• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Frauen schreiben für Frauen

Begonnen von Hochkogler, 08. März 2018, 14:24:38

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Hochkogler

Grüße,

zum Weltfrauentag hat die Bücherei Wien eine interessante These angesprochen bzw. wird die deutsche Schriftstellerin Elisabeth Raether zitiert:

Frauen haben Frauenprobleme,
Männer haben Menschheitsprobleme.
Frauen schreiben über Frauen,
Männer über Menschen.


Frauen lesen nicht nur Bücher, Frauen schreiben auch Bücher. Die wiederum vor allem von Frauen gelesen werden. Warum eigentlich?
Denkt man an Bücher von E.L. James (Fifty Shades) oder Stephenie Meyer (Bis(s) Tetralogie) stimmt es vielleicht sogar, auf der anderen Seite gibt es aber wieder Autorinnen wie J. K. Rowling oder Leigh Bardugo (Das Lied der Krähen) die ich als Mann sehr gerne lese.

Ich würde behaupten bei Leserinnen gibt es einfach einen Markt den es bei Lesern nicht gibt.
Alle "Frauenbücher" die ich kenne handeln von Liebe, Leidenschaft und Herzschmerz.
Alles Dinge mit denen Männer sich nicht so sehr identifizieren können oder wollen wie Frauen das vielleicht tun.
Also handelt es sich meiner Meinung nach einfach um ein Subgenre das Autorinnen zugänglicher ist als Autoren.

Bin sehr gespannt was ihr darüber denkt.







Frau S.

Zitat von: Protoxin am 08. März 2018, 14:24:38
Ich würde behaupten bei Leserinnen gibt es einfach einen Markt den es bei Lesern nicht gibt.
Alle "Frauenbücher" die ich kenne handeln von Liebe, Leidenschaft und Herzschmerz.
Alles Dinge mit denen Männer sich nicht so sehr identifizieren können oder wollen wie Frauen das vielleicht tun.
Mein Göttergatte sagt immer, wenn diese Themen in einem Roman verarbeitet werden, findet er das gut, solange es nicht die einzigen Themen sind. Reine Liebesromane findet er langweilig ('da passiert ja nix') bis unrealistisch ('So ist das doch im echten Leben auch nicht, dass sich alles nur um Liebe dreht'). Sprich, er hat durchaus Interesse an Zwischenmenschlichem, solange es noch eine spannende andere Handlung gibt.

Ich muss gestehen, dass ich mir mit den klassischen Liebesromanen auch schwer tue - auch als Frau.  ;D
Sie sind mir oft zu plakativ, klischeeüberladen und kitschig und ja, auch zu langweilig. Ich greife eigentlich immer nur dann zu Liebesromanen, wenn ich leichte Lektüre suche und bin auch schnell wieder davon genervt.

Viele Frauen schreiben (immer noch) unter männlichem Pseudonym - gerade in den 'typisch männlichen' Genres (klassisches Beispiel: Andre Norton), weil die Akzeptanz für Schriftstellerinnen in diesen Bereichen noch fehlt. Sie werden/wurden nicht gelesen, weil man nicht von ihnen erwartete, dass sie es können; genauso wie nicht erwartet wird, dass Frauen Horror/Sci-Fi mögen. Als Frau liest man doch schließlich Liebesromane, das wird doch erwartet ...
Vielleicht beißt sich hier die Katze ab und an auch mal in den Schwanz ...  ::)

Araluen

Es gibt auch männliche Autoren, die unter weiblichen Pseudonym "Frauenbücher" veröffentlichen, eben weil sich da ein weiblicher Autorenname besser macht oder weil sie nicht zugeben wollen auch über Herzschmerz schreiben zu können und zu wollen ;)
Und obwohl ich mich nicht für eine aggressive Emanze halte, stelle ich mir durchaus an dieser Stelle die Frage, warum Frauen keine Menscheitsprobleme haben sollen und darüber schreiben?
Ich geh da mit @Frau S. . Es ist die Erwartungshaltung, die zu solchen Schlüssen kommt und vermutlich weniger die Realität.

