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Phantastische Kreaturen

Begonnen von Mithras, 16. Mai 2015, 20:55:05

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Mithras

Salvete!

Ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass es hier schon mehrere Themen rund um das Erschaffen eigener Arten gibt, seien sie realistisch oder magisch, animalisch-wild oder kulturschaffend. Was mir persönlich fehlt, ist ein allgemeines Thema, da die Fragestellungen zum Teil doch sehr speziell sind. Da in den meisten Fantasywerken Kreaturen vorkommen, die es so in der Realität gar nicht gibt, ist das für mich ein zentrales Thema. Mich würde sehr interessieren, wie ihr damit umgeht - welche Kreaturen es bei euch gibt, welche davon auf eurem eigenen Mist gewachsen sind und wie ihr sie in eure Welt einbindet, vor allem dann, wenn es sie in der Realität gar nicht geben kann.

Bei mir gibt es zugegebenermaßen wenig wirklich Eigenes. Viele vermeintlich phantastischen Geschöpfe in meiner Welt hat es so wirklich gegeben, etwa Deinotherien, Chalicotherien (für beide bräuchte ich natürlich noch entsprechende Namen, die in meine Welt passen), Riesenfaultiere, Fleisch fressende Kängurus oder Beutellöwen. Ich orientiere mich stark an unserer Welt und verstecke das auch nicht. Es übt auf mich einen besonderen Reiz aus, diese faszinierenden Geschöpfe noch einmal zum Leben zu erwecken. Wichtig ist mir dabei natürlich, dass sie in den Kontext meiner Welt passen, vor allem unter klimatisch-ökologischen und stammesgeschichtlichen Gesichtspunkten. Anachronismen wie Dinosaurier wird es bei mir natürlich nicht geben; alle Arten, die in meiner Welt vorkommen, sind Zeitgenossen von uns Menschen oder von unseren direkten Vorfahren (maximal so alt wie Australopithecus).

Einzig und allein meine "Vogelmenschen" sind eine eigene Erfindung. Sie stellen einen Schwesterzweig zu den modernen Vögeln dar und haben sich in einem Entwicklungsstadium abgespalten, in dem sie noch drei funktionsfähige Finger besaßen, ansonsten aber fast alle anatomischen Merkmale heutiger Vögel aufweisen. Auf einem isolierten Kontinent nehmen sie die Rolle der fehlenden Primaten ein und leben vor allem in den Bäumen, was zu zahlreichen konvergenten Anpassungen geführt hat. Sie haben auch einmal eine kulturschaffende Art hervorgebracht, die aber heute ausgestorben ist.

Etwas schwerer tue ich mir mit meinen magischen Geschöpfen, die sämtlichen Naturgesetzen zu spotten scheinen. Ein Drache mit 50 Metern Flügelspanne wäre wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit, weil er zum Fliegen viel zu schwer wäre; selbst wenn doch, so bräuchte er dazu wohl so viel Energie , dass er den ganzen Tag nur mit Fressen beschäftigt wäre und mit so viel Nahrum im Bauch vermutlich eh zu schwer dazu wäre. Eine ganze Population dieser Kreaturen würde ein Ökosystem wohl kaum ertragen.
Auch will ich meine Welt nicht mit intelligenten, kulturschaffenden Arten überfrachten. Kobolde, Feen oder Kentauren gibt es bei mir definitiv nicht. Unter dem Aspekt der Gentechnik, die es in meiner Welt gibt, könnte man natürlich über die "Machbarkeit" von Mischwesen nachdenken, aber für mich gilt da eher: Warum hätte ein Wissenschaftler so abgedrehte Arten in einer so hohen Zahl erschaffen sollen, dass sie sich offenbar verselbständigt und vermehrt haben? Der Ansatz ist an sich zwar Reizvoll, passt aber nicht in mein Konzept, da ich der Ansicht bin, dass sich so viele intelligente Arten früher oder später selbst auslöschen würden. Ich denke, es hat einen Grund, warum Homo sapiens heute die einzige noch existierende Menschenart ist.
Nichtsdestotrotz kommen phantastische Kreaturen wie Minotauren (die natürlich nicht so heißen), geflügelte Löwen oder Drachen in meiner Welt vor. Es handelt sich bei ihnen jedoch nicht um Wesen aus Fleisch und Blut und auch nicht um eigene Arten, sondern praktisch immer um "Unikate". Diese Wesen kann man in zwei Gruppen unterteilen: Die einen stellen Inkarnationen göttlicher Wesen dar, die bevorzugt Ehrfurcht gebietende Erscheinungsformen annehmen (Drache, Phoenix, Greif, Sphinx, ...), die anderen existieren hingegen nur, weil Menschen glauben, dass es sie gibt, und dieser Glaube selbst sie zum Leben erweckt.

Probleme habe ich damit, wenn Autoren sich für besonders kreativ halten und Wesen erschaffen, die nur darauf ausgelegt sind, spektakulär zu wirken, bei genauerer Betachtung aber nicht lebensfähig sind. Für mich gelten letztlich immer die Gesetze der Evolution, wenn es um konkrete Arten in meiner Welt geht; wenn etwas abweicht (z. B. durch gentechnische Versuche), dann muss es im Bereich des biologisch Möglichen liegen. Als Biologe bin ich da wahrscheinlich ziemlich eigen.

So, jetzt bin ich ruhig und ihr seid am Zug! ;D

Christopher

Zitat von: Mithras am 16. Mai 2015, 20:55:05
Was mir persönlich fehlt, ist ein allgemeines Thema, da die Fragestellungen zum Teil doch sehr speziell sind.

Stell deine Fragen bitte noch mal ans Ende des Textes oder heb sie hervor. Ich musste zwei mal lesen um sie wiederzufinden ;D

Aber gut, was gibt es bei mir?
Grundsätzlich: Menschen, Elfen, Zwerge (noch nicht in Erscheinung), also die Klassiker als Grundstock.
Daneben die Dämonen mit ihren Unterarten, zwei davon (Sukkubi, Inkubi) aus unserer Mythologie übernommen mit persönlichen Modifikationen, die übrigen Rassen (2-3), auf meinem Mist gewachsen.
Dazu gibt es dann eine Reihe von ungewöhnlicheren Wesen, allem voran Drachen, sowie einige andere die übernommen wurden (z.b. Basilisken) allerdings jeweils leichte Abwandlungen, ohne zu anders als das Original zu sein. Geplant sind noch mehrere weitere Kreaturen, die ich einbinde wann immer es mir (und der Story) passt, wenn auch nur mit ordentlicher Vorbereitung.

Das Problem mit der Realität:
Hab ich nicht. Ich schreibe Fantasy bei der auch gezaubert werden darf. Da wäre schon mein Realitätsproblem :P
Zu den Drachen mit 50m Spannweite: Die Dinos waren deutlich größer und massiger (zumindest einige) und die haben auch ziemlich lange durchgehalten. Das Konzept ist also durchaus lebensfähig. Das mit der Flugfähigkeit ist so eine Sache, da orientiere ich mich aber gerne an der Hummel, die ja angeblich auch nicht fliegen kann (jaja, ich weiß. Die Behauptung wurde damals angestellt, als die Aeronautiker nicht in der Lage waren, was anderes als starre Flügel zu berechnen :P ). Gut ausgebildete Aeronautiker mit Hang zum Überrealismus machen aber den kleinsten Teil der Leserschaft aus. Der Rest ist zu sehr mit Träumen beschäftigt um sich darüber Gedanken zu machen, passt schon :)


Was für Probleme macht mir das?
Gleich am Anfang machen viele eigene Spezies und ungewöhnlichere Spezies das Problem des Infodumps. Ich kann nicht damit leben, einem Wesen einen Namen zu geben und es dann dutzende Seiten lang als weißes Stück Papier für den Leser herumwandeln zu lassen. Wenn etwas neu auftaucht, muss es beschrieben werden, damit man sich eine Vorstellung machen kann. Gerade am Anfang kann einem sowas aber die Spannung und das Interesse das man aufbauen will tierisch versauen. Ich durfte deswegen den Anfang ungefähr ein dutzend Mal neu schreiben.  ::)
Be brave, dont tryhard.

Mithras

#2
Zitat von: Christopher am 16. Mai 2015, 21:14:57Stell deine Fragen bitte noch mal ans Ende des Textes oder heb sie hervor. Ich musste zwei mal lesen um sie wiederzufinden ;D
Ich lass mir was einfallen! :P

Zitat von: Christopher am 16. Mai 2015, 21:14:57Zu den Drachen mit 50m Spannweite: Die Dinos waren deutlich größer und massiger (zumindest einige) und die haben auch ziemlich lange durchgehalten. Das Konzept ist also durchaus lebensfähig.
Aber Dinosaurier erhoben sich nie in den Himmel (mal abgesehen von Vögeln), und die größten Pterosaurier (die keine Dinosaurier waren) wie Quetzalcoatlus oder Hatzegopteryx erreichten selbst bei gewagteren Schätzungen nicht mehr als 15 Meter Flügelspanne und 200 kg Gewicht. Es geht ja nicht darum, ob Tiere so groß werden können, sondern darum, ob sie bei einer solchen Größe noch fliegen können! ;)
Da jedes Kilogramm Körpermasse Energie benötigt, um sich in die Luft zu erheben, gelangt man irgendwann an den Punkt, an dem das Tier so viel Energie in Form von Nahrung zu sich nehmen muss, dass es zu schwer zum Fliegen wird. Man beachte nur, wie viele Anpassungen der Vögel allein dazu dienen, Gewicht einzusparen - vermutlich ist ihr Gehirn nur deshalb so kompakt und leistungsfähig, weil die Evolution eine Gewichtsreduktion ohne gleichzeitige Beeinträchtigung der neuronalen Kontrollfähigkeiten erzwungen hat.

Zitat von: Christopher am 16. Mai 2015, 21:14:57Gut ausgebildete Aeronautiker mit Hang zum Überrealismus machen aber den kleinsten Teil der Leserschaft aus. Der Rest ist zu sehr mit Träumen beschäftigt um sich darüber Gedanken zu machen, passt schon :)
Als Leser bin ich weniger Träumer als Entdecker, und da ich den Naturwissenschaftler in mir nicht abstellen kann, suche ich immer nach logischen Erklärungen. Entsprechend habe ich als Autor den Ehrgeiz, alles mit so wenig Magie wie möglich zu erklären.

Zitat von: Christopher am 16. Mai 2015, 21:14:57Was für Probleme macht mir das?
Gleich am Anfang machen viele eigene Spezies und ungewöhnlichere Spezies das Problem des Infodumps. Ich kann nicht damit leben, einem Wesen einen Namen zu geben und es dann dutzende Seiten lang als weißes Stück Papier für den Leser herumwandeln zu lassen. Wenn etwas neu auftaucht, muss es beschrieben werden, damit man sich eine Vorstellung machen kann. Gerade am Anfang kann einem sowas aber die Spannung und das Interesse das man aufbauen will tierisch versauen. Ich durfte deswegen den Anfang ungefähr ein dutzend Mal neu schreiben.  ::)
Sehe ich ähnlich. Ich denke, da kommt in mir dr Entdecker zum Vorschein, der die Welt erforschen und verstehen will. Und um etwas zu verstehen, muss man erst einmal wissen, womit man es eigentlich zu tun hat. Da alle Tiere, die meinen Perspektivträgern bekannt sind, auch dem Leser bekannt sein dürften, habe ich dieses Problem vermutlich nicht. Allerdings muss ich mir für einige Arten natürlich Namen einfallen lassen, die weder zu wissenschaftlich klingen noch eindeutig auf unsere Welt verweisen (sowas wie Quetzal oder Eleonorenfalke).

FeeamPC

Ich finde, wenn ich mich in meiner Fantasy-Welt nur auf das beschränken würde, was naturwissenschaftlich möglich ist, würde ich meiner Welt etwas Wesentliches nehmen. Ein Drache, der nur die Größe eines Vogels hat, ist kein Drache, sondern eine fliegende Eidechse oder ein federnloser Vogel. Wenn Drache, dann richtig, egal, wie unmöglich der real ist.
Natürlich kann das jeder handhaben, wie er möchte.

Aber- und das ist ein riesiges Aber: auch wenn die Fantasy-Welt aussieht wie unsere, wer sagt, dass sie tatsächlich gleich ist? Geringere Schwerkraft würde deutlich größeren Tieren das Fliegen ermöglichen. Ebenso ein höherer Sauerstoffgehalt der Luft. Nicht umsonst gab es mal auf der Erde Riesen-Libellen, und gibt es sie heute nicht mehr.

Sascha

#4
Zu den Drachen:
Ich hab mal eine nette ... naja, Doku kann man's nicht nennen, sagen wir Infotainment-Sendung gesehen, in der wurde so getan, als habe es Drachen irgendwann mal gegeben (die verschiedensten Sorten, diese asiatischen Schlangendrachen, Wasserdrachen, unsere europäischen feuerspeienden Flugechsen usw.), und dann hat man das "wissenschaftlich" auseinandergenommen. Man hat den fliegenden Flammenwerfern nicht nur Leichtbauknochen (wie bei den Vögeln) verpaßt, sondern Fliegen und Feuerspucken mit demselben Kniff erschlagen: Wasserstoff. EDIT: Oder war's Methan? Weiß grad nimmer.
Zum einen hat man damit so eine Art Luftschiff-Effekt erreicht, quasi wie Schwimmblasen bei den Fischen haben hier wasserstoffgefüllte Blasen den Drachen leicher gemacht. Zum anderen konnten die Biester den Wasserstoff eben zum Feuerspucken nutzen. Was man dabei nicht bedacht (oder unterschlagen) hat: Wenn sie eifrig zündeln, können sie hinterher nicht mehr fliegen. ;D
Aber generell könnte man mit solchen Kniffen durchaus noch etwas mehr Wahrscheinlichkeit für phantastische Wesen rauskitzeln, wenn einem das wichtig ist.
Ich selbst lasse das bisher aber lieber bleiben. Ich bleib da ganz in der Low Fantasy, ohne magische Wesen (außer halt Götter, die durch den Glauben der Menschen real geworden sind) und Zauberei.

et cetera

Ich habe generell kaum erdachte Kreaturen in meinen Geschichten, aber wenn ich sie habe, kommt es mir vor allem darauf an, ob sie in die Geschichte und die Welt passen, und nicht, ob sie biologisch, physikalisch oder sonstwie naturwissenschaftlich Sinn ergeben. Ich habe mal gelesen, dass es unmöglich für einen Menschen wäre zu fliegen, dennoch fände ich es schade, wenn es keine Engel mehr gäbe oder wenn Dämonen keine hübschen, schleimigen Fledermausflügel mehr haben dürften, und würde im Zweifelsfall auch nicht darauf verzichten.
Ich denke, solange man es nicht allzusehr übertreibt, fällt das den wenigsten Lesern auf, und selbst wenn, bezweifele ich, dass es allzu viele stört. Ich muss da an "die unendliche Geschichte" denken: Fuchur fliegt auch und das ganz ohne Flügel. Hat mich das je gestört? Nein, weil es einfach ein wunderschönes Bild ist, ein so majestätisches Wesen so sanft durch die Luft gleiten zu sehen.

Und im Zweifelsfall kann man ohnehin alles mit Magie erklären ;)

@Sascha
Die Doku kenne ich auch und fand sie sehr unterhaltsam. Auch wenn sicherlich nicht alles so funktionieren würde, wie es dargestellt wurde, fand ich es nett, mal einen naturwissenschaftlichen Ansatz für die Biologie von Drachen zu sehen ;D

Sternsaphir

Ich denke, das kommt immer darauf an, in welchem Genre man schreibt.
Wenn man im Low-Fantasy-Bereich lieber auf dem Boden der Tatsachen bleibt, dann sind auch die Wesen realitätnaher. Wer im High-Fantasy auf feuerspuckenden Drachen reiten will, soll das tun.

Bei  mir sind die meisten Wesen auch eher realitätsnah. Meist reisst nur eines aus dem Rahmen aus und besitzt leicht magische Fähigkeiten, aber keine mächtigen Zauber wie "Winke-winke! Kontinent versinke!", sondern höchstens auf die eigene Gestalt bzw. den eigenen Körper beschränkt.

An sich störe ich mich nicht an Kreaturen, die sich komplett von den physikalischen Gesetzen abkoppeln. Nur sollte es nicht zuviel oder zu übertrieben sein, weil man ja auch noch an die Vorstellungskraft des Lesers denken muss.

Greifenherz

Salve, Mithras!

Ein interessantes Thema, das du da ansprichst.
Zitat von: Mithras am 16. Mai 2015, 20:55:05
Einzig und allein meine "Vogelmenschen" sind eine eigene Erfindung. Sie stellen einen Schwesterzweig zu den modernen Vögeln dar und haben sich in einem Entwicklungsstadium abgespalten, in dem sie noch drei funktionsfähige Finger besaßen, ansonsten aber fast alle anatomischen Merkmale heutiger Vögel aufweisen. Auf einem isolierten Kontinent nehmen sie die Rolle der fehlenden Primaten ein und leben vor allem in den Bäumen, was zu zahlreichen konvergenten Anpassungen geführt hat. Sie haben auch einmal eine kulturschaffende Art hervorgebracht, die aber heute ausgestorben ist.

Da ist mir doch tatsächlich die Kinnlade heruntergeklappt. Es ist wirklich beeindruckend, wie viele Gedanken du dir über die biologische Authentizität deiner Geschöpfe machst (und das hört sich jetzt schon nach einer bis ins letzte Detail durchdachten Welt an, die du da erschaffst). Für mich als Nicht-Biologin hat es Christopher allerdings ganz gut auf den Punkt gebracht:

Zitat von: Christopher am 16. Mai 2015, 21:14:57
Das Problem mit der Realität:
Hab ich nicht. Ich schreibe Fantasy bei der auch gezaubert werden darf. (...) Der Rest ist zu sehr mit Träumen beschäftigt um sich darüber Gedanken zu machen

Alles Leben, dass es in meiner Welt gibt, wurde von den Göttern erschaffen. Das sind zum einen die üblichen Verdächtigen der Fantasy wie Elfen oder Drachen, aber auch Abwandlungen mythologischer Geschöpfe - und Eigenkreationen. Darüber, ob die biologisch lebensfähig wären, habe ich mir bislang keine Gedanken gemacht. Ihre Schöpfer (und damit meine ich die fiktiven Götter, nicht mich als Autorin) werden sich ihrerseits schon etwas dabei gedacht haben, einem Drachen eine Flügelspannweite von 50 Metern zu verpassen, der fliegen kann, ohne vorher ganze Landstriche vertilgt zu haben. Ansonsten komme auch ich gern auf et ceteras Erklärung zurück:

Zitat von: et cetera am 17. Mai 2015, 13:46:10
Und im Zweifelsfall kann man ohnehin alles mit Magie erklären ;)

Solange die Geschöpfe in die Welt des Romans passen, sollte erlaubt sein, was gefällt.

Zitat von: Mithras am 16. Mai 2015, 22:08:10
Als Leser bin ich weniger Träumer als Entdecker, und da ich den Naturwissenschaftler in mir nicht abstellen kann, suche ich immer nach logischen Erklärungen. Entsprechend habe ich als Autor den Ehrgeiz, alles mit so wenig Magie wie möglich zu erklären.

Lässt du den Leser denn an deinen Überlegungen teilhaben? Für mich als Leserin wäre es auf jeden Fall interessant zu wissen, wie deine eben erwähnten "Vogelmenschen" aussehen, aber wie sie sich entwickelt haben eher zweitrangig ;)

Valkyrie Tina

Hallo Mithras,
das ist wirklich ein ganz faszinierendes Thema. Dazu habe ich neulich ein Buch gelesen Marie Brennan "Natural history of dragons", wo es um Anatomie und Biologie von Drachen ging. Die Hauptperson war eine Naturalistin, und das Buch spielte zur Zeit der großen Entdeckungen (Darwin etc.) Ich fand es wirklich interessant, das Thema von dieser Seite anzupacken.

Ich selbst halte es eher mit Christopher: It's magic, we don't have to explain it! (Es ist Magie, das müssen wir nicht erklären). Ich sehe es eher als problematisch an, wenn versucht wird, z.b. Vampire naturwissenschaftlich zu erklären. Das kann aber daran liegen, dass ich einen naturwissenschaftlichen Hintergrund habe, und meisten sehe, ab welcher Stelle die Erklärung grandios falsch wird.

Abgesehen davon: wenn du dich an der Natur orientierst, wirst du mehr abgedrehte Viecher finden als du jemals brauchen wirst!

Christopher

Zitat von: Valkyrie Tina am 17. Mai 2015, 15:38:35
Abgesehen davon: wenn du dich an der Natur orientierst, wirst du mehr abgedrehte Viecher finden als du jemals brauchen wirst!

Oh ja! Und vor allem Kräfte! Man nehme nur mal den Fangschreckenkrebs (bekannt aus "True facts about the Mantis Shrimp" ;D ). Sehr eindrucksvolle kleine Viecher, die so hart zuschlagen können, dass die Kraft dabei der einer Pistolenkugel entspricht. Und dabei sind die nicht mal Unterarmgroß, viele deutlich kleiner ;D
Be brave, dont tryhard.

Dämmerungshexe

Ich finde bei dem Thema wichtig, dass die Faune "einheitlich" bzw. "logisch" ist - so wie bei uns eigentlich alle Wirbeltiere vier Extremitäten haben. Das hat mich zum Beispiel bei "Avatar" gestört - alle Tiere hatten sechs Extremitäten (vier vorne, zwei hinten) und dazu dieses Ding am Kopf, mit denen sie sich untereinander verbinden konnten - nur die Navi hatten vier Extremitäten. Rein logisch hätten sie vier Arme und zwei Beine haben müssen - aber das ging wohl nicht, um die Identifikation nicht zu versauen.

Da die meisten Settings doch sehr stark an die Erde angelehnt sind (um Menschen eine gute Basis zu geben), finde ich es sehr nützlich, sich an den typischen Nischen zu orientieren, die ja auch in unserer Faune mit unterschiedlichen Tieren besetzt sind. Da ist es auch immer interessant zu sehen, dass ähnliche Nischen in geografisch getrennten Gegenden eigentlich immer mit ähnlichen Tieren besetzt sind (zum Beispiel Strauß, Emu und Nandu).
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Aylis

Ui, also das ist ein interessantes Thema! Wie viele meiner Vorgänger bin ich aber auch der Meinung, dass man ruhig ein bisschen ausgefallen und "unlogisch" schreiben darf, denn immerhin ist es nach unseren Maßstäben unlogisch.
In unserer erschaffenen Welt sind wir ja die, die die Maßstäbe setzen.

Wie du selbst, Mithras, ja auch schon beschreibst, sind Wesen wie Drachen magisch. Das heißt, zumindest in meinen Augen, dass sie auch den natürlichen Gesetzen nicht gehorchen.
Der Drache fliegt mithilfe von Magie - da sind Faktoren wie Spannweite oder Skelett nebensächlich.

Auch als Leser würde mich das überhaupt nich stören, solange es nicht im Fokus liegt. Wenn dein Prota nun gerade Forscher ist und es essentiell ist, dass du die Wesen beschreibst, dann müssen sie für mich auch einen Sinn ergeben. Obwohl ich mir auch da nicht sicher wäre, ob die Rahmenhandlung mich von kleinen, logischen Ungereimtheiten nicht ablenken würde.

Meine Welt basiert auf den vier Grundelementen (Erde, Wasser, Luft, Feuer) und Licht und Schatten. Auch die Magie beschränkt sich größten Teils auf diese Quellen und so kann ich meine Wesen auch danach gestalten. Das macht zumindest für mich Sinn.
Ich habe auch klassische Rassen, wie viele andere Schreiber. Menschen, Zwerge, Zentauren, Kobolde, Trolle und eben auch Drachen.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich noch Spielraum offen gelassen habe, um, wenn es relevant wird, für jedes Element ungefähr gleich viele Rassen zu erschaffen.

Eigen sind bei mir die Paxcrear, eine Mischung aus Raubkatze und Mensch. Sie sind eher erdgebunden, Jäger und leben im tiefsten Wald. Wie diese Rasse zustande gekommen ist, ist aber nicht wichtig, da in meiner Welt der Forschungsstand nicht besonders hoch ist und ich sowieso plane, dass die Götter real sind. D.h.: Es war einfach eine Laune der Götter. :D

Generell orientiere ich mich aber am Menschen, wie mir gerade selbst auffällt. Entscheidend ist eben nur der Grad der Magie, der den Wesen hinzugefügt wurde. Und wenn es keine Evolution gibt, muss ich auch nicht umständlich begründen, wie der Mensch nun an einen Pferdeleib gekommen ist. :rofl:

Abschließend möchte ich eigentlich sagen, dass jeder Autor glaube ich selbst entscheiden kann, welche Wesen er wie erschafft und ob er eine Begründung dafür stellt. Wichtig wäre für mich, dass es weder zu überladen, noch zu spärlich dargestellt wird und dass es nicht zu große Ungereimtheiten gibt. Obwohl ich eine sehr hohe Toleranzgrenze habe, was das angeht.
Wenn das eine Wesen vier Gliedmaßen und das andere sechs hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich es nicht akzeptiere. Zumindest, wenn ich Fantasy lese.
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

funkelsinlas

Interessante Frage: Bei mir gibt es gerade nur Menschen und einen Volkstamm, der menschenähnlich ist, aber kleiner, langlebiger und in der ganzen Kultur und ihrem Aussehen anders. Finde es immer schwer meinen Prota total unmenschlich zu machen. Vor allem wenn man schon ein Bild vor Augen hat. Die beiden teilen sich die Welt mit einer Echsenart, die hoch entwickelt ist und ein bisschen unseren Krokodilen und Waranen ähnelt, auf vier Beinen läuft und mit dem Schwanz kämpft.
Sonst hab ich noch eine schöne Idee einer menschenähnlichen Rasse, die Flughörnchenhaut hat und ganz dünne Knochen wie Vögel.
Ich glaube man merkt es, ich bin immer recht nah an der Wirklichkeit. Meine Völker unterscheiden sich meistens durch Kultur und Lebensweise. Wenn es passt entwickel ich gerne eine neue Rasse, aber nur, weil ich gerade Lust zu habe nicht. Ihre Andersartigkeit muss für die Story relevant sein.

Mithras

Zitat von: funkelsinlas am 27. Mai 2015, 14:50:53Die beiden teilen sich die Welt mit einer Echsenart, die hoch entwickelt ist und ein bisschen unseren Krokodilen und Waranen ähnelt, auf vier Beinen läuft und mit dem Schwanz kämpft.
Inwiefern hochentwickelt? Nur in Bezug auf die biologischen Charakteristika oder auch auf ihre Intelligenz und ihre kulturellen und kognitiven Leistungen? ;) Ich muss da zuerst an die Sebecidae denken, einen Zweig landlebender Krokodile, der in Südamerika einige Zeit lang die fehlen Raubsäuger ersetzte.

Ich habe neulich erst einen Bericht darüber gelesen, dass die Vorfahren unserer heutigen Krokodile wohl warmblütig gewesen sind. Zum einen heutige Krokodile noch immer einige Merkmale auf, die dafür sprechen (z. B. große Blutgefäße in den Knochen oder eine durchgehende Herzscheidewand), zum anderen ist es natürlich unwahrscheinlich, dass sich all diese Merkmale gleich mehrfach unabhängig voneinander in verwandten Zweigen der Archosauria (Dinosaurier + Vögel, Pterosaurier, Krokodile, ...) entwickelt haben. Wahrscheinlicher ist, dass der letzte gemeinsame Vorfahre der Archosauria bereits warmblütig war.

Die Drachen-Doku kenne ich. Vierbeinige, geflügelte Drachen sind biologisch dennoch kaum erklärbar, nicht umsonst gehören Reptilien zu den Tetrapoden.

Zitat von: FeeamPC am 17. Mai 2015, 01:05:01
Ich finde, wenn ich mich in meiner Fantasy-Welt nur auf das beschränken würde, was naturwissenschaftlich möglich ist, würde ich meiner Welt etwas Wesentliches nehmen. Ein Drache, der nur die Größe eines Vogels hat, ist kein Drache, sondern eine fliegende Eidechse oder ein federnloser Vogel. Wenn Drache, dann richtig, egal, wie unmöglich der real ist.
So ein Quetzalcoatlus oder Hatzegopteryx, die größten bekannten flugfähigen Tiere, konnten eine Flügelspanne von etwa 12 Metern erreichen und waren so hoch wie eine Giraffe, wenn sie sich auf alle Viere niederließen. Das ist mir persönlich groß genug. ;)

Zitat von: Valkyrie Tina am 17. Mai 2015, 15:38:35Ich selbst halte es eher mit Christopher: It's magic, we don't have to explain it! (Es ist Magie, das müssen wir nicht erklären). Ich sehe es eher als problematisch an, wenn versucht wird, z.b. Vampire naturwissenschaftlich zu erklären. Das kann aber daran liegen, dass ich einen naturwissenschaftlichen Hintergrund habe, und meisten sehe, ab welcher Stelle die Erklärung grandios falsch wird.
Magie ist leider ein zweischneidiges Schwert. Ich bin kein Freund davon, wenn sie als Allzweckerklärung herhalten muss, um noch das abgedrehteste Gedankenexperiment des Autors aus der Scheiße zu reiten, nur weil der sich keine Gedanken darüber gemacht hat. "Ist halt Fantasy" ist für mich eben keine Erklärung.
Andererseits sollte Magie für mich nicht zu wissenschaftlich angegangen werde, denn da ich als Naturwissenschaftler natürlich Probleme mit halbwissenschaftlichen bzw. esoterischen Ansätzen habe. Für mich stehen diese beiden Größen in Konflikt zueinander, weshalb die Funktion der Magie bei mir am ehesten mit religiösen Wundern vergleichbar ist.

Zitat von: Greifenherz am 17. Mai 2015, 15:07:21Da ist mir doch tatsächlich die Kinnlade heruntergeklappt. Es ist wirklich beeindruckend, wie viele Gedanken du dir über die biologische Authentizität deiner Geschöpfe machst (und das hört sich jetzt schon nach einer bis ins letzte Detail durchdachten Welt an, die du da erschaffst).
Besten Dank! :P

Zitat von: Greifenherz am 17. Mai 2015, 15:07:21Lässt du den Leser denn an deinen Überlegungen teilhaben? Für mich als Leserin wäre es auf jeden Fall interessant zu wissen, wie deine eben erwähnten "Vogelmenschen" aussehen, aber wie sie sich entwickelt haben eher zweitrangig ;)
In diesem Fall nicht, da meine Vogelmenshen ausschließlich für den Hintergrund entwickelt wurden und nur gelegentlich Erwähnung finden. Die Idee war einfach, den reptiloiden Urvölkern, die in der Fantasyliteratur gefühlt dominieren, etwas entgegenzusetzen, und da Vögel in mancher Hinsicht "weiter" entwickelt sind als Säuger und z. B. über eine viel leistungsfähigere Lunge verfügen ("weiter" in Anführungszeichen deshalb, weil man diese Merkmale bei Vögeln und Säugern nicht direkt vergleichen kann). Außerdem hat sich das Bild der Dinosaurier, von denen die Vögel ja abstammen, in den letzten Jahrzehnten ja grundlegend gewandelt, und man kommt allmählich zum Schluss, dass selbst die größten unter ihnen nicht die tumben, plumpen Reptilien waren, für die man sie lange hielt. Folglich ist auch das Bild der Vögel und ihrer Evolution im Wandel begriffen, nicht zuletzt aufgrund neuerer Erkenntnisse über ihre Gehirnleistung.

Das Ungewöhnliche werde ich aber natürlich thematisieren. Ich verfolge da aber einen anderen Ansatz: Viele Geschöpfe existieren nur, weil sie gar nicht wissen, dass sie gar nicht existieren können. Es sind meist einzelne Geschöpfe, die durch eine "Lebensformel" belebt wurden, jedoch nicht im biologischen Sinne, sondern eher wie Maschinen. Die Idee dahinter ist religiös eingefärbt und basiert ein wenig auf dem Golem von Prag.

Kadeius

Wow, interessanter Thread.
@Sascha ich wusste genau, welche Doku du meinst und ich finde die auch sehr unterhaltsam. ;D

Was das Wissenschaftliche bzw. Hochdetaillierte bei phantastischen Kreaturen angeht: So wenig wie möglich und so viel wie nötig, wenn ich Fantasy lese und schreibe. Ich erwarte Story und für die Story relevante Eigenschaften (vielleicht ein ganz kleines bisschen darüber hinaus). Wenn ich einen Ableger der Welt aufschlage, der sich mit der Welt und nicht mit einem der Romane befasst, dann ist das was anderes, da ich dieses Buch / Werk auch mit der Erwartung angehe, Details zu lesen, die mir bisher nicht klar waren.

Ich habe auch mindestens zwei Spezies erschaffen und eine weitere abgewandelt, aber in klassischer Weise.

Elfen (die klassische Spezies) sind bei mir wie bei vielen anderen filigrane, langlebige Gestalten mit hoher Affinität zum Leben im Einklang mit der Natur. Die Menschen sind bei mir eher die gröbere Spezies.

Karvaren beispielsweise führe ich samt ihren Eigenschaften sukzessive in meinem Projekt ein. Sie sind blass, haben schwarzes Haar (das Königsgeschlecht hat schneeweißes) und sie sind eher filigran gebaut und etwas kleiner als der durchschnittliche Mensch. Sie sind besonders empfänglich für magische Begabung und ihre Lebensspanne ist deutlich höher als die von Menschen (Ca. 400 - 500 Jahre in unserer Zeit). Sie sind also eine anthropomorphe Spezies und können sich ohne weiteres mit Elfen und Menschen paaren.

Kyrale (in einem alten indogermanischen Dialekt einfach nur "schwarz") sind bei mir Pegasus-Wesen, allerdings sind die meisten von ihnen schwarz wie die Nacht (das liegt an der Umgebung aus der sie usprünglich stammen, da war es ein evolutionärer Vorteil, schwarzes Fell zu haben). Ihre Augen schimmern und sie haben ausgeprägte Nachtsicht. Sie sind deutlich muskulöser als Pferde und sind daran gewöhnt, gut auf sprachliche Befehl zu hören.

Zuguterletzt: Meine Götter sind ebenfalls anthropomorph, so wie sie den Sterblichen erscheinen.

Drachen gelten bei mir als ausgestorben.

Ich stelle meine Fragen mal zum Schluss :p
Wie kommt ihr auf neue Ideen? Versucht ihr, die sofort umzusetzen? Bzw. gibt es Ideen von Euch, die ihr noch nicht umgesetzt habt? Würde mich interessieren.  :)