Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: gbwolf am 29. Dezember 2008, 23:32:48

Titel: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 29. Dezember 2008, 23:32:48
Aktualisiert: 14.01.2015

Vor einigen Jahren wusste kaum einer, was das eigentlich ist: Eine Literaturagentur. Mittlerweile haben sie sich etabliert, an manchen Orten wird geflüstert, man könnte es als Autor fast nicht mehr ohne Agent zu einem Publikumsverlag schaffen. Andere fragen sich, wozu sie einen Agenten benötigen, wenn der das erste Buch an den Verlag gebracht hat.
Mal abgesehen vom Lektor scheint der Literaturagent die mysteriöse und legendenumflorte Spezies schlechthin auf dem Buchmarkt zu sein. Deswegen wollen wir in diesem Thread einmal einige Fakten und Fragen rund um diese (noch) relativ seltene und unbekannte Lebensform sammeln.

Zunächst - wie sollte es anders sein - einige Links zu diesem Thema und zwar einmal zu monster.de (http://karriere-journal.monster.de/karriere-planung/berufe-im-uberblick/literaturagent-42377/article.aspx) (eine übersichtliche Zusammenfassung, wie man Agent werden kann). Die Zeit stellt den Beruf des Literaturagenten (http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-03/beruf-literaturargent) vor und spricht deshalb unter anderem mit Herrn Meller.
Es geht aber auch allgemein darum, was eine Agentur für einen Autor tut.
Eine Liste mit Agenturen, die Fantasy im Programm haben, findet ihr hier im Tintenzirkel (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,14131.0.html)).

Was macht eine Literaturagentur für einen Autor?

Was möchte sie dafür?

Was sollte eine Agentur auf keinen Fall?

Bevor man den Agenturvertrag unterschreibt ist es sinnvoll, seinen zukünftigen Agenten persönlich kennen zu lernen. Sollte das nicht möglich sein, führt man wenigstens ein langes Telefongespräch, um Wünsche und Arbeitsstil abzustimmen (03.02.2017: Tipps hierfür finden sich bspw. bei Montségur: http://montsegur.de/ipb-forum/index.php/topic/20878-die-literaturagentur-ruft-an-welche-fragen-stelle-ich/). Denn trotz aller Freude nützt es einem nichts, wenn man später feststellt, dass man unterschiedliche Auffassungen von Arbeitsabläufen hat oder Romane vertreten haben möchte, für die der Agent keine Kontakte hat.
Sehr sinnvoll ist es außerdem, den Kontakt zu halten und zu pflegen, beispielsweise nach einigen Monaten zu telefonieren, ob die bisherige Strategie erfolgreich ist oder ob ein Genrewechsel angeraten erscheint. Außerdem sollte mit der Agentur abgesprochen werden, was man als Autor erreichen möchte, ob man beispielsweise Auftragsarbeiten annimmt und auf welche Genres man sich festlegt. Im Zweifelsfall lieber einmal mehr zum Telefonhörer greifen, als sich über ein Missverständnis zu ärgern.

Da bleibt natürlich noch viel Raum für Fragen, weitere Argumente und Co. Ich freue mich dann auf eine muntere Diskussion mit euch!

Viele Grüße,
Nadine
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 30. Dezember 2008, 16:42:01
Hey Wölfin!

Danke, für diesen Thread! Das sind genau die Infos, die ich suche. Falls es nämlich mit HEYNE nichts wird (also ich bis Februar die bis zu 100 Seiten nicht zusammen und kein Exposé habe) wollte ich es mal mit einer Agentur versuchen. Schaden kann es auf keinen Fall, denn die Leute bei einer Agentur haben auf jeden Fall mehr Ahnung und mehr Erfahrung in der Literaturbranche, als ein Anfänger wie ich.

Dann gehe ich mir doch gleich mal die Agenturen-Liste anschauen. Bin ja mal gespannt.

Liebe Grüße

TasTä
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 30. Dezember 2008, 16:57:49
Hallo Tastentänzerin!

Dazu noch eine Frage: Hast du denn schon ein komplettes Manuskript? Es ist nicht so, dass Agenturen und Verlage nicht einmal etwas wagen und einen Anfänger verpflichten würden, aber ein vollständiges Manuskript erhöht diese Chancen.

Viele Grüße,
Wölfin
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 30. Dezember 2008, 20:09:35
Hallo Wölfin!

Nein, deine Frage ist schon berechtigt, denn das Manuskript ist in der Tat noch nicht fertig. Aber der Plan ist ohnehin, dass ich es erstmal mit dem HEYNE-Wettbewerb versuche, und wenn das zeitlich nicht hinhaut und ich bis dahin nicht genug Seiten zusammen habe, dann habe ich danach ja beliebig Zeit, um mein Manuskript zu vervollständigen. Ich hatte nicht vor mich an eine Agentur zu wenden, bevor ich nicht das Manuskript fertig habe. Zumindest, das es ja eine Trilogie werden soll, das vom ersten Band.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Franziska am 30. Dezember 2008, 23:39:37
ein schöner Thread und viele Infos hast du schon zusammengestellt. Aber das wirft bei mir weitere Fragen auf. Ich weiß nicht genau, ob das hierhingehört. Willst du nur Infos zusammnetragen oder kann man hier auch Fragen stellen?

Ich frage mich jendanfalls, ob es etwas bringt, sich an eine Agentur zu wenden, wenn man nicht unbedingt zu einem großen Verlag will, sondern eher zu einem kleineren Verlag. Einerseits schreibst du selbst, dass es sich für Verlage nicht lohnt Büchr an Kleinstverlage zu vermitteln. Aber wenn ich mir angucke, an was für Verlage die Agenturen die Fantasy vertreten vermittelt haben, sind diese Verlage teilweise auch kleiner. Ich kann das nicht so gut abschätzen.
Gab es nicht mal einen Thread Bewerbung an Verlage vs. Agenturen?Finde ich leider nicht mehr wieder.

Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 31. Dezember 2008, 12:20:13
Hallo Franziska!

In diesem Thread möchte ich über alles diskutieren, was Agenturen allgemein betrifft und welche Fragen zu diesem Thema aufkommen können. Und natürlich steht auch meine Sammlung an Vorschlägen und Fakten zur Diskussion, denn es handelt sich um Dinge, die ich für mich zusammengetragen habe und die ich für relativ allgemeingültig halte (Dass im Verlagsgeschäft und auch sonst in der Welt vor Ausnahmen nur so wimmelt, das wissen wir ja alle). Den Thread "Verlagsbewerbung vs. Agenturbewerbung" habe ich ebenfalls nicht gefunden und meine mich auch nur zu erinnern, dass es immer wieder in anderen Threads angesprochen wurde - könnten wir also mal frisch eröffnen.

Deine Frage finde ich wahnsinnig interessant, aber auch sehr schwierig, da du zwischen allen Stühlen stehst, wie mir scheint.
Was ich bei Agenturen schwierig finde ist, dass man nicht immer genau sagen kann, ob ein Autor die eine oder andere Veröffentlichung bereits mitgebracht hat, die in seinem Profil steht oder ob alles von der Agentur vermittelt wurde. Es lässt sich also nicht immer 100% ableiten, mit welchen dieser Verlage die Agentur zusammenarbeitet. Dann gibt es natürlich auch kleinere Verlage mit Spezialisierung, die von außern winzig aussehen, weil sie nur wenige Bücher im Programm haben, die aber durchaus Auflagenhöhen von bis zu 3.000 Büchern verlaufen (vor allem im Krimibereich) - und das lohnt sich dann wieder für eine Agentur.

Vielleicht lohnt es sich, einmal bei einer Agentur nachzufragen, ob sie auch gern Autoren im Programm haben, die den großen Durchbruch gar nicht wollen, sondern gern solide immer wieder veröffentlichen? Von einem Kleinverleger weiß ich jedenfalls, dass er solche Autoren schätzt und kein "Sprungbrett" sein möchte, bei dem er die Investition tätigt und der Autor verschwindet, ehe er dem Verlag wenigstens schwarze Zahlen hinterlassen hat.

Viele Grüße,
Wölfin
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: korvin am 31. Dezember 2008, 12:30:55
Servus

Ich erinnere mich da an ein Gespräch mit einem deutschen Schriftsteller.
Der war da recht einfacher Ansicht:
"Ich kümmere mich ums Schreiben, mein Agent um das Verkaufen. So kann ich mich mehr aufs Schreiben konzentrieren."

Finde ich sehr sinnig :)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: LoneRanger am 31. Dezember 2008, 13:11:23

Hallo,

ich selbst habe angefangen, Leseproben an Agenturen zu schicken, als ich gerade mal ein par ordentlich geschriebene  Seiten fertig geschrieben hatte. Es waren glücklicherweise nicht viele Agenturen, denn es war viel zu früh. Inzwischen habe ich entdeckt, was man alles herausfindet während man sein erstes Buch schreibt und will diesen Prozess nicht vorzeitig beenden.

Wenn ich eine Agentur gefunden habe, dann möchte ich dort ein "zu Hause" finden. Ich würde auch gerne kontinuierlich mit einem Verlag zusammen arbeiten. Aber es gibt wohl auch unter den Autoren so Sportler, die mitten im Spiel den Verein wechseln, weil sie Angst haben, irgend einen scheinbaren Vorteil zu verpassen. Das könnte ich nicht.

@ Wölfin:
ZitatVon einem Kleinverleger weiß ich jedenfalls, dass er solche Autoren schätzt und kein "Sprungbrett" sein möchte, bei dem er die Investition tätigt und der Autor verschwindet, ehe er dem Verlag wenigstens schwarze Zahlen hinterlassen hat.

Hier wäre jetzt ein kleiner Insider-Tip, welcher Verlag das ist, echt wertvoll. Gerne auch PN wenn Du es nicht öffentlich breittreten magst oder als Zusatz zu Verlagsliste "schätzt treue Autoren". So etwas werde ich suchen!

Danke und einen guten Rutsch  :prost:
Hier
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Linda am 31. Dezember 2008, 15:42:06
@Lone Ranger.

Ich weiß nicht, ob die Wölfin und ich vom gleichen Verlag sprechen, aber ich weiß, dass zB. Ernst Wurdack vom gleichnamigen Verlag Wert auf Autoren legt, die beständig sind und den Verlag nicht nur als einmalige "Druckerei" nutzen wollen. Da Ernst das auch in anderen Foren öffentlich kund tut, ist das sicher keine Geheiminfo.
Allerdings amortisiert sich ein Autor auch für einen Großverlag gemeinhin erst mit Folgebänden. Autorennamen müssen, wie Marken, aufgebaut werden.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass Autoren leichtfertig den Verlag wechseln, wie ein Sportler die Yoghurtmarke, für die er wirbt. Das hat nicht unbedingt was mit Vorteilshascherei zu tun, sondern damit, dass beispielsweise nicht jeder Verlag alle Genres bedient, in denen ein Autor schreibt. Natürlich ist es davon unabhängig immer noch ein Geschäft, vor allem für Leute, die davon leben. Da hat man als Nichtberufsschreiber vielleicht einen anderen Blick drauf.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: LoneRanger am 31. Dezember 2008, 16:20:31
@ Linda,

danke, ich hatte auch schon mal mit Interesse bei Wurdack gestöbert. Leider haben sie dort Aufnahmestop für neue Autoren um sich um den eigenen Autorenstamm richtig kümmern zu können. Das ist der Vorteil, aber damit für mich natürlich erstmal die geschlossene Tür. Genau so einen Verlag suche ich.

