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Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?

Begonnen von Miezekatzemaus, 28. April 2017, 23:25:44

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Kriegerin

Ich bin begeistert von diesem Theard! Habe ihn gerade entdeckt und bin gestern tatsächlich dran gegangen und habe Gedanken in einzelne Szenen geteilt und dann die Rückblenden passend verteilt. Ich habs im PC gemacht, aber die Idee das mit Karteikarten, die man richtig in der Hand halten und so easy verschieben kann, finde ich noch viel besser!

zDatze

#16
Ich habe es auch schon probiert einen Szenenplan am Anfang eines Projekts zu erstellen, allerdings bin ich bisher jedes Mal davon abgewichen und habe ihn schließlich ganz verworfen. Zum ersten Strukturieren hilft er mir trotzdem, beim konkreten Schreiben ab dem Punkt, an dem ich zu sehr abgewichen bin, ist er allerdings mehr Ballast als Hilfe.

Wo ich Szenenpläne gezielt einsetze, ist bei der Überarbeitung. Habe ich ein Projekt fertig (und eine Weile liegen gelassen), dann gehe ich als erstes einmal grob über die Kapitel und Szenen und versehe alle mit einer Nummer und trage sie mit dieser Nummer in eine ods/xls-Tabelle ein mitsamt Perspektiventräger/in, ein paar Schlagworten zum Inhalt und Problemen/Verbesserungsvorschlägen, die mir bereits aufgefallen sind. Dann markiere ich jene Szenen farblich, die meiner Meinung nach am meisten an Überarbeitung benötigen oder neu geschrieben werden sollen. Ich sortiere Szenen auch zuerst im Tabellendokument herum, falls die Reihenfolge nicht stimmt (das passiert mir durchaus in einem NaNoWriMo) und ergänze Szenen, die noch in das Projekt hinein müssen.
Wenn der Szenenplan rund aussieht und ich damit zufrieden bin, mache ich mich an die Überarbeitung. So hat das alles viel mehr Struktur und ich habe beim Überarbeiten einen guten Überblick wie weit ich bin und was noch fehlt.

criepy

Ich war eigentlich immer ein Mensch, der sich gegen den Szenenplan gesträubt hat. Einfach weil ich für mich selbst das Gefühl hatte, das würde mir die Spannung und somit die Motivation nehmen, an dem Projekt weiterzuarbeiten. Ich habe aber gerade in den letzten Monaten gemerkt, dass dieses Bauchschreiben und nur ein "roter Faden" bei mir nur dazu führen, dass ich ein Projekt gegen die Wand setze. Durch dieses Thread wurde für mich der Szenenplan aber erst so richtig greifbar und hat mein Interesse geweckt. Also habe ich die Gelegenheit ergriffen und mein jahrelanges Sorgenkind probehalber mit einem groben Szenenplan geplottet. Und mir ist dabei einfach klar geworden, dass ich das Projekt so, wie ich es jetzt aus dem Kopf heraus geplottet habe und auch schreiben wollte, nicht funktioniert.

Jetzt bin ich etwas am rumexperimentieren und versuche, die Szenen besser aufeinander aufzubauen und werde mich dann vorsichtig ans schreiben setzen. Motivation hab ich bis jetzt noch und ich hoffe, das hält auch an. Der Szenenplan bietet mir auch die Möglichkeit die Szenen so zu schreiben, wie ich gerade Lust habe und bin nicht an dieses chronologische gebunden, wie es vorher war. Bis jetzt bin ich guter Dinge und freue mich auf dieses kleine Experiment, dass ich damit versuche. Nebenbei habe ich auch noch ein Projekt, bei dem ich bewusst auf jegliche Planung verzichte und versuche hier für mich rauszufinden, was am besten für mich funktioniert und eben meine eigene Mischung zu finden. Im Moment tendiere ich sehr zum Szenenplan und ich bin gerade noch am herumprobieren, wie ich den am besten anlege.

Ich finde es an dieser Stelle auch für mich bedenklich, wieviele Probleme ich offensichtlich vermeiden könnte, wenn ich für jedes Projekt einen Szenenplan anlegen würde. Und das alles nur durch diese Posts hier. Es könnte alles so einfach sein... :d'oh:

Kriegerin

Zitat von: criepy am 23. Mai 2017, 01:40:06
Der Szenenplan bietet mir auch die Möglichkeit die Szenen so zu schreiben, wie ich gerade Lust habe und bin nicht an dieses chronologische gebunden, wie es vorher war.

