• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Dinge, die ein*e Autor*in nicht hören will

Begonnen von Nika, 20. Dezember 2012, 12:35:55

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Grummel

Zitat von: Zitkalasa am 28. Mai 2016, 21:40:57
Ach, mensch, euch kann man es auch nicht recht machen. ;D Seht es so: Da gibt es wirklich Menschen, die Literatur für etwas halten, mit dem man Geld verdienen kann! Die sind mir allemal lieber als jene, die immer so einen Mitleidsblick aufsetzen und dann schnell das Thema wechseln als hätte man eine Tabu-Krankheit.

Wahre Worte Zit. Ich kenne sogar Menschen, die verdienen richtig gut mit Literatur. Und das sind keine extremen Ausnahmeerscheinungen, sondern einfach nur fleißige Menschen wie du und ich. Mit ein wenig Glück und handwerklichem Können. :)
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Grey

Den Nutzen für die Karriere mal dahingestellt - was ich in dieser Diskussion vermisse, ist die Einsicht, dass ein Belegexemplar auch einen Wert hat - und der dürfte meist höher sein als das, was der Autor über die üblichen Tantiemen, die er dann noch mit den Antho-Kollegen teilen muss, einnehmen könnte. Umsonst arbeitet auch bei Anthologien also niemand, zumindest nicht in seriösen Verlagen. Und von Verlagen - gerade Kleinverlagen - zu verlangen, für jeden Autor Abrechnungen zu erstellen, bei denen die Kontoführungsgebühren höher sind als der überwiesene Betrag, finde ich auch recht unfair.

Aber jetzt wirklich zurück zum Thema. :wache!:

JarlFrank

Natürlich hat ein Belegexemplar auch einen Wert, und ich freu mich immer wie ein Schneekönig wenn ich mir eins in mein Bücherregal stellen kann. Vier Anthos mit Geschichten von mir mit drin stehen da jetzt schon... das ist mir natürlich mehr wert als das bloße Geld.

Aber trotzdem bin ich durch den englischen Markt so verwöhnt dass "nur" ein Belegexemplar schon nach ziemlich wenig aussieht. Bei den englischsprachigen Verlagen zahlen selbst die kleinsten mindestens 5 Dollar für die Geschichte, was zwar auch nicht viel ist, aber immerhin etwas.

Naja... solange eine Anthologie aber auch in Print erscheint und mich das Thema interessiert, versuch ich mich gerne an einer Geschichte, egal ob da gezahlt wird oder "nur" ein Belegexemplar kommt. Bei reinen eBook-Anthos bin ich wesentlich weniger motiviert, selbst wenn da gut gezahlt wird, weil ich einfach die Print-Veröffentlichung so viel höher schätze als ein "bloßes" eBook.
Ich hoffe damit fühlen sich einige der Leute hier, die als Kleinverlagsautoren (oder sogar selbst als Kleinverleger) oder Selfpublisher hauptsächlich im eBook-Format veröffentlichen nicht auf den Schlips getreten, aber ich brauch einfach das gedruckte Buch in der Hand. :D

Zitat von: Zitkalasa am 28. Mai 2016, 21:40:57
Ach, mensch, euch kann man es auch nicht recht machen. ;D Seht es so: Da gibt es wirklich Menschen, die Literatur für etwas halten, mit dem man Geld verdienen kann! Die sind mir allemal lieber als jene, die immer so einen Mitleidsblick aufsetzen und dann schnell das Thema wechseln als hätte man eine Tabu-Krankheit.

Ja, das finde ich auch. Wenn mir jemand sagen würde "Ach, du bist veröffentlichter Autor? Warum bist du dann hier im Büro und nicht in deiner Villa?" dann fände ich das irgendwie süß. Das hört man als Autor doch viel lieber als so einen abschätzigen Kommentar, der ein "Ich finde es ja Quatsch, was du da tust" vermittelt. Leute, die so reagieren, haben tendenziell auch eher Interesse daran, mehr über dein Buch zu erfahren, als die, die das als dumme Spinnerei abtun.

Silvia

In einem Rezi-Blog gefunden:
Flop Charakter: Nalika aus "Das Amulett der Elben"
...
Erster Moment: Bitte was? Echt jetzt?
...
Nach ein bisschen Bedenkzeit:
Naja, geht den Menschen wie den Leuten ... hab ja auch hin und wieder welche, wenn ich Bücher lese.

^_^'

Coppelia

#304
Hier ist der Thread ja ...

Was mich zurzeit auf die Palme bringt, da letztens häufiger gehört, wenn ich über meinen Wunsch, wieder Bücher zu veröffentlichen, spreche: "Schreib doch erstmal was fertig!" :wums: :happs:

Als ob ich nichts fertig schreiben könnte oder würde?! Ich habe 5 Romane veröffentlicht und mindestens 5 weitere fertige, die ich gern veröffentlichen würde, in der Schublade, einer davon entstand dieses Jahr bei einer Arbeitszeit zwischen 75 und 120 Wochenstunden. Aber ich muss ehrlich zugeben, das trifft einen sehr empfindlichen Punkt bei mir, weil es sich so anfühlt, als ob all das, die Mühe, das Herzblut, die Disziplin tatsächlich nichts zählen, solange die fertigen Romane niemand haben will und die schon veröffentlichten keine Beststeller sind.

Slenderella

Ich mach auch nicht mehr zwingend alles fertig. Warum auch? Wenn man es nicht verkauft hat, dann muss man es ja auch gar nicht. Lass die Leute reden. Das ist effizient. Das ist sinnvoll.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Elona

Coppi, ich kann das total nachempfinden, weil es mir ganz ähnlich geht. Normalerweise gebe ich nicht viel auf das Gerede von anderen Leuten, aber manchmal ... ist eben manchmal. Rational weiß ich auch ganz genau, dass es ungerechtfertigt ist und wenn nur die Meinung einer Person wiederspiegelt, die sich ein Urteil über meine Schreiberei erlaubt, ohne sie wirklich zu kennen. Emotional trifft mich das total.

Also liebe Coppi, ich würde dir gerne einen Rat geben, kann es aber leider nicht, weil ich nicht weiß, was dagegen hilft. Aber, wenn es zählt, kann ich dich zumindest damit trösten, dass du nicht alleine mit so einem Gefühl bist.  :knuddel:

Trippelschritt

Zitat von: Coppelia am 14. Dezember 2017, 07:06:03
..., weil es sich so anfühlt, als ob all das, die Mühe, das Herzblut, die Disziplin tatsächlich nichts zählen, solange die fertigen Romane niemand haben will und die schon veröffentlichten keine Beststeller sind.

oh je, oh je

Lass mich mal etwas aus einem großen zeitlichen Abstand erzählen, von jemandem, der seit mehr als fünf Jahren nicht mehr im Arbeitsprozess und überdies auch noch ein Mann ist. Ob Dir das hilft, kann ich nicht sagen, aber ich versuche es mal. Dass es Dir nicht gut geht, kann ich verstehen und vielleicht können meine Überlegungen helfen. Sonst würde ich mir nicht die Mühe machen, ein paar Zeilen zu schreiben.

1. Egal, was Du machst oder produzierst, Mühe, Herzblut und Disziplin interessieren niemanden und sind außerdem nur für einen einzigen Menschen wirklich wichtig. Für einen selbst.
2. Schriftsteller oder Autor zu sein, ist nur in den Augen einer kleinen Minderheit etwas Besonderes oder Interessantes. Wenn einer meiner früheren bekannten, die ich zufällig wiedersehe, erfährt, dass ich unter die Schriftsteller gegangen bin, lautet die erste Frage fast immer: "Und? Was verkauft?" Im wirklichen Leben ist die Bewunderung, die einem Schriftsteller entgegenschlägt nahe Null.
3. Es ist allgemein bekannt, dass die Situation in der Schriftstellerei ähnlich ist wie bei anderen Künstlern. Besch... Es sei denn man gehört zu den wenigen ganz Großen.

Spätestens jetzt sollte man darüber nachdenken, warum man eigentlich Geschichten schreibt (erzählt). Es muss da ja etwas in dir drin sein, das Dich dazu gebracht hat, zehn(!) Geschichten/Bücher zu schreiben. Von mir an dieser Stelle Gratulation und Hochachtung. Denn das ist eine Leistung. Und fünf davon veröffentlicht ist eine weitere Leistung. andere brechen schon viel früher zusammen. Mein Ratschlag ist deshalb. Nicht drum kümmern. Wisch es weg. Rede mit den Leuten, die Dir so etwas Dummes sagen über alles Mögliche, aber nicht über Dein Herzblut, denn sie werden nie verstehen, wovon Du sprichst. Ich weiß aber auch, dass Männer es da einfacher zu haben scheinen als Frauen, die sich häufiger Dinge zu Herzen nehmen, die sie sich nicht zu Herzen nehmen sollten.

Den People-chen hier kannst Du davon erzählen, denn sie verstehen Dich. Und sonst? Einfach weiter machen. Entweder ist der Drang da oder nicht. Und noch ein Tipp zum Schluss: Die Strategie, einen Bestseller zu schreiben, ist eine andere, als ein gutes Herzblutbuch zu schreiben. Ich habe dazu einmal in einem anderen Forum einen Thread angezettelt. Fast jeder Schreiber muss sich früher oder später der Entscheidung stellen, ob er für sich schreibt oder den  (zukünftigen) Markt. Aber das ist ein anderes Thema.

Also: Kopf hoch und weiter machen. Du hast schon so viel vorzuweisen.
:pompom: Trippelschritt

Silvia

Am Freitag dem 13. die Mail zu kriegen, dass der eigene Erstling nach 2 Jahren Verlagslaufzeit verramscht wird ... :'(
Jetzt muss ich erstmal nachlesen, wie das mit den Rechten und dem eBook etc. in dem Fall eigentlich aussieht.

K.S. Clarke

Zitat von: Silvia am 13. April 2018, 11:19:58
Am Freitag dem 13. die Mail zu kriegen, dass der eigene Erstling nach 2 Jahren Verlagslaufzeit verramscht wird ... :'(
Jetzt muss ich erstmal nachlesen, wie das mit den Rechten und dem eBook etc. in dem Fall eigentlich aussieht.

Oje! Das tut mir Leid! Ich kann dir zum Thema Recht leider nichts sagen, aber vielleicht hilft ja eine Umarmung? :knuddel:

Ich weiß, es ist kleinlich, aber eine Sache, die mich immer aufgeregt hat, war, wenn Freunden und Bekannte, von denen ich wusste, dass sie nie geschrieben haben und sich auch nirgends in dem Sinne weiterbilden oder informieren, plötzlich meinen, sie können ja auch mal ein Buch schreiben.

Als wäre das einfach nur ein bisschen getippsel und das wär's. Erstens fühle ich mich dann als jemand, der seit der Kindheit schreibt, immer versucht, besser zu werden und Stunden über Stunden ins Schreiben steckt, ziemlich herabgewürdigt und zweitens ärgert es mich, dass Schreiben von vielen Leuten als "etwas was man eben mal macht" gesehen wird, statt als ein Handwerk.

Jeder sollte schreiben dürfen, so elitär soll es nicht sein, aber ein wenig Respekt vor dem Handwerk und denen, die ihr Leben darauf verwenden, es zu erlernen, wäre schon schön  ::)

HauntingWitch

@Silvia: Nee, das ist ja gemein! Hätten die nicht noch einen oder zwei Tage warten können mit der Mail? So etwas Unsensibles...

@K.S. Clarke: Oh, solche Leute hab ich ja auch ganz furchtbar lieb (nicht). Lustig ist dann aber meistens, wenn man sagt, dass sie doch mal anfangen und dann wieder berichten sollen. Entweder hört man nie wieder etwas oder irgendwann: "Du, dieses Schreiben, ich habe das jetzt probiert, also das ist doch nichts für mich..." Dann lache ich mir immer ins Fäustchen. ;D

Gizmo

@Silvia: Das ist wirklich fies, schönes Wochenende auch. Leider kann ich auch nur mit einem virtuellen hug dienen.  :knuddel:

@K.S. Clarke: So etwas habe ich auch angedeutet bekommen. Meistens in Gestalt eines Satzes wie: "Ja, wenn ich die Zeit hätte, würde ich auch ein Buch schreiben."
Extrapunkte gibt's für einen Tonfall, der sagt: "Du muss ja Zeit haben, dass du ein Buch schreiben kannst."
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Silvia

Danke euch, ihr Lieben!
Obwohl ich sagen muss, dass der Termin für so eine Nachricht durchaus etwas Schräges hat. Das werde ich dann später als Kuriosum erwähnen, wenn die Sprache mal darauf kommen sollte.  :hmhm?:

Trippelschritt

Zitat von: Gizmo am 13. April 2018, 12:59:33
@Silvia: Das ist wirklich fies, schönes Wochenende auch. Leider kann ich auch nur mit einem virtuellen hug dienen.  :knuddel:

@K.S. Clarke: So etwas habe ich auch angedeutet bekommen. Meistens in Gestalt eines Satzes wie: "Ja, wenn ich die Zeit hätte, würde ich auch ein Buch schreiben."
Extrapunkte gibt's für einen Tonfall, der sagt: "Du muss ja Zeit haben, dass du ein Buch schreiben kannst."


Wer kennt ihn nicht, diesen Satz.
Ich antworte meist darauf: Dreh lieber einen Film, das geht schneller.

Liebe Grüße
Trippelschritt

canis lupus niger

Zitat von: K.S. Clarke am 13. April 2018, 11:47:58
Ich weiß, es ist kleinlich, aber eine Sache, die mich immer aufgeregt hat, war, wenn Freunden und Bekannte, von denen ich wusste, dass sie nie geschrieben haben und sich auch nirgends in dem Sinne weiterbilden oder informieren, plötzlich meinen, sie können ja auch mal ein Buch schreiben.
[...]
Als wäre das einfach nur ein bisschen getippsel und das wär's.

Mein Mann meinte auch mal, das wäre doch gar nicht so schwer. Man müsste doch nur anfangen und immer weiter und weiter schreiben.  ::)

Klar, wenn man nur inhaltslose Worte aneinanderreiht! Aber er liest auch keine Belletristik, hat auch kein einziges von meinen Büchern über die ersten zwei Seiten hinaus gelesen. Keine Ahnung von der Materie, der Kerl. Aber genau deswegen mache ich mir nichts aus dieser Aussage.
Ich hab ihn trotzdem noch lieb. Er hat andere Qualitäten.  ;D