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Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!

Begonnen von FeeamPC, 20. Juli 2017, 14:48:27

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Leann

Mir macht Schreiben auch Spaß. Oft freue ich mich schon den ganzen Tag auf den Abend, weil ich dann endlich wieder schreiben kann. Während des Schreibens versinke ich in einer anderen Welt. Ähnlich wie beim Lesen, nur noch besser.

Was mir keinen Spaß macht:
- Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll.
- Das Gefühl von Unzulänglichkeit, das es mir oft schwer macht, anzufangen.
- Die Zweifel zwischendurch.
- Das Überarbeiten.
- Exposé schreiben.
- Die bittere Erkenntnis, dass ich nie wirklich gut schreiben werde, sondern trotz aller Mühen immer bestenfalls durchschnittlich bleiben werde.
- Dass niemand meine Bücher liest.
- Mein ewiges Rumgejammere.  ;D

Aber das Schreiben, yej, das macht Spaß!  :vibes:


Sprotte

#16
Zitat von: Coppelia am 20. Juli 2017, 16:15:55
Kennt denn außer mir noch jemand Spaß  während des Schreibens? :hmmm: Ich habe natürlich auch nicht die ganze Zeit welchen, aber eben doch häufiger mal.
Bei Sprotte würde ich ihn jetzt z. B. vermuten. :) Auch bei vielen anderen, aber sie fällt mir als erste ein.

Definitiv!
Ja, Schreiben ist auch für mich reine Notwehr, weil die Geschichten unbedingt rauswollen und ich sonst wohl einfach platzen würde. Aber ich habe Spaß beim Schreiben. Ich lache, ich möchte Fingernägel kauen, ich grinse gehässig und ziehe aus dem Schreibprozess gewaltige Freude. Alles, was danach kommt, ist für mich eher technisch und nicht so lebendig wie das Geschichtenerzählen an sich.

Angela

Ich hasse die Erstfassung schreiben. Ich kann es nicht, quäle mich damit herum und komme mir vor, als wäre ich die unfähigste Autorin der Welt. Dann arbeite ich daran und das finde ich toll. Ich überarbeite für mein Leben gerne, poliere jeden Satz, bis er für mich richtig klingt. Ich habe das schon einige Male geschrieben, aber für mich ist Text eine Form von Musik, sie muss sauber klingen, das liebe ich.

Alana

#18
ZitatDenn ja, natürlich will ich am aller liebsten geschrieben haben – ich will das sogar so sehr, dass ich sogar dafür bereit bin, zu schreiben

Ich finde das gerade total spannend, denn für mich war bisher immer ganz klar: wenn mir schreiben keinen Spaß macht, dann ist was faul. Meistens liegt es daran, dass mein Plot nicht gut ist oder die Figuren langweilig, oder die Liebesgeschichte ist nicht wirklich spannend. Für mich ist "ich hab keinen Bock zu schreiben" ein ganz eindeutiger Indikator, dass was falsch läuft. Es ist bei mir nicht normal und daher akzeptiere ich das auch nicht einfach so, sondern suche nach der Ursache. Aber natürlich ist es eigentlich ganz logisch, dass es auch Leute gibt, denen das Schreiben keinen Spaß macht, vor allem, wenn wir wirklich nur vom Schreiben selbst reden, und nicht auch noch vom Plotten und überarbeiten. Es ist ja fast überall so, dass dem einen das eine Spaß macht und anderen eben das andere. Warum sollte es also keine Leute geben, die zwar gern plotten, aber nicht so gern schreiben? Ich kann das sogar gut verstehen, mir macht es selbst oft genug keinen Spaß und ich quäle mich durch ein First Draft, aber ... siehe oben. Ich muss aber dazu sagen: ich liebe alle Arbeitsschritte, ich schreibe sogar gerne Exposés. Nicht immer, nicht bei jedem Buch mag ich alle Schritte, aber im Prinzip, wenn alles gut läuft, dann schon. Manchmal hasse ich natürlich alles, aber dann liegt es meist daran, dass mir das ganze Drumherum zu viel wird, die Deadlines, der Leistungsdruck etc. Aber dann hilft es mir eben auch, mir zu sagen: Hey, niemand zwingt dich, das zu machen. Du bist Berufsautor, weil es dir ermöglicht, den ganzen Tag zu schreiben, wenn dir das also keinen Spaß mehr macht, ist das alles total sinnlos. Das hilft mir dann wieder, die richtige Perspektive zu finden, und deswegen habe ich diesen Tipp bisher auch immer so weitergegeben. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass jemand schreiben wollen könnte, ohne es wirklich zu genießen, das ist wirklich spannend.