Einfach nur ja! Es ermöglicht qausi auszubrechen und es für sich selbst interesant zu halten, ohne den Überblick zu verlieren.

Tejoka

Ich bin grade an der Stelle, wo ich mit dem Szenenplan anfangen will/sollte. Von daher kommt mir dieser Thread gerade recht  ;D
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie viele unterschiedliche Arbeitsweisen es gibt. Wobei einige Sachen doch öfter mal auftauchen (allein die Tatsache, dass so viele einen Szenenplan benutzen).
Wie genau ich meinen jetzt gestalte, bin ich mir noch nicht sicher (wenn ich alles reinpacke, worüber ich mir bei einer Szene im klaren sein will, wird er viel zu überladen). Ich werde mal schauen, was funktioniert. Und es ist sowieso klar, dass sich viele der Szenen noch ändern können.


Nebu

Ich habe noch nicht entschieden, ob ich nun pantser oder plantser bin. Und bislang hat auch noch kein Projekt für mich diese Entscheidung getroffen. Aber ein plotter bin ich nicht. Dafür sind meine Ideen bislang zu Beginn immer viel zu diffus.

Bei 'Herzschlag', meinem ersten abgeschlossenen Projekt, habe ich unbedarft und naiv einfach drauf los geschrieben. Ich hatte weder genaue Charaktere ausgearbeitet noch einen Plan, wie sich die Geschichte von "Friede, Freude, Heiterkeit" zu "Angst, Verlust, Horror" entwickeln sollte. Und trotzdem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Ein anderes Projekt, 'Waldgeflüster', habe ich ebenfalls aus dem Bauch heraus begonnen, aber nach kurzer Zeit zumindest einen Kalender im Hintergrund laufen, weil ich plötzlich in einem Umfeld war, wo so etwas wie Schuljahre und Sommerferien eine Rolle spielten. Da stecke ich aber noch mittendrin.

Scrivener bietet ja auch die Möglichkeit, digitale Karteikarten hin und her zu schieben oder eben einen Szenenplan darzustellen mit etwa den gleichen Elementen, wie sie hier schon beschrieben wurden. Also POV, kurze Zusammenfassung, Stichworte für Gruppierungen/Sammlungen etc. Beide Werkzeuge habe ich bislang aber nie benutzt. Klar, ich färbe meine Szenen den jeweils erzählenden Charakteren entsprechend ein, aber eher, weils dann schön bunt ist als dass ich einen Plan dahinter hätte. Vorher habe ich immer in Open Office geschrieben und da ein automatisches Inhaltsverzeichnis gehabt, aber das war auch schon alles. Auch bei Word kann man Szenen hin und her schieben, und das hat mir gereicht.

Aber zwei Gedanken aus Euren Infos möchte ich mal mitnehmen und ausprobieren.

Zitat von: Malinche am 28. April 2017, 23:45:23

  • mit einem »Ja, aber ...« (Figur bekommt, was sie will, es gibt aber einen Haken; Beispiel: Der Teufel erfüllt ihren Herzenswunsch, will aber ihre Seele dafür)
  • mit  einem »Nein« (der Teufel zeigt der Figur den Stinkefinger und lässt sie im Regen stehen)
  • mit einem »Nein, und außerdem ...« (der Teufel zeigt der Figur den Stinkefinger, lässt sie im Regen stehen und im nächsten Moment wird sie wegen illegaler Dämonenbeschwörung festgenommen)

Hihi, Teufel mit Stinkefinger und Dämonenbeschwörung  :D ;D
Das finde ich eine total großartige Idee, auch schon die einzelnen Szenen und nicht nur die drei Wendepunkte mit solchen (kleinen) Cliffhangern enden zu lassen. Darauf werde ich mal verstärkt achten. Vielleicht macht das auch die Übergänge von Szene zu übernächster Szene, wenn der Cliffhanger wieder aufgenommen wird, flüssiger. Aber spätestens DANN braucht man einen Szenenplan, oder?  :hmmm:

Außerdem werde ich mir mal "Rock Your Plot" und das Buch von Elisabeth George zu Gemüte führen, damit ich weiß, wovon Ihr redet.  :vibes: Und wer weiß, vielleicht entdecke ich ja doch, dass es mir, wenn auch nicht am Anfang aber dann doch vielleicht insgesamt betrachtet, hilft, einen besseren Text zu schreiben.


