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LGBT: Diversität in der Fiktion und wie man sie schreibt

Begonnen von Nachtblick, 23. Oktober 2013, 20:51:35

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Cairiel

Jetzt müsste es solche Listen und Rezensionsblogs halt nur noch für deutsche Literatur geben. Kennt ihr da welche? Ich würde ja selbst einen Blog für anspruchsvolle LGBTQ-Fantasy-Literatur aufmachen, aber ich habe meinen Ye Olde Independent schon.  :d'oh:  ... Aber vielleicht gibt es ja hier jemanden, der Lust hat, mit mir so etwas zusammen auf die Beine zu stellen? Dann wäre die "Arbeit" zumindest schon mal geteilt.

Ich halte mich von Gay-Romance-Büchern zugegeben ein bisschen fern, weil mich vor allem solche, die für ein weibliches Zielpublikum geschrieben sind, also die mit der vielen Erotik usw., mehr als abschrecken. Ein halbes Kapitel habe ich mal von einem gelesen und seitdem war mir klar: Nie wieder Homoerotik. Ist nicht meins, da tut mir ja schon beim Lesen alles weh. *hust*  Klar gibt es bestimmt auch hier Erotik mit Niveau, aber ich bin ein gebranntes Kind und Erotik mag ich sowieso und generell nicht so gern.

ZitatBesteht Interesse an einer eigenen geschlossenen trollfreien LGBTQ-Arbeitsgruppe? Oder wäre das kontraproduktiv?
Hier wäre ich auch dabei. Ich würde zu gerne mehr in die Richtung schreiben.

Kati

Zitat von: CairielAber vielleicht gibt es ja hier jemanden, der Lust hat, mit mir so etwas zusammen auf die Beine zu stellen? Dann wäre die "Arbeit" zumindest schon mal geteilt.

Ich fände das ein interessantes Projekt, aber ich glaube, da braucht man eine ganze Gruppe für, wenn das reibungslos laufen soll. Ich habe auch ein Rezensionsblog, aber ich vernachlässige es sehr oft, einfach aus Zeitmangel. Spannend fände ich es aber und, wenn du so was mal vorhast, melde dich ruhig bei mir, ich würde da total gern helfen.

Zitat von: MajaBesteht Interesse an einer eigenen geschlossenen trollfreien LGBTQ-Arbeitsgruppe? Oder wäre das kontraproduktiv?

Ich wäre auch dabei, ich finde das eine schöne Idee, besonders, weil es ja nur einen Bruchteil des Forums zu interessieren scheint.

Vic

#62
Zitat von: Cairiel am 25. Oktober 2013, 20:52:05
Ich halte mich von Gay-Romance-Büchern zugegeben ein bisschen fern, weil mich vor allem solche, die für ein weibliches Zielpublikum geschrieben sind, also die mit der vielen Erotik usw., mehr als abschrecken. Ein halbes Kapitel habe ich mal von einem gelesen und seitdem war mir klar: Nie wieder Homoerotik. Ist nicht meins, da tut mir ja schon beim Lesen alles weh. *hust*  Klar gibt es bestimmt auch hier Erotik mit Niveau, aber ich bin ein gebranntes Kind und Erotik mag ich sowieso und generell nicht so gern.
Hier wäre ich auch dabei. Ich würde zu gerne mehr in die Richtung schreiben.

Oh mein Gott, ja. Danke!
Endlich mal jemand, dem es auch so geht.
Ich fühl mich immer total wie ein Alien, wenn ich erwähne, dass ich Sexszenen meistens überscrolle und hoffe, dass der Plot bald weiter geht ...  :buch:
Ich finde das auch gar keinen schönen Trend, dass man heutzutage das Gefühl hat jede Story braucht mindest 74 Sexszenen und alle in verschiedenen Stellungen und mindestens eine mit nem Wasserbett.
Also ich lese sehr gerne Romantik - egal ob homo, hetero oder sonstiges - aber Porn langweilt mich in der Regel maßlos.
Zitat von: Maja am 24. Oktober 2013, 23:22:00
Besteht Interesse an einer eigenen geschlossenen trollfreien LGBTQ-Arbeitsgruppe? Oder wäre das kontraproduktiv?

