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Der Folgeband- Wie viel Wiederholung?

Begonnen von Mrs.Finster, 06. Oktober 2017, 20:54:41

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Aphelion

Ich bevorzuge beim Lesen ganz klar "Was bisher geschah". Das liegt auch daran, dass ich keine offenen Reihen lese, wenn ich es vermeiden kann. Dadurch liegen für mich nicht Monate oder Jahre zwischen den Bänden - und selbst wenn, die Reihe sollte auch nach dem zweiten und dritten Lesen noch stimmig wirken. Explizite Wiederholungen finde ich da schnell nervig.

Wiederholungen via "Show don't tell" finde ich aber okay: Wenn eine Figur z.B. stirbt, hat das nunmal Auswirkungen, die sich ganz natürlich einflechten lassen.

Allerdings sind solche Erinnerungshilfen mMn für diejenigen, die die Geschichte schon kennen. Wer mit einem zweiten oder dritten Band anfängt, kennt in der Regel das Risiko und hat dann halt Pech gehabt, wenn sich nicht alles von selbst erklärt.  :ithurtsandstings!:

Faye

Ich habe bis jetzt noch nie eine Buchreihe geschrieben, aber ich finde es auf jeden fall gut, eine gute kurze Zusammenfassung der wichtigen Informationen und Ereignissen aus den Vorbänden zumachen. Natürlich kann das für die, die die Bücher erst kurz vorher gelesen haben und das alles noch wissen nervig sein, aber für diejenigen, die die Bücher nicht oder vor längerer Zeit gelesen haben, kann das sehr hilfreich sein. Du solltest dich wirklich auf das wichtigste beschränken, dass was die Geschichte ausgemacht hat und was für die Folgebände wichtig ist. Auf gar keinen Fall würde ich es zu lang und ausgeschmückt gestalten, da ich persönlich dann als Leser keine Lust hätte, mir alles durchzulesen.

Trippelschritt

Ich verzichte immer auf ein "Was bisher geschah", weil eigentlich fast alles aus dem ersten Band wichtig ist für den zweiten und den dritten etc. Ich versuche stattdessen, nötige Informatioen an den Stellen zu präsentieren, wo sie gebraucht werden. Dort wo es schwierig wird, zerfiltzele ich es in viele kleine Teile und nur ganz selten in einen ganzen Absatz. Ob ich damit erfolgreich bin, müssen meine Leser entscheiden. Aus einigen Kommentaren kann ich erschließen, dass mir nicht alle Leser immer folgen können. Andererseits bekomme ich aber auch Kommentare, die den Anspruch loben. Ich befürchte, allen kann man es nicht recht machen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Churke

Gebraucht werden ist genau der Punkt. Meiner Meinung nach braucht der Leser nicht alles zu wissen. Historische Romane zeigen, dass man den Leser auch ohne Erklärbärchis in Welt und Handlung einführen kann. Dass der Roman selbst nur einen Bruchteil dessen abdeckt, was man darüber sagen könnte, gehört zum Spiel dazu.
Man kann es ja auch anders herum betrachten: Warum soll ich dem Leser, der mit Band 2 anfängt, schon haarklein verraten, was in Band 1 geschehen ist? Wenn er das wissen will, kann er ja das Buch kaufen. Ich garantiere in jedem Band für ungeschmälerten Lesespaß.  ;D

Ein Problem sind natürlich Bücher, die mittendrin einfach abbrechen. Da frage ich aber nicht: "Wie briefe ich den Leser?" sondern "Bist du von allen guten Geistern verlassen???"




Tigermöhre

Die allerschlimmsten Wiederholungen, die ich jemals gelesen habe, waren in der Ayla-Reihe.
Dort wird schon in der zweiten Hälfte des ersten Bandes erzählt, was am Anfang passierte. ::) Und das zieht sich durch die ganze Reihe. Im 4. Teil wird mindestens 4x ausgeschrieben erzählt, wie Ayla im zweiten Teil ihr Pferd bekommt. Nach meinem Eindruck hätte man ab dem 2. Teil alle Bücher um mindestens die Hälfte kürzen können, weil das nur Wiederholungen waren.
Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob die Autorin ihre Leser wirklich für so doof hält, und wo das Lektorat da war.

