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Wann darf man mit dem Schreiben aufhören und wie?

Begonnen von Sanjani, 19. April 2017, 09:27:19

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Sanjani

Ihr Lieben,

das Thema über abgebrochene Projekte hat mich nun endgültig dazu bewegt, mit euch ein Thema zu teilen, das mir schon länger im Kopf herum geht. Falls es doch besser zum Verzweiflungsthread passt, bitte andocken, aber eigentlich ist es keine Verzweiflung, die mich gepackt hat, eher eine Art resigniertes Kalkül.

Gibt es einen Zeitpunkt, an dem man sich eingestehen muss, dass das Schreiben einfach nichts mehr für einen ist? Oder nein, korrekter wäre wohl das Geschichtenerfinden, aber vielleicht ist das auch nur Haarspalterei. Ich leide ja schon seit mehreren Jahren an akut-chronischer Ideenlosigkeit, und das ist kein Witz. Ich habe seit bestimmt zwei Jahren kaum noch irgendwas zu Papier gebracht. Letztes Jahr mal ein paar Seiten, aber das war sehr unbedeutend, nur eine vage Idee, die sich nicht verfestigt hat.

ich habe zwar noch mein Mammut High Fantasy Projekt, aber eigentlich habe ich momentan keine Lust auf High Fantasy, und auch da sind noch keine weiteren Ideen vorhanden. Ich müsste erst mal das fertig schreiben, was schon da ist. Aber dazu habe ich keine Lust, weil ich weiß, dass es damit dann auch nicht mehr weiter geht.

Ich habe es dann auch mit einer Dystopie versucht. Auch diese ist mangels Ideen bzw. eigentlich sogar mangels Gesamtkonzept gescheitert. Ich habe es mit einem Paten versucht und mit einer Plotgruppe. Auch das hat nichts genützt. Ich lese wieder mehr als früher, und wenn ich irgendwelche tollen Ideen lese, denke ich, wow, warum ist mir das nicht eingefallen? Und dann juckt es mich wieder in den fingern - nur was sollte ich schreiben ohne auch nur irgendeine sinnvolle, zusammenhängende, neue Idee, die mich dann ja auch noch begeistern müsste?

Ich habe überlegt, ob ich dieses Hobby, das mich früher ja sehr viel begleitet hat, nicht einfach aufgeben sollte, und wenn ja, wie das aussehen sollte? Wenn ich keine Lust mehr auf meinen Sport habe, kündige ich im Verein. Wenn ich keine Lust auf meine Arbeit habe, suche ich mir eine neue. Aber das Schreiben tue ich ja für mich selbst. Ich habe überlegt, aus dem Tintenzirkel auszutreten. Bin ja eh nur noch selten da. Aber irgendwie bringe ich das dann doch nicht übers Herz. Ich habe dann überlegt, vielleicht meine ganzen Schreibsachen irgendwo zu archivieren und Scrivener von meinem Rechner zu entfernen. Aber ich nutze das Programm auch noch für andere Dinge. Und vielleicht ist der Zeitpunkt, das Schreiben komplett aufzugeben, ja doch noch nicht gekommen.

Ich vermute mal, dass es hier nicht so viele "Schreibabbrecher" gibt, aber falls doch, würde ich mich über euere Meinungen zum Thema freuen.

Viele Grüße

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Dämmerungshexe

Ich glaube ich hatte auch schonmal eine fünf Jahre anhaltende Phase, in der ich fast nichts geschrieben habe, vor allem nichts Sinnvolles, nichts Neues, nichts Spannendes. Irgendwann ist der Knoten dann geplatzt und es ging wieder. Gerade, als ich schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte.

Versuch das Schreiben aufzugeben, es wird irgendwann sowieso zu dir zurück kommen. Es ist wie eine Katze - gerade wenn du sie endgültig rausgelassen hast, will sie wieder rein.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Shea

Hallo Sanjani,

ZitatIch leide ja schon seit mehreren Jahren an akut-chronischer Ideenlosigkeit, und das ist kein Witz. Ich habe seit bestimmt zwei Jahren kaum noch irgendwas zu Papier gebracht. Letztes Jahr mal ein paar Seiten, aber das war sehr unbedeutend, nur eine vage Idee, die sich nicht verfestigt hat.

ich habe zwar noch mein Mammut High Fantasy Projekt, aber eigentlich habe ich momentan keine Lust auf High Fantasy, und auch da sind noch keine weiteren Ideen vorhanden. Ich müsste erst mal das fertig schreiben, was schon da ist. Aber dazu habe ich keine Lust, weil ich weiß, dass es damit dann auch nicht mehr weiter geht.

