Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Weltenbau => Thema gestartet von: Mithras am 09. August 2014, 15:46:31

Titel: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Mithras am 09. August 2014, 15:46:31
Interessanterweise habe ich bislang kein Thema gefunden, das sich explizit mit der Rolle von Religionen in euren selbst erdachten Welten beschäftigt, was vielleicht auch an meiner eigenen Blindheit liegen mag. Da Religionen jedoch mein persönliches Steckenpferd sind, möchte ich doch gerne wissen, wie ihr es denn mit ihnen haltet. Vor allem vier Aspekte interessieren mich:
- Welche Rolle spielt Religion in euren Welten? Auf welche Bereiche wirkt sie sich aus?
- Wie baut ihr Religionen auf? Worauf achtet ihr?
- Wie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten? Lasst ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften oder der Existenz der bekannten Götter, oder geht es darum gar nicht?
- Und zu guter Letzt, angeregt durch dieses Thema (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,15019.0.html): Welche Religionen habt ihr euch denn ausgedacht, und was hat euch inspiriert?

Da ich euch an dieser Stelle nicht sofort mit meinen eigenen Religionen erschlagen will, halte ich mich kurz und gehe zunächst nur auf meine Grundvorstellungen ein. Bei Gelegenheit schiebe ich dann eine Einführung in die jeweiligen Glaubenssysteme nach.
Meine Welt ist im Wesentlichen spätmittelalterlich geprägt und befindet sich an der Schwelle zu einer Art Renaissance. Gerade in einer archaischen Welt, in der sich große Umbrüche abzeichnen, ist das Denken der Menschen noch stark von Glauben und Aberglauben geprägt, da vielfach rationale Erklärungsmöglichkeiten fehlen und Unsicherheit das Denken und Handeln von Menschen bestimmt. Religion spielt für mich daher eine zentrale Rolle, nicht zu letzt, weil mich die Verbindung aus weltlicher und geistlicher Macht überaus fasziniert und wunderbares Konfliktpotential für eigene Geschichten birgt, ebenso wie das Aufeinanderprallen verschiedener (religiöser) Weltvorstellungen. Vor allem interessiert mich der reale Ursprung religiöser Vorstellungen und Mythen, in der realen Welt wie auch in fiktiven Universen. Grundlegende Motive wie der Garten Eden und die Sintflut finden sich im gesamten östlichen Mittelmeerraum, von Griechenland bis in den Iran, was zeigt, wie intensiv der Austausch an Ideen und Motiven in der Antike gewesen sein muss und wie komplex die Ursprünge von Religionen sein können. So, wie es mir in der Realität Spaß macht, über die Parallelen zwischen Mithraskult, Zoroastrismus und Christentum und mögliche Erklärungen nachzudenken, liebe ich es, derartige Zusammenhänge in meinen eigenen Geschichten zu erfinden und Religionen zu erschaffen, die auf den Leser authentisch und greifbar und gleichermaßen vertraut wie auch neuartig wirken sollen. Wichtig ist dabei, dass die Ursprünge meiner Religionen meist von zentraler Bedeutung für meine Geschichte sind, weil es mir letztlich auch darum geht, wie Religion instrumentalisiert werden kann, um völlig andere Ziele zu erreichen. Die Suche nach der Wahrheit hinter Mythen, Legenden und heiligen Texten nimmt daher eine zentrale Rolle für mich ein.

So viel erst einmal von meiner Seite. In den nächsten Tagen werde ich dann eine Übersicht über meine drei Hauptreligionen folgen lassen. Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß beim Diskutieren und warte neugierig auf interessante Beiträge! :)
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: canis lupus niger am 12. August 2014, 15:47:14
Auch für mich ist das ein ungeheuer spannendes Thema, wenn ich auch zugeben muss, in meiner eigenen Reihe auf religiöse Aspekte weitgehend verzichtet zu haben. Weltanschauliche und religiöse Reportagen interessieren mich aber ungeheuer, und ich lese leidenschaftlich gerne Fachbücher, die diese Themen behandeln. Ob es sich jetzt um die Geschichte der römisch-katholischen Kirche handelt, um die Ausbreitung des Islam, um Buddhismus, Hinduismus, Shintoismus oder einige der bekannten antiken Religionen. Es ist faszinierend zu überlegen, ob die Kulturen sich ihre Religionen geschaffen haben, oder ob im Gegenteil die Religionen die jeweilige Kultur geformt haben. ich denke, oft genug fand das abwechselnd statt. 

Das Gruselige daran ist, dass real geschehene Religionsgeschichte locker jede Fantasy und jeden Horror-Roman in den Schatten stellt.

In der Isrogant-Reihe, an der ich seit einiger Zeit mitschreiben darf, sind die aggressiven  Machtbestrebungen einer neuen Sekte Teil der Grundproblematik.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Kampfmops am 12. August 2014, 22:19:56
Bei meiner erdachten Welt steht die religiöse Ordnung um einiges über der weltlichen. Die bestehenden Regierungen herrschen zwar, doch ist das alles auf tönernen Füßen errichtet. Denn durch die Religionen, können (und werden) sich bei mir die Völker spalten.
Die Religionen wirken sich auf nahezu alle Bereiche aus. Es gibt wenige Atheisten und erst recht viel weniger, die auch dazu stehen.
Es gibt vielen religiös geprägten Extremismus in meiner Welt, der die Völker selbst intern auf einem Pulverfass sitzen lässt.

Beim bauen meiner Religion beginne ich meistens damit, das ich den/die angebeteten Gott/Götter beschreibe (dort geht es vor allem ihre Persönlichkeit). Daran mache ich dann meistens die Rituale und Zeremonien fest. Also ein gerechter Gott, der nicht gnadenlos richtet, wird ja um einiges anders angebetet als ein gnadenloser Gott. Daraus ergeben sich dann meistens auch die Heiligen Schriften und Gotteshäuser, wobei die Gotteshäuser meistens von der allgemeinen Architektur der Völker abhängt.

Ich achte vor allem darauf, das es einer realen Religion nahe kommt. Natürlich schreibe ich keine Heilige Schrift von ihnen nieder (das würde wahrscheinlich viel zu lange dauern), doch zumindest so Grundgebote und absolute Verbote schreibe ich schon auf. Was man ja auch nicht unbedingt vergessen sollte, finde ich, ist die Wirkung die diese Religion auf ihre Gläubigen hat.

In meiner Welt versuche ich die Religionen sehr real darzustellen. Natürlich gibt es Zweifler, aber die halten wegen der Extremisten meistens die Klappe, weil ihnen meistens ihr Leben wichtiger ist als ihre Meinung.

Die Götter selbst treten nie in Erscheinung, doch mir geht es vor allem darum, was die Religion mit den Personen macht. Sie wird ja nicht überall auf die gleiche Art verbreitet. Es kommt oft auch auf den nutzen der Prediger oder derer, in dessen Dienst sie stehen an.


Nun zu meinen Ausgedachten Religionen.
Im allgemeinen sind sie sich alle sehr ähnlich. Es sind alles monotheistische Religionen mit Opferritualen. Es gibt 3 Religionen, bis auf eines meiner Völker hat also jedes seine eigene Religion, das vierte Volk ist atheistisch geprägt.
Innerhalb der Völker gibt es Clans die untereinander verschiedene Ansichten haben und bei denen die Religionen auch abweichen, so ähnlich wie bei Katholiken und Protestanten.
Die Religionen merkt man an, das sie den Völkern entsprechen, da dort auch der Hass den sie auf die anderen Völker haben gepredigt wird und oft vor allem dazu genutzt wird um die Gläubigen aufzustacheln. Dies geschieht übrigens auch unter den Clans, aber nicht ganz so extrem.

Eine richtige Übersicht, würde hier glaube ich etwas langweilig werden, deswegen habe ich mal die Kurzfassung genommen. ;)

Wovon ich inspiriert wurde, lässt sich schwer sagen. Ich habe beim schreiben irgendwie an diesen kompletten religiös geprägten Extremismus gedacht, der leider in der Realität existiert. Ich habe nichts gegen Religiosität, wenn das dann aber bedeutet deswegen andere Menschen zu diskriminieren, hört bei mir der Spaß auf.

Den letzten Punkt will ich nicht unkommentiert lassen.
Natürlich ist mir bewusst das die Parolen solcher Extremisten, mit der Religion auf die sie sich berufen am Ende meist nicht mehr viel gemeinsam haben, aber doch wurde (und werden) wegen dem Glauben an einen oder mehrere Götter schon viele Gräueltaten begangen und mit dem Glauben (angeblich) begründet.     


Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Churke am 12. August 2014, 22:58:47
Religion...
Religion pflegt für politische Zwecke instrumentalisiert zu werden. Nun sind Politiker aber gemeinhin korrupt und ihre Ziele kriminell. Und ein Mann, der für sich für Anspruch nimmt, der Vollstrecker eines göttlichen Willens zu sein, will vor allem niemandem Rechenschaft ablegen, ist also ein Tyrann.
Deshalb ist im Zweifel völlig egal, worum es in der betreffenden Religion geht, man findet immer einen gerechten Grund, andere Leute umzubringen.

Ja, ich schreibe viel über Religion, aber meistens im Zusammenhang mit Politik. Ich brauchte auch noch keine Religion zu erfinden, bislang hat mir immer gereicht, was es schon gibt.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Mithras am 16. August 2014, 14:29:46
Juhu, Antworten! ;D

Zitat von: Churke am 12. August 2014, 22:58:47Ich brauchte auch noch keine Religion zu erfinden, bislang hat mir immer gereicht, was es schon gibt.
Das wäre bei mir nicht möglich. Eigene Welten erfordern eigene Religionen, auch wenn diese durch real existierende Religionen inspiriert sein können. Es macht mir aber zugegebenermaßen sehr viel Spaß, genau das zu tun.

Zitat von: Kampfmops am 12. August 2014, 22:19:56Wovon ich inspiriert wurde, lässt sich schwer sagen. Ich habe beim schreiben irgendwie an diesen kompletten religiös geprägten Extremismus gedacht, der leider in der Realität existiert. Ich habe nichts gegen Religiosität, wenn das dann aber bedeutet deswegen andere Menschen zu diskriminieren, hört bei mir der Spaß auf.
Religiöser Fanatismus war auch eines meiner zentralen Motive, als ich begonnen habe, einen Plot zu entwickeln, da man hier wunderbar Konflikte heraufbeschwären kann, ohne direkt Schwarz-Weiß-Schemata zu bedienen - es langt, dass dieses Denken in den Köpfen vorherrscht, und schon hat man einen guten Ausgangspunkt. Daran anknüpfend habe begonnen, die Religionen weiter auszugestalten und stärker mit Politik zu vermischen, so dass religöser Fanatismus mittlerweile in den Hintergrund getreten ist.

Zitat von: Kampfmops am 12. August 2014, 22:19:56Eine richtige Übersicht, würde hier glaube ich etwas langweilig werden, deswegen habe ich mal die Kurzfassung genommen.
Kommt darauf an, wen du fragst. Mich langweilt so etwas nie, und ich kümmere mich auch nicht darum, ob ich andere Menschen mit meinen Ausführungen langweile, die nun unweigerlich folgen müssen! ;D Ich habe mittlerweile drei große Glaubenssysteme erfunden, die sich an verschiedenen realen Religionen orientieren:

Die Amešnu-Religion:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Die Ptachothes-Religion (vorläufiger Name):
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Der Hjeldur-Glaube:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Romy am 17. August 2014, 17:59:39
Zitat von: Mithras am 09. August 2014, 15:46:31
Interessanterweise habe ich bislang kein Thema gefunden, das sich explizit mit der Rolle von Religionen in euren selbst erdachten Welten beschäftigt, was vielleicht auch an meiner eigenen Blindheit liegen mag.
Jain. ;)
Wir haben schon Threads, die zumindest in eine ähnliche Richtung gehen. Z.B. ist mir spontan Folgender eingefallen: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,5687.0.html
Da wurde zumindest zwischendurch mal in eine sehr ähnliche Richtung diskutiert, auch wenn die Ausgangsfrage etwas spezieller war. Ich finde es gut, dass Du noch mal einen neuen Thread mit allgemeinerer Fragestellung aufgemacht hast. :)


Mit Religion und Göttern beschäftigen sich auch viele meiner Romane. Allgemein habe ich schon so einige Welten erschaffen und für jede davon Götter und Religionen erdacht, oft spielen sie für die Handlung und/oder die Figuren auch eine wichtige Rolle, manchmal laufen sie eher am Rande, aber sie sind auf jeden Fall immer im Alltagsleben meiner Figuren vorhanden.
Eine Welt ohne Religion erscheint mir unrealistisch, dafür muss man ja nur in unsere eigene Vergangenheit schauen, einfach jede irdische Kultur hatte (und hat) eine Form des Glaubens. Glaube, Religion und Aberglaube hat den Menschen - vor allem in der vortechnisierten Zeit - Halt gegeben und ihnen geholfen Dinge zu erklären, die wir uns heute auf logische, naturwissenschaftliche Weise erklären können. Doch selbst der heute weit verbreitete Atheismus ist letztlich nur eine Form des Glaubens, denn schließlich kann man nicht beweisen, das Gott nicht existiert. Egal ob man nun gläubig ist oder auch nicht, objektiv und logisch gesehen ist das eben einfach unmöglich. ;)

Zitat von: Mithras- Wie baut ihr Religionen auf? Worauf achtet ihr?
Also im Mittelpunkt steht stets eine Anzahl von Göttern. Selten habe ich mal einen Monotheistischen Gott oder Vielgötterei, meistens sind es zwar mehrere, aber in einem überschaubaren Rahmen. Zahlen die sich für mich bewährt haben sind 4, 8 oder 12 Götter. ;D Darauf greife ich bevorzugt zurück. *
Den Göttern werden dann Eigenschaften/Jahreszeiten/Elemente etc. zugeordnet für die sie stehen, oft sind sie Geschwister, seltener im Gegenteil Liebende.
Manchmal kommen dann noch Halbgötter (Kinder der Götter), Götterboten, Patrone oder Symbole dazu und je nachdem wie wichtig die Religion für die Romanhandlung ist, denke ich mir dann auch aus, wie die Götter und ihre jeweiligen Anhänger der Welt zueinander stehen, wie genau die Religion organisiert ist, wer sie anführt, wo die Hauptsitze sind, wie die Götter ganz genau verehrt werden, also Zeremonien u.ä., welche Farben die Roben haben, falls es überhaupt Roben gibt, etc.