Aphelion

Mein Szenenplan entsteht im Rahmen der (modifizierten) Schneeflockenmethode. Dabei folge ich jedoch keinen festen Schema, sondern fasse nur grob den Inhalt der Szene zusammen. Szenennummer und zeitliche Einordnung schreibe ich oft noch dazu - ggf. auch, um welchen Handlungsstrang es sich handelt. Letzteres hebe ich manchmal aber auch nur durch unterschiedliche Farben/Markierungen hervor.

Die Szenennummern helfen meiner Meinung nach sehr gut, später auch im Manuskript den Überblick zu behalten.

Was (glaube ich) noch niemand gesagt hat und sich sicherlich auch nicht verallgemeinern lässt: Es kann helfen, den Szenenplan länger abhängen zu lassen. Ich habe nach seiner Fertigstellung meistens sehr viel Motivation, mit dem Schreiben anzufangen - aber dadurch fallen mir einige Plotlöcher oft erst später auf oder ich bemerke zu spät, dass Twist X statt Y eigentlich viel besser wäre oder ich eine komplette Figur austauschen muss. Dadurch mache ich mir manchmal mehr Arbeit als nötig, weil ich ich nicht warten kann. ;)

Sascha

Ich versuche mich gerade an sowas wie einem Szenenplan. Von diesem Scene/Sequel-Dingens lasse ich gleich mal die Finger, weil das auf mein Verständnis von "Szene" einfach nicht paßt. Aber ich dachte, nachdem ich meine neueste Schnapsidee nicht nur insgesamt allen Ernstes nach den sieben Punkten durchgeplant habe, sondern auch die vier Teile, aus denen das Gesamtdingen bestehen soll (alle in einem Buch) ebenfalls die sieben Punkte haben, probier ich mich auch an einem Szenenplan.
Grandiose Schrottidee. Für mich und meine Arbeits- bzw. Denkweise auf jeden Fall.
Ich hab das Dokument, in dem ich die vier mal sieben Punkte aufgeschrieben hab, quasi kopiert und dann begonnen, einzelne Szenen, die mir für die verschiedenen Bereiche einfallen, einzufügen. Soweit, so gut. Ist schön, damit man keine (hoffentlich gute) Idee vergißt. Aber erst alle Szenen im Voraus zu planen, nein, keine Chance, das läuft meinem Hirn total zuwider.
Sicher werde ich weiter jede Szene, die mir mal so in den Kopf kommt, da notieren. Damit sie eben nicht verloren geht. Aber der Rest muß bei mir doch aus dem Bauch kommen. Alles andere ist nix für mich.

Franziska

Der Thread kommt mir gerade recht. Ich habe in letzter Zeit einige Schreibpodcasts gehört. Und möchte das mit dem Szenenplan auch versuchen, weil es einfach effizienter ist. Und für eine bessere Struktur sorgt. Bisher habe ich immer Rohfassung drauflosgeschrieben. Und dann Einen Plan der geschriebenen Szenen gemacht und die dann sortiert. Was ja recht viel Arbeit ist.

Mich würde mal interessieren, ob ihr da noch genauere Konzepte habt, die ihr befolgt außer den sieben Punkten und der Struktur der Szene:
Zitat(Goal, conflict, desaster), füge aber dann zur Szene noch immer ein Sequel hinzu (reaction, dilemma, decision),
@Cailyn hast du mal ein Beispiel, was du dir da so notierst, oder auch die anderen. Habt ihr mal Beispiele für ein paar Szenen.

LinaFranken

Ich habe auch letzten Nano mit einem Szenenplan angefangen, weil es sich bei einer Story mit 17 Aufgaben und zwei Perspektiven automatisch ergeben hat und war so begeistert, dass ich jetzt zu all meinen Projekten so einen Szenenplan erstelle und das jedes Mal nach einem festen Schema.

