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Ich sehe (die Farbe) Rot

Begonnen von Feuertraum, 25. März 2017, 11:09:20

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Feuertraum

Einen wunderschönen Guten Morgen!

Gestern hatte ich einen Podcast gehört,  in dem man erzählte, dass, wenn man seinen Schreibarbeitsplatz nach seinen Vorstellungen dekoriere, sich Denkblockaden lösen können.
Visuelle Vielfalt am Arbeitsplatz fördert Kreativität
Weil dieser Podcast von Deutschlandradio Wissen kommt, war ich schon sehr gespannt, was die Moderatoren zu dem Thema zu sagen haben, wenngleich ich gestehen muss, dass ich meine Erwartungen dann doch zu hoch geschraubt hatte und ein bisschen enttäuscht war von den Erkenntnissen.
Zumindest bis zu dem Moment, in dem darauf hingewiesen wurde, dass man auch Signalfarben in seinen Dekorationsüberlegungen einfließen lassen sollte. Gleichzeitig erzählten die Moderatoren, dass die Farbe Grün als Signalfarbe eher für Leichtigkeit und Drauflosarbeiten steht und damit zwar den Vorteil habe, dass einem alles leichter von der Hand gehen sollte, dafür aber das Manko in sich trägt, dass man durch die "Unbekümmertheit" auch mehr Fehler macht. Bei der Farbe Rot hingegen kommt die (un)bewusste Erkenntnis, dass man hier bedächtiger, vorsichtiger arbeiten sollte, schließlich bedeute Rot "Gefahr", um da neigt man eher dazu, genau abzuwägen und (tödliche) Fehler zu vermeiden.

Nun stellt sich mir die Frage, ob es dann sinnvoll wäre, seine Manuskripte von vornherein in Rot zu tippen. Wenn nämlich die Aussage - bei der Farbe Rot agiere man vorsichtiger und Fehler vermeidend - stimmen sollte, dann kann ich mir vorstellen, dass man seine Texte genauer schreibt, weil man dann ja sorgsamer vorgeht, um von vornherein Fehler zu minimieren wenn nicht gar auszuschließen.
Liest man jedoch diverse Webseiten zum Thema Signalfarben, so finden sich widersprüchliche Aussagen, die mich verunsichern. Während auf einer Seite zum Beispiel behauptet wird, dass Rot dafür sorgt, dass man voller Energie an eine Sache rangeht und damit auch voller Freude und Ausdauer, warnt eine andere davor, dass Rot eher die aggressive Seite herauskehrt, was sich zum Beispiel auch in manchen Werbeblättern zeigt, die mit Rot (gnadenlos) die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen versuchen, in Verbindung mit der Farbe Schwarz sogar noch aggressiver werden. Wenn jedoch der Hintergrund weiß sei, verliere die Farbe Rot sehr an ihrer Stärke, ja, schwäche sogar, dass sie eher harmlos sei.

Wie sehen Sie das Ganze? Wäre es tatsächlich eine interessante Alternative, seine Texte grundsätzlich erstmal in Rot zu schreiben/tippen? Oder läuft man eher Gefahr, dass man wild und "mit Schaum vor dem Mund" die Tastatur malträtiert, weil Rot ja eben auch Aggressivität bedeutet?

Neugierige Grüße
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Tsuki

Ich denke, dass ist von Person zu Person unterschiedlich.
Während der eine eben davon vorsichtiger schreibt, macht es den anderen Aggressiv oder was weiß ich.
Man könnte es vielleicht ein bisschen mit dem Streichen von Zimmerwänden vergleichen. Während der eine seine Zimmerwände rot streicht, weil ihm die Farbe das Gefühl von Geborgenheit und Wärme gibt, sitzt ein anderer dann in diesem Zimmer und fühlt sich von den roten Wänden erdrückt und eingeengt.

Alvin

Hallo Feuertraum,

also das, was du hier vom Podcast erzählst, klingt sehr nach Verallgemeinerung. Ich sehe das so wie Tsuki. Was für mich beim Schreiben viel wichtiger ist, als meine Umgebung, ist innere Ruhe und ein Wohlfühlen. Das kann überall sein: bei mir im Zimmer, im Zug oder in der Uni-Bibliothek. In letzterer ist sogar eine meiner Lieblingskurzgeschichten entstanden, in einem Rutsch runtergetippt und sie war größtenteils, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Wichtig war, dass ich mich in der Bibliothek wohlgefühlt habe. Die Umgebung dort war eher in dunklen Farben getaucht, old-school Bib eben :) In meinem Zimmer ist es eher hell, aber auch dort kann ich gut schreiben, mein Schreibtisch steht am Fenster.

Ich glaube es kommt nicht wirklich auf die Farben an...und in Rot zu tippen, stelle ich mir zunächst schrecklich vor. Ich denke, ich wäre nur irritiert von der Farbe und würde gar nicht in einen Schreibfluss hineinkommen. Vielleicht hilft es dir, vorsichtiger zu schreiben, aber ich wette, es kommt ein Punkt, an dem du dich so an die Farbe im Texteditor gewöhnt hast, dass es dir nicht mehr bewusst auffällt und der mögliche Effekt so oder so ausbleibt.

Dann wiederum, warum möchtest du überhaupt vorsichtiger/bedächtiger schreiben? Sollte das nicht eher in der Überarbeitung passieren?

LG
Alvin

Zit

Hm, ich glaube, wenn man beim Überarbeiten den Text nur in Rot hätte, würde das sehr schnell ermüden, siehe diese Diskussion: http://www.buha.info/archive/index.php/t-51148.html Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Kontrast leidet und man deswegen müde wird. So oder so denke ich, dass es besser ist, Farben in seiner Umgebung einzubringen und nicht unbedingt im Text selber, wenn es nicht gerade farbcodiert ist (blau: Beschreibung mangelhaft, rot: Recherche fehlt, grün: Wtf, Logik?, lila: Streichen?, etc. pp.).
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Mondfräulein

Ich glaube nicht dass das einen großen Unterschied macht. Es gibt zwar Studien, die bestimmte Effekte auf die Nutzung bestimmter Farben zurückführen, aber die Effekte sind dann doch recht spezifisch und ich glaube auch relativ klein. Wenn man das ständig mit dem ganzen Manuskript macht dürfte sich der Effekt auch schnell verlieren. Das klingt für mich eher nach Küchentischpsychologie.

Koboldkind

Sehr allgemeine Aussage von Radio Wissen :/ Muss wohl von auditiven Moderatoren kommen, nicht von visuellen ;D

Ich würde ihren Aussagen eigentlich zustimmen, mit dem fetten Aber, dass der Ton die Stimmung macht. Grün = Fröhlich oder Gelassen? Warum geht es dann auch für Neid, Gift, Reaktorgefahr, wenn es sehr hell und grell ist? Ein rotes Zimmer in Bordeaux ist etwas anderes als in Ferrari-Rot. Jeder wird im Baumarkt stehen und sich sagen "Türkis ist in einem hellen Zimmer ja recht hübsch, aber bei meinem Kellerzimmer erzielt es nicht die maritime Wirkung, die ich haben will" - ihr wisst schon, so Frauenaussagen im Baumarkt ;D

Meinen Text jetzt in Rot schreiben? Aua.
Ich schreibe im November immer mit WriteMonkey, wo man Hintergrund und Text in unterschiedlichen Farben gestalten kann. Meist ist es eine ungefähre KOmbination aus blauem Hintergrund (heller oder dunkler je nach Umgebung) und Orange bis Hellbraun als Text. Da tuts mir nicht in den Augen weh und ich sehe noch alles. Ob das was zu meiner Stimmung beiträgt? Hm, ich könnte behaupten, dass ich die NaNos der letzten Jahre ohne großen Schreibstress begangen habe, vielleicht liegts an der unaufgeregten Farbkombi.
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Leann

Könnte ich mir nicht vorstellen, in Rot zu schreiben. Das wäre für meine Augen zu anstrengend. Die Umgebung ist mir auch schnurz, wenn ich erst mal im Schreibfluss bin, denn dann nehme ich sie sowieso nicht mehr wahr. Wenn ich es recht bedenke, sehe ich dann auch keine Buchstaben mehr, sondern die Welt, in der ich mich gerade befinde.
Für die Überarbeitung könnte ich mir schon eher vorstellen, dass die Umgebung Auswirkungen hat. Am liebsten wäre mir eine Umgebung, die Meer und schönes Wetter aufweist.

FeeamPC

Rot ist eine jener Farben, die recht schnell bei schlechten Lichtverhältnissen untergehen. Also ermüdend für die Augen.
Zudem-  damit geht die Signalwirkung verloren, die der rote Stift des Korrektors hat.

Feuertraum

Guten Morgen,

bitte entschuldigen Sie, dass ich mich erst heute wieder melde - ich hatte in den letzten Tagen ein bisschen mehr um die Ohren.
Danke für Ihre zahlreichen Antworten.
Ich will einräumen, dass ich für meine Gedanken (und als etwas anderes sehe ich es nicht an) keine empirischen Beweise habe. Dennoch kann ich es zumindest erst einmal ausprobieren. Bisher habe ich festgestellt, dass ich bei Schwarz auf Weiß schon ungenauer arbeite, hin und wieder Passagen weglasse. Das fällt aber mir zumindest erst beim Überarbeiten des Textes auf. Dann kommen schon mal 2 - 4 Sätze zu, die genauer erklären.
Wie gesagt: ein Versuch ist es allemal wert, was kann dabei schon schiefgehen? Entweder, ich stelle fest, dass es (mir) tatsächlich etwas bringt, oder ich stelle fest, dass es denselben Effekt respektive einen schlechteren hat als wie es jetzt gerade läuft.

@FeeamPC: Sie mögen sicherlich recht haben, was die Signalwirkung angeht, aber auf der anderen Seite: man kann doch einen rot geschriebenen Text ohnehin in eine andere Farbe (schwarz) umtauchen, so dass das Rot des Stiftes wieder seine Wirkung hat ... ;) 
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