Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Silvia am 28. September 2017, 14:07:56

Titel: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 28. September 2017, 14:07:56
In den letzten Monaten sind mir jede Menge Märchenadaptionen auf dem Buchmarkt aufgefallen. Ob nun Selfpublisher oder Verlag mit Anthologien oder gar Romanen - nach den Einhörner springen, so scheint es, jetzt alle auf das Märchenpferd.

Ich muss gestehen, ich habe bisher noch nicht so recht zugreifen wollen. "Die 13. Fee", auch so eine böse-Fee-Dornröschen-Geschichte, hat mich jetzt nicht so mitgerissen und oft drängt sich mir bei den Klappentexten der Eindruck von "Hauptsache Lovestory ist drin!" mit auf. (Hauptthema schmachtendes-Mädchen/totalsympathischer oder anfangs miesgelaunter, aber immer top-aussehender Prinz? - Weiche von mir!  ;D ) Irgendwie habe ich auch ein wenig Angst, mir altgeliebte Geschichten durch weichgespülte, vermodernisierte Love-Story-Märchen zu vermiesen.  ;D Vielleicht bin ich aber auch einfach ARD-ZDF-geschädigt, von den ganzen neuen Märchenfilmadaptionen, die ich größtenteils zum Weglaufen überzogen finde  :hmmm:

Habt ihr schon mal mit dem neuen Trend mitgelesen oder gar mitgeschrieben? Mögt ihr neue Märchennacherzählungen?
Bietet einem das etwas Interessantes und Neues - als Leser oder Schreiber - oder ist das nur ein Aufguss des Altbekannten (ein besserer oder gar schlechterer)?


PS an die Admins: Ich fürchte, das ist doch eher ein Thema für die Fantasy-Sektion gewesen ... falls ihr das auch so seht, könnt ihr bitte einfach rüberschieben? Danke!
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Maubel am 28. September 2017, 14:41:12
Also da kann ich als Mitglied der Tintenzirkeleigenen Märchenspinnerinnen natürlich nur eine Lanze für Märchenadaptionen brechen. Die kamen übrigens nicht vor den Einhörnern, sondern parallel, bzw. im englischsprachigen Bereich sind sie schon lange ein Trend und da gibt's auch einige schöne. Wir als Gruppe haben ja nun unsere modernen Märchenadaptionen rausgebracht, nicht zwingend mit Liebesgeschichten, eigentlich eher weniger, dafür mit aktuellen Problematiken.

Mir macht es Spaß, Märchen neu zu beleben oder etwas neues zu interpretieren. Allein die Aschenputtelthematik gibt's ja in unzähligen Werken umgesetzt. Steht nur nicht immer Märchenadaption drauf. Der Reiz an Märchenadaptionen ist, dass man dieses märchenhafte drin hat und gleichzeitig eine oft tiefgründigere Geschichte schreibt/liest. Klar, klappt nicht bei allen, aber die meisten Märchen zu Hause haben von Charakterentwicklung auch noch nie was gehört ;) Märchenadaptionen machen mich neugierig, aber wie bei allen Büchern gibt es gute und schlechte. Nora Bendzkos Galgenmärchen finde ich zum Beispiel sehr gut und interessant umgesetzt. Fallen Queen hatte ich letztens abgebrochen, da das Buch sich wie eine Rohfassung las und mich überhaupt nicht mitnahm.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 28. September 2017, 14:45:58
Tintenzirkeleigene Märchenspinnerinnen? So was gibt's? Was macht ihr und wo?

Klärt uns auf!  :D

Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Waldhex am 28. September 2017, 14:47:58
Die Märchenspinnerinnen vom Tizi haben aktuell den achten Band veröffentlicht.
Bei meinem Buch "Kein Schnee im Hexenhaus" gibt es gar keine Lovestory. Bei den anderen schon. Allerdings werden bei unseren Adaptionen Themen wie Cybermobbing, Rassismus, Drogenmissbrauch, PTBS und ähnliches thematisiert. Also trotz Lovestory sicherlich nichts Weichgespültes. Auch für die Krimifraktion haben wir mit "Meerschaum" was dabei.
Das Hexenhaus hält sich ziemlich dicht an die Vorgabe von Hänsel und Gretel, andere Adaptionen sind wesentlicher freier, von daher würde ich nicht sagen, dass es einfach ein neuer Aufguss ist.
Wenn es Dich interessiert, kannst Du ja mal auf www.maerchenspinnerei.de vorbeischauen, oder auf unserer facebook-Seite.

Das was Du ansprichst, gibt es aber sicherlich auch. Ich selbst habe allerdings noch nichts davon gelesen (die 13. Fee ist allerdings auf meinem Kindle). Nur eine weichgespülte Lovestory würde ich persönlich auch nicht lesen wollen.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Maubel am 28. September 2017, 14:51:53
Zitat von: Silvia am 28. September 2017, 14:45:58
Tintenzirkeleigene Märchenspinnerinnen? So was gibt's? Was macht ihr und wo?

Klärt uns auf!  :D

Es hat sich vor etwas mehr als einem Jahr eine Plotgruppe gebildet: Die Märchenspinnerei. Seit Februar veröffentlichen wir je eine Märchenadaption und unterstützen uns gegenseitig in Lektorat, Korrektorat, und vor allem Marketing. Und unser Motto sind eben "Alte Märchen in neuem Gewand". Waldhex hat ja schon die Webseite verlinkt.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 28. September 2017, 14:53:32
Ich hab da auch immer so eine kleine Stimme im Hinterkopf, die dann gerne sagt: "Jetzt nehmen sich alle Geschichten, die schon da sind, puffern die auf und machen sie zu Geld. Fällt den Autoren denn nichts eigenes mehr ein?"  ;D (quasi eine andere Variante von Fan Fiktion ... die ich ja eigentlich selber schreibe, vor allem wenn mir die Plotlöcher zu groß sind)

Also ihr meint, man kann solchen Sachen auch mal wirklich Unterbau und Inhalt zutrauen?
Muss mir eure Seite demnächst mal angucken.  :D
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 28. September 2017, 14:58:45
Zitat von: Maubel am 28. September 2017, 14:41:12
die meisten Märchen zu Hause haben von Charakterentwicklung auch noch nie was gehört ;)


Oh, da fallen mir spontan aber gleich jede Menge von diesen russischen oder usbekischen ein, wo immer der Jüngste von drei Brüdern als Dummkopf verschrien ist, trotzdem alle Aufgaben mit Bravour löst und auf dem Weg zum Ziel ständig von seinen missgünstigen Brüdern umgebracht und von seinen Hilfskräften (wahlweise Wolf oder Vogelviech) wieder zum Leben erweckt werden musste. Und ich als Kind saß immer davor und hätte die zwei Älteren zu gerne mal zurechtgeschüttelt, was ist denn bei euch schiefgelaufen, Leute?

Jetzt bringt mich bloß noch auf Ideen hier!  :hmmm:
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Waldhex am 28. September 2017, 15:02:52
Zitat von: Silvia am 28. September 2017, 14:58:45
Zitat von: Maubel am 28. September 2017, 14:41:12
die meisten Märchen zu Hause haben von Charakterentwicklung auch noch nie was gehört ;)

Jetzt bringt mich bloß noch auf Ideen hier!  :hmmm:

Gerne doch.  :engel:
Der aktuelle Band Zarin Saltan beruht übrigens auf einem russischen Märchen.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Maubel am 28. September 2017, 15:04:09
Och, da ist schon viel eigenes dabei. Also kommt natürlich drauf an. Es gibt ja doch sehr verschiedene Märchenadaptionen - die habe ich mal grob in fünf Kategorien in diesem Blogartikel  (https://randompoison.wordpress.com/2017/08/12/wie-man-ein-marchen-adaptiert/)einsortiert. Aber das Eigene würde ich den Adaptionen nicht per se absprechen. Da sind doch meist sehr schöne Ideen dabei, die fernab einer aufgefüllten Nacherzählung sind.

Aber wie gesagt. Manche haben den Unterbau und Inhalt (ich würde natürlich sagen mein Buch trotz einer Lovestory auch ;)), aber es gibt auch die Trendaufspringer. Wobei die dreizehnte Fee ja wohl auch schon länger draußen ist.

Zitat von: Silvia am 28. September 2017, 14:58:45
Zitat von: Maubel am 28. September 2017, 14:41:12
die meisten Märchen zu Hause haben von Charakterentwicklung auch noch nie was gehört ;)


Oh, da fallen mir spontan aber gleich jede Menge von diesen russischen oder usbekischen ein, wo immer der Jüngste von drei Brüdern als Dummkopf verschrien ist, trotzdem alle Aufgaben mit Bravour löst und auf dem Weg zum Ziel ständig von seinen missgünstigen Brüdern umgebracht und von seinen Hilfskräften (wahlweise Wolf oder Vogelviech) wieder zum Leben erweckt werden musste. Und ich als Kind saß immer davor und hätte die zwei Älteren zu gerne mal zurechtgeschüttelt, was ist denn bei euch schiefgelaufen, Leute?

Jetzt bringt mich bloß noch auf Ideen hier!  :hmmm:

Ja, eben, aber der Jüngere entwickelt sich meist nicht, sondern er hat das gute Herz und es geht eher um die Botschaft, dass ein reines Herz am Ende belohnt wird (und man dafür nicht intelligent sein muss). Die Brüder sehen das ja am Ende auch nicht ein, sondern bleiben die Tölpel vom Anfang. Und da kann man in einer Adaption zum Beispiel viel mehr draus machen.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 28. September 2017, 15:13:10
Na toll, dank Maubel versucht sich hier gerade ein russisches Plotbunny anzuschleichen für eine Sache, mit der ich doch eigentlich gar nichts am Hut haben wollte.
:rofl:
Ist ja nicht so, dass hier nicht noch anderes Zeug aufs Weiterschreiben wartet.
Nein, dieses Tierchen will mich, wenn ich wieder zu Hause bin, doch tatsächlich zum Bücherregal schieben, um einen dieser alten Schinken zu suchen.
Ich glaub's nicht, hihi ...
Aber wenn ich das ganze vom Standpunkt "Plotlöcher zuschütten und der Geschichte mal beibringen, was Logik und vernünftige Charakterentwicklung ist" betrachte, wäre das durchaus mal ein Gedankenspiel wert. Das mach ich gerade selber an anderer Stelle zu gerne.

hinterhältige Plotbunnies ...
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 28. September 2017, 15:15:43
Für mich sind Märchenadaptionen - ich bin auch eine Märchenspinnerin - auch eine Möglichkeit, Dinge zu aktualisieren. In den meisten Märchen findet sich ein überholtes Menschen- und vor allem Frauenbild, also habe ich in meiner "Zarin" der Figur eine Stimme verliehen, die im Original außer am Anfang keine Zeile Text hat und mit der nur getan wird, die aber selbst nichts tut.
Es ist für mich also auch eine weltanschauliche  bzw. im Fall der Zarin feministische Aufgabe :).
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Waldhex am 28. September 2017, 15:16:13
 :rofl:

Ich möchte nur ganz dezent darauf hinweisen, dass Du den Thread aufgemacht hast, Silvia.  :engel:
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 28. September 2017, 15:17:55
 :rofl:

Das hab ich jetzt davon.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Maubel am 28. September 2017, 15:28:33
Tja, so schnell kann's gehen. Willkommen in der Märchenhölle ... äh, du weißt schon  :darth:
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Aphelion am 28. September 2017, 19:42:33
Ich bin eine Märchentante und auch Märchenadaptationen gefallen mir im Prinzip.

Was ich nicht mag, ist erzwungene Romantisierung. Viele Märchen enthalten Liebesgeschichten, die natürlich auch in einer Adaptation aufgegriffen werden können. Aber ich mag es nicht, wenn auf Teufelkommraus eine Love Story in die Geschichte gequetscht wird - und sich dadurch sowohl die Atmosphäre als auch die Bedeutung völlig verändert. Und zwar nicht zum Guten... Weder Gretel noch Holle brauchen einen Lover, dem sie schnurrend zu Füßen liegen.

Ich finde es interessant, mehr Grautöne in Märchen zu bringen als diese ursprünglich hatten - oder diese Grautöne zurückzuholen, die heute die meisten nicht mehr verstehen. Ich finde es interessant, wenn die (vermutete) Intention verstärkt und ausgeschmückt wird. Aber wenn ein Märchen eigentlich eine wirklich tiefgründige Bedeutung hat und auf "Frau trifft Mann, sie verlieben sich" nach Schema F reduziert wird, dann nervt mich das. Kann man machen, ist aber trotzdem nicht unbedingt gelungen. Ein Roman mit 300 Seiten sollte z.B. schon etwas mehr Inhalt haben als das zugrundeliegende Märchen, das eine A4-Seite einnimmt. Hingegen finde ich Umdeutungen okay oder sogar gut, wenn sie gehaltvoll sind.

Wie so oft: Es kommt immer darauf an.

Ich finde es an sich schön, dass Märchen wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen - gerade auch die, die nicht jeder kennt.

Ich mag Adaptationen, die näher am richtigen Märchenfeeling dran sind, lieber. Moderne Aaptationen gehen auch, aber für mich sind sie oft zu weit vom Ursprung entfernt. Eine Adaptation muss natürlich selbst kein Märchen sein, aber ich mag die (relative) Zeitlosigkeit von Märchen nunmal. Adaptationen, die spürbar nach 1500, heute oder in der Zukunft spielen, können sehr gut sein - aber ich persönlich nehme sie nicht in erster Linie als Märchenadaptation wahr, auch wenn sie welche sind.

@Evanesca Feuerblut

Kennst du "Die Wolfsfrau"? Das ist ein schönes Buch zur Rolle der Frauen und Mädchen in Märchen, aus moderner Sicht, das einen konstruktiven Deutungsansatz verfolgt. (Naja "modern"... Das Buch hat auch wieder ein paar Jahre auf dem Buckel. ;D)
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 28. September 2017, 19:52:05
@Aphelion "Wolfsfrau" nicht, aber ich hatte mal ein Buch für die Uni gelesen, das zwar nicht nur Märchen behandelt hat (es kam auch Shakespeares "King Lear" am Rande vor), aber auch in die Richtung ging, nur ohne den Ratgeberaspekt. Ich müsste den Titel nur wieder heraussuchen.
Sowas finde ich immer sehr interessant, auch psychoanalytische Deutungen von Märchen. (Wobei da zu den Grimm'schen mehr publiziert wurde als zu den russischen oder ich finde es nicht).

Dieses Herausholen der alten Intentionen und DIE noch mal zu reflektieren, ist auch ein Grund für mich gewesen, mit den Adaptionen anzufangen. Falls ich je Dornröschen adaptiere, wird das alles, nur nicht romantisch.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Mindi am 29. September 2017, 12:37:55
Prinzipiell mag ich Märchen sehr gerne, auch viele der (alten, vorwiegend DDR-Tschechische) Verfilmungen. Gelesen habe ich erst eine wirkliche Märchenadaption - und die mochte ich nicht. Vielleicht schrecke ich deshalb auch etwas davor zurück.

Was ich jedoch sehr interessant finde, ist, wenn ein Buch von einem Märchen inspiriert ist und man es letztendlich nichteinmal merkt, außer man wird mit der Nase darauf gestoßen.

Spontan fallen mir dazu die Bücher von Sarah J. Maas ein.
Die eine Reihe "Throne of Glas" ist von Aschenputtel inspiriert. Das ist jedoch kaum merklich, aber sie hat es selbst einmal irgendwo geschrieben. Sie wollte wissen, was passieren würde, wenn Aschenputtel kein normales Mädchen, sondern eine Assasinin wäre, die auf den Ball des Prinzen gehen soll, um ihn zu töten. Fand ich sehr spannend (zumal diese Grundsätzliche Idee zur Geschichte erst in 3. oder 4. Buch der Reihe aufgegriffen wird.) Die andere Reihe von Maas "A Court of Thorns and Roses" ist merklich von "Der Schönen und das Biest" inspiriert, wendet sich aber auch deutlich davon ab, außer dass das Grundidee im ersten Band hin und wieder deutich erkennbar ist.
Das war eigentlich das erste Mal in den letzten Jahren, dass ich (unbewusst) auf eine Märchenadaption gestoßen bin, wenn man es so nennen kann.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: canis lupus niger am 29. September 2017, 15:06:34
Meine Meinung dazu ist zwiegespalten. Moderne Märchenadaptionen mag ich, wenn es Märchen (oder märchenhafte Geschichten) bleiben, auch wenn die Erzählungen in ein anderes Setting verlagert werden (egal jetzt, welchen Genre). Oder wenn eine Grundidee in moderneren Geschichten aufgegriffen wird. Die Harry-Dresden-Reihe gefällt mir z.B. diesbezüglich ganz gut. Auch beim "Hexer" Geralt von Riva" werden traditionelle mittel- und osteuropäische Märchen in den kulturellen und historischen Hintergrund des Settings auf angenehme Weise eingebaut.  Und die Anthologien "Grimms Märchen Update 1.1" und folgende von Machandel finde ich teils zum Brüllen komisch.

Was ich aber überhaupt nicht leiden kann, ist, wenn traditionelle Sagen, Märchen und reale historische Persönlichkeit für Action-Metzel-Abenteuer à la "Hänsel und Gretel - Hexenjäger" oder "Abraham Lincoln als Vampirjäger" stillos verwurstet werden. Auch die Fernsehserie "Grimm" geht da schon an die Grenzen meiner Toleranz, je weiter sie voranschreitet, desto mehr.

Vielleicht könnte ich als mein Kriterium nennen, dass ich die traditionellen Märchen etc. bei einer Adaption mit Respekt verwendet sehen möchte, damit es mir gefällt. Ich weiß aber, dass das absolut Geschmackssache ist und viele das anders sehen als ich.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Blu_Ravn am 29. September 2017, 20:13:45
Ich habe mal bei einer Anthologier mitgemacht, bei der man Märchen neu erzählen sollte. Mittlerweile finde ich aber auch, dass es das echt häufig gibt, momentan ...

Als ich mal für meinen Sohn eine Märchensammlung bei Amazon heruntergeladen habe, habe ich entdeckt, wie viele Märchen es gibt, die gar nicht bekannt sind. Davon könnte man sicherlich mal eins nehmen und umschreiben - merken bestimmt nur wenige, dass es das schon mal gab.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Pandorah am 29. September 2017, 20:27:47
@Blu_Ravn Hast du mir mal einen Linkd zu der Sammlung? :D Das klingt gut.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Blu_Ravn am 29. September 2017, 20:37:53
Da gibt es ziemlich viele zur Auswahl, ich habe das hier gemeint:
https://www.amazon.de/Das-gro%C3%9Fe-M%C3%A4rchenbuch-Illustrierte-%C3%BCberarbeitete-ebook/dp/B008ENGJBY/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1506710134&sr=8-4&keywords=kindle+m%C3%A4rchenbuch (https://www.amazon.de/Das-gro%C3%9Fe-M%C3%A4rchenbuch-Illustrierte-%C3%BCberarbeitete-ebook/dp/B008ENGJBY/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1506710134&sr=8-4&keywords=kindle+m%C3%A4rchenbuch)