Oh, da wäre ich übrigens auch gerne für zu haben. :-)


Coppelia

Was würdet ihr denn in der Arbeitsgruppe arbeiten wollen? Mein Fokus liegt ja nicht auf diesem Thema, aber ich bin einfach neugierig und würde gern mehr wissen.

Cairiel

Zitat von: Coppelia am 25. Oktober 2013, 21:05:42
Was würdet ihr denn in der Arbeitsgruppe arbeiten wollen? Mein Fokus liegt ja nicht auf diesem Thema, aber ich bin einfach neugierig und würde gern mehr wissen.
Ich war ja noch nie in einer Arbeitsgruppe, die in eine solche Richtung geht, aber ich würde mir darunter vorstellen: Plot- und insbesondere Figurenbesprechungen, nicht nur als "Nachfrage", ob man es authentisch rüberbringt (gerade bei für nicht betroffene Menschen eher schwierigere Themen wie Transsexualität), sondern auch als eine Art "Abhandlung", wie man es selbst gemacht hat, dann natürlich themenspezifische Diskussionen, Hilfestellungen bei Problemen diesbezüglich usw.  :hmmm:

Wenn es so etwas gäbe, würde ich das aber auch für Leute wie dich öffnen, deren Fokus nicht auf dem Thema liegt, aber sich auch dafür interessieren. Man muss ja nicht gleich einen Roman schreiben, in dem eine wichtige Figur LGBTQ ist oder es anderweitig im "Fokus" liegt, sondern nur am Rande vorkommt, um gerne mehr darüber wissen zu wollen.

Vic

Zitat von: Coppelia am 25. Oktober 2013, 21:05:42
Was würdet ihr denn in der Arbeitsgruppe arbeiten wollen? Mein Fokus liegt ja nicht auf diesem Thema, aber ich bin einfach neugierig und würde gern mehr wissen.

Ich glaube das Problem ist immer, dass solche Themen fast nur Leute ansprechen, die sowieso gerne und viel über LGBTusw Charas schreiben/lesen.
Dabei wäre das Ziel doch eigentlich, dass es für alle zur Norm wird, über die man nicht mehr groß nachdenken muss. ;)

An sich fänd ich so eine Arbeitsgruppe aber nett um konkret über dieses Thema reden zu können und die üblichen Schriftsteller-Probleme zu besprechen.
"Mein Werwolf ist transsexuell, aber aufgrund der Selbstheilungskräfte würde eine Operation nicht funktionieren und die Hormon greifen nicht. Tipps wie er sich trotzdem soweit wie möglich in die schöne Frau verwandeln kann, die in ihm steckt?"

"Meine Heldin hat einen schwulen, besten Freund - welche Klischees sollte ich unbedingt vermeiden/was geht euch dabei tierisch auf den Keks?"

"Habe eine Alienrasse erfunden, die von Natur aus Hermaphroditen sind - wer kennt sich damit aus und kann mir Tipps geben, was ich beachten muss?"

"Ein Nebenchara von mir wurde gebrainwashed und denkt jetzt er ist a.) ein Auftragskiller und b.) hetero - kennt sich jemand neurobiologisch aus und weiß, ob es Gehirnareale oder bestimmte Hormone gibt, die man mit Sexualität in Verbindung bringt?"

Solche Sachen halt. ;-)

Maja

Das mit der Gay Romance kann ich verstehen, Cairiel, obwohl ich ja eher die Zielgruppe bin (nah ... wahrscheinlich inzwischen zu alt). Ich habe vier Jahre in einer WG gewohnt, und da haben wir abends in der Küche gesessen und uns genau solche Geschichten vorgelesen. Ich denke, die jungen Mädchen und Frauen, die diese Geschichten lesen, sind selbst tendenziell bisexuell - warum die dann aber lieber Geschichten mit süßen Schwulen haben wollen als mit süßen Lesben, weiß ich nicht. Wobei, ich hätte ja gern mal sowas gehabt, aber irgendwie gab es das nicht. Dann aber lieber schwul. Mit Mann/Frau-Sexszenen bekommt man mich irgendwie gar nicht.

