• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Die schlechtesten Titel-Übersetzungen

Begonnen von Fianna, 17. August 2016, 12:41:42

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Valkyrie Tina

So ziemlich jeder Pratchett -Titel.

Aus Hogfather wurde "Schweinsgalopp", aus "Maskerade" "Mummenschanz", "Interesting times" wurde "Echt zauberhaft".
Dabei war das Schlimme, dass sie eigentlich jedem Fall den tieferen Sinn im Titel ignoriert haben - sogar wenn sie es wörtlich übersetzt haben. So wurde aus "wee free men" "kleine freie Männer". Grammatikalisch richtig, aber es berücksichtigt nicht, dass der Ausdruck schottisch-artig ist, was ganz wichtig für das Buch ist, und sich der Titel außerdem auf den Kampfruf der Nac Mac Feegle bezieht, und der nur richtig mit einsilbigen Wörtern funktioniert. "we´re the wee free men, no king, no queen, we won´t be fooled again."

Denamio

Terry Pratchett wollte ich auch gerade anbringen. Zum Beispiel: Going Postal -> Ab die Post.
Da verstehe ich, das es vom Wortwitz her schwierig war. In Ordnung. Aber welches Alibi gibt es für:
The Last Continent -> Heiße Hüpfer?

Wo es mich richtig rausgehauen hat, waren die Übersetzungen zu Nightside.
Sie fangen an mit Something from the Nightside -> Die dunkle Seite der Nacht. Ist für mich in Ordnung, gibt etwa wieder worum es geht, auch wenn die Nightside ein Ort ist. Ab Band 4 sind sie bei den Übersetzungen lachend vor die Wand gesprungen.

Hex and the City -> Der Fluch der dunklen Mutter
Paths not taken -> Spur in die Vergangenheit
The unnatural inquirer -> Bilder aus der Anderswelt
A hard day's knight -> Aller Tage Abend

Die besondere Würze daran: Die Hälfte der Titel sind derbe Spoiler. Warum? Was verspricht man sich mit den langen Titeln, was sind die Gedankengänge dahinter? Ich kann es verstehen wenn es bei wörtlichen Übersetzungen zu Problemen führen würde und gerade bei Pratchett lassen sich die Wortspiele nur sehr schwer übertragen. Aber warum packt man Spoiler in den Titel oder macht die seltsamsten Konstruktionen. Warum wird aus Dresden Files plötzlich Die dunklen Fälle des Harry Dresden. Das passt ohne Zeilenumbruch nur böse gequetscht aufs Cover.

Valkyrie Tina

Ich habe das Gefühl, längere Titel sind im Deutschen gebräuchlicher, genauso wie die Untertitel. Dieses "die dunklen Fälle" kam glaub ich von Akte x oder so.

Tintenteufel

#18
Ich streite mich mal nicht wegen der Disneytitel, die ich gelungen finde.  ;D

Mein Lieblingsbeispiel ist das "Das Graveyard-Buch", der herrlich hirnrissige Titel für Neil Gaimans Version des Dschungelbuchs. Der englische Titel lautet ursprünglich "The Graveyard Book".

Volker

#19
Die Sonja Blue-Serie von Nancy A. Collins:

  • Sunglasses After Dark = Der Todeskuss der Sonja Blue
  • In The Blood = Ein Dutzend schwarzer Rosen
  • Paint It Black = Ganz in Schwarz
  • A Dozen Black Roses = ... upps.... (keine deutsche Ausgabe)

Franziska

Mein Lieblingsbeispiel immer noch: die "Plötzlich Fee"-Reihe. Da möchte ich mir jedes mal die Hand an die Stirn schlagen. Das erinnert an den Film Plötzlich Prinzessin hat vom Inhalt aber überhaupt nichts damit zu tun.
Auf Englisch heißt es "Iron Fey" Ich habe zwar nur den ersten Band gelesen, aber der deutsche Titel und das rosa Cover passen auch nicht, da es auch mal düster wird.

Ein anderere Reihe, wo ich die deutschen Titel bescheuert finde sind die "Lunar chronicles."
"Wie Monde so silbern", "Wie Blut so rot" ...

Oder der Titel "Ewiglich die Sehnsucht" finde ich einfach bescheuert. Auf Englisch "Everneath".

Ich finde es besonders schlimm, wenn auf dem Titel so getan wird, als wäre das Buch Romance, wenn es das gar nicht ist.

Toll ist ja auch, dass Fifty Shades of Grey und Panem im zweiten Band den gleichen Untertitel haben: "Gefährliche Liebe".


Naudiz

Mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist die "Chronicles of the Unhewn Throne"-Reihe von Brian Staveley.

01. The Emperor's Blades -> Der Verlorene Thron
02. Providence of Fire -> Thron in Flammen
03. The Last Mortal Bond -> Thron der Götter

Äh, ja, es geht in der Reihe tatsächlich um einen Thron, beziehungsweise um die Frage, welches von drei Kindern ihn besteigt, aber für den übergreifenden Plot ist das Ding dann doch eher nebensächlich. Aber gut, bei der Klingen-Reihe von Abercrombie, die @Lothen bereits erwähnte, ist es ja nicht viel anders:

01. The Blade Itself -> Kriegsklingen
02. Before They Are Hanged -> Feuerklingen
03. Last Argument of Kings -> Königsklingen

Man nehme: Ein generisches Wort, das sich durch die ganze Reihe zieht, und ein ebenso generisches, fortlaufendes Coverdesign. Voilá, fertig ist das Heyne-Markenbildungsprogamm. Dort sind nämlich beide Reihen im Deutschen erschienen. Finde ich persönlich sehr dröge und nichtssagend. Solche Romane gucke ich in der Regel nicht einmal genauer an, was sehr schade ist, da ich so oft literarische Juwelen verpasse bzw. erst viel später lese, als sie eigentlich verdient hätten.

Luna

Vordergründig für die meisten Verlage wird es sein, dass sie einfach Bücher verkaufen wollen - und der Titel macht da schon einiges aus.
Viele setzen daher bei der Titelvergabe an Dingen an, die sie bisher kannten, die sich bewährt haben. Der Inhalt muss dann ja nicht zum Titel passen, solange es verkauft wird.
Apropos wiedererkennungswert: Hier wird auch gerne angesetzt. So werden Titel gerne ähnlich gemacht, damit der Wiederereknnungswert in einer Reihe, oder einfach auch nur mit einer erfolgreichen Reihe gegeben ist. Diese Titel - Untertitel -sache kenne ich schon sehr lange und etwas neues ausprobieren? Bloss nicht. Man könnte ja den Kunden verwirren.

Solche Übersetzungen gibt es natürlich nicht nur von Englischen ind Deutsche - habe vor einiger Zeit (etwa 8 Jahren) eine Buchreihe gelesen, die aus dem Französischen Übersetzt wurde. "Die Magier. Gefährten des Lichts" - mit Magiern oder Gefährten des Lichts hatte es recht wenig zu tun, der Originaltitel, den ich mit meinen nicht vorhandenen Französischkenntnissen gerade so erahnen konnte wäre "Das Geheimnis der Insel Ji" gewesen. Der Titel hat sehr viel mehr mit dem Inhalt zu tun (hätte sich aber wahrscheinlich nicht so gut verkauft).

Fianna

Das ist vermutlich allen bewusst, aber lustig, seltsam oder irritierend kann es ja trotzdem sein.


Eigentlich hätte ich "Pralle Segel - keine Gnade" auch eher in den 60er, 70er, 80ern verkaufschancen eingeräumt, nicht 2005. Da war wohl jemand altmodisch im Verlag.  ;D

Valkyrie Tina

Zitat von: AngelFilia am 18. August 2016, 09:24:49
Vordergründig für die meisten Verlage wird es sein, dass sie einfach Bücher verkaufen wollen - und der Titel macht da schon einiges aus.
Viele setzen daher bei der Titelvergabe an Dingen an, die sie bisher kannten, die sich bewährt haben. Der Inhalt muss dann ja nicht zum Titel passen, solange es verkauft wird.
Apropos wiedererkennungswert: Hier wird auch gerne angesetzt. So werden Titel gerne ähnlich gemacht, damit der Wiederereknnungswert in einer Reihe, oder einfach auch nur mit einer erfolgreichen Reihe gegeben ist. Diese Titel - Untertitel -sache kenne ich schon sehr lange und etwas neues ausprobieren? Bloss nicht. Man könnte ja den Kunden verwirren.

Das ist ja alles klar, allerdings frag ich mich,
1. ob jemals wirklich dazu Forschung betrieben wurde, also, ob die Leute das wirklich so wollen, oder ob das ein Fall von "haben wir schon immer so gemacht" ist.
2. warum die Titel unbedingt "runtergedummt" werden müssen. Beispiel Lunar Chronicles. Ich finde das Marketingtechnisch grandios. Die Cover sind einfach aber total wiedererkennbar, und die Titel sind einfach die Namen der Person, die in dem Teil im Vordergrund steht. Als ich vor einem halben Jahr "Winter" in der Buchhandlung gesehen hab, wusste ich direkt, dass es zur Serie gehört, dass dieses Mal Winter im Vordergrund steht. "Wie blut so rot" dagegen klingt wie eidibei nullachtfuffzehn Romantasy (Wobei das nicht Winter sondern "Scarlett" sein wird). Es gibt keinen Hinweis, dass es zur Serie gehört, es passt nicht zum Charakter des Buchs (Scifi-dystopie mit Märchenanteilen und ein wenig Romantik).

Übrigens kenne ich grad in der Fantasy mittlerweile den Trend, dass Leute, die es können, nur noch englische Originale lesen, einfach weil es das überlegene Buch ist, das nicht runtergedummte, und der erste Hinweis für diese Leute ist der Titel. Und es geht noch einen Schritt weiter: einige schauen überhaupt nicht mehr nach deutschen Büchern, weil dieses Etikett "runtergedummt" für sie irgendwann fest mit der deutschen Sprache verbunden ist. Und spätestens in dem Moment hat sich diese Taktik so richtig selbst in den Fuß geschossen. (vor allem, weil das tendenziell die hochgebildeten Leute sind, mit mehr Geld als Verstand).

Esaia

ZitatIch finde das Marketingtechnisch grandios. Die Cover sind einfach aber total wiedererkennbar, und die Titel sind einfach die Namen der Person, die in dem Teil im Vordergrund steht.

Ich finde sowas auch total klasse !
Wusste gar nicht, dass es Autoren gibt, die sowas machen, dachte ich wäre vielleicht die Erste mit der Idee.


Generell finde ich aber, dass ein Buch möglichst interessant klingen muss.
"Letztes Argument der Könige" finde ich persönlich eben interessanter, weil "Königsklingen" einfach so abgedroschen klingt.
Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann, aber bei "Königsklingen" habe ich das Gefühl, das Cover will, dass ich das Buch lese, während ich bei "Letztes Argument der Könige" (was es ja so nicht gibt) das Gefühl habe, das Cover möchte damit etwas sagen / zum Ausdruck bringen.

Allerdings verstehe ich auch den Trend, dass alle drei Bücher möglichst einen ähnlichen Titel haben sollen, sprich alle mit Klinge oder Thron. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Leute sehr gerne zu Trilogien greifen. Daher ist das kennzeichnen einer Trilogie tatsächlich verkaufsfördernd. Ob man das unbedingt mit Titeln machen muss oder ob nicht das Cover reichen würde, ist natürlich fraglich..

Pinnie

Zur Zeit lese ich mich durch die "Bourbon Kid"-Reihe.

Hier find ich den Fall relativ interessant.

Das erste Buch "The Book with no name" wurde eins zu eins ins Deutsche übersetzt und der Titel "Das Buch ohne Namen" nimmt auch direkt Bezug auf den Inhalt.
Das zweite Buch "The Eye of the moon", dass sich auch auf den Inhalt bezieht, heißt im Deutschen "Das Buch ohne Staben". Ich habe Zweifel, dass da irgendwie inhaltlicher Zusammenhang zustande kommt, aber ich find das Wortspiel immerhin nicht völlig daneben und die Zugehörigkeit zur Reihe wird deutlich.
Das dritte Buch "The Devil's Graveyard" wurde dann zu "Das Buch ohne Gnade" Reihenzugehörigkeit, aber wie da der Kontext sein soll...keine Ahnung. Muss es noch lesen ;)
Das vierte Buch wurde dann wieder eins zu eins übersetzt und aus "The Book of Death" wurde "Das Buch des Todes".

Es gibt zwar noch zwei weitere Bücher in der Reihe (oder zumindest Spin Offs), allerdings konnte ich da noch kein Deutsches Äquivalent zu finden.

Interessant find ich das ganze, weil man sich da scheinbar wirklich Gedanken wegen der Titel gemacht hat. Die Reihe bisher (ich bin im zweiten Buch) liest sich, als hätten sich Tarrantino und Rodriguez zusammengesetzt, um ein Action-Fantasy-Trash-Fest im Stil von "From Dusk till Dawn" oder "El Mariachi" abzuliefern. Aber statt im "Pralle-Segel"-Stil zu versumpfen und irgendwas wie "Heiße Läufe, feuchte Löcher" (hust) oder Schlimmeres draus zu machen, haben wir hier Titelmäßig tatsächlich einen Zusammenhang in der Reihe, gleichzeitig nicht völlig runtergedummte Titel, die allerdings trotzdem zur Hälfte nichts mit den Originaltiteln zu tun haben.

Dämmerungshexe

Zitat von: Valkyrie Tina am 18. August 2016, 10:01:39
1. ob jemals wirklich dazu Forschung betrieben wurde, also, ob die Leute das wirklich so wollen, oder ob das ein Fall von "haben wir schon immer so gemacht" ist.

ich fürchte ja, das ist oft mals tatsächlich so - statt etwas sinnvolels zu tun, wird das gemacht, was bisher schienbar funktioniert hat. "Never touch a running system"
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

pyon

Zitat von: Pinnie am 18. August 2016, 10:39:25
Es gibt zwar noch zwei weitere Bücher in der Reihe (oder zumindest Spin Offs), allerdings konnte ich da noch kein Deutsches Äquivalent zu finden.

Ich bin ein kleiner großer Fan der Reihe, deshalb:

The Red Mohawk -> Psycho Killer
The Plot to kill the Pope -> Drei Killer für ein Halleluja

Ich bin, ehrlich gesagt, mit den Titelübersetzungen weniger zufrieden.
Ja, dieses "Das Buch ohne" bildet einen recht schönen Reihentitel, der aber gerade beim zweiten Teil völlig daneben ging. "Das Buch ohne Staben" als Titel finde ich ganz und gar nicht gelungen und ich habe mich damals beim Lesen schon gefragt, warum man nicht bei "Das Auge des Mondes" geblieben ist, vor allem, da die Bücher auch unter der "Bourbon-Kid-Reihe" laufen, wenn ich mich nicht irre. Der jetzige Titel hat nichts mit dem Inhalt zu tun und auch mit diesem kleinen Wortwitz von "Buchstaben" im Titel kann ich nicht viel abgewinnen. "Das Buch ohne Gnade" passt meiner Meinung nach auch nicht so gut zum Inhalt, wohingegen der letzte Teil, eben weil vom Originaltitel übernommen, wie die Faust aufs Auge passt und hier von dem "Das Buch ohne" ebenfalls abgewichen ist.

Die Spinn-offs an sich bilden auch wieder eine Reihe. Die Titel passen hier zwar recht gut zum Inhalt, aber die englischen passen meiner Meinung nach noch einen ticken besser, sind aber akzeptabel.  ;D

@Topic
Ich frage mich aber, warum so selten der Originaltitel übersetzt wird. Autoren wählen den Titel aus bestimmten Gründen und nicht einfach eine zufällige Wortkombination, die gerade gut läuft.
Das einzige Argument, das ich mir vorstellen kann wäre, dass diese bestimmten Wortkombinationen/Reihenzusammenhänge/usw auf dem deutschen Buchmarkt besser funktionieren. Wobei ich mir auch hier die Frage stelle, woher diese Annahme kommt.

Leider ist es so, dass Bücher nach Titel und Cover ausgewählt werden, bevor auf den Inhalt geschaut wird. Wahrscheinlich besteht die allgemeine Annahme, eher Titel nach Trend zu wählen, anstatt bei dem original zu bleiben.  :hmmm:

Pinnie

ZitatIch bin ein kleiner großer Fan der Reihe, deshalb:

The Red Mohawk -> Psycho Killer
The Plot to kill the Pope -> Drei Killer für ein Halleluja

Ah klasse! Danke. Dann hab ich ja was für die Liste. :)