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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: LeO am 08. April 2017, 23:16:52

Titel: Schwierige Szenen
Beitrag von: LeO am 08. April 2017, 23:16:52
Hallo zusammen!

Ich wollte euch einmal fragen, ob ihr das auch kennt, wenn ihr eine besonders schwierige Szene (logisch, traurig wie auch immer) vor euch her schiebt. Ihr wisst zwar, dass ihr sie schreiben müsst, fühlt euch aber nicht wohl dabei. Bei mir ist es momentan eine Szene, in der ein wichtiger und sympatischer Charakter stirbt. Sie ist zentral, um das Finale in Gang zu bringen und kann daher nicht herausgeschrieben werden und ich als Autor muss mich ihr früher oder später stellen.

Mich würden eure Erfahrungen interessieren! Darüber kann gerne geplaudert werden, ebenso wie über Strategien, um es letztendlich über sich zu bringen!

Gruß, euer LeO
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: KaPunkt am 08. April 2017, 23:22:40
Tu es. (oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen  ;))

Spaß beiseite. Ich denke, das kennen wir alle.  :knuddel: Durch aufschieben wird es leider nicht besser, zumindest bei mir nicht. Ich verkrampfe mich nur immer mehr. Und da ich von vorn nach hinten durchschreibe, bringt mich zu langes vor-mir-her-schieben nur dazu, dass ganze Projekt aufzugeben.
Also atme ich einmal tief durch, sperre den Inneren Uhrmacher in seinen Schrank (er beschwert sich nur noch sehr leise darüber, seit ich im ein Kissen und ein Puzzle mit rein gelegt habe) und schreibe. Meistens in der feste Überzeugung, dass es gerade der letzte Mist ist. Dass ist okay. Wenn ich die Szene durch habe, kann ich weitermachen. Und überarbeiten oder umschreiben kann und muss man nicht nur immer, mir fällt es auch noch leichter und es macht mehr Spaß als der erste Kampf mit dem weißem Blatt.

Was nicht heißt, dass blöde Szenen nicht immer noch erstmal ein paar Tage vor mir hergeschoben werden. Aber nicht mehr länger.

Liebe Grüße,
KaPunkt


Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Tanrien am 08. April 2017, 23:41:48
Ich stimme @KaPunkt zu, Augen zu und durch und wissen, dass man ja nachher eh überarbeiten wird, ist die Methode, um die man letztendlich nicht drumherum kommt.

Was helfen kann, ist, da mit Schwung reinzugehen. Also wenn du alle deine Notizen hast, dann einen Sprint draus machen, in dem du die Szene so schnell wie möglich runter schreibst. Dann wird man ja oft mit dem Flow so mitgerissen, dass man in der Szene aufgehen und über kleinere Unstimmigkeiten und Sachen, die nicht gefallen und die im First Draft immer drin sind, einfacher hinwegsehen kann. Und dann auch gerne, in deinem Fall, vielleicht (beim Schreiben) ein paar Tränen vergießen, weil sich die Szene beim Schreiben schon so emotional anfühlt.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Möwe am 09. April 2017, 00:47:44
Ich stimme den anderen zu, Augen zu und durch ist auch für mich die beste Methode. Ich versuche unangenehme oder schwierige Szenen meist so schnell wie möglich runterzuschreiben, egal wie blöd manche Sätze klingen. Wichtig ist für mich erst einmal, dass da was steht. Ich mag keine Lücken! :D
Was mir sehr geholfen hat, als ich im letzten Nano meine beiden Protas umbringen musste (was also eine richtig emotional-schwere Szene für mich war), ich habe die ganze Zeit dabei laut geflucht und sehr viel gejammert! Das hat es nicht unbedingt besser gemacht, aber mir witzigerweise beim Schreiben geholfen. :rofl:
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Trippelschritt am 09. April 2017, 06:52:52
Nein, ich kenne das nicht. (mehr?) Ich habe ja vorher eine Entscheidung getroffen. In Deinem Fall dafür, dass diese Figur stirbt. Und wen ich mich erst einmal entscheiden habe, dann lebe ich auch mit den Konsequenzen. Oder aber, wenn ich feststellen muss, dass ich das nicht kann, stelle ich diese Entscheidung in Frage und durchdenke sie noch einmal. Aber auch beim Schreiben sollte man wissen, was man will.

Nur Mut
Trippelschritt
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Elona am 09. April 2017, 07:38:35
Mir geht es dabei eher wie Trippelschritt. Sobald ich eine Entscheidung getroffen habe, was passieren soll (inklusive Konsequenzen), habe ich auch keine Probleme damit die Szene zu schreiben. Das schließt jedoch nicht aus, dass sie mich trotzdem berührt. Aber das ist in meinen Augen ein anderes Thema.
Hin und wieder stelle ich im weiteren Verlauf fest, dass ein anderer Ausgang besser gewesen wäre und dann ändere ich sie einfach entsprechend.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Lothen am 09. April 2017, 10:08:03
Ich empfinde auch vor allem die Szenen als schwierig, die eine besondere Wirkung auf den Leser haben sollen. Inhaltliche Blockaden kenne ich da weniger. Ich bin aber auch schmerzbefreit und tue meinen Figuren gern böse Dinge an. :D

