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Substanzlose Charaktere - Der Bestseller-Geheimtipp?

Begonnen von Alana, 08. Februar 2012, 22:21:23

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Nirathina

@ Moni:

ZitatHabt ihr das Gefühl, dass man wirklich davon ausgehen kann, dies wäre ein Phänomen, dass erst in den letzten Jahren aufgetreten ist?

Nein, aber ich persönlich kann das über einen längeren Zeitraum hinweg nicht beurteilen, da ich wohl schlicht und ergreifend zu jung bin, beziehungsweise nicht so viele "alte" Fantasy-Bücher gelesen habe. Aber du hast mit Sicherheit Recht, wenn du sagst, dass es nicht nur ein modernes Phänomen ist.

Zitat... Stichwort Hohlbein ...

Gutes Stichwort. Von Hohlbein hat mir bisher nur ein einziges Buch gefallen, wenn ich mal daran zurückdenke...
Aber der Mann schreibt auch schon recht lange, oder nicht? Und er schreibt ziemlich viel. Vor allem hat er nicht gerade einen Faible für weibliche Hauptfiguren, wie mir aufgefallen ist.


@ Maran:

ZitatDie meisten Menschen lesen doch eigentlich, um unterhalten zu werden, um den Alltag zu vergessen etc., und ich vermute, daß sie sich dann nicht unbedingt mit den Ecken und Kanten des Protas auseinandersetzen, sondern einfach eine gute Geschichte lesen wollen.

Du sagst es. Ich meckere ja selbst über hohle Protas, aber manchmal will man auch ein bisschen Ruhe beim Lesen haben, so dümmlich die Figuren auch scheinen  ;D

Debbie

ZitatEs geht doch darum, daß Protagonisten, die hilflos von der Story dahingetrieben werden, nicht viel taugen.

ZitatDas kann es doch nicht sein?! Ich für meinen Teil lese doch keine Bücher, weil die Person, die eigentlich im Zentrum steht, nix drauf hat

Die Charas haben das drauf, was sie drauf haben müssen um zu überstehen (meist, jedenfalls  :snicker:) und den Plot möglich zu machen. Ich sehe das auch eher so:

ZitatAn Harry Potter (und auch Frodo) erkennt man aber auch, daß die erfolgreichen Protas eben nicht "aktiv" sind, sondern einfach in die Geschichte hineingestoßen werden. Ich wage zu behaupten, daß die wenigsten "Helden" sich freiwillig und in vollem Bewußtsein dafür entscheiden. Sie sind von Natur aus eher passiv.

Dafür gibts keine Pfanne, sondern einen  :pompom:  Die besten Helden sind immer die, die sich nicht zum Helden berufen fühlen (Bescheidenheit ist eine Tugend  ;) ) Dumbledore sagt da auch mal was (im siebten Band glaube ich  :-\), von wegen, dass Verantwortung oftmals die am Besten tragen, die sie nicht gesucht haben - oder so ähnlich...  :versteck:
Und damit stimme ich völlig überein. Helden wider Willen sind einfach sympathischer, als jene die sich in den Vordergrund drängen und "HIER!" schreien - deswegen gibts davon wohl auch so wenige...

ZitatWarum sonst bleibe ich denn auch ständig beim Freund/Gegenspieler des Helden hängen, wenn ich mir meine Sympathiefigur des Buches aussuche? Richtig - die Typen sind nicht der Identifikationspool, haben mehr Background und sind einfach interessanter.

Stimmt, die anderen sind oft interessanter  ;) - der Prota ist halt nicht immer die Hauptperson, sondern manchmal auch einfach nur Erzählinstanz (siehe Watson und Holmes). Vielleicht haben manche Leser da an manche Geschichten einfach eine falsche Erwartungshaltung  ???

Runaway

Zitat von: Silvia am 09. Februar 2012, 16:08:29
Unbedarfter Jüngling vom Lande (Eragon ... irgs) stolpert in eine Situation, die für ihn noch zu groß ist, an der er wachsen und über sich hinauswachsen muss, um sie zu bezwingen.
Das wiederum finde ich völlig legitim, weil es eine Charakterentwicklung beinhaltet, die man als Leser miterlebt.
Im Englisch-LK hab ich mal den denkwürdigen Satz gehört: Wenn die Figur am Ende der Story immer noch dieselbe ist wie am Anfang, ist die Story Müll und es ist nix passiert. Das hab ich mir gemerkt...

Kati

Ich denke, man muss auch nochmal zwischen "platt" und "normal" unterscheiden oder eben dem, was man als normal bezeichnet. Ich habe nichts gegen Protas, die bis zum Einsetzen der Handlung ein völlig ruhiges unspektakuläres Leben geführt haben. Wenn sie Hobbies haben und auch mal was machen und nicht nur irgendwelche Vampire anschmachten, ist es völlig okay. Aber jeder Mensch hat irgendwas in seiner Vergangenheit, dass er bereut und das in gezeichnet hat und sowas weiß ich gern über Charaktere. Ich mag es auch nicht, wenn ich das Buch zuschlage und nicht sagen kann, was für einen Charakter der Charakter überhaut hat. Wenn der Prota immer nur an die Handlung angepasst wird, damit der Plot funktioniert, werde ich sauer. Das habe ich schon so oft gelesen. Wenn ein Prota zum Beispiel als tollpatschig beschrieben wird und über seine eigenen Füße stolpert und dann aber völlig ruhig ins Lager des Bösen schleicht ohne ein Geräusch zu machen, ist das so ein Fall.  :omn:

Ich versuche mittlerweile bei meinen Charakteren einen Mittelweg zu finden. Normale Teenager, aber meist mit irgendeinem Ereignis in der Vergangenheit, dass sie gezeichnet hat.

Erdbeere

Zitat von: Dani am 09. Februar 2012, 17:27:27
Das wiederum finde ich völlig legitim, weil es eine Charakterentwicklung beinhaltet, die man als Leser miterlebt.
Im Englisch-LK hab ich mal den denkwürdigen Satz gehört: Wenn die Figur am Ende der Story immer noch dieselbe ist wie am Anfang, ist die Story Müll und es ist nix passiert. Das hab ich mir gemerkt...

Das hast du sehr schön gesagt und unterschreibe ich so direkt. :pompom:


Ich versuche, das jetzt mal aus meiner Sicht als reine Leserin zu sehen: Als Jugendliche mochte ich Figuren, in die ich mich hineinversetzen konnte, die also völlig durchschnittlich und normal waren wie ich selbst, dann aber ins kalte Wasser geworfen wurden und durch eine Geschichte mussten, derer sie anfangs nicht gewachsen waren. Wenn sie dann zu Helden wurden, wurde ich selbst auch eine Heldin. Das fühlte sich toll an. Heutzutage mag ich es verschrobener und kann mich sehr gut auf Charaktere einlassen, die eben nicht durchschnittlich und flach sind. Aber im Endeffekt kommt es immer noch drauf an, ob eine Figur mit der Geschichte wächst, die Herausforderung annimmt (ob bewusst oder unbewusst) und meistert, oder ob sie nur dahindümpelt und alle anderen machen lässt.

Als Autorin versuche ich nun natürlich, eine gute Mischung davon zu finden. Jeder von uns hat Ecken und Kanten, irgendeine Macke, die anderen total auf die Nerven geht. Meine Figuren sollen authentisch sein - nicht direkt verquer und mit der Hacke bearbeitet, dennoch mit ein paar rauen Stellen.

HauntingWitch

Zitat von: Moni am 09. Februar 2012, 13:51:08
Gerade Artus hat sich aber auch ein paar grobe Schnitzer geleistet, was ihn dann vielleicht wieder sympathisch machte... Ich sag nur: Inzest, Kind mit Schwester und ein paar andere Dinge, die dann letztlich zum Krieg geführt haben.

Okay, das stimmt zwar auch wieder...

Zitat von: Erdbeere am 09. Februar 2012, 18:43:22
Als Autorin versuche ich nun natürlich, eine gute Mischung davon zu finden. Jeder von uns hat Ecken und Kanten, irgendeine Macke, die anderen total auf die Nerven geht. Meine Figuren sollen authentisch sein - nicht direkt verquer und mit der Hacke bearbeitet, dennoch mit ein paar rauen Stellen.

Dem kann ich mich - trotz Heldenthese ;) - eigentlich nur anschliessen. Ich war total geschockt als meine erste Testleserin zu meinem Hauptchara gesagt hat: "Ja, nett." Nett? Einfach nur nett? Eigentlich wollte ich, dass er ein Mensch ist und nicht, dass er einfach nur nett ist. Mittlerweile ist er "ein bisschen arrogant" geworden. Gut.  ;D

Alana

Guten Abend,

ui, da ist ja einiges sehr spannendes zu dem Thema geschrieben worden.