Aber wo ich wirklich Gay Romance zum Abgewöhnen gefunden habe, war im Fanfiction-Bereich. Ich habe letztes Jahr meine allererste Fanfiction geschrieben und vorher selbdt gelesen, was es da so schon alles gab (und gell, wenn man Fanfiction schreibt, ist man ja auch üblicherweise ein Fan), und das war ... ächz. Ich kann mit Slash nichts anfangen. Man nimmt zwei beliebige Figuren, erklärt sie für schwul und steckt sie miteinander ins Bett, und dann geht es so zur Sache, wie sich vermutlich vierzehnjährige Mädchen schwulen Sex vorstellen. Ich bin ausgestiegen nach einer Geschichte, wo die Autorin offenbar mal was von "man braucht ein Gleitmittel" gehört hat, den Prota zur Waffenpflegepoliur greifen ließ (aua!), und dann kam ich noch bis zu "With a well lubricated hand, he gently reached for Alistair's entrance", und dann verließen sie mich. Das ist am Ende genauso ätzend wie Lesbenpornos für heterosexuelle Männer, und ich kann vorstellen, dass solche Texte einen als Schwulen ziemlich auf die Palme bringen können.

Wir sind uns ja - bei aller Heftigkeit, mit der hier zum Teil diskuttiert wird, wobei ich sagen muss, dass ich dem Troll einen Maulkorb verpasst habe, und da es bereits das zweite Mal war, dass wir so eine Chose mit ihm hatten, ihn beim dritten Mal vor die Tür setzen werde; das war schon kein Trollen mehr, sondern echte Hetze - ziemlich einig, was wir nicht wollen: Keine Wichsvorlagen, keine Quotenschwulen, keine Beurfslesben. Das ist schon mal ein Schritt. Wir reden immer noch tendenziell viel aneinander vorbei, wir geraten uns wegen der Terminologie in die Haare - und dabei kann man schlecht von "richtig" und "falsch" sprechen, wenn selbst die anwesenden schwulen, lesbischen, bisexuellen Tintenzirkler unterschiedlich mit den Begriffen umgehen und sich mit der einen oder anderen Bezeichnung wohler fühlen, so wie ich mich immer als bisexuelle Frau und nie als LGBT bezeichnen würde, weil ich finde, dass die Verwendung von unaussprechlichen Buchstabenkombinationen (das ist ja noch nicht mal ein Acronym) nichtssagend und entmenschlichend sind, während z.B. Nachtblick immer sehr genau darauf achtet, die offziellen Bezeichnungen zu verwenden.

Ich habe bei mir aber eine interessante, doch nicht besonders schöne Tendenz im Zusammenhang mit meinen Figuren erkannt: Die Häufigkeit schwuler Männer geht bei mir zu Lasten der weiblichen Figuren. Das heißt, ich belege einen Hauptrollenplatz eher mit einem weiteren Mann, als dass ich ihn für eine Frau bereithalte. Die Erkenntnis kam Anfang des Jahres, als ich merkte, dass ich für meine »Schattenklingen« vier männliche Hauptfiguren, aber keine einzige weibliche vorgesehen hatte, wobei die vierte Figur noch nicht aufgetreten und nur ein vages Konzept war. Vom Plot her passte es eigentlich sehr gut, diese Rolle mit einer Frau zu besetzen - "aber dann kann ja Amadis keine schwule Beziehung bekommen". Uffz. Das saß. Es war ja nicht mal so, dass Amadis bis dahin irgendein Interesse an irgendeiner Beziehung gezeigt hätte, weder zu Männern noch zu Frauen, und ich nicht schon mit Kael und Landras Raum für eine entsprechende Romanze gehabt hätte, und da meine Elfen ohnehin von Haus aus ihr Brot auf beiden Seiten buttern, hätte ich als Amadis ebensogut eine Freundin wie einen Freund verpassen können, ohne dass es der Story Abbruch gehtan hätte. Aber da saß ich, als feministische Autorin, und dachte allen Ernstes, ich habe keinen Platz für weibliche Figuren, damit meine Helden besser schwul sein können?

Das hat mich dann doch ein bisschen aufgeschreckt. Wir haben in der High Fantasy ohnehin schon einen argen Mangel an vielschichtigen weinblichen Figuren, und ich weiß schon länger, dass meine eigenen Bücher da aus dem Gleichgewicht sind, aber dass es einen Zusammenhang zwischen meinem Frauenmangel und meiner Schwulenschwemme geben könnte, war mir vorher wirklich nicht aufgefallen. Das ist auch etwas, wo wir hier im Forum alle den Hebel ansetzen können: Wir müssen jetzt nicht krampfhaft Homosexuelle Figuren in unsere Geschichten einbauen, aber wir sollten wenigstens dafür sorgen, dass wir ein ausgeglichenes Verhalten zwischen männlichen und weiblichen Figuren haben, das nicht auf zehn zu eins hinausläuft. Es wird ja jetzt niemand kommen und sagen "Mit dem Thema kenne ich mich aber nicht aus, in meinem Bekanntenkreis gibt es keine solchen Leute." ;)

Ich habe die betreffende Hauptrolle dann tatsächlich mit einer Frau besetzt. Und sie ist noch nicht mal lesbisch, nach allem, was ich über sie weiß. Jetzt fühle ich mich so viel besser: Drei männliche und eine weibliche Hauptfigur - das sind ja fast 50% Frauenanteil! Und ich weiß, dass von denjenigen, die sich hier geäußert haben, dass sie keine schwulen oder lesbischen oder sonst wie LGBTQ Figuren haben, einige dafür mit sehr interessanten Frauenrollen arbeiten (zumindest nach Lektüre der Romanthreads). Wir müssen nicht um jeden Preis jede sexuelle Spielart ins unseren Büchern unterbrngen. Das wichtigste Stück Diversität, das ich mir für die Fantasy wünsche, ist die Anerkennung, dass es auch Frauen gibt, und dass die genauso interessant, gut, böse, dumm, klug, schräg, verrückt, kaputt, heilig sein können wie ihre männlichen Gegenstücke. Darüber hinaus dürfen sie außerdem lesbisch, bisexuell, asexuell, transsexuell sein. Aber wer ausschließlich mit männlichen Figuren arbeitet, hat am Ende keine Wahl, als sie alle schwul werden zu lassen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Judith

Zitat von: Naudiz am 24. Oktober 2013, 23:58:03
Naja, und bei Goldauge und seinem royalen Freund wird der Fokus in meinen Augen auch mehr auf die sexuelle Komponente gelegt als auf die emotionale Beziehung zwischen den beiden.

Hier möchte ich gern noch einhaken und zwar deshalb, weil ich es interessant finde, dass genau die beiden einmal ein Beispiel dafür liefern, wie man gut mit homosexuellen Figuren umgeht (nämlich im Buch) und einmal ein Beispiel dafür, wie man schlecht mit ihnen umgeht (nämlich in der Serie).
In den Büchern kann man lange lediglich zwischen den Zeilen herauslesen, dass die beiden schwul sind, weil die beiden sich eben nicht nur darüber definieren. Sie sind eben interessante Nebenfiguren, die zufällig schwul sind, ebenso wie viele andere interessante Nebenfiguren eben zufällig heterosexuell sind.
In der Serie hingegen werden sie sofort (und im weiteren Verlauf auch fast ausschließlich) über ihre Sexualität definiert. Dazu wird Loras auch noch sozusagen als Klischee-Schwuler dargestellt - dadurch wird er noch mehr über seine Sexualität definiert und noch weniger als individueller Charakter gezeichnet.
Und was die sexuelle Komponente betrifft: Auch da gebe ich dir im Bezug auf die Serie recht, im Bezug auf die Bücher aber gerade nicht. Ich sage dazu nur: "When the sun has set, no candle can replace it."

