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Handlungsstränge

Begonnen von Pamina, 27. März 2011, 13:59:11

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Pamina

Hallo ihr lieben,

ich habe die Suchfunktion benutzt, aber nichts gefunden, das meine Frage beantworten würde... ich hoffe, ich habe nichts übersehen.

Meine Frage bezieht sich auf Handlungsstränge im Allgemeinen, was wird als Handlungsstrang bezeichnet, was als Haupt- und was als Nebenstrang?
Wie viele Handlungsstränge sollte ein Roman mindestens haben, ab wann wird es unübersichtlich?
Müssen die einzelnen Handlungsstränge etwas miteinander zu tun haben, müssen sie aufeinander aufbauen, müssen sie am Ende alle zusammen führen?
Sollten alle Handlungsstränge am Ende "aufgelöst" werden oder kann man die ersten nach und nach bereits am Anfang bzw in der Mitte auflösen? Müssen überhaupt alle aufgelöst werden?

Wie seht ihr das, bzw wie handhabt ihr das? Habt ihr vielleicht einige Tipps? Mich überfordert das Ganze ein bisschen :p

Liebe Grüße :)

Kati

Also, ich habe Handlungsstränge immer als die einzelnen Plots einer Geschichte aufgefasst. Zum Beispiel kann der Hauptstrang eine Verfolgungsjagd sein, der Nebenstrang eine Liebesgeschichte.
Ich finde, eine Geschichte sollte mindestens zwei Handlungsstränge haben, ich baue meistens drei ein. Ein einzelner Handlungsstrang kann schnell langweilig werden. Wann es zu viele werden, kann ich nicht sagen. Aber ich glaube, man merkt als Autor selbst, wann einem die Fäden aus den Händen fallen und man nicht mehr mitkommt.  :)
Ob die Stränge aufeinander aufbauen, ist meiner Meinung nach dem Autor überlassen, aber als Leser fände ich es merkwürdig, wenn es nicht so wäre. Es gibt das bestimmt, das Strang eins von Paul handelt, der Musiker werden will, und Strang zwei von Paula, die Kellnerin ist und sich die beiden niemals treffen und auch nichts miteinander zu tun haben. Fände ich sehr komisch, kann man aber bestimmt machen.
Also, auflösen sollte man meiner Meinung nach schon alle Handlungsstränge. Es gibt natürlich auch offene Enden, aber ein bisschen aufgelöst ist dann ja schon alles, finde ich.
Wenn das Buch über Paul jetzt kurz vor seinem großen Vorspielen endet, ist das für mich auch "aufgelöst", weil die Auflösung ist, dass er endlich die Chance bekommt, Musiker zu werden. Ob sie ihn wirklich nehmen oder nicht, bleibt zwar offen, aber der Strang wird nicht mittendrin abgeschnitten.  Wann du die auflöst, ist ganz allein deine Sache, oder?  ;) Bei Reihen musst du dann natürlich nicht jeden Strang auflösen, erst im letzten Buch.

Das ist meine Meinung zu dem Thema und so mache ich das auch meistens. Kann natürlich sein, dass ich das Wort an sich falsch definiert habe. Das tut mir dann natürlich Leid.  :)

Runaway

Ich seh das im Grundsatz völlig anders als Kati - meines Erachtens kann eine Geschichte ganz hervorragend mit einem Handlungsstrang auskommen. Möchte man den Leser z.B. ein bißchen im Dunkeln tappen lassen und ihm nur vermitteln, was der Held im einzigen Handlungsstrang weiß, bietet sich das an und dann ist's auch überhaupt nicht langweilig.
Wobei ich allerdings sagen muß - und da nähere ich mich Kati nun wieder ;) - meist finde ich mehrere Handlungsstränge doch auch interessanter. Muß wie gesagt überhaupt nicht so sein, ist aber oft so.

Ist vor allem eine wunderschöne Möglichkeit, wenn es darum geht, etwa zwei Vorgeschichten zu erzählen, die sich hinterher treffen und dann baut die weitere Handlung darauf auf. Handlungsstränge bieten so viele schöne Möglichkeiten, Perspektiven auszuloten und teilweise völlig widerstrebende Auffassungen wiederzugeben. Man kann in ganz andere Rollen schlüpfen.

Der Haupthandlungsstrang ist bei mir immer derjenige, der sich mit dem Helden befaßt. Ob das auch "offiziell" so stimmt, keine Ahnung.
Und zur Anzahl... zwei finde ich ganz gut, drei kann man machen, mehr finde ich nicht mehr gut. Da verliert man dann den Überblick, sowohl als Autor als auch als Leser (jetzt braucht der Satz noch ein viertes "als" :P ).

Etwas miteinander zu tun haben sollten die Handlungsstränge. Als Leser finde ich es immer sehr befriedigend, unterschiedliche Handlungen zu verfolgen und hinterher zu sehen, wie die sich verbinden und auflösen. Das gefällt mir.
Man muß zwar nicht alles auflösen, denke ich, aber man sollte das meiste auflösen. Sonst wird es unbefriedigend. Und wann man sie zusammenführt und auflöst, ist ganz von der Geschichte abhängig.

Vielleicht hilfts? :)

Kuddel

Ich finde die Definition von Handlungssträngen müsste schon genauer genannt werden. Für mich gibt es meistens 2 Haupthandlungsstränge. Als Beispiel in meinem letzten Roman: Gut gegen Böse, der Weg zum Ende. Und die Freundschaft meiner Hauptpersonen zueinander. Und dann kamen noch diverse Nebenhandlungsstränge dazu. Z.B. eine kurze Liebesgeschichte in der Mitte.

Es können gut und gerne mehrere Handlungsstränge drin sein, wenn es keine Haupthandlungsstränge sind.
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Runaway

Die Frage nach der Definition ist gut! Ich verstehe unter Handlungssträngen Dinge, die parallel, aber unabhängig voneinander ablaufen. Mal ein Beispiel... hm... Herr der Ringe! Die zwei Türme: Die Orks haben Merry und Pippin entführt (Handlungsstrang 1) und Aragorn & Co. sind auf dem Weg hinterher (Handlungsstrang 2).
Für mich ist ein anderer Handlungsstrang immer dann, wenn ich zu anderen Personen und deren Handlungen "schalte".
Keine Ahnung, ob ich da jetzt komplett auf dem Holzweg bin, denn was Kuddel da beschreibt, sind ja irgendwie auch Handlungsstränge...  :hmmm:

KaPunkt

Ich definiere Handlungsstrang über den Handlungsträger.
Beispiel in meinem letzten Roman:
Haupthandlung: die Geschichte einer gefallenen Leibwächterin, die ihre Schützlinge retten muss.
Erste Nebenhandlung: Die Geschichte des Bettel-Magiers, der sich zum ersten Mal wirklich verliebt hat, aber nichts als Probleme dabei hat, den Vater seiner Angebeteten zu retten.
(Zweite Nebenhandlung: Die Geschichte eines Adligen, der sich gezwungen sieht, gegen die Regeln zu spielen, um sein Leben so führen zu können, wie er dass möchte)
Der Held der zweiten Nebenhandlung ist mein Antagonist.

Es heißt Handlungsstrang, und diesem Bild folgend, ergibt für mich die Verflechtung der einzelnen Stränge den Roman. Deshalb finde ich es wichtig, dass sich die verschiedenen Handlungen einander bedingen, der Leser die Verbindungen sieht. Das heißt nicht unbedingt, dass die Figuren einander begegnen müssen, aber ihre Handlungen sollten sich irgendwie beeinflussen.
Um im Beispiel zu bleiben: Der Bettelmagier ist der Sidekick der Heldin, der sich die ein oder andere Extratour erlaubt, der Adlige der Antagonist.

Wenn Nebenhandlungen in der Mitte des Romans bereits zum Abschluss geführt werden, finde ich das irgendwie - unbefriedigend. Der eine darf also schon mit dem Cocktail am Strand liegen, während der andere sich noch durch die Spinnen verseuchten Katakomben kämpft? Was soll das? Kann er ihm nicht helfen?  ;)


Wieviele Handlungsstränge hängt mit der Art des Romans zusammen.
Ich sag nur Osten Ard oder Das Lied von Eis und Feuer. Hat irgendjemand noch den Überblick, wieviele Handlungsstränge es da gibt?  :hmmm:  :ätsch:
Andererseits gibt es Bücher wie Schwerttänzer von J. Roberson oder Die wilde Gabe von U.K. LeGuin, die nur einen Handlungsstrang haben, ohne dass man irgendwas vermissen würde. (Nein, für mich ist die Liebesgeschichte von Tiger und Del keine eigenständige Nebenhandlung.)