Vorab brauche ich:
-(ungefähr) 7 Punkte der Handlung (z.B. Anfang, Höhepunkt, Tiefpunkt..., können auch mehr oder weniger als 7 Punkte sein)
-Steckbriefe der Protas mit einzelnen Punkten ihrer Entwicklung (dumm wie Brot, wird klüger, verliert Gedächtnis, erinnert sich an Kindheit...)
-einzelne Punkte der Challenge (von Gurkensalat erfahren, Gurkensalat gesucht, Gurkensalat gefunden, Gurkensalat wieder verloren...)
-bei Romance einzelne Punkte der Beziehung (gesehen, verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden...)
-ggf. Punkte von Nebenhandlungen und Entwicklung von Nebenfiguren

Dann kommt der Rahmen:
>ungefähr angepeilte Roman-Länge (z.B. 50 000 Wörter)
>daraus resultierende ungefähre Anzahl der Szenen (z.B. 20 Szenen, können auch gleich als Kapitel verwendet werden)
>unter der Voraussetzung, dass jede Szene ungefähr 1500-2000 Wörter mindestens ergibt, jedoch in nicht mehr als 4000-5000 ausartet (wäre sonst schon als nächste Szene zu rechnen)

:lehrer: Und jetzt wird gebastelt und hin und her geschoben unter Berücksichtigung der vorbereiteten Punkte (Handlung/Protas/Challenge/Beziehung/Nebenhandlung). Z.B.:
In Szene 1-3 sollte Challenge erklärt werden und Protas sich begegnen.
Begegnen sich die Protas in Szene 1, muss die Erklärung der Ausgangslage in Szene 2 usw. (immer die Szenenlänge und die noch offenen Punkte beachten.)
Sind wir bei Szene 17 von 20 muss ich mich fragen, was an Entwicklungen noch offensteht. Ist es zu viel? Muss vielleicht irgendetwas früher eingeflochten werden? Welche Szene hat dann noch nicht so viel Handlung und kann noch erweitert werden?
Und so bastele ich meine Handlungen zusammen. Es ergibt sich natürlich immer mal eine unerwartete Idee oder Wendung beim Schreiben, aber mit so einem Plan kann ich diese dann auch besser einarbeiten, ohne dass sie mir den gesamten Plot tötet.

Sascha

Zitat von: Lina Franken am 18. Juni 2017, 03:15:41
>ungefähr angepeilte Roman-Länge (z.B. 50 000 Wörter)
>daraus resultierende ungefähre Anzahl der Szenen (z.B. 20 Szenen, können auch gleich als Kapitel verwendet werden)
>unter der Voraussetzung, dass jede Szene ungefähr 1500-2000 Wörter mindestens ergibt, jedoch in nicht mehr als 4000-5000 ausartet (wäre sonst schon als nächste Szene zu rechnen)
:o Woah! Eine Szene ist bei Dir so lang??
Für mich ist eine Szene z.B. ein Gespräch zwischen zwei Personen, das kann in einer Seite abgehandelt sein. Deshalb ist dieses Scene-Sequel-Modell für mich auch so unbegreiflich. Sowas krieg ich in dem, was ich als Szene verstehe, einfach nicht unter.
Kapitel mit einer eigenen Dramaturgie (3-Akter, 5-Akter oder sieben Punkte) aufzubauen, das krieg ich dann noch eher hin. Hoffe ich. In Zukunft. Man lernt ja noch dazu ... :engel:

Kerstin

@Sascha: Das Scene-Sequel-Model hat aber eigentlich nichts mit Szenen an sich zutun. Das musst du losgelöst voneinander betrachten und schon wird es ziemlich einfach.

Ansonsten halte ich es bei dem eigenen Szenenplan für ziemlich egal, ob man sich nun an die Defintion von Szene hält oder nicht. Es muss ja nur für einen selbst Sinn ergeben.

Trippelschritt

Plotstruktur wird als eigenes Thema für mich immer wichtiger, zumal ich mehr und mehr verstehe, dass ich mit einem Szenenplan lediglich eine Übersicht über meine Fäden bekomme. dabei gibt es auf verschiedenen Ebene eigene Einheiten, deren Nomenklatur nicht immer einheitlich ist.
- Beat ist die kleinste Sinneinheit. Er treibt die Geschichte zwar vorwärts steht aber unterhalb der Szene. Ob er einem Absatz entspricht, hängt von der Absatzfreudigkeit des Autors ab.
- Szene ist die Handlung zu einer Zeit und an einem Ort
- Szenensequenz sind mehrere Szenen, die sich zu einer Einheit zusammenfinden. Die Einheit selbst ist nicht definiert.
- Kapitel ist eine Szenensequenz oder noch etwas größeres. Ein überhaupt sehr schwammiger Begriff, wenn er sich nicht auf Teilthreads zurückführen lässt, wie sie für mehrere Protagonisten so typisch sind.
- Akt ist eine Einheit aus der Theaterwelt, die sich durchaus für den Roman übernehmen lässt.

