungen auf dem Patienten angebracht (meist Kreuze, die mit wasserfestem Stift auf die Haut gemalt werden, seltener mittels Tätowierungen). Die eigentliche Therapie findet fast immer an einem Linearbeschleuniger statt, in Rückenlage. Die Dauer einer einzelnen Sitzung beträgt ca. 10-20 min, oft weniger. Die Dauer der Therapie kann aber bis zu acht Wochen in Anspruch nehmen. In dieser Zeit müssen die Patienten in der Regel fünf Mal pro Woche zu täglichen Sitzungen kommen. Die Strahlentherapie wird in der Regel mit Photonen gemacht, gelegentlich mit Elektronen. Die Strahlen selber werden vom Patienten nicht verspürt. Typische Nebenwirkungen der Strahlentherapie sind Müdigkeit und je nach Ziel am Körper Hautreaktionen und andere Beschwerden wie z.B. Schluckbeschwerden (bei Bestrahlung im Speiseröhrenbereich)
Wegen der Gefahr zu langweilig zu sein, höre ich hier dann mit den Beschreibungen auf.

zu 2)In großen Krankenhäusern (oft Uni-Kliniken) gibt es auch für die Kinder ausgewachsene eigene Kliniken, die auch in spezialisierte Flure / Abteilungen aufgeteilt sind. Es gibt dort auch für dieses Spezialgebiet wiederum spezialisierte Ärzte und Pflegekräfte. Ganz besonders stimmt dies natürlich für die Kinderonkologie. Krebskranke Kinder benötigen eine oft viel intensivere Betreuung als z.B. Kinder mit einem Magen-Darm-Infekt oder einer Blinddarm-OP. Die Ärzte sind dort in der Regel spezialisierte Kinderonkologen, die mit einem Team aus Pflegekräften, Physiotherapeuten, Technischen Assistenten, Ergotherapeuten, Logopäden ect. zusammen arbeiten. Die Eltern der Kinder dürfen mit im Zimmer schlafen, wenn die Kinder nicht zu alt sind. Oft gibt es auch Angehörigenwohnungen in Kliniknähe für Eltern von größeren Kindern, die aber eine lange Anfahrt haben.

3) Wenn es für die Geschichte jetzt Krebs sein soll, der heilbar ist und außerdem auch zwischen Therapieblöcken Heimataufenthalte bietet, dann wäre für jüngere Kinder und Teenager eine Leukämie eine passende Wahl. Wenn der Patient ein junger, sonst gesunder Mann sein soll, dann wäre ein Hodentumor eine gute Wahl. Im Frühstadium sind diese zu 100% heilbar, ab Stadium II wird die OP mit einer Chemotherapie kombiniert, in bestimmten Fällen sogar einer Bestrahlung.
Wenn ein Heimaturlaub ausgeschlossen werden soll, dann kann die Therapie der Leukämie zu einem Zusammenbruch des Immunsystems und der Blutbildung führen, so dass die Person nicht nur in der Klinik bleiben muss, sondern zumeist auch in einem Isolierzimmer. Bei Leukämie sollte man aber bedenken, dass die Therapie heutzutage bei so ziemlich jeder Sorte Leukämie oder Lymphom nach einem sogenannten Studienprotokoll abläuft. Die lassen sich leicht im internet nachlesen, samt aller exotisch klingender Abkürzungen und Chemotherapeutika. In so einem Protokoll kann man dann auch locker den Zeitablauf erfassen und die möglichen Nebenwirkungen der einzelnen 'Gifte'. In der Regel braucht es ein gutes halbes Jahr. Wichtig, gerade bei Kindern bzw. Jugendlichen, die Chemotherapie bei Leukämie mach steril. Das ist gerade bei Teenagern im besten Alter ein recht wichtiges Thema.
Ansonsten gibt es noch reichlich andere teils chronische Krankheiten, teils welche, die mit langem Verlauf einher gehen können. Z.B. Rheuma mit rheumatischem Fieber, das wiederum einen Herzfehler verursachen kann. Eine Streptokokken-Angina, die in eine Herzklappenentzündung (Endokarditis) ausarten kann. Schwere Blasen-Nierenbeckenentzündungen.
Ein schwerer Verlauf von so ziemlich jeder Kinderkrankheit kann mit einem langen Krankenhausaufenthalt einher gehen. Masern-Encephalitis, Mumps-Orchitis, Windpocken-Meningitis. Oder aber, der Klassiker, eine schwere Lungenentzündung. Das geht immer, schwächt enorm und lässt sich dennoch recht folgenlos ausheilen, wenn das auch wiederum notwendig ist.

funkelsinlas

Also, es wurde ja schon recht viel gesagt.

1) Es gibt auch Chemos, die als Tabletten gegeben werden. Außerdem, wenn du nach Nebenwirkungen schaust, ist es wichtig im Kopf zu haben, dass es immer ein Cocktail von Medis ist, deshalb ist das Nebenwirkungsspektrum recht breit.

Dazu noch: Viele Patienten entwickeln nach einer Krebsdiagnose psychische Probleme. Angst, Depression, Verleugnung, Rückzug, Schmerzsymptomatik (AUCH! der Partner oder Kinder) Es gibt an vielen Kliniken psychoonkologische Dienste falls du mal recherchieren willst.

3) Die längsten Krankenhausaufenthalte hast du im psychiatrischen Sektor. Lang geht es noch bei Organtransplantation, Leukämien. Amputationen sind nicht unbedingt mit langen Aufenthalten verbunden. Mit Nekrosen dauert es länger, weil meistens etwas zugewartet wird. Sonst wird der Patient recht schnell in die Rehaklinik verlegt (in den Unfallkliniken meist unter einem Dach). Beckenbrüche dauern ewig! Der PAtient muss nämlich im Liegen heilen. Da hatten wir mal im Praktikum nen Patienten, der war fast 8 Wochen da. Polytrauma noch...
Kommt drauf an, wie sehr du deinem Charakter zusetzten willst.
Zu der Idee mit Meningitis: Das sind doch eher kurze Aufenthalte von 2 Wochen. Die Medis schlagen recht schnell an, wenn nicht ist der Patient meistens eh nicht mehr zu retten.

Hoffe das hilft.  :D