In einem schmalen Bändchen würden mich zwölf Handlungsstränge vermutlich nerven, es sei denn, es ist ganz klar Teil des Konzeptes. Auf tausend Seiten mit nur einem Strang würde ich mich langweiligen (auch hier kann es Ausnahmen geben).

Das ist erstmal alles, was mir dazu einfällt.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Runaway

Zitat von: KaPunkt am 27. März 2011, 15:22:21
Wenn Nebenhandlungen in der Mitte des Romans bereits zum Abschluss geführt werden, finde ich das irgendwie - unbefriedigend. Der eine darf also schon mit dem Cocktail am Strand liegen, während der andere sich noch durch die Spinnen verseuchten Katakomben kämpft? Was soll das? Kann er ihm nicht helfen?  ;)
Das wäre in der Tat wirklich irgendwie doof. Eine frühe Abhandlung oder Zusammenführung kann aber auch sinnvoll sein. In meinem ersten Fantasyroman war es so, daß ich auf der einen Seite eine Gruppe von Jungs hatte, die zum großen Abenteuer aufgebrochen war - und auf der anderen Seite ein Mädel auf der Flucht. Ich hab abwechselnd beschrieben, was beide Parteien machen, bis sie sich treffen und danach geht's dann gemeinsam weiter.
Das gefällt mir bis heute gut, weil die Protas dann alle keine unbeschriebenen Blätter mehr sind, wenn's richtig losgeht.

Pamina

Mich verwirrt das Ganze ??? xD

Zunächst einmal die Frage nach der Definition. Ich habe immer gedacht, dass Haupthandlungsstränge der "Rote Faden" sind, der sich durch das Buch zieht, zB das Retten der Welt.
Und Nebenstränge sind dann eben alles, was auf dem Weg dorthin passiert, zB das in die Fänge des Atagonisten geraten, um von dort Hilfe zu bekommen und einen neuen Gefährten zu finden... eben solches, das dazu beiträgt, um den Haupthandlungsstrang am Ende zu erfüllen bzw erst dorthin zu gelangen - oder vielleicht nicht einmal das, vielleicht sogar nur etwas, das nebenher anfällt, wenn jemand den Protagonist um Hilfe bittet, dass dieser denn diese Forderung nicht abschlagen kann und kurzer Hand von seinem Vorhaben abkommt, um kurzfristig einem anderen Ziel zu folgen... oder zählt das schon wieder als zweiter Hauptstrang?

Das Aufbauen und Festigen von Freundschaften hätte ich nicht gedacht, dass das sogar ein eigener Hauptstrang werden könnte... O.o

Wie "groß" muss ein Strang denn sein, damit man es schon als Hauptstrang bezeichnen kann, ab wann ist es nur ein Nebenstrang, ab wann fällt etwas überhaupt nicht mehr ins Gewicht?

Okay, nur einen Handlungsstrang, da kann ich verstehen, dass es schnell langweilig wird. Habt ihr aber eine "Technik" mit der ihr für euch selbst herausfindet, ab wann zu viele Nebenstränge exestieren? Ich meine, als Autor selbst kennt man seine Welt ja besser, die Charaktere, ihre Ziele, etc. und für den Autoren selbst ist das Ganze vielleicht schlüßiger und übersichtlicher, als es am Ende für den Leser tatsächlich ist.

Handlungsstränge in der Mitte aufzulösen bedeutet ja nicht gleich, dass der Charakter sich dann auf die faule Haut legen kann, während der andere noch weiter seine Ziele verfolgt. Sagen wir, jemand hat es sich zum Ziel gemacht, Antworten über den Tod eines Freundes zu finden... nach einigen Abenteuern und Enttäuschungen findet besagter Prota heraus, was er wissen will und könnten sich nicht dadurch neue Stränge ergeben? Oder wird so etwas gar nicht als eigener Strang gesehen, sondern als ein Ganzer, der sich auf vorherigem aufbaut, zusammensetzt und wächst?

Vielen Dank für all eure Antworten :)

sirwen

ZitatIch habe immer gedacht, dass Haupthandlungsstränge der "Rote Faden" sind, der sich durch das Buch zieht, zB das Retten der Welt.
Und Nebenstränge sind dann eben alles, was auf dem Weg dorthin passiert, zB das in die Fänge des Atagonisten geraten, um von dort Hilfe zu bekommen und einen neuen Gefährten zu finden... eben solches, das dazu beiträgt, um den Haupthandlungsstrang am Ende zu erfüllen bzw erst dorthin zu gelangen - oder vielleicht nicht einmal das, vielleicht sogar nur etwas, das nebenher anfällt, wenn jemand den Protagonist um Hilfe bittet, dass dieser denn diese Forderung nicht abschlagen kann und kurzer Hand von seinem Vorhaben abkommt, um kurzfristig einem anderen Ziel zu folgen... oder zählt das schon wieder als zweiter Hauptstrang?
Tja, das ist in der Tat schwierig zu definieren. Ich glaube, es kann auch mehrere Haupthandlungsstränge geben (s. wie schon genannt Osten Ard, Song of Ice and Fire, Otherland ...), und je nachdem, wie sehr sich der Leser mit den einzelnen Figuren identifizert, kann es schwanken. Da würde ich mich auch nicht auf Regeln fixieren, sondern schauen, was für deine Geschichte passt. Natürlich ist es nett, wenn die Handlungsstränge am Ende (oder auch zwischendurch) zusammenkommen, wichtig ist jedenfalls, dass sie vor allem inhaltlich ein angemessenes Ende finden, d.h., dass alle Ereignisse so passieren mussten, um zu diesem Ende zu führen.
Wenn sie nichts miteinander zu tun haben, kannst du gerade so gut zwei einzelne Bücher schreiben.

Also, von 1 bis sagen wir Mal 20 ist da viel möglich.  ;D Aber um den Leser nicht zu überfordern, würde ich unter 10 bleiben. Das hängt dann auch vom Umfang der Geschichte ab. Bei Mehrteilern hat man logischerweise auch mehr Zeit für die einzelnen Stränge und Figuren. Generell würde ich behaupten, wenn du eine charakterbasierte Geschichte hast, weniger Stränge besser sind. Bei Handlungs-/Ideenorientierten Geschichten, wo das Kernthema eine übergeordnete Rolle spielt, können auch mehr möglich sein. (Das aber nur als Orientierungshilfe, Ausnahmen gibt es immer)

Runaway

#9
Die Verwirrung versteh ich! Um Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich Google bemüht, damit wir begrifflich hier nicht so ein Chaos haben.
Das Internet versteht unter Handlungssträngen das gleiche wie ich weiter oben:
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1199193193
http://www.rettmann.de/html/handlungsstrang.html

Das, was du hier also wissen willst, bezieht sich - wenn man danach geht - nicht auf Handlungsstränge, sondern auf... ja. Und jetzt brauchen wir ein Wort dafür. Verwicklungen? Szenen? Handlungsabschnitte?
Toll! Ich hantier jeden Tag damit und hab keinen Namen dafür! ;D

Da ich jetzt aber erst richtig ahne, was dein Problem ist, kann ich auch eine bessere Antwort darauf geben. Wann ist es zuviel? Wenn du selbst den Überblick nicht mehr behältst. Wenn du so viele Figuren und deren Handlungen beschreibst, daß du die selbst nicht mehr sortiert kriegst, ist es zuviel.
Mal wieder ist der Herr der Ringe ein super Beispiel dafür... wenn man sich das mal überlegt: Eigentlich geht's ja "bloß" nach Mordor. Aber bis dahin kriegt der gute Professor uns 1000 Seiten Mittelerde angekramt mit gefühlten 85 Umwegen, 153 Nebenfiguren und mindestens 30 Unterhandlungen.
Bei historischen Romanen (Rebecca Gablé, daran denke ich jetzt) gibt's das auch oft. Oder wer auch total viel Krimskrams erzählen konnte und dabei die eigentliche Haupthandlung öfter mal aus den Augen verloren hat, ist Christopher Paolini in Eragon.

Ich denke, das ist bis zu einem gewissen Punkt Geschmackssache, aber ab diesem gewissen Punkt nervt's nur noch. In Fantasy hat man es leider sehr oft, daß der eigentlich stringente "ich geh dann mal nach Mordor"-Weg durch ein Labyrinth von Nebenhandlungen führt, die man getrost streichen könnte, ohne daß es einer merkt (und wie Peter Jackson für die Verfilmung auch gemacht hat, z.B. mit Tom Bombadil. Fand die halbe Welt furchtbar, ich fand's gut. Denn der war nie wichtig für die Handlung).

*trommelwirbel*
Und ich denke, DAS ist die alles entscheidende Preisfrage. Hat diese Nebenhandlung, die ich da gerade erdenke, auch wirklich irgendwas mit meiner Haupthandlung zu tun? Ist die zielführend? Ist die unersetzlich?
Wenn man das alles nicht mit ja beantworten kann - weg damit.
Ich persönlich bevorzuge es, dem roten Faden ziemlich konsequent zu folgen und nur schmückenden Beirat hinzuzufügen, der gewinnbringend ist und bei dem man es merken würde, wenn man ihn streichen würde.
Wenn man das macht, hat man automatisch nicht dieses oben beschriebene Chaosgewusel. Denn das ist es, was ich bei Fantasy als seeehr störend empfinde - wenn der Autor nicht zum Punkt kommt. Tom Bombadil hier, andere schöne Welt da, drittes Volk dort drüben ... irgendwann ist das ermüdend und der Leser fühlt sich auch gewissermaßen an der Nase herumgeführt. Also so geht's mir.

ZitatWie "groß" muss ein Strang denn sein, damit man es schon als Hauptstrang bezeichnen kann, ab wann ist es nur ein Nebenstrang, ab wann fällt etwas überhaupt nicht mehr ins Gewicht?
Keine Ahnung. Mir wurscht! Über solche Formalia mache ich mir keine Gedanken. Ich wüßte jetzt auch gar nicht, was ich davon hätte, wenn ich sowas wüßte. Wer hilft mir auf die Sprünge?

Leo

Zitat von: Runaway am 27. März 2011, 17:46:44Das, was du hier also wissen willst, bezieht sich - wenn man danach geht - nicht auf Handlungsstränge, sondern auf... ja. Und jetzt brauchen wir ein Wort dafür. Verwicklungen? Szenen? Handlungsabschnitte?
Toll! Ich hantier jeden Tag damit und hab keinen Namen dafür! ;D
Ich habe das bisher immer eine "Plotline" genannt, aber terminologisch ist das wohl Blödfug. Vielleicht "Handlungsgang"? Jedenfalls eine Abgeschlossene Einheit innerhalb des Plots, wie zum Beispiel eine Liebesgeschichte.
Wenn wir beispielsweise einen Handlungsstrang haben, der eine Gruppe von Helden durch ein Land schickt, um einen bösen Herrscher zu entthronen, könnte eine solche dazu gehören, ebenso wie der Kampf gegen den Herrscher und seine Handlanger, denen sie zwischendurch begegnen, was der Haupthandlungsgang wäre, daneben spontane Jungfrauenrettungen, Rätsel von alten Brückenwächtern, und womit sich Helden sonst noch so herumschlagen müssen.
Ein socher Handlungsgang könnte sich auch über mehrere Handlungsstränge erstrecken, zum Beispiel wenn die Helden sich aufteilen und auf verschiedene Weise gegen den Bösewicht vorgehen.

Ich hoffe, ich habe jetzt richtig verstanden, was gemeint ist. Wenn ja, dann denke ich, dass eine Geschichte schon zwei oder besser drei Stück davon haben sollte, damit es nicht einseitig wird. Mehr als zehn aber auch eher nicht, weil es sonst ein Flickenteppich aus Nebensächlichkeiten wird. Handlungsgänge sollten nicht für sich selbst stehen, sondern irgendeinen Sinn erfüllen - am besten in dem sie den Plot voranbringen, oder zumindest indem sie wichtige Details illustrieren (Charaktere, Welt, ...)

LG, Leo

Runaway

Zitat von: Leo am 27. März 2011, 20:31:15
Ich habe das bisher immer eine "Plotline" genannt, aber terminologisch ist das wohl Blödfug.
Never! Das ist ganz grandios. Meins heißt "Storyline" ;D

Ansonsten ist es dir gelungen, sehr schön knapp formuliert zu Papier zu bringen, wozu ich eben zu doof war! ;) Kann dir da nur voll zustimmen.

Pamina

#12
Entweder bin ich jetzt vollkommen draußen, oder aber ich habe es jetzt verstanden, denke ich. O.o xD

Im Groben zusammengefasst also:
Handlungsstränge sollten immer einen Sinn haben - okay, hätte ich mir jetzt auch denken können :wums:
Sie sollten miteinander verbunden sein und zum Ende beitragen.
Die Menge hängt individuell von der Geschichte ab, es sollten aber nicht allzu viele sein und ich selbst muss auf jeden Fall den Überblick behalten.
Dem roten Faden folgen.
Handlungsgänge können geteilt werden.

Die von euch genannten Beispielromane kenne ich leider nicht, aber ich denke, ich werde die Tage mal in die Bücherei Tappern und mich mal danach umschauen, an solchen Beispielen kann man sich ja noch immer am besten orientieren :P

Zitat von: Runaway am 27. März 2011, 17:46:44
Keine Ahnung. Mir wurscht! Über solche Formalia mache ich mir keine Gedanken. Ich wüßte jetzt auch gar nicht, was ich davon hätte, wenn ich sowas wüßte. Wer hilft mir auf die Sprünge?

Eigentlich ist das wirklich bloß Formalia und für die Geschichte als solche überhaupt nicht wichtig.
Aber ich möchte meinen Plot jetzt ganz genau durchplanen können, bisher schreibe ich mich immerzu "an die Wand" und komme irgendwann nicht mehr weiter, deshalb möchte ich meinen Plot durchstrukturiert haben und ausarbeiten, dann erst mache ich mich ans Schreiben, um nicht wieder hängen zu bleiben. Und so bin ich auch auf die Sache mit den Handlungssträngen gestoßen, plötzlich war alles so verwustelt, dass ich selbst beim Planen den Überblick verlor und überhaupt nicht mehr wusste, was nun zum Hauptstrang gehört und was nicht.

Nachdem was ich hier alles gelesen habe, glaube ich, dass ich durchaus viel zu viele Handlungsstränge habe O.o
Am besten, ich fange noch einmal ganz von Vorne an, mit dem Planen :D


Ich danke euch allen für eure Hilfe, ihr habt mir sehr weitergeholfen :)
Liebe Grüße

Tanja

Hallo alle zusammen,

ich habe das Thema ausgegraben, weil ich eine Frage dazu habe:

Wie plant ihr mehrere Handlungsstränge, die parallel verlaufen?

Ich habe folgende Idee:
Durch ein Ereignis verändert sich das Leben der sieben Protagonisten - es ist von vorneherein klar, dass sie alle durch dieses Ereignis miteinander verbunden sind, es ist nur offen, wie.
Im Laufe der Handlung wird dann abwechselnd aus jeder Perspektive wie ein Puzzle klar, wie alles zusammenhängt und am Ende treffen alle aufeinander zum Showdown.

Wie würdet ihr so eine Handlung strukturieren?
Wie plant ihr eine Handlung mit mehreren Charakteren? (in diesem Fall sind alle gleich wichtig für die Handlung, sie sind quasi Teil eines Ganzen)

Plant ihr für jeden Charakter einen Handlungsstrang mit Crossover-Punkten zu anderen Charakteren?
Oder würdet ihr die Geschichte bis zu einem bestimmten Punkt nur aus einer Sicht erzählen und erst später die Perspektive wechseln? (Daran würde mich stören, dass ich mit Rückblicken arbeiten müsste, also die Handlung ähnlich wie in "8 Blickwinkel" erzählen müsste)

Ich bin im Moment etwas ratlos, wie ich das Projekt angehen soll. (Es spukt mir schon sehr lange im Kopf herum)

Vielen Dank für eure Antworten!
Tanja

Churke

Deine glorreichen Sieben sind ziemlich viele Protagonisten. 100 Seiten für einen Protagonisten sind nicht viel. Wenn du jedem den gleichen Raum einräumst  - was du im Prinzip musst, wenn sie gleichwertig sein sollen - hast du schon mal 700 Seiten.  :o
Das halte ich innerhalb eines Romans für nicht beherrschbar.
Um das in den Griff zu kriegen, muss man die Handlungsstränge möglichst früh zusammen führen. Man kann sie auch zunächst zu 2 oder 3 Gruppen zusammen führen.

Habe ich in der Art mehrere POVS, halte ich mich an ein starres Schema ABCDABCD und das auch unbedingt ein. Es zwingt einen, die Figuren auch wirklich gleichwertig zu behandeln. Im Prinzip entwickle ich jeden Handlungsstrang mit Plot und Figuren separat, als ob es die andere Seite nicht gäbe. Ich weiß nur schon, wie sie zusammentreffen, und arbeite mich dann dorthin.

Rückblenden halte ich der Konstellation für einen Plot-Killer. Das kann in einem Fall funktionieren. Dafür geht es 9 anderen Fällen in die Hose.