Zitat von: Mithras- Wie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten? Lasst ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften oder der Existenz der bekannten Götter, oder geht es darum gar nicht?
Oft sehr real, bzw. ich habe jedenfalls häufig gläubige Protas, die ihre jeweilige Religion für real halten.
In meiner Götter-Trilogie spielt ja sogar eine (menschgewordene) Göttin die Hauptrolle, in jener Welt wandeln die Götter auch gerne mal auf Erden, sprechen mit ihren Lieblingen und hinterlassen ihre Spuren. In dieser Geschichte spielt auch Fanatismus eine große Rolle, der umso mehr dadurch angestachelt wird, dass diese sehr realen Götter ihren Streit miteinander haben und die Menschen ihn unter sich weiter führen ...
Auch die Welt, in der meine Vögel spielen ist sehr religiös geprägt und die Götter spazieren gerne mal durch die Gegend, wenngleich sie sich den Menschen eigentlich nicht zeigen, aber zumindest meine beiden Hauptfiguren haben schon mal den ein oder anderen gesehen, auch da sind sie also sehr real, sind aber eigentlich nur am Rande relevant.
Widerum in einem weiteren Roman, den ich bisher noch gar nicht angefangen habe zu schreiben (und es dieses Jahr wohl auch nicht mehr schaffe), geht es um Fanatismus (und ja, auch Politik) als Hauptthema. Die gesamte Gesellschaft ist sehr gläubig und das ganze Leben ist auf Religion und Götter ausgerichtet und manche Menschen haben wohl auch schon eindeutige Zeichen der Götter zu sehen bekommen, mein Hauptprota (oder Anta?), der der Fanatischste von allen ist und sich nach einem solchen greifbaren Zeichen sehnt, allerdings noch nicht. Wenn ich erst mit Schreiben anfange, freue ich mich schon darauf, mit diesem Widerstreit zu spielen.  :snicker:

Ich könnte noch andere Beispiele aufführen und ausführlich beschreiben, wie gesagt, jede meiner Welten, die ich mir je ausgedacht habe hat Götter und Religionen. Wirklich jede davon ausführlich zu beschreiben würde hier definitiv den Rahmen sprengen. ;D






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EDIT:
* Wobei mir gerade eingefallen ist, dass ich ausgerechnet in meiner Götter-Trilogie 9 Götter habe. Die Neun sind Geschwister, die acht Jüngeren haben das Jahr quasi unter sich aufgeteilt, es gibt acht Monate, jeweils zwei in einer Jahreszeit. Die Älteste und Anführerin der Göttergeschwister hat keinen eigenen Monat, ist aber in jedem der acht Monate jeweils an der Seite des jüngeren Geschwisterchens präsent und wird das ganze Jahr über verehrt.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Mithras am 15. September 2014, 21:55:18
Zitat von: Romy am 17. August 2014, 17:59:39
Also im Mittelpunkt steht stets eine Anzahl von Göttern. Selten habe ich mal einen Monotheistischen Gott oder Vielgötterei, meistens sind es zwar mehrere, aber in einem überschaubaren Rahmen. Zahlen die sich für mich bewährt haben sind 4, 8 oder 12 Götter. ;D Darauf greife ich bevorzugt zurück. *
Den Göttern werden dann Eigenschaften/Jahreszeiten/Elemente etc. zugeordnet für die sie stehen, oft sind sie Geschwister, seltener im Gegenteil Liebende.
Manchmal kommen dann noch Halbgötter (Kinder der Götter), Götterboten, Patrone oder Symbole dazu und je nachdem wie wichtig die Religion für die Romanhandlung ist, denke ich mir dann auch aus, wie die Götter und ihre jeweiligen Anhänger der Welt zueinander stehen, wie genau die Religion organisiert ist, wer sie anführt, wo die Hauptsitze sind, wie die Götter ganz genau verehrt werden, also Zeremonien u.ä., welche Farben die Roben haben, falls es überhaupt Roben gibt, etc.
Nicht schlecht. Für einen klaren Polytheismus konnte ich mich ehrlich gesagt nie wirklich anfreunden, wobei ich nicht sagen kann, woran das liegt. Zugegeben, ich hätte bei so vielen Göttern das Problem mit der Benennung, da ich mich an real existierenden Sprachen orientiere und somit eine Sonnegottheit nicht einfach nach ihrem Gestirn auf Latein/Griechisch/wasauchimmer benennen kann - Sol/Helios geht halt einfach nicht. Wenn man sich an eher weniger bekannten Sprachen wie Persisch, Arabisch oder Hindi orientiert, erlaube ich mir prinzipiell etwas mehr, weil da die Gefahr der Wiedererkennung meines Mangels an Kreativität weniger groß ist. Die Benennung meiner Gottheiten in den polytheistischen Vorgängerkulten meiner heutigen Religionen bereitet mir noch immer Kopfzerbrechen.

Was ich außerdem bisweilen erlebe: Jedes Volk, klassischerweise Elfen, Zwerge, Drachen und Co., hat seinen individuellen Schöpfer, der mit seinen Kollegen im selben Pantheon hockt - und das ist dann die Religion. Fertig, das war's. Oder es werden Gottheiten gewählt, die die Elemente verkörpern und mehr auch nicht. Die Hauptaufgabe von Religionen ist es doch, Antworten auf die elementaren Fragen des Lebens zu geben, und auch, wenn es natürlich Meeres-, Sturm-, Sonnen- oder Erdgottheiten gibt, ist das ja noch nicht alles. Erdgottheiten verkörpern häufig Fruchtbarkeit und Leben (oder auch den Tod, wenn die Toten vergraben werden), Sonnengottheiten stehen häufig für Wahrheit, Gerechtigkeit und "das Gute". Und dann gibt es noch abstrahierte Versionen von Naturgottheiten (Mondgötter sind bisweilen auch Zeitgötter, vor allem dann, wenn der Mondkalender verwendet wird - z. B. Thoth bei den Ägyptern), und dann Gottheiten die ausschließlich für abstrakte Dinge stehen wie etwa Liebe, Weisheit oder das Jenseits. Manche Gottheiten vereinen diese Attribute auch auf komplexe Weise in sich, wie etwa Osiris, der ganz konkret als Gott des Nils und der Fruchtbarkeit verehrt wurde und durch seinen Sieg über den Tod gleichsam zum Herrscher der Unterwelt, zum Richter der Toten und zum Garanten des ewigen Lebens wurde. Generell finde ich Gottheiten, die eher abstrakte Konzepte als matzerielle Dinge repräsentieren, spannender - was vielleicht auch meine Vorliebe für monotheistische Konzepte erklärt.

sehr interessant finde ich die Äußerung eines Benutzers in einem anderen Forum, wonach Monotheismus nicht so gut in Fantasywelten passe, weil es in vielen GFantasywerken ja um die Umtriebe der Götter gehe. Das finde ich sehr kurz gefasst, weil es voraussetzt, dass die Götter in den jeweilen Fantasywelten wirklich genau so existieren, wie sie vom Autor beschrieben werden und der Leser keinen Raum für Zweifel hat, ob das so wirklich stimmt. Deshalb habe ich mit wirklich realen Göttern ich in meiner Probleme. Es macht für mich ja gerade den Reiz von Religion aus, dass man nicht genau wissen kann, was wahr oder was falsch ist - man kann es nur glauben. Der Glaube kann eine Religion wiederum lebendig machen, was ein ganz bestimmendes Element in meiner eigenen Geschichte ist, und was dafür sorgt, dass sich selbsternannte Propheten, Engel oder Götter über die Menschen erheben. In all meinen Religionen steckt ein wahrer Kern, der zum Teil auf historische Ereignisse und Entwicklungen zurückgeht, und auch die selbsternannten Propheten/Engel/Gottheiten sind nicht einfach nur Menschen, sondern tragen einen "Hauch des Göttlichen" in sich und sind die Erben von etwas, das viel älter als die Menschheit ist. Das bedeutet aber nicht, dass es in meiner Welt tatsächlich so etwas wie Schöpfergottheiten gibt, dafür bin ich einfach zu sehr Darwinist und bleibe im Rahmen dessen, was evolutionsbiologisch erklärbar ist - Molekularbiologie/Gentechnik mit eingeschlossen. :darth:
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Moni am 19. September 2014, 16:12:35
Wie immer, wenn ich solche Threads lese, muß ich schuldbewusst an mein unfertiges Essay zum Thema Götter in der Fantasy denken und daran, dass ich das endlich mal schreiben sollte.  :versteck: Gerade das Thema Monotheismus vs Polytheismus ist ja durchaus spannend und man kann seitenweise darüber schreiben...
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Johannes Lauba am 20. September 2014, 15:42:59
Das Thema "Religion" ist immer wieder spannend, auch in Fantasyromanen. Es ist unglaublich was einige sich dazu ausdenken, um ihrer erschaffenen Welt, den darin vorkommenden Kulturen und Völkern einen Hintergrund zu geben.
Ich schwanke immer bei der Spiritualität in meinen Überlegungen. Religion umfasst ein äußerst breites Spektrum an Möglichkeiten. Mir fällt auf, dass einige Monotheismus und Polytheismus erwähnen.

Ich hatte mal die Idee für ein Buch (geht in die Richtung Science-Fiction), in dem einige Astronauten in ein schwarzes Loch fliegen und sich dann in einem riesigen Raum mit unzähligen Computerleuchten und Prozessoren wiederfinden. Sie kommen aus ihrem Schiff heraus und eine Maschine menschlicher Gestalt empfängt sie. Sie erklärt den Reisenden, dass sie im Kern der Welt gelandet sind. Hier läuft das Computerprogramm ab, dass ein Wissenschaftler namens Gott konstruiert hat, um damit ein biologisch-physikalisches Experiment zu machen.
Die Maschine erklärt weiterhin, dass sie ein Admin-Programm ist, dass früher zur Versorgung und Wartung eines eingeschränkten Bereiches vorgesehen war. Es gab mehrere solcher Admin-Programme, doch als einige Menschen begannen, die Admin-Programme als Götter anzubeten, wurde der Wissenschaftler zornig und begann mit dem Virenprogramm "Christ", die Admin-Programme zu "jagen" und den Menschen wieder den Glauben an den einen Gott als Schöpfer zur Ansicht zu bringen. Das Virenprogramm Christ sollte alle Bereiche übernehmen, die die Admin-Programme vorher abgedeckt hatten.
Leider ist aus der Idee nichts geworden, obwohl ich das auch äußerst faszinierend fand. Es gibt auch einen Fachausdruck für den "Glauben", dass alle Menschen nur im Laufe eines Experiments entstanden sind und praktisch nur in einem riesigen Reagenzglas leben, aber der ist mir leider entfallen. Vielleicht fällt es ja einem von euch ein, dann würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ich dann nochmal Rückmeldung erhalte.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: jainoh am 09. November 2014, 17:28:39
Religion ist für mich ein total wichtiger, zentraler Bestandteiler meiner Welten. Wenn ich eine SciFi- oder Fantasywelt erschaffe, bin ich oft tatsächlich zuerst auf der Suche nach dem vorherrschenden Glauben darin und baue darum dann die Figuren, ihre Handlungen und die Welt auf. Wenn ich mich entscheide, dass es keine Religion geben soll, ärgere ich mich oft hinterher, weil der Umstand, dass es nichts besonderes in dieser Hinsicht gibt, oft dann Möglichkeiten zur Handlung einschränkt. Die Religion einer Welt beeinflusst so viele Teile des Lebens, im Vorbeigehen, wie ein Schrein, oder im Großen, wie ein heiliger Tag, vorgeschriebene Kleidung oder ein Gesetz.
Es ist dann auch interessant zu sehen, wie die religiösen Rahmenbedingungen bestimmte Handlungen von den Figuren nahezu erzwingen. Auch spannend ist immer die Frage, ob die Figuren glauben. Wirklich fest glauben, dass die Religion auch wirklich die Wahrheit ist. Der Frage hab ich mich auch schon gestellt, weil in der Geschichte Dinge passieren, die dem entgegen wirken.
Meine Religionen sind immer so real wie möglich, gleich wie einschränkend oder merkwürdig, meine Figuren glauben oder nicht, aber die Religion als Teil der Gesellschaft ist wichtig.

Geschichten, in denen ich Religionen mit verwendet habe: in einem Fantasy-RPG waren die meisten Hauptfiguren kabbalistische Götter, die ein Ritual vorbereitet haben, das die Welt in ihrer Verfassung retten sollte. In diesem Ritual haben sie ihre neue Mitte gewählt. In dieser Geschichte, die ich mit einer Freundin als RPG geschrieben habe, haben wir die kabbalistischen Seraphim mit römischen, griechischen, indischen und christlichen Heiligenfiguren und Göttern verbunden und verglichen, zum Teil war eine Figur die Inkarnation vieler Götter zugleich, die Verbindungen waren erstaunlich. Bei der Recherche für diese Geschichte hab ich oft stundenlang die Göttersagen aus verschiedenen Ländern gelesen. Spannende Lektüre.

Meine Religionen, soweit sie mir gerade einfallen:
Ich habe eine Fantasy-Welt, in der große Drachen mit starker Magie einen Gottcharakter haben. Sie bekämpfen sich um Land und bestimmte Personen, indem sie mit Magie ausgerüstete kleinere Drachen, sogenannte Boten aussenden. Den Willen dieser Götter setzen außerdem noch die von ihnen selbst gewählten und mit Insignien der Macht ausgezeichneten Magier durch. Jeder Magier hat dabei einen Bereich abzudecken, erhält von den Drachen die Kraft dazu, aber muss auch dem Willen des Drachen dienen. In derselben Welt gibt es eine weitere Gesellschaft, die den Elementen Wind, Feuer, Erde, ect. sowie den sieben Monden der Welt mit zugeordneten Priestern dienen. Diese Gesellschaft ist den Gesetzen des Glaubens sehr ergeben, in Tempeln, die bei Neuaufbau einer Stadt auch zuerst aufgebaut werden, wird nahezu täglich ein Ritual durchgeführt. Ein drittes Volk derselben Welt glaubt an eine natürliche Kraft, die den Weg durch das Leben lenkt. Dieses Volk glaubt an ein Weiterleben nach dem Tode, dass in einem Wald abläuft, der im Prinzip die Fortsetzung des wirklichen Lebens ist, nur freier, leichter und für ewig.

In einer Geschichte (auch rpg) haben Pandorah und ich eine Gesellschaft erfunden, die aus starken, sehr macho eingestellten Frauen und schwachen, sehr rechtlosen Männern bestand. Diese Gesellschaft wurde nahezu vollkommen bestimmt von einem Kaleidoskop von Göttinnen, deren Regierungszeit von ungefähr einer Woche sich im Wechsel in den Alltag einmischte, weil jede Göttin die Farbe der Kleidung, den Tempel, der aufzusuchen, die Speisen, die zu essen und die Handlungen, die zu unterlassen waren bestimmt hat. In einigen Wochen darf z.B. nicht gelacht, getanzt werden, in anderen ist das Feiern wilder Parties mit Lachen, Tanzen und Sex nahezu ein Muss, um der Göttin zu gefallen. Blumen spielen in diesem Zusammenhang auch eine sehr große Rolle. Diese Religion hat sich in so ziemlich jeden noch so kleinen Teil des Lebens eingemischt.