Alana

#3
Dieses Zitat finde ich auf so vielen Ebenen falsch und ärgerlich, dass ich es kaum ausdrücken kann. Denn es degradiert alles, was Frauen gerne schreiben, wenn man davon ausgeht, dass es tatsächlich solche Vorlieben gibt und die nicht nur auf der immer noch stark genderlastigen Erziehung beruhen. (Ja, ich persönlich denke, dass es diese Unterschiede gibt, was auch vollkommen okay ist, Gleichberechtigung heißt ja nicht Gleichmachung der Geschlechter. :) Aber gerade Lesegewohnheiten sind glaube ich schon immer noch sehr stark von der geschlechterbezogenen Erziehung beeinflusst.) Beispiel Liebesroman. Seit wann ist Liebe kein Menschheitsproblem? Wünschen sich Männer keine Liebe, auch wenn sie vielleicht nicht Hauptzielgruppe für Liebesromane sind? (Abgesehen davon habe ich sehr viele männliche Leser.) Und ... selbst wenn nur Frauen diese Bücher lesen würden, warum ist es dann kein Menschheitsproblem? Das sind immerhin 50% der Menschheit. Auch Männer schreiben übrigens Bücher, die nur Männer lesen (vorrangig, Überschneidungen gibt es ja immer).
Alhambrana

Kaeptn

Zitat von: Protoxin am 08. März 2018, 14:24:38
Frauen schreiben auch Bücher. Die wiederum vor allem von Frauen gelesen werden.

Bekanntermaßen lesen Frauen ja generell viel mehr Bücher als Männer, von daher werden natürlich auch die von Frauen geschriebenen Bücher vor allem von Frauen gelesen. Mich würde mal interessieren, ob es überhaupt ein Genre gibt, in dem die Männer als Leser klar in der Mehrheit sind. Ich war letztens im FESTA-Forum unterwegs und selbst dort schienen mir die Frauen in der Mehrheit.

Und das Frauen keine "Menschheitsprobleme" haben und entsprechende Romane schreiben, ist natürlich quatsch. Da gibt es ja nun weiß Gott genug Gegenbeispiele von erfolgreichen Autorinnen, die anspruchsvolle Dramen schreiben oder in sonstwelchen vermeintlichen Männer-Domänen erfolgreich sind.

Dass es so viele Liebesromane gibt, liegt vielleicht auch daran, dass diese meist als bewusst leichte Kost angelegt sind, die man in kurzer Zeit weglesen kann.

PBard

Ich hoffe, ich werde nicht erschlagen, wenn ich mich schon wieder zu "so einem Thema" melde - aber ich kenne das Zitat, und finde, daß es hier im vollkommen falschen Kontext gebraucht wird.

Elisabeth Raether hat diese beiden Sätze eben NICHT als Tatsachenbericht gebracht, sondern als Kritik. Ihre Kolumne sollte zuerst von einem Mann geschrieben werden, und wurde nur deswegen zu einer "Frauenkolumne", weil sie als Ersatzschreiberin eben eine Frau war.

Sie kritisiert damit genau dieses Problem, daß von Frauen ERWARTET wird, für und über Frauen zu schreiben, selbst wenn die Autorin eigentlich gerne für und über Menschen schreiben würde.

Fianna

Mir begegnet so etwas oft in Rezensionen, wenn jemand über einen historischen oder phantastischen Roman schreibt, sie habe ja nicht gewusst, dass es ein "Männerbuch" ist. Da bin ich immer sehr beleidigt (weil mir das Buch gefallen hat).

Ich habe einen Ordner auf dem PC mit "Military Fantasy" betitelt und mir schonmal aus Ulk gedacht, wenn ich da mal was veröffentliche und eine Lesung mit hestreite, müsste ich in einem fluffigeb Sommerkleid vors Publikum treten.
Wenn ich sowas lese, denke ich mir nur: Ja!! Mach das genauso so!!


Das Zitat geht doch hoffentlich weier? Es klingt wie die Einleitung für ein Probleme, dass sie feststellt und lösen möchte... das kann doch nicht die ganze Äusserung dazu sein?!