ZitatWas mir keinen Spaß macht:
- Wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll.
- Das Gefühl von Unzulänglichkeit, das es mir oft schwer macht, anzufangen.
- Die Zweifel zwischendurch.
...
- mein ewiges Rumgejammere

Das unterschreibe ich. Für mich, nicht für dich. Ich habe vor ner Weile festgestellt, dass ich echt ständig gejammert habe und dass ich mir damit vor allem selbst viel kaputt mache. Also habe ich damit aufgehört. Ich finde jetzt allerdings nicht, dass du viel jammerst und ab und zu muss man das auch dürfen.  :knuddel:
Alhambrana

FeeamPC

@Trippelschritt: Oh, das soll keineswegs als Klage verstanden werden. Ich klage nicht, im Gegenteil, ich komme sehr gut damit klar. Ich stemme mich nur gegen den häufig gehörten Tenor, dass Schreiben Spaß machen soll.
Spaß ist für mich etwas anderes. Schreiben ist Arbeit, wenn auch eine, die zutiefst zufriedenstellend, weil nicht fremdbestimmt ist. Aber trotzdem Arbeit, zu der ich mich oft genug zwingen muss. Arbeit, die mich fordert, die mich an meinem eigenen Können zweifeln lässt, die frustrierend sein kann und oft genug nur im Schneckentempo läuft.
Einer der Gründe, weshalb ich selbst dafür sorge, dass ich Deadlines habe und die auch einigermaßen einhalten muss, weil genügend andere Leute davon wissen, denn sonst würde ich manches Mal den Elan nicht aufbringen, mich doch noch hinter den Schreibtisch zu setzen.

@Alana: Vermutlich empfindet jeder ohnehin etwas ganz Unterschiedliches unter Spaß. Das, was du als Spaß definierst, wäre bei mir ungetrübte Schaffensfreude. Aber immer noch etwas, was ich beim Schreiben eher selten erlebe. Erst hinterher, wenn das Manuskript steht, kommt bei mir der Spaß, Cover machen, Inhalte polieren, sich einfach freuen, dass etwas wirklich fertig ist.

Shedzyala

Zitat von: Alana am 20. Juli 2017, 18:53:25
Für mich ist "ich hab keinen Bock zu schreiben" ein ganz eindeutiger Indikator, dass was falsch läuft. Es ist bei mir nicht normal und daher akzeptiere ich das auch nicht einfach so, sondern suche nach der Ursache.

Lustig, bei mir sind die Szenen, bei denen ich das Schreiben am meisten hasse, bei denen ich mich ja fast schon körperlich schmerzhaft gegen alle inneren Widerstände an die Tastatur zwingen musste, diejenigen, die von Testleser am höchsten gelobt werden. Daraus habe ich gelernt: Der Leser liebt es, wenn ich mich so richtig quäle ;D

Zitat von: Alana am 20. Juli 2017, 18:53:25
Das hilft mir dann wieder, die richtige Perspektive zu finden, und deswegen habe ich diesen Tipp bisher auch immer so weitergegeben. Ich habe nie darüber nachgedacht, dass jemand schreiben wollen könnte, ohne es wirklich zu genießen, das ist wirklich spannend.
Dieser Tipp (den man ja häufiger hört) ist für jemanden wie mich toxisch, denn für mich fühlte es sich dann immer so an, als würde etwas mit mir nicht stimmen. So in dem Sinne: Na toll, jetzt versage ich schon bei sowas Einfachem wie Spaß an dem zu haben, was ich mir freiwillig ausgesucht habe. Vor allem weil auf ein "Geständnis" meist ein flapsiges "Warum machst du das denn, wenn's dir keinen Spaß macht?" folgt.

Zitat von: Angela am 20. Juli 2017, 18:19:55
Ich hasse die Erstfassung schreiben. Ich kann es nicht, quäle mich damit herum und komme mir vor, als wäre ich die unfähigste Autorin der Welt. Dann arbeite ich daran und das finde ich toll. Ich überarbeite für mein Leben gerne, poliere jeden Satz, bis er für mich richtig klingt. Ich habe das schon einige Male geschrieben, aber für mich ist Text eine Form von Musik, sie muss sauber klingen, das liebe ich.
Exakt so geht es mir auch! Ich liebe es, eine halbe Stunde lang über einem einzigen Satz zu brüten, weches Wort am Satzanfang wohl am besten klingt :vibes:
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Leann

Sehr spannend. Jedem macht also was anderes Spaß am Gesamtprozess. Blöd wäre es nur, wenn es Autoren gäbe, denen gar nichts daran gefällt.
ZitatErst hinterher, wenn das Manuskript steht, kommt bei mir der Spaß, Cover machen, Inhalte polieren, sich einfach freuen, dass etwas wirklich fertig ist.
Dann hat es seinen Reiz für mich schon verloren und ich widme mich lieber etwas Neuem. Das ging ja schon so weit, dass ich ernsthaft überlegt habe, nur noch zu Schreiben. Ohne Überarbeiten, Veröffentlichen und den ganzen Kram. Dann wollte ich den Lesern meine Werke aber doch nicht vorenthalten.  :)
Was ich aber wirklich unerträglich schlimm finde: Lesungen. Ich habe es mehrmals ausprobiert und mich dazu entschieden, das zu lassen.

Alana

#22
ZitatLustig, bei mir sind die Szenen, bei denen ich das Schreiben am meisten hasse, bei denen ich mich ja fast schon körperlich schmerzhaft gegen alle inneren Widerstände an die Tastatur zwingen musste, diejenigen, die von Testleser am höchsten gelobt werden.

Das ist ja wieder ein anderes Thema. Bei mir variiert das. Manchmal sind die Szenen, die ich in einem Guss runterschreibe, meine allerbesten, manchmal sind sie totaler Schrott, obwohl es großen Spaß gemacht hat. Und manchmal quäle ich mich mit einer Szene und sie ist hinterher immer noch mies, manchmal rackere ich mich an jedem Satz ab und es wird dann auch richtig gut.

ZitatIch liebe es, eine halbe Stunde lang über einem einzigen Satz zu brüten, weches Wort am Satzanfang wohl am besten klingt

Das mag ich auch total, ich überlege oft sehr genau, wie ich mich ausdrücke und welcher Sinn dabei zwischen den Zeilen entstehen soll. Seit ich selbst schreibe, kann ich auch glauben, dass es wirklich Autoren gibt, die all das in die Texte reinschreiben, was man in der Schule rauszulesen versucht. Nicht notwendigerweise die, die man dort bespricht, natürlich. ;D Und bei mir hat das ganze auch lange nicht so ein Level und so eine Dichte. Aber ich tue es und es macht mir großen Spaß.
Alhambrana

Fynja

Ich muss sagen, es beruhigt mich sehr, zu lesen, dass es anderen oft so geht, dass beim Schreiben selbst der Spaß fehlt. (Natürlich freue ich mich umso mehr für alle, die meistens Spaß dran haben :D). Bei mir ist es so, dass ich es liebe, mir Geschichten und Figuren auszudenken - aber allzu oft ist das Niederschreiben davon mehr Qual als Spaß, manchmal auch ganz okay, aber den Schreibflow, den ich mal kannte, habe ich schon lange nicht erlebt. Ich glaube, wenn ich es schaffen würde, mit weniger Kopf dabei zu sein und mehr Herz und wieder in den Flow reinzukommen, wenigstens manchmal, käme auch der Spaß wieder. Aber auch ohne diesen Spaß beim Schreiben selbst ist mir das Geschichten-erzählen-wollen auch zu wichtig und es tut mir zu gut, um es sein zu lassen.
Dafür erlebe ich in letzter Zeit diesen Flow oft beim Plotten, wenn ich Lösungen für verstrickte Wendungen finde oder Plotholes stopfen und miterleben kann, wie die Geschichte und die Figuren entstehen. Wenn ich einen Roman weniger plotte, macht mir das Schreiben wohl auch deshalb mehr Spaß, weil ich da eben beim Schreiben noch mehr von diesem "Geschichten erfinden" habe - leider kommt ohne Plot bei mir meistens kein guter oder oft gar kein ganzer Roman heraus.  ::) Aber das Wörter finden, ausformulieren... brr. Es ist oft tatsächlich der unspaßigste Teil des ganzen Prozesses.

Überarbeiten ist bei mir eine Hassliebe. Bei "Dem Horizont entgegen" hat mir das Überarbeiten teilweise richtig Spaß gemacht, weil ich wirklich das Gefühl hatte, einen Rohdiamenten zu schleifen und mich neu in die Figuren zu verlieben. Bei Silberseele ist es gerade das Gegenteil - ich war verliebt in die Geschichte, aber das Überarbeiten desillusioniert und ich habe das Gefühl, eher zu verschlimmbessern.

Sascha

Mir geht es genau umgekehrt wie @Angela. Ich habe oft wirklich Spaß daran, die erste Fassung runterzuschreiben. Besonders dann, wenn die Szene auch noch witzig ist. Aber das ewige Überarbeiten danach, das ist für mich eine einzige Qual.

Shin

Interessante Ansichstsweisen in diesem Thread.
Mir macht das Schreiben seit Jahren keinen Spaß. Es macht mir Spaß mir Geschichten auszudenken und besonders mit anderen Leuten Ideen hin und her zu werfen; etwas in Gedanken zu erschaffen. Aber geht es dann an das richtige Schreiben? Keinen Spaß. Wenn ich dann mal den Anfang überwinde und etwas länger schreibe, wird es auch nicht besser. Ich bin danach vielleicht ein wenig froh, etwas geschafft zu haben, aber der Spaß ist nicht da.
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Kaeptn

Hach, gut zu lesen, dass es mehr Leuten so geht wie mir.  Dachte schon oft, ich wäre da die Ausnahme.

Ich würde in meinem Fall sagen: Das Formulieren macht mir keinen Spaß. Ich liebe es Ideen zu entwickeln, Bilder in meinem Kopf aneinanderzureihen, Charaktere auszugestalten. Ja, auch in mir ist eine Welt, die nach außen brechen will. Aber das Ausformulieren, das macht mir oft keinen Spaß. Oft wünsche ich mir ein Interface, dass die Bilder in meinem Kopf automatisch in Sprache umwandelt.

Nicht, dass ich nicht schnell tippen könnte oder Probleme beim Formulieren hätte. Wenn ich mich erstmal überwunden habe anzufangen und eine Szene gut läuft, dann habe ich sogar manchmal Spaß. Aber es gibt Tage, da mache ich sogar lieber Hausarbeit, als mit dem Schreiben anzufangen. Dementsprechend langsam komme ich voran und ärgere mich jeden Abend, dass ich mich wieder nicht vorher habe überwinden können und deshalb wenig/nichts geschafft habe. Aber so sehr ich mir auch vornehme, es am nächsten Tag anders zu machen, es ist immer wieder dasselbe. Wäre Prokrastinieren olympisch, hätte ich wohl gute Chancen ins deutsche Aufgebot zu kommen.

Aber klar, wenn ich mal was fertig habe, dann erfüllt mich das auch mit Freude und Stolz. Sonst würde ich es ja ganz aufgeben.

Shin

Zitat von: Kaeptn am 21. Juli 2017, 11:20:20
Ich würde in meinem Fall sagen: Das Formulieren macht mir keinen Spaß. Ich liebe es Ideen zu entwickeln, Bilder in meinem Kopf aneinanderzureihen, Charaktere auszugestalten. Ja, auch in mir ist eine Welt, die nach außen brechen will. Aber das Ausformulieren, das macht mir oft keinen Spaß. Oft wünsche ich mir ein Interface, dass die Bilder in meinem Kopf automatisch in Sprache umwandelt.

Genau das kenne ich. Kannst du das Interface bitte für uns beide entwickeln?
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Sternsaphir

Ich melde hiermit auch Interesse an einem solchen Interface an.
Dann könnte ich auch schneller und unbemerkt schreiben.

Im Ernst: bei mir ist es mal und mal so. Manchmal habe ich sehr viel Spaß am Formulieren und manchmal muss ich mich zu jedem Satz treten.
Solange sich das Ganze die Waage hält, bin ich aber zufrieden.
Das einzige was nervt, ist, dass ich nicht immer in den "Flow" komme oder sehr lange brauche und mich vorher die Lust verlässt. Also kurz Pause machen, dann weiterschreiben. Nur leider werden dadurch meine Sätze nicht besser, sondern eher abgehackter.

HauntingWitch

Zitat von: Dämmerungshexe am 20. Juli 2017, 15:54:53
Ich glaube generell muss man da unterscheiden zwischen: "Spaß machen" und "glücklich machen".

Genau diese Unterscheidung mache ich auch. Schreiben ist für mich kein Spass. Ich schreibe aus einem inneren Drang heraus, weil ich sonst platze (wie es jemand weiter oben schon so schön formuliert hat ;D). Nicht, um Spass zu haben oder "aus Spass". Das ist für mich etwas anderes.
Spass haben ist, für mich, ein Konzert meiner Lieblingsband zu besuchen.
Spass haben ist, mit 100 Sachen auf dem Motorrad über eine Pass zu brettern (nein, das mache ich selbst nicht, aber ich bin schon hinten drauf gesessen)
Spass haben ist Kirmes oder Vergnügungspark.
Spass haben ist stundenlange Diskussionen inklusive Lachanfälle mit Freunden.

Schreiben ist für mich nicht "Spass haben", auch wenn ich es gerne tue. Schreiben ist etwas, das mich glücklich macht und ohne das ich nicht sein könnte, aber es entzieht sich meiner Definition von "Spass". Es ist viel mehr als das.

Ich denke, die meisten schreiben aus einem inneren Antrieb und nicht, weil sie denken: "Was mache ich denn heute? Lass uns ein bisschen Spass haben und einen Roman schreiben, yay!" ;) Ich denke auch, dass es nicht wichtig ist, dass einem das Schreiben "Spass macht". Das sagen wir zwar uns gegenseitig zwar immer, aber zumindest ich meine damit eigentlich etwas anderes. Nämlich, dass es für einen Sinn machen muss, dass man im Optimalfall Freude daran hat (nicht gleich Spass) und dass es einem guttun soll. Das muss nicht während des Schreibens sein, das kann auch danach eintreten (wie das klingt :versteck:).

In den letzten sechs Monaten habe ich mich oft gefragt, warum ich plötzlich diese Krise hatte und warum ich jetzt die "spassigen" (im Sinne von Sprotte, mit Händereiben und fiesem Lachen schreibbaren) Action-Fantasy-Sachen aufgegeben habe und mir diese beiden anderen Projekte antue. Emotional und psychologisch schwierige Projekte, ja, es ist das Schwierigste, was ich jemals in Angriff genommen habe. Es macht zu 99 Prozent keinen Spass und ich schreibe es nur, weil es unbedingt raus will. Ich habe mich gefragt, was das soll, warum ich die Sachen nicht anders, einfacher herauslassen kann. Und dann habe ich ein Interview mit Bowie gehört, da sagte er, ungefähr: "Wenn ich an einem Abgrund stehe und der Boden bebt, und ich mich allmählich unwohl fühle dabei, dann weiss ich, dass ich etwas Interessantes tue. Etwas, das es wert ist, getan zu werden." Das war wie eine Offenbarung für mich. Genau so geht es mir im Moment und ja, vielleicht brauche ich das, dieses Gefühl am Abgrund zu stehen, wenn der Boden bebt, weil es für mich erst dann wirklich Sinn macht. Weil ich dann das Gefühl habe, dass der Inhalt, den ich produziere, von Bedeutung ist. Oh Mann, wenn das so hier steht, klingt es total verrückt.  :rofl: