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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Miezekatzemaus am 28. April 2017, 23:25:44

Titel: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Miezekatzemaus am 28. April 2017, 23:25:44
Schon länger geht mir die Sache mit dem Szenenplan durch den Kopf. Es gibt beim Plotten wie beim Schreiben und Überarbeiten unheimlich viele verschiedene Arbeitsweisen, aber ich habe schon mehrfach davon gelesen, dass doch viele hier einen Szenenplan nutzen.
Mir stellen sich dazu einige Fragen. Wie lange braucht ihr, um einen Szenenplan zu erstellen? Wie genau entsteht der Plan bei euch? Wie sehr haltet ihr euch daran? Hilft er euch?

Ich habe im NaNo zum ersten Mal mit einem ernsthaften Szenenplan gearbeitet, bei dem ich wirklich jede einzelne Szene in ein paar Worten umrissen hatte, um dann nur noch herunterschreiben zu müssen. Einerseits hat das wortzahlentechnisch und auch vom Handlungsfortschritt sehr gut funktioniert, andererseits glaube ich, dass mir dadurch vielleicht Dinge verloren gegangen sind, weil ich mich eben an diesen Plan gehalten habe.
Im Oktober habe ich mich übrigens tatsächlich vor ein leeres Dokument gesetzt und erst einmal alle Ideen für Szenen aufgeschrieben, die mir schon in präziser Form durch den Kopf geisterten. Anschließend habe ich diese grob chronologisch sortiert und dann überlegt, was strategisch vorher und nachher passieren muss und wo ich noch Füllmaterial brauche. Dabei kam bei mir außerdem eine Aufteilung nach Kapiteln hinzu, ich hatte also eine Übersicht, in der unter den jeweiligen Kapitelnummern die Szenen aufgelistet waren. Die Übersicht habe ich ausgedruckt und beim Schreiben lag sie immer neben der Tastatur (bis ich das Ende umgeworfen habe, irgendwann war der Plan nämlich durch und das Buch brauchte noch etwas) - grundsätzlich fand ich die Funktionsweise nicht schlecht, ich tue mich mit dem Erstellen von Szenenplänen aber schwer: Schließlich schweben mir nicht fünfzig Szenen auf einmal im Kopf herum, sondern vielleicht fünf, bei denen ich wirklich vor meinem inneren Auge die Charaktere handeln sehe. Selbstverständlich brauche ich dann auch immer bestimmte Dinge, um von Szene A zu Szene B zu kommen, beispielsweise einen Streit, einen Alptraum, etwas als verbindendes Element also. Dennoch füllen sich meine Szenenpläne nicht von allein und kreativ komme ich mir beim Erstellen nie vor, stattdessen saß ich vor dem NaNo am Laptop und habe stundenlang überlegt, was noch passieren kann.
Mir hilft es, wenn ich vorher einen Sieben-Punkte-Plan anwende - ich nehme an, dass das noch besser wirkt, wenn man für jede Figur oder für jeden Nebenhandlungsstrang ebenfalls einen solchen Plan entwirft - und wenn ich mir verschiedene Nebenstränge passend zu Nebenfiguren aufteile. In der Trilogie, an der ich arbeite, gibt es beispielsweise vier verschiedene Konflikte (Grundkonflikt, Familienkonflikt, Liebeskonflikt, Endkonflikt), was auf jeden Fall einer Verdichtung des Szenenplans und des Plots im Allgemeinen zuträglich ist.

Mich würde sehr interessieren, wie ihr das alles handhabt. Wie früh fangt ihr mit einem Szenenplan an? Welche Methoden nutzt ihr beim Erstellen? Muss er bei euch komplett fertig sein, bevor ihr schreibt? Fühlt ihr euch mit oder ohne Szenenplan wohler?
Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema. :)
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Malinche am 28. April 2017, 23:45:23
Zitat von: Miezekatzemaus am 28. April 2017, 23:25:44
[EDIT] Wah, das hat man davon, wenn man gleichzeitig zwei Boards offen hat. Das sollte natürlich in den Workshop. Kann das bitte ein Mod verschieben?
Schon passiert. :) Und schönes Thema.

Ich arbeite in letzter Zeit immer öfter mit einem Szenenplan. Im NaNo hatte ich für meine Projekte alle Szenen auf Karteikarten. Da bin ich auch so vorgegangen, dass ich alle Szenen notiert habe, die mir durch den Kopf gingen, dann chronologisch sortiert und dann versucht, Lücken zu füllen. Im Prinzip arbeite ich dabei auch mit Plotpunkten, weil mir das bei der Orientierung und der Handlungsentwicklung sehr hilft.

Für meine »Malú« hatte ich außerdem am Ende einen Szenenplan in Tabellenform, der über meinem Schreibtisch hing, weil ich gemerkt habe, dass die Karteikarten an sich zwar deshalb super sind, weil man die Reihenfolge leicht verändern kann, mir aber die Übersicht fehlt, was worauf folgt und sich woraus ergibt.

Was mir sehr hilft, ist ein GMC für jede Szene, also der Blick auf »Goal, Motivation, Conflict« (genau wie die Plotpunkte habe ich mir da sehr viel aus Cathy Yardleys »Rock Your Plot« mitgenommen). Das heißt: Ich überlege mir bei jeder Szene, was meine Figur will (was also ihr Ziel ist), warum sie es will (Motivation) und was sie daran hindert (Konflikt). Im NaNo selbst habe ich sogar vorab immer nur die Zusammenfassungen der Szene geschrieben und mir das jeweilige GMC erst vorgenommen, wenn es an die aktuelle Szene ging. Das hatte den Vorteil, dass ich flexibler auf Veränderungen im bisherigen Plot reagieren konnte, aber natürlich den Nachteil, dass manchmal der Überblick fehlte.

Außerdem gibt es den hübschen Tipp, dass jede Szene mit einem »Disaster« enden sollte, und zwar auf eine von drei Arten:


Das klingt, wenn man es so liest, erst einmal schrecklich schematisch. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es so schlimm nicht ist. Erstens: Instinktiv folgen wir beim Plotten einer Geschichte ohnehin oft den genannten Punkten. Zweitens: Wie starr man so etwas empfindet oder nicht, ist auch Kopfsache. Ich behalte immer im Hinterkopf, dass meine Geschichten dazu neigen, sich organisch zu entwickeln und ungeplante Abzweigungen zu nehmen. Wenn das passiert, wird der Szenenplan angepasst, er ist nicht in Stein gemeißelt.

Drittens – das habe ich gerade jetzt bei »Malú« immer wieder gemerkt: Auch ein detaillierter Szenenplan lässt in der Regel noch immer enorm viel Freiraum. Selbst, als ich ihn hatte, saß ich oft doch wieder grübelnd vorm Rechner:  In meiner Planung stand dann vielleicht »Sie entdeckt das geheime Kellerverlies«. Damit habe ich aber z.B. noch nicht entschieden, an welcher Stelle und auf welche Weise ich in die Szene einsteige, wie genau ich das alles erzähle, wo ich später den Cut setze.

Ich habe gemerkt, dass ein Szenenplan mir sehr hilft, den roten Faden im Blick zu behalten. Zumindest hatte ich sowohl beim Schreiben als auch beim Überarbeiten direkt das Gefühl, dass die Szenen insgesamt stärker und dynamischer sind und stärker aufeinander aufbauen. Gerade die Disaster-Regel fand ich da echt hilfreich.