Warum ich jetzt so ausführlich darauf eingehe, liegt daran, dass die Bücher für mich in diesem Punkt fast schon ein Augenöffner waren. Ich hatte nämlich immer das Gefühl, ich dürfte homo-/bisexuelle Figuren nur dann haben, wenn ihre Sexualität quasi plotbestimmend ist und im Mittelpunkt steht. Also genau der Vorwurf, der hier ja schon einige Male (zu Recht) aufgetaucht ist. Ich nehme mal an, dass ich zu diesem Irrglauben gekommen bin, weil es eben sonst in Büchern meist genauso ist. Und dann waren da in Martins Büchern auf einmal diese Figuren, bei denen das nicht so war; die in der Hinsicht überhaupt nicht anders geschrieben/dargestellt wurden als heterosexuelle Figuren. Das war, als ob es bei mir "klick" gemacht hätte.
Seither ist diese Scheu bei mir verschwunden. Ich muss zugeben, dass ich bisher dennoch nur eine Figur habe, die nicht heterosexuell ist, aber das liegt zum Teil auch daran, dass die meisten meiner Projekte doch schon recht alt sind. Jetzt lasse ich Figuren einfach auf mich zukommen und wie sie sind, so sind sie.

Schneeleopardin

Mich würde mal interessieren, ob ihr es beispielsweise in Exposés erwähnt, wenn Protagonist o. Nebenfiguren o. andere Hauptfiguren LGBTQ Charaktere sind.
Irgendwie scheint es mir, als wollte ein Lektor oder sonstiger der es in die Finger bekommt, da gerne eine "Vorwarnung" haben (auch bei normalen Fantasybüchern?). Ich persönlich würde es nicht erwähnen - ich erwähne es ja auch nicht, wenn ein Charakter heterosexuell ist. Wieso also extra nochmal betonen, dass ein Charakter bisexuell o.ä ist. Und wenn es nicht irgendwann im Laufe des Buches mal irgendwie angesprochen wird, interessiert es doch eh keinen.
Ich habe ein Buchprojekt, bei dem die Protagonistin lesbisch, wenn nicht sogar bisexuell ist - dementsprechend taucht auch eine weitere Hauptfigur auf, die lesbisch/bisexuell ist. Allerdings ist ihre Beziehung wenn überhaupt erst zum Ende hin relevant, allerdings kein Punkt, worauf sich der Plot stützt (die Protagonistin hätte genauso gut mit jemandem zusammen kommen können, der eine andere sexuelle Ausrichtung hat). Da es zum Teil in einer Fantasywelt spielt, werden sie dafür auch nicht verurteilt(dann schon eher dafür das sie Wolfwandler unter lauter Menschen sind). Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass sie keineswegs monogam leben. Sie haben zwar einen "festen" Partner, haben aber immer mal wieder andere Personen noch in der Beziehung dabei. Wenn ich das überhaupt erwähne, sicher nur am Rande irgendwo.

Zurück zu meiner Frage - würdet ihr im Exposé oder im Anschreiben eine Anmerkung machen? Ggf. erfährt es der Leser ja irgendwann in der Geschichte, aber irgendwie finde ich es falsch da eine Anmerkung zu machen. Wie gesagt, man schreibt ja auch nicht dazu, dass ein Charakter heterosexuell ist bzw. steht es auch auf keinem Buch drauf (Autor XY Titel ABC - A Heterosexual Romance Fantasy Book oder so  :no: ). Zumal das Thema des Buchprojekts ja ein ganz anderes ist und nicht speziell für Leser dieser oder jener Sparte sein soll.  Ist genauso Fantasy wie jedes andere Buch in dem Bereich auch. Nur verliebt sich Weibchen XY nicht in das gutaussehende Vampir/Elfen/beliebige Rasse einfügen BC Männchen - die Story bleibt ja die haargenau Gleiche ob nun mit normaler Romance oder homosexueller Romance, oder eben gar keiner bzw nur am Rande erwähnter.


An einer Arbeitsgruppe hätte ich im Übrigen auch Interesse.