In einer Geschichte (Fantasy / rpg) haben auch Pandorah und ich eine Gesellschaft erfunden, die Menschen als Sklaven auf ihren Planeten entführt. Ihre Religion war auf die regierenden Prinzen ausgerichtet. Die Gebete, Tempel und Gesetze waren für die Normalbevölkerung vollkommen irrelevant. Die Religion hatte rein spirituellen Charakter und diente den Priestern in den abgelegenen Tempeln der Erleuchtung. Es gab diese Tempel für das gemeine Volk nur als eine Art Ort, um Rat zu bekommen. In ihnen war auch immer die Bibliothek der jeweiligen Stadt, damit Wissensdurst gestillt wurde.
Die entführten Menschen hatten in diesem Szenario ebenfalls keinerlei Religion sondern den Glauben an die eigene Tatkraft, aber es spielte im weiteren auch kaum eine Rolle.

In dem letzten Beispiel (versprochen) hab ich ein Volk den eigenen Planeten als 'Mutter-Göttin' verehren lassen. Ihr Wille, durch Vulkanausbrüche, Stürme auf dem Meer oder Erdbeben, wurde befolgt, indem man sich davon auf dem Weg lenken ließ, der die meisten des Volkes auf Suche nach dem Partner über den Planeten führte. Außerdem waren die Personen dieses Volkes sehr zurückgelehnt, komplett nicht materialistisch eingestellt. Geld oder Macht spielen dort gar keine Rolle.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Romy am 22. Dezember 2014, 00:46:59
Zitat von: Moni am 19. September 2014, 16:12:35
Wie immer, wenn ich solche Threads lese, muß ich schuldbewusst an mein unfertiges Essay zum Thema Götter in der Fantasy denken und daran, dass ich das endlich mal schreiben sollte.  :versteck: Gerade das Thema Monotheismus vs Polytheismus ist ja durchaus spannend und man kann seitenweise darüber schreiben...
Ja Moni, ich erinnere mich, dass wir schon vor Jahren über das Thema gesprochen haben und Du mir sogar Deine Notizen zu Deinem Essay gezeigt hast. ;) Ursprünglich hatte ich ja auch mal meine Diplomarbeit über Religion in der Fantasy schreiben wollen, habe es dann aber wieder (zugunsten eines anderen Fantasythemas) verworfen, weil es einfach ein ziemlich weites Feld ist. ::)


@ Johannes: Die Idee klingt für mich ziemlich genial. Warum hast Du das nie geschrieben? :)
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Barty Blankschädel am 17. Februar 2015, 21:54:01
Ja, die Religionen...

Religionen sind ein wichtiger, fester Bestandteil in den meisten Fantasyromanen, denn Religion ist überall da, wo es keine oder kaum Wissenschaften gibt, besonders stark vertreten. Wer nicht durch Fakten beweisen kann muss nun mal Glauben. Ich denke zumindestens, ein Fantasy - Roman muss zwangsläufig auch eine Religion beinhalten, etwas in das die Leute der meist mittelallterlichen Szenarien ihre Hoffnungen legen können.

In Phalecrath, meiner Welt, spielt Religion eine wichtige Rolle. Es herrscht der ryukanische Glaube, der den Lehren eines sagenhaften Wanderpredigers entsprungen ist. Des heiligen Ryukani um genau zu sein. Das war vor fast 1800 Jahren, als die Welt von Jahrhunderten - andauernden, schweren Kriegen gezeichnet war und die Herrschaft der Drachenregenten beendet war. Die Drachenregenten benutzten ein übermaß an Nawa - der göttlichen Magie, die allen Wesen innewohnt. Zusätzlich durch die Drachen verstärkt, die sie unterjochten und kontrollierten, besaßen sie ungeheure Macht. Und die war auf Dauer nicht gut für meine Welt. Sie wurden Größenwahnsinnig und legten Städte und Dörfer in Flammen und versklavten sogar die Drachen. Da tauchte eine Gruppe mutiger Rebellen auf, die sich dieser Herrschaft widersetzten. Ich will nicht ausschweifen, jedenfalls waren am Ende die Drachenregenten besiegt worden und einer der Rebellen wurde als Melgascar I der erste zentrale König in Phalecrath. Ryukani war ebenfalls unter den Rebellen und ein guter Freund des Königs. Er lehrte der damaligen Bevölkerung den gemäßigten Umgang mit der Nawa und das Leben im Einklang mit der Natur. Diese, neue Einstellung zur Nawa brachte endlich Frieden. Dies war der Ursprung des ryukanischen Glaubens.

Der Glaube besagt außerdem, das wie schon erwähnt in jedem Wesen die Nawa innewohnt - die göttliche Magie. Ursprung dieser Nawa und Ursprung der ganzen Welt sind dem ryukanischen Glauben nach die Sieben Erhabenen und Crathon, das Sein. Crathon schuf einst die sieben Erhabenen und diese schufen dann die Welt...
Dieser Glaube wird in meiner Welt schon sehr ernst genommen und ist den meisten Bewohnern bewusst, er wird ihnen quasi mit in die Wiege gelegt. Ja, fast jede Stadt hat einen Nawa- Tempel, in dem ein Teil der Nawa eines jeden, in einer Gebetsprozedur, in einem heiligen Stein - den Kalei - Steinen, abgelegt werden kann. Als Opfergabe der Götter sozusagen. Außerdem ist es möglich, mit Nawa den Kontakt zu Tieren aufzubauen, die Elemente zu beherrschen und sogar in Verbindung mit den Halbgöttern, den Mycrea, zu treten.
Dennoch gibt es auch eine politische Struktur, eine Königin, Fürsten und Herrschaftshäuser die ihre Macht und Titel nicht aus der Religion schöpfen. Dennoch ist sie gegenwärtig. Aber in den letzten Jahrzehnten keimten innerhalb meiner Welt auch erste Zweifel auf, einige wenige Skeptiker stellen mittlerweile sogar diesen uralten, vorbildlichen Glauben in Frage.

Wichtig ist, dass die Religion eine gute Hintergrundgeschichte hat. Man sollte sich ihrer Wurzeln stets bewusst sein. Es sollte gute Argumente geben, warum sich die entsprechenden Völker dazu entschlossen haben, diesen Weg des Glaubens einzuschreiten. Man sollte sich das immer gedanklich durchspielen - würde ich dieser Religion beitreten? Könnten sie Argumente vorlegen um mich zu überreden? Würde ich mich selbst näher damit beschäftigen um mehr darüber zu erfahren?

Inspiriert hat mich vor allem der alte Glaube der Germanen. Mochten sie auch einst von den Römern wie Cesar oder Tacitus als Barbaren dargestellt worden sein, oder mochten christliche Herrscher wie Karl der Große auch die Germanen als wilde Heiden sehen, als "gottlose" Primitivlinge, so stellt sich das Bild des germanischen Glaubens doch als sehr differenziert und nach heutigem Sinne fortschrittlich heraus, wenn man sich damit näher beschäftigt.

Die Germanen waren sehr gastfreundlich, so verlangte es ihr Glaube. Sie hatten großen Respekt gegenüber der Natur und allen Lebewesen. Sie vereehrten Bäume und fällten sie nur in Notfällen. Und sie hatten viele Götter. Wodan, Donar, Tiwaz und Frija, die Wanen und wie sie alle heißen. Und dann die Sagen der Götterdämmerung... All das hat mich sehr inspiriert. Hat mich bewegt.

Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 23. Februar 2015, 21:07:42
Ich finde Religion auch immer sehr wichtig und es fühlt sich für mich schlicht falsch an, wenn ich eine Geschichte in einer Welt lese, in der sich nie ein religiöses System entwickelt hat. Allerdings arbeite ich die Religion meiner Welten immer erst am Schluss ist. Denn erst wenn ich meine Welt mit ihren Kriegen, der Landschaft und den Einwohnern kenne, kann ich mir Gedanken machen, welche Art von Glauben sich wohl bei dieser Voraussetzung entwickelt hat.

Auch schätze ich sehr den Polytheismus, allerdings eher am Hinduismus statt am griechisch-römischen Götterbild orientiert. Ein Pantheon ist meist chaotisch, die Menschen (Elfen, Zwerge ...) können sich vielleicht auf eine Handvoll relevanter Götter einigen, aber dazu gibt es eine Vielzahl von Haus- und Dorfgottheiten. Auch verbinden verschiedene Menschen mit derselben Gottheit verschiedene Eigenschaften. Ich mag dieses ungenaue einfach lieber.

Womit ich bisher Probleme habe, sind religiöse Widersprüche. Eigentlich gehört es zu einer Religion dazu, dass es auch widersprüchliche Aussagen gibt, die von den Gläubigen aber hingenommen werden. Ein Stück weit sucht man sich eben doch aus, woran man glauben will. Nur habe ich Angst, dass mir die Leser solche Widersprüche als unlogische Fehler auslegen, die ich wohl beim Ausarbeiten übersehen habe. Deshalb hab ich mich bisher davor gesträubt, meinen Religionen ihre kleinen Fehler zuzugestehen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Lothen am 23. Februar 2015, 21:11:55
Zitat von: Shedzyala am 23. Februar 2015, 21:07:42Womit ich bisher Probleme habe, sind religiöse Widersprüche. Eigentlich gehört es zu einer Religion dazu, dass es auch widersprüchliche Aussagen gibt, die von den Gläubigen aber hingenommen werden. Ein Stück weit sucht man sich eben doch aus, woran man glauben will. Nur habe ich Angst, dass mir die Leser solche Widersprüche als unlogische Fehler auslegen, die ich wohl beim Ausarbeiten übersehen habe. Deshalb hab ich mich bisher davor gesträubt, meinen Religionen ihre kleinen Fehler zuzugestehen.
Das ist, glaube ich, ein ziemlich häufiges Problem, nicht nur bei Religion. Auch Charaktere oder Geschichtsschreibung können gewollt widersprüchlich sein und es liegt am Autor, dem Leser nahezubringen, dass das gewollt ist und nicht an schlampiger Arbeitsweise liegt.

Ich denke, solche Widersprüche sollte man idealerweise einfach thematisieren - dann merkt vermutlich auch der Leser, dass es beabsichtigt ist.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Guddy am 23. Februar 2015, 23:45:57
Mir ist bei anderen Romanen wichtig, dass die Religion gewachsen ist - entweder aus sich selbst heraus, an anderen Religionen entlang gehangelt oder vielleicht auch als bewusstes Gegenstück entworfen.
Dabei mag ich auch Widersprüche, Ungereimtheiten und Vorstellungen, aus denen die jeweilige Kultur eigentlich bereits entwachsen ist.


Generell existieren die Götter etc. in meiner Welt allerdings wirklich und existieren nebeneinander her. Man weiß nicht alles, manches Volk hat auch Fehlinformationen in seinen Glauben integriert. Bei dem Glauben geht es nicht um das "Warum wurde die Welt erschaffen/Warum scheint die Sonne/Warum dies und das?", sondern primär um das Leben danach. Wo geht man hin, wenn man stirbt? Was hat das leben an sich für einen Sinn?

Die unterschiedlichen Völker haben Unterschiedliches erlebt, Begebenheiten aus prähistorischen Zeitenanders interpretiert usw., sodass es trotz alledem nicht "den" Glauben gibt - und dass es Sekten, Kulte, "nette" und "weniger nette" Gottheiten gibt, ist natürlich obligatorisch.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 24. Februar 2015, 13:06:35
Zitat von: Lothen am 23. Februar 2015, 21:11:55
Ich denke, solche Widersprüche sollte man idealerweise einfach thematisieren - dann merkt vermutlich auch der Leser, dass es beabsichtigt ist.

Das wäre in der Tat das Ideal, bietet sich nur leider nicht immer an. Wenn ein Charakter nicht theologisch interessiert ist, fallen ihm diese Widersprüche wahrscheinlich gar nicht auf, sondern er nimmt sie wie selbstverständlich hin. Ist bei unseren realen Religionen ja ähnlich.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Mithras am 24. Februar 2015, 20:49:30
Zitat von: Shedzyala am 24. Februar 2015, 13:06:35
Das wäre in der Tat das Ideal, bietet sich nur leider nicht immer an. Wenn ein Charakter nicht theologisch interessiert ist, fallen ihm diese Widersprüche wahrscheinlich gar nicht auf, sondern er nimmt sie wie selbstverständlich hin. Ist bei unseren realen Religionen ja ähnlich.
Dein Protagonist mag vielleicht nicht religiös oder theologisch interessiert sein, doch wie sieht es mit seiner Umwelt aus? Unter Umständen reicht es aus, die Existenz widersprüchlicher Auslegungen nur zu erwähnen, denn im Alltag wird das sicher zum einen oder anderen Konflikt führen, z. B. wenn die Sprösslinge von Familien, die unterschiedlichen Konfessionen angehören, heiraten wollen. Eine Erwähnung im Rande - es könnte z. B. Unfrieden in der Nachbrschaft herrschen - reicht da unter Umständen schon aus.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 25. Februar 2015, 12:14:30
Zitat von: Mithras am 24. Februar 2015, 20:49:30
Dein Protagonist mag vielleicht nicht religiös oder theologisch interessiert sein, doch wie sieht es mit seiner Umwelt aus? Unter Umständen reicht es aus, die Existenz widersprüchlicher Auslegungen nur zu erwähnen, denn im Alltag wird das sicher zum einen oder anderen Konflikt führen, z. B. wenn die Sprösslinge von Familien, die unterschiedlichen Konfessionen angehören, heiraten wollen.