Ich persönlich finde die Unterscheidung in Character-Driven und Plot-Driven auch sehr passend und einleuchtend. Vor allem, wenn ich darüber nachdenke, dass ich Bücher mit viel Action und rumgelaufe und hier und da nicht mag. Ich mag lieber Geschichten, die von den Charakteren leben. Ausnahmen gibt es natürlich. Und es gibt auch Bücher, die beides schaffen. Herr der Ringe zum Beispiel, auch wenn ich kein großer Fan des Buches bin. Aber die Charakterentwicklung ist wirklich genial gemacht, insbesondere was die Hobbits betrifft.
Das ist übrigens auch einer der größten Kritikpunkte, die ich an den Wolfgang und Heike Hohlbein-Büchern habe. (Die ich immer gern gelesen habe, früher.) Es findet keine besondere Chrakterentwicklung statt, die Charaktere sind hinterher fast genauso wie vorher. Vielleicht ist es auch diese Entwicklung, die den Charakter wirklich spannend macht und nicht seine Ecken und Kanten?

Auch die Unterscheidung in hohl und geradlinig finde ich übrigens einleuchtend. Wobei ja einige der Charaktere wirklich nur auszeichnet, dass sie das nötige Durchhaltevermögen haben. Vielleicht ist das aber tatsächlich genug und keine Frage von richtig oder falsch, sondern einfach von Geschmack. Trotzdem finde ich, wenn ich an einen Charakter denke, dann sollte mir doch etwas im Gedächtnis bleiben, was denjenigen auszeichnet und das sollte nicht nur das Durchhaltevermögen und die Willensstärke sein.

Wahrscheinlich ist es wie mit fast allem: Die richtige Mischung machts.

Und zu Twilight: Tja da muss ich wohl einsehen, dass es mir deshalb beim ersten Lesen so gut gefallen hat, weil ich mich selbst hineinversetzt habe und es mir gefallen hat, von Edward so umgarnt zu werden. ;D Dem zweiten Mal Lesen hält das allerdings nicht stand. Edward nervt mit seiner aalglattheit. Ein Beispiel das ich dazu noch anbringen möchte: Er hat mal Menschenblut getrunken, aber nur das von Verbrechern und macht sich deswegen völlig fertig. Hätte man das nicht auch differenzierter machen können oder wollen die Leser das wirklich so?
Alhambrana

Debbie

ZitatEin Beispiel das ich dazu noch anbringen möchte: Er hat mal Menschenblut getrunken, aber nur das von Verbrechern und macht sich deswegen völlig fertig. Hätte man das nicht auch differenzierter machen können oder wollen die Leser das wirklich so?

"Die Leser" vielleicht nicht - aber man darf nicht vergessen, dass es ein Jugendbuch ist & sich an junge Mädchen wendet... Denen soll nicht suggeriert werden, dass es o.k. ist mit einem kaltblütigen Mörder zusammen zu sein  :hand:

Ich mag Twilight auch nach dem dritten Mal lesen noch; und finde es auch garnicht schlimm... Mich stört auch nicht, dass Bella so "abhängig" ist oder Eddie so glorifiziert - so ist die erste große Liebe halt oft  ::)  Auch der schwache Plot stört mich nicht - in dem Buch geht es um die ewige Liebe, und während man Bellas "Schwärmen" miterlebt, erinnert es einen an die eigene erste große Liebe  :wolke:  Es tut also, wozu es gedacht war - und einen anderen Anspruch hatte die Autorin auch nicht. Und, ich finde die Figuren sind gut gezeichnet, sowie die Emotionen schön plastisch beschrieben.

Aber wie gesagt: Geschmackssache. Ich kann nur einfach nicht leiden, wenn Leute etwas nicht gut finden, weil es "Mainstream" ist oder deswegen schon mit der entsprechenden Einstellung dran gehen... Das Buch hat viele Menschen berührt & fasziniert, irgendwas wird also schon dran sein  ;) Und generell finde ich man sollte weder Geschichte noch Autor in der Luft zerreißen, bevor man es selbst geschafft soviele Menschen mit dem eigenen Geschreibsel zu berühren. Lieber: Live and let live!

Kati

Zitat"Die Leser" vielleicht nicht - aber man darf nicht vergessen, dass es ein Jugendbuch ist & sich an junge Mädchen wendet... Denen soll nicht suggeriert werden, dass es o.k. ist mit einem kaltblütigen Mörder zusammen zu sein 

Das finde ich wieder... nicht so gut. Ich habe Twilight auch als junges Mädchen gelesen und ich wusste natürlich, dass es nicht okay ist, mit einem Mörder zusammen zu sein. Ich wusste aber auch sehr gut, dass es nur ein Buch ist und es eh keine Vampire gibt. Ich finde, man sollte Jugendlichen ruhig mal ein bisschen was zutrauen, die wissen selbst, dass Mord nicht okay ist und dass es keine Vampire gibt. Mir hätte Eddie damals als "echter" Vampir besser gefallen.

Noch dazu finde ich die Einstellung, dass es okay ist Menschen zu töten, solange es Verbrecher sind, noch viel beängstigender. Das ist nämlich das, was Meyer da suggeriert. Auch in ihrem Bree-Tanner-Spin-off töten die Vampire natürlich nur Verbrecher und Prostituierte.  :-\

Aber das geht jetzt total ins Off-Topic. Tut mir Leid.  :versteck:

Dealein

Zitat von: Kati am 09. Februar 2012, 21:06:25
Das finde ich wieder... nicht so gut. Ich habe Twilight auch als junges Mädchen gelesen und ich wusste natürlich, dass es nicht okay ist, mit einem Mörder zusammen zu sein. Ich wusste aber auch sehr gut, dass es nur ein Buch ist und es eh keine Vampire gibt. Ich finde, man sollte Jugendlichen ruhig mal ein bisschen was zutrauen, die wissen selbst, dass Mord nicht okay ist und dass es keine Vampire gibt. Mir hätte Eddie damals als "echter" Vampir besser gefallen.

Noch dazu finde ich die Einstellung, dass es okay ist Menschen zu töten, solange es Verbrecher sind, noch viel beängstigender. Das ist nämlich das, was Meyer da suggeriert. Auch in ihrem Bree-Tanner-Spin-off töten die Vampire natürlich nur Verbrecher und Prostituierte.  :-\

Irgendwie erschreckend, nicht? In vielen Büchern wird Mördern doch oft vergeben und am Ende gelten sie sogar nocht als sexy oder ähnliches. So a ala "Ja früher habe ich gemordet, ist aber vorbei. Jetzt bin ich gut." Ich weiß, ist total Off Topic, nur war gerade passend das anzumerken.

Erdbeere

Um das OT weiter zu spinnen: Schaut euch mal "Dexter" an. Kerl mit dem Drang zu töten tötet nur Kriminelle. Held der Serie und verdammt cool. ;D Nur mal so am Rande.

Rigalad

Zitat von: Dealein am 09. Februar 2012, 21:20:31
Irgendwie erschreckend, nicht? In vielen Büchern wird Mördern doch oft vergeben und am Ende gelten sie sogar nocht als sexy oder ähnliches. So a ala "Ja früher habe ich gemordet, ist aber vorbei. Jetzt bin ich gut." Ich weiß, ist total Off Topic, nur war gerade passend das anzumerken.

[OT]Das ist mir auch schon aufgefallen. Das war mein großes Problem mit dem vielgelobten Märchenerzähler von Antonia Michaelis. Es gibt Dinge, die müssen anders aufgearbeitet werden. Die kann man nicht einfach dadurch lösen, dass man jemanden liebt und dadurch alles verzeiht.[/OT]

Alana

Zitat von: Debbie am 09. Februar 2012, 20:53:40
Aber wie gesagt: Geschmackssache. Ich kann nur einfach nicht leiden, wenn Leute etwas nicht gut finden, weil es "Mainstream" ist oder deswegen schon mit der entsprechenden Einstellung dran gehen... Das Buch hat viele Menschen berührt & fasziniert, irgendwas wird also schon dran sein  ;) Und generell finde ich man sollte weder Geschichte noch Autor in der Luft zerreißen, bevor man es selbst geschafft soviele Menschen mit dem eigenen Geschreibsel zu berühren. Lieber: Live and let live!

Das war nicht meine Absicht und wenn dieser Eindruck entstanden ist, dann tut es mir leid. Ich habe ja ausdrücklich gesagt, dass viele der genannten Bücher zu meinen erklären Lieblingsbüchern gehören. Harry Potter gehört für mich in vielerlei Hinsicht zu den genialsten Büchern, die ich kenne. Besonders, was die Charaktere betrifft. Und gerade deswegen finde ich das ja so interessant. Auch Twilight hat immer noch Vieles, was ich mag, aber es gibt eben auch Kritik. Und die muss man auch äußern dürfen, wenn man selbst kein Bestseller-Autor ist.
Darum geht es mir in dem Thread hier aber gar nicht, sondern mir geht es mehr um die Mechanismen, die dahinter stecken. Warum funktioniert soetwas? Was daran spricht den Leser (in vielen Fällen ja auch mich) an.

Zum Thema Mörder und Vergebung: Genau das ist doch interessant, finde ich. Aber natürlich muss es glaubhaft sein, ein Mensch, der soetwas getan hat, trägt immer Spuren davon, da gibt es kein einfaches "und jetzt bin ich geläutert und wieder gut" und genau das ist es, was ich so spannend finde.
Alhambrana

Debbie

#43
Um den Bogen wieder zurück zu den substanzlosen Charakteren zu spannen...  :hmhm?: (Nachdem ich ja bereits genug OT beigetragen habe  :versteck:)

Mörder sind oftmals interessante Charaktere - vielleicht, weil wir uns von der Andersartigkeit angezogen fühlen... Vielleicht aber auch, weil sie unsere "dunkle" Seite ansprechen, die ja jeder irgendwie hat. Die Einen mehr, die Anderen weniger  ;)

ZitatNoch dazu finde ich die Einstellung, dass es okay ist Menschen zu töten, solange es Verbrecher sind, noch viel beängstigender. Das ist nämlich das, was Meyer da suggeriert.

Das ist die durchschnittliche amerikanische Sichtweise; nicht umsonst gibt es da noch in vielen Staaten die Todesstrafe, und keine Demokratie richtet jedes Jahr mehr Menschen "im Namen der Gerechtigkeit" hin, als die USA.

Aber ich oute mich diesbezüglich auch als Hardliner - Todesstrafe für Kinderschänder, Seerienmörder und dergleichen, halte ich persönlich nicht für ein unverzeihliches Verbrechen; aber auch das ist natürlich Ansichtssache.

Zitat[OT]Das ist mir auch schon aufgefallen. Das war mein großes Problem mit dem vielgelobten Märchenerzähler von Antonia Michaelis. Es gibt Dinge, die müssen anders aufgearbeitet werden. Die kann man nicht einfach dadurch lösen, dass man jemanden liebt und dadurch alles verzeiht.[/OT]

Absolut richtig, aber Mord ist nicht gleich Mord. Es gibt durchaus Mörder mit denen ich sympathisiere, oder deren Beweggründe ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann... Jedenfalls habe ich noch keine Hauptfigur erlebt, die gleichzeitig Mörder und "flach" war (nach meiner Definition des Wortes).

@Alana: Oh Gott, nein! Du warst damit überhaupt nicht gemeint  :knuddel: - das war nur eine generelle Off-Topic Anmerkung, da es mitunter nervig ist, immer wieder von Kritikern zu hören, was für eine "Jungfrau in Nöten" Bella doch ist, wo da die Emanzipation bleibt, dass nur Teenager und Minderbemittelte sich für die Bücher interessieren, bla bla bla... Vielleicht bin ich einfach merkwürdig, aber ich habe mich bisher noch nie von einem Buch in meiner Emanzipation bedroht gesehen   :vibes:

Alana

#44
@Debbie: Dann ist ja gut, ich bin nämlich auch gegen Mainstream-Bashing, weil ich selbst sehr empfänglich für Mainstream bin (nicht immer, aber schon oft.) ;D
Todesstrafe - ganz schwieriges Thema, da fange ich jetzt gar nicht an. (zu OT)

Ich gebe zu, dass ich bei dem Mörderthema auch meine Probleme habe. Ich möchte gerne genauso einen Charakter schreiben, aber ich kann nicht so extrem weit damit gehen, weil ich es dann nicht mehr glaubhaft machen kann und will, dass meine Protagonistin ihn noch liebt. Also muss man einen Mittelweg finden, der irgendwie noch akzeptabel ist. Und genau deswegen stelle ich mir genau diese Frage. Wie weit kann ich gehen bzw, kann man das überhaupt machen, oder stößt das den Leser ab? Schreiben werde ich es am Ende so wie es mir persönlich gefällt, aber diese Fragen finde ich trotzdem sehr interessant.
Alhambrana