Da sind z.B. Märchen wie "Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst" oder "Von der Serviette, dem Tornister, dem Kanonenhütlein und dem Horn" dabei  :hmmm: :rofl:
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Fledermaus am 29. September 2017, 22:14:49
Interessanter Thread! Ich gebe mal kurz meinen Senf dazu ... Ich liebe Märchen und ich mag auch Märchenadaptionen oft sehr gerne, vor allem wenn sie ins Düster-Surreale umschwenken. Mir kommt auch vor, die Märchenadaptionen nehmen zur Zeit zu. Ich beschwere mich darüber auf keinen Fall, weil ich es wirklich gerne lese.

Ich habe da auch mal eine wirklich äußerst interessante Vorlesung dazu besucht. In dieser Vorlesung ging es auch viel um die "Ursprünge" von Märchen und man glaubt heutzutage fast nicht, wie grausam manche Märchen eigentlich in ihren Ursprüngen waren. Das Märchen von Dornröschen, das heutzutage vielleicht romantische Gefühle und Erinnerungen an die Kindheit wachruft, als die Eltern aus dem Märchenbuch vorgelesen haben, behandelt in der ersten niedergeschriebenen Fassung z.B. eine lupenreine Vergewaltigung. Ein anderes richtig "grausames" Märchen, das mir spontan einfällt ist "Von dem Machandelboom". Da bringt die Stiefmutter ihr ungeliebtes Stiefkind um und setzt es der Familie zum Abendbrot vor.

Also eigentlich kein Wunder, dass mich die düsteren Adaptionen mehr ansprechen ;D

Aber jedenfalls, um nochmal auf diese wirklich spannende Vorlesung einzugehen (bzw. auf das, was ich davon mitgenommen habe): Märchen sprechen uns meiner Meinung nach so sehr an, weil da (finde ich) in intertextuellen Verwebungen die gesamte Geschichte der Menschheit behandelt wird. Die Ursprünge unserer heutigen Volksmärchen sind unglaublich alt und in der Märchenforschung wird dann oft versucht, die wirklichen Ursprünge herauszufinden. Da möchte ich gerne kurz die Mythemtheorie erwähnen: Ein Mythem ist quasi für Märchen oder für Mythen, was für die Linguistik ein Morphem ist (oder, meine eigene Interpretation, für Menschen ein Gen ist). Fundamentale Elemente, die in einem narrativen Netz weitertradiert werden und das über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg. Alles beeinflusst sich gegenseitig und alles lebt in gewisser Weise weiter. Die alten Geschichten haben also längst ein Eigenleben und das schon seit sehr langer Zeit. Finde ich unglaublich spannend! Und ich sage auch mal, kein Wunder, dass das die Leute fasziniert.

Aber: Ich glaube, ich könnte das nicht, also eine Märchenadaption schreiben. Einerseits lebe ich dafür zu sehr in meiner höchstpersönlichen Fantasiewelt, andererseits hätte ich panische Angst, diese alten Mytheme zu "entehren". Weil das ist schon etwas, das mich stört: Wenn Märchen adaptiert werden, ohne dass die Autoren oder Autorinnen sich wirklich mit Ursprüngen beschäftigt haben. Wie oben schon angesprochen: Dornröschen als romantische Kitschgeschichte funktioniert für mich einfach nicht. Das wird unglaublich zynisch, wenn man um die Hintergründe weiß.

Etwas anderes ist für mich, wenn nur Elemente eines Märchens hergenommen werden. Da berufe ich mich wieder auf die Mythemtheorie und meine: Das kann man eigentlich überhaupt nicht vermeiden. In jeder Geschichte steckt ein Stück Märchen. In jedem von uns steckt ein Stück Märchen. Das können wir gar nicht vermeiden, wir sind alle viel zu sehr in diesem narrativen Netz gefangen, das in uns weiterlebt.

So, das ist jetzt fast ein Aufsatz geworden ;D Aber vielleicht ist es ja ganz spannend zu dem Thema.

Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: FeeamPC am 29. September 2017, 22:57:36
Ha! Das von dem Machandelboom, das ist sozusagen das Stamm-Märchen meines Verlages. Und ich habe mehrere Märchen-Adaptionen im Verlagsprogramm, bislang wurde das von den Lesern sehr gut akzeptiert (bloß, dass ich dafür halt zu wenig Leser habe, weil der Verlag einfach noch zu klein und unbekannt ist.)
Und ich muss sagen, ich liebe Märchen-Adaptionen. Allerdings auch nicht weichgespült.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Silvia am 29. September 2017, 23:20:19
Oha ... Dornröschen und Vergewaltigung ... bei meiner gestrigen Suche nach "irgendwas in Richtung 'Wasser des Lebens'" in meinen alten Märchenbüchern stieß ich auf eine dieser 3-Prinzen-suchen-was-der-Jüngste-findets-Geschichten, wobei der Jüngste da u.a. in ein Schloß kommt, wo er eine schlafende Schöne findet, mit der er "sich vermählt, während sie schlief". DAS ist doch mal ein positiver Held!  :nöö:  :brüll:  :hmhm?:
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Pandorah am 30. September 2017, 00:50:27
@Blu_Ravn Danke! :vibes: Ich liebe Märchenadaptionen und lasse mich gerne inspirieren!
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Zit am 30. September 2017, 02:28:53
Hm, ich frage mich gerade, ob es die "ursprünglichen" Fassungen zu besorgen gibt? Projekt Gutenberg hat, glaube ich, auch die geschönten Fassungen, wenn ich mich nicht irre.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: July am 30. September 2017, 02:57:51
Ganz kurz hierzu:

Zitat von: Silvia am 28. September 2017, 14:07:56
oft drängt sich mir bei den Klappentexten der Eindruck von "Hauptsache Lovestory ist drin!" mit auf.

Diesen Eindruck habe ich, bezogen auf phantastische Literatur, schon seit gut zehn Jahren. Gefühlt hat alles mit der Twilight-Welle angefangen und seit dem gibt es kaum ein Fantasy-Buch mit weiblicher Heldin, die sich nicht unsterblich in einen überaus gut aussehenden Burschen verliebt. Nicht, dass es mich sonderlich stören würde. Ich mag Romantik. ;D

Zum eigentlichen Thema kann ich aber gar nicht allzu viel sagen. Ich habe noch nie bewusst eine Märchenadaption gelesen und bin auch sonst nicht allzu bewandert in dem Gebiet. Dass der Trend auf dem Buchmarkt zum Märchen geht ist mir allerdings auch schon aufgefallen.

Selbst könnte ich sowas auch nicht schreiben. Zum einen würde ich mich von der Vorlage selbst zu eingeengt fühlen. Und zum anderen hätte ich stets das Gefühl, ich müsse bestimmte Erwartungen erfüllen, da die potentiellen Leser sehr wahrscheinlich auch die Märchenvorlage kennen und dementsprechend bereits eine gewisse Vorstellung von meiner Adaption haben. Im Endeffekt habe ich mich für Fantasy als "mein" Genre entschieden, weil ich hier ein wenig freier bin als in zeitgenössischen oder gar historischen Settings. Diese Freiheit würde ich wieder aufgeben, würde ich eine Märchenadaption schreiben (zumindest fühlt sich der Gedanke so an).
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Fianna am 30. September 2017, 03:08:10
In jedem phantastischen Subgenre gibt es doch bestimmte Stereotypen. Die meisten Autoren lieben es, mit diesen Stereotypen zu spielen, sie aufzubrechen und etwas anderes daraus zu formen, oder sie ins Gegenteil zu verkehren.
Inwiefern unterscheidet sich das also von der "Vorgabe" eines Märchens? Auch da ist man doch ziemlich frei, dies ins Gegenteil zu verkehren (was ist, wenn eine Prinzessin den Prinz rettet? Wenn man das Ganze in ein modernes Setting pflanzt oder mit einem Krimi mixt? Was passiert, nachdem Rapunzel gerettet wurde?)
Nichts anderes macht man doch, wenn man eine Märchenadaption schreibt. Auch da gibt es eine stereotype Vorlage, ein bestimmtes Setting, eine Genre-Erwartung, mit der man spielt, die man verdreht, umkehrt oder in ein anderes Genre pflanzt.
Oder etwas vollkommen Seltsames draus macht.

Eigentlich warte ich noch auf eine apokalyptische Zombie-Version eines Märchens. Pride and Prejudice wurde schon mit Zombies gemixt, warum nicht ein Märchen? Dieser stereotyp der unsterblichen, blinden Liebe bietet das doch geradezu an.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: July am 30. September 2017, 04:00:54
Zitat von: Fianna am 30. September 2017, 03:08:10
In jedem phantastischen Subgenre gibt es doch bestimmte Stereotypen. Die meisten Autoren lieben es, mit diesen Stereotypen zu spielen, sie aufzubrechen und etwas anderes daraus zu formen, oder sie ins Gegenteil zu verkehren.
Inwiefern unterscheidet sich das also von der "Vorgabe" eines Märchens? Auch da ist man doch ziemlich frei, dies ins Gegenteil zu verkehren (was ist, wenn eine Prinzessin den Prinz rettet? Wenn man das Ganze in ein modernes Setting pflanzt oder mit einem Krimi mixt? Was passiert, nachdem Rapunzel gerettet wurde?)

