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[Medizin] Kranke Soldaten

Begonnen von tattoo, 26. März 2017, 18:58:47

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tattoo

Hallo,
in meinem neuen Projekt soll der Protagonist, ein Soldat, aus dem Krieg zurückkehren, weil er nicht mehr kämpfen kann.
Jetzt frage ich mich, was passieren muss, damit ein Soldat unfähig ist im Krieg zu kämpfen.
Kennt sich da jemand mit aus?

Danke und lg :)

EDIT: Upps, Setting vergessen. Danke an die, die schon geantwortet haben :D
Also es spielt in diesem Jahrhundert und er war in Afghanistan in der Army

Guddy

Welches Setting? :) Beziehungsweise in welche Richtung soll es gehen?

Prinzipiell gibt es viele Gründe. Er kann psychisch nicht mehr in der Lage sein, den Dienst weiterzuführen. Traumata etc. kann man schließlich nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Physisch kann natürlich auch einiges passiert sein. Von einer nicht heilen wollenden Wunde über verlorenes oder vermindertes Augenlicht bishin zu amputierten Gliedmaßen.


Tintenteufel

#2
Das hängt von sehr vielen Faktoren ab - hauptsächlich dem Setting, in dem du dich bewegst. :)
Wie verwertbar ein Soldat für den Kriegseinsatz ist, das hängt von seinen Qualifikationen ab, von der zur Verfügung stehenden Ausrüstung, der Kriegsmüdigkeit der kämpfenden Parteien, ob es sich um eine Freiwilligen-, eine Berufs- oder eine Eingezogenenarmee handelt. Wie 'am Ende' die Nation ist und wie sehr sie ihre Standards gesenkt hat. Strafeinheiten aus Verwundeten etwa sind keine sonderlich neue Erfindung, wenn es sich um einen besonders brutalen Krieg handelt Vgl. die Cannaeischen Legionen, die ausschließlich aus Überlebenden der größten römischen Niederlage gebildet worden waren.

Bis vor knapp 100 Jahren waren etwa psychische Krankheiten auch (weitgehend) noch nicht anerkannt als Verletzungen und je nach der Art der Verletzung hat man auch von Seiten des Militärs mit weiteren Strafen reagiert, weil die falsch ausgelegt worden sind. Guddy widerspreche ich daher insofern, dass Traumata für die aller, aller längste Zeit menschlicher Kriegsführung kein ausreichender Grund für die Einstellung des Militärdienstes waren. Die wurden selbst in der Zivilgesellschaft oft nicht richtig ernst genommen, falls sie nicht gefährlich waren.
Ein guter Teil dieser 'Männer waren früher eben einfach härter'-Einstellung, von der man ja recht häufig in dem Zusammenhang hört, kommt genau daher, dass psychische Krankheiten und Belastungen früher verschwiegen worden sind, nicht therapiert wurden oder für die Öffentlichkeit schlicht nicht existierten. Wer sich in den Napoleonischen Kriegen katatonisch hingeworfen hat vor dem Kanonenlärm, der war ein 'Feigling' und 'Vaterlandsverräter' und 'Hassardeur' - und kein verängstigter Junge mit schweren neuronalen Schäden und wahrscheinlich ein paar Traumata, weil er mit Gewalt von seiner Farm geholt und mit grausamen Methoden auf's Töten gedrillt worden ist.

Wir müssten also wissen, wer bei dir denn Krieg führt. :)
Eine industrialisierte, hochmoderne Berufsarmee mit Feldlazaretten und regelmäßiger Rotation der Feldsoldaten hat andere Ansprüche an einen funktionstüchtigen Soldaten als eine antike Zivilisation, die um ihr Überleben kämpft und jedem Mann, der älter als 16 ist, einen Knüppel in die Hand drückt und die 'schwächsten', verwundeten und psychisch anfälligsten Soldaten in die erste Reihe stellt, damit die zwischen den eigenen Kameraden und dem Feind eingekesselt sind und nicht weglaufen können.

Nachtrag:
Schwere Krankheiten dürften aber tatsächlich in den meisten Fällen zu Urlaub geführt haben. Dann reden wir aber natürlich nicht über eine Grippe oder eine Bronchitis, sondern über Typhus, Tuberculosis, Pocken und solche Sachen. Tödliche, ansteckende Krankheiten, die - bei Ausbreitung - die ganze Armee befallen und den Kriegseinsatz beschädigen könnten.

Churke

Die Frage ist auch immer, ob sich der Betreffende überhaupt ausmustern lassen will.

Guddy

#4
Zitat von: Tintenteufel am 26. März 2017, 19:26:36
Bis vor knapp 100 Jahren waren etwa psychische Krankheiten auch (weitgehend) noch nicht anerkannt als Verletzungen und je nach der Art der Verletzung hat man auch von Seiten des Militärs mit weiteren Strafen reagiert, weil die falsch ausgelegt worden sind. Guddy widerspreche ich daher insofern, dass Traumata für die aller, aller längste Zeit menschlicher Kriegsführung kein ausreichender Grund für die Einstellung des Militärdienstes waren. Die wurden selbst in der Zivilgesellschaft oft nicht richtig ernst genommen, falls sie nicht gefährlich waren.
Genau darum fragte ich nach dem Setting. :)
Die reale Geschichte unserer eigenen Kultur ist zwar eine sehr gute Inspiration, aber nicht das Ultimative  in phantastischer Literatur und jedem Setting.

Was mir aber noch eingefallen ist, sind magische Gründe. Eine Art Kriegswaffe, die den Willen der Soldaten bricht bspw. (Was ich persönlich tatsächlich irgendwie reizvoll finde! ;D ). Durch psychische Manipulation oder Krankheit. Generell auch eine Krankheit, die den Körper schwächt.

Aphelion

#5
Wenn du von Army sprichst, geht es vermutlich um die Armee der USA? Oder meinst du das afghanische Militär?

Ich weiß, dass die Bundeswehr einen eigenen Dienst hat, der sich in solchen Fällen um die logistische Umsetzung kümmert. Bestimmt haben die anderen auch so etwas – dort könntest du auf jeden Fall recherchieren. Überhaupt, bei den offiziellen Stellen. Das Militär bemüht sich in vielen Ländern um ein gutes Image und betreibt viel Öffentlichkeitsarbeit, sodass du im Internet auf diesen Seiten eigentlich fündig werden müsstest.

Einzelfälle sind zwar immer so eine Sache, aber diese halte ich auch für eine gute Recherchequelle im konkreten Fall. Schau doch mal, was du an Berichten von/über Soldaten aus dem entsprechenden Krieg finden kannst. :) Je nachdem, um welchen Einsatz und welche Region es geht, gab es vielleicht auch noch Unterschiede, wie solche Situationen gehandhabt wurden – oder gehandhabt werden konnten.

Edit: Schusselfehler.

Churke

Zitat von: Aphelion am 27. März 2017, 09:11:31
Ich weiß, dass die Bundeswehr einen eigenen Dienst hat, der sich in solchen Fällen um die logistische Umsetzung kümmert.

Die logistische Umsetzung der Gesundschreibung, möchtest du wohl sagen.  ;)
Wehrdienstbeschädigungen sind teuer (Versorgungs- und ggf. Rentenansprüche) und schlecht fürs Image. Also drückt man die Fallzahlen nach unten.

Christopher

Sowohl psychische Gründe als auch körperliche können dazu führen. Solange ein Arzt eines von beidem diagnostiziert steht der Rückkehr nichts im Wege. Da kann der Herr dann auch noch so sehr da bleiben wollen: Wird sein Gesundheitszustand als nicht ausreichend für einen Einsatz im Gefecht angesehen, wird er auch an keinem mehr teilnehmen. Basta. Tut er es nämlich doch, ist das eine zusätzliche (vermeidbare!) Gefahr für seine Kameraden.

...so wird es zumindest bei uns geregelt. Wie das dann bei den Amis etc aussieht kann ich nicht beurteilen.
Be brave, dont tryhard.

Franzi M.

Hey  :)

Mir würde beispielsweise noch ein "Knalltrauma" einfallen, verbunden mit einem Trommelfellriss oder so. Kann jetzt von einem Kanonenschlag kommen oder aber auch durch Granaten etc., je nachdem zu welcher Zeit es sein soll.

Ahneun

#9
Hallo tattoo,
ich nehme das mal alles n´bissel auseinander, in Bezug auf die anderen Beiträge.  :vibes:

- Also, will er nach Hause, oder soll er nach Hause - weil er nicht mehr kämpfen kann?
- Ein Soldat der in Afghanistan war, - dann ist der zeitliche Rahmen so in etwa -> jetzt?
- Army, schreibst Du? Da frag ich genau wie @Guddy, US-Army, oder Army -> kommt das von "CA" auf russisch "Советская Aрмия" (CA) /  Sowjetskaja Armija)?
- was MUSS passieren, damit er unfähig ist zum kämpfen?

So, nun zu meinen Gedanken im Kopf (in meinem Kopf),
Ich weiß von Berichten, dass die Russen viele Soldaten in Afghanistan verloren haben. Und in meiner Familie war auch vor vier Jahren Jemand im Afghanistaneinsatz (BW = Bundeswehr). Das Knalltrauma von @Franzi M ist gut. Auch die psychologischen Probleme können ein Grund von Kampfunfähigkeit sein. Du schreibst, dass der Soldat nach Hause kommen soll. Also hat er noch alle Gliedmaßen am Körper, sprich Hände, Arme Beine, Füße und so. Da bleibt eigentlich nicht mehr viel übrig.
Das sind dann innere Verletzungen, Magen - Darm Probleme. Ist er womöglich von einer Krankheit betroffen, die man hier bereits bekämpft hat? Er kann sich möglicherweise bei einem Einheimischen angesteckt haben.

Dann fallen mir nur noch psychische Probleme ein. Und da gibt es viele Möglichkeiten.
In Stichworten, - Armut, -das Miterleben der Bevölkerung, -Weihnachten, -Tod eines Kameraden, -womöglich hat er das erste Mal auf einen Menschen geschossen, -versehentliche Abgabe eines Todesschußes, -vor ihm explodiert eine Granate und er entkommt nur durch Zufall, -er ist von einer unheilbaren Krankheit befallen, -in der Heimat ist jemand aus der Familie gestorben.
Und so weiter. Ohne viel zu überlegen, sind mir diese Beispiele in den Sinn gekommen.

Schreib mal, ob da was dabei war.
LG

[edit] - ich steck mal diesen Link mit rein, ist russisch und zeigt den Krieg in Afghanistan (nicht gerade jugendfrei, wer also diesen Krieg Sch...e findet, sollte nicht(!) auf "Link" drücken - mit Tiggerwarnung!!)
Zur Geschichte und dem Text ganz grob, ein russischer Soldat schickt seiner Mutter aus dem Kriegsgebiet einen Gruß, die Mutter bekommt diesen Brief und ihr Sohn kommt im Krieg um. Der Sohn schreibt, es ist alles in Ordnung, die Sonne scheint, und der Nebel liegt über dem Tal. Es ist alles in Ordnung. Als die Mutter diese Zeilen liest, stirbt ihr Sohn. Zum Dank bekommt der Tote noch einen Orden verliehen. Sehr traurig das Ganze. Sorry, bin grad sehr traurig :'( [/edit]
- Ein Diamant
ist

Ezi

Hey tattoo,

da ich gerade dein Edit gelesen habe kann ich dir anbieten mich mal ein wenig umzuhören wie es bei den Amerikanern genau ist. Informationen aus erster Hand sind ja immer gut, wie ich finde.
Da ich zur Zeit international eingesetzt bin - ja ich oute mich mal als Soldat - hab ich da recht gute Kontakte und kann sicherlich ein paar nützliche Informationen für dich zusammenbekommen.

Sofern es natürlich jetzt auch um Amerikaner geht. Ich hab auch noch andere Nationen im Angebot und was die Bundeswehr betrifft, kann ich ziemlich gut Auskunft geben.  ;)

chaosqueen

Hej tattoo,

mein bester Freund ist bei der Marine, seine Frau bei der Army. Falls Du also noch Ideen brauchst, kann ich da ebenfalls mal nachfragen. :)

Zitat von: A9 am 27. März 2017, 23:56:21
mit Tiggerwarnung

Ich weiß, dass es eigentlich völlig unpassend in diesem Zusammenhang ist, aber ich konnte nicht anders, ich hatte sofort Tigger von Pu dem Bären im Kopf. ;)

Und kurz wieder ernst: Danke für die Warnung. Hab mich entschieden, den Link nicht anzuklicken. Mir reichen schon die Videos aus Syrien, in denen man den Grad der Zerstörung sieht. :'(

Ahneun

#12
Chaos  :knuddel:

Ja, ähm, ist denn der Thread noch aktuell? Ich meine, ich stubbs @tattoo mal per PN an. Sie hat seit dem 26. März nix wieder hier geschrieben.  :hmmm: Mich interessiert es schon, wie es mit ihren kranken Soldaten weiter geht. :buch:
LG
- Ein Diamant
ist