Alana

#7
ZitatDa gibt es ja nun weiß Gott genug Gegenbeispiele von erfolgreichen Autorinnen, die anspruchsvolle Dramen schreiben oder in sonstwelchen vermeintlichen Männer-Domänen erfolgreich sind.

Vorurteil 1 schön dargelegt: Nur das, was Männer als Hohe Literatur betrachten, ist wertvoll. Leider immer noch weit verbreitet. Und nur, wenn Frauen sowas schreiben, sind sie ernst zu nehmen? Nein. Du kannst jedes Genre, jede Art von Literatur anspruchsvoll und wertvoll gestalten. Und das kann auf vielen verschiedenen Ebenen stattfinden, sprachlich, erzähltechnisch, thematisch ...

ZitatDass es so viele Liebesromane gibt, liegt vielleicht auch daran, dass diese meist als bewusst leichte Kost angelegt sind, die man in kurzer Zeit weglesen kann.

Vorurteil Nr 2: Kann nur jemand sagen, der noch nie einen Liebesroman gelesen hat. Natürlich gibt es leichte Kost, aber heutzutage befassen sich gerade Liebesromane besonders häufig mit enorm wichtigen Themen des alltäglichen Lebens, die für beide Geschlechter wichtig und interessant sind.

Ich würde mich freuen, wenn es endlich mal aufhören würde, dass solche Vorurteile verbreitet werden.

ZitatSie kritisiert damit genau dieses Problem, daß von Frauen ERWARTET wird, für und über Frauen zu schreiben, selbst wenn die Autorin eigentlich gerne für und über Menschen schreiben würde.

Sowas dachte ich mir schon. Zeigt aber auch, dass sie genau die gleichen Vorurteile hat, wie die meisten Leute, denn damit degradiert sie alles, was extra für Frauen geschrieben wird, als Literatur 2. Klasse. Und das ist der Knackpunkt. Nicht die Frage, ob Männer und Frauen das Gleiche schreiben und lesen wollen. Ich denke, wir kennen jeder einige Beispiele für Frauen, die sich in typischen Männergenres bewegen und ich kenne mehrere Beispiele von Männern, die Liebesromane schreiben.
Alhambrana

Maja

#8
Unterschreibe bei Alana.

Die Sache ist doch, sobald ein Problem Frauen betrifft, wird es zu einem reinen Frauenproblem, das Männer nicht mehr zu betrifft oder zu interessieren hat. Erst dann, wenn auch Männer betroffen sind, wird ein Menschheitsproblem daraus.

Ich schreibe Bücher für Menschen. Ich schreibe nicht nur über Frauen, ich schreibe nicht nur für Frauen. Aber es ist so, dass sobald auf einem Cover ein weiblicher Name steht, wird davon ausgegangen, dass sich das Buch an ein rein weibliches Publikum richtet - und umgekehrt, wenn ich einem Verlag ein Buch anbiete, in dem "typische" Fauenelemente fehlen (wie zum Beispiel eine Liebesgeschichte), wird gefordert, dass beim Überarbeiten eine rein kommt, weil die Zielgruppe das so will (eine Zielgruppe, die im Exposee nach Alter, nicht nach Geschlecht angegeben ist). Ich habe mal ein Vertragsangebot abgelehnt, unter anderem, weil nicht akzeptiert wurde, dass keine Liebesgeschichte darin vorkommt - und das Genre war nicht "Liebesroman", wo das ja wirklich ein KO-Kriterium gewesen wäre, sondern "Grusel".

Aber es werden pauschal alle über einen Kamm geschert. Alle Frauen haben sich für Liebe zu interessieren, oder umgekehrt, Männer haben sich nicht für Liebe zu interessieren (wenn das wirklich so wäre, tun mir alle heterosexuellen Beziehungen leid). Wo Frau draufsteht, haben Frauenthemen drin zu sein, und Frauenthemen = Liebe. Ich seh schon kommen, dass ich in Zukunft unter männlichem Pseudonym schreiben muss, um mit dem, was ich schreibe, durchzukommen. Diese Trennung zwischen "Unterhaltung" und "Frauenunterhaltung", als die halbe Weltbevölkerung eine Randgruppe wäre, die in genau eine Schublade passt - das ist doch Schwachsinn.

