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[Kampfsport] Kampfsport für Erblindete

Begonnen von Wolkentänzerin, 22. Oktober 2016, 18:33:56

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Wolkentänzerin

Hallo ihr Lieben :)
Ich habe schon öfters im Forum gelesen, dass sich einige von euch ganz gut mit Kampfsport auskennen, daher stelle ich hier meine Frage.
Ein Charakter ist durch einen Unfall erblindet. Sie war davor bei einer Art Militär, sehr sportlich und gut im Kämpfen. Besonders der Nahkampf ohne Waffen lag ihr schon immer sehr gut. Ich würde mir wünschen, dass sie trotz ihrer Erblindung dies weiter praktiziert und sogar Schüler darin unterrichtet.
Doch welche Art von Kampfsport würde sich für Blinde eignen? Ich habe mir schon Judokämpfe von blinden Sportlern angesehen, doch das ist nicht ganz das, was ich suche.
Der Kampfsport sollte nicht nur zu Verteidigung, sondern auch zum Angriff geeignet sein. Die Schüler lernen es, um in Konflikten neben Waffen noch eine weitere Kampfmethode zu haben.
Kennt ihr Kampfsportarten, die dies erfüllen, aber auch noch gut von einer Blinden auszuführen sind? Sie konnte früher sehen, also hat noch eine gewissen Vorstellungskraft. Gerne können es auch verschiedene Arten sein, die ich dann kombinieren und eine neue Kampfsportart daraus basteln kann.
LG Wolkentänzerin

Anj

Dazu fällt mir gerade ein Karatedojo ein, in dem es offenbar einen blinden Trainer gibt: http://www.sakura-karate.de/documents/trainer.htm

Vielleicht hilft dir das weiter?
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Wolkentänzerin

Vielen Dank schon einmal! :)
Ich informiere mich gerade ein wenig darüber und sehe mir Videos an, ich denke einige Elemente daraus könnte ich gut benutzen. :buch:

Slenderella

Hast du dich mal mit Zatoichi befasst? Da kann man ganz gut was von abwandeln, wenn man einen blinden Charakter hat.
Oder befinden wir uns hier so überhaupt gar nicht in fantastischen Gefilden?
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Wolkentänzerin

@Slenderella
Zatoichi kannte ich noch gar nicht, danke!  :)
Fantastisch schon, allerdings technisch etwas weiter fortgeschritten, sodass ich sie wahrscheinlich nicht mehr mit Schwertern kämpfen lasse.

Sturmbluth

#5
Ich denke, man muss hier zwei Ebenen betrachten:
A) Was ist realistisch?
B) Was ist vielleicht nicht vollends realistisch, unterstützt aber die Story?

Zu (A) ist zu sagen, dass aufgrund der starken Behinderung am ehesten Kampfsportarten mit taktiler Ausprägung in Frage kommen, denn der verlorene Sehsinn muss irgendwie kompensiert werden. Judo finde ich da schon sehr realistisch. Auch Ringen. Wenn du trendy sein willst und den Nimbus der Unbesiegbarkeit plus Exotenbonus haben willst, dann kannst du Brazilian Jiu-Jitsu wählen.  ;D

Nun zu (B), der vielleicht nicht vollends realistischen, aber für die Story interessanten Ebene. Hier empfehle ich Wing Chun (manchmal auch Wing Tsun geschrieben). Diese Kampfkunst enthält Übungen, die das taktile Empfinden schulen, weil man davon ausgeht, dass taktile Reize schneller ans Gehirn gelangen als optische (ob das stimmt, sei mal dahingestellt). Im Training sieht das so aus, dass die Praktizierenden ihre Arme aneinander "reiben", um zu fühlen, was der andere vorhat - mal vereinfacht dargestellt. Daraus könntest du sicher etwas basteln.

Hab mal ein Video rausgesucht, das besser erklärt, was ich meine:
https://www.youtube.com/watch?v=qaP1X-lEtgc

Churke

Was ist mit Ringen? Da braucht man den Gegner nicht zu sehen.

Wolkentänzerin

Danke für eure Vorschläge.  :)
@Sturmbluth Ich habe mir gerade das Video angeschaut und muss zugeben, dass ich so etwas noch nie gesehen habe. Auf den ersten Blick sieht das sogar ziemlich locker und entspannt aus, auch wenn es wohl alles andere als dies ist. Ich denke, einige Elemente davon werde ich definitiv einbauen können, da ich mir das auch gut vorstellen kann an meinem Charakter.
Ansonsten gefällt mir Jiu Jitsu auch ganz gut, zumindest was ich bisher auf Youtube gesehen habe. Wahrscheinlich werde ich einige Kampfsportarten kombinieren. :)

canis lupus niger

#8
Grundsätzlich könnte ich mir für eine Blinde vorstellen, dass sie zurechtkommt, wenn sie Tuchfühlung zum Gegner hat. Das würde zum Beispiel bei Jiu-Jitsu, Judo oder Aikido, aber auch beim klassischen Ringen der Fall sein.

Andernfalls müsste Deine Prota die Sehfähigkeit durch andere Sinne zu ersetzen lernen. Das halte ich zwar bei Kampfszenen wegen der schnellen Bewegungen und kurzen Reaktionszeiten für extrem schwierig, aber andere Autoren und auch Filmemacher haben das auch schon angewendet, z.B. im Film "Blinde Wut" mit Rutger Hauer. Da kommt es darauf an, wie glaubhaft Du das rüberbringen kannst. 

Big Kahuna

Wing Tsun wäre eventuell eine Möglichkeit, da diese Selbstverteidigungskunst häufig darauf ausgelegt ist, die Bewegungen des Gegners zu fühlen (wenn man beispielsweise am Handgelenk gepackt wird). Ist ähnlich wie Jiu-Jitsu.

Kamen

@Wolkentänzerin : Frag Sanjani hier im Forum! Die ist blind und kann dir aus erster Hand was erzählen als Blinde beim Kampfsport. Macht sie nämlich auch.
Das Eiserne Buch erinnert an damals, als die Welt brannte, selbst hier tief im Meer...

Chrissy

Also nach meiner Erfahrung fände ich Kung Fu sinnvoll. Dabei geht es viel um innere Ruhe/Kraft in erlernten Bewegungen sogenannte Formen und diese in der Situation umzusetzen. Ich kann natürlich nur von meiner Erfahrung sprechen - ich war früher bei Judo und danach kurz Wing Tsun, bin aber schließlich beim südlichen Kung Fu Stil gelandet. (Das wird gerne in Filmen als Karate verkauft.) Aber in Endeffekt glaube ich, dass du von jedem Stil profitieren kannst.

Silberfuchs

Ich selbst habe Erfahrungen im Judo, Krav Maga, MMA, Taekwondo, Boxen, Muay Thai, Dao Wing Chun und Kickboxen, daher kann ich nur davon berichten.

Wenn dein Charakter vor dem Unfall schon Kampfsport gemacht hat, wird es kaum ein Problem sein, den Sport weiter auszuführen. Beim Karate kann man die Katas weiterhin trainieren, beim Kickboxen kann man trotz Blindheit am Sandsack arbeiten, Judo funktioniert mit engem Körperkontakt und da denke ich, sind auch richtige Wettkämpfe möglich. Bei Kampfsportarten wie Kickboxen und Taekwondo ist richtiges Kämpfen allerdings unmöglich, da man auf jeden Fall seine Augen braucht. Wo ist der Gegner, wo schlägt er zu, was macht er, wo muss ich was setzen? Und das in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit. Ich bezweifle, dass man sich da auf andere Sinne verlassen kann. Daher wäre eine Art sinnvoll, die viel mit Kontakt funktioniert, oder eben sie macht nur die 'theoretische Praxis'.
Beim Dao Wing Chun gibt es zudem bei den höheren Schülergraden auch Formen, die man blind macht. Auch die basieren auf Körperkontakt, das richtige Erkennen der Bewegungen und das dazugehörige Handeln.

Also im Grunde bin ich der Meinung, da geht alles auf seine Art und Weise. Nur das Unterrichten kann ich mir schwer vorstellen, da man als Trainer seine Schüler ja sehen muss, um Bewegungen zu korrigieren. Ich hätte absolut keine Ahnung, wie ich meine Kickboxklasse unterrichten sollte, wenn ich nicht sehe, was die einzelnen Schüler machen.
»Smile at a stranger today.«

Ahneun

Liebe Wolkentänzerin,
ich möchte Dir auch noch schreiben. Wobei Silberfuchs schon alles geschrieben hat. Da kann ich nichts mehr hinzu fügen.

Ich selbst habe Jahrelang Judo trainiert. Später kamen dann Jui-Jitzu, Ju-Jutsu und Karate hinzu.

Mich interessiert Deine Aussage,
Zitat von: Wolkentänzerin am 22. Oktober 2016, 18:33:56
Hallo ihr Lieben :)
Der Kampfsport sollte nicht nur zu Verteidigung, sondern auch zum Angriff geeignet sein. Die Schüler lernen es, um in Konflikten neben Waffen noch eine weitere Kampfmethode zu haben.
LG Wolkentänzerin
Es handelt sich um einen Erblindeten, er konnte also vorher sehen.
Warum sollte ein Blinder angreifen? Er ist in seiner Wahrnehmung stark eingeschränkt und muss nun seine noch vorhandenen Sinne so schulen, dass sie das fehlende Sehvermögen ausgleichen. Ich meine, die Kampftechniken sind so ausgelegt, dass sie der Verteidigung dienen.
Ein Blinder, der angreift benötigt ein Ziel wohin er seinen Angriff richtet. Da ist es doch besser, wenn er angegriffen wird und hier seinen Fähigkeiten (seinen gut ausgeprägten Fähigkeiten) entsprechend reagiert. Dann kann er seine Angreifer auch abwehren bzw. bekämpfen.

Wie gesagt, ich stimme, was Silberfuchs geschrieben hat vollkommen zu. Ein Blinder benötigt den Körperkontakt oder einen ausgeprägten Orientierungssinn. Bitte verfall nicht in Euphorie wenn Du die Kampfszenen von inszenierten Hollywood Verfilmungen siehst. Die Realität ist weitaus nüchterner und unspektakulärer.

Liebe Grüße
- Ein Diamant
ist

Simara

#14
Ich trainiere vorallem eine Form des Nin-Jutsu (übrigens kein Kampfsport, sondern eine Kampfkunst) und unserem Trainer ist es tatsächlich wichtig, dass wir auch lernen "blind" zu kämpfen. Aus eigener Erfahrung kann ich vorausstellen, dass es weder einfach noch schmerzfrei ist und ich mir mit verbundenen Augen bereits zweimal beinahe die Nase gebrochen habe. Mit sehr viel, sehr intensivem Training könnte ich mir jedoch vorstellen, dass auch jemand der erblindet ist (gerade mit Vorerfahrung) hier doch sehr weit kommen könnte. (Mein Trainer behauptet ja immer, wer nichts sieht habe sogar einen Vorteil, da er sich auf die Wichtigen Dinge konzentriert, aber das halten ich und meine blauen Flecken für Euphemismus) Nin-Jutsu könnte sich für deine Zwecke auch deshalb gut eignen, da es sehr viel um Gefühl geht und auch eine etwas mystische, semi-psychologische Komponente hat. Soll heißen: Bewegungen des Gegners sollen wenn möglich vorhergesehen, erspürt und gegen ihn eingesetzt werden. Außerdem variieren die Trainingsformen je nach Dojo sehr stark, man hat beim Schreiben daher Spielraum ohne sofort unrealistisch zu klingen.
Viel Erfolg beim Austüfteln!