Das ist es ja eben, Widersprüche müssen mitnichten zu Konflikten führen. Im Hinduismus gibt die Frau beispielsweise ihre Familiengottheiten auf und nimmt dir ihres Mannes an, ganz ohne Konflikt (Familiengottheiten haben nichts mit der Kaste zu tun). Und ich habe noch nie einen Christen getroffen, der es aus religiösen Gründen ablehnte, Schalentiere zu essen, ohne damit in Konflikt mit seiner Religionsgemeinschaft zu geraten. Religion bergen Widersprüche in sich – natürlich tun sie das, sind sie doch über Jahrhunderte unterschiedlich kulturell geprägt worden. Aber nicht immer führt das zu Konflikten oder gar einen Schisma. Mir geht es nicht um die Konfessionen, sondern um die alltäglichen Widersprüche, die ein Glübiger ganz natürlich ignoriert, ohne sich darüber Gedanken zu machen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Mithras am 25. Februar 2015, 15:46:46
Das war es auch nicht, worauf ich hinauswollte! ;) Konflikte können in der Gestalt anderer Personen thematisiert werden, ohne dass sich der Protagonist selbst darüber Gedanken machen muss. In der ägyptischen Mythologie wurden ständig Gottheiten verschmolzen, gleichgesetzt oder in neue Beziehungen zueinander gesetzt, so dass Horus sowohl Sohn als auch Bruder von Isis ist und mit ihr Kinder hat. Konflikte gab es aber erst, als Echnaton die Vielgötterei anschaffen wollte.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 25. Februar 2015, 16:40:36
Das war nicht nur in der ägyptischen Mythologie so, sondern ist viel mehr ein typisches Merkmal des Polytheismus: Wer zu zwanzig Göttern betet, wird den 21. nicht plötzlich unlogisch finden. Und genau das ist es, was ich an der Vielgötterei so spannend finde: Kein Alleinherrschaftsanspruch, sondern ein komplexes Geflecht von Göttern, die teilweise widersprüchliche Eigenschaften inne habe und in deren Beziehungen zueinander sich auch gleichzeitig die kulturelle Entwicklung der Region ablesen lässt. Aber vielleicht gehe ich da auch einfach zu wissenschaftlich ran.
Wenn ich es nur kurz im Hintergrund anspreche, habe ich Angst, meine Leser glauben, ich habe diesen Widerspruch erst kurz vor Schluss bemerkt und wollte schnell noch meine Religion retten :(
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: canis lupus niger am 25. Februar 2015, 21:31:33
Meine Amudaren haben ein recht entspanntes Verhältnis zur Religion. Es gibt ihrer Überzeugung nach zwar etwas Überirdisches,/Übermenschliches, also vermutlich eine Art Gott  ;D, aber sie geben ihm keine verbindliche Gestalt. Er/sie/es ... ja, vielleicht am Ehesten ein "Es" wird in der Form verehrt, in der sich das "Überirdische" zu manifestieren scheint. Das heißt, dass eine Art Erntedank sowohl an die belebte Natur gerichtet wird, als auch an eine wohlwollende Wesenheit, die möglicherweise die Welt geschaffen und die Fruchtbarkeit gefördert hat. Denn irgendwie muss das Ganze ja entstanden sein. Vielleicht ist das am ehesten mit einer Art Schamanismus vergleichbar.

Wenn Angehörige anderer Kulturen, mit denen sie in Kontakt kommen, konkrete Vorstellungen von "ihrem" jeweiligen Gott/ihren Göttern äußern, dann nehmen die Amudaren deren Dogmen mit Respekt und Toleranz hin. Schließlich kann sich jeder sein eigenes Bild vom Übernatürlichen/Göttlichen machen. Wer ist ihm schon persönlich begegnet, um wissen zu können, wie "Es" aussieht. Insofern kann man eigentlich nichts ausschließen. Ein monotheistischer Gott kann sich durchaus in vielen verschiedenen Formen manifestieren, die wiederum für einen polytheistischen Götterhimmel oder für eine Mehrheit von Naturgeistern gehalten werden könnte. Wie gesagt: Wer kann das schon verbindlich wissen? Einem allmächtigen, gütigen Gott wird es auch völlig egal sein, unter welcher Gestalt und unter welchem Namen unt mit welchen Riten er verehrt wird, wenn es denn mit Respekt geschieht.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Sipres am 25. Februar 2015, 21:36:25
In meinen Geschichten spielen Religionen eine untergeordnete Rolle. Es gibt zwar die üblichen und der Prota aus meinem Hauptwerk ist auch Jude, aber Religion bedeutet in meinen Büchern "Lehre eines Gottes/mehrerer Götter einer Welt, die nicht zu den unseren gehört". Die Götter in meinen Geschichten werden zwar auch verehrt, aber sie sind nicht allmächtig und allwissend, sondern einfach nur Wesen. Gut, sie sind beinahe unsterblich und wesentlich mächtiger als die anderen Wesen, haben aber auch ihre Probleme und Sorgen.

Und was die Erschaffung der Welten angeht, sind nicht die Götter dafür verantwortlich, sondern die Weltenmacht, eine Art Kraftwerk, welche die Welten mit Energie speist.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Almarian am 03. März 2015, 14:12:52
Spannender Thread  :)

Mit scheint, dass insgesamt mono- und polytheistische Religionen in euren Geschichten vorherrschen. Woher kommt das? Ist das quasi als Parallele zur realen Welt zu sehen und damit dem Leser vertrauter? Ist das eine bewußte oder unbewußte Wahl?

Ich habe mich eine Zeit lang (spätpubertärer Findungswahn) mit dem Ursprung von Religionen beschäftigt und einiges gelesen. Das ist das, was ich damals daraus geschlossen habe:
Aus wissenschaftlicher Sicht entstehen Religionen aus 2 Gründen:
- Menschen wollen erklären können, was für sie unerklärlich ist (deswegen mit zunehmendem Wissen weniger Glauben)
- Menschen wollen etwas Übergeordnetes, was das Zusammenleben regelt (Gebote etc.)

Bei Fantasy-Geschichten steht also oft neben den Schöpfungsgeschichten mehr als einer Rasse die Frage, wie die Magie in die Welt gekommen ist. Und warum nur manche Magie wirken können.
Dann kommt in der Entwicklung Macht ins Spiel - Sind die Magiebegabten mächtiger als die Religionsdiener? Dann könnte das sehr schnell in einer feindlichen Übernahme enden...

In meiner Fantasy-Welt ist Magie eine Naturgewalt, gefährlich für alle um die Person herum, bei der die Magie frisch "ausgebrochen" ist. Völker (und damit Religionen) haben sich dazu unterschiedlich entwickelt:
- Magie ist gefährlich, ein Feind, böser Widersacher des guten Gottes, gehört vernichtet (=> Magiebegabte werden verfolgt und getötet)
- Magie ist göttliche Macht, deren Nutzung große Selbstbeherrschung und Askese benötigt (=> Magiebegabte werden aus der Gesellschaft ausgestoßen und in die Einsamkeit gezwungen, bis sie sich beherrschen können - danach sind sie dann sehr angesehen)

Ich hoffe, ihr versteht, was ich damit sagen will: Für mich ist Religion in einer Fantasy-Geschichte Mittel zum Zweck. Und kann und sollte gerne andere Wege gehen als die realen Religionen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 03. März 2015, 16:01:41
Zitat von: Almarian am 03. März 2015, 14:12:52
Für mich ist Religion in einer Fantasy-Geschichte Mittel zum Zweck.

Das gilt nicht nur für ausgedachte Religionen ;)

Da Magie in einer Fantasywelt ja etwas natürliches ist, lässt sie sich wohl auch in der Religion wiederfinden – übrigens auch in den realen Religionen. Schließlich ist es ein recht moderner Gedanke der Menschheit, dass es keine Magier in unserer Welt gibt.
Während die einen Religionen in Magie etwas feindliches sehen, was kontrolliert werden muss, können andere Religionen Magie als göttliches Geschenk interpretieren, woran man die Auserwählten der Götter erkennt. Ich habe sogar eine Geschichte in einer Fantasywelt geplant, in der der Atheismus die vorherrschende Religion ist: Die Magier haben einst die Götter herausgefordert und weil niemand antwortete, wird es sie wohl nicht geben.

Zum Schluss noch eine kleine Frage aus Neugierde:
Zitat von: Almarian am 03. März 2015, 14:12:52
Aus wissenschaftlicher Sicht entstehen Religionen aus 2 Gründen:
Auf welche Autoren/Texte beziehst du dich? Ich habe noch im Studium gelernt, dass es zwar viele Versuche gab, den Ursprung des Religionen (speziell die Ursprungsreligion) zu bestimmen, aber es schlicht nicht möglich ist, diese Frage des Ursprungs zu klären. Allerdings bin ich seit ein paar Jahren raus aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Religionen und deshalb immer wieder an neuen Erkenntnissen interessiert.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Churke am 03. März 2015, 17:03:15
Zitat von: Shedzyala am 03. März 2015, 16:01:41
Während die einen Religionen in Magie etwas feindliches sehen, was kontrolliert werden muss, können andere Religionen Magie als göttliches Geschenk interpretieren, woran man die Auserwählten der Götter erkennt.

Da ist dann halt die Frage: Was ist Magie?
Die Spätantike unterschied strikt zwischen göttlichem Wunder und heidnischer Zauberei. Kennst du die Vita Hilarii? Wie in einer Seifenoper feiert St. Hilarius ein Wunder nach dem nächsten ab und lässt die dummen Zauberer auflaufen. Ein Höhepunkt der Vita ist das Wagenrennen zwischen dem verzauberten Gespann und gesegneten Gespann.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Sascha am 03. März 2015, 18:39:21
Zitat von: Shedzyala am 03. März 2015, 16:01:41
Ich habe sogar eine Geschichte in einer Fantasywelt geplant, in der der Atheismus die vorherrschende Religion ist: Die Magier haben einst die Götter herausgefordert und weil niemand antwortete, wird es sie wohl nicht geben.
Da muß ich jetzt reinhauen, sorry.
Man kann Atheismus instrumentalisieren, um damit gewisse Ideologien zu stützen, ganz besonders im Kampf gegen die Macht der Kirchen. Siehe Stalin (der ehemalige Priesterseminarist!) und seine Nachfolger. Es gibt auch den berühmten Spruch des russischen Kosmonauten, der, im Weltraum angekommen, sagte: "Ich sehe hier oben keinen Gott, also ist erwiesen, daß es keinen gibt".
Sinngemäß, und ob die Story wirklich stimmt, weiß ich gar ned mal. Wäre aber eine "schöne" Propaganda-Idee.
ABER: Atheismus ist keine Religion, sondern eben gerade die Abwesenheit einer solchen. Man kann es als Weltanschauung oder von mir aus - in Deinem Setting - als vorherrschende Staatsphilosophie oder einfach Staatsdoktrin bezeichnen, aber es ist definitiv keine Religion und kein Glaube. Dass auch der Atheismus fanatisch und vernagelt vertreten werden kann, steht außer Frage, aber das sollte man dann doch noch trennen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Churke am 03. März 2015, 19:17:47
Atheismus ist schon eine Glaubensfrage. Schließlich ist die Nichtexistenz eines Gottes keinem Beweis zugänglich. Ob man das zugibt, steht natürlich auf einem anderen Blatt...
Und dann ist natürlich die Frage, in welcher Gesellschaft man lebt, wenn Atheismus zur Staatsideologie (um den Terminus "Religion" zu vermeiden) erklärt wurde. Die Franzosen haben im revolutionären Geist Cluny abgerissen, den Speyerer Dom als Pferdestall benutzt und Nonnen guillotiniert. Da waren sicherlich nicht nur praktische Erwägungen im Spiel...
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Reman Akarak am 03. März 2015, 19:34:51
ZitatBei dem Glauben geht es nicht um das "Warum wurde die Welt erschaffen/Warum scheint die Sonne/Warum dies und das?", sondern primär um das Leben danach. Wo geht man hin, wenn man stirbt? Was hat das leben an sich für einen Sinn?

Wenngleich ich, wie schon von einigen Vorrednern erwähnt eine eher deistische Anschauung in konstruierten Welt nutze, stehen für mich diese Fragen innerhalb dieser Religionen im Vordergrund. Der Sinn des Lebens und die Existenz nach dem Tod. Hierbei ist dann auch eine Anschauung entstanden, die darauf aufbaut, dass man sich (nachdem man nun allen "Aberglauben" abgelegt hat) nur in den eigenen Werken seiner Arbeit verewigen kann.
Wo zuvor das Paradies ewiges Leben versprach sehen es diese Menschen (und Magier) in den ewigen Früchten ihrer Arbeit und der "Wissenschaft". (Nietzsche lässt grüßen  ;D)

Allerdings ist dies nur ein Aspekt,  nur eine einzige Religion. So unterschiedlich und vielfältig sich die Völker entwickelt haben, so unterschiedlich sind auch die Religionen, wie es meine Vorredner ja schon wunderbar betont haben.

ZitatMit scheint, dass insgesamt mono- und polytheistische Religionen in euren Geschichten vorherrschen.

Ich würde da gerne die Frage stellen, inwieweit animistische Vorstellungen bei Euch noch eine Rolle spielen, ohne gleich eine Gottheit oder Gottheiten in ihrer Mitte aufzuweisen?

Ich verwende gerne die Bilder der Elemente ( einfach als Naturgeister bezeichnet) und Ahnengeister.
Wobei hinter diesen keine allmächtige Gestalt steht, sondern sie allgemein "nur" als Welten-formende Strömungen vorhanden sind. -> inspiriert von dem einfachen Ausspruch meines Physiklehrers (und sicherlich einiger Physiker): "Energie geht nicht verloren, sondern sie wird umgeformt!"
Die Naturgeister selber haben die Welt schon lange verlassen. Können entfernt also als Gottheiten angesehen werden (umso mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich doch wie fehlgeleitet die Theologen meiner Welt doch sind, wenn sie diese wirklich als Gottheiten bezeichnen  ;D).
Kurz gefasst endet eine Existenz einfach und wird zu etwas anderes umgeformt. Um die Menschen jedoch vor der Angst zu bewahren, dass sie letzten Endes nur Würmerfraß sind und auch auf die Einzigartigkeit des (intelligenten) Lebens hinzuweisen, nimmt man ihnen jegliche Furcht mit dem Versprechen nach dem Tod Teil der Weltenseele (des Äthers -> wird als Ursprung der Magie gesehen ) zu werden.

Innerhalb der Nationen (ich habe hier bereits Nationalstaaten als Setting und bewege mich da etwas weg von der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung) variiert dies natürlich. Ebenso, wie die Kontinente durch andere Gegebenheiten und Einflüsse der Machthaber nicht nur über Unterschiede sondern über völlig andere Ansichten verfügen.

ZitatAtheismus ist keine Religion, sondern eben gerade die Abwesenheit einer solchen.

Ohne da jetzt zu weit auszuholen: Können wir festhalten, dass Atheismus ohne Religion nicht möglich ist, ebenso wie Schatten ohne Licht nicht existieren kann? Also, dass wir ehe wir den Atheismus "begrüßen" können erst einmal eine Religion benötigen, die wir durch diese Anschauung außer Kraft setzen?

Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 03. März 2015, 20:05:27
Zitat von: Sascha am 03. März 2015, 18:39:21

ABER: Atheismus ist keine Religion, sondern eben gerade die Abwesenheit einer solchen. Man kann es als Weltanschauung oder von mir aus - in Deinem Setting - als vorherrschende Staatsphilosophie oder einfach Staatsdoktrin bezeichnen, aber es ist definitiv keine Religion und kein Glaube. Dass auch der Atheismus fanatisch und vernagelt vertreten werden kann, steht außer Frage, aber das sollte man dann doch noch trennen.

Das muss ich jetzt aber widersprechen: Wenn man Glauben als einen elementaren Bestandteil einer Religion annimmt, dann ist Atheismus eine Religion. Ich bin Atheistin, ich glaube an keine göttlichen Wesen irgendeiner Art, aber beweisen kann ich es nicht. Das hat nichts mit Fanatismus oder "vernagelt sein" zu tun – das können Atheisten genauso gut wie Christen oder Buddhisten sein.
Allerdings kann es gut möglich sein, dass deine Religionsdefinition eine andere als meine ist. Da es leider keine gültige Religionsdefinition gibt, ist das durchaus möglich und je nachdem, welche Kategorien für dich zur Religiosität dazugehören und welche nicht, haben wir durchaus beide recht – aber ich habe es schon in der Uni gehasst, wenn man Diskussionen mit diesem Argument abgewürgt hat, deshalb habe ich das jetzt einfach mal nicht gesagt ;)

ZitatOhne da jetzt zu weit auszuholen: Können wir festhalten, dass Atheismus ohne Religion nicht möglich ist, ebenso wie Schatten ohne Licht nicht existieren kann? Also, dass wir ehe wir den Atheismus "begrüßen" können erst einmal eine Religion benötigen, die wir durch diese Anschauung außer Kraft setzen?
Das würde ich übrigens unterschreiben, allerdings um etwas ergänzen. Moderner Atheismus richtet sich nicht mehr gegen eine bestimmte Religion (traditionell das Christentum), sondern gegen Religionen an sich. Wobei ich schon Atheisten traf, die den Buddhismus davon ausgenommen haben – wahrscheinlich weil sich im Westen irgendwie festgesetzt hat, dass er angeblich Weltanschauung statt Religion sei (was für mich eigentlich das gleiche in grün ist, aber damit mache ich mir wohl noch mehr Feinde ;) )
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Sascha am 03. März 2015, 20:16:29
Zitat von: Churke am 03. März 2015, 19:17:47
Atheismus ist schon eine Glaubensfrage. Schließlich ist die Nichtexistenz eines Gottes keinem Beweis zugänglich. Ob man das zugibt, steht natürlich auf einem anderen Blatt...
Dagegen wehre ich mich. Es wird immer gerne behauptet, daß der Glaube an die Nichtexistenz eines Gottes dem Glauben an dessen Existenz gleichwertig sei. Das ist aber nur ein recht durchsichtiger Winkelzug. Ich mache es an einem Beispiel fest:
Ich verrate Euch jetzt eines der großen Geheimnisse des Universums:

Jeden Samstag Nachmittag, Punkt 14:30 Uhr, tanzen auf der Rückseite des Mondes siebzehn rosarote Nilpferde im grünen Tutu Ballett. Diese Woche ist übrigens Schwanensee angesetzt.

;D Glaubt Ihr nicht? Dann beweist mir das Gegenteil! Könnt Ihr nicht? Dann ist Eure Ablehnung der siebzehn rosaroten Nilpferde (im grünen Tutu) gleichwertig mit meiner Behauptung, es gebe sie.
Nun ist es natürlich inzwischen möglich, bei der NASA oder so an Aufnahmen der Rückseite des Mondes zu gelangen. Die zeigen keine Nilpferde und schon gar keine Ballettbühne. Aber sind diese Aufnahmen auch am Samstagnachmittag um 14:30 Uhr (bzw. während der Vorstellung) entstanden? Und wer sagt denn, daß man da Theater überhaupt von oben sehen kann? Es liegt eigentlich unterirdisch - äh - untermondisch. Ihr verlangt Beweise? Na, da oben steht das doch geschrieben, und was geschrieben steht, da ist wahr, oder nicht? Beweist mir das Gegenteil, so sieht's aus!
Das ist natürlich alles an dern Haaren herbeigezogener Schwachsinn, aber die Logik sollte klar sein: Die Nichtexistenz von irgendetwas läßt sich schwer bis gar nicht beweisen, aber das ist auch nict nötig. Ihr müßt mir nicht beweisen, daß die Nilpferde nicht da oben rumhopsen, da es nicht den geringsten, vernünftigen Grund gibt, an ihre Existenz zu glauben.
Deshalb ist Nicht-Glauben eben gerade nicht gleich Glauben.

Zitat von: Churke am 03. März 2015, 19:17:47
Und dann ist natürlich die Frage, in welcher Gesellschaft man lebt, wenn Atheismus zur Staatsideologie (um den Terminus "Religion" zu vermeiden) erklärt wurde. Die Franzosen haben im revolutionären Geist Cluny abgerissen, den Speyerer Dom als Pferdestall benutzt und Nonnen guillotiniert. Da waren sicherlich nicht nur praktische Erwägungen im Spiel...
Das meinte ich mit meinem letzten Satz. Auc der Atheismus kann fanatisch und vernagelt vertreten werden, wenn man aus einem eigentlich natürlichen Zustand eine Ideologie macht.

Zitat von: Reman Akarak am 03. März 2015, 19:34:51
Ohne da jetzt zu weit auszuholen: Können wir festhalten, dass Atheismus ohne Religion nicht möglich ist, ebenso wie Schatten ohne Licht nicht existieren kann? Also, dass wir ehe wir den Atheismus "begrüßen" können erst einmal eine Religion benötigen, die wir durch diese Anschauung außer Kraft setzen?
Nein, sehe ich anders. Wenn man Atheismus als Ablehnung der Religion bzw. gezielte Verneinung aller göttlichen Wesenheiten betrachtet, dann ja, denn wie könnte man etwas ablehnen, was es nicht gibt? Wenn man aber Atheismus einfach nur als Abwesenheit des Glaubens an einen Gott (oder deren mehrere) betrachtet, dann ist das der Zustand, in dem der Mensch geboren wird, bevor man ihm die Religion ins Hirn pflanzt. Für mich ist Atheismus letzteres: Ich glaub einfach nicht dran und kann mir nur mit frühkindlicher Indoktrination (sorry, ich weiß, das ist ein harter Ausdruck) erklären, daß jemand an sowas glaubt.

Will heißen, ich gehe nicht davon aus, daß jedes Volk, das man sich als Autor so ausdenken mag, auch eine Religion haben muß. Manche hatten es vielleicht einfach nie nötig, sich irgendetwas "übernatürliches" oder jenseitiges auszudenken und kamen mit der Welt, so wie sie eben ist, auch ganz gut klar. Um wenigstens ein kleines bißchen im eigentlichen Thema des Threads zu bleiben. Größere fundamentale Diskussionen gehören hier aber eigentlich nicht hin, denke ich. Also hau ich mir jetzt selbst eine Pfanne rein und mache Schluß damit. :pfanne:

Hmpf, jetzt kommt noch Shedzyala daher. Also ganz kurz: Ich lehne Religionen ab, wenn sie versuchen, alles und jeden zu bekehren, zur Not mit Gewalt. Ob das jetzt diese Irren vom IS sind oder die diversen evangelikalen Richtungen gerade in den USA, die teilweise demselben Ungeist anhängen. Dann lehne ich das explizit ab. Ansonsten sage ich, soll jeder glauben was er will, er darf nur nicht erwarten, dass ich es verstehen kann. Zum Thema Beweisbarkeit sagte ich ja schon was. Und auch dazu, als was man den Begriff Atheismus sehen kann und was das dann eben für diese Unterscheidung bedeutet. Dem Buddhismus kann man eigentlich nur zugute halten, dass er sehr tolerant gegenüber anderen Religionen ist und nicht mal fordert, für ihn eine andere Religion aufzugeben. Er ist nicht so fanatisch. Richtiger ist er deswegen aber auch nicht.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Moni am 04. März 2015, 12:51:42
Ich möchte jetzt nicht fies dazwischenfahren, denn die Diskussion ist ja durchaus interessant, aber... bitte beachtet, wir sind hier im Weltenbau, nicht im Allgemeinen Bereich, es geht um Religionen etc in euren Werken, nicht unbedingt eure persönlichen Präferenzen (auch wenn die sich oft aber nicht unbedingt in den eigenen Werken durchaus niederschlagen).
Wenn ihr diese Unterhaltung jetzt wieder ins richtige Fahrwasser bringt (also eure Werke als Grundlage), habe ich nichts gesagt, aber ansonsten würde ich euch bitten, eure angeregte Diskussion in einen passenden Thread zu verlagern (ZB die "Gretchenfrage" http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,297.0.html , der Thread ist, wie man sieht, schon etwas älter, aber immer mal wieder interessant, Threadnekromantie ist bei uns ja ausdrücklich erlaubt und erwünscht.  :)).

Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Shedzyala am 04. März 2015, 14:14:22
Alles klar, ich bleib wieder beim Thema. Tut mir leid, dass es etwas ausgeufert ist.

Zitat von: Sascha am 03. März 2015, 20:16:29
Will heißen, ich gehe nicht davon aus, daß jedes Volk, das man sich als Autor so ausdenken mag, auch eine Religion haben muß. Manche hatten es vielleicht einfach nie nötig, sich irgendetwas "übernatürliches" oder jenseitiges auszudenken und kamen mit der Welt, so wie sie eben ist, auch ganz gut klar.

Ich muss sagen, dass kann ich mir eigentlich nur vorstellen, wenn das Volk quasi fertig auf die Welt gekommen ist. Die Elfen bei Das Schwarze Auge wären dafür ein Beispiel, vereinfacht gesagt traten sie eines Tages einfach aus dem Licht und hatten bereits Wissen. Sie mussten sich nicht erst selbst erklären, warum die Sonne jeden Tag aufs Neue aufgeht, sie wussten es. Wenn ich aber eine kulturelle Entwicklung wie die unsere zu Grunde lege, dann kann ich mir schlicht nicht vorstellen, dass sich in tausenden von Jahren, in denen eine Wissenschaft nicht möglich war, weil man vorm Lagerfeuer in einer Höhle hockte, sich nie jemand frage, warum mal kalt und mal warm draußen ist. Und was eigentlich mit den Toten passiert. Und ich finde es irgendwie menschlich, sich eine Geschichte auszudenken, wo die eigenen Augen einem nicht weiterhelfen.
Allerdings finde ich nicht, dass Religion ein wichtiges Thema sein muss. Ich mag die Witcher-Reihe sehr, aber außer dass der Protagonist eine Freundin hat, die Priesterin ist, wird nicht auf Religionen eingegangen. Sie sind da, aber nicht relevant – und mich hat es trotzdem nicht vom Lesen abgehalten. Allerdings könnte ich mir nicht vorstellen, selbst eine Welt ohne Religion zu erschaffen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: canis lupus niger am 04. März 2015, 14:19:10
Hach, Du hast ja Recht, Moni. Trotzdem fällt mir beim Durchlesen der letzten Beiträge spontan eine großartige Dokumentation ein, die ich gerne noch ergänzend erwähnen möchte.

In dieser Doku wurde ein Schimpansen-Familienverband beobachtet. Unter anderem wurden zwei Szenen gezeigt, in denen sich die erwachsenen Männer der Gruppe Naturerscheinungen gegenüber verhielten wie Lebewesen. Das eine war ein Wasserfall, sehr laut, und das andere einbeängstigendes Tropengewitter, natürlich mit Blitz und Donner. In beiden Fällen drohten die Schimpansenmänner mit Geschrei und Körpersprache, schwenkten Äste wie Waffen und schienen die bedrohlichen Erscheinungen vertreiben zu wollen. Der Kommentator wagte die Vermutung, dass es sich möglicherweise um erste Ansätze zur Entstehung einer Naturreligion (böser Donnergott o.ä.) handeln könnte. Ich fand es faszinierend. Naturreligionen scheinen mir aus dem Lebensumfeld einer Kultur von selber zu erwachsen.

Demnach würde zum Beispiel in einer Kultur eines tropischen Waldlandes kaum ein Sonnengott größere Bedeutung erlangen, weil das Wetter praktisch immer gleich und die Sonne unter dem Laubdach kaum zu sehen ist. Der Sonnengott würde eher in eine Wüstenregion oder aber in ein gemäßigtes Klima mit stark unterschiedlichen Jahreszeiten passen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Sascha am 05. März 2015, 10:20:46
Zitat von: Shedzyala am 04. März 2015, 14:14:22
Alles klar, ich bleib wieder beim Thema. Tut mir leid, dass es etwas ausgeufert ist.
War eh eher meine Schuld... Ich kann mich da einfach gerne mal nicht am Riemen reißen, sorry.

Zum Thema Weltenbau und Religion:

Zitat von: Shedzyala am 04. März 2015, 14:14:22
Und ich finde es irgendwie menschlich, sich eine Geschichte auszudenken, wo die eigenen Augen einem nicht weiterhelfen.
Richtig. Menschlich. Und die lieben Schimpansen, Canis, sind ja auch recht nah mit uns verwandt.
Wenn man seine Welten mit Menschen bevölkert (was ja in den allermeisten Büchern so ist), dann macht man sie eben auch menschlich. Sehe ich ein. Was aber nicht heißt, daß andere, nichtmenschliche Völker, die im Kopf anders ticken, das genauso machen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Dämmerungshexe am 28. September 2015, 09:27:42
Ich habe mich gestern auch mal dran gesetzt die Religion meiner Welt etwas konkreter auszuformulieren. Ich bin da tatsächlich davon ausgegangen, wie sich die Glaubensvorstellungen und die Institutionalisierung auf meine Charaktere auswirken (bisher hatte ich das Thema vernachlässigt, das ist irgendwie im HIntergrund geschwebt, aber ich wollte es etwas mehr in den Fokus rücken, da es die Welt und die Gesellschaft dichter macht).
Ich habe jetzt einfach die grundlegenden "Lehren" aufgeschrieben. Spannend ist dann bei sowas, wie unterschiedlich solche Texte ausgelegt werden können. Bei mir besteht nämlich auch eine gewisse räumliche und gesellschaftliche Trennung unter den Menschen, so dass die Ausübung der Religion doch auch stark voneinander abweichen kann.
Was auch noch ein größeres Thema werden wird, ist der "Missbrauch" der Religion - da ich Wesen habe, die an sich dem Bild eines göttlichen Boten sehr nahe kommen und das daraus resultierende Vertrauen der Menschen für ihre eigenen Zwecke ausnutzen.

Ich glaube das sind für mich beim Thema Religion eigentlich so die zwei Hauptaspekte: welche Vorteile ziehen die Menschen daraus und wo beginnen die Nachteile. Ich bin da ziemlich kritisch eingestellt und denke das merkt man dann auch in meinen Texten. Ich sehe zwar, dass der Grundgedanke ein positiver ist, weiß aber auch, dass es viele negative Aspekte gibt - vor allem wenn es dann um Fanatismus und Aberglaube geht.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Elona am 03. Dezember 2015, 20:30:27
*den Staub von zwei Monaten wegpust*

Zitat von: Dämmerungshexe am 28. September 2015, 09:27:42
(bisher hatte ich das Thema vernachlässigt, das ist irgendwie im HIntergrund geschwebt, aber ich wollte es etwas mehr in den Fokus rücken, da es die Welt und die Gesellschaft dichter macht).
Mir ging es da wie Dämmerungshexe. Als ich mich mit den Religionen meiner Welt beschäftigt habe, wurde sie dadurch einfach realistischer. Nachdem ich mit den ursprünglichen Konflikten, die in meiner Welt herrschten unzufrieden war, wurde dann sogar aus den Glaubensvorstellungen der Hauptkonflikt.

Zitat von: Dämmerungshexe am 28. September 2015, 09:27:42
Spannend ist dann bei sowas, wie unterschiedlich solche Texte ausgelegt werden können.
Genau das war dann auch mein Anhaltspunkt. Je nachdem welches Volk und wie man die Ursprungssage interpretiert, kommt etwas vollkommen anderes heraus.   

Zu den ursprünglichen Fragen:
ZitatWelche Rolle spielt Religion in euren Welten? Auf welche Bereiche wirkt sie sich aus?
Wie zuvor schon erwähnt ist die Religion nun eine Säule in meiner Welt und der Geschichten geworden. Ohne diese würde beides an Substanz verlieren. Die Religion wirkt sich sowohl auf den geschichtlichen Verlauf, in Form von Kriegen etc. und auf die Politik aus. Was bei mir weniger ein Thema ist, ist das Anbeten der Menschen ihrer Gottheiten, sprich das tatsächliche Praktizieren der Religion.   

ZitatWie baut ihr Religionen auf? Worauf achtet ihr?
Ich habe ganz am Anfang bei dem Schöpfungsmythos der Welt angefangen. Wie, wann, durch wen ist was entstanden. Danach habe ich mir ein Pantheon für meine beiden Völker ausgedacht.   
Also konkreter: Schöpfungsmythos (bei mir ein Opfermythos) => darauf basiert der Glaube eines Kreislaufes => gefolgt von der Ursprungssage => und abschließend das Pantheon, welches seine Grundlage in der Ursprungssage findet

ZitatWie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten? Lasst ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften oder der Existenz der bekannten Götter, oder geht es darum gar nicht?
Das ist jetzt vielleicht ein wenig verwirrend, aber in meiner Welt müssen die Glaubensvorstellungen noch einmal unterschieden werden.
Es gibt also den Schöpfungsmythos, der eben genau das ist, ein Mythos. Von diesem Weg bis hin in das Jetzt meiner Geschichte, gibt es aber tatsächliche Ereignisse, die je nach Volk unterschiedlich bewertet werden und natürlich immer Bezug auf die Entstehung haben. Auch der Glaube an den Kreislauf enthält mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit. 
Das Pantheon selbst hingegen, existiert überhaupt nicht. Zumindest nicht das menschliche und von dem anderen existierten lediglich die Halbgötter bzw. die Wesen, die als solche angesehen wurden. Ob der Rest tatsächlich zutreffend ist oder nicht, lasse ich offen und ich gehe auch nicht auf alle Aspekte des Glaubens ein. 

ZitatWelche Religionen habt ihr euch denn ausgedacht, und was hat euch inspiriert?
Ich habe hier noch ein Buch, welches mir in meiner Jugend geschenkt wurde, rumfliegen. ,,Mythologie für Besserwisser", was bis zum damaligen Zeitpunkt lediglich in meinem Regal stand und zu staubte. Da ich keine Vorstellung davon hatte, wie ich anfangen sollte, eine Religion aufzubauen, schnappte ich mir kurzerhand dieses Buch und las es mir durch. Währenddessen überlegte ich mir, welcher Ansatz am besten zu meiner Welt passen würde. So patschte ich mir dann fröhlich etwas aus und über Schöpfungs-, Opfer- und Ursprungsmythen zusammen. Danach habe ich mir dann noch die Götterwelt vorgenommen, die aber eine Vergleichsweise geringe Rolle spielt. Denn die tatsächlichen Probleme/Konflikte meiner Welt entspringen der Ursprungssage.
Und als i Tüpfelchen, weil ich fand, dass es hervorragend passte, habe ich inspiriert durch ,,Tao Te King" eine entsprechenden Ablauf bzw. Verse der Ursprungsgeschichte geschrieben bzw. bin ich noch dran.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Sternsaphir am 03. Dezember 2015, 20:57:47
Zitat- Welche Rolle spielt Religion in euren Welten? Auf welche Bereiche wirkt sie sich aus?

Religionen sind für mich ein Teil meiner fiktiven Welten. Meist nehmen sie aber nicht den Hauptteil ein, sondern begleiten nur die Charaktere, es sei denn, ich will über einen Glaubenskonflikt schreiben, dann treten Religionen massiv in den Vordergrund. Es tauchen bei mir Priester oder Schamanen auf, die gerne alte Legenden erzählen oder Rituale vollführen und Weissagungen tun. Meine Protas selbst sind meist mittelmäßig gläubig. Sie suchen zwar den Rat des Klerus, weil dieser meist eine wichtige Rolle in der Gesellschaft einnimmt, aber sie sind keine glühenden Gläubigen.

Zitat- Wie baut ihr Religionen auf? Worauf achtet ihr?

Das hängt von der Art der Geschichte ab. Je nach Volk ist der Glaube anders. Mal ist ein Naturglaube oder die Verehrung der Vorfahren, mal sind es klar definierte Götter in menschlicher oder tierischer Gestalt. Ähnlich wie Aurora fange ich meist mit der Schöpfung an. Wie begann alles? Was passierte dann? Wie stehen die Götter oder Geister zueinander? Gab es Intrigen, Verrat, Krieg oder ist alles harmonisch? Wie stehen sie zu den Menschen?

Zitat- Wie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten? Lasst ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften oder der Existenz der bekannten Götter, oder geht es darum gar nicht?

Meist sind bei mir Religionen untergeordnet. Also es taucht kein rachsüchtiger Gott auf oder es erscheint kein Bote von ihnen. Je nach Stärke der Religion im Plot lasse ich höchstens seltsame "Zufälle" geschehen, sodass der Leser selbst entscheiden kann, ob dies nun göttlichen oder doch natürlichen Ursprungs ist. Einmal ließ ich meine Prota eine leise Stimme hören. Aber auch hier ließ ich offen, ob dies nicht nur Einbildung gewesen sein könnte.

Zitat- Und zu guter Letzt, angeregt durch dieses Thema: Welche Religionen habt ihr euch denn ausgedacht, und was hat euch inspiriert?

Mich reizen vor allem eher Naturreligionen oder polytheistische Glaubensrichtungen, weil sie viel Raum für Konflikte, Fehlinterpretationen und Wiederversöhnungen bieten. Man kann abtrünnige Götter hinzufügen oder Intrigen spinnen oder man kann auch ganz diffus über die Macht der Natur schreiben ohne konkret auf eine figürliche Gottheit einzugehen. Ich finde das Kreiieren von Schöpfungsmythen sehr spannend, weil es unendlich viele Möglichkeiten gibt, wie man den Ursprung erklären könnte.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: LinaFranken am 29. Dezember 2015, 07:56:30
Das ist doch mal ein spannendes Thema!

- Welche Rolle spielt Religion in euren Welten? Auf welche Bereiche wirkt sie sich aus?

Da ich in Richtung Contemporary schreibe, greife ich gerne sowohl auf bereits vorhandene, wie auf frei erfundene Religionen zurück.

- Wie baut ihr Religionen auf?
Ich kratze gerne am Fundament. Ich stelle sozusagen die Theorie auf: Wenn etwas so lange her ist und keiner mehr lebt, der damals da war, ist etwas dann wirklich passiert? Dann lasse ich "Wesen" auftauchen, die behaupten, sie wären da gewesen und alles sei anders, mache dann aber halt.  :hand:
Ich will mir kein Urteil über den Glauben anderer erlauben, vor allem, da wir uns bei mir in der echten Welt befinden, lasse deshalb völlig offen, ob meine Kreatur die Wahrheit sagt, oder nur dem eigenen Größenwahn verfallen ist. Und lasse da auch meine Protas unterschiedliche Stellungen einnehmen.

-Worauf achtet ihr?
Gerade im aktuellen Kapitel verwende ich das Lukas-Evangelium als Grundlage. Eine Religion zu verwenden, die ja tatsächlich eine große Bedeutung im Leben vieler Menschen spielt, ist schon ein Drahtseilakt. Die große Herausforderung ist, meiner Meinung nach, an Klischees vorbeizusegeln und das Thema nicht zu sehr von oben herab zu behandeln. Ich bin zwar selbst Atheist, bin aber im religiösen Umfeld aufgewachsen, weshalb ich schon Respekt vor dem Glauben anderer habe.
Wichtig hierbei finde ich die Recherche- Das bedeutet das ich dann auch als Atheist das ganze Lukas-Evangelium lese.

- Wie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten?
Bei Religionen die sozusagen "vergangen" sind, wie die griechische oder ägyptische Götter-Welt sehe ich schon mehr Freiheit und lasse den einen oder anderen Gott wieder auferstehen und enttarne ihn als eine mutierte Laune der Natur.
Wobei es einem schon zu denken gibt, ob eines Tages zukünftige Generationen zum Beispiel die christliche Religion im gleichen Atemzug wie die griechische Mythologie nennen werden. Aber ich will ja hier nicht OT geraten  :hmmm:

-... und was hat euch inspiriert?
Der Glaube an sich inspiriert mich und wie Religionen aus Historischen Aspekten sich über verschiedene Kulturen verbreitet haben. Ganz besonders fasziniert mich "das Verschwinden" von Religionen. Warum ruft heute zum Beispiel keiner mehr "beim Zeus" sondern "Oh mein Gott"? Das ist natürlich aus geschichtlichen Gründen durchaus leicht zu erklären, aber mich fasziniert da eher psychologische Aspekt. Da könnte man ja auch ewig philosophieren, aber das lasse ich mal   ;D

Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Trippelschritt am 13. Februar 2016, 09:39:47
Zu meiner Überraschung spielt die Religion in meinen Büchern eine zentrale Rolle, ohne dass ich das beabsichtigt habe. Hätte ich sie geplant eingeführt, hätte ich mir zu drei Punkten Gedanken gemacht.

1. Wie ist die Welt entstanden
2. Welcher Ethik folgen die Personen
3. Welche Idee steht hinter dem Tod

In meiner Pentamuria-Trilogie wird die Welt von der Magie gesteuert. So ist es nur natürlich, dass die Magie auch Teil der Weltanschaung der verschiedenen Gruppen ist. Alle haben eine ähnliche Vorstellung über die Entstehung von Erde und Himmel. Da gibt es einen Kanon von Legenden. Daraus folgt auch in gewisser Weise eine Ethik, die aber nicht überall gleich ist. Und über das leben nach dem Tod wird nicht nachgedacht, da man die verstorbenen kontaktieren kann und letztlich alles wieder im Nichts verschwindet, aus dem alles gekommen ist.

In der Welt von Llendir sind die Eroberer Atheisten und das Alte Volk jemand, der seine Träume braucht, um sich komplett zu fühlen. Da gibt es ein paar Parallelen zu den Aborigines in Australien.

In der Trilogie über die vier Schwerter, wurde die Entstehung der Welt ein wenig modifiziert. Erst kam die Erde, dann die Drachen und dann die Titanen mit ihren Magien.
Da das behandelte Thema die Antwort auf die Frage ist, wie die Magie in die Welt und zu den Menschen kommt, ist es ein religiöses Buch, wenn man so will. Aber das wäre etwas weit hergeholt.

Was in allen Büchern komplett fehlt sind Religionsorganisationen. Priester werden in dem einen oder anderen Buch zwar erwähnt, spielen aber keine Rolle im Geschehen. Meine Religionen sind im weitesten Sinne Natureligionen, aber auch da geht es um die zentralen Fragen, wo wir herkommen und wohin wir gehen.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Maubel am 13. Februar 2016, 10:38:30
Welche Rolle spielt Religion in euren Welten? Auf welche Bereiche wirkt sie sich aus?

Wenn ich mir meine Geschichten so ansehe dann sind die meisten auch religiös thematisiert. Da gibt es meist mehrere Götter, die häufig auch in das Geschehen eingreifen, also greifbarer als der "reale" Glauben sind. Meistens bieten die Religionen die Grundlage für meine Welt, bzw. deren Gesellschaft, wobei sie relativ klassisch nach polytheistischem Vorbild geformt sind.

Wie baut ihr Religionen auf? Worauf achtet ihr?


Ich achte darauf, dass es eine Entstehungsgeschichte gibt und dass der Glaube in der Welt verankert ist. Leute sollen den Namen der Götter im Munde führen, beten oder in ihrem Namen kämpfen. Ich achte darauf, dass die Religion organisiert ist, ob das nun einzelne Priester oder Gotteshäuser/Tempel sind. Bei polytheistischen Religionen, die ich bevorzuge, achte ich darauf, dass sich zumindest die großen Aspekte des Lebens alle in den Göttern wieder finden. Also z.B. Gott der Magie...
In meinem aktuellen Buch bin ich ein ganzes Stück weiter gegangen und habe versucht die Religionen realistischer zu machen. Es ist diesmal deutlich unklarer ob die Götter existieren, bzw. welche wirklich existieren und wie viel Einfluss sie auf die Welt haben. Zudem habe ich diesmal auch eine religiöse Entwicklung drin, heißt, die Welt hat nicht schon immer an genau das gleiche geglaubt, die Religion hat sich auch mal gespalten, zusammen geführt etc. Und drittens die Religion ist nicht in allen Ländern/Regionen gleich. Der Gott, der in einem Land als Erbauer und Hirte verehrt wird und Schutzpatron ist, ist in einem anderen Land nur ein jämmerlicher Nebengott, der etwas mit Feldern zu tun hat, aber durch die kriegerische Orientierung nicht verehrt wird, während der ewige Störenfried hier zum Göttervater wird.

Wie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten? Lasst ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften oder der Existenz der bekannten Götter, oder geht es darum gar nicht?


Bisher sind bei mir alle Götter existent, wobei die Menschen selber nicht immer alle gleich verehren oder dran glauben. Lediglich im aktuellen Roman ist nicht unbedingt ersichtlich, dass alle Götter existieren/existiert haben.

Und zu guter Letzt, angeregt durch dieses Thema: Welche Religionen habt ihr euch denn ausgedacht, und was hat euch inspiriert?


Ich bin ein großer Fan vom nordischen, griechischen und römischen Pantheon und kann mit polytheistischen Religionen mehr anfangen als mit monotheistischen. In meinem aktuellen Buch habe ich mich an der Übertragung griechischer Götter in den römischen Panthon orientiert und mich davon inspirieren lassen, dass Götter nicht überall den gleichen Stellenwert haben, manchmal auch anders heißen und ganz bestimmt anders verehrt werden. Dabei hängt Religion eng mit der entwickelten Gesellschaft zusammen.

In Rabenblut gab es zu erst den Gefrorenen (als die Welt noch gefroren waren), welcher besiegt wurde von Ediacara, der Sonnengöttin und ihrem Anhang an Göttern. Der Gefrorene wurde ins ewige Eis verbannt und der erste Frühling kam über die Welt. Deshalb heißen die Götter um Ediacara auch die Götter des ersten Frühling. Die Hauptgötter sind Ediacara, Sonnengöttin, die aber auch für Eroberung, Wahrheit, Disziplin etc steht, und Caradoc, ihr Gemahl und der Erbauer. Man sagt immer, dass Ediacara den Weg ebnet und Caradoc ihn ausbaut. Deshalb verehren die Leute in dem einen Herkunftsland eher Ediacara, als strahlende Wegbereiterin, während das andere Land den bodenständigen Caradoc an die Spitze setzt, der für die Menschen speziell die Welt erbaut hat. Dann gibt es noch Riljan, den Mondgott und Ediacaras Bruder. Alle drei haben dann noch gewisse Kinder, z.b: Wohlstand, Kultur und Fruchtbarkeit. Nicht verwandt ist unter anderem die Göttin des Nebels, Veneirdre, welche in ihrem Haar die Stränge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint und über ihr eigenes Reich, die Nebel, eine Art überlagernde Dimension, herrscht. Die Geschichte dreht sich wiederum um die Erweckung von Fearghal, dem Verrotteten, ein Gott des Wissens, dessen Kult aus dem Osten und Norden rüberschwappt.

In Circle of Magic, meinem Urban Fantasy Drehbuch, thematisiere ich erst jetzt die Götterwelt. Dabei ist die skandinavische Religion maßgebend, nach dem in der Edda beschriebenen Ragnarök. Götter tauchen hin und wieder auf und erhalten ihre Macht durch den Glauben der Menschen, wobei sie nie ganz verschwinden. zudem spielen regelmäßige Weltenuntergänge eine Rolle und ein solcher wird auch zum Finale der Serie thematisiert.

In Rauschen des Windes habe ich eine Dreieinigkeit von Vater, Mutter und Fremder (bzw. Feuer, Wind und Eis). Die Dreieinigkeit, die diese beiden eigentlich darstellen, ist aber kaputt und momentan wird nur der Feuergott fanatisch verehrt, während Anhänger des Eisgottes gejagt werden und Anhänger der Windgöttin im mysognistischen Ton verlacht werden. Religionsanschauung und die gesellschaftliche Entwicklung spielt dabei eine sehr große Rolle, als die Eisgottanhänger in die Offensive treten und unklar ist, in welche Richtung der Wind weht.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Lukas am 24. April 2016, 15:51:43
Also, ich habe diesen Post schon vor 2 Wochen geschrieben. Mehr weil ich mir selber über den momentanen Stand des Glaubens in meiner aktuellen Geschichte klar werden wollte. Da ich jetzt aktiv am Forenleben teilnehmen kann hab ich mir gedacht, für den Fall, dass es noch jemanden interessiert, beantworte ich die 5 Fragen meines netten Vorredners(meist mit Bezug auf das was ich gerade eben schreibe):

Welche Rolle spielt Religion in euren Welten?

Unterschiedlich. Wenn ich Contemporary schreibe, dann geht es von ,,nicht vorhanden" bis ,,Teenager bringt sich selbst um, weil sie ihr Selbstverständnis nicht mit der strengen Religiosität ihrer Familie in Einklang bringen kann". In Fantasy liebe ich Religion. Es ist ein herausragendes Mittel Konflikt in eine Geschichte zu bringen. Für mich ist es -wie Shedzyala erwähnt hat – ein tief verwurzelter Anteil der meisten Kulturen. Ob Poly-, Mono-, oder Henotheismus, an irgendeine Art von höherer Gewalt glaubt zumindest eine Bevölkerungsgruppe zu 100%. Meist lasse ich selbst in 30.000-Wort-Geschichten ein Gespräch um Religion zu. Ob die Götter/Gott dann selbst in die Geschichte eingreift ist was anderes.
In meinem momentanen Projekt ist Religion wichtig, weil der Protagonist zu so etwas wie einer von drei Leibwächtern des höchsten Geistlichen in deren Kultur wird. Diese Kultur fußt auf der Bibel und nicht veröffentlichten (von mir erdachten) Apokryphen.

Auf welche Bereiche wirkt sie sich aus?

Gerne auf alles. Vor allem auf Initation von Jugendlichen in die Gesellschaft, Moralvorstellungen und nicht vollständig sekularisierte Reiche. Was  ich jetzt erst feststelle, ist das in meiner momentanen Geschichte Religion auch die Basis jedweder Magie und Fraktionsbildung ist. Auch stellt die Religion bei meiner will-they-won´t-they-Frage(die ist in Jugendbüchern oft vorhanden) eine wichtige Rolle. Würde man alles was man kennt und an was man glaubt aufgeben, weil etwas in das eigene Leben tritt, was einem so unglaublich viel mehr zu bedeuten scheint? In wie weit ist man bereit vom ,,rechten Weg" abzukommen?
Tldr;: Vom Aufbau bestimmter Kulturen bis ins Privatleben einzelner Figuren, Religion kann -  je nach Baumeister – als Fundament einer Welt fungieren, oder aber unüberwindbare Hindernisse für einzelne Charaktere darstellen.

Wie baut ihr Religionen auf? Worauf achtet ihr?

Das ist superschwer und man muss sich unendlich viele Gedanken darüber machen. Ich behaupte, dass ich in Planung von Religion genauso viel Arbeit stecke, wie in Magiesysteme. Und das ist eine Menge. Generell würde ich sagen, dass ich mich zuerst entscheide welche Art von "-theismus" ich haben will. Bei Polytheismus hat man den Vorteil, dass man Götter tatsächlich hin und wieder in die Geschichte eingreifen lassen kann ohne einen Deus-ex-machina Moment zu produzieren. Sie sind in der Regel nicht so mächtig wie ihr monotheistisches Äquivalent, da sie meistens nach griechischem Vorbild geschrieben werden. [Momentane Geschichte: Monotheistisch. Wird nicht ein einziges Mal im ganzen Roman eine Rolle spielen. Wohl aber seine Boten]
Dann entscheide ich wie viel Macht ich meinen Göttern/Gottes Gesandten/ Gott geben will. Meine Grundregel dabei ist die selbe, die Sanderson für Magiesysteme verwendet: Je mächtiger desto unwahrscheinlicher eine direkte Beteiligung an der Geschichte.[Momentan: Allmächtig, desinteressiert, kein Faktor im Plot]

Wie real sind eure Religionen in den jeweiligen Welten? Lasst ihr Zweifel am Wahrheitsgehalt der heiligen Schriften oder der Existenz der bekannten Götter, oder geht es darum gar nicht?

Gerne. Es hat wie oben erwähnt Konfliktpotential. Und Konflikt bringt einen nach vorne. Wenn Atheisten mit Gläubigen streiten kann man das meist recht spannend schreiben. Problematisch könnte ich mir das allerdings bei bestimmten Veröffentlichungen vorstellen, wenn tatsächlich existierende Weltreligionen angezweifelt/abgeändert werden.
Auch hier gilt, je mehr direkten Einfluss die Götter haben, desto weniger kann man die Charakter an ihnen zweifeln lassen. Eine der schönsten Religons(-kritischen) Fantasy-Serien ist übrigens (meiner Meinung nach) Trudi Canavans ,,Age of the Five". In denen es auch um sehr greifbare Götter, deren Grenzen und Motivationen geht.

Und zu guter Letzt, angeregt durch dieses Thema: Welche Religionen habt ihr euch denn ausgedacht, und was hat euch inspiriert?
Inspiriert hat mich witzigerweise eines der Kinder, die ich als Ferienjob vor ein paar Jahren betreute. Das Mädchen hat mich – sinngemäß - gefragt, ob das blau das ich sehe das gleiche blau ist was es selbst sieht. Weil ich damals um eine Antwort gerungen habe, die die Kleine zufrieden stellen konnte, war das ein Anstoß für meinen Grundgedanken. Was wäre, wenn alle Menschen alles  durch einen Filter (ihrer Seele/ihres Verstandes) sehen(nicht nur Farben). Das gäbe Konfliktpotential, wie sähe solch ein Filter aus? Woher kommt er? Vermögen Individuen andere ,,Filter einzulegen"? Woher kommen diese ,,Filter"? Da kommt die Religion ins Spiel.

Inspiriert hat mich auch eine Bibelstelle, über die ich vor Jahren im Religionsunterricht gestolpert bin.
Gen 2, 6-7. Da geht es um die Erschaffung des Menschen(adám) aus Ackerboden(adamáh)  und den Einhauchen des Lebensfunkens. Weil die Passage mich an die vier westlichen (al-)chemischen Basiselemente erinnerte, begann ich zu recherchieren und bin so auf immer mehr Esoterik gestoßen.

Im Endeffekt geht es darum, dass die Vertreibung aus dem Paradies gar keine Vertreibung war, sondern eine Einsperren von Teilen der menschlichen Seele um Ihnen die Möglichkeit zur Wahrnehmung bestimmter Realitätsebenen zu nehmen. So ist laut der Religion meiner Geschichte, der ,,Garten Eden" hinter 4 ,,Schleiern" verborgen, hinter 3 Schleiern ist das Reich der Engel, hinter 2en verbirgt sich die Welt in der meine Geschichte spielt, und durch den letzten sehen die normalen Menschen diese Welt. Die Menschen die es geschafft haben einen verborgenen Teil ihrer Seele wieder zu erwecken, vermögen die ersten beiden Realitätsebenen wahrzunehmen. Und je nachdem welche der ,,Vier schleier" sie beiseite zu ziehen vermögen beherrschen sie eine andere Art von Magie, gehören zu einer anderen Art von Fraktion und haben andere (gemeinsame) Ziele.

Ich weiß es ist schon ne weile her, aber es hat mich einfach in den Fingern gejuckt :D.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: FeeamPC am 24. April 2016, 18:21:00
Bei mir gibt es Polytheismus mit starker Ahnenverehrung.
Hat den Vorteil, dass die Götter, wenn nötig, irgendwann mal eingreifen können, dass meistens aber nur ihre Priester und Orakel agieren (und die könnten das durchaus auch ohne Götter tun).
Gleichzeitig erspare ich mir dadurch, dass ich die Tätigkeit der Götter bewusst vage halte, eine genaue Ausarbeitung des Pantheons. Die Welt macht auch so schon genug Weltenbau-Arbeit.
Meine Betaleser hat es bislang nicht gestört, dass von den Göttern kaum etwas bekannt ist.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Oneira am 23. Juni 2019, 21:20:04
Hallo ihr alle!

Ich habe in euren ganzen Beiträgen ziemlich viel über bestimmte Gottheiten gelesen. Darum geht es bei den Religionen in meiner Fantasy-Welt überhaupt nicht. Es geht mehr darum, dass eine bestimmte Volksgruppe nicht wollte, dass einem anderen Volk eine große Machtquelle zur Verfügung stand. Aus diesen Leuten hat sich dann eine Art Mönchsorden entwickelt, die sich als allein berechtigte Nutzer und auch Hüter der Macht sehen. Um ihre Überzeugung weiterzugeben, haben sie dann Regeln für weitere Generationen des Mönchsordens geschrieben und es wurden immer wieder Geschichten neu geschrieben, bis sie zu einer Art Glaubensgrundlage geworden sind, die Gründe dafür gibt, dass dem fremden Volk keine Macht zuteil werden darf.

Ich habe ziemlich lange über die genauen Glaubensgrundsätze dieses Mönchsordens nachgedacht und mir dabei besonders folgende Fragen vorgenommen, auf die ich eine Antwort brauchte:
1. Woher kommt die Überzeugung, ihnen allein stünde die Quelle der Macht zu?
2. Woher kommt der Hass auf ihre "Widersacher"?
3. Welche Verhaltensregeln bestimmen das Leben im Orden?
4. Warum treten Menschen in diesen Orden ein?
5. Warum glauben Menschen an die Grundsätze des Ordens?

Inspiriert hat mich übrigens R.A. Salvatore, in dessen Reihe Mönche alle magischen Steine des Landes an sich reißen wollen und quasi neidisch auf die Elfen sind, die auch ohne die Steine magische Fähigkeiten besitzen.
Nur, dass es in meinem Buch eben keine Elfen gibt  ;)

Ich habe auch schon über Welten mit Göttern nachgedacht, habe dann aber die Finger davon gelassen. Ich glaube, der Grund ist, dass ich selber Atheist bin. Meint ihr, man kann wahren Gotteseifer in einer Geschichte auch schreiben, wenn man selbst keinen Bezug dazu hat, es also nicht nachfühlen kann?

Liebe Grüße - Oneira
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Yamuri am 29. Juni 2019, 10:50:32
@Oneira:

Zu deiner Frage am Ende zuerst. Ich denke es ist schwierig über spirituelle Erkenntnisse (wozu auch Götterglaube zählt) zu schreiben ohne selbst Bezug dazu zu haben. ich halte es prinzipiell zwar für möglich, aber es wird die Seele fehlen. Letztlich kann mit dem Handwerk der Schreibkunst alles geschrieben werde, die Frage ist nur, ob auch Emotionen transportiert werden. Unmöglich ist es aber nicht, allerdings wirst du dich selbst auf diese Weise beständig mit den grenzen deines eigenen Weltbildes befassen müssen. Es kann für dich unangenehm und mühseelig sein, dich in Charaktere hineinzuversetzen, die gänzlich andere Vorstellungen haben als du, die wahrhaft glauben. Wobei ich generell bei Religionen/Glaubenssystemen in Geschichten finde, es ist wichtig für sich zu definieren, was bedeutet für mich Glaube, Religion und wie definiere ich selbst den Begriff Gott. Ausgehend davon kann man sich überlegen, welche anderen Definitionen sind möglich, und welche Definition haben die Charaktere und Gruppen im Roman. Denn "Gottt" ist nicht gleich Gott. Wenn ich von Gott spreche meine ich nicht das was die monotheistischen Religionen darunter verstehen, sondern etwas anderes. Meine Schwester versteht unter dem Begriff wieder etwas anderes. Und letztlich ließe sich der Bgeriff auch naturwissenschaftlich definieren, im Sinne von Gott ist die Essenz die allem Leben innewohnt, die Molekularstruktur allen Lebens, das was alle Lebewesen quasi verbindet. Es gibt soviele Definitionen wie es Menschen gibt. Wenn du mit dem Begriff im monotheistischen Sinn nichts anfangen kannst, gibt es tausend andere Konzepte, die du nutzen kannst. Deine Möglichkeiten sind grenzenlos. :)

Allerdings würde ich jetzt unter einem Mönch sofort an einen gottesfürchtigen Mensch denken, der einen Gott anbetet. Aber auch da gibt es ja unterschiedliche Möglichkeiten.

Zu deinen andren Fragen:
1. Woher kommt die Überzeugung, ihnen allein stünde die Quelle der Macht zu?
Einmal Macht geleckt, wollen sie diese gern für sich haben. Ich würde es damit erklären, dass Macht sehr schnell korrumpiert. Ein Mensch der Macht hat, gewinnt daraus Vorteile, wird vielleicht bewundert und auf einen höheren Sockel gestellt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und genießt diesen Status sicherlich. Ihn zu teilen würde ein Mensch schnell mit dem verlust seiner Sonderstellung in Verbindung setzen. Das macht Angst. Aus dieser Angst erwächst das Bedürfnis sich zu erhalten, was man gewonnen hat. Die Überzeugung ihnen stünde allein die Quelle der Macht zu speist sich schlichtweg aus der Gewohnheit und daraus, dass niemand sie ihnen lange streitig gemacht hat. Sie sind gewohnt die Quelle zu haben, und anfangs hatte ja auch niemand was dagegen, ergo, steht sie ihnen weiterhin zu.

2. Woher kommt der Hass auf ihre "Widersacher"?
Der speist sich ebenfalls aus der Angst etwas zu verlieren. Wenn jemand anderer die Macht will, dann ist das Machtverlust für sie. Jeder, der ihnen abspenstig machen will, was sie als Ihres betrachten stellt eine Gefahr für ihre Ordnung dar und muss daher bekämpft werden.

3. Welche Verhaltensregeln bestimmen das Leben im Orden?
Das müsstest du selbst festlegen. Wie sollen deine Mönche sein? Was zeichnet sie aus? Woran genau glauben sie?

4. Warum treten Menschen in diesen Orden ein?
Weil sie sich erhoffen etwas vom Kuchen abzubekommen. Sie wollen Bewunderung, Anerkennung, Macht. Das erhalten sie durch den Orden.

5. Warum glauben Menschen an die Grundsätze des Ordens?
Weil sie bisher funktioniert haben und die soziale Ordnung aufrecht erhalten. Sie vermitteln Sicherheit, und Menschen als bequeme, sicherheitsbedürftige Wesen werden solange an Glaubenssätzen festhalten, wie sie einen Nutzen daraus ziehen. Fehlt dieser Nutzen, werden sie vom Glauben abfallen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Yamuri am 29. Juni 2019, 10:51:19
Edit: Mein Internet hat gerade Zicken gemacht und leider meinen Post doppelt gepostet. Bitte löschen.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Churke am 30. Juni 2019, 00:25:20
Zitat von: Oneira am 23. Juni 2019, 21:20:04
Ich habe auch schon über Welten mit Göttern nachgedacht, habe dann aber die Finger davon gelassen. Ich glaube, der Grund ist, dass ich selber Atheist bin. Meint ihr, man kann wahren Gotteseifer in einer Geschichte auch schreiben, wenn man selbst keinen Bezug dazu hat, es also nicht nachfühlen kann?

Natürlich. Wir sind Profis.  ;)


Zitat von: Yamuri am 29. Juni 2019, 10:50:32
Es kann für dich unangenehm und mühseelig sein, dich in Charaktere hineinzuversetzen, die gänzlich andere Vorstellungen haben als du, die wahrhaft glauben.
Wie viele Krimi-Autoren sind kriminell? Muss man Nazi sein, um einen Nazi darzustellen? Man zieht sich die Quellen rein, rekonstruiert daraus eine Figur und dann legt man los. Ob die Figur Kommunist, Salafist, katholisch oder sonstwas ist, ist mir schnulle.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Alina am 01. Juli 2019, 10:51:27
Hallo Oneira!
Interessante Frage, ich bastele für mein nächstes Projekt an einer Welt, in der die Magier auch in einem Orden mit strengen Regeln organisiert sind und da habe ich teilweise ähnliche Fragestellungen.
Wie muss man sich die Macht in deinem Projekt vorstellen? Vielleicht ähnlich wie bei den Jedi-Rittern? Wie funktioniert das, andere von der Machtquelle abzuschirmen (also die "Widersacher?") Und kann jeder in den Orden eintreten, oder benötigt man eine angeborene Gabe?

ZitatEinmal Macht geleckt, wollen sie diese gern für sich haben. Ich würde es damit erklären, dass Macht sehr schnell korrumpiert. Ein Mensch der Macht hat, gewinnt daraus Vorteile, wird vielleicht bewundert und auf einen höheren Sockel gestellt.
Dass die Ordensmönche die Macht für sich allein wollen, weil sie ihre Vorrechte und ihren Status nicht verlieren wollen, ist bestimmt richtig.  Es muss aber ja noch eine 'offizielle' Erklärung geben, die die Mönche nach außen hin abgeben, warum nur ihnen die Macht zusteht und niemand sonst. Also sie müssen ja ihren Status innerhalb der Gesellschaft rechtfertigen.

Du beschreibst es ja so, dass die Ausübung der Macht innerhalb des Orden einer bestimmten Lehre und festgelegten Ordensregeln folgt. Die Lehre beinhaltet dann sicher auch einen spirituell-philosophischen Überbau.

Diese Lehre könnte dann ja zum Beispiel  besagen, dass die Mönche durch Befolgen der Lehre Weisheit und Erleuchtung und eine höhere Stufe im Dasein finden können. Außerdem bleibt (angeblich) nur so die Macht im Gleichgewicht. Die Mönche, die die Lehre schon besonders gut verinnerlicht haben, werden als weise Meister verehrt. Die Ordensregeln könnten vielleicht auch ursprünglich von Mönchen niedergelegt worden sein, die ihrerseits erleuchtet waren, so eine Art Propheten.
Die Lehre besagt dann aber auch, dass man genau dieser Lehre folgen muss, alles andere ist ein Irrweg und richtet womöglich Schaden an.

Hass auf die Widersacher könnte dann dadurch begründet werden, dass diese nicht der richtigen Lehre folgen. Nach Vorstellung der Ordensmönche würden  die Widersacher die Macht missbrauchen. Vielleicht gibt es etwas, was was von den Widersachern praktiziert wird, und was bei den Ordensleuten besonders verpönt ist (vielleicht als dunkle Magie gilt). Auf diese Weise werden die Widersacher als Übelmänner (bzw. -Frauen) hingestellt.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Silvasurfer am 01. Juli 2019, 11:47:03
@Churke: Method-Acting... Vorsicht allerdings mit Profi-Sein. Die Grenzen zwischen Schein und Sein sind fliessend und manch Schauspieler ist zu seiner Rolle geworden...
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Oneira am 02. Juli 2019, 07:39:31
@Yamuri
Danke für die vielen Ideen. Irgendwie waren meine eigenen Antworten nicht so schön klar wie deine. Ich denke auf jeden Fall noch einmal darüber nach! Die Mönche sind zwar nicht monotheistisch, aber ansonsten triffst du den Nagel auf den Kopf!  :)

Und über das Ganze mit der Frage, was ist Gott für mich, da muss ich mir erst mal eine Meinung bilden. Aber auch hier gilt: Danke für die vielen Denkansätze  ;)
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Oneira am 02. Juli 2019, 07:40:22
@Alina
Zitat von: Alina am 01. Juli 2019, 10:51:27
Wie muss man sich die Macht in deinem Projekt vorstellen? Vielleicht ähnlich wie bei den Jedi-Rittern? Wie funktioniert das, andere von der Machtquelle abzuschirmen (also die "Widersacher?") Und kann jeder in den Orden eintreten, oder benötigt man eine angeborene Gabe?

Nein, das hat nichts mit Jedis zu tun  ;)
Die Mönche sind eher so eine Art "Hüter" magischer Edelsteine im ganzen Land. Sie brauchen keine besonderen Fähigkeiten und manche werden dann eben nie die Macht der Steine wirklich benutzen können, aber dann gibt es auch welche, die genau dafür begabt sind. Sie alle haben im Orden ihren Platz. Die Mönche haben eigentlich das Ziel, mit den Steinen Menschen zu heilen, Kriege zu verhindern etc. (das ist das die "offizielle Meinung"), aber diejenigen, die sich als "auserwählt" sehen, die Magie der Steine zu benutzen, wollen nun niemandem sonst, keinem "weltlichen" Herrscher und auch keinem Magier erlauben, den Menschen damit zu helfen. Sie fürchten um den Verlust ihrer eigenen Macht, denn der Einfluss des Ordens im Land ist ziemlich groß. Und wie kann man andere von der Macht abschirmen? Indem die Mönche die Steine an sich reißen und niemandem Zugriff erlauben.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Yamuri am 02. Juli 2019, 07:59:56
@Churke:

Kann man so weiterdenken, muss man aber nicht. Führt letztlich zur selben Diskussion, wie die Frage ob man als Europäer über Afrikaner oder Ostasiaten schreiben dürfe, als nicht binäre Person über Binäre oder umgekehrt. Natürlich kann man sich zu jedem Thema etwas aneignen, aber darum ging es nicht wirklich bei der Fragestellung von Oneira. Oneira war sich unsicher, ob sie sich das zutrauen kann, was es bedeutet das zu tun. So habe ich sie verstanden. Ich habe darauf geantwortet und die Schwierigkeit über etwas zu schreiben, wozu man selbst keinen Bezug hat (Bezug bedeutet hier, mehr als an etwas glauben, man kann auch Bezug zu etwas haben an das man nicht glaubt, eben weil das Thema einen beschäftigt und man sich Gedanken dazu macht). Ich sage nicht, dass das nicht möglich ist oder dass man es nicht tun soll, das war eventuell unklar ausgedrückt, aber es bedeutet eben sein Weltbild mit dem zu konfrontieren, was einem womöglich Schwierigkeiten bereitet und ja, das kann Schreibblockaden auslösen, weil man sich plötzlich mehr mit dem Thema befasst als dem Schreiben. Es heißt nicht es ist unmöglich, sondern, es ist mit Schwierigekiten verbunden. Daher schreibt nicht jeder über dieselben Themen, weil es Themen gibt, mit denen man sich selbst gar nicht befassen möchte. Das muss jeder für sich vorab herausfinden.

Edit: Ich hab an dieser Stelle Schwierigkeiten damit auszudrücken was ich meine und finde es immer etwas problematisch, wenn einzelne Sätze aus ihrem Gesamtzusammenhang gerissen werden. Denn die einzelnen Sätze stehen bei mir im Kontext der Variablen des Gesamttextes, sind also abhängig davon. Ich hoffe ich konnte irgendwie klarer machen was ich meine. Falls nicht tut es mir leid.
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Alina am 09. Juli 2019, 10:03:03
@Oneira: Sorry für die späte Antwort. Bei der Frage, ob die Macht in deiner Welt der Macht der Jedi-Ritter ähnelt, habe ich jetzt nicht an Lichtschwert-schwingende Ritter gedacht  :),  da habe ich mich vermutlich falsch ausgedrückt.
Ich meinte damit das Grundkonzept, das den Jedis zugrundeliegt: die Macht ist eine Kraft, die überall ist und alles durchdringt, auch die Menschen selbst. Die Ordensangehörigen greifen auf die Macht zu, indem sie lernen, diese Kraft zu erspüren, und in sich selbst hineinzuhorchen, vor allem aber müssen sie dieser 'Macht' vertrauen und sich ihr hingeben, also die Mitglieder des Ordens müssen lernen, voll und ganz einer Kraft zu vertrauen, die größer ist als sie selbst und außerhalb des eignen Ich und des eigenen Selbst liegt. Diese Macht ist übersinnlich und hat auch eine spirituelle Komponente, aber es ist eben keine Gottheit in dem Sinne, dass diese Macht eine Person wäre oder sonst irgend eine Entität, die den Menschen ähnelt.

Die Magie in meiner Welt ist ein bisschen an dieses Konzept angelehnt, wobei es bei mir auch keine Lichtschwert-schwingenden Rtter gibt  ;) ganz im Gegenteil. In meinem Orden gelten strenge, jahrhundertealte und verkrustete Regeln, und die Kriegskunst ist den Mönchen verboten und tabuisiert.

Wenn die Macht in deiner Welt von den Steinen ausgeht, hätte ich vielleicht noch die Frage, ob die Kraft tatsächlich diesen Steinen entspringt, also den Steinen  innewohnt, oder ob die Steine mehr eine Art Vermittler sind, wie eine Art Katalysator, die es den Mönchen erlauben, Zugriff auf die Kraftquelle zu erlangen. Falls man jetzt versteht, was ich meine...
Titel: Re: Glaubensvorstellungen, Religionen, Konfessionen
Beitrag von: Oneira am 09. Juli 2019, 15:54:10
@Alina
Ja, ich verstehe, was du meinst. Also für die Mönche sind die Steine die Energiequelle, aber jeder andere, der die Gabe dazu hat, kann sie auch benutzen. Und dann gibt es noch zwei Völker, die ebenfalls Magie wirken können, aber ohne die Steine. Deshalb sind die Dinger für die Mönche ja so wichtig, sonst würden sie ihre Macht verlieren. Ein Mönch, der auch ohne die Steine Magie wirken kann, stammt also zwangsläufig von einem der beiden anderen Völker ab.
Ich hoffe, das beantwortet deine Frage :-)
Kriegskusnt ist bei meinen Mönchen auch nicht besonders beliebt, aber wer es kann, genießt ziemlichen Respekt. Die Mönche wollen zwar friedliebend sein, aber da sie die Menschen auch mit der Macht der Steine in Kriegen schützen, geht das nicht immer.