Tanrien und Kapunkt haben eigentlich das Wichtigste gesagt: Ran an den Speck. Es ist ja nur die erste Version, je komplexer eine Szene, desto öfter wirst du sie später ohnehin noch überarbeiten. Überleg dir im Vorfeld schon einmal, aus welcher Perspektive du schreibst, mach dir noch mal bewusst, wie die Figur die Szene erlebt, pack dir vielleicht eine stimmungsvolle Musik rein und dann einfach mutig sein.  :jau:
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 09. April 2017, 10:30:51
Mir hilft es ja sehr, mich auf Twitter oder unter Autorenfreunden darüber auszulassen, dass ich gerade eine Szene schreibe, die mir aus diversesten Gründen SO unendlich schwer fällt.
Meist ist das bei peinlichen Szenen der Fall. Kampfszenen, Sterbeszenen, tränenreiches Zeug, das kann ich.
Aber als auf einmal meine zwölfjährige Perspektivträgerin auf die Idee kam, sich zu befummeln und ich nicht ausblenden durfte, bis sie fast erwischt wird (aus diversen Gründen musste das so), habe ich um jeden einzelnen Satz gekämpft und dabei in Autorennetzwerken vor mich hingeschimpft, dass das so schwer ist und so peinlich und überhaupt, wieso muss meine POV denn jetzt SOWAS tun, was ist die aber auch so einsam und präpubertär, böses Kind...
Und das klingt bescheuert, aber es hat mir persönlich geholfen. Darüber meckern macht irgendwie den Kopf frei, dass man die Szenen auch wirklich durchzieht, wenn nichts anderes hilft. Jedenfalls bei mir.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Klecks am 09. April 2017, 10:51:08
Oh ja, das kenne ich auch, sehr gut sogar!  :d'oh:  Bei mir sind es die besonders emotionalen Szenen und, wie bei Lothen, vor allem die Szenen, bei denen ich mir eine ganz bestimmte Wirkung auf den Leser erhoffe. Besonders wichtig sind mir da die Szenen, die eine Figur entscheidend charakterisieren - ich habe nie das Gefühl, dass ich die wirklich so hinbekomme, wie ich es gerne hätte. (Auch, wenn ich durchaus glaube, dass man generell nichts, was man schreibt, wirklich hundertprozentig genau so umsetzen kann, wie man es sich gewünscht/vorgestellt hat.) Auch schwierig sind Szenen, in denen viel passiert oder sich etwas radikal verändert.

Ich gehöre da zu den Autorinnen, die sich vor solchen schwierigen Szenen gerne ein bisschen drücken, was schon mal dazu führen kann, dass ich an einem Projekt tagelang (oder in Extremfällen wochenlang) nicht mehr arbeite, einfach, weil ich zu große Angst davor habe, es nicht so hinzubekommen, wie es sein soll. Was ja nicht gerade gut ist. *seufz* Aber tatsächlich ist es so, dass die einzige Möglichkeit, das zu überwinden, meiner Meinung nach ist, diese Szenen einfach zu schreiben. Und sich daran zu erinnern, dass man sie in der Überarbeitung verbessern kann.  ;D

Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Guddy am 09. April 2017, 11:09:03
Bei mir sind es "technische" Szenen bzw. Szenen, in denen irgendwelche politischen Dinge prominent behandelt werden(müssen). Diese Dinge finde ich so unglaublich zäh und langweilig auch selbst zu lesen, dass ich sowas mittlerweile fast komplett aus meinen Manuskripten verbannt habe. Ich will so etwas nicht lesen - warum also sollte ich es dann schreiben?
Manchmal muss es natürlich sein, um dem Plot Würze zu geben und Strukturen zu erläutern, doch ich muss mich da wirklich durchquälen.

Und ja, ich drücke mich da auch gerne vor und verschiebe es bis gaanz ans Ende. ;D
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Feuertraum am 09. April 2017, 11:32:27
Ich bin da ehrlich gesagt auch etwas ... äh ... gefühlskalt. Egal wie viel Liebe und Wärme, Enthusiasmus und Gefühl man in eine Figur hineingesteckt hat, letztendlich ist es doch nur eine Figur. Für mich ist das auch ein bisschen wie beim Rollenspiel. Dort habe ich zwei Möglichkeiten: Ich hänge an meiner Figur und gehe mit ihr maximal bis vor die Haustür, auf dass ihr nicht passiert, oder ich begebe mich mit ihr in Gefahr, spüre das Kribbeln, das Herzrasen, das Gedankenkarussell, sprich, ich lebe, dann muss ich aber auch damit rechnen, dass es meine Figur auch erwischen könnte.
Klar, auch ich habe meine Lieblingsfiguren, aber es sind eben für mich nur Figuren.
Von der Seite her: Augen zu und durch.
Und als mögliche Alternative: Sie schreiben dann für sich eine Situation, in der die Figur überlebt und dass Ende dann eben anders ausschaut. Dann ist die Figur zwar für alle anderen tot, aber für Sie lebt sie dann weiter.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Ary am 09. April 2017, 14:12:52
Meine Nemesis sind Kampfszenen. Inzwischen schreibe ich sie nach der "egal wie doof sich das jetzt liest, Augen zu un durch"-Methode und gebe die Szene dann an einen kampfszenenerfahrenen Betaleser. Mit den dann garantiert kommenden Kommentaren wird überarbeitet, bis ich zufrieden bin. Aufschieben kann ich nicht, ich schreibe immer absolut chronologisch, weil ich sonst fusselig werde. Für mich ist der Gedanke daran, eine Szene aufschieben zu wollen, ein ganz klarer Hinweis, dass am Plot irgendwo was hakt.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Angela am 09. April 2017, 15:32:57
Ich schreibe erstmal nur das absolute Grundgerüst, also nur stur die Handlung auf und feile dann an jedem Satz, bis es alles richtig für mich klingt. Insofern schreibe ich auch die Szenen, die mich emotional mitnehmen, so runter, heule dabei Rotz und Wasser, aber die müssen da so hin. Ich finde die ja viel leichter zu schreiben, als diese (für mich) grausamen Beschreibungen von einem Haus, Stadt, was auch immer. Das sind schwierige Szenen für mich  :rofl: .
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: HauntingWitch am 09. April 2017, 16:31:06
Ich schliesse mich meinen Vorrednern an und sage dasselbe wie bei Zweifelsphasen: Das einzige, was man dagegen tun kann, ist, sich "durchschreiben", bis es besser wird. Oder in diesem Fall, bis die Szene steht.  ;)

Ich selber gehe diese besonders schwierigen Szenen so an, dass ich mir Zeit gebe, mich mit ihnen anzufreunden. Das kann dann schon vorkommen, dass ich die wochenlang im Kopf herumwälze, bis ich jede erdenkliche Version durch habe, bevor ich mit dem Schreiben anfange. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich dann schon so sehr damit beschäftigt, dass die Hindernisse nur noch wie Maulwurfhügel erscheinen. Bei emotionalen Sachen bewirkt das, dass ich den Gedanken schon so oft hatte, dass er mich nicht mehr erschreckt. Bei logischen/aufbautechnischen Sachen bewirkt es, dass ich die ganze Gehirnarbeit schon hinter mir habe und mich quasi treiben lassen kann. Bei der Überarbeitung brauche ich dann sowieso Betaleser, die mir sagen, ob es richtig rüberkommt, also...  ;D Natürlich ist jeder anders und ich muss dazu sagen, dass ich nicht immer chronologisch schreibe und mir die Zeit für diese innere Vorbereitung daher auch nehmen kann.

In einem meiner aktuellen Projekte wird eine wichtige und sympathische Nebenfigur sterben. Ich habe die letzten vier oder so Wochen damit verbracht, eine Lösung zu suchen, damit sie überlebt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es einfach nicht geht. Später kommt dann noch das, was ich oben beschrieben habe. Mir hilft in diesem Fall z.B. auch das Wissen, dass dieser Schritt für die Entwicklung meines Hauptcharakters sehr wichtig ist. Letztlich geht alles zu Gunsten einer guten Story.  :engel:
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: MynaKaltschnee am 09. April 2017, 18:58:55
Hallo LeO,

schreibst du denn chronologisch oder die Szenen durcheinander? Ich schreibe chronologisch und es hilft mir, ungeliebte Szenen eben nicht aufzuschieben, sondern gleich zu schreiben. Ich glaube, das Beste ist, wenn man sich

1. darauf besinnt, dass die Szene geschrieben werden muss und zwar je schneller desto besser. Konzentriere dich auf das tolle Gefühl, das du haben wirst, wenn die Szene geschrieben ist.
2. dafür belohnt, wenn man die Szene geschrieben hat. Ein Stück Schokolade, eine Tasse Kaffee, ein heißes Bad - all das sind gute Anreize, um schwierige Szenen in Angriff zu nehmen.

Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Faye am 09. April 2017, 18:59:45
Ich stimme hier allen zu und kenne natürlich auch diese schwierigen Szenen. Erst letzte Woche hat mir eine ganz schöne Schwierigkeiten bereitet, was zur Folge hatte, dass ich zwei Tage nicht daran geschrieben habe.
Aber ich kann dir und allen anderen auch nur sagen, dass man so was einfach schreiben muss. Egal, wie es wird, egal ob dabei totaler Schrott rauskommt. Wenn man erst einmal etwas hat, kann man es nachher überarbeiten und steht nicht still.
Dazu kommt dass mir diesmal sehr geholfen hat, dass ich mir nochmal genau überlegt habe was ich schreiben will und die Szene kurz schriftlich skizziert habe. Dadurch hatte ich dann eine genauere Vorstellung davon und konnte mich an diesem Plan einfach entlanghangeln. Wenn man genau weiß, was man schreiben will und welche Gefühle die Szenen übermitteln soll, geht es meist eigentlich leichter von der Hand.
Und sonst macht man halt zwei Tage Pause und startet mit neuer Energie und Motivation wieder durch. Viel Erfolg weiterhin! ;)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: LeO am 10. April 2017, 18:47:03
Ich habe mal angefangen als lineare Schreiber, bin aber mittlerweile dazu übergingen zu springen, weil Ideen bei mir immer erst zu einzelnen Szenen heranreifen, die zentral für die Handlung sind. Die will ich dann sichern, sobald sie gesättigt genug sind, und die Zwischenräume dann füllen. Der Grund dafür ist einfach, dass ich bei früheren Projekten immer nach dem ersten Akt abgebrochen habe, weil es mir zu lange gedauert hat, bis ich die Szenen, die im Kopf natürlich immer wieder auftauchten, endlich niederschreiben konnte. Zumal ich immer Angst habe Ideen und Eindrücke zu vergessen.

Das funktioniert eigentlich ganz gut (Och habe so das Gefühl, dass mein Verstand chaotisch einfach besser funktioniert  :rofl:)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Coppelia am 12. April 2017, 15:11:38
Früher habe ich immer nur die Szenen geschrieben, auf die ich gerade Lust hatte. Das hatte den Vorteil, dass diese Szenen meiner Ansicht nach besser wurden, als sie es sonst gewesen wären. Aber es hatte zwei Nachteile: Erstmal wurden dadurch einige Szenen nie geschrieben, und außerdem musste man beim Gesamtmanuskript viel stärker überarbeiten, wenn ich nicht chronologisch geschrieben hatte.
Ausschließlich chronologisch schreibe ich insgesamt gesehen noch immer nicht. Ich mach es wohl auch ungefähr so wie LeO.

Ungeliebte Szenen betrachte ich eigentlich als Herausforderung. Vor allem dann, wenn sie besonders schwierig sind: Dann können die eigenen Fähigkeiten daran wachsen.

Wahrscheinlich hilft es auch, wenn man sich fragt, was man an der Szene nicht mag und was man tun kann, damit sie für einen selbst besser funktioniert. Vielleicht stimmt ja auch an der Konzeption etwas noch nicht.

Ich persönlich schreibe nicht so gern Kampf- und Actionszenen. Gerade quäle ich mich wieder durch eine durch, die mir total hanebüchen vorkommt (und es wahrscheinlich auch ist) und kann das durchaus nicht als Herausforderung betrachten und mich an meine eigenen klugen Sprüche halten. :d'oh:
Das Gute ist, wenn man durchschreibt, ja wirklich: Die Szene ist irgendwann aus. Das weniger Gute: Wenn sie nichts taugt, muss sie eventuell komplett neu geschrieben werden ...
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Mrs.Finster am 12. April 2017, 20:04:19
Ganz gruselig finde ich Szenen, in denen "Aufklärung" betrieben wird. Quasi der Prota erfährt, dass er der Auserwählte ist, wie die Welt funktioniert, wo das Geheimnis gelüftet wird etc. Aktuell bin ich an so einer Szene dran.    :omn:

Da finde ich es ganz schwer die Waage zwischen Infodump und Spannung zu halten.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Drachenfeder am 13. April 2017, 09:04:38
Zitat von: Mrs.Finster am 12. April 2017, 20:04:19
Ganz gruselig finde ich Szenen, in denen "Aufklärung" betrieben wird. Quasi der Prota erfährt, dass er der Auserwählte ist, wie die Welt funktioniert, wo das Geheimnis gelüftet wird etc. Aktuell bin ich an so einer Szene dran.    :omn:

Da finde ich es ganz schwer die Waage zwischen Infodump und Spannung zu halten.

Sowas schreibe ich eigentlich total gerne. Wobei ich das trotzdem auch zu den schwierigen Szenen zähle. Ich neige dazu mich dabei zu verzetteln. Aber ich machs trotzdem gern. Zum Glück gibts Post Its. Ohne die wäre ich bei solchen Szenen aufgeschmissen  ;)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Valkyrie Tina am 13. April 2017, 13:10:01
Bei mir sind es zwei Arten von Szenen, um die ich mich immer drücke: Kampfszenen. Aaaargs, die hasse ich, und  - langweilige Szenen. Und beide lasse ich normalerweise im 1. Entwurf erst mal weg, mit so aussagekräftigen Notizen wie "fette baddabummbaddabäng Kampfszene und am Schluss ist Rotlocke und generic Wache tot". Im 2. Entwurf, wenn ich Handlung komplett zusammenbaue, zwinge ich mich dann, die zu schreiben. Dann hatte ich mehr Zeit nachzudenken, und weiß, was an der Szene dransein soll... oder, was mir auch oft passiert ist: ich schmeiße die Szene ganz raus, weil langweilig und eigentlich weiß ich nicht mal, warum ich die schreiben soll, und warum sollte die dann jemand lesen?

Deine Herangehensweise mit Szene durcheinander finde ich interessant. Wie behältst du da den Überblick und vermeidest du es, dass sich die Szenen am Schluss widersprechen?
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Lothen am 13. April 2017, 15:15:24
Ja, Kampfszenen finde ich auch schwierig, die Balance zu finden zwischen Details und Übersichtlichkeit ist nicht so einfach. Aber ich glaube, darin werde ich schon besser.

Was ich richtig zeit- und nervenaufreibend finde, sind Sexszenen. :D Ich neige da immer sehr zu repetitiven Formulierungen, die ich immer verwende, aber das ist natürlich auch nicht ideal. Außerdem bin ich da sehr eigen, was den Wortschatz angeht, weil ich viele Begriffe einfach nicht erotisch finde. Deswegen eiere ich da immer ewig herum damit. :rofl:
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Trippelschritt am 14. April 2017, 07:14:53
Jetzt müssen wir aber aufpassen, dass wir nicht zwei Schwierigkeiten miteinander verwechseln. Wenn ich bei einigen Szenen (Kampfszenen, Sexszenen etc.) Schwierigkeiten habe, dann ist das ein handwerkliches oder ein fachliches Problem. Und das muss man durch recherchieren oder durch Lernen beseitigen. Da kommt man wohl nicht drum rum.

Anders ist es, wenn es einem Überwindung bereitet, etwas zu schreiben, das von der Geschichte gefordert wird, mir aber persönlich nicht behagt. Dazu gehört oft der Tod einer Lieblingsfigur oder Ähnliches. Dafür gibt es keinen allgemeinen Ratschlag. Oftmals sind diese Szenen ausgerechnet Schlüsselszenen und gerade die müssen besonders gut gelingen. Es kann aber auch sein, dass man sich - aus welchehn Gründen auch immer - irgendwo hat hintreiben lassen, wohin man gar nicht wollte. Dann sollte man sich fragen, ob das noch die Geschichte ist, die man hat schreiben wollen. Aber Geschichten bestehen aus Konflikten und Gefühlen, aus Freude und Leid. Und da ist es zwangsläufig, dass auch der Autor sich mit seinen Figuren freut. Oder im Kreis der Trauergäste steht und Tränen in den Augen hat. Es wäre langweilig, wenn es anders wäre. Oder nicht.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Weberin am 14. April 2017, 13:10:40
Was mich jetzt in diesem Thread erstaunt, ist, dass doch etliche von euch Schwierigkeiten mit Kampfszenen haben. Mir geht es genauso.
Aber mir geht es auch meistens beim Lesen so - ich mag Action-Kampfszenen nicht so besonders, nicht im Buch, nicht im Film. Ich finde, die laufen fast immer im Prinzip gleich ab - wenige Ausnahmen mag es geben.
Sind denn lange Action-Kampfszenen für euch ein elementarer Teil von Fantasy?
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Faye am 14. April 2017, 13:27:18
Ich habe das Problem mit Kampfszenen auch, ich weiß nicht wieso, aber irgendwie habe ich Angst den Überblick zu verlieren oder es zu schnell wirken zu lassen. Ich lese Kampfszenen eigentlich nicht ungern, aber meine Lieblingsszenen sind es auch nicht. Trotzdem gehören sie für mich einfach dazu im Fantasy,  irgendwann kommt es immer zu einem Kampf.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Sprotte am 14. April 2017, 13:42:32
Ob Kampfszenen unbedingt dazugehören, hängt für mich vom generellen Tonfall der Geschichte und natürlich vom Subgenre ab. Heroic Fantasy? Da geht es für mich nicht ohne!

Wir hatten zu Kampfszenen mal einen Workshop gestartet, in dem viele schöne Sichtweisen und Herangehensweisen zusammengekommen sind. KLICK (http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=16584.0)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Coppelia am 14. April 2017, 14:23:00
Der Thread ist gut. :)

Ich bin ja immer froh, wenn mal ausnahmsweise eine Actionszene das ewige Gelaber bei mir ablöst. Aber ich schreibe und lese solche Szenen nicht am liebsten (lesen tu ich sie sogar noch ungerner, manchmal überblättere ich sie sogar.) ::) Ich mag lieber die Nuancen und Szenen mit leisen Tönen, sowohl lesen als auch schreiben. Wenn das aber bei Kampfszenen geht, schreibe ich sie auch gern.

Mit hochemotionalen Szenen habe ich kein so großes Problem. Eigentlich freue ich mich, wenn ich sowas schreiben kann. Selbst wenn eine geliebte Figur dabei "draufgeht". Aber ich muss mich manchmal mental drauf vorbereiten, weil ich dafür volle Konzentration brauche. Früher, als es noch möglich war, habe ich mir sogar manchmal freigenommen für solche Szenen. :)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Lothen am 14. April 2017, 14:40:26
Was die Kampfszenen angeht: Ich finde die dann besonders reizvoll, wenn mehr drin steckt als reine Action. Die Art des Kampfes kann ja auch einiges über die Charaktere aussagen, und dann lese und schreibe ich die gerne.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: FeeamPC am 14. April 2017, 21:59:53
Ich gehöre auch zu den chaotischen Schreibern, die erst mal mit Lieblings-Szenen anfangen. Um da den Überblick nicht zu verlieren, benutze ich Scrivener. Ich schaffe zum Beispiel Ordner für die Jahre, die in meiner Geschichte vorkommen (bei einer zeitlichen kürzeren Periode könnten es auch Tage sein), dann kommen die Szenen, die mir schon einfallen, in den passenden Ordner.
Merke ich später, dass das Jahr nicht mehr passt, verschiebe ich sie einfach.
Und alles, was zwischen den Szenen vorkommt (was ich selbst noch nicht weiß), dafür landet ein Notizzettel im Ordner, so nach dem Motto: Zwischen Jahr x und Jahr y muss der Drache aber noch mindestens 3 Meter wachsen und nebenbei den Helden am Sturmpass retten.
Dann schaue ich später einfach immer mal wieder diese Notizen an und warte, bis mich die Muse küsst und ich endlich weiß, wie ich das dazwischen schreiben kann.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Tsuki am 14. April 2017, 22:34:45
Ich versuche immer relativ nach Reinfolge der Geschehnisse zu schreiben. Ich muss aber zu geben, dass wenn ich zum Beispiel nicht in der Stimmung für eine Szene bin, dann schreibe ich grobe Stichpunkte auf, was passiert und schreib erstmal weiter. Große Probleme habe ich tatsächlich mit Kampfszenen und sehr emotionalen Szenen. Und ich habe wirklich keine Idee, wie ich mit letzterem Anfangen soll. Ich glaube es ist bei mir wie eine Art Angst die Stelle zu vermasseln und einem Charakter nicht den Richtigen Abschied zu geben, den er verdienen würde.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Sprotte am 14. April 2017, 22:37:53
Wobei ich Trippelschritts Unterscheidung aber auch sehr wichtig finde, aus welchem Grund eine Szene für uns schwierig ist:
1) Weil sie uns emotional belastet.
2) Weil uns womöglich das Handwerkszeug fehlt, sie zu schreiben.

Bei 1) muß man durch, man darf weinen und fluchen und zähneklappern. Bei 2) entsprechende Szenen lesen und begreifen, wie und warum sie funktionieren.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Antonia Assmann am 15. April 2017, 09:18:42
Ich mops mir das gerade mal von Sprotte:

Wobei ich Trippelschritts Unterscheidung aber auch sehr wichtig finde, aus welchem Grund eine Szene für uns schwierig ist:
1) Weil sie uns emotional belastet.
2) Weil uns womöglich das Handwerkszeug fehlt, sie zu schreiben.

Meine Antwort darauf: 1) Ich kann nicht weiterschreiben und werde es auch nicht tun, weil ich abwarten muss, wie es wirklich jedem mit diesem entscheidenden Einschnitt in meiner Geschichte geht - vielleicht habe ich sie auch aus der falschen Perspektive geplant? Nicht die Handlung an sich wird noch einmal hinterfragt (das steht fest und bleibt auch so) aber die Reaktionen der anderen. Und das kann schon ein wenig dauern, bis ich wirklich wieder alle auf der Reihe habe ... Und vorher schreibe ich nicht. Wenn dann alles in meinem Kopf steht, dann mit Mut und Kaltblütigkeit durch, kein Blick zurück und nichts bereuen.

zu 2) Sofort schreiben. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die leichte Übelkeit, die man selbst empfindet, schiebe ich zur Seite ... Das Wissen, dass das Mist ist, auch. Ich will von Punkt A nach Punkt B. Das ich lieber den Luxusliner genommen hätte, statt meinem klapprigen selbstzusammngeschusterten Floß ist klar. Aber ich muss da rüber. Bestimmt kann ich, wenn ich an die Überarbeitung meines Textes komme, es besser. Ich bin ja dann drin im Text, weiß genauer, was ich wollte. Habe Zeit mir Informationen zu holen, Texte zu lesen, zu recherchieren. Aber jetzt geht es sofort weiter. In meinem Fall zögere ich da nie einen Augenblick. Wenn ich das täte, könnte ich es auch gleich ganz lassen. Mir wird immer etwa fehlten, oder ich es persönlich für nicht gut genug empfinden. Aber wenn ich da schon bei der Rohfassung Rücksicht darauf nehme, bin ich lange Zeit weg von meinem Text ...

Ansonsten habe ich gut Reden - ich zögere manchmal ganze Wochen vor einer Szene. Aber eben eher aus Grund 1. Das ist aber ein wenig wie Instinkt. Mein Schreibplan sagt mir, was geschehen soll - Handlung.
Ich war mir sicher, wie das dann aussieht und wie die Reaktion darauf ist. Reaktion
Die Reaktion der einzelnen wird auch nicht die Geschichte an sich ändern, jedenfalls kaum. Aber mittlerweile sind mir ja meine Personen klarer und darum muss ich nachjustieren. Und das kann schon mal ein paar Tage dauern ... Vor allem, wenn man natürlich ein riesen Personal hat ...
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Koboldkind am 03. Mai 2017, 13:51:49
Zitat von: Sprotte am 14. April 2017, 22:37:53
Wobei ich Trippelschritts Unterscheidung aber auch sehr wichtig finde, aus welchem Grund eine Szene für uns schwierig ist:
1) Weil sie uns emotional belastet.
2) Weil uns womöglich das Handwerkszeug fehlt, sie zu schreiben.

Bei 1) muß man durch, man darf weinen und fluchen und zähneklappern. Bei 2) entsprechende Szenen lesen und begreifen, wie und warum sie funktionieren.

Das ist eine schöne und erhellende Zusammenfassung, hilft mir, mich über meiner Schreibtechnik klarer zu werden.
Szenen von Punkt 1 hatte ich bisher wenige. Ganz früher bin ich beim Schreiben in einen Heulkrampf geraten, was ich so nicht gedacht hätte, aber da ist es dann wie beim Heulen über RealLive - das muss jetzt raus und ordentlich abgeschlossen werden, sonst geistert es noch ewig um mich herum. Ich denke, in ähnlicher Art habe ich meistens Schwierigkeiten beim Schreiben, wenn mein Charakter emotional nicht mitkommt oder mich mit Stimmungswechseln straft beim laufenden Schreiben. Da mach ich mir danach viele Gedanken darum, warum die Geschichte nicht wie geplant weiter kommt und ob es meine eigene Wohlfühlzone ist, die da raus spricht oder die Geschichte so wirklich besser wäre...

Szenen bei Punkt 2 habe ich derzeit einen Brocken auf meinem Tisch stehen. Eine Show-Down-Gerichtsverhandlung, ein Thema, mit dem ich so noch gar nicht gearbeitet habe. Es ist nicht geschrieben worden, aber ich weiß, was passieren sollte. Mittlerweile glaube ich, einen besseren Hintergrund gefunden zu haben, ein besseres Werkzeug, aber wie ich dann vorgehe, weiß ich noch immer nicht. Kommt Zeit, kommt Tastatur, nicht wahr?
Witzig, dass Kampf/Actionszenen hier scheinbar so schwer sind. Wobei ich das unterscheiden würde. Kampf wie Duelle und Schlachten, ja, die sind mir auch dumpf, aber meist ist ein Zweikampf eher kurz, wichtig ist für mich nur eine klare, sehr klare Vorstellung davon, was passiert, sonst kann ich das nicht übertragen. Dasselbe gilt für Actionszenen, Szenen mit Tempo, für die ich auch Aufmerksamkeit und Elan brauche, aber die finde ich ziemlich wichtig, vor allen in Abwechslung mit meinen geliebten Dialogen ^^ Was mir da mehr Schwierigkeiten bereitet, sind Kampf-Dialoge. Wer soll wann was sagen, merkt man, wer jetzt die Oberhand hat? Und ist das ganze nicht nur Quark? Sowas kann ich nicht einfach schreiben, wenn ich nicht aufmerksam bin, dafür ist das Überarbeiten solcher Szenen zu tricky.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Silvasurfer am 16. Mai 2017, 15:23:44
Ich muss sagen, eine Szene zu schrieben, bei der ich von vorneherein das Gefühl habe, das ist Mist, widerstrebt mir von Natur aus sehr. Es ist mir ein absolutes Dorn im Auge und der Idealist in mir möchte, dass die Szene einfach oberaffengeil ist. Ich will im Zustand von Inspiration schreiben nicht einfach irgendwas zu Papier bringen.

Momentan beginne ich jedoch langsam zu begreifen, wie sehr ich mir damit selbst buchstäblich im Weg stehe.

Nicht nur dass ich aus einer Mücke einen Elefanten mache, weil diese Szene ohnehin später einmal überarbeitet werden kann und zwar dann zum Beispiel, wenn mir Ideen für weitere Szenen ausgehen.
Vor allem jedoch gehe ich den Weg nicht weiter und stehe jetzt vor einem Elefanten. Es ist ein verdammt langer Weg bis zum Ende einer Novelle. In 3 Tagen an denen ich die Szene vor mich herschiebe, könnte ich bereits 2, 3 Szenen weitergeschrieben haben, die allesamt inspirierend sind. Und ich weiß, es heißt hätte, hätte Fahrradkette. Natürlich könnte man auch die Lücke in der Erzählung im nach hinein mit der Szene überbrücken, genau so, wie man die geschriebene Szene im nach hinein bearbeiten kann.

Tatsache bleibt dagegen, dass ich, indem ich die Szene vor mich hin schiebe die Dynamik des Schreibens verlieren kann.

Mir gefällt in diesem Zusammenhang vor allem das englische Wort "momentum", welches in Zusammenhang von Bewegung und Sport andeutet dass die Bewegung an sich einen Kraftimpuls erzeugt.  Schreibt Man sie nicht, die besagt Szene, dann bleibt dieses ganz miese Gefühl in dir, es lässt dich nicht los und beklemmt dich. So geht es mir zumindest. Wenn ich sie jedoch geschrieben habe fühle ich mich gleich viel besser und mein schreiben nimmt fahrt auf. Es ist wie, wenn man bei einer Parkour mit seinen Armen von Stange zu Stange hangelt.  Hält man inne, verliert man den Schwung und muss mehr Kraft aufwenden, nimmt man den Schwung in einer Bewegung als Kraftimpuls, dann ist es Leichter und man schwingt einfach mit zur nächsten Stange.  Klar bewegen wir beim Schreiben lediglich unsere Finger aber Bewegung möchte ich hier im abstrakten Sinne verstehen und zwar als die besagte Dynamik des Schreibens. Denn wir bewegen uns schließlich dem Ende der Geschichte entgegen und hangeln und von Szene zu Szene sozusagen.

Manche von uns hangeln sich sogar an einem sehr instabilen Gerüst. Geroge RR Martin spricht von Architekten, die einen Roman planen ehe sie den ersten Stein setzen und Gärtnern, die einen Samen pflanzen, wissen wie man ihn hegt und pflegt während langsam ein Garten voller schöner Pflanzen entsteht,d ie Früchte für neue Samen tragen.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Nicoletta am 18. Mai 2017, 13:18:35
Also ich kenne dieses Problem, allerdings nicht bei Sterbeszenen oder so. Wie ich das letzte Mal einen Charakter in meinen Buch habe sterben lassen, habe ich beim schreiben durchgehend böse gegrinst und gleichzeitig "Tut mir leid" geflüstert. ;D
Bei mir sind es eher einfach Szenen, die ich vorher nicht durchgeplant habe. Z.b. ein Raum worin sich etwas wichtiges befindet, der Hauptcharakter muss da rein um das zu holen und es stehen aber Wachen vor der Tür. Das war einmal ein Problem von mir, wie schafft er es da rein und wieder raus? Aber nach einigen Monaten Pause, in der ich mir (vergeblich) Hilfe von meinen Lesern (=meine Familie) erhofft hatte, habe ich mich einfach nochmal hingesetzt und dann war es plötzlich eh nicht so schwer.
Ich tendiere leider dazu, ein kleineres Problem dann über Monate zu erhalten als "Es gibt ein Problem, deshalb kann ich nicht weiterschreiben" und zwar ohne genauer darüber nachzudenken. Und wenn ich mich dann wieder hinsetzte und kurz nachdenke, kommt die Lösung ganz von alleine.
Ich hoffe aber auch, wenn ich beim nächsten Buch nicht den selben Fehler wie beim letzten mache (nur sehr grobe Planung im Kopf) dann wird es solche Probleme nicht mehr oder kaum mehr geben. :)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Tinnue am 18. Mai 2017, 13:32:20
Sehr schwierige Szenen im Sinne von "emotional schwierig zu schreiben" hatte ich jetzt noch nicht, obwohl ich da mit Sicherheit ein paar Vorlagen habe, wo es evtl spannend wäre zu sehen, ob das ganz ohne Durchatmen ginge. Bisher hatte ich damit aber noch kein "Problem", bsp bei einer Vergewaltigungsszene. Ich kann da gut genug wegtreten und es von außen betrachten. Oder Todesfälle, was in den letzten drei Jahren vermehrt vorgekommen ist. Aber das heißt nicht, dass das immer so bleibt. Wer weiß, ob man nicht eine Art Szene dreimal schreibt, und dann bei einem anderen Mal unter anderen (Story-)Umständen andere GEfühle oder Schwierigkeiten beim Schreiben hat.

Was für mich schwierig sind, sind Szenen, von denen ich weiß, dass ich sie nicht gut kann bzw. wo ich beim Plotten schon merke: Ok, das liegt dir nicht so und wird nicht unbedingt so flüssig laufen. Manchmal ist das, wenn ich bestimmte Dinge wie technische Hintergründe oder andere Informationen einbauen muss, die ich vorher recherchiert habe, aber sehr konzentriert bleiben muss und darauf achte, die auch richtig einzubauen, ohne aus dem Fluss zu geraten.
Blöd - aber das fällt hier ein bisschen raus - sind Szenen, die klemmen, weil ich noch nicht genug Material im Kopf habe. Szenen, die ich mir so toll vorgestellt habe, dann aber merke, dass ich bestimmte Dinge noch wissen muss oder dachte, ich bin mir sicher über die Umstände oder den Charakter und kenne ihn dann doch noch nicht genug. Dann klemmt es, weil ich genau merke, die Reaktion passt nicht, weiß aber noch nicht genau, warum. Dann versuche ich hin und her und es will einfach nicht. Und beim Probieren kommt mir dann meistens die Eingebung, wo ich noch nachdenken muss.

Ganz ärgerlich ist wenn im Grundgerüst schon was nicht stimmt. Szenenfolge bsp. Wenn ich dann merke, ich kann da jetzt nicht weiterschreiben, weil ich mich irgendwie verzettelt habe. Da ist noch etwas, was nicht stimmt - eine neue Szene muss her, irgendwo ist eine Leerstelle oder Szenen müssen umgestellt werden, damit es funktioniert.
Da geht es mir dann wie bei @Nicoletta: Ich trage das dann ein Weilchen mit mir rum und versuche, das Problem zu lösen, kann aber vorher nicht weiterschreiben. Bis es dann "Klick" macht.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Galaksy am 21. Juni 2017, 13:27:47
Ich hatte es einmal, aber das ist lange her. Da war ich vielleicht 13 oder 14? Das Projekt hieß "Der Teufelschlund" und ich habe es abgebrochen, weil ich es nicht über mich gebracht habe, die Szene zu schreiben, in der einer meiner Lieblingscharakere gefoltert wird. Mittlerweile lasse ich mich davon nicht mehr zurückhalten. Im Gegenteil: Ich freue mich auf die Szenen mit den größten Emotionen, ob sie nun negativ oder positiv bin. Ich weiß nämlich, dass die Szenen, die bei mir viel auslösen, das auch bei Lesern wahrscheinlich werden. Nicht zwangsweise, aber wenn ich diese Szenen gut schreibe, dann sind das die Szenen, an denen du eventuell Tränen in den Augen der Leser finden wirst. Gib dir das als Motivation, stell dir den Leser vor, geh durch die Emotionen, weil du willst, dass deine Leser genau das gleiche empfinden. Für mich ist das die Motivation. Ich schreibe für meine Leser.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: MynaKaltschnee am 06. Juli 2017, 23:12:56
ZitatWobei ich Trippelschritts Unterscheidung aber auch sehr wichtig finde, aus welchem Grund eine Szene für uns schwierig ist:
1) Weil sie uns emotional belastet.
2) Weil uns womöglich das Handwerkszeug fehlt, sie zu schreiben.

Bei mir kam es bisher selten vor, dass mich eine Szene wirklich emotional belastet hätte. Selbst Szenen, in denen geliebte Figuren sterben, kann ich relativ problemlos schreiben, auch wenn mir die Sache meist unendlich leid tut für die Charaktere ... *seufz* Aber was tut man nicht alles für eine gute Geschichte?!

Mir fallen auch grundsätzlich Kampfszenen schwer und ich hatte mal ein Manuskript, in dem relativ viele solche Szenen vorkamen. Das war dann ein echter Kampf, das zu schreiben. Ich hatte das Gefühl, mich bei jeder Kampfszene zu wiederholen und immer zu den gleichen Mitteln zu greifen. Sexszenen fallen mir da leichter, denn wenn es um große Gefühle und Leidenschaft geht, ist das meine Welt  ;)
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Aria am 06. Juli 2017, 23:30:50
Wenn ich mit den Figuren verbunden bin, zögere ich nicht bei einer emotionalen Szene. Ganz im Gegenteil. Angespornt von der Intensität versuche ich den Moment zu fangen und ihn festzuhalten. Denn wenn ich es fühle, es mich emotional mitnimmt, kann ich es auch nach außen tragen.
Ich mag Kampfszenen sehr, da es ein verzwicktes Spiel zwischen "so genau wie möglich und so lang wie nötig" ist. Ich glaube sie liegen mir einfach. Auch darf dabei gerne Blut fließen. So nah an der Wahrheit, wie es eben geht.  :darth:

Ich renne eher vor einen Abschnitt davon, oder wenn die Szene ausschlaggebend ist. Dann brauche ich meist zwei, drei Tage ehe ich weiterschreiben kann. Ich weiß auch nicht warum, aber das ist für mich immer eine Hürde.... Das "Jetzt ist es soweit. Du bist an der Stelle angekommen"...
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Soly am 07. Juli 2017, 17:38:44
Zitat von: Aria am 06. Juli 2017, 23:30:50
Ich renne eher vor einen Abschnitt davon, oder wenn die Szene ausschlaggebend ist. Dann brauche ich meist zwei, drei Tage ehe ich weiterschreiben kann. Ich weiß auch nicht warum, aber das ist für mich immer eine Hürde.... Das "Jetzt ist es soweit. Du bist an der Stelle angekommen"...

Das kenne ich auch sehr, sehr gut.
Gerade bei Schlüsselszenen, aber auch bei weniger wichtigen Stellen geht es mir oft so, dass ich mir die Szene Tage vorher vorstelle, als bewegtes Bild, mit genauen Formulierungen im Kopf, und mich total darauf freue, weil sie sich in dieser Vorstellung richtig gut anfühlt - nachdem ich sie dann tatsächlich geschrieben habe (gerne auch nach einer Pause zum tief Luftholen), bin ich immer unzufrieden mit der Szene und kann das Gefühl, es nicht gut genug gemacht zu haben, auch durch mehrfache Überarbeitung nicht abschütteln.
Titel: Re: Schwierige Szenen
Beitrag von: Trippelschritt am 07. Juli 2017, 19:54:26
Wenn Du Dir die Szene vorstellst und hast ein paar gute Formulierungen gefunden, dann musst Du sie auch schreiben. Selbst, wenn es nicht vollständig geht und nicht alles klar ist. Morgen ist es dann wieder eine fremde Szene und verdammt hart zu schreiben.

Liebe Grüße
Trippelschritt