Vielleicht fühlt es sich für mich nach Unterschied an, weil ich nicht eine von den angesprochenen "meisten Autoren" bin, die bewusst mit Stereotypen spielt. Wenn ich Figuren und Geschichten erschaffe, dann so, wie sie mir in den Sinn kommen. Wenn dabei Stereotypen bedient werden, meinetwegen. Wenn Klischees ins Gegenteil gewandelt werden, auch gut. Aber ich habe weder das Bedürfnis, die entstandenen Stereotypen aufzubrechen, noch mit voller Absicht welche einzubauen.

Trotzdem würde ich auch objektiv betrachtet sagen, dass eine Märchenadaption ein sehr viel engeres Korsett darstellt, als es ein ganzes Genre tut. Zumindest, wenn man unter "Märchenadaption" versteht, dass auch wirklich mit der Vorlage (zum Beispiel das von dir angesprochene Rapunzel) gearbeitet wird und man sich nicht einfach nur einzelner märchenhafter Elemente bedient.

Nehmen wir mal Fantasy und den Herrn der Ringe als Beispiel, um das etwas besser zu erläutern: Ein Fantasy-Roman kann einzelne Elemente aus dem Herrn der Ringe enthalten, kann mit diesen spielen oder sie ins Gegenteil verkehren. Dadurch wird der Roman aber nicht automatisch zu einer Adaption. Um eine waschechte Adaption zu schreiben, müsste man sich eingehend mit den tragenden Figuren, sowie der Geschichte des Herrn der Ringe auseinandersetzen und diese in eine eigenständige Geschichte umwandeln.

Eine Adaption zu Der Herr der Ringe hat also wesentlich enger geschnürte Vorgaben als ein Fantasy-Roman. Genauso hat eine Märchenadaption enger geschnürte Vorgaben als ein märchenhafter Roman.

Aber wie schon gesagt, das Gefühl der Einschränkung ist sehr subjektiv. Wenn andere dieses Gefühl nicht haben und dadurch tolle Geschichten schreiben können, umso besser. ;D
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: canis lupus niger am 30. September 2017, 08:26:10
Zitat von: Silvia am 29. September 2017, 23:20:19
[...] stieß ich auf eine dieser 3-Prinzen-suchen-was-der-Jüngste-findets-Geschichten, wobei der Jüngste da u.a. in ein Schloß kommt, wo er eine schlafende Schöne findet, mit der er "sich vermählt, während sie schlief". DAS ist doch mal ein positiver Held!  :nöö:  :brüll:  :hmhm?:

Ha, hast Du mal die Geschichte des "Helden" Siegfried/Sigurd aus der Niebelungensage richtig gelesen? Ein frauenverachtender Betrüger, Mörder und Vergewaltiger wie aus dem Bilderbuch. Aber das ist hier ein bisschen OT. Helden dieser Sorte findet man bestimmt in vielen Geschichten. Kommt halt immer darauf an, wer diese Geschichte erzählt, und wie er es macht.



Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 30. September 2017, 08:50:48
Wobei ich gerade das enge Korsett sehr inspirierend finde/fand. Bei mir fordert es immer den Widerspruch heraus und ich gucke, wie ich innerhalb der Grenzen etwas eigenes machen kann. Und da geht mehr, als man denkt. :vibes:
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: MynaKaltschnee am 04. Oktober 2017, 23:17:34
Ich habe jetzt schon mehrere Märchenadaptionen gelesen (vorwiegend von der Märchenspinnerei) und fand sie eigentlich alle schön und auch sehr tiefgründig. Sie behandeln ernste Themen kombiniert mit ihrer Märchenvorlage, das hat mir wirklich gut gefallen. Selbst geschrieben habe ich noch nie eine Märchenadaption. Das traue ich mir auch irgendwie nicht zu. Aber sag niemals nie, vielleicht probiere ich es doch eines Tages noch aus.
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Springer am 04. Oktober 2017, 23:56:28
Ich habe schon immer gern Märchen gelesen und stolperte eher zufällig über die ersten Märchenadaptionen von Robin McKinley (Die Schöne und das Biest, Allerleirauh) - beide hatten einen eher düsteren Ton (der Vater, der seine Tochter heiraten will mag im Märchen mal schnell dahin geschrieben sein - was da an Abgründen drin steckt, macht man sich beim Märchen lesen in der Regel ja nicht klar).

Ich mag Geschichten, die bekannte Ideen auch mal quer ausleuchten, insofern mag ich natürlich auch gerade solche Märchenadaptionen ausgesprochen gern: Gregory Maguire schreibt zum Bespiel Aschenputtel mal aus der Sicht einer der "bösen" Stiefschwestern (hat auch die Romanvorlage zu Wicked, dem Musical geschrieben - ebenfalls spannend: was bedeutet eigentlich gut und böse? Grüne Hautfarbe und ein wenig Propaganda und schon hat man den perfekten Bösewicht.)

Insofern bin ich eher versucht zu sagen: Toller Trend! Denn unter den vielen Merkwürdigkeiten (die es auch gibt) findet man auch Haufenweise wirklich Schönes.


Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Aljana am 19. Oktober 2017, 22:07:52
Huch .. ich war zu lange in der Märchenspinnerei verschollen. Ich merke es immer wieder. Ich habe die letzten Monate vom Rest des Forum ja gar nix mitbekommen ...

Also zu mir: Ich bin auch so eine der Oberspinnerinnen ;), denn mein Axolotlkönig war schuld, das der Stein bzw. das Rad ins rollen kam. Und ich sag jetzt einfach mal frei raus: Ich find Märchenadaptionen doof. Ja. Ist so. Alo alle, die zu sehr glitzern und nur mit Ballkleid auskommen.

Im Gegensatz zur Erwähnung fand ich die ARD Märchenperlen schön, denn sie sprechen das kleine Mädchen in mir an und halten sich so gut an die Vorlagen, dass ich den Kitsch und den Zuckerguss großzügig hinnehmen kann.
Aber der Rest? Das was so vor 2 Jahren als Welle kam? Hat mich genervt. Ich dachte mir: Noch ein Ballkleid auf dem Cover und eine weitere Cinderella-Love-Story im Klappentext und ich höre nie wieder auf zu brechen. Und ich dachte mir: Aber warum? Die Originale (also die düsteren original Originale) geben doch so viel her. So viel Mord, Blut, Totschlag, Vergewaltigung, Konflikt-Pontenzial und auch Moral, dass ich mir dachte: Kann man das nicht? Ist es nicht möglich diese modernen Märchen eben auch mit modernem Wahnsinn zu kombinieren?

Und dann fand ich Gott sei Dank die anderen Spinnerinnen ... und wie meinte unser neustes Mitglied neulich nach dem Durchwühlen durch unser Sub-Forum: "Ich hatte ja keine Ahnung!"

Und ehrlich ... ich auch nicht. Was bisher für Geschichten entstanden sind, und auch nun nachziehen, wie die Galgenmärchen von Nora Bentzko oder Christian Handels Projekte, das sind die Märchen, die mir auch Spaß machen. :D
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Alana am 19. Oktober 2017, 22:23:26
Ich mag sie vor allem dann, wenn sie in eine richtig tolle, aber sehr herzschmerzige Liebesgeschichte verpackt werden. Aber bitte nicht mit rosa Glitzer, sondern wenn dann mit schwarzem Höllenstaub oder so. Ich hab selbst schon einige geschrieben und ich finde, die müssen so richtig wehtun, dann sind sie gut.  ;D
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Aljana am 19. Oktober 2017, 22:34:39
 :rofl: Dass du mal wieder mit Herzschmerz kommst, war klar. ;) Was wurde eigentlich aus "Hexenhaar"? (falls das irgendwo groß verkündet wurde, tut es mir leid ich bin im Sog des Reallife versumpft und hatte leider nur ganz wenig Zeit für den Zirkel.)
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Alana am 20. Oktober 2017, 14:02:14
Das ruht noch in meiner Schublade, aber nächstes Jahr möchte ich es angehen. :)
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Minna am 22. Oktober 2017, 21:28:14
Ich liebe Märchen und Märchenadaptionen (und schreibe auch selber welche). Die Adaption, die mir am besten gefällt ist "Tochter der Wälder" von Juliett Marillier, eine Nacherzählung der sieben Schwäne, angesiedelt im vorchristlichen Irland. "Heart's Blood" als Adaption von die Schöne und das Biest von der selben Autorin war auch sehr schön, aber nicht ganz so gut wie der erste in meinen Augen.

Habt ihr denn noch weitere Empfehlungen (außer den bisher genannten)? Ich würde gerne mal wieder eine lesen, fürchte mich aber auch ein bisschen, dass sie zu plump sein könnten.

Liebe Grüße Minna
Titel: Re: Märchenadaptionen - Toller Trend oder zu viel des Guten?
Beitrag von: Maubel am 22. Oktober 2017, 21:39:39
@Minna Neben unseren Märchenspinnerei-Romanen kann ich dir ganz doll Christian Handels Rosen und Knochen (Schneeweißchen &Rosenrot, Hänsel & Gretel) und Nora Bendzkos Galgenmärchen (bisher Rumpelstilzchen, der Bärentöter und noch eins) ans Herz legen. Im englischsprachigen Bereich mochte ich Thorn sehr gerne, eine Adaption von der Gänsemagd.