Es hat mich am Anfang meiner Laufbahn *hüstel* noch irritiert, dass Verlage lieber den Werdegang eines Werkes begleiten, als vor vollendeten Tatsachen zu stehen. In der jungen Euphorie dachte ich 'Schön, dann mal auf die Suche nach Begleitung'. Bei den Rückmeldungen (Agenturen/Verlage) war dann aber schon ein existierendes, fertiges Manuskript die Vorgabe. Dieser Aspekt wurde ja auch hier bereits in der Diskussion erwähnt. Ich schätze mal, der Begleitservice ist etwas für Folgewerke, aber bevor man es nicht zum fertigen, ersten Manuskript geschafft hat, braucht man nicht nerven.

Habe ich das wohl richtig verstanden?

Gruß

Stefan - Lone Ranger
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Linda am 31. Dezember 2008, 16:41:22
Zitat von: LoneRanger am 31. Dezember 2008, 16:20:31
Es hat mich am Anfang meiner Laufbahn *hüstel* noch irritiert, dass Verlage lieber den Werdegang eines Werkes begleiten, als vor vollendeten Tatsachen zu stehen.

um es mal ganz brutal zu sagen - es ist fürs Lektorat leichter, etwas gleich richtig zu machen, als "grobe Mängel" an einem fertigen Werk zu bearbeiten. Ein Erfahrungswert, den sicher jeder nachvollziehen kann. Ein angebranntes oder versalzenes Essen kann man retten und noch genießbar machen - aber es wird bestimmt kein Gaumenschmaus mehr.
Fertige Manuskripte zu retten ist u. U. viel viel Arbeit und das eine oder andere Mal konnte ich in meiner Laufbahn als Bearbeiterin auch nur seufzen: das hätte man schneller und besser gleich komplett neu geschrieben, als hier jeden Satz umzustellen.

ZitatIn der jungen Euphorie dachte ich 'Schön, dann mal auf die Suche nach Begleitung'. Bei den Rückmeldungen (Agenturen/Verlage) war dann aber schon ein existierendes, fertiges Manuskript die Vorgabe.
Habe ich das wohl richtig verstanden?

Jain. :)
Ein fertiges Manuskript ist schon mal der Beweis, dass man etwas fertig macht und sich damit von 101 Hobbyisten abhebt, die mal eben schnell nach Lektüre von Eragon auch unbedingt meinen, selbst schreiben zu müssen.
Da Verlage keine Eintagsfliegen wollen, ist das wichtig.

Andererseits gibt es da keine Gesetze. Wenn man eine wirklich umwerfende Idee hat, es aber an schreiberischer Erfahrung mangelt, kriegt man u. U. auch mit Leseprobe oder Exposee einen Vertrag - und die Unterstützung von Agentur oder Lektor.

Gruß,
Linda
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 31. Dezember 2008, 17:12:04
Zitat von: LoneRanger am 31. Dezember 2008, 13:11:23@ Wölfin:
Hier wäre jetzt ein kleiner Insider-Tip, welcher Verlag das ist, echt wertvoll. Gerne auch PN wenn Du es nicht öffentlich breittreten magst oder als Zusatz zu Verlagsliste "schätzt treue Autoren". So etwas werde ich suchen!

Die PN hätte ich bitte auch gerne. Ich gehe zwar stark davon aus, dass die Agentur sowieso längst in meiner Lesezeichenliste vertreten ist, aber es wäre schon nützlicher zu wissen, welche Agentur du genau meinst, damit ich dort mal gezielter umschauen kann. :jau:
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 31. Dezember 2008, 17:15:58
@Tastentänzerin: Da hast du was überlesen, denn ich meine einen Kleinverlag und zwar den selben wie Linda (Wurdack).
Wenn du dich bei den Agenturen auf unsere kleine Liste in der verlagsrubrik verlässt, wirst du sicher nichts falsch machen ;) Geheimtipps an neuen Kleinagenturen habe ich leider keine.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 31. Dezember 2008, 17:36:40
Zitat von: Die Wölfin am 31. Dezember 2008, 17:15:58@Tastentänzerin: Da hast du was überlesen, denn ich meine einen Kleinverlag und zwar den selben wie Linda (Wurdack).
Wenn du dich bei den Agenturen auf unsere kleine Liste in der verlagsrubrik verlässt, wirst du sicher nichts falsch machen ;) Geheimtipps an neuen Kleinagenturen habe ich leider keine.

Hmm? Wo und was habe ich überlesen? :hmhm?: Na jedenfalls danke für den Hinweis. :jau: Aber wenn Wurdack, wie LoneRanger ja bereits angemerkt hat, im Moment sowieso Aufnahmesperre hat, werde ich mich mal lieber auf die anderen (und größeren) Agenturen konzentrieren.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 31. Dezember 2008, 17:46:55
Zitat von: Tastentänzerin am 31. Dezember 2008, 17:36:40
Hmm? Wo und was habe ich überlesen? :hmhm?: Na jedenfalls danke für den Hinweis. :jau: Aber wenn Wurdack, wie LoneRanger ja bereits angemerkt hat, im Moment sowieso Aufnahmesperre hat, werde ich mich mal lieber auf die anderen (und größeren) Agenturen konzentrieren.
Wurdack ist ein Kleinverlag.
LoneRanger bat mich um den Namen des zuverlässigen Kleinverlags, der lange mit seinen Autoren zusammenarbeitet, da er sich wohl dafür interessiert, diese direkt anzuschreiben.
Es ging darum, dass Agenturen bei kleinen Auflagenhöhen fast keine Provision für viel Aufwand bekommen und deshalb eher an große als an kleine Verlage vermitteln.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 31. Dezember 2008, 18:12:25
Zitat von: Die Wölfin am 31. Dezember 2008, 17:46:55Wurdack ist ein Kleinverlag.
LoneRanger bat mich um den Namen des zuverlässigen Kleinverlags, der lange mit seinen Autoren zusammenarbeitet, da er sich wohl dafür interessiert, diese direkt anzuschreiben.
Es ging darum, dass Agenturen bei kleinen Auflagenhöhen fast keine Provision für viel Aufwand bekommen und deshalb eher an große als an kleine Verlage vermitteln.

Ja, genau. Das habe ich doch auch alles gelesen und zur Kenntnis genommen. :innocent: Und meine Intention war (mit Betonung auf war, da Wurdack = Aufnahmesperre) dieselbe, wie die von LoneRanger. ;)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Tenryu am 31. Dezember 2008, 21:46:04
Zitat von: korvin am 31. Dezember 2008, 12:30:55
Ich erinnere mich da an ein Gespräch mit einem deutschen Schriftsteller.
Der war da recht einfacher Ansicht:
"Ich kümmere mich ums Schreiben, mein Agent um das Verkaufen. So kann ich mich mehr aufs Schreiben konzentrieren."

Das ist aber eine sehr naive, wenn nicht dümmliche Einstellung. Ich will nicht wissen, wie viele Künstler schon von ihren Agenten und Managern betrogen wurden. Wenn es ums Geld geht (erst recht wenn es um viel Geld geht), kann man keinem trauen. Das spricht nicht gegen Agenten allgemein. Aber nur weil man einen Impressario hat, entbindet das einen nicht von der Pflicht, die Verträge, die man unterschreibt gründlich zu lesen und selber nachzuprüfen, ob auch alles mit rechten Dingen läuft. Sonst wird man am Ende vom Verlag und dem Agenten beschissen.

Eine andere Frage, dich mich beschäftig, ist, hat man als Fantasy-Autor überhaupt noch eine Chance, einen Agenten zu finden? Nach meinen Recherchen auf div. Webseiten scheint Fantasy so etwas wie ein rotes Tuch für viele Agenturen zu sein. Jedenfalls habe ich diese Genre des öfteren explizit unerwünscht gefunden. Und die wenigen Agenturen, die dennoch (oder vielleicht speziell) Fantasy betreuen, werden wahrscheinlich mit einem Berg an Manuskripten eingedeckt.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 01. Januar 2009, 10:44:01
@Tenryu: Ich denke, solche Zitate reduzieren immer auf den Kern der Sache, das würde ich nicht so engstirnig lesen. Aber eben aus dem Grund, den du nennst, ist es wichtig, nicht jeder Agentur blind zu vertrauen und sich über die Aufgaben einer Agentur zu informieren - genauso, wie man die Abrechnungen vom Verlag prüft, wenn man keinen Agenten hat, weil immer und überall Menschen arbeiten, die auch mal einen Fehler machen können.
Ein Agent nimmt einem keine Verantwortung hat, er verschafft dem Autor Zeit. Ich denke, viele Autoren unterschätzen den Zeitaufwand, wenn man sich neben dem Schreiben noch auf die Aquierierung und Co. konzentrieren muss.

Zitat von: Tenryu am 31. Dezember 2008, 21:46:04Eine andere Frage, dich mich beschäftig, ist, hat man als Fantasy-Autor überhaupt noch eine Chance, einen Agenten zu finden?
Wahrscheinlich die gleiche, wie in jedem anderen Genre auch, wenn man hartnäckig ist und verschiedene Projekte anbieten kann, sollte die Agentur einmal sagen: "Super Schreibe aber unverkäufliches Thema!" - "Ich hätte da noch was ohne Drachen/Vampire, aber mit Haien/Farnwedeln, weil ich auf der Buchmesse verfolgt habe, dass es da wohl bald einen neuen Trend geben wird."

Oder lassen wir einfach Fakten sprechen: 2008 haben mindestens 5 Mitglieder des Tintenzirkels einen Vertrag mit einer Literaturagentur erhalten, insgesamt werden wir bei 3 verschiedenen Agenturen vertreten (bei einer ganz neuen warten wir noch auf die ersten Eindrücke, bevor sie in die Liste kommen).
Da Agenturen zwar immer mehr mit Manuskripten überhäuft werden aber lange nicht auf die Menge kommen, die ein mittelgroßer Verlag durch den Postschlitz geschmissen bekommt, kann man hier auch eher afu ein Feedback hoffen udn auf jeden Fall wird alles gelesen - meistens sogar innerhalb von 3 Monaten! Es lohnt sich also durchaus, die Agenturen auf unserer Tintenzirkel-Liste einmal durchzuprobieren.

Viele Grüße,
Wölfin
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Churke am 01. Januar 2009, 11:11:38
Da hätte ich doch mal eine Frage, zu der vielleicht die Insider hier etwas sagen können.

Wie man so hört, soll es im angloamerikanischen Sprachraum so sein, dass ohne Agent so gut wie nichts mehr geht. Sprich, wer als Autor ein Exposee an einen Verlag schickt, hat so gut wie keine Chance, weil der Lektor weiß, dass er von den Agenten immer ausreichend gute Angebote auf den Tisch bekommt. De facto sourcen die Verlage also einen Gutteil ihrer Begutachtungs- und Auswahltätigkeit auf Literaturagenten aus. Das ist natürlich auch ein Kostenpunkt, denn Begutachtungen durch einen Agenten zahlt der Autor, den Lektor muss der Verlag bezahlen. Der Verlag verlässt sich dann mehr und auf die Nase eines Agenten, und dies kann meiner Meinung nach nicht ohne Folgen für das Verlagsprogramm bleiben.

Ich weiß nicht, ob ich das richtig sehe, aber ich halte das nicht für einen begrüßenwerten Trend. Deshalb habe ich auch immer Respekt vor Autoren, die ohne Agent auskommen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: korvin am 01. Januar 2009, 16:21:21
Zitat von: Tenryu am 31. Dezember 2008, 21:46:04
Das ist aber eine sehr naive, wenn nicht dümmliche Einstellung. Ich will nicht wissen, wie viele Künstler schon von ihren Agenten und Managern betrogen wurden. Wenn es ums Geld geht (erst recht wenn es um viel Geld geht), kann man keinem trauen. Das spricht nicht gegen Agenten allgemein. Aber nur weil man einen Impressario hat, entbindet das einen nicht von der Pflicht, die Verträge, die man unterschreibt gründlich zu lesen und selber nachzuprüfen, ob auch alles mit rechten Dingen läuft. Sonst wird man am Ende vom Verlag und dem Agenten beschissen.


