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Entwicklung am deutschsprachigen Fantasymarkt

Begonnen von Franziska, 20. November 2014, 20:08:16

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Angela

Für mich ist es nur ein Zeichen dafür, dass echte Buchläden immer mehr verschwinden und zu einer Art Laden für XYZ mutieren. Das macht Amerika schon länger vor, Barnes und Nobles ist zwar eher noch ein Buchladen wie früher(und hat Probleme, in Vancouver sind sie ganz weg) aber Chapters in Kanada hat gerade im Eingangsbereich praktisch nur noch Wohlfühlzeugs, Decken, Handtücher ...
Bei Warhammer kann ich mir vorstellen, dass die Leute das Zeug auch nur für sich haben möchten. Ich bin so ein Typ, den die kleinen Figuren sehr ansprechen, und ich habe mir da einiges von Lord of the Rings gekauft (und einem meiner Jungen gegeben). Wenn reine Warhammerläden funktionieren, und ich war schon in einigen, warum das nicht mal probieren. Es bringt auf jeden Fall neue Kunden in den Laden.

FeeamPC

Weltbild hat auch als reiner Buchkatalog begonnen, und führt jetzt beinahe mehr Non-Books als Bücher.

Interessant finde ich aber auch eine andere Zahl:
Im Ausland wird eine Fantasy-Buch-Lizenz bereits als gut betrachtet, wenn sie in Deutschland eine Startauflage von 1000-5000 bekommt.
Bestseller wie George Martin sind da natürlich nicht mit drin.

Christopher

Könntest du das erläutern Fee? Irgendwie steh ich grad auf dem Schlauch.
Wird eine Lizenz aus dem Ausland, die in Deutschland mit 1000-5000 startet schnell/gut nach Deutschland verkauft? Werden Lizenzen die in Deutschland mit 1000-5000 als Auflage laufen gut ins Ausland verkauft? Ich bin etwas verwirrt.
Be brave, dont tryhard.

FeeamPC

Wenn z.b. ein amerikanischer Autor eine Fantasy-Lizenz nach Deutschland verkauft, dann wird alles ab 1000 Stück Auflage aufwärts als gut betrachtet.

Trippelschritt

#64
Das ist eine interessante Neuigkeit, denn bisher geisterte immer die Zahl von 3000 für ein break even eines neu auf den Markt gebrachten Buches durch die Szene. Keine Lizenzausgabe. Ich habe aber keine Ahnung woher diese Zahl kam und ob sie korrekt war.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Franziska

Woher hast du denn diese Zahl? Das würde mich schon sehr wundern. Sogar für einen Kleinverlag lohnt sich das erst ab 1500 (wurde so letztens vom Cursed Side Verlag gesagt).
Ich vermute mal, die tausend Exemplare beziehen sich auf Lizenzkäufe, die bei Bestsellern mitgenommen werden müssen. Die werden ja oft nur in Bündeln verkauft. Dann heißt es kauft den Bestseller und drei unbekannte Bücher oder so. (so genau kenne ich mich da auch nicht aus.)
Klar, dass das dann bei deutschen Autoren nicht gilt.

FeeamPC

Auf die Bestseller bezieht sich das bestimmt nicht. Das stammt von einer englischen Seite (leider habe ich mir kein Lesezeichen auf die Adresse gesetzt), auf der für englischsprachige Autoren heruntergebrochen wurde, ob man vom Schreiben leben kann. Das dürften also in England, Amerika und sonstwo die typischen Midlist-Autoren sein, die dann in besagten Paketen mitverkauft werden. Der Verfasser sagte sinngemäß, Auslandslizenzen sind schön, aber man solle sich nicht zuviel davon erhoffen, da, siehe obige Zahlen, relativ wenige Verkäufe zu erwarten wären.
Und dann fügte er noch hinzu, dass nach seiner Auswertung es reine Glückssache ist, wenn man bei Auslandslizenzen im Ostblock, in China oder Korea überhaupt Geld sieht, da kaum ein Autor finanzkräftig genug ist, da mit Anwalt hinterher zu sein und die dortigen Verlage das genau wissen.
Ich habe das nur mal hier angebracht, um zu zeigen, dass es den meisten übersetzten Autoren nicht anders/besser geht als uns hier.

Franziska

Die Diskussion überschneidet sich etwas mit der über deutsche Autorinnen. Aber da es allgemeiner ist, poste ich mal wieder hier.
Wenn man dieses schon etwas ältere Interview liest, wird einem einiges klar.
https://fantasyblogger.wordpress.com/tag/fischer-tor/
Deutsche Autoren haben handwerkliche Defizite und schreiben provinziell?
Ich will mich jetzt nicht darüber aufregen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, was für grauenhafte Manuskripte dem Mann angeboten werden. Und es stimmt ja auch, dass man hier schlechter an Creative Writing Seminare kommt. Was er jetzt mit provinziell meint, weiß ich jedoch nicht. Es gibt ja durchaus Verlage, die deutschen Autoren eine Chance geben, zum Beispiel Knaur.

Es gibt auf jeden Fall einige Bücher, die mich interessiren, und die ich bestimmt lesen werde, die demnächst erscheinen.
Zum Beispiel:
Die Dunkelmagierin von Arthur Phillip
Die silberne Königin von Katharina Seck.  ;)
Träume aus Feuer von Maja Winter
Irrlichtfeuer von Julia Lange
Talvars Schuld von Valerie Colberg
Mitternacht von Christoph Marzi.

Um mal ein bisschen positiv auf die Sache zu schauen, da sind auch immer wieder so einige Debuts dabei.
Übrigens jetzt auch zwei SF Debuts deutscher Autoren bei Heyne.

Kati

Kann sich jemand erklären, was er mit dem "Hang zum Provinziellen" meint? Eine Freundin und ich rätseln, ob er da Soziolekte oder Regiolekte meint, aber die gibt es in amerikanischen Büchern ja auch, sie verschwinden nur bei der Übersetzung, weil sie sich eben nicht übersetzen lassen. Jedenfalls finde ich die Einstellung ziemlich enttäuschend, aber leider auch bezeichnend. Dass Creative-Writing-Seminare zwar nicht schaden, aber nicht darüber entscheiden, ob jemand gute Romane schreibt oder nicht, scheint auch nicht so klar zu sein. Auch viele US-Autoren, die durchaus erfolgreich sind, haben nicht an so etwas teilgenommen. Generell liest sich das alles sehr "amerikanisiert", also seine gesamte Einstellung zum Thema. (Auch was den Vermerk auf die Kurzgeschichte angeht, nicht nur die Writing Classes.) Ich habe immer mehr das Gefühl, dass viel mehr Einheitliches, an den amerikanischen Markt Angepasstes verlangt wird und, falls der Kommentar zum Hang zum Provinziellen wirklich in die Richtung geht, wie ich denke, würde dass das ja auch nochmal untermauern.

Ich finde es schade, dass ein neues Imprint in Deutschland anscheinend von vorn heraus ausschließt, mit allzu vielen deutschen Autoren zusammenzuarbeiten, die noch nicht etabliert sind.

Franziska

Ja, das finde ich auch schade und ich finde seine Einstellung auch etwas seltsam. Vor allem das mit den Kurzgeschichten, das sagt doch nichts darüber aus, ob jemand einen Roman schreiben kann. Ich habe sechs Romane geschrieben und keine Kurzgeschichten veröffentlicht.  ::)
Dann nimmt man eben keine unvollendeten Manuskripte an.
Das Gefühl von einem großen Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Autoren habe ich eher in der Gegenwartsliteratur, da lese ich lieber amerikanische, weil ich die deutsche Art, wie sie in den Schreibunis vermittelt wird nicht mag. Amerikanische Autoren schreiben dialoglastiger, mit guten Dialogen und lebendigen Figuren. Aber ob sich das auch in Genreliteratur zeigt? Ich denke eher, der Mann meint, dass deutsche Autoren handwerkliche Defizite haben. Aber erstens ist es heute ja so einfach, sich übers Schreiben selbst weiterzubilden, zweitens gibt es ja eine Reihe deutscher erfolgreicher Fantasyautoren.
Ich möchte aber nicht sagen, dass der Mann völlig unrecht hat, wir kennen hier viele Autoren im Forum, die gut schreiben und sich weiterbilden und das Handwerk beherrschen. Ich denke, wir sind hier besser als der Durchschnitt. Aber ich gehe mal davon aus, dass die Verlage eh nur nehmen, was ihnen Agenturen anbieten und dahin muss man es ja auch erstmal schaffen. ???

Kerstin

#70
Zitat von: Franziska am 18. August 2016, 15:27:53
https://fantasyblogger.wordpress.com/tag/fischer-tor/
Deutsche Autoren haben handwerkliche Defizite und schreiben provinziell?
So hat er das ja auch nicht gesagt, sondern er sprach von "manchmal" und kann man ihm da wirklich wiedersprechen?
Wenn ich mich in anderen Foren oder auch meinen Schreibkursen umsehe, treffe ich immer wieder auf Leute, die zwar tolle Ideen habe, handwerklich aber leider (noch) eine Katastrophe sind.
Und ja, ich denke schon, dass die Tatsache, dass bei uns das gesamte Thema des Lernens vom Handwerk noch stiefmütterlich behandelt wird, einen Einfluss auf die Qualität hat. Nur weil es ein paar Genies gibt, die es auch ohne können, muss es ja nicht für den Rest (mich eingeschlossen) gelten. Ich finde diese Tatsache auch sehr schade - es gibt so viele Menschen mit tollen Ideen, aber viele kommen ja gar nicht erst auf die Idee, sich mit dem Handwerk auseinanderzusetzen.
Wäre es bei uns (wie z.B. in den USA) üblich, dass man schon in der Schule etwas zum Kreativen Schreiben lernt, wäre das sicher anders. Dann würden Talente früh gefördert werden und dieser elende Gedanke, dass "Schreiben" eine Kunst ist, die man nicht lernen kann, würde endlich mal schwinden.
Das Niveau hier im

Das provinziell verstehe ich allerdings auch nicht.  ???

Und man kann ja auch nicht sagen, dass sie keine deutschen Autoren im Programm haben - es sind halt keine Debüts. Aber auch das kann man ihnen meiner Meinung nach nicht verübeln. Sie sind gerade im ersten Programm - da können sie vermutlich einfach noch nicht das Risiko mit einem Neuling eingehen (mal abgesehen davon, dass die Vorbereitung eines frisch eingekauften deutschen Debütautors einfach auch lange dauert - selbst wenn sie jetzt einen unter Vertrag genommen hätten, würden wir das Buch wohl nicht vor 2018 sehen).

Und zu der Kurzgeschichte: Er bezieht sich da auf Mehrteiler von sehr großem Umfang, die ja gerne von Neulingen in der Fantasy als Erstes geschrieben werden. Ich gehe mal davon aus, dass er damit sagen wollte, dass es hilfreich sein könnte, wenn man sich vorher an etwas Kleinerem geübt hat, da so ein Mammutwerk einfach schwer unter Kontrolle zu halten ist. Ich sage meinen Schreibschülern auch nicht "schreibt zur Übung erst Mal ein paar einzelstehende Romane", sondern auch eher Kurzgeschichten.

Von daher würde ich mal abwarten. Ich finde es schon positiv, dass es Tor überhaupt gibt, und dass sie nicht nur die Lizenzen aus den USA nehmen, sondern überhaupt deutsche Autoren nehmen.

Amber

@Franziska: Ich freue mich, dass du dich für "Irrlichtfeuer" interessierst.

Ich finde die Aussagen über deutsche Autoren in dem Interview generell etwas hart.

Franziska

Kerstin, ich bin da eigentlivh deiner Meinung,  und habe es auch so gelesen. Deshalb meinte ich ja auch, dass er schon recht haben kann.  Und ich will von mir selbst auch nicht behaupten, dass ich mit den besten amerikanischen Autoren mithalten kann. Es klingt nur etwas pauschal.

Kerstin

Verstehe ich, das könnte aber vielleicht auch an der Kürze des Interviews liegen (einen postiven Eindruck hat er bei mir allerdings auch nicht hinterlassen).

Was ich bei solchen Interviews immer schade finde (es sind ja nicht die ersten pauschalen Aussagen über deutsche Autoren), dass sie eben so allgemein sind, dass man als Autor wenig damit anfangen kann.
Auch wenn Verlage und Lektoren sicher keine Schreibcoaches sind, nervt es mich immer etwas, wenn über die Qualität des deutschen Nachwuchses gelästert wird, aber niemand auch nur annähernd sagt, was genau eigentlich das Problem ist.
Was bitte soll ein Autor mit "provinziell" anfangen?

Dämmerungshexe

Das erinnert mich an die Theorie die ich mal gelesen oder gehört habe (kann leider nicht mehr sagen wann und wo), dass wir hier in Europa die Filme aus Hollywood deswegen besser finden, weil wir sie gewohnt sind. Ein "Qualitätsmerkmal" dabei soll angeblich die falsche Lippenbewegung sein. Wir sind das gewohnt und nehmen es daher als "richtig" wahr. Ebenso wie allein schon die unterschiedlichen Farbsysteme für uns schon ein Merkmal von "gute" und "schlecht" sind.

Ich denke mal amerikanische Autoren schreiben wahrscheinlich einfach "anders". Aber weil das über lange Zeit hinweg der Standart war, wird es nach wie vor als bessere Qaulität betrachtet. Wahrscheinlich spielt dann auch noch die Übersetzng mit rein (ähnlich wie bei der Lippensynchonität) - da haben sich einige Standarts eingebürgert, wie übersetzt wird, und das ist dann in unseren Augen "gut".

Ich persönlich finde es einfach schade, wenn man extra ein neues Label aufmacht und statt die Chance zu ergreifen sich wirklich einen USP zu schaffen, bringt man lieber Vorgekautes, um auf der sicheren Seite zu sein.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques