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Eine Auszeit fürs Schreiben - Ja, nein, wann, wo, wie?

Begonnen von Klecks, 03. Juli 2016, 13:18:40

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Klecks

Ich träume schon immer davon, vom Schreiben leben zu können, und weil das ein sehr schwierig wahrzumachender Traum ist, träume ich auch immer wieder von Auszeiten - Wochen oder Monate, in denen ich Alltag und Arbeit/Ausbildung hinter mir lasse und mir ganz bewusst Zeit dafür nehme, mich zu erholen und allem voran zu schreiben.  :wolke:  Einfach, weil mich nichts glücklicher macht als das Schreiben und weil ich manchmal das Gefühl habe, dass ich, je mehr Stress und Verpflichtungen ich habe, es auch schwerer habe, gut zu schreiben, bzw. es genießen zu können. Ich weiß bereits, wie wunderschön das ist, weil ich das große Glück hatte, nach dem Abitur und einem Bundesfreiwilligendienst mit dem Einverständnis meiner lieben, verständnisvollen Mutter ein halbes Jahr ohne Job zu Hause zu bleiben, um in Ruhe schreiben zu können, und es hat mir tatsächlich viel gebracht, ich habe mich weiter entwickelt, habe viel gelernt, auch hier im TiZi.

Träumt ihr auch von einer solchen Auszeit? Von einem gewissen Zeitraum, in dem ihr euch ganz aufs Schreiben konzentrieren könnt? Habt ihr das schon mal erlebt oder habt ihr es für die Zukunft geplant? Welche Schwierigkeiten seht ihr in diesem Fall? Wie stellt ihr euch eure Auszeit vor, wie wollt ihr sie gestalten? Wollt ihr dazu vielleicht irgendwo hin verreisen? Ich persönlich werde nach meiner Ausbildung wieder ein halbes Jahr Auszeit machen - weil ich jetzt schon spüre, dass ich am Ende des dritten Ausbildungsjahres total am Ende sein werde (eigentlich bin ich das ja jetzt schon), und ich brauche einfach diese Zeit vor dem Studium, um mich zu regenerieren. Ich will diese Zeit aber wirklich ganz intensiv dafür nutzen, an dem Buch zu schreiben, mit dem ich zu einer Agentur möchte - arbeiten werde ich also trotzdem viel, wenn auch an etwas, das ich von Herzen liebe und sehr genieße und mit dem ich hoffentlich einen großen Schritt in Richtung Agentur und Publikumsverlage machen kann.

Ich bin gespannt auf eure Auszeitträume!  :D

Alana

Ich wünsche mir das bei jedem Buch, weil mir der Alltag in gewissen Phasen des Schreibens einfach immer zu viel wird. Leider kann ich nicht einfach weg, aber wenn, dann am liebsten eine Hütte in den Bergen, mit einem gewissen Komfort, aber ohne Internet und ohne andere Menschen. Nur Berge, Bergseen, ein Tisch in der Sonne (mit Schatten für den Laptop), ein Kühlschrank für meine Cola und ich. ;D Hach, das wäre toll.

Ich träume auch davon, später öfter mal auf längere Recherche-Reisen zu gehen und die Recherche dann gleich mit solchen Schreibauszeiten zu verbinden. Aber dafür muss der Alltag erst mal etwas weniger werden. *seufz*
Alhambrana

Mondfräulein

Für mich persönlich wäre so etwas nichts. Das liegt einfach daran, dass ich dann, wenn ich nach den Uniklausuren und vor dem nächsten Semester mal Zeit fürs Schreiben habe, häufig ziemlich wenig schreibe. Ich kann das nicht auf Knopfdruck und würde mich nur wahnsinnig machen, wenn ich mich so gesehen selbst unter Druck setze, in dieser Auszeit auch wirklich schreiben zu müssen. Außerdem würde es mir nicht gut tun, so viel Zeit nur mit dem Schreiben zu verbringen. Ich muss ab und zu auch mal rauskommen und etwas anderes machen, unter Menschen kommen, neue Eindrücke sammeln. Nicht unbedingt fürs Schreiben, aber für mich. Aber ich bewundere die Leute, die so eine Auszeit dann wirklich nur fürs Schreiben nutzen können.