EDIT
Mit drei Beiträgen überschnitten
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sprotte

Ich rahme das hier mal ein:

ZitatDiese Trennung zwischen "Unterhaltung" und "Frauenunterhaltung", als wäre die halbe Weltbevölkerung eine Randgruppe, die in genau eine Schublade passt - das ist doch Schwachsinn.

Treffer.

Churke

Der Name auf dem Cover ist mir egal.
Jedoch lassen sich anhand des Covers und des Themas statistische Ausagen über das Geschlecht des Autors/der Autorin treffen.
Ein Gutteil wird dem Verlag geschuldet sein. Zielgruppenorientiertes Marketing, okay?
Das erklärt dann aber nicht, dass eine ähnliche Normverteilung bei veröffentlichten Leserbriefen auftaucht. Platt ausgedrückt: Zum "Tierschutz" schreiben sich die Leserinnen die Finger wund, zur "Finanzkrise" scheinen nur Männer eine Meinung zu haben.
Ja, ich übertreibe, aber die Tendenz sehe ich jeden Samstag in der Zeitung...

Evanesca Feuerblut

Hallo Protoxin,

ZitatIch würde behaupten bei Leserinnen gibt es einfach einen Markt den es bei Lesern nicht gibt.
Alle "Frauenbücher" die ich kenne handeln von Liebe, Leidenschaft und Herzschmerz.
Alles Dinge mit denen Männer sich nicht so sehr identifizieren können oder wollen wie Frauen das vielleicht tun.
Also handelt es sich meiner Meinung nach einfach um ein Subgenre das Autorinnen zugänglicher ist als Autoren.

Ich bin eine Frau.
- Ich lese keine Bücher, deren primäres Thema Liebe, Leidenschaft und Herzschmerz ist, zumindest wenn es "Junge kriegt Mädchen", "Junge kriegt Junge" oder "Mädchen kriegt Mädchen"-Geschichten sind. Interessiert mich nicht.
- Ich kenne Männer, die solche Bücher lesen (ob aus Interesse, um darüber zu lästern oder was weiß ich)
- alles Dinge, mit denen ich mich nicht identifizieren kann, obwohl ich dies Kraft meiner Chromosomen angeblich tun soll (Ich bin ein ganz böses Mädchen, ich mag keine herzchenförmigen Milkapralinen, vertilge aber Herrenschokolade), da lese ich lieber eine Buchreihe über Intrigen, Kriege, Mord, Folter, Magie und Verwicklungen (wie beispielsweise die Spiegelmagiereihe von Chris Svartbeck)
- Ironischerweise ist der Name eines sehr erfolgreichen Autors im Bereich Liebesromane und Herzschmerz Nicholas Sparks

ZitatViele Frauen schreiben (immer noch) unter männlichem Pseudonym - gerade in den 'typisch männlichen' Genres (klassisches Beispiel: Andre Norton), weil die Akzeptanz für Schriftstellerinnen in diesen Bereichen noch fehlt. Sie werden/wurden nicht gelesen, weil man nicht von ihnen erwartete, dass sie es können; genauso wie nicht erwartet wird, dass Frauen Horror/Sci-Fi mögen. Als Frau liest man doch schließlich Liebesromane, das wird doch erwartet ...
Genau das.
Folgende Situation: Ich hatte ein schönes Gespräch mit einem Mann, der schon etwas älter ist. Wir kamen auf unsere kreativen Arbeiten zu sprechen und ich erwähnte, dass ich schreibe. Die Frage kam: "Was mit Liebe?"
Nein, eigentlich eher was mit Tod und Verzweiflung :D. Aber ich bin eine Frau, man geht davon aus, ich müsste was mit Gefühlen machen. Es war absolut nicht böse gemeint und der Mann ist wirklich nett und umgänglich, aber die Klischees stecken halt tief in den Köpfen.
Meine bisherigen Veröffentlichungen waren, bis auf eine Ausnahme, die tatsächlich in Richtung Romantasy geht, größtenteils im Bereich Fantasy oder Horror.

ZitatEs gibt auch männliche Autoren, die unter weiblichen Pseudonym "Frauenbücher" veröffentlichen, eben weil sich da ein weiblicher Autorenname besser macht oder weil sie nicht zugeben wollen auch über Herzschmerz schreiben zu können und zu wollen ;)
Außerdem das.

ZitatBeispiel Liebesroman. Seit wann ist Liebe kein Menschheitsproblem? Wünschen sich Männer keine Liebe, auch wenn sie vielleicht nicht Hauptzielgruppe für Liebesromane sind? (Abgesehen davon habe ich sehr viele männliche Leser.) Und ... selbst wenn nur Frauen diese Bücher lesen würden, warum ist es dann kein Menschheitsproblem? Das sind immerhin 50% der Menschheit. Auch Männer schreiben übrigens Bücher, die nur Männer lesen (vorrangig, Überschneidungen gibt es ja immer).
Sind denn Romane, die als "für Männer" gelten, so oft wirklich keine Liebesromane?
Schaut euch doch beispielsweise mal "Die Drei Musketiere" an. Klar gibt es ein Drumherum mit Intrigen, Kämpfen, Politik und Verwicklungen. Aber mit wem d'Artagnan aktuell ein Techtelmechtel hat/haben will und mit wem ein anderer Musketier mal verheiratet war, spielt eine ziemlich große Rolle ;-).
Sehr viele Bücher mit dem Prädikat "Für Männer" beinhalten Liebesgeschichten, oft sogar an einem recht prominenten Platz im Plot. Das wird nur oft unter den Tisch gekehrt, weil "Liebesgedöns" als unmännlich gilt. Wie gesagt, schaut euch die Werke von Alexandre Dumas an (dem Älteren) an. Der Jüngere hat mit der "Kameliendame" dann einen Liebesroman geschrieben, den ich auf Französisch gelesen habe und der mir, als Frau, an vielen Stellen zu kitschig war. Aber das war keine Frauenliteratur damals. Nieemals.

ZitatDass es so viele Liebesromane gibt, liegt vielleicht auch daran, dass diese meist als bewusst leichte Kost angelegt sind, die man in kurzer Zeit weglesen kann.
Und außerdem bringen sie Geld. Ich weiß von reinen Romance-Autor*innen, die vierstellig bis hoch vierstellig im Monat verdienen. Eine Freundin von mir hat das Experiment gemacht und einen Liebes/Erotikroman geschrieben und unter Pseudonym auf KU gestellt. Sie hatte ganz ohne Werbung innerhalb kürzester Zeit ihr Premade-Cover drin, von nun an schreibt sie schwarze Zahlen mit dem Buch.

ZitatIch habe einen Ordner auf dem PC mit "Military Fantasy" betitelt und mir schonmal aus Ulk gedacht, wenn ich da mal was veröffentliche und eine Lesung mit hestreite, müsste ich in einem fluffigeb Sommerkleid vors Publikum treten.
Wenn ich sowas lese, denke ich mir nur: Ja!! Mach das genauso so!!
Liebe Fianna, unbedingt. Einfach aus Prinzip. Je blutiger die Military Fantasy, desto fluffiger soll dein Kleid sein.

ZitatNein. Du kannst jedes Genre, jede Art von Literatur anspruchsvoll und wertvoll gestalten. Und das kann auf vielen verschiedenen Ebenen stattfinden, sprachlich, erzähltechnisch, thematisch ...
Sehe ich genauso. Bestimmt gibt es sogar Liebesromane, die mir gefallen würden. Ich habe sie bisher nur noch nicht wirklich gefunden.

ZitatNatürlich gibt es leichte Kost, aber heutzutage befassen sich gerade Liebesromane besonders häufig mit enorm wichtigen Themen des alltäglichen Lebens, die für beide Geschlechter wichtig und interessant sind.
Wobei ich leichte Kost nicht zwingend als was Negatives sehen würde und zwar aus einem einfachen Grund: Es gibt nichts Schwierigeres, als locker-leicht und fluffig zu schreiben. Also ich kriege das nicht hin, bei mir wird irgendwie immer Weltschmerz und Mensch gegen Gesellschaft und so daraus.
Etwas so zu schreiben, dass es leicht und locker-flockig zu lesen ist, ist eine hohe Kunst, vor der zumindest ich mich verbeuge. Gerade die ganzen "witzig-spritzigen Chicklit-Romane". Ich mag sie als Leserin nicht, aber ich verbeuge mich vor allen Autor*innen, die sowas gut schreiben können!

ZitatIch schreibe Bücher für Menschen. Ich schreibe nicht nur über Frauen, ich schreibe nicht nur für Frauen. Aber es ist so, dass sobald auf einem Cover ein weiblicher Name steht, wird davon ausgegangen, dass sich das Buch an ein rein weibliches Publikum richtet - und umgekehrt, wenn ich einem Verlag ein Buch anbiete, in dem "typische" Fauenelemente fehlen (wie zum Beispiel eine Liebesgeschichte), wird gefordert, dass beim Überarbeiten eine rein kommt, weil die Zielgruppe das so will (eine Zielgruppe, die im Exposee nach Alter, nicht nach Geschlecht angegeben ist). Ich habe mal ein Vertragsangebot abgelehnt, unter anderem, weil nicht akzeptiert wurde, dass keine Liebesgeschichte darin vorkommt - und das Genre war nicht "Liebesroman", wo das ja wirklich ein KO-Kriterium gewesen wäre, sondern "Grusel".
Maja, du sprichst mir aus der Seele - und diesen Vertrag hätte ich ebenfalls abgelehnt.

ZitatAber es werden pauschal alle über einen Kamm geschert. Alle Frauen haben sich für Liebe zu interessieren, oder umgekehrt, Männer haben sich nicht für Liebe zu interessieren (wenn das wirklich so wäre, tun mir alle heterosexuellen Beziehungen leid). Wo Frau draufsteht, haben Frauenthemen drin zu sein, und Frauenthemen = Liebe. Ich seh schon kommen, dass ich in Zukunft unter männlichem Pseudonym schreiben muss, um mit dem, was ich schreibe, durchzukommen. Diese Trennung zwischen "Unterhaltung" und "Frauenunterhaltung", als die halbe Weltbevölkerung eine Randgruppe wäre, die in genau eine Schublade passt - das ist doch Schwachsinn.
Das unterschreibe ich.


Alana

#12
ZitatWobei ich leichte Kost nicht zwingend als was Negatives sehen würde und zwar aus einem einfachen Grund: Es gibt nichts Schwierigeres, als locker-leicht und fluffig zu schreiben. Also ich kriege das nicht hin, bei mir wird irgendwie immer Weltschmerz und Mensch gegen Gesellschaft und so daraus.
Etwas so zu schreiben, dass es leicht und locker-flockig zu lesen ist, ist eine hohe Kunst, vor der zumindest ich mich verbeuge. Gerade die ganzen "witzig-spritzigen Chicklit-Romane". Ich mag sie als Leserin nicht, aber ich verbeuge mich vor allen Autor*innen, die sowas gut schreiben können!

Stimme absolut zu. Ich kann das auch nicht. Und natürlich ist das nichts negatives, alles hat seine Daseinsberechtigung. Ich hatte sogar selbst überlegt, das noch als Disclaimer dazu zu schreiben.  ;D
Alhambrana

Frau S.

Vorsicht, leichtes OT:
Pauschalisierung ist ein generelles Problem, das aber in der Gesellschaft in hohem Maße auftritt. Mein Mann rennt immer wieder gegen Wände, weil er als Mann sich nicht für Fußball und schnelle Autos interessiert - tödlich auf Parties.
Ich habe mal das Weltbild meines Cousins zerstört, weil ich als Frau trockenen Rotwein trinke, nicht lieblichen.  ::)

Dieses Phänomen zieht sich halt überall durch, und natürlich auch in der Literatur und in den Lesegewohnheiten / -erwartungen.
Ich persönlich habe schon viele Bücher gelesen, und zwar unterschiedlichster Genres. Ich kann mich für alle möglichen Themen begeistern und die Gründe, warum mich ein bestimmtes Buch anspricht, sind vielfältig.

Ich kann mich noch an eine heftige Diskussionen mit meiner Mutter erinnern, da war ich ein Teenager, und sie wollte unbedingt, dass ich zur Abwechslung und um den Kopf frei zu bekommen, ein leichtes Frauenbuch lese statt Fantasy/Horror/einen Krimi, was auch immer ich damals in der Hand hatte. Wir sind einfach Individuen mit persönlichen Vorlieben und das geht eben über reine Geschlechterrollen hinaus. Es sind die gesellschaftlichen Erwartungen, die es uns - Männern und Frauen - immer noch schwer machen. 

Maja

#14
Zitat von: Protoxin am 08. März 2018, 14:24:38
Frauen lesen nicht nur Bücher, Frauen schreiben auch Bücher. Die wiederum vor allem von Frauen gelesen werden. Warum eigentlich?
Denkt man an Bücher von E.L. James (Fifty Shades) oder Stephenie Meyer (Bis(s) Tetralogie) stimmt es vielleicht sogar, auf der anderen Seite gibt es aber wieder Autorinnen wie J. K. Rowling oder Leigh Bardugo (Das Lied der Krähen) die ich als Mann sehr gerne lese.
Zwei Frauen schreiben Bücher, die dich nicht interessieren. Daraus abzuleiten, dass Bücher von Frauen nicht interessant sind, ist gewagt. Und wie großzügig, hervorzuheben, dass du von zwei anderen Frauen tatsächlich Bücher liest, ohne daraus den Gegenschluss zu ziehen. Statt die Schuld dem Genre zu geben, gibst du die dem Geschlecht der Autoren.

Leigh Bardugo ist übrigens ein tolles Beispiel. Ihre "Grisha-Trilogie", Vorgänger der Krähen-Duologie, ist im englischsprachigen Bereich mit einem nüchtern gehaltenen, eher kantigen Cover vermarktet worden und hat dort sowohl männliche wie auch weibliche Leser angesprochen. Für die deutsche Ausgabe hat Carlsen hingegen komplett auf die Mädchenromantikschiene gesetzt, das ganze in entsprechende Bonbonfarben gepackt und als zarte Fantasyromanze vermarktet (und ja, es kommt Liebw darin vor, aber das ist nicht das Hauptthema). Ich war heilfroh, als die Rechte für "Six of Crows" an Knaur gegangen sind, die das Cover der Originalausgabe übernommen haben und an ein gemischtes Publikum vermarkten.

Übrigens habe ich noch nie von einer Frau gehört, sie hätte das-und-das Buch gelesen und gut gefunden, obwohl der Autor ein Mann ist. wenn doch, würde es zurecht als sehr beleidigend empfunden - und wenn ein Mann sagt "Ich lese Rowling, obwohl sie eine Frau ist", ist es das dann nicht?

Ich lese auch keine Liebesromane, und muss das auch nicht. Erstaunlicherweise habe ich trotzdem viele Lieblingsautorinnen - es gibt nämlich, und gab immer, Frauen, die auch ganz andere Sachen schreiben. Bei Krimis kommt man um Namen wie Agatha Christie oder Dorothy Sayers nicht herum. In der Fantasy haben wir Ursula K. Leguin oder Anne McCaffery, um nur zwei Beispiele zu nennen. Umgekehrt gibt es auch große Liebesromane, die von Männern geschrieben wurden - Fontane finde ich, zum Beispiel, sehr romantisch. Shakespeare auch. Frauen schreiben alles. Männer auch. Frauen können Schrott schreiben. Männer auch. Schlimm, dass man das immer noch diskutieren muss.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt