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Literatur-Nobelpreis 2010 - Mario Vargas Llosa

Begonnen von Moni, 07. Oktober 2010, 15:17:57

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Moni

In diesem Jahr geht der Nobelpreis für Literatur an den peruanischen Autor Mario Vargas Llosa.

Auf der Webseite der F.A.Z. weitere Informationen.

Ich finde es schön, daß mit Vargas Llosa mal wieder ein Autor den Preis bekommen hat, den man als wirklichen Weltbürger bezeichnen kann -  und dessen Bücher auch lieferbar sind.   ;)
Außerdem ist es ein Autor, der durchaus publikumsnah schreibt und den man tatsächlich auch zum Vergnügen lesen kann.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
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Malinche

Das ist richtig. Ich hab mich gestern gefreut wie Bolle, immerhin ist Mario Vargas Llosa Peruaner und sogar in Arequipa geboren - meiner zweiten Heimat quasi.  :pompom: (Dort bauen sie jetzt ein Monument für ihn. Kein Witz.)

Und seine Bücher sind toll, keine Frage. Ich habe erst ein paar von ihm gelesen, aber schreiben kann er und der Nobelpreis ist auf jeden Fall verdient.

Allerdings - es muss immer ein Allerdings geben: Für mich persönlich ist es ein bisschen schwierig, den Schriftsteller Mario Vargas Llosa zu mögen, während ich mit dem Politiker Mario Vargas Llosa nicht unbedingt einverstanden bin. Er war ja in Peru 1990 Präsidentschaftskandidat, hat aber gegen Fujimori verloren. Es gibt da "schöne" Anekdoten von seiner Wahlkampfkampagne, wo er indigenen Bauern die Hand schüttelt und sich danach sofort eine Schüssel zum Händewaschen bringen lässt. Und für meine Hausarbeit habe ich gerade ein Zitat von ihm vor mir, in dem doch eine gewisse Überheblichkeit den Indigenen Perus gegenüber zum Ausdruck kommt. Ich glaube also, dass da durchaus auch eine Prise Rassismus in unserem guten Nobelpreisträger schlummert. Dass er radikal gegen alles ist, was ein bisschen politisch links riecht (und sich deshalb übrigens auch mit Gabriel García Márquez überworfen hat), ist noch mal eine andere Geschichte, das muss ja nicht jeden stören.

Stellt sich natürlich die Frage, inwieweit sich literarisches und politisches Werk trennen lassen. In den Büchern von ihm, die ich bis jetzt gelesen habe, geht es meistens eher um die (peruanische) Mittel- und Oberschicht ("Die Stadt und die Hunde", "Tante Julia und der Kunstschreiber", "Das Paradies ist anderswo", "Travesuras de la niña mala" - bei dem weiß ich beim besten Willen nicht, wie es auf Deutsch heißt, ich lese den guten Mann auf Spanisch). Ausnahme: "Tod in den Anden" (Lituma en los Andes), das spielt im Hochland und dort treten auch die armen Bauern auf. Und da hatte ich die ganze Zeit im Hinterkopf, ob die verächtlichen Worte von General Lituma nicht auch ein bisschen Mario Vargas Llosas Worte sind.

Wie gesagt: Ich freue mich riesig, dass er den Nobelpreis bekommen hat. Und eins muss ich noch kurz erzählen, weil ihm das in meinen Augen auf der politischen Ebene wieder einen Pluspunkt verschafft. In Peru ist ein Museum der Erinnerung geplant (zum Gedenken an die Opfer des Terrorismus in den 80er Jahren), das sehr kontrovers diskutiert wird. Vargas Llosa war als Direktor dafür vorgesehen. Als Präsident Alan García jetzt aber ein Gesetz durchbringen wollte, das Straffreiheit für menschrechtsverletzende Militärs vorsah, hat Vargas Llosa in einem offenen und sehr gut geschriebenen Brief an den Präsidenten auf dieses Amt verzichtet, aus Protest an dem geplanten Gesetz (das dann übrigens auch gekippt wurde).
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)