Aber: Ich habe das die ganze Zeit bewusst als Hilfsmittel und nicht als Korsett begriffen. Manchmal habe ich beim Schreiben gemerkt, dass zwei Szenen eigentlich eine ergeben, oder zwischen zwei Szenen noch eine weitere fehlt, oder dass der Konflikt gar nicht der ist, den ich mir vorab notiert hatte. Es gibt also nach meiner Erfahrung eine Menge Dinge, vor denen ein Szenenplan einen nicht unbedingt bewahrt, und ich schüttle die Biester auch nicht gerade aus dem Ärmel. Aber ich werde für den nächsten Roman ziemlich sicher wieder einen erstellen. Physisch mag ich die Dinger übrigens am liebsten, also entweder in Karteikartenform oder als handschriftliche Tabelle.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Inea am 29. April 2017, 07:28:48
Bei mir besteht der Szenenplan auch meistens aus Karteikarten. Darauf notiere ich ebenfalls recht "einfach", was eigentlich passieren soll. Beispielsweise "Protagonistin wird von ihrem eigenen Freund vergiftet". Auf der Rückseite notiere ich dann Notizen, die ich gerne unterbringen möchte (was ich aber nicht immer schaffe, manchmal passt es einfach doch nicht), bspw. wie er das anstellt, und das Ganze bringe ich dann ebenfalls in eine gewisse Reihenfolge. Wenn ein paar Szenen übrig bleiben, ergeben diese meistens einen eigenen Stapel. Falls ich mal an einer Stelle hänge, an der ich nicht weiß, wie ich von Karteikarte A nach Karteikarte B komme, schaue ich in dem Stapel, ob nicht zufällig etwas passt.

Meistens fange ich an einer Geschichte aber nur mit einem halben Set an beschrifteten Karten an, weil ich einfach viel mehr Lust auf das Schreiben selbst habe, als auf das Plotten. Dann läuft der Rest nebenher. Kommt mir ein Gedanke quer, wird er auf einer Karteikarte notiert und wieder auf einen extra Stapel "könnte gut passen" gelegt. Oftmals fällt mir irgendwann auf, DA ist es super, dann wird die Karte in die Reihenfolge integriert. Wenn ich mit allem fertig bin erstelle ich mir dann eine tabellarische Übersicht, welcher Charakter in welcher Szene auftritt und was er dort tut. Dann habe ich eine recht gute Übersicht, wer wie häufig "Screentime" bekommt und wer vielleicht vollkommen untergeht. Wer von Nebencharakter zu Hauptcharakter aufsteigt, etc.

Ich halte mich also nur sehr lose an meinen Szenenplan, die Kreativität, die sich beim Schreiben ergibt, möchte ich auf keinen Fall bremsen. :)

Das Konzept GMC, das @Malinche da angesprochen hat, finde ich super, das würde meine Karten super ergänzen, ich denke, das probiere ich demnächst mal aus!
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Maubel am 29. April 2017, 07:41:59
Ich schreibe eigentlich fast nur mit Szenenplan. Für mich ist das Platten unheimlich wichtig und am leichtesten schreibe ich, wenn ich meinen ziemlich genauen Fahrplan daneben habe. Meistens schreibe ich das erst auf dem Papier und dann in Scrivener auf die Karteikarten. Auf die Weise lassen sich die Bücher dann eigentlich immer in einem Rutsch schreiben.

Manchmal kommt es auch vor, dass ich erst mal ohne losschreibe, aber spätestens, wenn es hakt, hilft mir ein guter Szenenplan.

Das heißt natürlich nicht, dass der unveränderbar ist. Manchmal fehlen Szenen, manche sind zu viel und manches passt besser. Das ist aber teilweise auch Teil der Überarbeitung. Die Rohfassung lässt sich meist ganz gut damit schreiben.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Araluen am 29. April 2017, 08:25:25
Ich bin das geplante Chaos ;) Wenn ich grob weiß, wo die Geschichte hinwill und mir Szenen im Kopf umher spuken. Dann schreib ich sie auf. Nach der ersten kreativen Welle komme ich dann ziemlich rasch an einen Punkt, wo ich eine grobe Struktur brauche. Dann ziehe ich 5Akte oder 7 Punkte heran, je nachdem, was gerade besser passt. Damit geht das fröhlichen Flickenteppichschreiben weiter, denn ich schreibe nicht chronologisch. Irgend wann, es stehen meist 20 - 30k Wörter, schlägt mein Irdnungswahn doch mal zu, denn die ganzen Flicken müssen mal sortiert werden. Ich erstelle für jeden Akt oder Punkt eine Kapitelplanung und dann tatsächlich auch einen Szenenplan, erst handschriftlich dann mit Excel. Dabei plane ich immer ein Kapitel am Stück durch. Habe ich das soweit, sortiere ich die dazugehörigen Szenen dazu und schreibe die fehlenden. Erst dann plane ich das nächste Kapitel in Szenen durch. Nebenher produziere ich weitere Flicken.
Jedes Jahr zum NaNo, den Oktober nutze ich sozusagen traditionell zum Ausprobieren neuer Plotwerkzeuge, nehme ich mir vor ordentlich strukturiert mit vollständigem Szenenplan zu starten - klappt aber nicht. Das erstellen von Szenenplänen macht mir keinen Spaß, aber ich merke und weiß, dass er mir hilft. Ich befolge ihn allerdings auch nicht streng. Letztens hatte ich eine Szene, da stand in der Planung: Abby holt Zack von der Arbeit ab, erwischt ihn mit seiner Gang und macht ihm eine Szene.
Letzteres stimmt noch immer. Aber sie treffen sich jetzt vor der Haustür, weil es nicht mehr 20 sobder nach 23 Uhr ist. Und Zack dreht den Spieß einfach um, weil er sauer auf Abby ist wegen der Uhrzeit. Das sind jetzt nur kleine Abweichungen, aber manchmal sieht eine Szene am Ende völlig anders aus oder existiert in der geplanten Form überhaupt nicht mehr. Da hilft dann nur anpassen.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Klecks am 29. April 2017, 09:08:03
Wenn ich mich an Szenenpläne mache, gibt es dabei zwar mehrere Varianten, was die Frage betrifft, wie ausführlich ich sie mache, aber mein Standard-Szenenplan ist sozusagen eine Auflistung aller Szenen im Projekt. Je nachdem, wie ausführlich ich es machen möchte, arbeite ich in den meisten Fällen gleich auch Landschaftsbeschreibungen, Dialoge und Monologe ab. Manchmal beschränke ich mich doch auf die Handlung, meistens aber nicht.

Der Vorteil von Szenenplänen ist meiner Meinung nach die enorme Sicherheit, die man dadurch hat.  :D  Ich weiß beim Schreiben genau, dass ich mich nicht verzetteln und das Projekt nicht gegen die Wand fahren kann. Wenn ich bauchschreibe, muss ich immer wieder innehalten und überlegen, wie es weiter geht. Ohne dieses Innehalten ist der Schreibprozess dank einem Szenenplan viel flüssiger. Beim Plotten ist es nur selten so, dass ich richtig grübeln muss. Meistens sehe ich die Szenen wie einen Film vor mir und schreibe auf, was passiert. Beim Schreiben hilft es dann enorm zu wissen, wie es weiter geht, und vor allem, warum es so weiter geht und was das noch für Folgen haben wird. Beim Bauchschreiben fehlt mir das. Es passiert da immer wieder, dass ich extrem viel verändern muss, nachdem ich etwas geschrieben habe, weil ich irgendwann - aber auf jeden Fall zu spät - merke, dass etwas nicht funktioniert, und ich persönlich finde das sehr frustrierend. Beim Plotten mit Szenenplänen merke ich das, bevor ich mir die Arbeit gemacht habe, 50 oder 100 oder sogar noch mehr Seiten zu schreiben und jetzt trotzdem nochmal von vorne anfangen zu müssen. Überraschungen und Neuerungen gibt es immer, auch, wenn ich mit einem Szenenplan geplottet habe, aber das führt dann nicht dazu, dass man alles über den Haufen werfen muss, weil man eben genau weiß, wie es weitergehen muss.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Christian am 29. April 2017, 10:36:53
Einiges von dem, was Malinche geschrieben hat, gilt auch für mich. Aus "Rock your plot" habe ich viel mitgenommen, um meine Vorgehensweise fürs Plotten zu entwickeln. Der Szenenplan ist bei mir das letzte, was entsteht, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Vorher brauche ich meine Figuren und die Plotpunkte für alle Hauptfiguren und die Haupthandlung. Früher habe ich mit sieben Plotpunkten gearbeitet. Inzwischen sind das aber acht bis neun. Dadurch habe ich das Grundgerüst und schreibe diese Punkte auf Karteikarten. Dann geht es ans Auffüllen. Ich schreibe zuerst die Szenen auf Karteikarten, die mir im Kopf herumschwirren. Schließlich fülle ich von hinten nach vorn auf. Wenn ich meine Plotpunkte verbunden und etwa sechzig Karteikarten in richtiger Reihenfolge habe, ist es in Ordnung. Ich übertrage dann die Inhalte der Karteikarten (meistens ein, zwei Sätze) in Scrivener. Dort habe ich einen Bogen für meinen Szenenplan, der GMC, Disaster, die Zeitlinie und alle wichtigen Details enthält. Ich fülle diesen Bogen selten komplett aus. Irgendwas bleibt immer offen und das ergibt sich dann beim Schreiben. Das ist dann mein fertiger "Fahrplan". ;D

Ich mag nicht mehr ohne Szenenplan schreiben. Mit Plan schreibe ich schneller, sicherer, zufriedener und es ist auch meistens nicht so ein Gefrickel bei der Überarbeitung, wenn der Plan vorher solide war. Der Plan ist aber nicht in Stein gemeißelt. Irgendwas ändert sich immer. Da teile ich mal eine Szene auf, schiebe eine andere dazwischen oder was auch immer. Veränderungen sind normal und gehören einfach dazu. Ich hatte es ein einziges Mal, dass sich der Szenenplan beim Schreiben nicht geändert hat und der fertige Roman war dann auch ganz schön kacke. ;D Ob es daran gelegen hat, weiß ich nicht. Wahrscheinlich war es nur ein Symptom, aber egal. Im letzten November hatte ich für ein Projekt einen sehr lückenhaften Szenenplan und am Ende hatte ich eine Geschichte mit alternativen Enden, unterschiedlichen zweiten Hälften und eine Überarbeitung aus der Hölle. Der Schreibprozess hat trotzdem Spaß gemacht, aber es war ein ziemliches Chaos und kein Spaß, das Ganze wieder auf die Reihe zu bringen.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Kerstin am 30. April 2017, 07:58:59
Ich arbeite auch immer mit Szenenplänen. Das eine Mal im vergangenen NaNo, wo ich darauf verzichtet habe, hat dazu geführt, dass ich das Projekt komplett an die Wand gefahren habe. Also Bauchschreiber bin ich definitiv nicht.

Mein Basis-Szenenplan besteht aus einer sehr spartanischen Excel-Tabelle, in der ich nur den Namen der Szene und eine Ein-Satz-Zusammenfassung eintrage. Vielleicht noch das Datum oder zu welchem inhaltlichen Aspekt (Romanze, Action, Familiendrama) es gehört.
Meine Szenenpläne erstelle ich immer erst sehr spät; nie bevor ich nicht ein Exposé dazu habe und die Hauptfiguren halbwegs ausgearbeitet habe. Mir fällt dieser Schritt vom Plotten immer noch am Schwersten, da ich dort auf einen großen Teil der Plotlöcher stoße.
Beim Schreiben gibt es mir die Sicherheit, dass ich weiß, dass ich einen Fahrplan habe, den ich auch mal gut fand, um in meinem üblichen Schreibtief nicht einfach aufzugeben.
Wenn ich bessere Ideen habe, wird so ein Szenenplan aber natürlich auch wieder angepasst. Der ist nicht in Stein gemeißelt und ich habe es sehr oft, dass eine Szene praktisch in einem Nebensatz abgehandelt werden kann, während eine andere sich in drei aufspaltet.

Um das etwas zu verringern, arbeite ich seit einer Weile auch mit einem etwas ausführlicheren Szenenplan. Er ist im Grunde eine Erweiterung des ersten Szenenplans (mit dem ich immer noch an strukturellen Änderungen arbeite, da ich ihn übersichtlicher finde).
Darin steht bei mir eine knappe Inhaltszusammenfassung, der Zweck (also warum ich die Szene überhaupt darin habe - für mich eine der wichtigsten Fragen), dann auch GMC und Desaster, da ich allerdings gerne das Scene-Sequel-Modell nutze, habe ich auch Reaktion, Dilemma und Entscheidung als Punkte. Dazu dann noch ein Feld für diverse Anmerkungen.
Ich fülle dieses erweiterte Szenenblatt aber nicht immer komplett aus. Gerade bei den Scene-Sequel-Elementen geht es ja zwangsläufig nicht anders. Manche Szenen haben das Gesamtpaket und manche sind nur Scene oder Sequel. Dazu kommt, dass ich mich auch nicht sklavisch an das Modell halte.

Bei meinem nächsten Projekt will ich (falls die Deadline es gestattet) noch zusätzlich mit einem fließenden Handlungsentwurf (nach Elisabeth George) arbeiten. Das habe ich früher bereits gemacht und es dann irgendwann schleifen lassen. Dabei schreibt man im Grunde eine Inhaltszusammenfassung für eine Szene, ohne Dialoge (natürlich kann man auch schon Dialogfetzen, Beschreibungen ... anmerken, wenn einem etwas einfällt). Das hat mir sehr geholfen, um nicht an so doofen Kleinigkeiten hängenzubleiben, wie z.B. "Wie entkommen sie aus dem Keller" und ich will versuchen, den Schreibprozess an sich zeitlich so knapp zu gestalten, wie es geht. Mal sehen, ob es funktioniert.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Trippelschritt am 30. April 2017, 16:02:09
Als Bauchschreiber habe ich keinen Plan und deshalb auch keinen Szenenplan. Aber ich habe eine Szenenliste und einen File mit dem nichtssagenden Namen "Struktur". Die Szenenliste enthält für jede Szene, die ich geschrieben habe, die wichtigsten Punkte. Also das, was für folgende Szenen von Bedeutung ist, und was durch vorangegangene Szenen induziert wurde. Außerdem was eine Szene zur Spannung beiträgt und wieso und welche Funktion sie für die zentrale Frage (Prämisse oder was sonst) besitzt.

In Struktur steht alles mögliche. Von Regieanweisungen über Plotideen bis zu Punkten, von denen ich meine, dass sie im nächsten Gang verbessert werden müssen. Und es gibt meist eine Verkettung von Plotfäden in der Form: Weil A das getan hat (weil das passiert ist), tut er anschließend das und das, geschieht das und das).

Auch als Bauchschreiber kann man leicht die Übersicht über seine Plots verlieren. Vor allem, wenn man mit mehreren Figuren jongliert.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: HauntingWitch am 30. April 2017, 16:22:58
Wie detailliert ihr das alle macht... Also, ich bin Bauchschreiberin und ich rede zwar dauernd von meinem Szenenplan, aber eigentlich wäre das Wort Szenenübersicht passender. Das sieht bei mir, ähnlich wie bei Araluen, ganz simpel aus, z.B.:
- Prota 1 und Prota 2 treffen sich
- Prota 2 verliebt sich
- Prota 1 beschliesst, Prota zwei nicht mehr sehen zu wollen
usw.

Entstehen tut das bei mir während meiner Szenensammlung, das ist die Anfangsphase meines jeden Projektes, während der ich einfach alle Szenen, die mir einfallen, aufschreibe und in ein Dokument packe. Gleichzeitig mache ich so eine Übersicht über alle schon geschriebenen Szenen, alle, die unbedingt noch kommen sollen und alle, die eventuell noch kommen könnten. Irgendwann, meistens bei so ca. 25k, ist die Batterie der ersten Begeisterungsphase aufgebraucht. Dann ordne ich diese Übersicht chronologisch und sehe so, was alles noch fehlt. Dann gilt es, das alles auch noch zu schreiben.

Ein richtiger Plan in dem Sinne ist das aber nicht, das ist wirklich nur eine Hilfe für mich, damit ich den Überblick nicht verliere. Ich muss auch zwischendurch immer wieder Pausen einlegen, um zu überlegen, wie genau es weitergehen soll. Erst, wenn ich eine Szene detailliert im Kopf habe, kann ich sie auch schreiben, vorher wird das bei mir nichts. Die Planung passiert in meinem Kopf und ist aufbauend. Ich könnte gar nicht von Anfang an alles planen, ich bräuchte ewig und würde mich auch nicht daran halten.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Cailyn am 02. Mai 2017, 10:27:02
Ich mache es genauso wie Malinche (Goal, conflict, desaster), füge aber dann zur Szene noch immer ein Sequel hinzu (reaction, dilemma, decision), wobei dieses Sequel sehr flexibel ist, denn die einzelnen Punkte können sich auch mit der Szene mischen und Hand in Hand funktionieren.

Was ich für den Erstentwurf noch praktisch finde, sind die Stichworte zu Szene und Sequel. Ich habe dann also eine Kurzzusammenfassung zur Handlung, und daneben schreibe ich mit jeweils in Stichworten, was nun Ziel, Konflikt, Desaster oder Reaktion, Dilemma und Entscheidung ist.
Praktisch daran ist, dass ich dann nicht mehr so viel Unlogisches in der Struktur habe. Und wie man von A nach B kommt, ergibt sich damit schon fast von selbst. Ich gestalte das auch optisch so, dass in einer Spalte die reine Handlung jeder Szene steht, und rechts davon die Stichworte zur Bedeutung der Szene. Wenn ich dann während des Schreibens einen spontanen Einfall habe, den ich umsetzen will, weiss ich dann auch rasch, an welchen Schrauben ich sonst noch drehen muss, damit es keine Logikfehler gibt.

Ich glaube, wichtig ist beim Szenenplan auch immer die Überlegung: Ist die folgende Szene eine direkte Folge der vorangehenden? Unterliegt das, was der Prota in der nächsten Szene tut dem Ursache-Wirkung-Prinzip? Wenn nicht, dann fehlt entweder etwas oder es folgt eine überflüssige Szene.
Ich denke, es gibt daher kein "Füllmaterial", sondern nur eine logische Abfolge von Handeln (Szene) und Reaktion (Sequel). Beides ist stark miteinander verknüpft, und es sollte gar kein Füllmaterial geben, weil dies bedeuten würde, dass die Szenen nicht wirklich aufeinander aufbauen.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Snöblumma am 02. Mai 2017, 22:07:06
Zitat von: Witch am 30. April 2017, 16:22:58
Wie detailliert ihr das alle macht... Also, ich bin Bauchschreiberin und ich rede zwar dauernd von meinem Szenenplan, aber eigentlich wäre das Wort Szenenübersicht passender.

Mit genau diesem "Werkzeug" arbeite ich auch - und bei allen Versuchen, es endlich, endlich einmal anders zu machen (schließlich liest man überall, wie hilfreich es doch sei, und ich habe auch den Eindruck, wirklich professionell schreiben geht auf meine Art dann doch nicht), bleibe ich immer wieder bei dieser Methode hängen:

Ich beginne meist mit Figuren, die vor einem Problem stehen und ein ganz bestimmtes Ziel haben. Erst wenn ich weiß, was meine Figuren wirklich wollen - und das kann durchaus etwas anderes sein als das, was sie behaupten, zu wollen - kann ich schreiben. Der Plot kommt bei mir immer recht am Ende. Das kann ehrlicherweise aber auch daran liegen, dass ich kaum noch Fantasy schreibe, sondern nur noch Romanzen. Plotstruktur, Ende und ungefähre Komposition des Ganzen stehen also durch die Genrekonventionen fest, sodass ich mir darüber eigentlich keine Gedanken mehr machen muss.

Dann lege ich fest, wie viele Kapitel ungefähr das Buch bekommen wird und schreibe für jedes Kapitel mit ein paar Stichworten auf, was darin passiert. Das kann auch durchaus generisch sein ("Er trifft sie im Park"), wenn ich für eine bestimmte Stelle im Plot noch gar nicht so genau weiß, was an dieser konkreten Stelle das Problem sein soll. Dann schreibe ich noch kurze Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, die vom Aufbau her eher wie ein Pitch gehalten sind (Wer handelt? Was will er? Wo ist das Problem? Und was ist das große Drama am Ende des Kapitels?).

Die Details spare ich mir dann für das eigentliche Schreiben auf, sonst wird mir langweilig, habe ich gemerkt. Auch wenn ich an manchen Stellen noch nicht weiß, was passieren wird, stört mich das nicht - ich starte meistens mit Anfang und Ende und ein paar Brocken in der Mitte, die sich dann im weiteren Verlauf irgendwo organisch einfügen. Meistens sind die Figuren da schlauer als ich, wenn sie eine Szene mitbringen, dann wird die irgendwann eine Rolle spielen - ich muss nur herausfinden, wo.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Franzi M. am 10. Mai 2017, 12:40:30
Ich bin irgendwie eher die Chaos- und Bauchschreiberin. Bei mir entwickelt sich eine Geschichte im Kopf und dort hab ich dann wie eine Art Landkarte auf dem der Weg verzeichnet ist, wohin die Reise gehen soll.
Ab und zu komme ich da natürlich an Punkte, wo ich nicht mehr weiter weiß - da kann es dann schon passieren, dass ich vorherige Szenen umschreiben muss, damit ich aus der Sackgasse herauskomme und wieder zurück auf den Weg finde... aber letztlich komm ich schon da an wo ich hinmöchte.
An Regeln zu Dramatik etc. halte ich mich auch nicht. Ich hinterfrage nicht, ob es die Szene nun wirklich braucht oder nicht - wenn ich sie schön finde, behalte ich sie, wenn nicht, kann ich sie am Ende ja wieder rauswerfen/umschreiben/ersetzen etc.
Die einzige Regel an die ich mich halte ist - ich schreibe chronologisch. Da ich aber zur Zeit z.B. an einem Zeitreiseroman arbeite, hat sich das sehr bewährt. Würde ich da einen Patzer reinbringen mit den Zeiten, wäre ich geliefert.  :P
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Mai 2017, 13:35:36
Zitat von: Snöblumma am 02. Mai 2017, 22:07:06
Die Details spare ich mir dann für das eigentliche Schreiben auf, sonst wird mir langweilig, habe ich gemerkt.

Genau das! Also, dieser fliessende Handlungsentwurf von Elizabeth George, der weiter oben von jemandem erwähnt wurde, wäre für mich ein Albtraum. Da schreibt man ja wirklich alles Mögliche in allem Detail auf. Wo ist dann noch der Reiz? Als ich das Buch von ihr gelesen habe, musste ich lachen, weil das, was sie Handlungsentwurf nennt, bei mir schon der erste Rohentwurf des Romans ist. ;D Das führt zwar dazu, dass ich hinterher jede Menge, neu und umschreiben und Lücken füllen muss, aber das funktioniert für mich immer noch besser.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Trippelschritt am 11. Mai 2017, 07:11:49
Zitat von: Cailyn am 02. Mai 2017, 10:27:02

Ich glaube, wichtig ist beim Szenenplan auch immer die Überlegung: Ist die folgende Szene eine direkte Folge der vorangehenden? Unterliegt das, was der Prota in der nächsten Szene tut dem Ursache-Wirkung-Prinzip? Wenn nicht, dann fehlt entweder etwas oder es folgt eine überflüssige Szene.

Ich denke, es gibt daher kein "Füllmaterial", sondern nur eine logische Abfolge von Handeln (Szene) und Reaktion (Sequel). Beides ist stark miteinander verknüpft, und es sollte gar kein Füllmaterial geben, weil dies bedeuten würde, dass die Szenen nicht wirklich aufeinander aufbauen.

Diese beiden Anmerkungen kann man gar nicht hoch genug hängen. Ein Romanplot besteht aus Ketten von Ursache und Wirkungen, die dann wieder zu neuen Ursachen werden.
Und Füllmaterial ist Streichmaterial, denn ich glaube fest daran, dass ein guter Roman genug Fülle mit sich bringt. Und wenn der Autor zur jeder Zeit weiß, welche Funktion welches Textstück hat, gibt es auch kein Füllmaterial.

Trippelschritt
(Minimalist mit blumigen Sätzen)  :darth:
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Kriegerin am 22. Mai 2017, 20:54:34
Ich bin begeistert von diesem Theard! Habe ihn gerade entdeckt und bin gestern tatsächlich dran gegangen und habe Gedanken in einzelne Szenen geteilt und dann die Rückblenden passend verteilt. Ich habs im PC gemacht, aber die Idee das mit Karteikarten, die man richtig in der Hand halten und so easy verschieben kann, finde ich noch viel besser!
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: zDatze am 23. Mai 2017, 00:15:20
Ich habe es auch schon probiert einen Szenenplan am Anfang eines Projekts zu erstellen, allerdings bin ich bisher jedes Mal davon abgewichen und habe ihn schließlich ganz verworfen. Zum ersten Strukturieren hilft er mir trotzdem, beim konkreten Schreiben ab dem Punkt, an dem ich zu sehr abgewichen bin, ist er allerdings mehr Ballast als Hilfe.

Wo ich Szenenpläne gezielt einsetze, ist bei der Überarbeitung. Habe ich ein Projekt fertig (und eine Weile liegen gelassen), dann gehe ich als erstes einmal grob über die Kapitel und Szenen und versehe alle mit einer Nummer und trage sie mit dieser Nummer in eine ods/xls-Tabelle ein mitsamt Perspektiventräger/in, ein paar Schlagworten zum Inhalt und Problemen/Verbesserungsvorschlägen, die mir bereits aufgefallen sind. Dann markiere ich jene Szenen farblich, die meiner Meinung nach am meisten an Überarbeitung benötigen oder neu geschrieben werden sollen. Ich sortiere Szenen auch zuerst im Tabellendokument herum, falls die Reihenfolge nicht stimmt (das passiert mir durchaus in einem NaNoWriMo) und ergänze Szenen, die noch in das Projekt hinein müssen.
Wenn der Szenenplan rund aussieht und ich damit zufrieden bin, mache ich mich an die Überarbeitung. So hat das alles viel mehr Struktur und ich habe beim Überarbeiten einen guten Überblick wie weit ich bin und was noch fehlt.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: criepy am 23. Mai 2017, 01:40:06
Ich war eigentlich immer ein Mensch, der sich gegen den Szenenplan gesträubt hat. Einfach weil ich für mich selbst das Gefühl hatte, das würde mir die Spannung und somit die Motivation nehmen, an dem Projekt weiterzuarbeiten. Ich habe aber gerade in den letzten Monaten gemerkt, dass dieses Bauchschreiben und nur ein "roter Faden" bei mir nur dazu führen, dass ich ein Projekt gegen die Wand setze. Durch dieses Thread wurde für mich der Szenenplan aber erst so richtig greifbar und hat mein Interesse geweckt. Also habe ich die Gelegenheit ergriffen und mein jahrelanges Sorgenkind probehalber mit einem groben Szenenplan geplottet. Und mir ist dabei einfach klar geworden, dass ich das Projekt so, wie ich es jetzt aus dem Kopf heraus geplottet habe und auch schreiben wollte, nicht funktioniert.

Jetzt bin ich etwas am rumexperimentieren und versuche, die Szenen besser aufeinander aufzubauen und werde mich dann vorsichtig ans schreiben setzen. Motivation hab ich bis jetzt noch und ich hoffe, das hält auch an. Der Szenenplan bietet mir auch die Möglichkeit die Szenen so zu schreiben, wie ich gerade Lust habe und bin nicht an dieses chronologische gebunden, wie es vorher war. Bis jetzt bin ich guter Dinge und freue mich auf dieses kleine Experiment, dass ich damit versuche. Nebenbei habe ich auch noch ein Projekt, bei dem ich bewusst auf jegliche Planung verzichte und versuche hier für mich rauszufinden, was am besten für mich funktioniert und eben meine eigene Mischung zu finden. Im Moment tendiere ich sehr zum Szenenplan und ich bin gerade noch am herumprobieren, wie ich den am besten anlege.

Ich finde es an dieser Stelle auch für mich bedenklich, wieviele Probleme ich offensichtlich vermeiden könnte, wenn ich für jedes Projekt einen Szenenplan anlegen würde. Und das alles nur durch diese Posts hier. Es könnte alles so einfach sein... :d'oh:
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Kriegerin am 23. Mai 2017, 11:08:32
Zitat von: criepy am 23. Mai 2017, 01:40:06
Der Szenenplan bietet mir auch die Möglichkeit die Szenen so zu schreiben, wie ich gerade Lust habe und bin nicht an dieses chronologische gebunden, wie es vorher war.

Einfach nur ja! Es ermöglicht qausi auszubrechen und es für sich selbst interesant zu halten, ohne den Überblick zu verlieren.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Tejoka am 25. Mai 2017, 16:07:01
Ich bin grade an der Stelle, wo ich mit dem Szenenplan anfangen will/sollte. Von daher kommt mir dieser Thread gerade recht  ;D
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie viele unterschiedliche Arbeitsweisen es gibt. Wobei einige Sachen doch öfter mal auftauchen (allein die Tatsache, dass so viele einen Szenenplan benutzen).
Wie genau ich meinen jetzt gestalte, bin ich mir noch nicht sicher (wenn ich alles reinpacke, worüber ich mir bei einer Szene im klaren sein will, wird er viel zu überladen). Ich werde mal schauen, was funktioniert. Und es ist sowieso klar, dass sich viele der Szenen noch ändern können.

Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Nebu am 16. Juni 2017, 21:50:36
Ich habe noch nicht entschieden, ob ich nun pantser oder plantser bin. Und bislang hat auch noch kein Projekt für mich diese Entscheidung getroffen. Aber ein plotter bin ich nicht. Dafür sind meine Ideen bislang zu Beginn immer viel zu diffus.

Bei 'Herzschlag', meinem ersten abgeschlossenen Projekt, habe ich unbedarft und naiv einfach drauf los geschrieben. Ich hatte weder genaue Charaktere ausgearbeitet noch einen Plan, wie sich die Geschichte von "Friede, Freude, Heiterkeit" zu "Angst, Verlust, Horror" entwickeln sollte. Und trotzdem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Ein anderes Projekt, 'Waldgeflüster', habe ich ebenfalls aus dem Bauch heraus begonnen, aber nach kurzer Zeit zumindest einen Kalender im Hintergrund laufen, weil ich plötzlich in einem Umfeld war, wo so etwas wie Schuljahre und Sommerferien eine Rolle spielten. Da stecke ich aber noch mittendrin.

Scrivener bietet ja auch die Möglichkeit, digitale Karteikarten hin und her zu schieben oder eben einen Szenenplan darzustellen mit etwa den gleichen Elementen, wie sie hier schon beschrieben wurden. Also POV, kurze Zusammenfassung, Stichworte für Gruppierungen/Sammlungen etc. Beide Werkzeuge habe ich bislang aber nie benutzt. Klar, ich färbe meine Szenen den jeweils erzählenden Charakteren entsprechend ein, aber eher, weils dann schön bunt ist als dass ich einen Plan dahinter hätte. Vorher habe ich immer in Open Office geschrieben und da ein automatisches Inhaltsverzeichnis gehabt, aber das war auch schon alles. Auch bei Word kann man Szenen hin und her schieben, und das hat mir gereicht.

Aber zwei Gedanken aus Euren Infos möchte ich mal mitnehmen und ausprobieren.

Zitat von: Malinche am 28. April 2017, 23:45:23

  • mit einem »Ja, aber ...« (Figur bekommt, was sie will, es gibt aber einen Haken; Beispiel: Der Teufel erfüllt ihren Herzenswunsch, will aber ihre Seele dafür)
  • mit  einem »Nein« (der Teufel zeigt der Figur den Stinkefinger und lässt sie im Regen stehen)
  • mit einem »Nein, und außerdem ...« (der Teufel zeigt der Figur den Stinkefinger, lässt sie im Regen stehen und im nächsten Moment wird sie wegen illegaler Dämonenbeschwörung festgenommen)

Hihi, Teufel mit Stinkefinger und Dämonenbeschwörung  :D ;D
Das finde ich eine total großartige Idee, auch schon die einzelnen Szenen und nicht nur die drei Wendepunkte mit solchen (kleinen) Cliffhangern enden zu lassen. Darauf werde ich mal verstärkt achten. Vielleicht macht das auch die Übergänge von Szene zu übernächster Szene, wenn der Cliffhanger wieder aufgenommen wird, flüssiger. Aber spätestens DANN braucht man einen Szenenplan, oder?  :hmmm:

Außerdem werde ich mir mal "Rock Your Plot" und das Buch von Elisabeth George zu Gemüte führen, damit ich weiß, wovon Ihr redet.  :vibes: Und wer weiß, vielleicht entdecke ich ja doch, dass es mir, wenn auch nicht am Anfang aber dann doch vielleicht insgesamt betrachtet, hilft, einen besseren Text zu schreiben.

Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Aphelion am 16. Juni 2017, 23:04:38
Mein Szenenplan entsteht im Rahmen der (modifizierten) Schneeflockenmethode. Dabei folge ich jedoch keinen festen Schema, sondern fasse nur grob den Inhalt der Szene zusammen. Szenennummer und zeitliche Einordnung schreibe ich oft noch dazu - ggf. auch, um welchen Handlungsstrang es sich handelt. Letzteres hebe ich manchmal aber auch nur durch unterschiedliche Farben/Markierungen hervor.

Die Szenennummern helfen meiner Meinung nach sehr gut, später auch im Manuskript den Überblick zu behalten.

Was (glaube ich) noch niemand gesagt hat und sich sicherlich auch nicht verallgemeinern lässt: Es kann helfen, den Szenenplan länger abhängen zu lassen. Ich habe nach seiner Fertigstellung meistens sehr viel Motivation, mit dem Schreiben anzufangen - aber dadurch fallen mir einige Plotlöcher oft erst später auf oder ich bemerke zu spät, dass Twist X statt Y eigentlich viel besser wäre oder ich eine komplette Figur austauschen muss. Dadurch mache ich mir manchmal mehr Arbeit als nötig, weil ich ich nicht warten kann. ;)
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Sascha am 17. Juni 2017, 20:37:39
Ich versuche mich gerade an sowas wie einem Szenenplan. Von diesem Scene/Sequel-Dingens lasse ich gleich mal die Finger, weil das auf mein Verständnis von "Szene" einfach nicht paßt. Aber ich dachte, nachdem ich meine neueste Schnapsidee nicht nur insgesamt allen Ernstes nach den sieben Punkten durchgeplant habe, sondern auch die vier Teile, aus denen das Gesamtdingen bestehen soll (alle in einem Buch) ebenfalls die sieben Punkte haben, probier ich mich auch an einem Szenenplan.
Grandiose Schrottidee. Für mich und meine Arbeits- bzw. Denkweise auf jeden Fall.
Ich hab das Dokument, in dem ich die vier mal sieben Punkte aufgeschrieben hab, quasi kopiert und dann begonnen, einzelne Szenen, die mir für die verschiedenen Bereiche einfallen, einzufügen. Soweit, so gut. Ist schön, damit man keine (hoffentlich gute) Idee vergißt. Aber erst alle Szenen im Voraus zu planen, nein, keine Chance, das läuft meinem Hirn total zuwider.
Sicher werde ich weiter jede Szene, die mir mal so in den Kopf kommt, da notieren. Damit sie eben nicht verloren geht. Aber der Rest muß bei mir doch aus dem Bauch kommen. Alles andere ist nix für mich.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Franziska am 17. Juni 2017, 22:42:07
Der Thread kommt mir gerade recht. Ich habe in letzter Zeit einige Schreibpodcasts gehört. Und möchte das mit dem Szenenplan auch versuchen, weil es einfach effizienter ist. Und für eine bessere Struktur sorgt. Bisher habe ich immer Rohfassung drauflosgeschrieben. Und dann Einen Plan der geschriebenen Szenen gemacht und die dann sortiert. Was ja recht viel Arbeit ist.

Mich würde mal interessieren, ob ihr da noch genauere Konzepte habt, die ihr befolgt außer den sieben Punkten und der Struktur der Szene:
Zitat(Goal, conflict, desaster), füge aber dann zur Szene noch immer ein Sequel hinzu (reaction, dilemma, decision),
@Cailyn hast du mal ein Beispiel, was du dir da so notierst, oder auch die anderen. Habt ihr mal Beispiele für ein paar Szenen.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: LinaFranken am 18. Juni 2017, 03:15:41
Ich habe auch letzten Nano mit einem Szenenplan angefangen, weil es sich bei einer Story mit 17 Aufgaben und zwei Perspektiven automatisch ergeben hat und war so begeistert, dass ich jetzt zu all meinen Projekten so einen Szenenplan erstelle und das jedes Mal nach einem festen Schema.

Vorab brauche ich:
-(ungefähr) 7 Punkte der Handlung (z.B. Anfang, Höhepunkt, Tiefpunkt..., können auch mehr oder weniger als 7 Punkte sein)
-Steckbriefe der Protas mit einzelnen Punkten ihrer Entwicklung (dumm wie Brot, wird klüger, verliert Gedächtnis, erinnert sich an Kindheit...)
-einzelne Punkte der Challenge (von Gurkensalat erfahren, Gurkensalat gesucht, Gurkensalat gefunden, Gurkensalat wieder verloren...)
-bei Romance einzelne Punkte der Beziehung (gesehen, verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden...)
-ggf. Punkte von Nebenhandlungen und Entwicklung von Nebenfiguren

Dann kommt der Rahmen:
>ungefähr angepeilte Roman-Länge (z.B. 50 000 Wörter)
>daraus resultierende ungefähre Anzahl der Szenen (z.B. 20 Szenen, können auch gleich als Kapitel verwendet werden)
>unter der Voraussetzung, dass jede Szene ungefähr 1500-2000 Wörter mindestens ergibt, jedoch in nicht mehr als 4000-5000 ausartet (wäre sonst schon als nächste Szene zu rechnen)

:lehrer: Und jetzt wird gebastelt und hin und her geschoben unter Berücksichtigung der vorbereiteten Punkte (Handlung/Protas/Challenge/Beziehung/Nebenhandlung). Z.B.:
In Szene 1-3 sollte Challenge erklärt werden und Protas sich begegnen.
Begegnen sich die Protas in Szene 1, muss die Erklärung der Ausgangslage in Szene 2 usw. (immer die Szenenlänge und die noch offenen Punkte beachten.)
Sind wir bei Szene 17 von 20 muss ich mich fragen, was an Entwicklungen noch offensteht. Ist es zu viel? Muss vielleicht irgendetwas früher eingeflochten werden? Welche Szene hat dann noch nicht so viel Handlung und kann noch erweitert werden?
Und so bastele ich meine Handlungen zusammen. Es ergibt sich natürlich immer mal eine unerwartete Idee oder Wendung beim Schreiben, aber mit so einem Plan kann ich diese dann auch besser einarbeiten, ohne dass sie mir den gesamten Plot tötet.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Sascha am 19. Juni 2017, 10:52:07
Zitat von: Lina Franken am 18. Juni 2017, 03:15:41
>ungefähr angepeilte Roman-Länge (z.B. 50 000 Wörter)
>daraus resultierende ungefähre Anzahl der Szenen (z.B. 20 Szenen, können auch gleich als Kapitel verwendet werden)
>unter der Voraussetzung, dass jede Szene ungefähr 1500-2000 Wörter mindestens ergibt, jedoch in nicht mehr als 4000-5000 ausartet (wäre sonst schon als nächste Szene zu rechnen)
:o Woah! Eine Szene ist bei Dir so lang??
Für mich ist eine Szene z.B. ein Gespräch zwischen zwei Personen, das kann in einer Seite abgehandelt sein. Deshalb ist dieses Scene-Sequel-Modell für mich auch so unbegreiflich. Sowas krieg ich in dem, was ich als Szene verstehe, einfach nicht unter.
Kapitel mit einer eigenen Dramaturgie (3-Akter, 5-Akter oder sieben Punkte) aufzubauen, das krieg ich dann noch eher hin. Hoffe ich. In Zukunft. Man lernt ja noch dazu ... :engel:
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Kerstin am 19. Juni 2017, 11:15:58
@Sascha: Das Scene-Sequel-Model hat aber eigentlich nichts mit Szenen an sich zutun. Das musst du losgelöst voneinander betrachten und schon wird es ziemlich einfach.

Ansonsten halte ich es bei dem eigenen Szenenplan für ziemlich egal, ob man sich nun an die Defintion von Szene hält oder nicht. Es muss ja nur für einen selbst Sinn ergeben.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Trippelschritt am 19. Juni 2017, 11:31:20
Plotstruktur wird als eigenes Thema für mich immer wichtiger, zumal ich mehr und mehr verstehe, dass ich mit einem Szenenplan lediglich eine Übersicht über meine Fäden bekomme. dabei gibt es auf verschiedenen Ebene eigene Einheiten, deren Nomenklatur nicht immer einheitlich ist.
- Beat ist die kleinste Sinneinheit. Er treibt die Geschichte zwar vorwärts steht aber unterhalb der Szene. Ob er einem Absatz entspricht, hängt von der Absatzfreudigkeit des Autors ab.
- Szene ist die Handlung zu einer Zeit und an einem Ort
- Szenensequenz sind mehrere Szenen, die sich zu einer Einheit zusammenfinden. Die Einheit selbst ist nicht definiert.
- Kapitel ist eine Szenensequenz oder noch etwas größeres. Ein überhaupt sehr schwammiger Begriff, wenn er sich nicht auf Teilthreads zurückführen lässt, wie sie für mehrere Protagonisten so typisch sind.
- Akt ist eine Einheit aus der Theaterwelt, die sich durchaus für den Roman übernehmen lässt.

Ich habe einmal einen Roman nicht so recht hinbekommen, weil ich mich allein auf den Szenenplan verlassen habe. Ich arbeite zwar immer noch damit, habe aber auch parallel dazu einen Strukturplan. Man sollte einen fEhlr immer nur einmal machen  ;)

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Lothen am 19. Juni 2017, 12:37:36
Zitat von: KerstinAnsonsten halte ich es bei dem eigenen Szenenplan für ziemlich egal, ob man sich nun an die Defintion von Szene hält oder nicht. Es muss ja nur für einen selbst Sinn ergeben.
Das sehe ich auch so. Für mich ist eine Szene ein geschlossenes Handlungselement, das kann ein Konflikt, ein Dialog, eine Action-Sequenz oder auch was ganz anderes sein. Dadurch entstehen auch sehr unterschiedliche Längen.

Ich arbeite gerade zum ersten Mal mit einem Szenenplan und bisher komme ich überraschend gut damit zurecht. Ich hab mir das mal bei @Malinche geklaut und versucht, immer einen Konflikt in jede Szene einzubauen (das mit dem "ja, aber", "Nein", "nein, und außerdem ..."), und bemühe mich auch, immer mit einem Cliffhanger zu enden. Mal sehen, wie gut das am Ende klappt.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Cailyn am 21. Juni 2017, 20:34:47
Zitat von: Franziska am 17. Juni 2017, 22:42:07
@Cailyn hast du mal ein Beispiel, was du dir da so notierst, oder auch die anderen. Habt ihr mal Beispiele für ein paar Szenen.

Liebe Franziska

Zunächst muss man noch erwähnen, dass eine Szene aus "Szene + Sequel" besteht. Beide zusammen bilden eine Einheit, und diese dient dazu, dass wir dem Leser keine losen Enden servieren. Als simples Beispiel:

Szene:
Karl möchte gerne zum Strand fahren (=Ziel). Auf der Fahrt zum Strand nimmt er die falsche Abzweigung (= Konflikt) und landet schliesslich in einem Stau (Desaster).
Sequel:
Karl ist stinksauer darüber (= Reaktion) und weiss nun nicht, ob er einfach auf dem Pannenstreifen vordrängeln soll und eine Busse riskieren oder ob er seine Frau Hildi so lange warten lassen soll (=Dilemma). Er entscheidet sich für das Vordrängeln (=Entscheidung).

Wichtig ist dabei zu wissen, dass die Elemente der Szene (Ziel, Konflikt und Desaster) immer chronologisch abfolgen, und auch das Sequel. Aber Szene und Sequel können sich durchaus überlappen oder teilweise gar gleichzeitig stattfinden. Das könnte also auch folgendermassen ablaufen:

Karl möchte gerne zum Strand fahren (=Ziel). Auf der Fahrt zum Strand nimmt er die falsche Abzweigung (=Konflikt). Darüber ärgert er sich furchtbar (=Reaktion). Er landet im Stau (Desaster). Das macht ihn noch wütender (=Reaktion). Er entscheidet sich für das Vordrängeln (=Entscheidung).

Grundsätzlich geht man davon aus, dass die Gesamtszene (also Szene und Sequel) vollständig sein müssen, damit der Leser die Handlung begreift und sie auch lebendig wird. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Eine der häufigsten ist, wenn nach der Reaktion nicht das Dilemma und der Entscheid folgt, sondern gleich ein neues Desaster geschieht.

Karl möchte gerne zum Strand fahren (=Ziel). Auf der Fahrt zum Strand nimmt er die falsche Abzweigung (=Konflikt). Er landet im Stau (Desaster). Das macht ihn wütend (=Reaktion). Kaum ist er im Stau, reisst ein Mann seine Beifahrertür auf und hält ihm eine Knarre an den Kopf (=neues Desaster).

Die ganze Szene- und Sequelabfolge ist auch nicht so zu verstehen, dass die Einheiten ein Kapitel bilden. Manchmal (z.B. bei einem Cliffhanger) hört das Kapitel beim Desaster auf, und die Reaktion erfolgt im nächsten Kapitel.
Und es ist auch so, dass gleichzeitig mehrere Szenen laufen können. Es gibt ja Ziele vom Prota, die sich über mehrere Kapitel erstrecken, während andere - kleinere Ziele - nur einen Absatz füllen. Um nichts im Sand verlaufen zu lassen, ist es deshalb sehr praktisch, wenn man sich der Elemente von Ziel bis Entscheidung bewusst wird. Gerade bei verstrickten Plots und bei mehreren Protas finde ich es hilfreich.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Galaksy am 22. Juni 2017, 01:17:11
Erst mal: Grrr, der Zirkel hat mir gerade meinen Text geklaut, weil die angehängte Datei offenbar nicht passte.

So. Ärger ausgelassen, jetzt zurück zum Thema. Szenenübersicht. Ich habe dafür eine Art Arbeitsblatt - die Vorlage liegt in Exel vor, ich kopiere sie allerdings normalerweise in OneNote rein, aber das ist nur mein Vorgehen. Das Arbeitsblatt ist stark orientiert an der Heldenreise, ist allerdings in bestimmte Abschnitte unterteilt und es stehen typische "Stationen" innerhalb so einer Handlung drin. Mir persönlich hilft das als Orientierung wirklich sehr, es auf den Punkt zu bringen und eben keine unnötigen "Füller" drin zu haben - aber doch genug damit die Geschichte sich logisch aufbaut, keine unerklärlichen Sprünge enthält usw. Für mich eine großartige Methode - zumindest solange man an Geschichten arbeitet, die mit der Heldenreise funktionieren. Andererseits kenne ich kaum eine Geschichte, die das nicht tut. Selbst Liebesgeschichten tun das letzten Endes, wenn es gute Geschichten sind...

Ich hänge euch hier einfach mal das Arbeitsblatt an, vielleicht hilft es ja jemandem?

[Dateianhang durch Administrator gelöscht]
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Franziska am 27. Juni 2017, 22:49:09
@Cailyn, ja mit dieser Szenenstruktur habe ich mich auch gerade beschäftigt. Dein Beispiel ist ja eher simple und gibt nicht unbedingt eine spannende Geschichte ab. Ich meinte eher konkrete Beispiele aus euren Texten. Denn mir fällt es etwas schwer, diese Struktur wirklich auf jede Szene anzuwenden. Man kann das ja nicht immer so klar erkennen wie in dem Beispiel.
Heißt es dann, alles was dem nicht genau entspricht ist eigentlich eine schlechte Szene?

Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Cailyn am 28. Juni 2017, 14:20:39
Nun, ein Beispiel aus meinen Texten möchte ich hier lieber nicht reinstellen. Aber ich guck mal, ob ich aus einem gelesenen Buch ein gutes Beispiel finde. Kann aber ein paar Tage dauern.

Aber sicher muss nicht jede Szene diesem Schma entsprechen, um gut zu sein. Es ist ja mehr eine Art Landkarte, damit die Leser den Plot nachvollziehen können. Gerade der Sequel-Teil ist recht flexibel. Und was man unter einem Desaster versteht, ist auch variabel. Das ist ja nicht immer eine Katastrophe. So als Beispiel.
Vor allem bei komplexen Plots mit mehreren Protas und Subplots kann es helfen, angefangene Plotelemente auch zu Ende zu führen. Wenn z.B auf einen Konflikt kein Desaster folgt, hat der Prota ja nix mehr zu tun (Spannungsbogen flacht ab). Oder wenn auf ein Desaster keine Reaktion folgt, versteht der Leser nicht, welche Auswirkungen das Desaster auf den Prota hat, was zu weniger Identifikation/Sympathie/Empathie führen kann.
Und das Element Entscheidung ist auch recht wichtig, um sicherzustellen, dass der Prota aktiv und nicht passiv ist.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Mina am 13. Juli 2017, 10:07:09
Ich hab mich auch bei einem alten Werk mit dieser Szenen Struktur beschäftigt und fand sie vom Aufbau her super und es klang auch schlüssig. Doch damals hatte ich das Gefühl, dass so alles so gleich (langweilig) klingt und bin dann davon wieder weggekommen.
Hab es aber damals auch nicht richtig verstanden, dachte auch eher an eine Szene, wie ein Gespräch.

Mittlerweile mag ich die Struktur ganz gerne.
Meine Szenenpläne habe ich immer mit Excel erstellt und nebenbei geöffnet gehabt, wenn ich geschrieben habe. Das hatte den Vorteil, dass ich immer Veränderungen direkt eintragen konnte.
Also die Übersicht hat mir immer sehr geholfen, einerseits um unnötigen Kram auszusortieren, aber auch den roten Faden nicht zu verlieren. Es wird eine Menge umgeworfen, daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Für mich war am Anfang mein Szenenplan DER rote Faden, der auf keinen Fall umgeworfen werden durfte.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Kriegerin am 01. August 2017, 15:11:51
Ich liebe diesen Theard!

Danke Galaksy für Dein Arbeitsblatt, so was ähnliches versuch ich auch, aber ich bin mit dem Studium der Heldenreise am Anfang erst. Ich habe immer haufeweise Stoff, Zeugs und Karten und suche daher einen weg es zu bändigen, es tatsächlich auch mal fertig zubringen etwas fertig zu machen. Drauflosschreiben und sortieren, glaube ich ist nicht mehr der Weg, daher hilft glaube ich der Szenenplan schon um vorher das Gerippe zu machen um dann tatsächlich zu einem Ende zu kommen.
(Werde mal suchen, ob es hier auch einen Theard zum Thema Ende gibt). Weil ja auch der Szenenplan im Grunde vorher festlegt, wie die Auflösung des Dilemmas am Ende stattfindet.
Titel: Re: Der Szenenplan: Wie erstellt ihr ihn und wie gut funktioniert er?
Beitrag von: Trippelschritt am 02. August 2017, 12:58:03
Bei mir hat sich seit kurzem ein neuer Arbeitsablauf eingestellt, der mir recht vielversprechend erscheint. Ich arbeite mit drei unterschiedlichen Files. Es gibt einen Strukturplot, in dem in der knappsten Form der logische Faden der Handlung notiert ist. Dann gibt es meine Szenenliste, in der die wichtigsten Punkte einer Szene festgehalten werden und dazu auch Anmerkungen zu Funktion der Szene, Spannungsverlauf, Veränderung bei den Figuren und Schlüsselinfos. Da das eine ganze Menge ist, ist die einzelne Szene nur selten auf den Punkt gebracht. Der dritte File ist der Text, oft auch als Manuskript bezeichnet. ;)

Da ich immer nur so ungefähr weiß, wohin ich schreiben will und die Geschichte durch das Schreiben entsteht, ist der Szenentext als Erstes fertig. Aus ihm entwickle ich ich dann die Punkte einer Szene in der Szenenliste und trenne so das Fleisch vom Knochen. Und dann geht es in den Strukturplot, für den noch einmal abgespeckt wird. Und es passiert mir fast immer dasselbe. Mit Wortgeklingel kann man manches verdecken, was nicht gahnz in Ordnung ist. Mein Strukturplot ist der zählt. Wenn mich der nicht absolut überzeugt, wird er so lange umgebaut, bis er das tut. Was zur Folge hat, dass die die entsprechende Szene in der Szenenliste geändert werden muss. Und mit dieser Vorgabe schreibe ich dann den Text neu.

Was hier umständlich klingt, erspart mir mindenstens einen kompletten Überarbeitungsdurchgang. Ist also gut investierte Mühe, zumal jede gut geschriebene Szene die Gefahr verringt, in folgenden Szenen aus der spur zu kommen.

Liebe Grüße
Trippelschritt