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Fantasygenres und Subgenres: Unsere Schubladen

Begonnen von Pandorah, 23. Dezember 2013, 15:50:47

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Pandorah

ZitatHeroic Fantasy
- Den Mittelpunkt von Heroic Fantasy bilden zumeist klassiche Helden von niedriger, beziehungsweise verheimlichter adeliger Geburt.
- Heroic Fantasy arbeitet viel mit den archetypischen Erscheinungsbildern. Dabei dürfen die Helden auch Schwächen und Graustufen aufweisen.
- Eine klare Gut-Böse-Struktur ist vorhanden.
- Der Fokus liegt auf den persönlichen und Action-orientierten Erlebnissen der Figuren.

Vertreter: Karen Miller (Königsmörder), Marion Zimmer Bradley (???), Jennifer Roberson (Schwerttänzer-Zyklus)

Mag jemand ein oder mehrere Bücher für MZB ergänzen? :)

Phea

Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht die Elfen-Ritter Reihe von Bernhard Hennen?

Sprotte


Pandorah


Pandorah

ZitatHistorische Fantasy
- Historische Fantasy ist das für die Vergangenheit, was Contemporary Fantasy für die Gegenwart ist: eine bestimmte Zeitepoche oder eine alte Kultur bilden den Hintergrund für eine Fantasy-Geschichte.
- Oftmals werden Ereignisse der (realen) Geschichte im Licht von phantastischen Vorkommnissen gedeutet.
- Die Menge der phantastischen Elemente kann sehr stark variieren. Sie sollten so "zurechtgebogen" werden und/oder so dezent sein, dass entsprechend phantastische Ereignisse im "Rückblick" von unserer Zeit aus gesehen auf Aberglaube und Spinnerei geschoben werden können.
- Auch fiktive Welten, deren Setting klare historische Parallelen mit der unsrigen aufweisen und in denen fast keine Magie vorkommt (oder nur so schwach dosiert, dass man teilweise nicht einmal sagen kann, ob es nur Aberglaube ist), mit fiktiven Figuren (von denen sich manche weitgehend echten historischen Persönlichkeiten zuordnen lassen) fallen darunter.
- Wichtig ist, dass sich das Setting stark an der entsprechenden Epoche orientiert und entsprechend viel Recherche mit einfließt - wenn möglich sollten keine Anachronismen vorkommen.

Vertreter: Marion Zimmer Bradley (Die Nebel von Avalon), Guy Gavriel Kay (The Sarantine Mosaic, A Song for Arbonne, The Lions of Al-Rassan), J. Carey (Kushiel-Reihe), M. Heitz (Mächte des Feuers)

Diskussion zu historischer Fantasy

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Romy

Was es unter Historischer Fantasy auch noch geben kann, sind Parallelwelten, die von der Geografie her so sind wie unsere Welt, aber wo irgendein Ereignis dafür gesorgt hat, dass der geschichtliche Verlauf sich anders entwickelt. (Solche Geschichten könnten in der Gegenwart und Zukunft spielen, aber halt auch in der Vergangenheit.)

Ob nun viele oder wenige fantastische Elemente vorkommen ist m.E. eigentlich nicht so entscheidend. Es kann auch historische Fantasy geben, wo es viele davon gibt und nicht alles auf den Aberglauben geschoben werden kann. Das ist vielleicht Ansichtssache, aber ich halte den Bezug zu unser realen Weltgeschichte für wichtiger, als die Menge der fantastischen Elemente.

Den Einleitungssatz finde ich übrigens ganz besonders treffend, der fasst das sehr schön zusammen!  :jau:

Pandorah

Zitat von: Romy am 30. Dezember 2013, 18:40:39
Was es unter Historischer Fantasy auch noch geben kann, sind Parallelwelten, die von der Geografie her so sind wie unsere Welt, aber wo irgendein Ereignis dafür gesorgt hat, dass der geschichtliche Verlauf sich anders entwickelt. (Solche Geschichten könnten in der Gegenwart und Zukunft spielen, aber halt auch in der Vergangenheit.)
Ah, ich dachte, das fällt unter "Alternative Geschichte". Ich habe mir das nur rauskopiert, daher weiß ich nicht mehr, wer das gesagt hat, aber das Zitat lautete:
ZitatEs gibt ja auch noch alternative Geschichte als Genre. Das ist dann ein historischer Roman, in dem die eigentlichen Handlungsverläufe verdreht werden. Zum Beispiel: Johanna von Orleans wird nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dann kann man sich als Autor austoben, welche Auswirkungen das auf den weiteren historischen Verlauf haben könnte. Das muss auch nicht immer phantastisch sein, obwohl es natürlich komplett ausgedacht ist. Wenn keine Fantasy-Elemente vorkommen, sondern alles im Bereich des möglichen liegt, ist es keine Fantasy.

Zitat von: Romy am 30. Dezember 2013, 18:40:39
Ob nun viele oder wenige fantastische Elemente vorkommen ist m.E. eigentlich nicht so entscheidend. Es kann auch historische Fantasy geben, wo es viele davon gibt und nicht alles auf den Aberglauben geschoben werden kann. Das ist vielleicht Ansichtssache, aber ich halte den Bezug zu unser realen Weltgeschichte für wichtiger, als die Menge der fantastischen Elemente.
Das war das, was ich damit meinte: "Die Menge der phantastischen Elemente kann sehr stark variieren." Nicht deutlich genug?

Zitat von: Romy am 30. Dezember 2013, 18:40:39
Den Einleitungssatz finde ich übrigens ganz besonders treffend, der fasst das sehr schön zusammen!  :jau:
Danke! :vibes:

Romy

Zitat von: Pandorah am 30. Dezember 2013, 18:46:31
Ah, ich dachte, das fällt unter "Alternative Geschichte". Ich habe mir das nur rauskopiert, daher weiß ich nicht mehr, wer das gesagt hat, aber das Zitat lautete:

ZitatEs gibt ja auch noch alternative Geschichte als Genre. Das ist dann ein historischer Roman, in dem die eigentlichen Handlungsverläufe verdreht werden. Zum Beispiel: Johanna von Orleans wird nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dann kann man sich als Autor austoben, welche Auswirkungen das auf den weiteren historischen Verlauf haben könnte. Das muss auch nicht immer phantastisch sein, obwohl es natürlich komplett ausgedacht ist. Wenn keine Fantasy-Elemente vorkommen, sondern alles im Bereich des möglichen liegt, ist es keine Fantasy.
Bisher hatte ich sowas immer als Historische Fantasy betrachtet, aber alternative Geschichte trifft es natürlich auch ganz gut. ::)
Da bin ich jetzt leicht überfragt, ob man die alternative Geschichte als Unterart der Historischen Fantasy betrachten sollte. Ich meine, irgendwo mal sowas in der Art gelesen zu haben, weiß aber nicht mehr wo und vielleicht ist es auch einfach Ansichtssache?  :hmmm:


ZitatDas war das, was ich damit meinte: "Die Menge der phantastischen Elemente kann sehr stark variieren." Nicht deutlich genug?
Diesen Einleitungssatz hatte ich jetzt glatt überlesen, weil danach ja noch kommt, dass alles mit dem Aberglauben erklärbar sein muss. Aber wenn es zuuu viele Fantasyelemente gibt, kann eben nicht alles mit dem Aberglauben erklärt werden. Das widerspricht sich dann etwas, wenn man genauer darüber nachdenkt. ::)

Pandorah

Zitat von: Romy am 01. Januar 2014, 18:58:05
und vielleicht ist es auch einfach Ansichtssache?  :hmmm:
Da habe ich ohnehin häufig das Gefühl, dass es das ist. :rofl:


Zitat von: Romy am 01. Januar 2014, 18:58:05
Diesen Einleitungssatz hatte ich jetzt glatt überlesen, weil danach ja noch kommt, dass alles mit dem Aberglauben erklärbar sein muss. Aber wenn es zuuu viele Fantasyelemente gibt, kann eben nicht alles mit dem Aberglauben erklärt werden. Das widerspricht sich dann etwas, wenn man genauer darüber nachdenkt. ::)
Ich dachte eher, dass es von unserer Zukunft aus als Aberglaube oder Sage erklärbar sein muss. Also dass zum Beispiel die Artus-Saga als Sage und nicht als geschehene Geschichte für uns dasteht. Ich grübele noch mal über den Text nach.

Pandorah

#69
ZitatHorror
- Horror umfasst alles, was sich auf grausige, verstörende Art dem menschlichen Verstand entzieht, zumeist in Form der Schilderung von übernatürlichen Ereignissen.
- Es geht darum, den Leser zu schockieren, in Angst zu versetzen und Gefühle wie Abscheu und Hass auszulösen.
- Hierfür wird der Leser mit Urängsten wie der vor der Dunkelheit, dem Tod, dem Unbekannten und dem Verlust von Kontrolle konfrontiert.
- In dem Genre kann es detailliert blutig, detailliert grausam, detailliert brutal zugehen (muss aber nicht).
- Laut Stephen King geht es um drei grundlegende Arten des Grauens:
— Schrecken: eine kurzfristige, schnelle Angst (Was lauert hinter der Tür?)
— Horror: eine lang anhaltende Angst vor dem Ungeheuerlichen, die sich nur langsam zeigt und schließlich eine mehr oder weniger feste Form annimmt (z.B. Frankensteins Monster von Shelley, Herzschlag wie in "Das verräterische Herz" von Poe)
— Ekel: Abscheu, Angst vor etwas Unappetitlichem (z. B. Ungeziefer, Schleim, Fäkalien, Folterungen, Perversionen, ...)
- In jedem Horrorroman gibt es ein bis mehrere Monster, durch die der Schrecken entsteht und die metaphorisch für verschiedene Dinge stehen, sowie verschiedene Gestalten annehmen können:
— Werwolf: die animalische/dunkle Seite des Menschen
— Vampir: Kanibalismus
— ein "Ding": künstlich erschaffene Monster oder namenloses Grauen (gerne aus dem All)
— Gespenst: die Geister von Verstorbenen
— Doppelgänger: die böse Seite des Menschen
— Parasit: ernährt sich vom Körper/Geist des Wirts

Vertreter: John Ajvide Lindqvist, Stephen King


Historische Fantasy habe ich noch mal angepasst. So besser? Neues in Rot.

ZitatHistorische Fantasy
- Historische Fantasy ist das für die Vergangenheit, was Contemporary Fantasy für die Gegenwart ist: eine bestimmte Zeitepoche oder eine alte Kultur bilden den Hintergrund für eine Fantasy-Geschichte.
- Oftmals werden Ereignisse der (realen) Geschichte im Licht von phantastischen Vorkommnissen gedeutet.
- Die Menge der phantastischen Elemente kann sehr stark variieren. Sie sollten so "zurechtgebogen" werden und/oder so dezent sein, dass entsprechend phantastische Ereignisse im "Rückblick" von unserer Zeit aus gesehen auf Aberglaube und Spinnerei geschoben oder als Sagen/Mythen betrachtet werden können.
- Auch fiktive Welten, deren Setting klare historische Parallelen mit der unsrigen aufweisen und in denen fast keine Magie vorkommt (oder nur so schwach dosiert, dass man teilweise nicht einmal sagen kann, ob es nur Aberglaube ist), mit fiktiven Figuren (von denen sich manche weitgehend echten historischen Persönlichkeiten zuordnen lassen) fallen darunter.
- Wichtig ist, dass sich das Setting stark an der entsprechenden Epoche orientiert und entsprechend viel Recherche mit einfließt - wenn möglich sollten keine Anachronismen vorkommen.

Subgenre: Alternative Geschichte
- Hierbei handelt es sich um Romane, in denen die Geschichte einen anderen Verlauf nimmt, zum Beispiel: Johanna von Orleans wird nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
- Auch wenn der "neue" Geschichtsverlauf vollständig auf der Phantasie des Schreibenden beruht, handelt es sich nur um Fantasy, wenn Fantasy-Elemente vorkommen.


Vertreter: Marion Zimmer Bradley (Die Nebel von Avalon), Guy Gavriel Kay (The Sarantine Mosaic, A Song for Arbonne, The Lions of Al-Rassan), J. Carey (Kushiel-Reihe), M. Heitz (Mächte des Feuers)

Diskussion zu historischer Fantasy

Fianna

Bei "Historische Fantasy" gehört dringend rein: Judith Tarr, "Die gläserne Insel" und "Der Herr der Zwei Länder".

Außerdem gibt es einige sehr historisch orientierte und gut recherchierte Romane, die nur vereinzelte phantastische Elemente haben, die vollkommen zeitgenössisch und passend sind (in "normalen" historischen Romanenen aber fehlen).
Dämonen, Wunder, Gotteskinder (Sylvian Hamilton "Der Knochenhändler", "Das Banner des Königs", "Die Rache der Engel"), göttliche Visionen und göttlich inspirierte Heilkräfte (Judith Merkle Riley "Die Stimme", "Die Vision", "Die Zauberquelle") oder einfach das Auftreten von Visionen und Dämonen ohne göttlichen Bezug (Judith Merkle Riley "Die Hexe von Paris").

Neben klassische historische Romane wie Tanja Kinkel, Rebecca Gable, Bernard Cornwell passen die nicht so gut ins Regal, daher würde ich sie auch in das Fach "Historische Fantasy" einordnen.

Das ist dann eben das andere Extrem (verglichen mit "Alternative Geschichte"), das irgendwie auch da reingehört.

Pandorah


Pandorah

ZitatMärchenroman
- Bei Märchenromanen handelt es sich im weitesten Sinne um märchenhafte Fantasy, modernisierte und/oder auf Märchen basierende Romane.
- Volksmärchen werden umgeschrieben oder Elemente und Themen aus diesen aufgegriffen.
- Ebenso werden neue Märchen erfunden, in denen Märchenaspekte (Aspekte des Wunderbaren und Unwirklichen) auftauchen.
- Figuren werden zumeist differenzierter und weniger schwarz-weiß dargestellt als in den Volksmärchen, dennoch ist Gut und Böse häufig scharf getrennt.
- Meist steht ein Helden im Mittelpunkt, der gegen böse Kräfte bestehen muss. Dieser ist oft ein Charakter, der auf den ersten Blick schwach erscheint, zum Beispiel ein Kind oder "der jüngste Sohn".
- Märchen weisen meist eine Handlungsstruktur mit archetypischen Figuren (Held, Antagonist, Torwächter, etc.) auf.
- Am Ende wird das Böse oft extrem bestraft (verbrennende Hexe), sowie das Gute extrem belohnt (Bauernsohn heiratet Prinzessin).
- Bei Märchen und Märchenromane sind Orts- und Zeitangaben oft äußerst ungenau oder fehlen ganz, zum Beispiel bei Star Wars: "Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie..."
- Die meisten Volksmärchen weisen ein Happy End auf, dies ist bei Märchenromanen nicht zwingend erforderlich.

Vertreter: Michael Ende (Die unendliche Geschichte), Angela Carter (Blaubarts Zimmer), Selma Lagerlöf (Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgerson mit den Wildgänsen)

Cailyn

Erst jetzt sehe ich diesen wundervollen Thread, Pandora  :pompom:
Vielen Dank für deine grosse Mühe. Ich hatte schon immer Probleme, diese Genres auseinanderzuhalten. Von daher bin ich echt froh, dass du das in Angriff genommen hast.

Übrigens noch eine Erweiterung für ein wirklich sehr gutes Beispiel im Genre Märchenroman (und einer meiner liebsten deutschen Autoren :wolke:): Hans Bemmann (Stein&Flöte, und das ist noch nicht alles, Trilogie "Die Verzauberten")

Pandorah

Hach, das freut mich! :knuddel: Und danke für die Ergänzung.

Ich habe aktuell nicht mehr so viel Zeit, da ich wieder fleißig am Brötchen verdienen bin, aber ich ergänze die anderne Genres auf jeden Fall noch. Spätestens am WE kommt das nächste nach.


Ich möchte noch mal darum bitten, wenn euch Fehler auffallen oder etwas unklar ist, dass ihr mich darauf aufmerksam macht. Ich sammel mir das alles auch nur so zusammen, wie ich es verstanden habe, nech?