DIESE Worte hätten glatt von mir kommen können. Vorallem was das "Mammut High Fantasy Projekt" angeht. Der einzige Unterschied ist wohl, dass ich mega viel Lust auf High Fantasy habe, aber ich einfach irgendwie... feststecke und auch nicht weiterkomme. Ich kann Weltenbau, ich kann Charakterentwicklung.. also all die Dinge, die im Grunde nichts mit dem eigentlichen Schreiben zu tun haben. Das Schreiben selbst.. hm... kann ich irgendwie nicht. Oder gerade nicht. Oder nicht mehr.  :(

ZitatIch habe überlegt, ob ich dieses Hobby, das mich früher ja sehr viel begleitet hat, nicht einfach aufgeben sollte, und wenn ja, wie das aussehen sollte? [...] Ich habe überlegt, aus dem Tintenzirkel auszutreten. Bin ja eh nur noch selten da. Aber irgendwie bringe ich das dann doch nicht übers Herz.

Ich kann gar nicht mehr nachvollziehen, WIE oft ich schon nur einen Klick davon entfernt war mein Profil löschen zu lassen. Einfach weil ich das Gefühl hatte/habe hier fehl am Platz zu sein. Hier sind so viele wundervoll kreative Menschen und dann... bin da ICH. *seufz* Im Moment halten mich eher die vielen lieben Menschen davon ab den TiZi wirklich zu verlassen, denn so einige habe ich doch arg ins Herz geschlossen.

Sei dir sicher, dass du mit diesem Problem hier nicht alleine bist (und wenn ich nur die einzige wäre, die ebenfalls derartige Gedanken hegt und derartige Probleme hat), aber ich hoffe, dass es dir gelingt wieder zum Schreiben zu finden. Vielleicht ist ein wenig Abstand tatsächlich das richtige und genau das, was am Ende hilft. Ich weiß es nicht, auch wenn ich dir gerne eine größere Hilfe diesbezüglich wäre. Aber zumindest stehe ich dir als "Leidensgenossin" bei. Fühl dich mal gedrückt.  :knuddel:

Tanrien

#3
Ich habe vor einiger Zeit mal versucht, einen Thread zu (Monate oder Jahre lang andauernden) bewusst gestalteten Schreibpausen ins Rollen zu bringen. Da gab es ein paar Posts zu, mit Erfahrungsberichten. Allerdings aus dem gleichen Grund, den du hier im letzten Absatz anführst, natürlich nicht so viele. http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=18668.msg850376#msg850376

Ich denke, wenn es jemanden wirklich "quält" weiter mit dem Schreiben, sei es über Scrivener, die Projektdateien oder eben den Tintenzirkel, konfrontiert zu werden, kann ein radikaler Bruch vielleicht helfen. Final ist ja letztendlich nie was. Wenn du in zwei, fünf, zehn Jahren sagst, du willst wieder zum Schreiben zurück, kannst du das ja sehr einfach tun. Wenn du allerdings frustriert bist, aber manchmal doch schreiben willst, hilft vielleicht auch eine Pause, die als solche bezeichnet wird, oder, wenn du das noch nicht versucht hast, eine Loslösung von den diesen Zwängen. Gedichte schreiben, andere Formate, fiktionale Tagebucheinträge, Fanfiction, etc. pp. Also etwas, das Schreiben ist, aber vielleicht weit genug weg von dem, was du bisher machst, um neue Ideen überhaupt zu erlauben. Oder eben die Pause mit bewusster Distanzierung. Und wenn du dann nicht wieder zum Schreiben zurück kommst, ist das ja auch okay.  :knuddel:

Zwei neue Posts während ich das getippt habe.

Feuertraum

Liebe Sanjani,

ich verstehe Ihre Gedanken. Ich verstehe sehr gut, dass man am liebsten alles hinschmeissen mag, weil sich Träume und Wünsche und Hoffnungen nicht so erfüllen, wie man sie sich am Anfang vorgestellt hat.
Wäre ich jetzt ein kühl-analytischer Geist a la Mister Spock von der Enterprise, würde ich sagen: Mit dem Schreiben aufhören? Jederzeit. Sie schreiben ja selber: Wenn der Sport keinen Spaß mehr macht, treten Sie aus dem Verein aus, wenn Ihnen die Arbeit keinen Spaß mehr macht, suchen Sie sich eine neue. Das klingt nach einer Logik und nach Gedanken, die Sie präzise skalpiert haben. Also müsste der Kopf - oder genauer gesagt eine "innere Stimme" - Ihnen auch sagen: Dir macht Schreiben keinen Spaß mehr? Dann lass es bleiben!
Jetzt stelle ich mir aber die Frage: Wenn Sanjani fragt, wann und wie man mit dem Schreiben aufhören kann und dann einen Text dazu schreibt, der eben nach Gründen sucht, will sie dann wirklich eine irgendwo liebgewonnene Tätigkeit "Knall auf Fall" aufgeben? Will sie wirklich etwas, was sie ihr Leben lang begleitet hat, einfach so aus ihrem Leben rauscanceln?
Nicht falsch verstehen, bitte. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Sie momentan an einem Punkt sind, an dem Sie sich die Frage nach dem Aufhören stellen. Und wenn Ihre Entscheidung darauf hinausläuft, dass Sie es tatsächlich einstellen, ist das vollkommen okay, genauso, wie es vollkommen okay ist, wenn da wieder der Wunsch in Ihnen erwacht, wieder zu schreiben und diesen Wunsch wieder umzusetzen.
Von meiner Seite aus kann und mag ich nur sagen: Egal durch welche Tür Sie auch gehen, schließen Sie sie nicht ab. Lassen Sie sie einfach offen stehen, damit Sie die Möglichkeit haben, wieder den Raum zu betreten, der für viele Jahre eine Heimat war. So Sie es denn wollen.  ;)

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Merwyn

#5
Ich oute mich jetzt mal als "Schreibabbrecher" ;)


Shea

Hallo Merwyn,

ZitatBei mir ging das glaube ich damit einher, dass ich mit steigender Erfahrung auch gesehen haben, wie viel bodenloser Mist tatsächlich verlegt wird und dann einfach resigniert hab. Da es eh nie weit her war mit Struktur in meinen Projekten, hatte ich dann mal einen Augenblick lang den Gedanken, auch solchen Mist zu produzieren und damit "erfolgreich" zu werden, aber da wäre ich dran kaputt gegangen ehrlich gesagt.

DANKE!! Ich dachte schon, ich bin die einzige, die diese Tatsache eher frustriert und resignieren lässt als das Gegenteil zu bewirken. Und das Schlimme ist, dass genau dieser "bodenlose Mist" tatsächlich erfolgreich ist. DAS finde ich tatsächlich super frustrierend und macht mich wütend. Wütend auf wen? Wahrscheinlich noch am ehesten auf mich selbst, eben weil ich nicht glaube in diese Richtung schreiben zu können, einfach nur damit es verlegt wird... etcpp. Ich werde das jetzt nicht weiter ausführen, weil das wieder ein ganz anderes Thema ist, aber ich musste dir für diese Worte einfach mal danken.  ;D

Merwyn

#7
Bitte? ;)
Ich glaube ehrlich gesagt, dass der Großteil der Zirkler von besagtem Mist schon mal gefrustet war. Wir beide sind damit ganz sicher nicht allein.
Die Frage ist dann eben, was man mit seiner Resignation macht bzw. machen kann, also ob man aufhört oder weiter sein Ding durchzieht etc.

Zit

Es kommt darauf an, was das Schreiben für einen bedeutet und warum man es tut. Wenn man es nur für sich selbst zum Ausgleich macht, warum sollte man sich von verlegten Sachen frustrieren lassen? Das ist eine Schiene für die Leute, die ihr Einkommen mit Schreiben bestreiten wollen. Und selbst da kann man sich vermutlich auch emotional rausziehen und sich auf seinen eigenen Kram konzentrieren, einfach weil keine Zeit ist, sich von Frustration ablenken zu lassen. ;D

@Sanjani
Was ist das Schreiben denn für dich? Lässt sich ein anderes Hobby finden, das die gleiche Funktion erfüllen kann?

Nach jahrelangem Hickhack habe ich festgestellt, dass es Dinge gibt, die ich ausprobieren/ Gedankenspiele durchgehen will, die ich nur beim Schreiben umsetzen kann. Zumindest in einer für mich angenehmen Form. Klar könnte ich manche Sachen als Comic zeichnen, das ist mir aber zu zeitaufwändig und vor allem müsste ich da wohl noch ein paar Fähigkeiten nachlegen bevor das massentauglich wird. Also bleibe ich beim Schreiben und versuche den Druck rauszunehmen, indem ich nicht mit professionellen Latten messe. (Das heißt, mir auch die Zeit zu nehmen, nicht zu arbeiten, wenn ich merke, dass ich nervlich eh schon angeschlagen bin.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

canis lupus niger

@Sanjani, wohl jeder Autor war schon mal an dem Punkt, dass er dachte, nicht mehr schreiben zu können, und hat überlegt, das Ganze aufzugeben.

Ich persönlich denke, dass es nicht möglich ist, etwas "für immer "aufzugeben, was man zuvor aus Leidenschaft und gerne getan hat. Irgendwann holt einen diese Leidenschaft wieder ein. Bis dahin kann man natürlich "aufhören".

Aber wenn Du Dich aus dem Tintenzirkel vollständig verabschieden würdest, wäre das für uns alle schon ein großer Verlust. Selbst, wenn Du aktuell nicht schreibst/schreiben kannst oder magst, sind Deine Beiträge für andere, vielleicht weniger erfahrene Autoren sehr, sehr wertvoll. Auch wenn Dir im Moment die Inspiration fehlt, das technische Können ist immer noch da. Vielleicht magst Du uns trotz Deiner Abstinenz weiterhin daran teilhaben lassen?

Moni

Ich habe seit Februar 2016 nichts mehr geschrieben. Momentan bin ich wieder in der Phase angekommen, in der ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann, es wieder langsam starten zu lassen. Ich denke über Projekte nach, einige mehr, einige weniger. Ich lese meine Texte, die im NaNo 2015 zustande kamen (da hatte ich es noch einmal versucht, es zeichnete sich aber für mich schon ab, daß ich eine längere Pause brauche) und bin sicher noch einige Zeit vom aktiven Schreiben entfernt.
Bei mir war das Leben in den letzten Jahren ein extrem Auf und Ab, wenig Zeit, in der ich wirklich zur Ruhe kommen konnte. Und das hat meine Kreativität extrem gebremst. Seit ich einfach aufgehört habe, ist es langsam besser geworden und irgend wann werde ich auch wieder wirklich Schreiben.
So eine Pause hatte ich schon ein mal vor einigen Jahren. Manchmal braucht man das einfach. Gerade, wenn das Schreiben ein Hobby und Ausgleich neben dem Brotjob sein soll, finde ich es kontraproduktiv, wenn es zu einem Zwang wird. Darum habe ich jetzt für mich auch beschlossen, keine Wortzahlen mehr zu zählen, außer um Kapitellängen zu definieren. Ich werde keinen NaNo mehr schreiben und keinen Tino mehr machen. Wortzahlen engen mich ein, sie beflügeln mich nur eine kleine Weile, dann empfinde ich sie als Fesseln, die mich an den Text ketten wollen. Wenn ich fertig werde, dann ist das schön. Wenn nicht, ist es auch kein Beinbruch.
Ich versuche, alles wieder etwas entspannter zu sehen, niemand zwingt mich zu Schreiben, also sehe ich auch eine längere Auszeit nicht als tragisch. Vielleicht brauchst du so etwas auch, @Sanjani ?
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Leann

So lange du noch darüber nachdenkst und es dich betrübt, dass du im Moment nicht schreiben kannst, ist Aufhören meiner Meinung nach keine Option für dich. Pausieren ja. Du hast ja nach Erfahrungen gefragt, also schildere ich mal meine:

Ich bin Schreibabbrecherin. 20 Jahre lang habe ich nichts geschrieben. Darüber habe ich aber nie nachgedacht, ich habe es einfach nicht mehr gemacht und auch nicht darunter gelitten. Mir ging es da wohl so ähnlich wie dir. Die Geschichten wollten nicht mehr zu mir kommen. Ich hatte keine Ideen, die mich längere Zeit fesseln konnten. Ich hatte ab und zu mal Lust, zu schreiben, aber ich wusste einfach nicht was. Dann habe ich dies und jenes begonnen und abgebrochen, ohne dass es mich gestört hätte. Allerdings hatte ich während der Phase wirklich nie das Gefühl, dass mir was fehlt. Zwischendurch habe ich mal Reiseberichte geschrieben, und Reisetagebuch. Aber keine Geschichten. Zu denen bin ich erst vor ca. 7 Jahren zurückgekehrt, durch ein Simsforum. Da habe ich "Fotostorys" mit den Sims veröffentlicht (aus einer ist dann sogar ein veröffentlichter Roman geworden) und der letzte Auslöser war dann der Tipp einer Forenbekanntschaft, mich in dem Schreibwerkstatt-Forum anzumelden und beim NaNo mitzumachen. Da erst habe ich gemerkt, dass mir die ganze Zeit doch was gefehlt hat und wie glücklich mich das Schreiben macht und wie sehr es mich ausmacht und zu mir gehört. Um das zu erkennen, war aber die Pause nötig. Ich weiß nicht, ob es was gebracht hätte, wenn ich mich in den 20 Jahren dazu gezwungen hätte, zu schreiben. Ich glaube nicht. Die Zeit war einfach nicht reif.

Allerdings hatte ich auch vor der Pause nur für mich allein geschrieben. Damals gab es noch kein Internet und keine Foren und keine Gleichgesinnten, mit denen ich mich austauschen konnte. Das hätte mir bestimmt mehr gefehlt, als nicht zu schreiben, wenn ich es gekannt hätte. Darum sehe ich überhaupt keinen Widerspruch darin, auch während einer Schreibpause hier im Forum mitzumachen. Ganz im Gegenteil. Nur weil du im Moment nicht schreibst, bist du trotzdem Schriftstellerin. Abstinenz vom Schreiben muss nicht Abstinenz von allem bedeuten, das mit Schreiben zu tun hat. Schreiben ist für mich eben kein Hobby wie Fitnesstraining, sondern etwas, das in einem steckt.

HauntingWitch

ZitatNun kann man sagen, ich könnte mich "einfach" mal hinsetzen und plotten, wie es alle Leute hier auch machen, denn so ein Plot fliegt einem nun mal ganz selten von selbst zu, aber irgendwie funktioniert das bei mir nicht.

Das sehe ich anders. Mir fliegen die Plots immer zu bzw. zumindest die Anstösse dafür. Tun sie das nicht, muss ich mich auch nicht zwingen. Mach dir also keine Gedanken, das ist völlig in Ordnung.

Ich bin zwar kein Schreibabbrecher, aber ich denke, dass meine Ansicht zu dem Thema vielleicht jemandem nützt. Ich schreibe, weil ich es brauche. Ich kann nicht nicht schreiben, mir würde etwas fehlen und ich würde durchdrehen. Ich brauche es als Ventil. Manchmal ist es das einzige, was mir über bestimmte Situationen oder Eindrücke hinweghilft. Ich denke, dass es sicher für viele andere auch so ist. Wenn du nun ganz aufhören willst, @Sanjani, könnte es vielleicht daran liegen, dass du es einfach nicht (mehr) brauchst? Dass einfach die Gründe, warum du einst geschrieben hast, sich aufgelöst haben? (Du musst hier nicht darauf antworten). Dann spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, aufzuhören und sich anderem zu widmen. Und wer weiss, vielleicht überfällt es dich ja eines Tages wieder von hinten. Erzwingen sollte man nichts, finde ich, denn das Leben gibt einem zu wenig Zeit, um sich mit unangenehmen Dingen herumzuschlagen, über die man selber entscheiden kann.

gbwolf

Ob und wann man abbrechen möchte, kann man nur allein entscheiden. Darüber sprechen, aussprechen und die Argumente für sich durchdenken, bringt oft Klarheit - das tust du ja hier, Sanjani.
Das Problem mit dem Tintenzirkel ist ja auch, dass man hier eine Plattform hat, auf der man Freunde trifft, egal ob es ums Schreiben geht oder nicht. Und man bekommt immer ein wenig mit, was die Freunde gerade umtreibt, ohne selbst eine direkte Unterhaltung per Mail oder so führen zu müssen. Das macht es natürlich schwer, einen Schlussstrich zu ziehen.

Auf der anderen Seite kann ein klarer Schlusstrich eine Befreiung sein (Wobei ja nichts dagegen spricht, sich in 5 oder 10 Jahren wieder hier zu bewerben - es gibt ja immer wieder Rückkehrer.). Ich erinnere mich an unseren (Le) Chuck. Keine Ahnung, ob er wieder schreibt oder sich anders künstlerisch ausdrückt. Ich weiß nur noch, wie unglücklich er darüber war, dass alle ihn festhalten wollten, weil er natürlich auch die ausgestreckten Hände nicht einfach so ausschlagen wollte.
Letztendlich hat es ihn sehr befreit, tschüs zum Schreiben und zum Zirkel zu sagen, auch wenn es für uns alle schade war. Manchmal denke ich daran, wie gerne ich wüsste, ob er nach seiner nächsten künstlerischen Phase, die ihn an die Gitarre trieb, wieder zum Schreiben gelangt ist. Sicher bin ich mir dagegen, dass es ihm gut getan hat, sich auf eine Sache zu konzentrieren und sich den Zirkel nicht "warm" zu halten.

Viele hier drücken sich, ihre Wünsche und Bedürfnisse, ihre Kreativität und ihre Emotionen ja nicht nur über das Schreiben aus, sondern auch über Musik, über Zeichnungen, etc. Manchmal hat man sich dann in einem Medium genügend ausgedrückt und weiß, dass man seine vollen Stärken mit etwas anderem ausleben kann. Es gibt Autoren, die in ihrem ganzen Leben nur ein einziges Buch in sich trugen und nie bereut haben, dass es nur das Eine war.

Das nur als Anregung. Ich denke, Sanjani, wir stehen alle hinter deiner Entscheidung und du wirst hier sicher auch deinen Platz haben, wenn du nicht mehr schreibst. Der Funke, weshalb du dieser Gemeinschaft beigetreten bist, war das Schreiben, aber Teil einer Gemeinschaft ist man ja vor allem, wenn man hineingewachsen ist, egal was einmal die Basis dafür war.

Atra

Auch ich habe seit zwei Jahren nicht mehr wirklich geschrieben. Ab und zu schreibe ich noch eine Kurzgeschichte, wenn mich ein Thema bewegt. Bei mir persönlich liegt es daran, dass ich keine Ziele mehr habe. Zuerst habe ich geschrieben, um einen Ausgleich von der Schule zu haben. Dann wollte ich unbedingt ein komplettes Buch schreiben. Nachdem das fertig war, wollte ich eine Veröffentlichung. Als auch dieser Traum wahr geworden ist, war ich zufrieden. Ich habe weiter geschrieben, aber mit den Monaten und Jahren immer weniger. Allerdings bin ich in den letzten zwei Jahren zweimal umgezogen, habe ein Studium begonnen und fast beendet. Wahrscheinlich liegt es auch daran. Ich denke, eine Phase des Nichtschreibens kennen viele von uns. Dennoch habe ich immer die Hoffnung, dass es an einem schönen Tag wieder eine Geschichte aus meinem Kopf auf Papier gebracht werden will - und wenn ich mir meine Kurzgeschichten zu den Themen durchlese, die mich bewegt haben (was sicherlich keine Fantasy war), dann bin ich überzeugt davon, dass ich mein Leben lang schreiben werde. Vielleicht bloß mit anderen Zielen und Erwartungen. Und ich denke, dass es dir ebenfalls so gehen wird, Sanjani  :knuddel:
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)