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1 Buch, 2 Seiten?

Begonnen von Hr. Kürbis, 08. September 2006, 19:26:51

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Dorte

Ehrlich gesagt gehören solche Experimente für mich in die Schubladen der Autoren. Als Leser wäre sowas ein Grund, von dem Autor nie wieder etwas zu kaufen, weil ich mir veralbert vorkäme. Eine Aufgabe beim Schreiben ist es, den Plot festzulegen und ihm zu folgen - neben verständichem Ausdruck ist das in meinen Augen die Hauptaufgabe jedes Schreiberlings.
Ich habe auch beim Schreiben oft zig Möglichkeiten, wie es weitergehen kann. Aber dann grübelt man eben so lange, bis man den besten Weg gefunden hat, und dabei bleibt es dann.
*find*

Hr. Kürbis

Hm, mein altes Thema!

Noch mal ein bisserl neuer Senf dazu: Es geht nicht darum, das als Experiment zu machen, sondern als Bestandteil der Geschichte. Für mich hat sich die Frage gestellt an Handlungspunkten, die ich in anderen Romanen immer zu offensichtlich fand...

Bsp: Der einzig wahre Held, der die Welt retten muß, hängt in einer ausweglosen Situation fest. Aber weil er ja der Held ist  ;) , kommt ihm just in dem Moment der rettende Einfall/ die nötige Hilfe, was auch immer...
Find ich nicht unbedingt realistisch und würde es lieber sehen, wenn der Held mal scheitert und das dann (auch negative) Konsequenzen hat.

Dorte

Überraschende Wendungen im Plot? Immer her damit! Prima! Lass den Helden elendig versagen! Aber schreibe nicht parallel eine Version, wo alles klappt. Wozu soll das denn gut sein? Da kriegt man doch nur den Eindruck, dass der Autor sich nicht entscheiden konnte, was er besser findet ;)

Manja_Bindig

Ich mach das eigentlich nicht... ich plotte immer grob im Vorraus, da ist so was bei mir nicht mehr drin. :)

Aber... interessantes Experiment.
Sehr interessant.
Muss man mal ausprobieren.

Rei

Zitat von: Dorte am 24. Februar 2007, 11:47:46
Überraschende Wendungen im Plot? Immer her damit! Prima! Lass den Helden elendig versagen! Aber schreibe nicht parallel eine Version, wo alles klappt. Wozu soll das denn gut sein? Da kriegt man doch nur den Eindruck, dass der Autor sich nicht entscheiden konnte, was er besser findet ;)
Das finde ich auch. Ein Ende, das reicht.

Steffi

Zitat von: Dorte am 24. Februar 2007, 11:47:46
Überraschende Wendungen im Plot? Immer her damit! Prima! Lass den Helden elendig versagen! Aber schreibe nicht parallel eine Version, wo alles klappt. Wozu soll das denn gut sein? Da kriegt man doch nur den Eindruck, dass der Autor sich nicht entscheiden konnte, was er besser findet ;)

Eben.
Sic parvis magna

Darkstar

#21
Hey, ich bin zwar neu, aber das Thema ist interessant!
Deshalb auch meine Meinung dazu:

Rein theoretisch finde ich deine Idee zwar interessant, aber rein praktisch halte ich sie eigentlich für nicht sinnvoll.

Natürlich gibt (und muss es) in Geschichten ja Punkte geben, in denen die Entscheidungen der Charaktere direkte Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Handlung haben. Wäre dies nicht so, wäre die Geschichte ja nicht spannend!

Und natürlich ist es da durchaus angebracht, auch mal den nicht offensichtlichen Weg zu gehen (wenn sich das aus der Figur und der Handlung heraus organisch ergeben kann), um den Leser zu überraschen.

Aber eine Parallele Geschichte - das klingt mir doch zu sehr nach Abenteuer-Spielbuch, was du aber, wie du selbst sagst, nicht meinst. Ich muss mich den Meinungen anderer anschließen: Das würde mich nicht interessieren.

Zumal ich mich als Leser dem Autor auch ein gewisses Vertrauen entgegen bringe. Das heißt nicht, dass ich mich nicht überraschen lassen möchte. Im Gegenteil!
Aber ich will der Geschichte vertrauen, ich will sehen, warum sich Paris von Troja beim Wettstreit der Göttinnen für Aphrodite und gegen Athene und Hera entscheidet.
Plausibel erklärt, glaube ich dem Autor, warum die Figur das getan hat. Und folge ihr weiter.

Wenn ich dann irgendwann im Buch an den Punkt käme:
Und so würde es weitergehen, wenn sich Paris für Athene entschieden hätte wäre ich ein bisschen entnervt.
Paris hatte sich doch schon entschieden!

Zumal die Geschichte sich trotz anderer Handlungsverläufe zu sehr ähneln würde. Manche Momente würden zwar anders verlaufen, aber trotzdem würden sie stattfinden.
Wenn nicht, hätte ich eine komplett andere Geschichte - dann tut es auch eine Fortsetzung mit völlig neuer Handlung oder eine komplett neue Szenerie.
Wenn doch, dann ist das Buch ein Plagiat seiner selbst. Mit einigen Kniffen.
Ein Experiment.

Naja, ich will als Leser geile Geschichten, keine Experimente.

Was die Überlegung angeht:
Was wäre gewesen, wenn der Held doch in Situation A genießt hätte???

Entscheide dich einfach für das, was deiner Meinung nach die spannenderen Konsequenzen mit sich bringt. Was für dich und für den Leser mehr Spannung / Unterhaltung bringt.
Immerhin: Er *darf* doch ruhig Niesen.
Ein Held MUSS nicht perfekt sein.

Allerdings ist es dann dein Job, herauszufinden, wie er aus dem Grab, dass er sich selbst geschaufelt hat, wieder herauskommt.
Und das ist vielleicht sogar eine Erfahrung, die noch spannender werden kann, als wenn er nicht genießt hätte.

MarkOh

Ich meine mal, dass man sowas nicht zwangsläufig als Experiment sehen muss. Fragt mich nicht wie der Schinken hieß, aber ich erinnere mich daran irgendwann vor langer Zeit einen Fantasy Dreiteiler gelesen zu haben, welcher jenen Verlauf genommen hatte. Teil 1 und Teil 2 führten eigentlich schon zu einem Ende, in Teil 3 jedoch wurde dem Leser ein recht glaubwürdiger Rückblick vermittelt, der im Verlauf dessen die Geschichte in einem völlig anderen Bild darstellte. Teil 3 endete somit ebenso wie Teil 2, erschien mir aber nie wie ein Abklatsch, noch war es unglaubwürdig oder sonstiges...
Aber ist wohl Geschmackssache. kann schon sein...

:pfanne:

Termoniaelfe

#23
Ich weiß, was du meinst. Und frage mich gerade ob du in meinem Kopf lesen kannst?
Ich habe für die Termonia Trilogie genau das vor. Teil 1 und 2 in sich abgeschlossen aber dennoch verbunden und Teil 3 wird ein in etwa " Wie alles begann" wo sich aber am Ende der Kreis schließt und sich viele Fragen aus den vorangegangenen Teilen dann von selber beantworten. Ich finde sowas klasse zu lesen und es ist für mich die Herausforderung.

Der Leser darf zwischen zwei Versionen wählen. Herr Kürbis ich finde deine Idee echt klasse. Das hat was.

LG
Termi

Hr. Kürbis

Ja, das trifft auch meine Idee wesentlich mehr, da sollen nicht aus einem Stoff 2 Bücher gemacht werden, sondern es soll zwar "zwiegespalten" sein, aber am Ende eben "Ein Ganzes" ergeben. Man kann zwar den einen Teil genau wie den anderen für sich separat lesen, aber erst mit der Kehrseite ist die Medallie komplett.

Hier mal ein konkreteres Beispiel:

Die normale Heldwerdung, junger Bursche (arbeite hier mal mit Archetypen) ist dazu auserkoren,  das Böse zu bekämpfen...
                                          ... und kommt an einen Wendepunkt: die Götter würfeln! :d'oh:

Möglichkeit A: Held schlägt sich wacker und bleibt tugendhaft  :engel:
Möglichkeit B: Held scheitert kläglich und gerät auf die schiefe Bahn  :darth:

Die Dinge werden durchgekaut, aber nach Teil A schalten sich die Götter wieder ein und würfeln erneut. Teil B beginnt, gibt aber eine völlig neue Sichtweise auf die Geschehnissen, nicht nur für den Helden sondern auch den Leser.

Jetzt kommt Teil C, der Held wird sich der würfelnden Götter bewußt, hat natürlich keinen Bock darauf und tritt den Göttern tierisch in den Popo und zeigt ihnen die lange Nase  :ätsch: Dann versucht er, Möglichkeit A und B in Einklang zu bringen und führt letztendlich das wahre Ende herbei.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann  :hmmm: sie noch heute...

DANKE für die Anregung!