Franziska

Also ich weiß nicht, ob ich eine Arbeitsgruppe brauche. Wenn ich ein Problem habe, dann ist das eigentlich nur mit Recherche zu lösen. Also wenn jetzt in der Gruppe mehrere Transsexuelle wären und ich würde gerade darüber schreiben, dann könnte mir das schon helfen. Aber ich weiß nicht, wie ich anderen damit helfe, wenn ich jetzt meinen Plot beschreibe oder so.

Also Rezensionen schreibe ich auch auf meinem Blog. Allerdings habe ich bisher noch nichts zu Fantasy geschrieben. Ich lese allerdings auch englisch und wenn ihr Romances auslasst, so wahnsinnig viele deutsche Veröffentlichungen gibt es nicht, das stimmt natürlich schon.

@Maja: Fanfiction lese ich nicht, es interessiert mich einfach nicht. Was ich allerdings lese sind originale Storys auf fanfiction.de und ich bin immer wieder überrascht, wie gute Texte ich da finde. Oft so gute Texte, wie ich sie selten als Buch gelesen habe. Das heißt ja auf jeden Fall, es gibt Autoren, die das schreiben können, aber sie finden keinen Verlag oder sind damit zufrieden, dort zu veröffentlichen und das finde ich eigentlich immer etwas schade. Weil ich mir bei tollen Texten wünsche, dass sie ganz viele Leute lesen. Ich kann euch auch Texte mit Erotikanteil nennen, die kein Porno sind sondern literarisch auf hohem Niveau und gut in den Plot eingebunden. Aber ich will jetzt niemanden überreden, das zu lesen. Nur das gibt es auch, es ist schwer zu finden und ich erstarre jedes Mal vor Ehrfurcht vor diesem Können.

Vic

Zitat von: Schneeleopardin am 25. Oktober 2013, 21:40:54
Mich würde mal interessieren, ob ihr es beispielsweise in Exposés erwähnt, wenn Protagonist o. Nebenfiguren o. andere Hauptfiguren LGBTQ Charaktere sind.

Ich war noch nie soweit, dass ich an einen Verlag geschrieben hätte - aber ich hab immer im Kopf, dass ich das definitiv nicht tun würde.
Einfach weil ich dann das Gefühl hätte, der Lektor/der Verlag steckt das Buch dann gleich in eine bestimmte Schublade. Und bei mir stehen einfach so viele andere Sachen im Vordergrund.
Ich hatte immer im Kopf, dass ich das gerne ganz elegant ne Weile andeuten würde, dass z.b. zwischen zwei Charakteren eine gewisse Chemie ist, die man so oder so interpretieren würde - und dann erst im zweiten Band explizit mache.  :engel:
Ich glaube das ist aber auch meine persönliche Rache für all die Male wo ich mir anhören musste, ich hätte slash googles auf.  :prost: Ich würde gerne mal eine Beziehung schreiben, wo ich tonnenweise Andeutungen liefere, aber einige der Unbelehrbaren immer noch plärren dürfen "die sind einfach nur Freunde, wieso muss man da immer was rein Interpretieren" und dann BÄM mache ich es canon.

Wie Marvel.
Als die wegen eines ihrer Superhelden-Comics Bescherdebriefe bekamen, dass sie die Beziehung zwischen zwei Jungs als sehr homoerotisch darstellen würden und dauernd Hints verstreuen würden, veröffneten sie einen Entschuldigungsbrief, der ungefähr so klang: "Es tut uns wirklich aufrichtig leid, dass wir vage Hinweise geliefert haben, dass die beiden schwul sein könnten. Mit diesem Band beenden wir die vagen Hinweise und machen es offiziell - ja, die beiden kommen zusammen und sind ein Paar. Liebe Grüße"