Coppelia

Ich bin da zwiegespalten. Einerseits habe ich momentan keinen größeren Wunsch. Andererseits kann ich Freizeit immer dann am besten würdigen, wenn ich außerdem noch Arbeit habe. Dann bin ich auch eher produktiv, als wenn ich unendlich viel Zeit habe. Die vertrödle ich dann nämlich gern - ich habe dann ja so viel davon.
Dazu kommt, dass ich mich relativ schnell langweile, wenn ich nur eine Sache mache. Daher würde meine Auszeit wahrscheinlich so aussehen, dass ich maximal bis 10 oder 12 Uhr morgens schreibe (weil ich ja sehr früh aufstehe, kämen dabei wohl so 5 - 6 Stunden zusammen) und den Rest des Tages  etwas anderes mache.
Außerdem würde es mich sehr frustrieren, während oder nach der Auszeit eventuell keine Fortschritte im Hinblick auf meine schriftstellerische Karriere gemacht zu haben. Wie schwierig es ist voranzukommen, habe ich ja in den letzten Jahren häufiger festgestellt. Trotz viel Zeitaufwand und der größten Bemühungen bin ich z. T. nicht weitergekommen. Ich weiß nicht, was passieren müsste, damit ich weiterkomme. Daher weiß ich auch nicht, ob mir eine Auszeit helfen könnte. Wahrscheinlich nur dann, wenn ich währenddessen neue Erfahrungen sammeln kann, um meine alten Denkmuster zu verlassen.

Aber die Überlegungen sind bei mir auch müßig. Ich kann mir keine Auszeit erlauben.

Kati

Im Moment bin ich als Studentin noch in der schönen Position zwischen den Semestern immer wieder Zeit für mich und für's Schreiben zu haben. Ich merke allerdings, dass ich dann weniger schreibe oder mit weniger Spaß dabei bin. Meine einzige Erklärung hierfür ist, dass das Schreiben praktisch meine Auszeit ist. Habe ich Stress, wenig Zeit und viel zu tun, schreibe ich mehr und auch lieber, weil das Schreiben dann Erholung ist. Sollte ich jetzt aber irgendwann ein paar Monate nur zum Schreiben haben, wüsste ich nicht, ob ich es dann auch wirklich tun würde, oder ob mir dann der Anreiz fehlt mich wirklich an den PC zu setzen und zu schreiben. Ich würde sicherlich trotzdem schreiben, aber ich glaube, in dem Moment, in dem Schreiben für mich von "Erholung" zu "Pflicht" wechselt - weil es dann ja das einzige wäre, das ich machen muss, also plötzlich eine Pflicht - würde ich weniger schreiben. Deshalb möchte ich auch persönlich gar nicht vom Schreiben leben. Ich hätte gern einen Beruf, der mir Spaß macht und in dem ich mich wohlfühle und das Schreiben dann als Entspannung von dem Beruf. Selbst, wenn ich irgendwann mal mit Deadline schreiben würde, könnte ich es dann sicherlich noch als Hobby und Erholung ansehen, da es ja nicht mein Hauptberuf wäre.

Araluen

Ich hätte gerne mal eine Auszeit, nur für mich und fürs Schreiben. Am besten irgendwo in einem hübschen kleinen Ferienhaus nur für mich allein, auch mal ohne Mann und Kinder, mitten im Nirgendwo. Für spontane Recherche sollte eine Internetverbindung aber vorhanden sein (auch wenn sich das mehr oder weniger ausschließt). Meinen URlaub mit dr Familie an der Nordsee fand ich trotz allem Bauernhofabenteuer sehr erholsamund fand morgens sogar Zeit zum Schreiben, wenn ich nur aufgepasst habe, dass die Kinder sich beim Spielen auf dme Hof nicht verletzen. Diese zwei Stunden RUhe am besten an der frischen Luft hätte ich gerne öfter.
Allerdings wird ein Urlaub allein wohl so schnell nicht passieren und den nächsten Familienurlaub gibt es erst nächstes Jahr.

Janika

Ich hätte so eine Auszeit auch gerne mal, nach momentanem Stand aber nicht zu lange. Ein oder zwei Wochen würden absolut reichen. Und ich glaube, wenn ich absolut alleine wäre, würde sich die Motivation auch nicht recht einstellen. Daher hatte ich @Malinche mal vorgeschlagen, ob wir uns eine WOche zum Schreiben treffen wollen. Mal sehen, ob das irgendwann mal klappt. ::)

Ansonsten finde ich es auch sehr hilfreich, unter Menschen zu sein bzw nicht den ganzen Tag für mich zu haben, da habe ich sonst nämlich tierische Probleme, überhaupt erstmal anzufangen.
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

tattoo

Ich möchte nach dem Abitur ein halbes bis ganzes Jahr nach Australien und Work and Travel machen, Land und Leute kennen lernen. Die Zeit da würde ich dann auch ganz gerne fürs Schreiben nutzen. Ich glaube, dass das unglaublich inspirierend ist  :wolke:

Janika

Zitat von: tattoo am 03. Juli 2016, 14:47:25
Ich möchte nach dem Abitur ein halbes bis ganzes Jahr nach Australien und Work and Travel machen, Land und Leute kennen lernen. Die Zeit da würde ich dann auch ganz gerne fürs Schreiben nutzen. Ich glaube, dass das unglaublich inspirierend ist  :wolke:
Australien ist extrem inspirierend, das kann ich uneingeschränkt bezeugen!
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Sprotte

Ich gehöre zu denen, die die Auszeit haben. Ich habe auch, während ich voll berufstätig war, viel geschrieben. Dann kam die Inruhestandsversetzung aus gesundheitlichen Gründen.

Mir ging es zu Berufszeiten auch immer so, daß ich im Urlaub am wenigsten geschrieben habe. Der Streßfaktor, der mich zum Schreiben als Ausgleich trieb, fehlte. Oder die Luft war einfach raus, und ich brauchte Plattsein, um mich nach dem Urlaub wieder in die Arbeit werfen zu können.

Im ersten Jahr nach der Inruhestandsversetzung habe ich vier 450-Seiten-Romane geschrieben. An die Zahl komme ich nicht mehr ran, aber ich habe einen Lebensrhythmus gefunden und schreibe immer noch sehr, sehr viel.

Hanna

Ich bin zwar Berufsautorin, aber ich habe natürlich trotzdem einen Alltag mit Kind, Kater und Mann. Und es reizt mich extrem, mal eine Woche woanders zu sein. Ich bin kein Weltenbummler, also schweife ich nicht so weit in die Ferne. Aber eine Woche eine Ferienwohnung für mich im Harz, auf Amrum oder einfach in Büsum. Dort, wo mich niemand kennt. Das hätte ich schon gerne. Besonders heftig wird der Wunsch bei mir, wenn ich ein Buch zu Ende schreiben muss. So wie gerade LPL. Das Buch fällt mir schwer. Ich brauche viel Konzentration dafür. Da wäre es toll, sich mal für eine Woche von allem auszuklinken.
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Fynja

Eine Schreibauszeit wünsche ich mir auch schon so lange. Zwar habe ich zwischen Praktikum, Hiwi- und Ferienjobs manchmal ein bis zwei Wochen frei, aber dann brauche ich die Tage wirklich meistens zur Erholung und kann, obwohl die Zeit da wäre, nicht viel schreiben. Deswegen wäre eine längere Auszeit von einigen Monaten, in denen ich mich tatsächlich ernsthaft aufs Schreiben konzentrieren kann, ein absoluter Traum von mir. Vielleicht würde es nicht klappen und ich würde mich entweder zu sehr unter Druck setzen oder total unproduktiv werden - aber mich reizt es total, mal "auszutesten", wie es wäre, nur zu schreiben. Vielleicht könnte ich nur so feststellen, ob ich wirklich mal hauptberuflich Schriftstellerin werden will, oder lieber doch nicht. (Dass die Umsetzung nochmal etwas anderes ist, weiß ich, aber bisher bin ich mir eben unsicher, ob ich das überhaupt will.)

Und tja. Vielleicht könnte mein Traum demnächst in Erfüllung gehen. Nämlich werde ich wohl, wenn ich meinen Bachelor bis nächsten Februar abschließe, erst mal ein Semester lang kein Studium haben, da mein Master erst im Wintersemester beginnt. Der offizielle Plan lautet eigentlich, ein Praktikum machen zu wollen, und obwohl ich schon einige Bewerbungen verschickt habe und mich weiter umsehe, kann es sein, dass ich keines finde. Und ganz insgeheim hoffe ich das sogar manchmal, weil ich so viel lieber endlich Mal viel Zeit zum Schreiben (und evt. zum Reisen) haben würde. Es ist total absurd, dass ich mich deswegen sogar über die Praktika-Absagen freue und ich habe mich bisher noch nicht getraut, meiner Familie oder jemand anderem als meinen engsten Freunden von meinem eigentlich Wunsch für dieses halbe Jahr zu erzählen.
Ich weiß also, dass ich es will, ich weiß aber auch, dass die meisten Leute in meinem Umfeld das als "Nichtstun" ansehen würden und denken, ich würde nur eine Ausrede suchen, faul sein zu können. Ich weiß, dass meine Eltern damit rechnen, dass ich entweder ein Praktikum oder irgendeinen Job mache, und vermutlich nicht damit einverstanden wären, dass ich nur schreibe. Und ich habe Angst vor der "Lücke im Lebenslauf", wenn ich nichts festes habe, und das alles hemmt mich ziemlich, aber der Gedanke, es einfach durchzuziehen, egal, was die anderen davon halten, wäre so schön. Finanziell würde es natürlich nicht so genial werden, aber das halbe Jahr wäre dank Ersparnissen durchaus machbar, rein finanziell.
Momentan spiele ich mit dem Gedanken, mich endlich zu trauen, meine Manuskripte an Verlage oder sogar Agenturen zu schicken, weil ich mit einer anstehenden Veröffentlichung, auf die ich verweisen könnte, nicht so leer da stehen würde und meine Auszeit dann vielleicht weniger als "Nichtstun" angesehen werden würde. Trotzdem bleibt irgendwie die Angst davor, was etwa ein potenzieller zukünftiger Arbeitgeber zu dieser Zeit sagen würde, in der ich lieber einem "brotlosen Hobby" nachgegangen bin als mir Erfahrung in meinem Studiumsbereich anzueignen ... (das sehe ich selbst natürlich anders, aber ich habe eben die Angst, dass Außenstehende es so wahrnehmen.  :-\)

Maubel

Ich bin ja heute gerade mit meiner (unfreiwilligen) Auszeit fertig. Morgen fängt wieder die Arbeit an. Und ich kann sagen - Wow! Ich habe in den letzten fünf-acht Monaten sehr viel Fokus auf meine Schreiberei gelegt und mich enorm weiter entwickelt. Unter anderem durch den Beitritt zum Tintenzirkel im Februar. Plötzlich schreibe ich auch auf deutsch, Kurzgeschichten und beschäftige mich mit SP und Verlag gleichzeitig. Ich lerne die Szene kennen, baue ein Netzwerk auf und fühle mich fast schon wie eine richtige Autorin und produktiv war ich auch. Mal sehen, wie viel ich davon jetzt auch mit Arbeitsbeginn behalten kann. Fakt ist, ich bin nun definitiv auf dem Weg dazu mein Geschreibsel auch ernsthaft zu entwickeln und mit etwas Glück zu verlegen und die Zeit hat mir so gut getan.

Jetzt bin ich froh auch wieder meinen Job/Studium zu machen, aber gelohnt hat sich diese Auszeit für mein Schreiben definitiv. Gerne wieder einmal, wenn auch kürzer :)

Erdbeere

Meine eigene Schreibauszeit Anfang des Jahres ging gehörig schief, was aber weniger an der Auszeit an sich lag, sondern dass mich Existenzängste plagten. Erst gerade Job aufgegeben, mit leerer Wohnung, da die Mitbewohnerin ausgezogen war (ich hatte nicht mal Teller und Besteck!), und Geldsorgen. Eigentlich wollte ich drei Monate auf einer Nordseeinsel bleiben, aber es war Winter, und mir ist das Dach auf den Kopf gefallen.
Meine erste Auszeit vor zwei Jahren verlief da deutlich besser. Ich habe einfach zwei Monate unbezahlten Urlaub genommen und wusste, dass ich danach weiter arbeiten konnte wie zuvor. Ich habe zwar nicht so viel geschrieben, wie ich es geplant hatte, aber es tat sehr, sehr gut, einfach mal nichts zu tun. Oder für mehrere Tage mit der Kamera bewaffnet in die Berge zu fahren, die Familie zu besuchen, und einfach die Batterien aufzuladen. Das kann ich jedem nur empfehlen.

Aktuell gehe ich das Risiko ein, für mein Schreiben das Arbeitspensum runter zu schrauben. Das bedeutet für mich weniger Geld, aber auch mehr Zeit fürs Schreiben. Ich muss schreiben, wenn ich ehrlich bin, sonst kann ich meine Verträge nicht einhalten. Das Risiko ist es also wert. :)

Klecks

@Fynja: Was die Lücke im Lebenslauf betrifft, darüber habe ich mir auch Sorgen gemacht, und Recherche hat ergeben, dass Unibewerbungen bzw. die Fristen, die man einfach abwarten muss, gar nicht zu den schlimmen Lücken zählen - weil man einfach begründen kann: "Das Studium begann dann und dann, also hatte ich keine andere Wahl". Man kann ja gar nichts dafür, wenn man sich den Bewerbungsfristen unterwerfen muss. In der Zeit könntest du zum Beispiel studiumsrelevante/studiumsbetreffende Workshops, Fortbildungen oder Seminare machen, um aufzuzeigen, dass du dich auch weiterbilden und darauf vorbereiten willst.  :D