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Ihhh, Ahh, Uahh - Ausrufe schreiben oder nicht?

Begonnen von Arcor, 28. Februar 2015, 13:30:59

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Arcor

Der Titel sagt schon alles: Sollte man solche Ausrufe des Ekels, der Abscheu, der Faszination (Wow, Woah) - und wofür man sie sonst noch so verwenden kann - verschriftlichen oder nicht?

Ich tue mich gerade schwer damit, genau das zu tun. Wobei es auch auf's Setting ankommt, glaube ich. In einem Jugendroman hätte ich damit weniger Probleme als in meinem aktuellen Low-Fantasy-Projekt.
Akut geht es darum, dass ein Charakter etwas trinkt und feststellt, dass es widerlich schmeckt. Ich möchte ihn aber nicht sagen lassen "Das schmeckt ja widerlich!" Ich möchte da eigentlich einen Ausruf des Ekels haben. Aber macht man das? Ist das guter Stil? Und wenn ja, wie umschreibe ich ihn richtig?  ???
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Faye - Finding Paradise

Sipres

Ich schreib so was gerne mal aus, aber mit einer genauen Beschreibung dessen, wie es ausgesprochen wird.

Bsp.:

"Wow", flüsterte er erstaunt.
"Iiiiiiiiiiiieeeeeeeeeh", schrie sie angewidert.

Aber ich denke, da hat auch jeder seinen eigenen Stil.

Sprotte

Ich würde umschreiben. Aber ich mag Lautmalerisches überhaupt nicht.

"Ein helles Keuchen, das in einem Würgen endete, entrang sich ihr."

Sunflower

Ich denke zum einen, dass es wirklich aufs Setting ankommt. "Wow" kann man schon mal schreiben, wenn man Urban/Contemporary Fantasy mit Jugendlichen bzw. Jungen Erwachsenen schreibt. In ein High Fantasy Setting passt es eher nicht so. Dinge wie "Ih" oder "Igitt" mag ich persönlich auch nicht so gern, aber das ist Geschmackssache. Würde ich es verwenden, würde ich es aber für sich stehen lassen.
Also bei Wow z.B.: "Wow." Er blinzelte in den Sonnenuntergang.
oder "Igitt": "Igitt." Mit spitzen Fingern hielt sie das blutige Taschentuch von sich.

Ich persönlich würde auf "Wow" kombiniert mit "flüsterte er erstaunt" verzichten, weil "Wow" für mich schon Erstaunen ausdrückt und das dann redundant wäre. Ist aber nur meine Meinung :) Beim Schreiben ist es ja grundsätzlich so, dass jeder seinen eigenen Regeln folgt.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

PinkPuma

Zunächst einmal kommt es wirklich sehr auf das Setting an. Ich bin grundsätzlich kein Fan solcher Ausrufe. Ein "wow" oder "igitt" lasse ich mir gern mal gefallen, aber sowas wie "brrrrrr" würde ich persönlich nicht verwenden. Von daher würde ich auch eher zu Umschreibungen raten.
Spontan fällt mir etwas ein wie: das Gesicht verziehen, sich schütteln, Nase rümpfen, das Getränk ausspucken, Würgereiz, einen angewiderten Laut von sich geben (ohne diesen auszuschreiben), krampfhaft schlucken oder - das mache ich immer, wenn ich z.B. Tabletten schlucken muss - die Augen zusammenkneifen und mit den Händen wedeln.  ;)

Churke

Also was ich hier lese, ist mir alles viel zu kompliziert, lang und wenig anschaulich.

"Bäh!" Er spuckte die Plörre aus.

Kurz, präzise, griffig.

Dämmerungshexe

Ich glaube es kommt darauf an, WIE der Charakter es tatsächlich sagt oder ruft.

"Igitt!", "Wow!", "Pfui!", "Bäh!", und auch "Ähm ...", "Hrm ...", "Tja ..." (usw.) sind zum Beispiel für mich tatsächliche "Ausrufe", die mehr einem Wort entsprechen. Daher kann man sie (meiner Meinung nach) auch als solches in einer wörtlichen Rede benutzen.

Ein Keuchen, ein Stöhnen, ein Schmerzensschrei, ein Schreckensschrei (usw.) hingegen sind keine Worte und dementsprechend würde ich sie auch eher umschreiben.

Ich glaube der Hauptunterschied ist dabei die Intensität der Empfindung, also wenn man nur leicht angeekelt ist und das bewusst ausdrücken will, dann ist ein "Igitt!" durchaus.
Ist man aber vollkommen schockiert und kann nicht mehr an sich halten vor Ekel, dann keucht und röchelt man wahrscheinlich, weil sich einem der Magen umdreht.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Eluin

Für Kinderbücher habe ich in einem Ratgeber gelesen, dass diese lautmalerischen Ausrufe sogar gerne gesehen sind. Dort kann es dann so aussehen:
ZitatDie Steine polterten die Treppe herab. PLING PLONG.
ABER das sind Kinderbücher. In Fantasy-Romanen mag ich so etwas z.B. nicht lesen. Da würde ich das eher in der wörtlichen Rede sehen wollen. Hier kommt es wie meine Vorschreiber schon meinte wirklich auf das Setting an.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Arcor

Danke für eure Eindrücke. Am meisten angesprochen hat mich spontan Churkes kurze, knackige Variante, die ich jetzt so ähnlich übernommen habe. Das passt ins Setting, aber vor allem auch in den Dialog, bei dem eine längere Beschreibung drumherum nur ausbremsen würde.

@ Dämmerungshexe
Du hast das wunderbar beschrieben. Mir geht es ähnlich, dass ich diese Ausrufe als Worte sehe und darum auch immer wieder dazu übergehe, sie auch zu schreiben.

@Eluin
An so eine Pling Plong Beschreibung musste ich auch denken. Dieses Lautmalerische im Kinder- oder Jugendbuch finde ich sehr üblich.

Zitat von: PinkPuma am 28. Februar 2015, 14:26:06
Spontan fällt mir etwas ein wie: das Gesicht verziehen, sich schütteln, Nase rümpfen, das Getränk ausspucken, Würgereiz, einen angewiderten Laut von sich geben (ohne diesen auszuschreiben), krampfhaft schlucken oder - das mache ich immer, wenn ich z.B. Tabletten schlucken muss - die Augen zusammenkneifen und mit den Händen wedeln.  ;)
Ich muss gerade Grinsen bei der Vorstellung, wenn das meine harten Seemänner machten.  ;D :rofl:
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Faye - Finding Paradise

Golden

#9
Würde so ein Mittelding aus Churkes und Hexes nehmen, bzw. beiden recht geben.
Ausrufezeichen, wenn es wirklich ein Ausruf, sprich kurz ist.
Wenn es eher lang ist, "wooooow" (mit abklingendem Ende), eher ohne.
Musst also schauen, wie genau der Charakter ... spricht. ^^

Shedzyala

Zitat von: Churke am 28. Februar 2015, 14:33:03
Also was ich hier lese, ist mir alles viel zu kompliziert, lang und wenig anschaulich.

"Bäh!" Er spuckte die Plörre aus.

Kurz, präzise, griffig.

Ich stimme Churke zu, zu diesem Satz würde ich auch neigen. Igitt fände ich beim Trinken unpassend, da man es schlecht mit etwas Flüssigem im Mund sagen kann, ohne dabei zu sabbern. Als Kommentar nach dem Ausspucken passt es aber wieder. Wobei "Igitt"für mich auch mehr ein Wort als ein lautmalerischer Ausruf ist.

Allerdings bin ich kein Freund von solchen Ausrufen, ich versuche sie meist zu umschreiben. Gerade "wow" passt für mich auch nicht so zur Fantasy (Urban-Fantasy mal ausgenommen), das klingt mir irgendwie zu modern.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Zit

Wow lässt sich ja auch mit "Oh mein Gott!" ersetzen (je nach Kontext). Ich denke nicht, dass Lautworte ein Problem sind. Sonst dürften wir sie im realen Leben auch nicht benutzen, aber so ein Bhä ist einfach viel präziser, gerade bei dynamischen Dialogen. Beschreibungen verzogener Gesichtszüge würden da doch nur wieder ausbremsen.

Ich denke in dem Beispiel -- "Iiiiiiiiiiiieeeeeeeeeh", schrie sie angewidert. -- summiert sich einfach sehr viel, über das oft diskutiert wird, dass mir dieser Satz nicht gefällt. Zum einen, dass das Ih so lang gezogen ist, zum anderen das schrie statt sagte -- vor allem zusammen mit angewidert. Außerdem, ich weiß ja nicht, aber schreien ist bei mir eher Wut und aufschreien ist mehr ein Laut an sich als ein Wort.
Wobei ich, um beim Thema zu bleiben, schon denke, dass der Knackpunkt einfach das unnötige Langziehen von Ih ist. Das hat mehr etwas von schlecht geschriebenen Rollenspieltexten als von einem Roman.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

FeeamPC

LOL!
So langgezogen wäre das iiiiiiiiiiiiiii bei mir nur, wenn die Prota dabei in den Abrund stürzt und es noch von unten hochhallt...
Ansonsten müsste sie sich kürzer fassen!

Fafharad

"Iiiek!", "Ah!", "Ha!"
Das sind die ersten drei Redebeiträge in Abercrombies "Kriegsklingen", die mir Falten des Zweifels in die Stirn gegraben haben. Zum Glück entpuppte es sich doch noch als recht guter Roman, aber der erste Eindruck war durch diese Ausrufe beschädigt.

Ich unterscheide zwischen "reinen" Ausrufen, die nur lautmalerisch wiedergegeben werden können ("Aargh!"), und bewussten Äußerungen, die mehr gesagt als gerufen werden ("Igitt!", "Wow!"). Letztere benutze ich in der direkten Rede, genau wie "Shit!" oder "Oh Mann!". Erstere umschreibe ich lieber - außer manchmal in rasanten Szenen mit kurzen Sätzen, wo eine Umschreibung zu sehr bremsen würde.

Klecks

Ich nutze Lautmalerei nur bei simplen Ausrufen ("Igitt", "Pfui", "Oh", "Ah", "Wow") und versuche sie ansonsten zu vermeiden, es sei denn, ich möchte es gezielt als Stilmittel einsetzen. Für mich sehen viele gleiche Buchstabe aneinander ("Iiiiiiih" zum Beispiel) einfach nicht so hübsch aus, aber ich schätze, das ist Geschmackssacke.  :D