Ich habe einmal einen Roman nicht so recht hinbekommen, weil ich mich allein auf den Szenenplan verlassen habe. Ich arbeite zwar immer noch damit, habe aber auch parallel dazu einen Strukturplan. Man sollte einen fEhlr immer nur einmal machen  ;)

Liebe Grüße
Trippelschritt

Lothen

Zitat von: KerstinAnsonsten halte ich es bei dem eigenen Szenenplan für ziemlich egal, ob man sich nun an die Defintion von Szene hält oder nicht. Es muss ja nur für einen selbst Sinn ergeben.
Das sehe ich auch so. Für mich ist eine Szene ein geschlossenes Handlungselement, das kann ein Konflikt, ein Dialog, eine Action-Sequenz oder auch was ganz anderes sein. Dadurch entstehen auch sehr unterschiedliche Längen.

Ich arbeite gerade zum ersten Mal mit einem Szenenplan und bisher komme ich überraschend gut damit zurecht. Ich hab mir das mal bei @Malinche geklaut und versucht, immer einen Konflikt in jede Szene einzubauen (das mit dem "ja, aber", "Nein", "nein, und außerdem ..."), und bemühe mich auch, immer mit einem Cliffhanger zu enden. Mal sehen, wie gut das am Ende klappt.

Cailyn

Zitat von: Franziska am 17. Juni 2017, 22:42:07
@Cailyn hast du mal ein Beispiel, was du dir da so notierst, oder auch die anderen. Habt ihr mal Beispiele für ein paar Szenen.

Liebe Franziska

Zunächst muss man noch erwähnen, dass eine Szene aus "Szene + Sequel" besteht. Beide zusammen bilden eine Einheit, und diese dient dazu, dass wir dem Leser keine losen Enden servieren. Als simples Beispiel:

Szene:
Karl möchte gerne zum Strand fahren (=Ziel). Auf der Fahrt zum Strand nimmt er die falsche Abzweigung (= Konflikt) und landet schliesslich in einem Stau (Desaster).
Sequel:
Karl ist stinksauer darüber (= Reaktion) und weiss nun nicht, ob er einfach auf dem Pannenstreifen vordrängeln soll und eine Busse riskieren oder ob er seine Frau Hildi so lange warten lassen soll (=Dilemma). Er entscheidet sich für das Vordrängeln (=Entscheidung).

Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Elemente der Szene (Ziel, Konflikt und Desaster) immer chronologisch abfolgen, und auch das Sequel. Aber Szene und Sequel können sich durchaus überlappen oder teilweise gar gleichzeitig stattfinden. Das könnte also auch folgendermassen ablaufen:

Karl möchte gerne zum Strand fahren (=Ziel). Auf der Fahrt zum Strand nimmt er die falsche Abzweigung (=Konflikt). Darüber ärgert er sich furchtbar (=Reaktion). Er landet im Stau (Desaster). Das macht ihn noch wütender (=Reaktion). Er entscheidet sich für das Vordrängeln (=Entscheidung).

Grundsätzlich geht man davon aus, dass die Gesamtszene (also Szene und Sequel) vollständig sein müssen, damit der Leser die Handlung begreift und sie auch lebendig wird. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Eine der häufigsten ist, wenn nach der Reaktion nicht das Dilemma und der Entscheid folgt, sondern gleich ein neues Desaster geschieht.

Karl möchte gerne zum Strand fahren (=Ziel). Auf der Fahrt zum Strand nimmt er die falsche Abzweigung (=Konflikt). Er landet im Stau (Desaster). Das macht ihn wütend (=Reaktion). Kaum ist er im Stau, reisst ein Mann seine Beifahrertür auf und hält ihm eine Knarre an den Kopf (=neues Desaster).

Die ganze Szene- und Sequelabfolge ist auch nicht so zu verstehen, dass die Einheiten ein Kapitel bilden. Manchmal (z.B. bei einem Cliffhanger) hört das Kapitel beim Desaster auf, und die Reaktion erfolgt im nächsten Kapitel.
Und es ist auch so, dass gleichzeitig mehrere Szenen laufen können. Es gibt ja Ziele vom Prota, die sich über mehrere Kapitel erstrecken, während andere - kleinere Ziele - nur einen Absatz füllen. Um nichts im Sand verlaufen zu lassen, ist es deshalb sehr praktisch, wenn man sich der Elemente von Ziel bis Entscheidung bewusst wird. Gerade bei verstrickten Plots und bei mehreren Protas finde ich es hilfreich.