Ich wollte nur nicht das Ganze Gespräch wieder geben. Viel mehr ging es mir darum, die Grundaussage wieder zu geben.
Das ich einen Vertrag gründlich prüfe ud gelegentlich auch mal jemandem über die Schulter schaue sollte sich von selber erklären.
Ich muss ja auch niemandem sagen das er atmen soll.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Maja am 01. Januar 2009, 18:36:59
Die Anwesenheit verschiedener Autoren in meinem Wohnzimmer in den letzten beiden Tagen hat sich als sehr fruchtbar herausgestellt, und auch ich habe wieder ein paar neue Dinge über den Nutzen von Agenturen gelernt:
Im vorvergangenen Jahr hatte ich mich mit meinem Jugendbuch direkt bei verschiedenen Verlagen beworben, darunter auch beim Loewes Verlag, Bindlach. Meine Leseprobe bekam ich zurückgeschickt mit dem Vermerk, daß der Loewes Verlag keine neuen Autoren sucht, sondern ausschließlich mit Bestandsautoren arbeitet (überwiegend auf Auftragsbasis). Habe ich zur Kenntnis genommen und abgehakt. Auch andere haben diese Erfahrung gemacht. Aber jetzt habe ich erfahren, durch eine von einer Agentur vertretene Tintenzirklerin, daß dort tatsächlich nach Angebot durch die Agentur der Verlag einen Text angefordert hat. Macht also doch einen Unterschied.

Agenten dürfen auch Dinge tun, die sich ein Autor selbst verkneifen sollte, z.B. beim Verlagslektorat nachfragen, was man denn dort von den eingereichten Leseproben und Manuskripten hält.
Und wer sich wie ich eher schlecht verkaufen kann und bei Vertragsverhandlungen tendenziell einknickt, ist mit einer Agentur gut beraten: Der geht es nicht um die eigene Eitelkeit, sie fühlt sich nicht geschmeichelt, nur weil die Chance besteht, den Namen gedruckt zu sehen, und ist mehr am Aushandeln der bestmöglichen Konditionen für den Autor (die zugleich der Agentur zugutekommen) interessiert.

Auch den großen Prokrastinatoren und Feiglingen dieser Welt helfen Agenturen: Wer sagt "Diese Leseprobe schicke ich morgen raus, oder nächste Woche, oder irgendwann...", schickt - so wie ich - am Ende meist doch nichts raus. Allerdings scheitern diese Leute für gewöhnlich dann auch an der Suche nach einer Agentur - nächstes Jahr will ich mich endlich mal bewerben...
Als jetzt eine Agentur direkt an mich herantrat und mich und mein Werk unter Vertrag nehmen wollte, habe ich mich auch erstmal lange umgehört, viel recherchiert - empfohlener Google-Suchbegriff: unseriöse Literaturagentur, ohne Gänsefüßchen, führt zu sehr interessanten und informativen Ergebnissen - nachgedacht, telefoniert, und schließlich einen Werksvertrag abgeschlossen. Ich bin die mit der sehr jungen Agentur, von der die Wölfin sprach :vibes: Mein Erfahrungsbericht folgt bei Erfahrung.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Franziska am 01. Januar 2009, 19:04:34
@Wölfin

ja, ich glaube ich habe das verwechselt mit dem Thema Kleinverlag vs.Großverlag.
Ich hätte ja prinzipiell nichts dagegen, wenn mich ein großer Verlag haben wollte *träum* aber ich denke, das ist ziemlich unrealistisch und kleinverlage haben auch Vorteile. Daran, dass die Werke auf den Websites nicht unbedingt von der Agentur vertreten werden hatte ich nicht gedacht. Ich hatte immer angenommen, dass Autoren die schon Romane veröffentlicht haben, nicht unbeding noch zu einer Agentur gehen, aber du hast mich schon belehrt. Es würde mich aber wirlich interessieren, ob die Agenturen auch an Kleinere Verlage vermitteln. Ich hatte mir das imemer so vorgestellt, dass sie erst an große Verlage schreiben und dann an kleinere, gerade bei einem speziellen Genre.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Tenryu am 01. Januar 2009, 20:28:00
Wenn Verlage wirklich Agenturbewerbungen vorziehen sollten, dann könnte man doch versuchen, sich als sein eigener Agent auszugeben.  ;D

Das mit der Prokrastination... also ich denke schon, daß ich irgendwann, vielleicht nächstes Jahr, mir mal einen Agenten suchen könnte...  ;)  :snicker:
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Elena am 02. Januar 2009, 18:19:26
Churke, was du schreibst, ist auch in Deutschland Trend, so weit ich das mitbekommen habe. Maja sprach es schon bei Loewe an, bei cbj ist es meines Wissens nach auch so, dass Einsendungen ohne Agenten inzwischen nicht mehr oder kaum geprüft werden, die anderen Randomhouseverlage dürften da ähnlich vorgehen. Zwar ist es noch nicht ausgeschlossen, auch als unbekannter Autor mal herausgepickt zu werden, und andere Verlage prüfen auch noch Manuskripte ohne Agentur, aber so weit ich das überblicken kann, geht der Trend immer stärker in Richtung "nur Agentur".

Für allzu bedenklich halte ich es nicht; klar, die Verlage entlasten sich, aber ein Text, der von einem Verlag herausgezogen weden würde, würde wohl dann auch von eiger Agentur herausgezogen. Und mein persönlicher Eindruck ist es bisher, dass Agenturen sich die eingeschickten Sachen genauer anschauen als Verlage.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Coppelia am 02. Januar 2009, 18:54:15
Nach meinen persönlichen Erfahrungen kann ich Elena da nur zustimmen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Antigone am 02. Januar 2009, 19:28:26
Zitat von: Elena am 02. Januar 2009, 18:19:26
Maja sprach es schon bei Loewe an, bei cbj ist es meines Wissens nach auch so, dass Einsendungen ohne Agenten inzwischen nicht mehr oder kaum geprüft werden, die anderen Randomhouseverlage dürften da ähnlich vorgehen. Zwar ist es noch nicht ausgeschlossen, auch als unbekannter Autor mal herausgepickt zu werden, und andere Verlage prüfen auch noch Manuskripte ohne Agentur, aber so weit ich das überblicken kann, geht der Trend immer stärker in Richtung "nur Agentur".

Aber dann ist es doch seltsam, dass die Verlage trotz allem immer noch auf ihren Homepages den Punkt "Wie sollen Sie ein Manuskript einschicken" haben. Wenn sie sowieso nur noch von Agenturen nehmen, könnten sie sich doch viel Arbeit (und den Autoren viel Stress, vergebliche Hoffnung und Portogebühren) sparen, wenn sie das einfach auf ihre Homepage dazuschreiben würden.

lg, A.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 02. Januar 2009, 19:45:04
@Antigone: Das wäre doch eine hervorragende Frage an Darkstar, der in seinem Fantasyblog regelmäßig Agenten und Lektoren interviewt!

Also es gibt Verlage, die eine sehr realistische Einstellung zu den Einsendungen haben und die zumindest schreiben, dass sie wohl nie antworten werden (Ullstein (http://www.ullsteinbuchverlage.de/ullstein/faq.php), KiWi (http://www.kiwi-verlag.de/32-0-kontakt.htm)). KiWi (Kiepenheuer & Witsch) hatte zwischenzeitlich mal einen Hinweis auf der Homepage, dass sie überhaupt nichts annehmen, aber ich vermute mal, das wurde von den Autoren entweder ignoriert oder die Redaktion ist mit wütenden Mails traktiert worden ...?
Nachdem ich von mehreren Leuten mitbekommen habe, dass cbj wirklich immer innerhalb von zwei Wochen mit Formschreiben geantwortet hat und dass andere Random House-Verlage nie etwas von sich haben hören lassen, kann man vermuten, dass zumindest die Konzernverlage mit amerikanischem Hintergrund sich fast ausschließlich von Agenturen bedienen lassen. Kein schöner Trend, aber ich sehe auch nicht, wie man ihn aufhalten könnte. Zum Glück gibt es aber auch noch viele, viele Verlage, die wirklich prüfen und die nicht nur Manuskripte von Agenturen kaufen (wie auch immer sie das bei diesen Massen an Hobby-Eragon/Biss-Klonen schaffen)!

@Franziska: Wie gesagt ist das ein Thema, bei dem ich keine Erfahrungen habe. Hast du Lust, dafür einen neuen Thread zu eröffnen? Kleinverlagsbewerbung vs. Agentur oder allgemein eine Diskussion über die verschiedenen Kombinationen von Bewerbungsmöglichkeiten (erst Kleinverlag, dann Agentur, dann Konzern?)?
Viele der mittleren Verlage, die keine riesigen Buchmarktsstände haben, haben ganz ordentliche Auflagen, es muss also nicht schlimm sein, nicht bei Heyne oder Lübbe zu sein, sondern bei Spreeside oder Feder&Schwert und Co.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Tenryu am 02. Januar 2009, 21:22:29
Das ist dann aber leider ein extrem unschöner Trend für die Autoren. Denn wenn einer die erweiterten Dienstleistungen eines Agenten gar nicht benötigt oder wünscht, wird er dennoch gezwungen sich einen zu nehmen und seine Honorare um 15% zu schmälern.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Romy am 03. Januar 2009, 02:53:05
Zitat von: Die Wölfin am 02. Januar 2009, 19:45:04
Nachdem ich von mehreren Leuten mitbekommen habe, dass cbj wirklich immer innerhalb von zwei Wochen mit Formschreiben geantwortet hat und dass andere Random House-Verlage nie etwas von sich haben hören lassen, kann man vermuten, dass zumindest die Konzernverlage mit amerikanischem Hintergrund sich fast ausschließlich von Agenturen bedienen lassen. Kein schöner Trend, aber ich sehe auch nicht, wie man ihn aufhalten könnte. Zum Glück gibt es aber auch noch viele, viele Verlage, die wirklich prüfen und die nicht nur Manuskripte von Agenturen kaufen (wie auch immer sie das bei diesen Massen an Hobby-Eragon/Biss-Klonen schaffen)!

Hm, die Randomhouse Verlage haben mir aber bisher immer brav mit Formschreiben geantwortet und die Exposés und Leseproben zurückgeschickt, selbst wenn ich nicht mal Porto beigelegt hatte ... Wie  fast alle Großverlage, die ich bisher angeschrieben habe.
Bei Kleinverlagen hab ich es noch nie probiert, weil ich immer mit den Großen angefangen habe und mir bisher immer im Laufe der Versenderei und Warterei klar wurde, dass mein 'Werk' *ähem* noch gar nicht soweit ist ...  :wums:
Ob Heyne wohl bei seinem Wettbewerb merkt, dass es ein überarbeitetes Manuskript auf den Tisch bekommt, dass es schon mal hatte?  8) (Eine rethorische Frage, ich glaube es nicht)

Aber falls es jetzt beim Wettbewerb nicht klappt, werde ich es anschließend wohl auch mal mit Agenturen probieren. Ich hab mir das sowieso schon gedacht und nach allem, was ich gerade hier in diesem Thread gelesen habe, hat sich dieser Entschluss gestärkt.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Coppelia am 03. Januar 2009, 08:05:37
@ Antigone
Seh' ich auch so.
Allerdings sehe ich, dass das Problem, das man dann bisher bei den Verlagen hatte, genau so bei den Agenturen los geht. Ist wahrscheinlich ohnehin nur eine Frage der Zeit.
Aber bisher ist es nicht so: Die Hälfte der Agenturen, die ich angeschrieben hatte, hat mir in ihrem Rückschreiben (mit Anforderung oder ohne) gezeigt, dass sie meinen Text oder zumindest das Exposé gelesen hatten. Bei den anderen weiß ich es nicht, aber vielleicht hatten sie ihn ja auch gelesen.
Allerdings hatte ich vor ca. 7 Jahren mal etwa genauso viele Verlage angeschrieben, da war es ebenso. Die Hälfte der Verlage haben eine individuelle, auf die Geschichte bezogene Antwort geschrieben, und es waren alles Großverlage.
Ich habe vorletztes Jahr noch einmal den Versuch gemacht, und da hat mir von 7 Verlagen jeder ein Formschreiben geschickt, und ich konnte bei keinem sehen, ob er den Text gelesen hatte (bei einigen glaube ich es nicht, weil die Antwort innerhalb sehr kurzer Zeit kam). Auch, dass ich schon veröffentlicht habe, konnte mir da wohl nicht weiterhelfen. Verstehen kann ich es ja irgendwie. Für die Verlage bin ich vermutlich nur ein weiterer unerwünschter Einsender gewesen.
Der eher kleine Verlag, bei dem ich zuerst veröffentlicht habe, hat meine Einsendung aber geprüft und schließlich ja auch die Bücher genommen und würde gern eine Reihe draus machen. Inzwischen höre ich allerdings nur noch wenig von ihm.

Ob ich bei einer Veröffentlichung über Agentur weniger Geld bekomme, ist mir ehrlich gesagt egal ... erstens ist mir die Veröffentlichung sehr wichtig, zweitens würde es sich wahrscheinlich über längere Zeit trotzdem rentieren, da die Agentur einen im besten Fall ja mehrmals vermittelt, was als Einzelkämpfer vermutlich noch schwieriger wäre.

Was ich super finde, ist, dass meine Agentur die Leseprobe und das Manuskript checkt und Überarbeitungsvorschläge macht, bevor es abgeschickt wird. Betaleser sind schon etwas Tolles, aber meine sind häufig ein bisschen zu nett. ;) Oder aber extrem unfreundlich und haben keine Ahnung (nicht aus diesem Forum). Die Agentur hat Ahnung und ist sachlich und macht sinnvolle Vorschläge. Das finde ich klasse, denn häufig bin ich nach mehreren Überarbeitungen meines Textes betriebsblind, und meine Betaleser kennen auch schon mehrere Versionen. :)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Sarina am 03. Januar 2009, 12:51:59
Ich werde es auch mit einem Agenten versuchen, sofern nicht das Wunder geschieht und ich Heyne gewinnen sollte  :rofl:

Bin wirklich gespannt, ob eine Agentur dann, wenn auch das letzte Kapitel soweit fertig und überarbeitet ist, daran interesse hat.
Da ja in Deutschland viele Dinge (Trends) ähnlich wie in Amerika laufen (in der Wirtschaft), denke ich dass es auch darauf hinauslaufen wird, dass ohne Agent niemand mehr angenommen wird...

Hey, vielleicht sollten wir unsere eigene Agentur gründen... Ich melde mich für die Rechtsabteilung  :hmmm:
(kleiner Scherz  ;D)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 03. Januar 2009, 14:09:50
Zitat von: Sarina am 03. Januar 2009, 12:51:59Hey, vielleicht sollten wir unsere eigene Agentur gründen... Ich melde mich für die Rechtsabteilung  :hmmm:
(kleiner Scherz  ;D)

Cool! Dann melde ich mich für Übersetzungen (Englisch) und für's Fremdsprachen-Lektorat (ebenfalls Englisch). ;D Nein, im Ernst. Ich finde die Idee gar nicht so schlecht! :snicker:
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lomax am 03. Januar 2009, 14:23:30
Was eine Agentur vor allem mitbringt, sind Kontakte. Wenn ein Verlag Bewerbungen vom Agenten vorzieht, dann nicht deswegen, weil da jemand mit Manuskripten ankommt, der sich "Agent" nennt. Sondern weil dieser Agent schon für Verlage gearbeitet hat, weil er Lektoren persönlich kennt und sie ihn ... Und weil er dann von dieser Basis ausgehend sein Netzwerk weiter ausbauen und nach und nach noch weitere Lektoren und Entscheidungsträger persönlich ansprechen kann.
  Im Zweifel wollen die Verlagsmitarbeiter eben darauf vertrauen können, dass der Agent ihnen schon einen Teil der Arbeit abgenommen hat und dabei auch weiß, was er tut.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 12. Januar 2009, 22:20:04
Zitat von: Franziska am 01. Januar 2009, 19:04:34Es würde mich aber wirklich interessieren, ob die Agenturen auch an Kleinere Verlage vermitteln. Ich hatte mir das imemer so vorgestellt, dass sie erst an große Verlage schreiben und dann an kleinere, gerade bei einem speziellen Genre.
Als Diskussionsgrundlage zum vielleicht zu diesem Thema noch kommenden Thread, könnt ihr bei Montségur vorbeischauen. Dort ist just heute ein Mitglied mit genau dieser Fragestellung in den Ring gestiegen (Übrigens hat die Autorin in der SF-Anthologie Lotus-Effekt von Wurdack mit Weg mit Stella Maris eine wunderschön erzählte Kurzgeschichte vorgelegt, der ich in diesem Jahr alle Daumen drücke, beim deutschen SF-Preis auf den höheren Rängen zu landen.):

Agenturen und kleinere Verlage (http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1231794333/0#0)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kaeptn am 03. März 2009, 15:54:47
Mir kam da heute noch eine Frage in den Sinn... Bekommt der Autor Feedback von der Agentur über deren Vermittlungsversuche, sprich sowas wie "Diesen Monat haben wir ihr Manuskript bei A B und C vorgestellt."

Oder unterschreibt man den Vertrag und hört erst wieder was, wenn die jemanden gefunden haben (bzw wenn man nachbohrt)?
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 03. März 2009, 20:22:22
Also wenn ich keine Rückmeldung bekäme, würde ich kündigen  ;D

Kann sein, dass ein Agent vor der Buchmesse weniger gesprächig ist, weil da immer sehr viel Stress herrscht, aber sonst weiß ich genau, wo was von mir unterwegs ist und wer Interesse hat/hatte.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: steffen_bs am 20. Mai 2009, 10:09:20
Das kann ich nur bestätigen. Bin selber bei einer Agentur untergekommen und die Chefin hält mich eigentlich regelmäßig auf dem Laufenden.
Im Übrigen ist ein weiterer Vorteil einer Agentur der, dass die Verlage von den Agenten nach Absagen oftmals angerufen werden und nach den Gründen gefragt werden. (Bei mir ist das bislang zum Glück noch nicht vorgekommen, aber wer weiß...)
Wenn man als kleiner Autor dort nach einer Standardabsage anruft, wird man nicht viel über die Ablehnungsgründe erfahren, doch der Agentur wird oftmals mitgeteilt, woran es gelegen hat. Und dann kann (so macht es meine Agentur zumindest) die Agentur sich mit dem Autor zusammen setzen und die Fehler ausmerzen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Cailin am 23. August 2009, 16:51:58
Eine Frage habe ich mkr bezügl. Agentur schon öfter gestellt:

Wie ist das eigentlich mit der 'Konkurrenz' der Autoren innerhalb einer Agentur?
Also z.B. wenn eine Agentur  zwei (oder mehr)  Autoren vertritt, die die gleiche Zielgruppe haben, sowohl was Verlage als auch Leser angeht (soll ja vorkommen), der eine aber schon dick im Geschäft ist, der andere sich vielleicht sogar auch schon einen Namen gemacht hat, aber verglichen mit dem 'alten bekannten Hasen' ein rel. Neuling ist. Für welchen der beiden wird die Agentur 'mehr' tun? (Jetzt nicht im Sinne von: Sie heben einen größeren Arbeitsaufwand, bis sie ihn vermittelt haben, sondern im Sinne von: Sie bieten seine Projekte 'besser' an und forcieren ihn mehr)
Wäre es denkbar, dass innerhalb einer Agentur ein Autor deutlich stärker vertreten wird, als ein anderer? Was meint ihr?

Und vor diesem Hintergrund: Falls dem tatsächlich so wäre: Kämme man dann nicht evtl doch OHNE Agentur weiter als mit, weil man eben nur sich selbst vertritt und als Neuling nicht evtl hinter den 'alten bekannten Hasen' hinten anstehen muss?

Ich will jetzt niemandem irgendetwas unterstellen, aber ich habe mich das dann doch schon das ein oder andere Mal gefragt  ???
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 23. August 2009, 16:57:11
Zitat von: Cailin am 23. August 2009, 16:51:58Wie ist das eigentlich mit der 'Konkurrenz' der Autoren innerhalb einer Agentur?

Oh, das ist, finde ich, eine sehr gute Frage, Cailin! Da kennt sich hier doch bestimmt jemand aus, oder? :hmhm?: Ich denke zwar nicht, dass man (gerade als Neuling) ohne Agentur dann besser dran wäre. Aber es wäre schon interessant zu wissen wie sie Agenturen das intern regeln. Im Prinzip dürfte doch eigentlich niemand aus irgendeinem Grund bevorzugt werden, oder? Aber ist eben die Frage, ob sich daran auch tatsächlich gehalten wird. Ist ja oft genug so, dass am Ende dann trotzdem einer dumm dasteht. ::)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Tenryu am 23. August 2009, 19:56:39
Die Agentur ist kein Wohlfahrtsverein. Sie will in erster Linie Geld verdienen. Und daß sie mit einem bekannten Autor mehr und leichter ihr Geld verdient, als mit einem unbekannten Neuling, ist ja wohl klar. Also wird sie ihre Prioritäten entsprechend setzen. 15% von einer Million sind mehr als 15% von 1000€ Honorar. Und schließlich gibt es viele Agenten, und ein Agent wird es sich daher nicht leisten, einen guten Kunden zu verlieren. Also muß er auch dafür sorgen, daß seine Stars zufrieden gestellt werden. Und da Stars gerne ihre Allüren haben, ist ihre Betreuung auch entsprechend aufwendiger. Um so weniger Zeit bleibnt da für die übrigen.
Ich will nicht behaupten, daß ein Agent die weniger guten Kunden vernachlässigt. Aber bei beschränkten finanziellen und personellen Ressourcen, können eben nicht alle Kunden gleich behandelt werden.
Das ist ja in jeder Branche so. Wenn du dir ein neues Auto kaufen willst, wirst du vom Händler sicher nicht ganz so aufmerksam betreut werden, wie ein Firmenchef, der gleich 30 Dienstwagen auf einmal bestellt. Und wenn Madonna bei ihrer Plattenfirma anruft wird sie sicher anders behandelt, als das Volksmusik-Trio, das vielleicht 500 CDs im Jahr verkauft.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Steffi am 23. August 2009, 23:47:47
Zitat von: Tenryu am 23. August 2009, 19:56:39
Und da Stars gerne ihre Allüren haben, ist ihre Betreuung auch entsprechend aufwendiger.

Na ja, meine Bekannte ist Bibliothekarin und trifft auf diese Weise schon mal "Stars" und da sind durchaus nicht alle Stars mit Allüren. Ich glaube, gerade tatsächlich erfolgreiche, professionelle Autoren haben gar nicht genug Zeit, um sich irgendwelche Allüren zuzulegen, sondern sind mit dem Schreiben durchweg beschäftigt. Außerdem ist das Buchgeschäft ja nicht "DSDS", und ich denke dass man sich als Autor gar keine Allüren leisten darf, es sei denn man heißt JK Rowling oder Dan Brown.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Romy am 24. August 2009, 00:55:10
Ich denke mal, in Sachen Allüren kann man auch den erfolgreichsten Autor nicht mit irgendwelchen Popsternchen oder Hollywoodgrößen vergleichen  ;) Die hauptsächliche Arbeit eines Autors findet schließlich immernoch im stillen Kämmerlein statt und falls man sich nicht gerade eine Sekretärin leisten kann, ist man da völlig allein und niemand bejubelt und bedient einen.

Zitat von: Cailin am 23. August 2009, 16:51:58
Eine Frage habe ich mkr bezügl. Agentur schon öfter gestellt:

Wie ist das eigentlich mit der 'Konkurrenz' der Autoren innerhalb einer Agentur?

Ich weiß es ja nicht, aber ich würde mal vermuten, dass es für eine Agentur nicht so schwierig sein dürfte, ein Manuskript eines Bestsellerautors zu vermitteln. Folglich muss die Agentur für das Skript eines Bestsellerautors gar nicht sooo viel Zeit aufwenden, wie für einen Nachwuchsautor. Bedeutet also, relativ viel Geld, für relativ wenig Aufwand. Beim Nachwuchsautor dann andersherum.

Verdienen tut die Agentur an dem Bestsellerautor sicherlich mehr, aber ich denke/vermute mal, dass Agenturen auch etwas langfristiger denken als Verlage und deshalb auch eher bereit sind, Zeit und Aufmerksamkeit in einen vielversprechenden Nachwuchsautor zu investieren.  :hmhm?:
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Tenryu am 24. August 2009, 06:26:40
Zitat von: Romilly am 24. August 2009, 00:55:10Ich weiß es ja nicht, aber ich würde mal vermuten, dass es für eine Agentur nicht so schwierig sein dürfte, ein Manuskript eines Bestsellerautors zu vermitteln. Folglich muss die Agentur für das Skript eines Bestsellerautors gar nicht sooo viel Zeit aufwenden, wie für einen Nachwuchsautor. Bedeutet also, relativ viel Geld, für relativ wenig Aufwand. Beim Nachwuchsautor dann andersherum.

Das Vermitteln selbst geschieht vielleicht einfacher. Aber dafür sind die Verhandlungen umso zäher. Im Gegensatz zu einem Nachwuchsautor, den man leicht mit einem Standard-Vertrag abspeisen kann, wird der Erfolgsautor einen hohen Vorschuß und Sonderbedingungen im Vertrag verlangen. Hinzu kommt, daß ein Erfolgsautor mehr Verträge hat (Nebenrechte, Übersetzungen, Filme, Hörspiele, TV-Auftritte, Interviews, usw.) Das alles will gemanaged sein.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Antigone am 24. August 2009, 13:25:46
Ich sehe das realtiv optimistisch: eine Agenur möchte Geld verdienen, und zwar mit ALLEN ihren Autoren. Klar bringt ein Bestsellerautor mehr Kohle als ein Anfänger, aber die hätten den doch nicht unter Vertrag genommen, wenn sie mit ihm nicht auch was verdienen wollten. Kleinvieh macht schließlich auch Mist.

Deswegen denke (bzw. hoffe) ich, dass sich Agenturen um alle Autoren kümmern. Ich denke, der potentielle Gewinn ist die beste Motivation für die Agentur, die sich ein Autor wünschen kann.

Aber genau wissen tu ichs natürlich nicht. Das wäre wohl auch eine interessante Frage fürs Montsegur, wo sich tatsächlich auch Agenten tummeln.

lg, A.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: steffen_bs am 24. August 2009, 15:14:04
Interessante Frage. Konkurrenz...
Ich habe mit den Autoren aus der Agentur ein super Verhältnis, also untereinander ist da kein Konkurrenzdenken. Man hilft sich gegenseitig, wo man kann.
Des Weiteren denke ich, dass es einem Neuling nur von Nutzen sein kann, wenn er einen großen Autoren neben sich in der Agentur hat.
Warum?
Ganz einfach.
Ein Verlag kriegt das Skript des Newbies auf den Tisch, sieht den Stempel der Agentur und denkt: "Hey, die haben doch auch schon den XY (großen Autoren) unter Vertrag und vermittelt. Wenn die den haben, legen die sicherlich Wert auf Qualität. Dann schau ich mir das Skript mal genauer an."
Sicherlich ist eine Agentur bemühter darum, bekannte Autoren bei Laune zu halten. Doch wie gesagt, die Neulinge profitieren umso mehr davon. Je mehr bekannte Autoren in der Agentur, desto besser das Ansehen der Agentur und des Jungautoren.

LG
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Tenryu am 24. August 2009, 21:59:14
Zitat von: Antigone am 24. August 2009, 13:25:46Aber genau wissen tu ichs natürlich nicht. Das wäre wohl auch eine interessante Frage fürs Montsegur, wo sich tatsächlich auch Agenten tummeln.

Ich glaube nicht, daß die so frei aus dem Nähkästchen plaudern werden. Welcher Arzt gibt schon öffentlich zu, daß er Privatpatienten besser und lieber behandelt als die von der gesetzl. Kasse?

Zitat von: Taroleas am 24. August 2009, 15:14:04Je mehr bekannte Autoren in der Agentur, desto besser das Ansehen der Agentur und des Jungautoren.

Das stimmt. Doch je höher das Ansehen der Agentur und je mehr berühmte Autoren sie hat, desto schwieriger wird es sein, dort angenommen zu werden, weil die Ansprüche dann entsprechend hoch sind. Und die Agentur nicht mehr darauf angewiesen ist, unbedingt neue Kunden zu gewinnen.

Umgekehrt könnte eine neue Agentur, die noch wenige und keine berühmten Autoren vertritt, sich mehr Mühe geben und aktiv neue Autoren suchen. Dafür aber weniger angesehen bei den Verlagen sein.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 25. August 2009, 07:18:38
Zitat von: Tenryu am 24. August 2009, 21:59:14
Ich glaube nicht, daß die so frei aus dem Nähkästchen plaudern werden. Welcher Arzt gibt schon öffentlich zu, daß er Privatpatienten besser und lieber behandelt als die von der gesetzl. Kasse?

Der Vergleich hinkt genau wie unser Gesundheitssystem: Der Arzt DARF es gar nicht öffentlich zugeben, will er keine Repressalien in Kauf nehmen. Immerhin ist die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten rechtswidrig obwohl gängige Praxis.
Eine Agentur ist da wohl nicht so arg gebunden. ;D

Zitat von: Tenryu am 24. August 2009, 21:59:14
Das stimmt. Doch je höher das Ansehen der Agentur und je mehr berühmte Autoren sie hat, desto schwieriger wird es sein, dort angenommen zu werden, weil die Ansprüche dann entsprechend hoch sind. Und die Agentur nicht mehr darauf angewiesen ist, unbedingt neue Kunden zu gewinnen.

Umgekehrt könnte eine neue Agentur, die noch wenige und keine berühmten Autoren vertritt, sich mehr Mühe geben und aktiv neue Autoren suchen. Dafür aber weniger angesehen bei den Verlagen sein.

Mit gehobenen Ansprüchen und bekannten Autoren in der Agentur steigt dafür aber natürlich auch deine Chance auf Vermittlung. Das ist eine Spirale und sie führt in diesem Falle ausnahmsweise mal nach oben ... wenn man Glück hat.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Steffi am 25. August 2009, 14:26:15
Ich denke das Argument, dass eine Agentur mit ALLEN Autoren Geld verdienen möchte, ist das entscheidende. Die würden mit Sicherheit niemanden unter Vertrag nehmen, den sie nicht potentiell als den nächsten Bestseller-Autor sehen, und dementsprechend wird sich die Vermarktung der einzelnen Autoren da wahrscheinlich nicht viel tun.

Natürlich ist es wahrscheinlich einfacher ein MS von Kai Meyer an den Mann zu bringen als das von einem Neuling, aber ich glaube nicht, dass es in einer Agentur nach dem Motto "Erstmal verkaufen wir das MS von unseren namenhaften Autoren, dann kommen die kleinen dran" läuft. Daran verdienen die ja auch kein geld. Die wollen doch möglichst viele Autoren unterbringen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Churke am 25. August 2009, 14:50:51
Ein Agent verdient nicht an der Zahl der vermittelten Autoren, sondern an der verkauften Auflage.

Da kann es schnell sein, dass ein leicht vermittelter Star-Autor (bei dem wahrscheinlich vor allem um Kohle gefeilscht wird) ein Vielfaches dessen einbringt, was bei zehn mühsam vermittelten Hans Musterschreibern hängen bleibt.

Die Frage ist aber, ob ein Hans Musterschreiber mit dem Star-Autor überhaupt konkurriert. "Ey, wann schmeißt ihr endlich den Heitz raus, ich hab hier voll die Schreibentdeckung für euch!" Das sind zwei unterschiedliche Segmente. 
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 25. August 2009, 15:52:45
Auch ein Heitz war mal nur ein Hans Musterschreiber und hat klein angefangen. Bei etablierten Autoren ist der "Kampf" mit dem Verlag für eine Agentur sicherlich leichter, da wird man sich dann aber sicher nicht weniger um seine unbekannteren Autoren oder "Neulinge" bemühen. Und eine Agentur, die sich nicht so intensiv um "Kleine" kümmert und da Unterschiede macht, kann wohl nicht von sich behaupten, alles getan zu haben. Schließlich weiß nie jemand, ob hinter Erna Müller nicht die nächste Rowling steckt (auch wenn Klappentexte es nachher prophezeien ;)) und dann der Rubel rollt. :dollars:
Es ist wie so vieles im Leben ein Glücksspiel und Gewinnmaximierung das höchste Ziel.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: steffen_bs am 25. August 2009, 16:24:01
Da muss ich Stefan vollkommen recht geben.
Ich habe (auch noch als unveröffentlichter) bislang totale Unterstützung bekommen, sowohl von der Agentur (in Form von einer hammermäßigen Lektoratsarbeit mit mir gemeinsam), als auch von den anderen Autoren dort (Beta-Lesen, Meinungen zu Texten, etc.)
Nach meinem Gefühl wird kaum ein Unterschied zwischen Megaautor und Neuling gemacht, denn wie Steffi schon schrieb, wenn eine Agentur an das Manuskript glaubt, dann will sie es auch vermitteln, egal ob der Autor nun Stephen King oder Max Mustermann heißt.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kaeptn am 04. Oktober 2009, 11:28:51
Was mich ein bisschen skeptisch macht, ist die doch recht große Zahl derer hier im Forum, die zwar bei einer Agentur abernoch immer nicht veröffentlicht sind - was sich hoffentlich mit der Frankfurter Buchmesse ändert (allen die Daumen drück!!).

Mich würden da mal Erfahrungsberichte eben jener Tintenzirkler interessieren.
Wie reagiert eine Agentur, wenn ein Roman 1 Jahr lang unvermittelt bleibt?
Werden Rechte an einzelnen Werken auch mal an den Autor zurückgegeben a la "Sorry, wir finden da niemanden für, wenn du selbst dein Glück nochmal versuchen willst", oder muss man damit leben, dass der Roman ggf. auf ewig in der Agentur verstaubt, außer man kündigt den Vertrag?
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kerimaya am 04. Oktober 2009, 11:52:29
Ich weiss nicht, wie es bei anderen Agenturen und in anderen Fällen ist, aber in meinem Fall kann der Vertrag nach einer festgelegten Zeit gekündigt werden (sowohl von Autor, als auch von Agentur Seite aus).

Mein Projekt ist jetzt seit ca. März unter Vertrag, und bisher bin ich mit dem Fortschritt zufrieden genug, daß ich mir keine Gedanken darüber mache, den Vertrag zu kündigen. Man muss ja a) bedenken, dass die Mühlen im Verlagswesen sehr seeehr langsam mahlen (zumindest, wenn man Autor ist - sobald Verlage etwas von dir wollen, muss es plötzlich schon gestern fertig gewesen sein *seufz*) und b), was in der "Wartezeit" passiert. Hält der Agent Kontakt, informiert er über die aktuellen Fort- oder Rückschritte, wird gemeinsam am Projekt gearbeitet?
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Elena am 05. Oktober 2009, 15:41:21
Hallo Kaeptn,

ich denke, bei einigen hier hat das damit zu tun, dass sie zwar als Autor an sich für die Agentur interessant waren, aber nicht das angebotene Projekt - das heißt, die Zeit verging vor allem damit, an einem neuen Projekt zu arbeiten, dass die Agentur dann anbietet. So war es zumindest bei mir, wobei meine Agentur im Gegensatz zu anderen darauf bestand, dass ich das ganze Manuskript fertig habe, bevor sie mit der Vermittlung anfangen. So sind dann schnell mal fast anderthalb Jahre zwischen Agenturvertrag und Beginn der Vermittlungen vergangen.

Was das vorgehen bei keinem Vermittlungserfolg betrifft: In der Regel wird es dann mit dem nächsten Projekt versucht. Der Vertrag (mein Vertrag, besser gesagt) verbietet dir aber, für das erste Manuskript irgendeine Vereinbarung einzugehen, an der die Agentur nicht beteiligt ist. Das werden die auch nicht so schnell wieder abtreten, schließlich besteht ja immer noch die (nicht besonders große) Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Erfolg des zweiten Romans der erste doch noch veröffentlicht wird.
Selbst damit nach den Agenturbemühungen noch einen Verlag dafür suchen zu wollen halte ich generell für keine gute Idee.
1. hatten die meisten Verlage dein Manuskript schon - wieso sollten sie es plötzlich wollen, wenn du es ihnen anbietest?
2. macht man einen denkbar schlechten Eindruck, wenn man ein bereits angebotenes Manuskript auf dem Wege noch mal einreicht, vor allem mit geringem Zeitabstand.
3. registrieren Verlage durchaus, wer sich so bei ihnen bewirbt, und ein abgelehntes Manuskript von dir macht die Chancen für ein kurz danach eingereichtes zweites Manuskript von deiner Agentur nicht besser.

Blieben Kleinverlage, wogegen deine Agentur vermutlich protestieren würde, wenn sie noch "höheres" mit dir vorhat.
Ich würde es also gar nicht unbedingt wollen, weil ich den Zweck dahinter nicht sehe.

Viele Grüße,

Elena
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lila am 05. Oktober 2009, 17:02:27
@Elena:
Darf man fragen bei welcher Agentur du bist? Wenn du es hier nicht schreiben magst kannst du mir gerne auch eine PN schicken. :winke:
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Elena am 05. Oktober 2009, 17:45:51
Da das auch im Agenturen-Thread bereits steht: Ich werde von der Agentur Schlück vertreten. :)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kaeptn am 06. September 2010, 16:20:38
Zitat von: Kaeptn am 04. Oktober 2009, 11:28:51
Was mich ein bisschen skeptisch macht, ist die doch recht große Zahl derer hier im Forum, die zwar bei einer Agentur abernoch immer nicht veröffentlicht sind - was sich hoffentlich mit der Frankfurter Buchmesse ändert (allen die Daumen drück!!).

So, fast ein Jahr ist vergangen und nachdem der Thread heute verlinkt wurde stieß ich wieder drauf. Und täuscht mich mein Eindruck, dass die meisten TZler immer noch nicht vermittelt wurden? Wenn ich dann jetzt auch noch von den vielen weiß/grauen Schafen lese, werde ich allmählich skeptisch. Bei den großen kommt man auch kaum leichter rein als bei einem Verlag und bei den Kleinen unterschreibt man vielleicht einen Vertrag, aber die Wahrscheinlichkeit dass nach einem Jahr nix passiert ist, ist auch relativ hoch.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Lavendel am 06. September 2010, 16:44:50
Zitat von: Kaeptn am 06. September 2010, 16:20:38
So, fast ein Jahr ist vergangen und nachdem der Thread heute verlinkt wurde stieß ich wieder drauf. Und täuscht mich mein Eindruck, dass die meisten TZler immer noch nicht vermittelt wurden? Wenn ich dann jetzt auch noch von den vielen weiß/grauen Schafen lese, werde ich allmählich skeptisch. Bei den großen kommt man auch kaum leichter rein als bei einem Verlag und bei den Kleinen unterschreibt man vielleicht einen Vertrag, aber die Wahrscheinlichkeit dass nach einem Jahr nix passiert ist, ist auch relativ hoch.

Die meisten TZler sind vielleicht nicht vermittelt, was aber daran liegt, dass die meisten TZler keinen Agenturvertrag haben. Ich habe zwar keine Statistiken geführt, aber von den Leuten mit Agenturvertrag gibt es doch einige, die vermittelt wurden. Es gibt durchaus Negativerfahrungen (siehe bei den Schafen), aber es gibt auch sehr positive Fälle, in denen die Zusammenarbeit mit einem Agenten den Autoren sehr geholfen hat. Zum Beispiel dabei, überhaupt von Verlagen wahrgenommen zu werden, weil sie nicht bei den unverlangten MS versacken, weil sie ein professionelles Exposé haben und weil ein guter Agent einfach weiß, was bei welchem Verlag gut unterkommen kann oder wie man mit welchem Lektor reden muss.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kerimaya am 06. September 2010, 16:52:51
Ich glaube, der Eindruck entseht auch, weil es viel mehr Einträge zu Negativ Beispielen gibt, als positive Rückmeldungen zu den Agenturen. Wenn man mal die ganzen positiven Meldungen im Kellerbereich zusammen zählen würde, kämen da viel mehr positive Meldungen und Vermittlungen zu Tage.
Aus eigener Erfahrung kann ich auch sagen, dass ich, dank meiner Agentur, sehr weit gekommen bin und, wenn auch in einem anderen Genre, erfolgreich vermittelt wurde.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Grey am 07. September 2010, 10:00:25
Zitat von: Kaeptn am 06. September 2010, 16:20:38
Bei den großen kommt man auch kaum leichter rein als bei einem Verlag und bei den Kleinen unterschreibt man vielleicht einen Vertrag, aber die Wahrscheinlichkeit dass nach einem Jahr nix passiert ist, ist auch relativ hoch.

Zwei Aussagen, die ich so nicht stehenlassen würde. Erstens bekommen auch die großen Agenturen immer noch weniger Bewerbungen als ein Publikumsverlag. Die Chance für dein MS, ohne all zu großen Stressfaktor im Nacken geprüft und wahrgenommen zu werden, ist also deutlich höher - genau wie die Chance, dass die Herrschaften von der Agentur sich daran erinnern, ob sie dich schon mal abgelehnt haben. ;)
Zweitens - ja, die Wahrscheinlichkeit, bis zu ein Jahr nach Vertragsabschluss mit der Agentur noch unvermittelt zu sein, ist gar nicht so klein. Auch nicht bei den großen Agenturen, übrigens. Aber ein Jahr ist im Verlagswesen leider überhaupt keine Zeitspanne von Bedeutung. Nicht alle Verlage sind gleich schnarchnasig, aber ihre Zeit brauchen sie alle - und zwar viel davon. Und da nützt es ja auch nichts, wenn die Agentur ständig bei denen auf der Matte steht und nervt, vermutlich ist das sogar eher kontraproduktiv.

Was mich betrifft, ich gebe meine Agentin nie wieder her. Ich bin jetzt ziemlich genau ein Jahr bei der Agentur, und wäre mein erster Roman nicht unerwartet doch noch verkauft worden, würde ich auch noch auf Vermittlung warten - aber wie gesagt, ein Jahr ist kein Jahr. Wenn der erste Roman kein Zuhause findet, muss der nächste erstmal geschrieben und ausgehfein gemacht werden. Und jeder von uns weiß ja, dass das eben schon ein gutes halbes Jahr oder länger dauern kann. ;)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Schommes am 14. Mai 2011, 15:39:01
Ich bin eben gerade eher zufällig auf diesen Thread gestoßen und bin bass erstaunt, wieviel Co-Schlückies hier sind. Grey, Elena, Rigalad und noch meine Wenigkeit (seit Ende 2007). Gibt es noch mehr von Euch und seit wann seit Ihr dabei?
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 14. Mai 2011, 15:43:02
Die beste Übersicht, wer bei welchem Verlag und welcher Agentur ist, findest du hier: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,2917.msg72162.html#msg72162 (Ich schreib dich mal dazu). Elena ist mittlerweile nicht mehr bei Schlück.

Und ich kann schonmal orakeln, dass die Liste in diesem Jahr noch um einiges anwachsen wird  ;D
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Runaway am 14. Mai 2011, 16:01:35
Zitat von: Die Wölfin am 14. Mai 2011, 15:43:02
Und ich kann schonmal orakeln, dass die Liste in diesem Jahr noch um einiges anwachsen wird  ;D
Du Spion!! ;D
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 14. Mai 2011, 16:12:00
Zitat von: Dani am 14. Mai 2011, 16:01:35Du Spion!! ;D
Tz! Hast du etwa vergessen, dass Bibliothekare "Mind reading and fortune telling" beherrschen?

Habe die Gelegenheit genutzt, ein paar Ergänzungen ins erste Posting einzufügen. Ist zwar eigentlich nicht als Checkliste für die Agentursuche gedacht gewesen, aber eine andere haben wir nicht, fällt mir gerade auf.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Schommes am 14. Mai 2011, 16:31:58
Zitat von: Die Wölfin am 14. Mai 2011, 15:43:02
Die beste Übersicht, wer bei welchem Verlag und welcher Agentur ist, findest du hier: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,2917.msg72162.html#msg72162 (Ich schreib dich mal dazu). Elena ist mittlerweile nicht mehr bei Schlück.

Und ich kann schonmal orakeln, dass die Liste in diesem Jahr noch um einiges anwachsen wird  ;D
Merci. Ist mir jetzt etwas peinlich, dass ich das wohl mit etwas Recherche wieder hätte selber finden können. Darst mich gerne auch bei Piper dazu schreiben  ;D
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 14. Mai 2011, 16:41:23
Später. In die Listen kommt der Name erst, wenn der Roman wirklich draußen ist. Mir fällt das Wiederfinden natürlich leicht: Die meisten Threads in der Rubrik sind von mir alter Napfschnecke  ;D
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 25. Mai 2014, 15:14:19
Sodele. Da dieser Thread mittlerweile respektable 6 Jahre auf dem Buckel hat, habe ich mir die Links im Eingangsposting vorgenommen und ein paar kleine Ergänzungen zugefügt.
Anregungen, Kritik und Diskussion sind natürlich willkommen. Meine Liste dient der Übersicht, ist aber natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 14. Januar 2015, 20:19:48
Da sich aktuell ja wieder einiges in der Agenturwelt bewegt und nicht wenige sich zum Jahresanfang den Vorsatz gefasst haben, es in diesem Jahr mit einer Bewerbung zu versuchen, interessiert mich natürlich eure Meinung zum Eingangsposting.
Ergänzungen?
Überlegungen, was man bei der Agentursuche noch beachten sollte?
Noch eine kleine weitere Liste, worauf man vielleicht Wert bei der Zusammenarbeit legt, bzw. welche Ziele man als Autor hat?
Welche Ziele brauchen welchen Partner (Dafür vielleicht einen neuen Thread)?
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Valkyrie Tina am 14. Januar 2015, 20:48:03
Zitat von: Nadine am 14. Januar 2015, 20:19:48
Da sich aktuell ja wieder einiges in der Agenturwelt bewegt und nicht wenige sich zum Jahresanfang den Vorsatz gefasst haben, es in diesem Jahr mit einer Bewerbung zu versuchen

Erwischt!  ;D

Ich hätte eine Ergänzung. Und zwar hab ich mich immer gefragt, wie das mit kleineren Projekten läuft, wenn ich eine Agentur habe (hätte). Damit meine ich die Punkte Kurzgeschichten und Liebhaberprojekt.
Kurzgeschichten: müsste ich mir von meiner Agentur die Teilnahme an jeder Kurzgeschichte absegnen lassen? Oder kümmern die sich nicht um solchen Kleinkram, wenn ich meine sonstigen Deadlines einhalte?
Und genauso Liebhaberprojekt: sagen wir, ich will ein Buch schreiben, von dem ich weiß, dass ich es nur in einem Kleinverlag unterbringen kann, oder per Self-publishing veröffentliche. Kann mir die Agentur quasi verbieten, das Buch zu schreiben (bzw zu veröffentlichen), oder sagen die "so lang du deine anderen Bücher trotzdem schreibst". Oder kümmern die sich dann trotzdem um die Veröffentlichung und die Abrechnung, halt bei dem kleineren Verlag?
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Malinche am 14. Januar 2015, 20:53:06
@Valkyrie Tina: Genau das - Kurzgeschichten und Liebhaberprojekte - kann man im Vorfeld mit der Agentur abzusprechen versuchen, bzw. haben einige Agenturen sowieso den Passus, dass sie keine Kurzgeschichten vertreten.

Bei meiner bisherigen Agentur war es so, dass ich bei Roman-Projekten, die ich z.B. fertig in der Schublade hatte, bei denen sie sich aber eine Vermittlung an Publikumsverlage nicht vorstellen konnte, um grünes Licht gebeten habe, es selbst bei Kleinverlagen versuchen zu dürfen. Das war auch nie ein Problem. Allerdings ist es auch nicht vorauszusetzen, dass alle Agenturen so locker sind, wie es S&A in dieser Hinsicht waren, aber ich denke: Grundsätzlich ist das ein Thema, das man auf den Tisch bringen kann und versuchen, eine Einigung zu erlangen. (Für mich ist es z.B. auch wichtig, diese Option grundsätzlich zu haben, ich werde noch sehen, wie sich das in meiner aktuellen Agentursuche auswirken wird.)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Maja am 14. Januar 2015, 23:43:42
Ich denke, was auch ganz wichtig ist, ist ein Hinweis, dass man auch mit einer Agentur im Rücken eine Menge Geduld braucht. Ich habe mich gerade durch diesen Thread gearbeitet, und da kam mehrmals so etwas wie "Manche sind ja schon ein Jahr bei ihrer Agentur und immer noch nicht vermittelt". Ein Agent ist, wenn es gut geht, ein Partner, der den Autor berät, der mit Verlagen kommuniziert und versucht, den Autor bestmöglich zu vermitteln. Ein Agent ist aber nicht ein Hexenmeister, der über dem Autor seinen Zauberstab schwenkt und schwupps, schon ist der vermittelt. Da spielen immer noch genug Kriterien hinrein, die der Agent nicht in der Hand hat, und sei es das Bauchgefühl von Lektoren oder das Kaufverhalten von Lesern, die sich partout nicht für die von den Verlagen geplanten Trends interessieren wollen. Es gehört immer auch Glück dazu.

Hartnäckigkeit ist wichtig, und auch Treue. Wenn ich mit der Arbeit, die eine Agentur leistet, nicht zufrieden bin, wenn die Kommunikation nicht klappt oder ich mich neben den erfolgreichen Zugpferden stiefmütterlich behandelt fühle, wenn der Agent nicht ehrlich ist oder die Auszahlungen nicht rechtzeitig anleiert: Dann sind das alles Gründe, die Agentur zu wechseln. Wenn ich mich in ein anderes Genre orientieren möchte, das von der Agentur nicht bedient wird, auch. Aber wenn ich meine Agentin liebe, und finde, dass sie eine tolle Arbeit leistet und die Verlage nur noch nicht reif für mich sind: Dann bleibe ich bei meiner Agentur, auch wenn es heißt, dass ich Wartezeit mitbringen muss, bis der große Durchbruch kommt.

Ich bin in den Jahren bei der erzähl:perspektive von verschiedenen Zirklern gefragt worden, warum ich bei der Agentur bleibe, persönliche Zuneigung hin oder her. Als ich dort unterschrieben habe, war die Agentur kein Jahr alt und konnte kaum Referrenzen vorweisen, es war ein Experiment meinerseits, und die Agenten waren mir einfach schweinesympathisch. Praktisch sprach sehr viel gegen sie, ihre Unerfahrenheit und auch, dass sie außer mir überhaupt keinen Fantasyautor im Programm haben. Aber ich wusste, ich will mit dieser Agentur groß rauskommen, und irgendwann werde ich es. Ich war vier Jahre bei meiner Agentur, bis sie überhaupt etwas von mir verkauft hat, ein Ebook an ein neugegründetes Label, von dem wir uns nicht allzu viel vesprochen haben, aber es war immerhin besser als nichts. Weitere zwei Jahre, also insgesamt sechs, habe ich gewartet, bis ich das erste Angebot für einen Printtitel bekommen, und angenommen habe.

2016 erscheine ich also bei dem einen Verlag, für den viele von uns ihren rechten (oder linken, oder beide) Arm(e) geben würden - weil ich durchgehalten habe, weil ich Geduld mitgebracht habe und nie aufgehört, an meine Agentur zu glauben, genau wie meine Agentur nie aufhgehört hat, an mich zu glauben. Man braucht einfach viel, viel Geduld, muss Rückschläge wegstecken und immer noch geradeaus blicken. Ein, zwei, drei Jahre unvermittelt zu sein allein ist jedenfalls noch kein Grund, Agenturhopping zu betreiben. Da muss schon mehr schiefgehen als nur das.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 15. Januar 2015, 09:38:53
@Maja: Darf ich einen Teil deines Postings - gekennzeichnet natürlich - im Startposting zitieren? Ich finde gut formulierte Meinungen passender, als wenn ich das in eine neue, dröge Liste packe. Und sonst geht das schöne Posting unter.

Allgemein: Ich sammle ein wenig Meinungen und Stimmungen, bevor ich demnächst das Startposting etwas anpasse.

@Valkyrie: Verbieten kann einem ein Agent nichts, aber bei einem Exklusivvertrag geht rein juristisch gesehen jedes Manuskript erst über den Agenturtisch, auch wenn du es extra für einen Kleinverlag schreibst. Deshalb ist es so wichtig, am Anfang der Geschäftsbeziehung und dann alle halbe/ganzes Jahr die Strategie zu besprechen und zu überprüfen. Es tut niemandem weh, einen Passus mit in den Vertrag aufzunehmen, dass man als Autor Kleinverlagsdinge selbst regelt oder bestimmte Genres im Selfpublishing veröffentlichen möchte - es gibt aber auch Agenturen, die es nicht gerne sehen, wenn Autoren zu viel Zeit auf Kleinverlagsprojekte verwenden. Das Wichtigste ist aber: Vorher drüber sprechen, damit die Positionen klar sind und immer kommunizieren, statt einfach zu machen. Agenten rennen nicht mit dem Morgenstern hinter Autoren her, die Spaß daran haben, ab und an mal eine Kurzgeschichte zu veröffentlichen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Valkyrie Tina am 15. Januar 2015, 10:06:19
Zitat von: Nadine am 15. Januar 2015, 09:38:53
Agenten rennen nicht mit dem Morgenstern hinter Autoren her, die Spaß daran haben, ab und an mal eine Kurzgeschichte zu veröffentlichen.

Das ist mir bewusst. Agenturen wollen Autoren, die verlässlich gute Manuskripte abliefern, die gut verkäuflich sind und an denen alle Beteiligten Geld verdienen können.
Aber Autoren haben ja bisweilen andere Prioritäten, zum Beispiel eine Geschichte, die unbedingt geschrieben werden will, auch wenn die Zielgruppe nicht so groß ist.
Ich mach es mal an einem Beispiel fest: ich selbst schreibe Urban Fantasy mit hohem Krimi und niedrigem Romantikanteil. Dieses Untergenre ist in Deutschland nicht besonders ausgeprägt (was ich für eine Tragödie halte, aber das ist ein anderes Thema) Könnte eine Agentur mir quasi verbieten, das Genre weiter zu schreiben, und mich "Zwingen" ein anderes Genre zu wählen?
... ich merke grad, das ist off topic. Das wäre wohl eher "wie arbeitet eine Literaturagentur" Sorry, da hab ich mich vergalloppiert.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Malinche am 15. Januar 2015, 10:17:26
@Valkyrie Tina: Wie Nadine schon gesagt hat, direkt verbieten und zwingen kann eine Agentur gar nicht. Aber solche Sachen sollten von Anfang an auf den Tisch gelegt werden, von Autoren- wie Agenturenseite, und letztlich liegt es dann in deinem Ermessen als Autorin, worauf du dich einlässt. Als ich zu meiner Agentur kam, hat sich rasch abgezeichnet, dass sie Fantasyprojekte von mir zumindest zum damaligen Zeitpunkt nicht vertreten wollten, sondern erst einmal eher realistische Stoffe. Das habe ich so akzeptiert. So etwas ist aber nicht in Stein gemeißelt: Da sich jetzt gerade neue Dynamik im Fantasy-Bereich anbahnt, was Kapazität und Bereitschaft der Verlage betrifft, hat meine Agentur mir das auch mitgeteilt und signalisiert, dass ich ihnen jetzt gerne etwas in dem Bereich anbieten kann. Um den Bogen zum Threadthema zurück zu schlagen: Dafür ist eine Agentur eben auch gut, weil sie Marktentwicklungen beobachtet, teils frühzeitig erkennt und dem Autoren dann eben auch bei der zeitlich passenden Platzierung eines Manuskripts helfen kann. Eventuell nimmt sie also morgen ein Urban-Fantasy-Projekt mit, für das die Chancen vorgestern noch nicht so gut standen.

Deswegen würde ich sagen: So ziemlich alles ist Verhandlungssache. Und wenn du mit einer Agentur ausmachst, ein bestimmtes Genre zumindest für eine Zeit nicht oder eben nur für Kleinverlage zu bedienen, ist das grundsätzlich alles möglich, aber es ist immer etwas, das letztlich in beidseitigem Einvernehmen beschlossen wird/werden sollte.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Valkyrie Tina am 15. Januar 2015, 10:25:37
Das ist gut zu wissen Malinche.
Entgegen meiner Antwort eben fände ich das aber dann auch wichtig, es irgendwie ins Eingangsposting aufzunehmen: ich habe das Gefühl, dass viele Autoren, die das erste Mal eine Agentur suchen, das angehen wie eine Jobsuche. Da ist unheimlich viel die Rede von Anpassung, Unterordnung, eigene Wünsche und Meinungen werden nicht nur zurückgestellt, sondern erst gar nicht formuliert.
Da fände ich es gut, zu betonen, dass es eine echte Geschäftspartnerschaft ist, dass auch von uns Autoren erwartet wird, dass wir unsere Position formulieren und mit dem Agenten eine gemeinsame Taktik besprechen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 15. Januar 2015, 10:26:20
Zitat von: Valkyrie Tina am 15. Januar 2015, 10:06:19
... ich merke grad, das ist off topic. Das wäre wohl eher "wie arbeitet eine Literaturagentur" Sorry, da hab ich mich vergalloppiert.
Hm. Wäre auf jeden Fall ein schönes eigenes Thema, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Autor und Agent gestalten kann. Ich glaube, einen Thread, der sich ganz konkret damit befasst, haben wir gar nicht.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: DoroMara am 15. Januar 2015, 10:40:47
Ich finde wie Malinche, dass mit einer Agentur alles verhandelbar ist.
Ich arbeitete zwei Jahre mit einem Agenten zusammen und was ich brauchte, war etwas Demut (ich weiss, das tönt so christlich, aber ich finde kein anderes Wort dazu.)
Mein Agent sah genau, wo ich im Plot Hänger hatte, zudem leitete er mich an, etwas strukturierter zu arbeiten. Zwischen uns herrschte eine Art Hassliebe: Ich wusste, genau, das er recht hatte, andererseits war mein Ego nach seinen Mails immer etwas angeschlagen. Darum trennte ich mich schlussendlich von ihm. Doch kurz darauf war ein Verlag interessiert an meinem Manuskript und noch heute denke ich oft an seine Tipps.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Maja am 15. Januar 2015, 14:16:09
Zitat von: Nadine am 15. Januar 2015, 09:38:53@Maja: Darf ich einen Teil deines Postings - gekennzeichnet natürlich - im Startposting zitieren? Ich finde gut formulierte Meinungen passender, als wenn ich das in eine neue, dröge Liste packe. Und sonst geht das schöne Posting unter.
Klar, darfst du, gerne!

Ich bin mir nicht sicher, ob wir einen eigenen "So arbeitet eine Literaturagentur"-Thread brauchen, weil ich zu viel Überschneidnungspotenzial mit dem, was gerade schon hier besprochen wird, sehe. Vielleicht kann man das Thema etwas ausweiten?


EDIT
Um auch noch auf Tinas Frage einzugehen:
Du arbeitest nicht für deinen Agenten. Dein Agent arbeitet für dich; er erbringt eine Dienstleistung, für die du ihn bezahlst. Weil man sich als Autor bei einer Agentur bewerben muss, ist es naheliegend zu denken, dass man sowas wie ein Jobverhältnis eingeht, bei dem der Agent alle Regeln festlegt, aber das stimmt nicht. Der Agent ist ein Dienstleister, der in der glücklichen Situation ist, sich seine Kunden selbst auszusuchen. Das Risiko, dich nicht zu vermitteln und damit auch keinen Lohn zu bekommen, liegt beim Agenten, und das möchte er minimieren. Aber: Es ist immer noch deine Entscheidung, was du schreibst, sowohl vom Genre her als auch vom konkreten Einzelprojekt.

Wenn ein Agent mit dem Genre, das du schreibst, nichts anfangen kann, wird er dich nicht als Autor aufnehmen, umgekehrt sollte also an dem, was du schreibst, immer ein grundsätzliches Interesse vorliegen. Deswegen ist es wichtig, dich bei einer Agentur zu bewerben mit etwas, das du gerne geschrieben hast und nicht nur, um bei der Agentur zu landen. Wenn du dich mit einem Thriller bewirbst, aber eigentlich lieber Fantasy schreiben willst, wird dein Agent sich von dir Thriller wünschen und ihr endet beide frustriert. Für Klein- und Liebhaberprojekte neben dem durch die Agentur betreuten Hauptprojekt bietet sich die Arbeit mit Deadlines an: Du verspricht dem Agenten, dass er dann-und-dann sein fertiges Script auf dem Tisch hat. Was du in der gleichen Zeit sonst noch schreibst, ist dann erst einmal egal, Hauptsache, das Buch, mit dem der Agent zur Messe fahren will, ist rechtzeitig da.

Ich mache es oft so - und bin soweit ich weiß die einzige, die so vorgeht - dass ich meiner Agentin Überraschungseier schicke: "Schau mal, hier ist ein neuer Roman von mir, Exposee hab ich gleich dazugetan, kannst du was damit anfangen?". Damit habe ich geschrieben, was ich liebe, meine Agentin kann selbst entscheiden, ob sie es will (durch die Bank will sie). Allerdings hat meine Agentin schon eine ganze Kiste mit Manuskripten von mir, mit denen sie arbeiten kann, ich bin ja tendenziell von der produktiven Sorte. Ich möchte ungern ein Buch als Auftragsarbeit für die Agentur schreiben mit der Aussicht, dass es am Ende vielleicht keiner kaufen will. Darum mein "Schreib was du willst"-Credo. Man braucht dafür eine Agentur, die mitspielt und so viel Vertrauen in seinen Autor hat, dass der wirklich freie Hand bekommt, weil die Agentur denkt, mit dem richtigen Pitch alles verkaufen zu können bzw. man für jedes Buch den passenden Verlag finden kann.

Wenn ich gerade nicht genau weiß, was ich schreiben will, schicke ich meiner Agentin Pitches von den aktuellen Ideen bzw. Werken-in-Arbeit und lasse sie aussuchen, womit sie am liebsten arbeiten will. Das schreibe ich dann, aber eben aus einer Auswahl an Sachen, die ich sowieso schreiben will. Wie ich schon schrieb, für diese Herangehensweise braucht man Sitzfleisch, langen Atem und Bereitschaft, im Zweifelsfall viel für die Schublade zu schreiben. Auf die lange Sicht empfinde ich es aber, für mich, als sehr lohnend.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: gbwolf am 02. März 2017, 21:31:40
Die Liste habe ich schon länger nicht mehr gepflegt, aber in den letzten Tagen gab es bei Montségur einen interessanten Thread, den ich euch nicht vorenthalten möchte und der die Liste gut ergänzt: http://montsegur.de/ipb-forum/index.php/topic/20878-die-literaturagentur-ruft-an-welche-fragen-stelle-ich/
Konkret geht es um das erste Gespräch mit der zukünftigen (?) Agentur und welche Fragen man stellen könnte, um sich besser kennenzulernen.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Emacyl am 19. Mai 2017, 12:08:58
Liebe Tintenzirkler

Derzeit bin ich etwas unsicher, was mein weiteres Vorgehen betrifft, daher möchte ich kurz meine gegenwärtige Situation erläutern:

Ich habe einen High-Fantasy-Dreiteiler beendet und ein Exposé inkl. Leseprobe des ersten Teils an zwei Agenturen verschickt. Gehört habe ich nichts, was einer Absage gleichkommt. Natürlich sind zwei Agenturen noch nicht viel, und ich habe auch keineswegs die Hoffnung verloren. Mir ist aber der Gedanke gekommen, ob Agenturen eine Art "schwarze Liste" führen, auf der mein Name draufkommt, soblad ein Manuskript von mir abgelehnt worden ist.

Ich mache es mir selbst etwas schwer: High Fantasy gibt es derzeit offenbar sehr viel, ein Dreiteiler ist ein grösseres Risiko und veröffentlicht habe ich (bis auf eine Kurzgeschichte) noch nichts.
Daher nun meine Frage: Soll ich es einfach weiter versuchen, im Wissen, dass die Voraussetzungen nicht ideal sind? Oder soll ich warten, mein Science-Fiction-Projekt abschliessen (nur ein Band) und es dann damit versuchen, in der Hoffnung, auf diese Weise leichter eine Agentur zu finden? Und wenn ich dann nicht mehr als ein allzugrosses Risiko eingestuft werde und man sich ein wenig kennt, würde ich mit dem Fantasy-Skript anklopfen... :hmmm:

Besten Dank bereits im Voraus. :)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kuddel am 19. Mai 2017, 12:42:15
Hi Emacyl,

rein erfahrungsgemäß kann ich dir sagen, dass unveröffentlichte Autoren von Agenten am liebsten mit einem Einbänder verkauft werden. So können sie dich quasi anbieten und falls es ein Reinfall ist, hat der Verlag keine Sorge Leser zu verlieren, weil die auf einen zweiten Teil warten, der nie kommen wird. Empfehlen würde ich dir daher deinen Sci-Fi-Einbänder abzuschließen und dich dann an die Agenturen zu wenden.

Bei Agenturen kenne ich solche Listen nicht, aber soweit ich weiß, kann man sicher einfach nachhaken nach einer gewissen Zeit. Auch Agenturen nehmen sich manchmal bis zu 3 Monate Zeit, ehe sie antworten.

Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kerstin am 26. Mai 2017, 08:20:55
Ich stimme @Kuddel prinzipiell zu. Da der Drei-Teiler allerdings beendet ist, sehe ich nicht unbedingt etwas, das dagegenspricht, es mit ihm bei den Agenturen zu versuchen.
Solange man nicht komplett daneben auftritt (also Drama macht bei einer Absage, Telefonterror ...) wüsste ich nicht, dass Agenturen Autoren auf eine schwarze Liste setzen. Wozu auch? Entweder die Texte sind so schlecht, dass ohnehin auf den ersten Blick klar ist, dass man damit nichts anfangen kann (dann braucht man auch keine Liste). Oder es liegt an der Markttauglichkeit / Verkaufbarkeit und da kann es einem Autor einfach passieren, dass man wenige Monate zu spät oder früh dran ist. Warum sollte eine Agentur einen dann auf eine schwarze Liste setzen? Das nächste Manuskript könnte ja im richtigen Moment kommen.

Deswegen würde ich den 3-Teiler Agenturen anbieten, aber nicht zu Verlagen gehen. Wenn dein Ziel wirklich Agentur und Großverlag sind, würde ich in der Zwischenzeit an dem Einbänder arbeiten.
Es kommt vor, dass Agenturen nachhaken, ob es nicht noch andere Projekte gibt. Gerade wenn das angebotene zwar gut, aber aktuell nicht verkäuflich ist.
Sollten alle Agenturen absagen, kannst du es dann immer noch mit dem Einbänder versuchen.
Zu verlieren hast du in meinen Augen nichts - es könnte sogar positive Auswirkungen haben, wenn die Agenturen sehen, dass du es wirklich willst und auch mehr als nur eine Reihe / Genre schreiben kannst.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Alana am 26. Mai 2017, 09:15:53
Kuddel hat auf jeden Fall recht, allerdings wird High Fantasy gerade ein bisschen gesucht, während SF immer schwierig ist. Mein Tipp wäre, wenn es irgendwie geht, konzipier deine Reihe so, dass Teil 1 auch alleine stehen bleiben könnte. So mache ich das immer. Du musst es nicht mal umschreiben, aber wenn dein Plot so ist, dass du im Exposé den Vermerk machen kannst: Teil 1 kann unter Umständen so verändert werden, dass er auch als Einzelband funktioniert, dann kann das schon viel helfen. :)
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Emacyl am 27. Mai 2017, 08:36:36
Danke für eure Antworten.  :)

@ Alana Darüber habe ich noch nie nachgedacht, danke. Ich werde mir die Idee mal durch den Kopf gehen lassen.  :)  :hmmm:
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Slenderella am 27. Mai 2017, 09:46:58
High Fantasy ist auch bei Agenturen einfach sehr schwer.
Ich finde einfach die Mail nicht mehr, aber ich hatte mal einen ellenlangen Text von einer großen Agentur, warum High Fantasy so schlecht geht und welche Art von High Fantasy gut geht.
Der hat sich wirklich viel Mühe gegeben, das zu begründen und da auch viele Hinweise darauf gegegen, wie man derzeit schreiben muss, wenn man High Fantasy machen will, dass es für große Verlage interessant ist.

Wenn ich sie wiederfinde (verdammte drölfhundert Emailkonten!) kopiere ich dir gerne die Infos hier rein.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Kerstin am 27. Mai 2017, 11:40:35
@Slenderella: Das ist sicherlich interessant (ich würde sie gerne lesen) - je nach Alter wird sie aber vermutlich nicht mehr sehr viel Aussagekraft haben, da sich der Markt recht schnell ändert.
Davon abgesehen, ist es bis zu einem gewissen Grad von der Agentur abhängig, welche Genres angeblich gehen und welche nicht.
Titel: Re: Was bringt einem eine Literaturagentur?
Beitrag von: Alana am 27. Mai 2017, 21:27:52
Ja, genau. Ich kenne jedenfalls einige Autoren, deren High Fantasy in letzter Zeit recht gut vermittelt wurde, und das waren sehr verschiedene Stoffe, von ganz klassisch bis romantisch oder grim and gritty, alle sind bei verschiedenen Agenturen.