Silvia

Falle ich als Leser hier so aus dem Rahmen?  ;D Ich persönlich finde so etwas nämlich überflüssig und habe da immer das Gefühl, man traut mir als Leser nicht zu, mir etwas zu merken und muss mir deshalb nochmal alles ein zweites Mal vorkauen. Entweder ich weiß noch, was in Band X vorher passiert ist (ok, ich habe auch ein gutes Gedächtnis für solche Dinge) - oder ich muss halt nochmal nachgucken. Viel besser finde ich es, wenn der Autor relevante Infos kurz (!) in den laufenden Text einbaut.

Trippelschritt

#21
Zitat von: Tigermöhre am 10. Oktober 2017, 10:26:28
Die allerschlimmsten Wiederholungen, die ich jemals gelesen habe, waren in der Ayla-Reihe.
Dort wird schon in der zweiten Hälfte des ersten Bandes erzählt, was am Anfang passierte. ::) Und das zieht sich durch die ganze Reihe. Im 4. Teil wird mindestens 4x ausgeschrieben erzählt, wie Ayla im zweiten Teil ihr Pferd bekommt. Nach meinem Eindruck hätte man ab dem 2. Teil alle Bücher um mindestens die Hälfte kürzen können, weil das nur Wiederholungen waren.
Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob die Autorin ihre Leser wirklich für so doof hält, und wo das Lektorat da war.

Mir ist das gar nicht als so negativ aufgefallen. Ich hatte meine Schwierigkeiten eher mit den Sexszenen oder stellenweiser moderner Sozialkritik. Ich hatte bei der  Frau Auel immer das Gefühl, dass das ihre Art des Schreibens war, denn ihr erklärtes Ziel war es ja, jene Zeit lebendig zu machen, und sie hatte enorm viel recherchiert. Sagt sie jedenfalls. Und wenn diese Wiederholungen bereits im ersten Band auftauchen, für den es keinen Vorgänger gibt, dann sind die Wiederholungen wohl nicht die, über die wir hier diskutieren. Wenn ich mich richtig erinnere, kamen Wiederholungen, die zum Verständnis des Plots beitragen sollten, immer dann, wenn man sie brauchte.

Aber ich bin in jedem Fall Deiner Meinung, dass sie grundsätzlich Vieles doppelt und dreifach schrieb.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Edit: Posts haben sich überschnitten
@ Silvia
Ich glaube, dass Du mit Deiner Meinung in diesem Thread gar nicht so allein bist.


Tigermöhre

Im ersten Teil gibt es eine Szene, in der sie zusammenfasst, was am Anfang passierte. Ich glaube, Ayla erinnerte sich daran, was sie bereits erlebt hatte, oder so. (Es ist schon einige Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe, aber es irritierte mich damals sehr.)
Und in den weiteren Büchern streut sie an allen möglichen und unmöglichen Stellen Erklärungen ein, was in den vorhergehenden Bänden geschah, ich finde es also schon passend.
Die Sexszenen waren auch echt nervig. Ich sage ja immer, die Bücher bestehen zu 1/3 aus Wiederholungen, 1/3 aus Sexszenen und 1/3 aus Landschaftsbeschreibungen. ;D Der Plot versteckt sich irgendwo dazwischen.

Trippelschritt


Alana

ZitatDer Plot versteckt sich irgendwo dazwischen

Die hatten Plot?  :o

Also ich hab die glaube ich damals nur wegen der Sexszenen gelesen und das hätten für mich ruhig mehr sein können, die musste man sich ja echt hart erarbeiten.  ;D
Alhambrana

canis lupus niger

Wenn es sich um eine Reihe handelt, finde ich es dem Leser (und Kunden) gegenüber fair, jeden Band so zu schreiben, dass er auch für sich allein gelesen werden kann.

Das bedeutet für mich, dass ich alle notwendigen Informationen aus den vorangegangenen Bänden auf angenehm lesbare Weise am Anfang in die neue Geschichte einbaue. Diese Informationen versuche ich zu einem lesenswerten Teil der neuen Geschichte zu machen. Und genauso schließe ich jeden Band zumindest mit einem Zwischenergebnis ab. Absolute Cliffhanger halte ich für unfair, vor allem, wenn noch nicht abzusehen ist, wann der nächste Band erscheint. Das heißt natürlich nicht, dass der Leser auf den nächsten Band nicht neugierig sein darf.  ;D

Trippelschritt

Wenn ich dem zustimmen sollte, würde es bedeuten, dass man den Folgeband so gut wie fertig haben muss, bevor ein Buch auf den Markt kommt. Ich selber bin aus methodischen Gründen nicht unbedingt ein Fan von Cliffhängern, aber gerade in Serien lässt es sich nicht immer vermeiden, denn ein nur vorläufiger Abschluss ist eine der häufigsten Schlussszenen, gerade weil es Serien sind.

In diesem Zusammenhang verstehe ich auch den Begriff "fair" nicht. Stammt der nicht ursprünglich aus Sport und Spiel? Hier geht es aber um Kunden(Leser)bindung.

Liebe Grüße
Trippelschritt

canis lupus niger

#27
Und Kunden muss man nicht "fair" behandeln, im Gegensatz zu Sportpartnern?  ;) Ich meine: doch.

Diesen Begriff verwende ich deshalb im Zusammenhang mit dem Verkauf von Büchern, weil ich meine, dass ein befriedigendes oder noch besseres Lese-Erlebnis ein "Ergebnis" der in der Geschichte miterlebten Mühen enthalten sollte. Ein gutes, bzw faires Geschäft ist eines, mit dem beide Seiten zufrieden sind. Schließlich will ich ja, dass die Kunden meine nächsten Bücher auch noch kaufen und lesen wollen.

Und den Folgeband muss ich nicht unbedingt fertig haben, aber ich denke, dass ein Entwurf für den oder die Folgebände schon existieren sollte. Sonst wüsste ich auch nicht mit Bestimmtheit, ob es eine Reihe wird. Ohne das ginge auch ein Cliffhanger nicht.

Churke

Zitat von: Trippelschritt am 12. Oktober 2017, 13:10:58
Wenn ich dem zustimmen sollte, würde es bedeuten, dass man den Folgeband so gut wie fertig haben muss, bevor ein Buch auf den Markt kommt.

Ich meine: Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Wenn ich den Plot in Bd. 1 richtig zu Ende führe, dann brauche ich in Band 2 keine Nacherzählung. Das schließt einen Cliffhanger nicht aus. Der Leser muss nur wissen, wieso der Held an den Klippen hängt, und nicht, warum er den Schurken geküsst und die Prinzessin genagelt hat.  ;)
Als Autor nutze ich meine Möglichkeiten, um das zu steuern.


Yamuri

Ich arbeite bei meiner Reihe so, dass ich bewusst erstmal alle Bände schreibe, bevor ich einen veröffentliche.
Das erleichtert mir die Arbeit und verhindert später, dass Leser all zu lange auf einen Folgeband warten müssen.
Die Bände werden zum Teil Cliffhanger haben, da es im Grunde eine lange Geschichte ist, die auf mehrere Bände verteilt ist und die ich einfach nicht in einem Band von 400-500 Seiten unterbringe, sondern eher 4 Bänden von eben dieser Länge.
Wiederholungen habe ich eigentlich nicht geplant, ebenso wenig ein was bisher geschah.
Ggf. werde ich aber eine Zeittafel mit wichtigen Ereignissen einbauen.
Das könnte durchaus sinnvoll sein, da sich die Geschichte über einen längeren Zeitraum hinzieht.
Allerdings plane ich auch Leser mit den Folgebänden (da sie ja bei Veröffentlichung des ersten Bandes bereits fertig sind) auch nicht zu lange warten zu lassen.
Vielleicht im Jahresrythmus einen Band raus bringen.
Muss ich dann schaun, wenn es soweit ist.
Da mir mein jetziger Brotjob viel Spaß bereitet, stehe ich nicht unter dem Druck möglichst schnell mit dem Veröffentlichen zu beginnen.
Alles hat seine Zeit. :)
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman