Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: Smaragd am 28. Januar 2010, 13:35:58

Titel: Kleidungsstile
Beitrag von: Smaragd am 28. Januar 2010, 13:35:58
Hallo allerseits!

Ich bin gerade am Überarbeiten, was für mich immer auch Weltenbasteln heißt. Dabei bin ich über eine Lücke gestolpert, was meine Charaktere überhaupt anhaben. Dummerweise habe ich Protagonisten aus drei Kulturen und für eine davon brauche ich Unterschiede zwischen Adel und einfacher Bevölkerung und dann sind da auch noch die Priester... und alle sollen vom Stil her etwas eigenes, erkennbares tragen, was zur Kultur und zum Klima passt.

Wie macht ihr das bei euren Geschichten? Lasst ihr einfach alle in praktischer Alltagskleidung herumlaufen oder entwickelt ihr eigene Kleidungsstile? Wovon lasst ihr euch dabei inspirieren?

Ich bin neugierig auf eure Antworten!
Liebe Grüße
Smaragd


PS – Ich hoffe sehr, dass es so einen thread noch nicht gibt, gefunden habe ich jedenfalls nichts.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Joscha am 28. Januar 2010, 14:40:28
Um Kleider habe ich mir ehrlich gesagt bisher noch keine Gedanken gemacht. :-[ Jetzt, wo du es sagst, ist es ein offenkundiger Mangel.

Ich orientiere mich aber prinzipiell, so weit es möglich ist und nicht der Kultur meines Landes widerspricht, an den europäischen Kleidungsstilen des Mittelalters. Genauere Beachtung schenke ich dem aber nie.
Wenn ich genauer darüber nachdenke, werde ich meinen Besatzern, die ursprünglich aus der Wüste kommen, eine beduinenähnliche weite Tuchkleidung spendieren. Die Besatzer inspirieren mit ihrem Kleidungsstil natürlich auch die besetzten Länder, die sich ebenfalls daran orientieren, soweit es das Klima zulässt. Im Norden allerdings, wo eher ein englisches Klima vorherrscht, werde ich mir etwas anderes überlegen müssen. Ich orientiere mich da einfach an der englischen Kleidung des Mittelalters.

Grüße
Joscha
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Wollmütze am 28. Januar 2010, 14:56:37
Hallo Smaragd,
:hmmm:

Kleidung...Die Bauern auf dem Land und die gewöhnlichen Bürger sind bei mir alle sehr nah am europäischen Mittelalter orientiert, und ziehen sich dementsprechend an. Ich habe bisher ein südländisches Volk, dessen Kleidungsstil mit dem des frühen Japans vergleichbar ist.
Ich weiß nicht, so konkret mach ich mir gar nicht wirklich Gedanken über die Kleidung. Wenn jetzt ein außergewöhnlich gekleideter Mensch daher kommt, und sich meinen Protas vorstellt, beschreibe ich natürlich in welchem krassen Gegensatz er zu der schlichten Kleidung meiner Hauptpersonen steht und auch deren Erstaunen. Aber die meisten Spezies laufen bei mir schlicht und normal herum, es sei denn sie sind Herrscher, Kaiser etc.
Ich finde, auf die Kleidung kommt es nun wirklich nicht an, es sei denn sie ist wichtig um die Person zu charakterisieren oder einer bestimmten Gruppe zuzuteilen. Wenn dem nicht der Fall ist, beschreibe ich nur sehr wenig bis gar keine Kleidung (aber schon genug, damit man weiß, dass die nicht alle nackelich sind  ;D )

LG,
Wolli


Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Churke am 28. Januar 2010, 15:38:15
Kleidung ist etwas Visuelles. Sie blumig zu schildern in etwa so sinnvoll wie eine Beschreibung der Mona Lisa. Man bewegt sich also sinnvollerweise im Bereich der Abstraktion. Beispiel: marineblauer Zweiteiler, Seide, mit knallgelber Krawatte und rot gepunktetem Einstecktuch.
Erfolgreiche Inspiration sind nur Dingen, die der Leser bereits kennt. Ich würde mich hüten, die Schnittmuster eines Kimonos, eines Reitmantels oder eines Superheldenkostüms aus kevlarverstärktem Spandex auszubreiten. Wenn ich das erklären muss, dann funktioniert das Bild schon gar nicht.

Weiterhin sind die Figuren beim personalen Erzählen sowieso mit der Mode ihrer Zeitgenossen vertraut und haben wenig Anlass, näher darauf einzugehen.

Bei historischen Sachen gehe ich aus informatorischen Gründen manchmal etwas näher darauf ein.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Stjersang am 28. Januar 2010, 16:48:36
Ich beschreibe Kleidung normalerweise so wenig wie möglich. Farbe oder Eigenschaften (warm, düster, edel) und Kleidungstyp (Hose, Gambeson, Mantel) reichen völlig aus, der Leser kann diese Informationen und den sozialen Status der betreffenden Person meist verknüpfen. Schon allein bei den Wörtern Priester oder Bettler hat man doch schon ein ungefähres Bild im Kopf.

Für die Inspiration empfehle ich: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kleidungsstücke (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kleidungsst%C3%BCcke)

Natürlich muss auch auf die äußeren Umstände eingegangen werden. Ein mediterranes Klima erfordert erfahrungsgemäß weniger Kleidung, als ein nord- oder mitteleuropäischer Winter. Genauso wird die Mode in einer sehr zugeknöpften oder trockenen Gesellschaft dementsprechend ausfallen.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Anamalya am 28. Januar 2010, 21:08:27
Kleidung kommt bei mir eher nur randweise vor. In der Regel beschreibe ich sie in einem Satz, außer sie ist wirklich außergewöhnlich.
In meiner Welt gibt es einige Länder, in denen es eine bestimmte Art von Kleidung gibt, die die meisten Leute tragen. Deshalb gehe ich bei einzelnen Personen nur selten darauf ein.
Wenn ich ein neues Volk einführe, versuche ich die Kleidung nebenher zu beschreiben. Ich habe schon ein festes Bild davon, wie sie aussieht, aber ich muss zugeben, dass es teilweise wirklich schwer ist, sie so zu beschreiben, dass der Leser sich darunter etwas vorstellen kann, und gleichzeitig darauf zu achten, dass die Beschreibung nicht allzu lang wird.
Ich orientiere mich beim "Stil" meiner Kleidung auch in Richtung europäisches Mittelalter bzw. Antike. Allerdings kann ich jetzt auch nicht von mir behaupten, ich würde mich damit sehr gut auskennen. Ich gehe da immer mehr danach, ob mir die Kleidung optisch gefällt und ob man sie auch mit den praktischen Aspekten vereinbaren kann.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Murphy am 22. Februar 2010, 13:23:17
Uiii, Smaragd, das ist ein Thema das ich mal wirklich mag!
Tatsächlich mache ich mir Gedanken über Kleidung, zumindest den Stil den meine Hauptcharaktere tragen, denn irgendwie gibt es in jeder meiner Geschichten immer Momente in denen die Kleidung enorm wichtig ist. (Was aber auch daran liegen könnte, das ich viele Szenen wie eine Art Film im Kopf habe, wo sie sich abspielen und da tragen die Leute eben alle Klamotten die ich mir dann doch recht gut vorzustellen vermag).

Generell würde ich sagen, lande ich immer irgendwie auch bei der Überlegung, welche Kleidung in manchen Momenten getragen wird. Meist schon bei der Kreation meines Hauptcharakters und da dieser ja in einer Welt lebt, wird dann halt auch unweigerlich darüber nachgedacht, was andere Menschen tragen könnten. Natürlich wird das dann nicht immerin der geschichte groß erwähnt.

Allerdings erfinde ich nicht immer neue Kleidungsstile. Ich orienteire mich, ähnlich wie Wollmütze, an mir bekannten Stilepochen der Mode. An denen werkel ich dann nur noch ein bisschen rum. Eine komplette Neuerfindung finde ich nämlich durchaus auch schwer. Natürlich könnte man eine komplette 'Modelinie' entwerfen, die man dem LEser an einer Stelle lang befschreibt. Fraglich ist, ob das nicht
a) auf Dauer gesehen ermüdend ist
b) ob es nicht auch gleichzeitig unmöglich ist das eigene Bild perfekt auf den Leser zu übertragen.

Ich gebe mir immer Mühe, mich da klar auszudrücken und gleichzeitig nicht zu viel zu schreiben - allerdings hab ch auch oft dann Momente wo ich das einfach wegstreiche oder lösche weil es mich selbst dann beim Lesefluss stört.

Zusammengefasst kann ich also sagen - Ja, ich mache mir Gedanken über die Kleidung, in erster Linie für mich selbst um mir ein bestimmtes Bild besser vorstellen zu können.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Kuddel am 22. Februar 2010, 13:42:18
Ich halte das wie Anamalya. Meine Protagonisten sind angezogen mit Kleid, Hemd und Hose. Manchmal auch Schuhe.  ;) Ansonsten beschreibe ich Kleidung nur näher, wenn sie bedeutend ist oder außergewöhnlich. Meistens aber sind meine Kleider so normal, dass sich ein erwähnen nicht lohnt. Wenn du natürlich aufgrund der Kleidung Erkennungsmerkmale gestalten möchtest, müsstest du sie genauer beschreiben. Solche Unterschiede, wie afrikanischer, asiatischer und nordischer Kleidungsstil es bieten wären dabei natürlich ideal.

Liebe Grüße,
Kuddel
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Sprotte am 22. Februar 2010, 13:48:34
Ja, bitte! Finger weg von allzu detaillierter Kleidungsbeschreibung bei jeder auftauchenden Nebenfigur.
Bei Maynard habe ich es leicht. Ich schreibe Great Kilt und fertig.
Aber im Fantasybereich wird es schon schwerer, wenn man etwas Besonderes beschreiben möchte. Aber kurz und knackig sollte da wirklich die Devise sein. Ausufernde Kleidungsbeschreibungen überlese ich sehr gerne, weil sie mich nerven.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Smaragd am 22. Februar 2010, 20:53:42
Murphy! Dich hab ich ja schon lang nicht mehr im Forum gesehen :knuddel:

Ausführliche Beschreibungen der Kleidung schreibe ich selbst auch gar nciht, auch wenn ich bei einigen Charakteren irgendwo in ihrer bio auch ihre typische Kleidung stehen habe, nur damit ich mir das selbst vorstellen kann. Aber wenn ich unterschiedliche Kulturen habe und dann auch noch wohlhabende Charaktere, dann finde ich es schon passend, ingesamt auch unterschiedliche Stile zu verwenden, auch wenn das nicht in aller Ausführlichkeit erläutert wird. Das gehört für mich zu den hübschen kleinen Details im Halbsatz (es sei denn, jemand zieht was Besonderes an, um andere zu beeindrucken, dann komme ich um eine kurze Beschreibung nicht herum).

Und für Inspiration bediene ich mich tatsächlich an der Kleidung irdischer Kulturen, die dann abgewandelt wird, Kuddel. Asiatische ist bereits vertreten ;) Dummerweise kenne ich mich damit nicht wirklich aus...
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Lucien am 23. Februar 2010, 17:19:53
Uh, die Kleidung! Ich habe ein Volk kreiert, dessen Kultur sich zu einem nicht unbedeutenden Anteil im unverwechselbaren Kleidungsstil niederschlägt.
Ich habe den großen Fehler gemacht, die entworfenen Kleidungsstücke ganz genau zu beschreiben. Ganz davon abgesehen, dass ich mich mit Modebegriffen kaum auskenne und mir so bald die Worte fehlten, war es einfach eine Katastrophe. Ich halte mich jetzt nur noch an großbe Beschreibungen, wenn die Kleidung überhaupt beschrieben wird.

Inspirieren lasse ich mich meist durch das mittelalterliche Europa, zurzeit aber auch durch diverse Wüstenvölker.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Yesai am 26. Februar 2010, 19:53:14
Hm, ich beschreibe die Kleidung meiner Figuren eigentlich nur, wenn es sich gerade anbietet, wenn beispielsweise jemand stürzt und so ein Riss in der Hose entsteht o.ä.

Die letzte Rasse die ich erfunden habe kam völlig ohne Kleidung aus (wobei bei dieser Rasse die Fortpflanzung auch völlig anders funktioniert)  ;D

Ich glaube es kümmern sich viele Leute zu wenig um die Beschreibung der Kleidung, dass sollte sich eigentlich ändern, die Kleidung kann sehr viel über jemanden aussagen. Wenn ich mich ans Überarbeiten mache werde ich das auf jeden Fall berücksichtigen.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Menace am 26. Februar 2010, 21:47:59
Also ich denke das ein bestimmter Kleidungsstil von vielerlei abhängig ist:

Wenn du zum Beispiel ein bestimmtes Licht auf ein Volk oder eine Person werfen willst, kann man das sehr gut mit der Kleidung beim Auftreten einer Person machen. Stell dir Visuell einen stinknormalen Ork vor. Seine Erscheinung ist brutal und bösartig geprägt. Wenn du dann anfängst seine Kleidung zu beschreiben, beispielsweise trägt er als Ohring einen großen Zahn, sein Umhang ist aus verfilztem und lausbehangenen Ziegenfell.... usw, zeigst du dem Leser über die Kleidung schon Signale, was diese Person ausdrückt.

Man kann aber nicht bloß eine Person über seine Kleidung einleiten, sondern auch seinen Stand bezeichnen. So trägt ein König einen pompösen azurblauen Mantel mit Glöckchen bestickt, der General einer Armee einen Brustpanzer mit Goldverziertem Wappen, ein Fischzüchter verfärbte Hosen und faltige, befleckte Hemden.

Ich finde Kleidung kann ein wichtiger Bestandteil sein, in meinem Roman wechselt zB unsere moderne Kleidung mit dem Eintritt in eine andere Welt synchron zu einem angepassten Kleidungsstil.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Moni am 28. Februar 2010, 00:03:11
Kleidungsstile sind ungemein wichtig für mich, da sie auch immer kulturelle und/oder gesellschaftliche Zusammengehörigkeit transportieren.
Allerdings unterscheide ich zwischen dem, was ich persönlich über die Kleidung weiß (also alles) und dem, was der Leser serviert bekommt.
Ich vermeide haarkleine Beschreibungen, da erinnere ich mich an eher erheiternde Negativbeispiele in Büchern, und erwähne Kleidung nur, wenn sie von der Alltagsnorm abweicht.
Aber als Autor sollte man sich schon im Klaren über Kleidung und die diversen Stile sein.

Sobald ich den kuturellen Hintergrund kenne, suche ich mir einen existierenden Kleidungsstil, der in etwa dem entspricht, was ich mir in groben Zügen überlegt habe.

Z.b. habe ich in meiner eher klassischen Fantasy Flüsternde Steine ein Volk, dessen Kleidung an germanische Tracht des 1.Jhdts n.Chr. angelehnt ist, ein anderes, kulturell weiterentwickeltes in der gleichen Welt angesiedeltes Volk entspricht mehr dem italienischen Frühmittelalter (Schwerpunkt Norditalien).
Bei den Schattenhütern gibt es zahlreiche verschieden Völker und alle haben individuelle Kleidungsstile, angepasst vor allem an die klimatischen Besonderheiten.
Kleidung ist also mehreren Aspekten unterworfen:  Klima, Kultur und praktischer Gebrauch.

Wenn man sich über diese Dinge klar ist, kann man eigentlich relativ problemlos einen gut durchdachten Kleidungsstil entwerfen, der glaubwürdig ist und sich in die Welt einfügt.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Lexa am 28. Februar 2010, 11:35:44
Ich benutzte die verschiedenen Kleidungsstiele auch gerne, um Unterschiede zwischen den Figuren herauszustreichen.
Zum Beispiel trägt bei mir eine Frau, die fremd im Land ist, immer noch die Kleidung ihres Herkunftslandes, obwohl es dort viel kälter ist als im Aufenthaltsland. Mit der Zeit wird sie sich dann aber Kleidungstechnisch ihrer Umgebung anpassen ;)
Das erwähne ich dann wohl auch in ein paar Nebensätzen, aber sonst lasse ich genaue Kleidungsbeschreibungen außen vor.

Ein Positivbeispiel für eine ausufernde (ca. eine Seite) Kleidungsbeschreibung gibt es in "Quicksilver" von Neal Stephenson. (Ist zwar Historisch und nicht Fantasy).
Dadurch, dass die Kleidung die Figur charakterisiert und die Beschreibung auch durchaus witzig ist, kann man die Länge aber verschmerzen.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Arielen am 28. Februar 2010, 18:17:21
Ich gebe zu, ich sammle Bücher über Mode und Kleidung im Verlauf der Jahrhunderte. Eine Preiswerte Alternative sind aber auch die bei Amazon.de zu bekommenden Hefte des amerikanischen Verlages Dover Publications, die neben Bildern auch kurze Beschreibungen liefern und nicht nur Bilder des Adels.

Zu finden sind sie mit den Stichworten :  "paper doll", "colo(u)ring book", "pictorial archiv(es)", "dover" und wenn ihr mal bei den Zeichnern klickt.

Beispiele:
http://www.amazon.de/Spanish-Moorish-Fashions-Tom-Tierney/dp/0486426521/ref=pd_sim_eb_24
http://www.amazon.de/Celtic-Fashions-Dover-Pictorial-Archives/dp/0486420752/ref=pd_sim_eb_29
http://www.amazon.de/Renaissance-Fashions-Dover-Pictorial-Archives/dp/0486410382/ref=pd_sim_eb_26
http://www.amazon.de/Japanese-Fashions-Ming-Ju-Sun/dp/0486405699/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1267377408&sr=1-1

Die sind zur ersten Orientierung wirklich sehr nett!

Ich selbst beschreibe die Kleidung passend zur Kultur, erspare mir aber Fremdworte, die ich erst lang und breit erklären muss. Oder ich nenne diese und erkläre sie dann auch gleich im Text, wenn es zur Atmopshäre passt.

Meistens halte ich mich da ziemlich kurz und überlasse meinen Lesern sich das ganze nach ihrem Gusto detaillierter vorzustellen. Wichtig ist mir dann nur, klar zu machen, welchem Stand die Person angehört und ob sie auf ihre Kleidung Wert legt oder sie eher als Nebensache ansieht, sprich alles charakterbezogen
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Höllenpfau am 14. September 2010, 22:06:00
Ich muss sagen, dass ich mich viel mit den kleidungsstilen in meinen geschichten beschäftige, was vielleicht aber auch daran liegt, dass es in einer Zeit spielt, wo die Kleidung sehr interessant war.
Eher viktorianisches Zeitalter, wo sich kleider von Frauen sehr gut beschreiben lassen.

Frauenkleider sind interessanter zu beschreiben, weil es oft - bei Adligen jedenfalls - Elemente an den Kleidern gibt, von denen man erzählen kann. Ornamente, Rüschen, Schleppen.

Bei Männern wird das schon schwieriger...
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Ilargi am 15. September 2010, 13:44:12
Kaixo,

Also ich habe mir noch niemals in dieser Weise Gedanken über die Kleidung gemacht, was aber auch daran liegt das ich nur selten über Adlige, sondern vielmehr über das Volk schreibe und da waren die Möglichkeiten sich modisch zu kleiden sehr begrenzt.

Einfach, gefärbte Stoffe, wenn überhaupt gefärbt dann nur in Braun, oder schwarz. Für Festliche Anlässe auch mal etwas in Rot, blau oder Grün, mit schöner Stickerei. Es ist doch soviel schöner sich nicht den Kopf über die Kleidung zu zerbrechen, vor allem weil zwischenmenschliche Beziehungen doch schon kompliziert genug sind, ohne das man darüber nachdenken muss was denn nun anziehen soll ;D
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Feather am 15. September 2010, 15:05:44
Super, ihr habt genau den passenden Thread ausgebuddelt. Zumindest glaube ich meine Frage passt hier am Besten hin.
Ich zermarter mir nämlich seit einigen Tagen den Kopf und finde keine wirklich glückliche Antwort.

Wie haltet ihr das mit Schuhen ???

In den meisten Büchern, in die mir so spontan einfallen, gibt es kaum bis gar keine Erwähnung davon. Falls doch wird meist kurz von Lederstiefeln gesprochen, die dann aber auch bei den längsten Reisen und Abenteuern bestand haben. Heißt sie gehen anscheinend nicht kaputt, oder werden gewechselt.
Wie haltet ihr das, brauchen Schuhe keine extra Erwähnung, wenn der Chara ausnahmsweise neue Sachen bekommt. Zählt das bei euch dazu?

Und meine andere Frage geht in die Richtung der Materialien.
Meistens sind Schuhe/Stiefel aus Leder, da das lange hält (glaub ich) . Aber was ist mit anderen Stoffen? In Fantasywelten kann man ja schlecht mit künstlichen Sachen daher kommen.  Kann man eigentlich auch aus Flachs oder Leinen Schuhe herstellen? Sachen kann man ja daraus auch machen.

So ich mach erstmal Schluss. Ich glaube ich stell grad wieder zu viele Fragen und mach mir schon wieder zu viele Gedanken um Kleinigkeiten.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: FeeamPC am 15. September 2010, 15:15:30
Sorry, aber bei den Farben muss ich widersprechen. Bereits das einfache Volk hatte in Altertum und Mittelalter diverse Pflanzenfarben zur freien Verfügung, mit denen man ohne großen Aufwand gelbliche, kräftig rote und grüne Töne erzielen konnte. Zudem waren die Pflanzenfarben billig, da frei am Wegrand zu sammeln. Auf zeitgenössischen Bildern sieht man entsprechend oft Landbevölkerung und Dienstpersonal in kräftigen Farben.
Die eintönige schwarzbraun-Angelegenheit kam erst durch die puritanische Einstellung verschiedener reformierter Kirchen so richtig in Mode.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: FeeamPC am 15. September 2010, 15:18:34
Schuhe können beispielsweise auch aus Stroh oder anderen Gräsern geflochten werden.
Näh- und Flickzeug gehörte früher wie heute in jede Reisetasche.
Mit ensprechender Ausrüstung kann man auch Lederschuhe selbst flicken (auch wenn´s vielleicht nicht gut aussieht).
Ansonsten: Kleidung wie Schuhe leiden natürlich stark unter Abnutzung während langer Reisen.
Wird aber nie erwähnt, weil es weder den Leser interessiert noch für die Handlung wichtig ist (es sei denn, dein Held ist Schuhmacher von Beruf).
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Dämmerungshexe am 15. September 2010, 16:00:02
Also ich kann mich erinnern dass ich mir früher bei der beschreibung von Kleidung immer viel Mühe gegeben habe - ich hatte irgendwie im Hinterkopf dass das wichtig ist, fragt mich aber bitte nicht woher ...

Inzwischen bin ich da auch wesentlich pragmatischer. Bei "Der Feuerberg" mache ich mir da keinerlei Gedanken drum (außer ane iner Stelle, an der die Protagonisten neue Keidung bekommen). Da das Setting an sich "normales Fantasy" ist, denke ich mir, dass die meisten Leser in etwa die richtige Vorstellung haben.

Anders ist es bei "Cardigan", dort beschreibe ich schonmal gerne etwas ausführlicher die Merkmale udn besonderheiten der Kleidung unterschiedlicher Völker und Rassen - einfach weil ich Spaß dran habe und das Gefühl, dass die geschichte dadurch mehr Dichte und Tiefe bekommt. Da bekommen bestimmte Kleidungsstücke auch schonmal eigene Namen. (Für die Rüstungen der Rastayi mache ich unheimlich gerne Skizzen - ich stell sie mir sehr kompliziert und beeindruckend vor. Gerade bei solchen funktionalen Kleidungsstücken ist es mir immer wichtig, dass sie auch wirklich funktional sind, und nicht wie die durchschnittliche WoW-Rüstung für weibliche Avatare aussieht, wo man mehr Haut als Rüstung sieht  :hand:)

Da ich auch schon den ein oder anderen Versuch gestartet habe mir "Fantasy-Kleidung" selbst zu nähen, hab ich mir auch schon ausführlichere Gedanken gemacht, was darunter getragen werden könnte. Immerhin auch nicht ganz unwichtig.  :hmhm?:

An sich ist es wahrscheinlich Sache des Autors, wie detailverliebt man ist. Beim Lesen stören mich solche Beschreibungen an sich nicht, solange sie an einer passenden Stelle eingefügt werden. Also zum Beispiel wenn sich Charaktere zum ersten mal treffen und sich natürlich gegenseitig mustern. Aber nach so einer anfänglichen Beschreibung reicht im weiteren dann meist eine einfache und sachliche Beschreibung.

FeeamPC: das Beispiel mit den Schuhe ist sehr gut. Um sowas macht man sich wirklich selten Gedanken. Ich glaube aber es könnte ausgesprochen interessant sein wenn man an einer Geschichte arbeitet in der ein Protagonist eine wirklich lange und anstregende Reise zu bewältigen hat, voller Mühsal und Entbehrungen. Wäre eine schöne Metapher für die Anstrengungen.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Mika am 15. September 2010, 17:00:00
Zitat von: Feather am 15. September 2010, 15:05:44
Und meine andere Frage geht in die Richtung der Materialien.
Meistens sind Schuhe/Stiefel aus Leder, da das lange hält (glaub ich) . Aber was ist mit anderen Stoffen? In Fantasywelten kann man ja schlecht mit künstlichen Sachen daher kommen.  Kann man eigentlich auch aus Flachs oder Leinen Schuhe herstellen? Sachen kann man ja daraus auch machen.

Also was die Schuhe betrifft hab ich mir persönlich noch wenig Gedanken um die Ausstattung meiner Charaktere gemacht, aber gut dass mal jemand das leidige Thema Schuhwerk anspricht, sie sollen ja nicht all zu sehr leiden.

Was die Materialien betrifft:

Der Mittelalterstandardalltagsschuh:
es mag sich jetzt zwar vielleicht ein bisschen seltsam anhören, aber Holzschuhe sind einfach unverzichtbar. Man ölt sie ein damit sie nicht zum gammeln anfangen, pflegt sie auch immer wieder mit Öl, am besten Leinöl und dann sind sie einfach irrsinnig praktisch. Man kann damit durch unwirtlichstes Gelände latschen, durch den tiefsten Matsch, nur zu steil berg absollte es nicht gehen und wenn man mal schnell was erledigen muss und nur kurz ins Zelt möchte, schlüpft man einfach raus und im Anschluss wieder rein. Holzschuhe sind einfach Gold wert.
Natürlich sind sie ein wenig unbequem, um sie bequemer zu machen nimmt man einfach einen ordentlichen Batzen ungefilzte oder ungesponnene Wolle und steckt sie vorne rein, dort verfilzt sie auf Dauer von selbst und man hat einen praktischen zehenschonenden Alltagsschuh der abgesehen von zu starker Hitze (also am Lagerfeuer damit die Füße wärem ist keine so gute Idde) so ziemlich alles wegsteckt und die Zehen auch mal vor einem herabfallenden Holzscheit schützt.
Wenn man die Unterseite der Schuhe noch mit Schuhnägeln versieht halten sie auch ein wenig länger und man hat etwas mehr Profil als mit den eigentlich glatten Oberflächen. Ohne Nägel halten Holzschuhe wenn man sie im Sommer jedes Wochenende (abhängig vom Untergrund, denn auf Teer wetzen sie deutlich schneller ab) trägt in etwa zwei Jahre (genauere Angaben kann ich leider nicht machen, da ich ja nur vom Lagerleben ausgehe) Diese Holzschuhe unterscheiden sich natürlich ein wenig von den Holländischen Klompen (hoffe ich hab das jetzt richtig geschrieben), denn sie sind etwas flacher am Riss geschnitten und haben einen Lederriemen der dem Fuß etwas mehr Fixierung im Schuh gibt.

So... Was die Lederschuhe betrifft. Im Mittelalter waren ins besondere Wendegenähte Schuhe üblich, sprich der Schuhster nähte die Schuhe von innen und drehte sie im Anschluss um, damit man beim gehen nicht auf den Nähten an der Innenseite läuft wurde das Leder im Fleisch genäht, sprich man näht mit sehr, sehr feinen Nadeln so dass man mittig im Leder näht und nach oben und unten jeweils ein wenig Leder lässt auf dem man dann bequem laufen kann. Wendegenähte Schuhe machen allerdings eine mordmäßige Arbeit, habe mal einer Freundin dabei zu gesehen wie sie welche anfertigte. Wenn man den Lederschuhen dann noch eine zusätzliche Sole aus zum Beispiel dünnem Holz (hab ich noch nicht ausprobiert) oder aus sehr dickem Leder verpasst, ist es auch bei diesen durchaus möglich die Solen zu nageln, der Vorteil: die Schuhe wetzen sich weniger leicht ab und sie haben etwas mehr Profil.
Allgemein ist es natürlich auch so dass man Lederschuhe immer ziemlich gut pflegen muss, also muss das Leder immer wieder gut eingefettet werden damit es nicht brüchig wird und seine Flexibilität und Anschmiegsamkeit behält.

Was die Schuhe aus Stroh und Gras betrifft: davon hab ich auch schonmal was gehört, allerdings hab ich mich bislang noch nicht konkret mit der Anfertigung befasst.

Allgemein kann man glaub ich in so ziemlich alle Schuhe um sie bequemer zu machen Wolle hineinpacken und wenn man es mal ganz kuschlig haben will oder im Winter kann man sie ja mit Fell füttern.

Hoffe ich konnte weiterhelfen :)
Und himmel, so lang hab ich mich noch nie über Schuhe ausgelassen und das obwohl ich eine Frau bin *staun*

Grüße
mika

Ps. Einige der Erfahrungen mit Holz- und Lederschuhen hab ich selber schon gemacht und teilweise mit offenen Zehen und Wasserblasen teuer bezahlt ;)
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Ilargi am 15. September 2010, 19:48:13
Zitat von: FeeamPC am 15. September 2010, 15:15:30
Sorry, aber bei den Farben muss ich widersprechen. Bereits das einfache Volk hatte in Altertum und Mittelalter diverse Pflanzenfarben zur freien Verfügung, mit denen man ohne großen Aufwand gelbliche, kräftig rote und grüne Töne erzielen konnte. Zudem waren die Pflanzenfarben billig, da frei am Wegrand zu sammeln. Auf zeitgenössischen Bildern sieht man entsprechend oft Landbevölkerung und Dienstpersonal in kräftigen Farben.
Die eintönige schwarzbraun-Angelegenheit kam erst durch die puritanische Einstellung verschiedener reformierter Kirchen so richtig in Mode.

Nicht zu vergessen das Braun und andere "Dreckige" Farben selten zeigen wenn sie dreckig sind ;D Ne... nur Spaß, Aber hast du da nicht auch den gesellschaftlichen Faktor vergessen? Gewisse Farben waren dem Adel vorbehalten und dem einfachen Volk verboten. Das war schon im Mittelalter so und wenn man ein ganz armer Schlucker war dann hat sowieso keine gefärbten Stoffe kaufen können.
Zudem waren gewisse Farben mit Wiedererkennungswert verbunden, zum Beispiel wurde grün, häufig mit Jägern gleichgesetzt und Weiß häufig mit Bäckern... und so weiter.

Die Sache mit den Schuhen ist mir ehrlich gesagt noch niemals so aufgefallen, bei mir tragen sie Schuhe wie im Mittelalter... was bedeutet das wenn sie Schuhe tragen meistens Holzschuhe, einfach nur Stoff um die Füße und im Winter das ganze halt ein bisschen dicker. Nur der Adel oder die reichen Kaufleute haben richtige Schuhe. Aber soweit ich weiß kann man aus allem Schuhe machen, nur wie lange die dann halten ist eine andere Frage.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Kraehe am 15. September 2010, 21:25:13
Gute Fragestellung ;)

Also, erstens zu den Kleidern: meine Leute haben was an, in Ordnung. Aber zu detailliert gehe ich darauf in der Regel nicht ein. Wenn, dann gibt es im Regelfall eine Grob-Angabe und das ganze orientiert sich im aktuellen Projekt auch eher am Mittelalter. Erwähenswert ist Kleidung in anderen Fällen: als meine Rand-Prota auf den Herrscher eines Sagenvolkes trifft, z.B., wird kurz beschrieben, was er trägt und wie er so generell wirkt. (da gehört Kleidung halt dazu)
Anderer Anlass ist ein Charakter, der nunmal ein ziemliches Vagabundenleben führt und entsprechend etwas abgerissen wirkt. Aber ich glaube, ich lasse da auch viel Lese-Freiraum.
Und Augenmerk ging auch mal darauf, dass die Kleidung zu kalt wurde, weil es Winter wurde, oder dass man der Kleidung ansah, dass jemand doch in eine Keilerei oder Unfall verwickelt war :)

Noch zu den Grasschuhen... habe ich es neulich erst von gehabt. Ich kann zur Technick (noch) nicht viel sagen. Allerdings ist es durchaus machbar. Man sollte aber beachten, dass die Modelle dann vermutlich eher nicht so haltbar sind wie Holz. Wage ich mal als These aufzustellen.
Ich habe jüngst einen Hut aus Gras angefertigt, zwecks Tarnung draußen. (war ein lustiges Wochenende, wir waren am Ende alle Grasmenschen).
Und es lassen sich auf die Art aus Gras auch Ponchos, Umhänge und Schlafsäcke sowie Isomatten-Ersatz oder Sitzkissen herstellen. Mit genügend Handfertigkeit sollten Schuhe durchaus möglich sein...
(Ötzi z.B. hat nach meinen Informationen von entsprechendem Kurs auch Gras getragen, zumindest zu Teilen)
Die Technik besteht grob gesagt darin, Bündelweies Gras zusammenzuknoten, mit mindestens vier Schnüren in der Regel. (Für die feinen Tipperhände sind Blasen eigentlich vorgarantiert  :P)
Und wenn man eine Vorstellung hat wo es hingehen soll, kann man ausreichend gestalten.  Indem man dann später Löcher reinschneidet oder mit dem Beil ungewünschtes abschnippt, kann man auch noch drauf einwirken.
So Graskleidung ist nichtnur tarntechnisch hochwertig, sondern auch wirklich nicht schlecht zum Wärmen (wenn ausreichend dick).
Nachteilig bzw. zu beachten ist halt: nasswerden lässt gammeln, aber auch so zerfasert sich das halt irgendwann und wenn man nicht sauber und fest knotet, dann "bröselt" auch hübsch Gras raus. Früher oder später schrumpft das ganze auch zusammen wenn das Material trockener wird... und wird eventuell etwas brüchiger. Formen passen sich aber schon recht schnell an, z.B. beim Hut an den Kopf :)
Ich hab irgendwo eine Matte von vor zwei Jahren rumliegen, die ist noch relativ intakt, langsam aber ist es das dann vermutlich, udn sie war auch nicths o hart im Gebrauch...
Letzte Anmerkung zum Gras: es piekt ab und an, wenn Halme dumm rausstehen... ;) Vermutlich auch nichts für Charas/Leute mit Heuschnupfen...
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: FeeamPC am 16. September 2010, 00:24:18
Mag sein, daß den niederen Schichten manche Farbe verboten war. Aber das waren teure Farben, wie Purpur. Billige Farben, zu denen auch Krapprot gehört, waren auch bei einfachen Handwerkern und Bauern in Gebrauch.
Seht euch doch mal die Bilder von Breughel an, der ja fast nur das einfache Volk gemalt hat (bitte besonders die spielenden Kinder beachten):
http://www.redecke.de/michael/breughel.jpg (http://www.redecke.de/michael/breughel.jpg)
http://static.guim.co.uk/sys-images/Arts/Arts_/Pictures/2008/09/25/bruegel46-.jpg (http://static.guim.co.uk/sys-images/Arts/Arts_/Pictures/2008/09/25/bruegel46-.jpg)
http://faculty.evansville.edu/rl29/art105/img/breughel_wedding.jpg (http://faculty.evansville.edu/rl29/art105/img/breughel_wedding.jpg)
http://www.landschaftsmuseum.de/Bilder/Kinderspiele-Breughel_I-2.jpg (http://www.landschaftsmuseum.de/Bilder/Kinderspiele-Breughel_I-2.jpg)
Gerade rot kommt immer wieder und sehr deutlich sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen vor.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Mika am 16. September 2010, 03:17:21
Noch ein Nachtrag zu den Farben von meiner Seite. Wenn ihr ein mittelalterliches Setting habt, hütet euch bitte davor eure Charas in hellgelb zu kleiden, das war ganz übel. Hellgelb war nämlich die Farbe der Prostituierten, meist sogar mit Urin gefärbt. Da es dem Adel und vor allem den hochgeborenen Damen vorbehalten war, und auch nur sie es sich leisten konnten, Gold zu tragen wollten die Damen des leichteren Gewerbes dies kopieren, allerdings konnten sie es sich nicht leisten ihre Kleider golddurchwirken zu lassen oder gar gänzlich mit Blattgold zu versehen. So versuchten sie mit der Farbe Gelb dieses Gold zu immitieren.
Also vorsicht bei gelben, insbesondere hellgelben Kleidungsstücken :) Aber soweit ich weiß galt das auch nur für eine gewisse Eppoche, im ausgehenden Spätmittelalter wurde Gelb meines wissens eine ganz gewöhnliche Farbe wie jede andere auch.
Allerdings waren wirklich einige Farben bestimmten Standesschichten vorbehalten. Wenn ich mich recht entsinne waren die Farben des Klerus und des Hochadels schwarz und purpurrot (die farbe allein ist schon so teuer dass sie sich sowieso nie ein Normalsterblicher leisten konnte), königsblau war wiederrum eben diesen vorbehalten ect.
Allerdings lassen sich einige Rot- und vor allem Rosatöne zum Beispiel relativ einfach färben. Rote Beete gibt zum Beispiel ein schönes rot, wenn man es weniger kurz ziehen lässt oder das Gebräu weniger stark ist auch ein schönes Rosa. Sehr einfach zu färben. Ähnlich verhält es sich insbesondere mit braun (z.B. Walnuss) oder grün. Ich hatte auch mal gehört wie man ein leichtes taubenblau im Mittelalter färbte aber ich erinnere mich nicht mehr konkret an die Technik, es war allerdings auch dem "gewöhnlichen" Volk möglich.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Ilargi am 16. September 2010, 09:49:19
Das meinte ich mit Wiedererkennungswert einer Farbe, gewisse Stände hatten auch gewisse Farben. Schwarz zum Beispiel war fast ausschließlich den geistlichen vorbehalten. Das sollte man also auch vermeiden... es sei denn man meint einen Geistlichen. Schwarz war in den Augen der damaligen Welt die Farbe der Demut... oder einer anderen christlichen Tugend, welche nun genau kann ich mir nie so genau behalten.

Zudem war es in gewissen Regionen unverheirateten Mädchen verboten eine gewisse Farbe zu tragen, ich glaube es war rot, das war die Farbe der verheirateten Frauen, wenn ein Mädchen rot tragen durfte wussten alle das diese Frau verheiratet war, vor allem die unteren Stände nahmen dies auf, vor allem wenn der Bräutigam sich vor der Hochzeit keinen Ring leisten konnte.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Sternenlicht am 16. September 2010, 10:41:35
Blau aus Färberwaid war wohl die Standardfarbe im Mittelalter. Läßt sich nicht nur zum Färben von Stoffen, sondern auch als Farbe verwenden.

http://www.erfurt.de/ef/de/entdecken/tradition/waid/ (http://www.erfurt.de/ef/de/entdecken/tradition/waid/)
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Chris am 16. September 2010, 20:29:50
Zitat von: Arielen am 28. Februar 2010, 18:17:21
Ich gebe zu, ich sammle Bücher über Mode und Kleidung im Verlauf der Jahrhunderte. Eine Preiswerte Alternative sind aber auch die bei Amazon.de zu bekommenden Hefte des amerikanischen Verlages Dover Publications, die neben Bildern auch kurze Beschreibungen liefern und nicht nur Bilder des Adels.

Zu finden sind sie mit den Stichworten :  "paper doll", "colo(u)ring book", "pictorial archiv(es)", "dover" und wenn ihr mal bei den Zeichnern klickt.

Beispiele:
http://www.amazon.de/Spanish-Moorish-Fashions-Tom-Tierney/dp/0486426521/ref=pd_sim_eb_24
http://www.amazon.de/Celtic-Fashions-Dover-Pictorial-Archives/dp/0486420752/ref=pd_sim_eb_29
http://www.amazon.de/Renaissance-Fashions-Dover-Pictorial-Archives/dp/0486410382/ref=pd_sim_eb_26
http://www.amazon.de/Japanese-Fashions-Ming-Ju-Sun/dp/0486405699/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1267377408&sr=1-1

Die sind zur ersten Orientierung wirklich sehr nett!

Super. Ich dachte immer, ich wäre die Einzige, die diese Bücher liebt!!  :winke: :jau: :winke: Ich finde sie ebenfalls genial, um einen Eindruck von Kleidungsstilen unterschiedlicher Zeiten zu bekommen.

Viele Grüße
Chris
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Chris am 16. September 2010, 20:36:11
Upps, in meiner Begeisterung über noch einen Paper Doll-Fan habe ich vergessen, die eigentliche Antwort zu posten. Da ich als Leserin bei ausführlichen Kleidungsbeschreibungen immer das große Gähnen beginne und mutmaße, dass die Autorin oder der Autor nach Zeilen bezahlt wird  ;), erspare ich mir detaillierte Beschreibungen an sich und bemühe mich, sie - sofern nötig - in die Handlung einzubinden.
Es sei denn, die Kleidung hat besondere Bedeutung, z. B. um die soziale Stellung der Figur zu bezeichnen.
Schuhe kommen bei mir auch zu kurz - aber nur in den Texten, nicht im wahren Leben  :winke:
Viele Grüße
Chris
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Guddy am 05. März 2014, 19:38:06
Ich möchte nur mal eine Gegenstimme abbilden: Ich mag diese typische Beschränkung auf irdisch-mittelalterliche Kleidung nicht. Ich glaube, dass man das auch zT. auf meinen Bildern sieht. Ich persönlich ziehe meine Inspirationen aus allem, was ich sehe: Die jetzige Realität, Bühnenoutfits von Popstars, aber auch natürlich Fantasy- und Videospielen. Das bringt eine gewisse Vielfalt rein und ich fühle mich nicht so mittelalter-versklavt ;)
Bei mir gibt's entsprechend auch eher fortschrittliche Kleidung, was die Schnitte angeht, denn Stoffe schneiden kann man so, wie man will - auch in einem Fantasysetting. Bei mir gibt's auch Unterwäsche *g*
Ich weiß bei jedem Char, was er trägt und wie er sich stylt. Ins Detail beschreiben tue ich das jedoch natürlich nicht sondern dann, wenn es meiner Ansicht nach in den Kontext passt.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Churke am 05. März 2014, 19:52:18
Zitat von: Guddy am 05. März 2014, 19:38:06
Ich möchte nur mal eine Gegenstimme abbilden: ich mag diese typische Beschränkung auf irdisch-mittelalterliche Kleidung nicht.
Ich sehe Kleidung und Mode als Ausdruck einer Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob man das trennen kann.

Zitat
Bei mir gibt's auch Unterwäsche *g*
Die gab's im Mittelalter aus. Nur wussten das die Historiker nicht.  ;D
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Guddy am 05. März 2014, 19:57:58
Zitat von: Churke am 05. März 2014, 19:52:18
Ich sehe Kleidung und Mode als Ausdruck einer Gesellschaft.

Natürlich. Aber wir sind ja auch im Weltenbauforum eines Fantasyforums und da gibt es zum Glück mehr als nur real-mittelalterliche Gesellschaften :)
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Kati am 05. März 2014, 20:16:12
Zitat von: ChurkeIch sehe Kleidung und Mode als Ausdruck einer Gesellschaft. Ich weiß nicht, ob man das trennen kann.

Zitat von: GuddyNatürlich. Aber wir sind ja auch im Weltenbauforum eines Fantasyforums und da gibt es zum Glück mehr als nur real-mittelalterliche Gesellschaften.

Das oben ist sehr, sehr richtig. Ich denke, man muss sich nicht streng an die Mode einer historischen Gesellschaft halten, aber vielleicht kann man so vorgehen, dass man schaut, was die Gesellschaft auszeichnet und wie sich das in der wirklichen Modegeschichte niedergeschlagen hat. (Es vergessen eh auch viele Histo-Schreiber, das Modegeschichte nicht zum Spaß existiert. Man kann über die Mode sehr viel über eine Epoche lernen.) Also ja, Kleidung sollte auch in Fantasywelten logisch sein und einen Sinn ergeben. Nichts ist einfach so aus Willkür in, ganz besonders bei Damenmode, bei den Herren aber auch.

Bei Fantasy hat man natürlich alle Freiheiten (besonders in der Gesellschaftsbildung selber, aber das hatten wir erst kürzlich an anderer Stelle), aber es muss inhaltlich doch auch in sich logisch sein. Mode ist niemals nur eye candy, sondern immer ein Ausdruck einer Gesellschaftsform und gewisser Entwicklungen. Wenn es bei dir Unterwäsche gibt (die es im echten Mittelalter auch gab, bloß anders, als moderne Unterwäsche), dann steht da eine gesellschaftliche Veränderung hinter, sowas kommt nicht einfach so. Ich weiß nicht, Mode wird ganz oft ganz stark unterschätzt. Mode kann, wenn man sie richtig schreibt, ein sehr tolles Hilfsmittel sein, um die Gesellschaft darzustellen und ihre Ideale zu zeigen. Das ist eine Chance, die sich viele durch die Lappen gehen lassen und das finde ich schade.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Guddy am 05. März 2014, 20:19:09
 ??? Sprichst du mich damit an? Aber ich sehe das doch ganz genauso. Ich finde schlichtweg, dass oft zu starr gedacht wird. Und das finde ich persönlich schade.

(ja, klar gab es auch damals Unterwäsche *g* Habe mich da falsch ausgedrückt.)
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Kati am 05. März 2014, 20:28:51
Nein, ich wollte das nur allgemein ansprechen und dein Post hat sehr gut gepasst, deshalb habe ich es daran aufgehängt. Ich glaube, das Problem ist eher, dass vielen gar nicht klar ist, was sie mit Mode alles machen können. Die Mode machen macht mir bei meiner Court-Fantasy im Moment am meisten Spaß, weil ich wirklich selbst zusammenstellen kann, was meine Gesellschaft ausmacht und was man weshalb trägt. Ich habe die politischen Intrigen noch nicht ansatzweise beisammen, aber ich kann glaube ich ganze Abhandlungen über die Mode schreiben.  ;) Aber ja, ich denke, viele nehmen die Mittelaltermode nicht, weil sie zu starr denken, sondern, weil sie sich nicht bewusst sind, wie viel Weltenbau auch in einer eigenen Mode stecken kann.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Sternsaphir am 07. März 2014, 13:50:51
Der Kleidungsstil kann sehr gut das Bild einer Kultur wiedergeben, die man beschreiben möchte.
Ich lasse mich ab uns zu von historischen Kleidern inspirieren, halte mich aber nicht allzu streng daran. Manchmal erfinde ich auch Kleidung frei oder orientiere mich an Fantasy-Bildern.

Für mich ist Kleidung schon recht wichtig. Kleidung reflektiert die Art der Volkes, seine Spiritualität, seine Weltanschauung, sein Stellung. Sie vervollständigt das Bild, kann auch ein schöner Lückenfüller oder sogar plotrelevant sein.
z.B. kann es eine Erniedrigung sein, jemanden zu zwingen, die Kleidung seines Eroberers tragen zu  müssen.

Allerdings sollten Kleidungsbeschreibungen nicht zu ausführlich werden. Fast jeder kann sich unter einem "weiten Hemd mit dunkler Hose" etwas vorstellen, da muss nicht die Anzahl der Knöpfe oder die geflochtenen Lederriemen an der Schnürung erwähnt werden. Das kann sehr schnell zu Langeweile führen.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Merlinda am 07. März 2014, 14:28:21
Ein sehr schönes Thema. :)
Kleidung spielt für mich schon eine wichtige Rolle. Durch die Kleidung charakterisiere ich meine Figuren. Sie spielt bei meinen Geschichten immer ein wichtiges Erkennungsmerkmal.
So wissen die Leser zum Beispiel durch den "roten Kapuzenumhang" wer gerade hinter dem Dornenbusch kauert oder weiße, wallende Totenkleid, dass einen Auftritt von Dornröschen abrundet.
Ich orientiere mich meistens an Filmen, die in die Richtung meiner Welten gehen.
Und dann wird umgeändert und dazugedichtet.
Aber ich finde es interessant, wie ihr das mit den Kleidern handhabt. :)
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Kati am 07. März 2014, 14:44:22
ZitatFast jeder kann sich unter einem "weiten Hemd mit dunkler Hose" etwas vorstellen, da muss nicht die Anzahl der Knöpfe oder die geflochtenen Lederriemen an der Schnürung erwähnt werden. Das kann sehr schnell zu Langeweile führen.

Bei mir nicht.  :versteck: Aber ich stehe auch total auf sowas. Wenn das an meiner Uni ginge, würde ich Modegeschichte studieren. Geflochtene Lederriemen zum Beispiel würde ich erwähnen oder Perlmuttknöpfe, die schön glänzen. Ich beschreibe Mode jetzt auch nicht seitenlang, aber bei mir kommt es schon vor, dass ich nicht von dem "ausladenden blauen Kleid" spreche, sondern die Rüschen am Kragen erwähne und aus welchem Stoff es ist und welche Art von Reifrock darunter getragen wird. Ich persönlich liebe sowas beim Lesen und hoffe jetzt, dass das nicht alle Leser langweilig finden. Vielleicht sollte ich Betas ab jetzt bitten, darauf zu achten, dass ich da nicht übertreibe.  ;) Aber ja, für mich ist das auch Ausdruck des Charakters einer Figur. Wenn eine Figur a la Marie Antoinette die wuchtige Hofmode ablehnt und lieber einfache, wenn auch aus kostbarem Stoff gemachte Kleider trägt, dann sagt das sehr viel über diese Person aus. Mich stört es besonders bei Histos immer, wenn die Mode zu wenig beschrieben wird. Ich hatte gerade ein Buch, da trägt die Prota einen langen grünen Rock und eine weiße Bluse und ich frage mich dann halt, wie genau sieht das aus? Welche Form hat das, wie wird das zusammen getragen?

Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass das einfach an mir liegt, historische Mode ist halt ein Steckenpferd von mir. Im Film ist das natürlich leichter, da sieht man, was die Leute anhaben, ohne lange Beschreibungen, aber ich versuche gern lebhafte Bilder von der Kleidung zu vermitteln, hoffentlich ohne mich zu lang daran aufzuhalten. Aber es ist echt interessant, wie andere das handhaben.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Szazira am 07. März 2014, 14:44:58
Ich finde, das Jordan im "Rad der Zeit" das sehr gut vorführt. Manchmal ist er sogar ein kleines bisschen zu verliebt in Kleidungsbeschreibungen.

Hier zeigen Kleidung nicht nur Stand und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaft an, sondern auch wie "freizügig" eine Gesellschaft ist. Wobei für mich zum Kleidungsstil auch die Frisuren gehören. Dazu kommen noch geografisch bedingte Entwicklung von Schuhwerk. In Tear tragen die betuchteren Holzschuhe auf "Stelzen" wie im alten China um nicht durch den Morast waten zu müssen.

Es gibt zum Beispiel bei den Two-Rivers-Leuten bedeuten geflochtene Haare, dass man es mit einer Erwachsenen zu tun hat, bei den Aiel mit einem kleinen Mädchen. Zöpfe mit eingeflochtenen Bändern trägt in den Two-Rivers eine Braut, bei den Aiel ein verspieltes, kleines Mädchen.

Wichtig ist vor allem, dass es stimmig ist und in DIESE Welt paßt.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Sternsaphir am 07. März 2014, 15:12:16
Zitat von: Kati am 07. März 2014, 14:44:22
Bei mir nicht.  :versteck: Aber ich stehe auch total auf sowas. Wenn das an meiner Uni ginge, würde ich Modegeschichte studieren. Geflochtene Lederriemen zum Beispiel würde ich erwähnen oder Perlmuttknöpfe, die schön glänzen. Ich beschreibe Mode jetzt auch nicht seitenlang, aber bei mir kommt es schon vor, dass ich nicht von dem "ausladenden blauen Kleid" spreche, sondern die Rüschen am Kragen erwähne und aus welchem Stoff es ist und welche Art von Reifrock darunter getragen wird. Ich persönlich liebe sowas beim Lesen und hoffe jetzt, dass das nicht alle Leser langweilig finden. Vielleicht sollte ich Betas ab jetzt bitten, darauf zu achten, dass ich da nicht übertreibe.  ;) Aber ja, für mich ist das auch Ausdruck des Charakters einer Figur. Wenn eine Figur a la Marie Antoinette die wuchtige Hofmode ablehnt und lieber einfache, wenn auch aus kostbarem Stoff gemachte Kleider trägt, dann sagt das sehr viel über diese Person aus. Mich stört es besonders bei Histos immer, wenn die Mode zu wenig beschrieben wird. Ich hatte gerade ein Buch, da trägt die Prota einen langen grünen Rock und eine weiße Bluse und ich frage mich dann halt, wie genau sieht das aus? Welche Form hat das, wie wird das zusammen getragen?


Wenn die Mode eine wichtige Rolle spielt, dann muss sie auch entsprechend beschrieben werden.
Das Material ist auch wichtig wie der Schnitt. Und ich denke, dass man Hofmode oder generell besondere Kleidung auch etwas mehr beschreiben kann, als die Alltagsfetzen, die man so trägt. Ich muss jetzt nicht wissen, was Bauer Lumpi vom Feld an Unterwäsche trägt, nur weil er gerade durch die Szene läuft.  ;) Da bleibt die Beschreibung etwas spartanischer. Aber was die Prota z.B. am Hofe trägt oder wie die Kleidung der wichtigen Personen aussieht, sollte man schon beschreiben. Immerhin hat der Leser ja ein Bild dazu im Kopf und mit der Kleidung kann man dieses Bild noch mehr ausarbeiten.
In den Tributen von Panem spielt Kleidung z.B. eine wichtige Rolle. Sie stellt die einzelnen Charaktere dar und unterstreicht die Unterschiede zueinander. Ich glaube, ohne die Kleidungsbeschreibungen wäre die Geschichte etwas farbloser geworden.

Aber ich habe auch schon Bücher gelesen, wo seitenweise die Kleidung der einzelnen Personen beschrieben wurde, und am Ende hatte ich bereits vergessen, was der erste überhaupt trug.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Pandorah am 07. März 2014, 15:35:35
Bis zu einem gewissen Punkt gehört die Kleidungsbeschreibung aber auch einfach zum Charakter. Eloise mag morgens gähnend und mit kleinen Augen in ihre Lieblingsjeans schlüpfen und irgendein T-Shirt aus dem Kleiderschrank ziehen, bei dem es ihr vollkommen egal ist, was auch nur für eine Farbe das hat und irgendwann im Laufe des Tages feststellen, dass sie einen roten und einen braunen Socken trägt. Und Miriam steht zwei Stunden früher auf, um zu dem Seidenrock mit dem Weiß-der-Geier-was-Schnitt die passenden Strumpfhosen herauszusuchen, aus ihrem Schuhschrank das perfekt passende Paar Schuhe zu erwählen, den Schmuck abzustimmen, das Haste-nicht-gesehen-Shirt gegen die Schau-doch-mal-Bluse abzuwägen und dann das Designertop zu wählen, dazu die ... usw.

Und da Mode nicht gerade mein Fachgebiet ist, tue ich mich immer extrem schwer damit und lasse meine Charaktere häufig gar nicht besonders angezogen in Weltgeschichte rumstiefeln oder muss mich extrem schwitzend darauf konzentrieren, irgendwas zu beschreiben.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Fianna am 07. März 2014, 15:38:59
Man kann ja, neben der Beschreibung des aktuellen Kleidungsstückes, direkt den allgemeinen Kleidungsstil der Figur beschreiben.
Die eine trägt vornehmlich [... Farbe ...], und zwar weil [... Assoziation/begründung...], jemand anderes trägt nur die neueste Mode, ein anderer bricht diese Mode, der ansonsten gefolgt wird, durch bestimmte Details (vielleicht spiegelt sich darin die politische Überzeugung, wem also irgendwelche Rechte bzw. Rechtelosigkeit einer bestimmten Gesellschaftsklasse oder Stand am herzen liegen, trägt vielleicht kleine Dinge, die nur dieser Schicht angehören, nicht aber der eigenen, um beharrlich an das eigene Anliegen zu erinnern) usw.

Dann muss man nicht immer soviel beschreiben, sondern der Leser hat schon mit 1-2 Sätzen ein Bild vor Augen.

~~~~~~

Bisher hat sich nicht die Möglichkeit ergeben, das wirklich umzusetzen, aber ich sammel in meinem Weltenbau-Kasten auch immer historische Details zur Inspiration. Zum Beispiel gab es zur Zeit des Sonnenkönigs wohl die Inspiration der Oberschichtsdamen durch Prostituierte - sobald die hohen Damen dann die Details oder Frisuren trugen, durften die Straßenschwalben das nicht mehr tragen.
Diese umgedrehte Inspiration (ich hätte eher gedacht, dass es umgekehrt ist - sobalds außer Mode ist, nehmen das die niederen Schichten auf) fand ich faszinierend.

Leider habe ich damals die Quelle nicht dazugeschrieben.  >:(


EDIT:
Es passt nur halb zu Kleidung, aber bei meinen Rüstungen habe ich bisher immer darauf geachtet. Da trägt niemand nur ein Kettenhemd, sondern die Länge oder das Material, mit dem der Lederharnisch verstärkt ist oder so - deutet auf die Herkunft des Trägers hin.
(Bzw. wo er sich lange aufgehalten hat.)
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Franziska am 26. August 2015, 21:36:09
Bei mir tragen die Leute häufig Kleider aus der arabischenWelt, weil ich häufig Wünstenlandschaften habe, und wenn es heiß ist, läuft man nicht in Wollkleidern rum. Daher tragen Männer auch mal Hemden bis über die Knie, in einer Welt verschleiern Männer ihr Gesicht. Ich finde es schade, wenn immer nur Mittelalterkleidung genommen wird oder die Kleidung gar nicht beschrieben wird.
Was ich eine tolle Inspiration finde ist die irdische Kostümgeschichte, da gab es ja mehr als die westlichen Kostüme.
Eins meiner Lieblingsbücher ist das hier:
"Racinet. Vollständige Kostümgeschichte."

Gerade entwerfe ich eine Kultur, die sehr auf klare einfache Formen setzt. Alle tragen helle Kleidung, und sogar der König hat eher ein einfaches Kostüm, das sich nur durch Qualität und Verzierung von dem der Diener unterscheidet. Ich überlege noch, wie ich da die Kleidung der Frauen gestalte.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: funkelsinlas am 28. August 2015, 19:16:03
Also ich muss sagen, wenn man schreibt: Trug Hose(oder sonst was) in der und der Farbe, Hut, Mütze etc., dann ist es der unnötigste Infodump der Welt! Weglassen.
Aber Kleidung zu beschreiben ist sehr wichtig! Wenn sie einen Stand kennzeichnet zum Beispiel. Dann sollte man aber auch öfters zeigen, dass die Leute in der Geschichte diese Kleidung automatisch mit demjenigen verbinden. Das klassische Beispiel ist der rote Mantel mit Pelzsaum für Könige.
Auch wichtig ist Kleidung bei anderen Kulturkreisen. Hierdurch lässt sich die Andersartigkeit so herrlich herausarbeiten. Da werden Taboos gebrochen und der Prota weiß nicht, wie er das anziehen soll. Aber andernfalls fällt er auf wie ein bunter Hund. Kaum etwas sagt so viel über eine Kultur aus wie die Kleidung. Aber nur dann, wenn sie organisch in den Text eingebunden ist
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Fianna am 28. August 2015, 19:31:25
Ich habe da zuerst an stigmatisierte Farben gedacht (gelb für Huren) oder besondere Stände (purpurne Farbe; kann man nicht alleine anziehen). Auffallend ist auch, dass Frauen gewisser Stände in Europa früher beinahe ausschließlich Kleidung trugen, in der man sich schlecht bewegen kann.
Da hatte doch Marion Zimmer Bradley in ihrem Darkover-Universum diese Ketten-Armbänder für Hand/Arm, die verhindern, dass eine Frau die Hand benutzt.

Oder Haartracht/Kopfbedeckungen: junge Mädchen dürfen das Haar offen tragen, sobald sie verheiratet sind, gehört eine Haube drauf! Im alten Ägypten gab es die Jugendlocke (auf einem kahlrasierten Schädel), die einem Alter & Status einer Person anzeigte.

Man kann auch viel damit aussagen, indem eine Person eine Frisur/Farbe sonstwas trägt, die eigentlich unter ihrem Stand ist. Für die Leute innerhalb dieser Kultur ist das direkt skandalös, innovativ oder bedeutet auf jeden Fall etwas Bestimmtes. Für den Leser muss man diesen Bruch dann sichtbar machen.

Ich mag es eigentlich nicht, wenn der Protagonist neu in einem Kulturkreis ist und dann alles erklärt bekommt, aber diese Situation ist ganz praktisch, um solche Dinge aufzulösen.
Oder man nimmt den Sidekick, der fremd ist und voller Unschuld irgendwelche Beobachtungen erzählt, in denen sich jedoch revolutionäre Dinge verbergen - und gar nicht weiß, wie ihm geschieht, wenn der Protagonist ihn auf einmal interessiert und sehr bedrängend befragt, ob denn wirklich Person X dies und jenes getragen hat oder ob er die Personen eventuell verwechselt hat...
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Churke am 28. August 2015, 22:23:07
Zitat von: funkelsinlas am 28. August 2015, 19:16:03
Also ich muss sagen, wenn man schreibt: Trug Hose(oder sonst was) in der und der Farbe, Hut, Mütze etc., dann ist es der unnötigste Infodump der Welt!

Äh, nicht unbedingt.
Wenn eine Frau eine Hose trägt, ist das eine wesentliche Information.
Wenn ein Mann im alten Rom eine Hose trug, bekam er ein Bußgeld. Für eine Pelzmütze übrigens auch. Keine barbarischen Kleidungsstücke!
Und wenn sich ein Mann im 16. Jahrhundert schlicht und schwarz kleidete, war er wahrscheinlich ein Protestant.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: Dämmerungshexe am 29. August 2015, 08:17:10
Also ein paar Infos über die Kleidung der Figuren geben glaube ich nicht nur Aufschluss über Stand, Konventionen, Ideale und Charakter, sondern verleihen auch der Erzählung an sich etwas Farbe. Ich persönlich stelle mir manche Szenen einfach prachtvoll und knallbunt vor, andere sind zurückhaltender - das trägt wesentlich zur Atmosphäre bei.

Es hängt wohl auch davon ab, was genau man als Autor will - dreht sich die Erzählung vor allem um die Figuren und ihre Handlungen, dann sind solche Details eher Nebensache, bis sie eine spezielle Bedeutung bekommen, wie Churke gesagt hat.
Will ich hingegen eine ganze eigene Welt im Kopf des Lesers entstehen lassen, dann finde ich es sehr wichtig, dass solche Details gegeben werden. Natürlich gibt es auch Unterschiede bei den Lesern selber. Manche malen sich so etwas gerne selbst aus, andere müssen es lesen, um es sich vorstellen zu können.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: funkelsinlas am 04. September 2015, 23:48:33
@Churke : Das meinte ich ja mit wichtigen Infos, die Bedeutung haben. Aber oft liest man ja auch eine komplette Personenbeschreibung ohne einen tieferen Sinn dahinter. Das finde ich unnötig. Kleidung nur mit Bedeutung oder einer späteren Wiedererkennung.
Titel: Re: Kleidungsstile
Beitrag von: jokergirl am 13. November 2015, 17:23:09
Passt jetzt nicht hundertprozentig, aber ich habe auch keinen besseren Thread dafür gefunden: HIER (http://imgur.com/a/h3y17) sind ein paar Photos verschiedenster Kleidungsstile von Einwanderern um die Jahrhundertwende. Manche davon sind echt fantastisch inspirierend, und man sieht, wie unterschiedlich die Stile selbst verwandter oder benachbarter Kulturen um die Zeit noch waren, und wie verschiedene Klassen sich unterschiedlich kleideten. Das ist sicher was, was man in einem Fantasybuch auch noch betonen kann (und sich natürlich von den Bildern inspirieren lassen)!

Hat noch wer solche Bildsammlungen, bitte gern her damit.  :bittebittebitte:

;)