Maja

Also, ehe das mit der Arbeitsgruppe jetzt missverstanden wird: Die Elterngruppe ist für die Eltern. Die Jugendgruppe ist für die Jugendlichen. Die Manisch Kreastiven sind für die Psychisch Kranken. Die LGBT-Gruppe wäre also für die schwul-lesbische Community des Tintenzirkels, wo weniger literarische, als mehr alltägliche Probleme besprochen werden können. Also keine geschlossene Gruppe für "Wie erstelle ich schwul-lesbische Literatur" - solche Fragen gehören für mich nicht hinter verschlossene Türen, sondern sind etwas, von denen jeder profitieren kann. Meine Bauchschmerzen wegen dieser potenziellen Gruppe ist, dass sie schon wieder zwischen "Wir" und "die anderen" unterscheidet und die Kluft noch weiter vergrößern kann. Auf der anderen Seite ist man als schwul/lesbisch/bisexuelle/trans Person im Alltag Problemen und Anfeindungen ausgesetzt, die andere eben nicht haben, die man nicht im ganzen Forum breittreten möchte, aber für dich es trotzdem gut ist, wenn man jemanden für den gemeinsamen Austausch hat, einfach zum labern.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Vic

#72
@Maja: Oh, alles klar!
Dann hab ich das missverstanden.
Du hast natürlich völlig recht damit, dass das Thema literarisch gesehen für alle offen sein sollte.

Interesse hätte ich trotzdem an so einer Gruppe.  :pompom:

Coppelia

#73
@ Maja
Ach so, das habe ich völlig falsch verstanden! :)

@ Schneeleopardin
Was meinen bisexuellen Anta betrifft: Ich habe es nicht ins Exposee geschrieben. Es wurde im ersten Kapitel deutlich. Bisher hat sich niemand auch nur in irgendeiner Hinsicht zu diesem speziellen Punkt geäußert (aber was nicht ist, kann ja noch werden), aber der Roman kam insgesamt gut an. Kurz gesagt, ich würde es nicht extra erwähnen. Mir scheint es kein Problem zu sein.

Rynn

#74
Zitat von: Grey am 25. Oktober 2013, 15:07:59
Darf man hier auch konkrete Beispiele anbringen? In meinem aktuellen JuBu-Projekt hat sich der beste Freund der Heldin nämlich als schwul vorgestellt - nachdem Kati sich aber nun mehrfach so leidenschaftlich gegen den schwulen besten Freund ausgesprochen hat, bin ich ein wenig verunsichert, ob ich das wirklich machen soll, oder ob ich etwaige LGBTI-Leser damit eher vor den Kopf stoße. Deswegen wäre ich für ein paar Meinungen dankbar.
Ich will dazu auch kurz sagen: Ich weiß genau, was Kati meint. Ich habe Evermore gelesen und hatte genau den gleichen Gedanken: dass der "schwule beste Freund" genau das ist, ein stereotypisches Abziehbildchen, das nicht nicht ein einziges Klischee auslässt. Deshalb heißt das für mich aber nicht, dass man keinen schwulen besten Freund schreiben darf, ganz im Gegenteil. Der sollte sich eben nur nicht darin erschöpfen, dass er schwul ist.
Warum ich eigentlich antworte: Sehr erhellend fand ich vor einiger Zeit mal diese Blog-Artikel-Reihe: Avoiding LGBTQ Stereotypes in YA Fiction. Vielleicht findet sie der ein oder andere hier interessant.

Zitat von: Maja am 24. Oktober 2013, 23:22:00
Was mir gerade beim Nochmal-Lesen dieses Threads auffällt: Es ist ja wirklich ein interessantes Thema, das wir hier haben. Aber wir sind in genau dem Grüppchen versammelt, mit dem wir bis jetzt immer über das Thema gesprochen haben - quasi die LGBTQ.Gemeinde des Forums plus der homophobe Troll. Ganz so angesprochen scheint sich die breite Masse des Forums dann doch nicht zu fühlen.
Ich zähle mich in diesem Zusammenhang auch mal zur breiten Masse und will nur sagen: Ich schreibe selbst regelmäßig Figuren abseits der "Heteronormativität", weil ich es einfach wichtig finde, dass alle Menschen in der Literatur Figuren finden, mit denen sie sich identifizieren können, und habe schon die Diskussion damals im Kaffeeklatsch und jetzt dieses Thema hier mit Interesse verfolgt. Ich glaube nur meistens nicht, dass ich noch etwas Neues beitragen kann, und habe bei den ein oder anderen Trollantworten auch einfach Angst, hinterher noch ausfallend zu werden. ;)

Aber danke für das interessante Thema!
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog