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Beherrsche ich eigentlich die deutsche Sprache?

Begonnen von Feuertraum, 08. Januar 2017, 12:10:30

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Feuertraum

Hallo an Alle,

ich stelle mir gerade die Frage: Beherrsche ich eigentlich die deutsche Sprache?
Zugegeben, im Grunde genommen kann ich mich weit aus dem Fenster lehnen und großspurig behaupten: Selbstverständlich. Ich habe (um bei der Großspurigkeit zu bleiben) einen recht großen Wortschatz (so wie alle Tintenzirkler), bilde mir ein, etwas so erzählen/schreiben zu können, dass mein(e) Gegenüber nachvollziehen kann/können, was ich meine, beherrsche die Grammatik, brauche nur selten mal ein Wort nachschlagen, weil mir gerade nicht einfällt, wie es richtig geschrieben wird. Ergo beherrsche ich die deutsche Sprache.
Doch heute morgen traf mich eine Frage, die mich doch auf den falschen Fuss erwischt hat. Ich fragte jemanden, der Übersetzungswissenschaft studiert, was denn besagte Übersetzungswissenschaft überhaupt sei, und der Mensch war so lieb, es mir zu erklären, schloss dann aber seine Erklärung mit der Gegenfrage: Welche Sprachen ich denn kann.
Und natürlich wollte ich schreiben, dass ich sehr gut in Deutsch bin, als mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass ich eigentlich gar nicht weiß, ob ich tatsächlich "sehr gut" in Deutsch bin.
Ich neige dazu zu glauben, dass ich eigentlich schon über einen sehr großen Wortschatz verfüge, neige aber gleichzeitig dazu zu glauben, dass dieser dann doch nicht mehr ist als ein Sandkorn in einer kilometerlangen (und breiten) Sandwüste, ein Tropfen Wasser in einem Meer aus lauter Wörtern. Erst heute habe ich wieder ein Wort in einem Roman gelesen, bei dem ich nachschauen musste, was es bedeutet. Und selbst in dem Fall wurden noch weitere Begriffe in den Raum geworfen, die mir ebenfalls nichts sagten.
Mark Twain schrieb einmal, dass der Unterschied zwischen dem richtigen und dem beinahe richtigen Wort so groß sei wie der zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
Und nun grübele ich gerade darüber nach, ob ich nicht eher Glühwürmchen schreibe, bei all den vielen vielen Wörtern, die ich nicht kenne, seien es Fachbegriffe, seien es Fremdworte.
Wie sehen Sie das ganze? Wieviel Wortschatz sollte man als Autor sein Eigen nennen? Und ab wann darf man behaupten, dass man die deutsche Sprache "beherrscht"?

Neugierige Grüße
Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Antigone

Ich glaube, das sind zweierlei Dinge:

1. Die Sprache zu beherrschen in Sinne von Grammatik, Rechtschreibung, Fremdwörtern... da geben wahrscheinlich schon die Schulnoten einen Aufschluss, wo man steht. In meinem Fall kann ich sagen: ja, ich beherrsche die deutsche Sprache. Ich habe in Deutsch mit Sehr Gut maturiert - mündlich und schriftlich. Was nicht heißt, dass ich nicht auch mal nen Rechtschreibfehler mache, über Beistrichsetzung grüble (vor allem nach all den Rechtschreibreformen), und in Abteilen bin ich echt ne Niete (deswegen hab ich im Abschlusszeugnis auch nur ein Gut bekommen, aber das ist eine andere Geschichte....)

2. Was anderes ist es, die Sprache im Sinne der Schriftstellerei zu beherrschen. Das ist es, was das Handwerk von der Kunst unterscheidet. Die meisten Leute, die eine Schule absolviert haben, sind mehr oder weniger in der Lage, Wörter zu Sätzen mit einem bestimmten Inhalt aneinanderzureihen. Zu Schriftstellern macht sie das aber noch nicht. Was über simple und grammatikalisch korrekte Inhaltsvermittlung hinweggeht.... das ist wahre Sprachbeherrschung.

Wobeis da natürlich auch einen Unterschied macht, ob man epische Fantasy im Stil von Herr der Ringe schreibt, oder einen schnörkellosen isländischen Krimi (die tw. eine extrem reduzierte Sprache verwenden). In meinem Fall würde ich aber sagen, ich bin da auch mehr bei ersterem.

lg, A.

heroine

Viele Gedanken, ich gehe trotzdem hauptsächlich auf die Fragen ein. Und das obwohl ich es überhaupt nicht mag gesiezt zu werden. Schreckliches Gefühl.

Zitat von: Feuertraum am 08. Januar 2017, 12:10:30
Wieviel Wortschatz sollte man als Autor sein Eigen nennen? Und ab wann darf man behaupten, dass man die deutsche Sprache "beherrscht"?

Ich glaube ein großer Wortschatz ist nicht ausreichend um eine Sprache zu beherrschen. Man muss auch die Grammatik beherrschen und ein Gefühl für die Verwendung von Redewendungen und dergleichen haben. Entsprechend finde ich es auch nicht nötig einen übergroßen Wortschatz zu haben. Man kann bereits mit sehr wenigen Worten eine lebendige Geschichte erzählen. Natürlich wird das Geschriebene eleganter durch eine größere Variation an Wörtern, andererseits ist Eleganz in der Sprache nicht immer das ultimative Ziel eines Autors, muss es auch nicht sein.

Ab wann darf man behaupten, dass man die Sprache beherrscht. Ich denke es ist ähnlich wie mit dem Schwimmen. Die meisten Menschen, die schwimmen können, können eine angemessene Strecke zurücklegen und bekommen keine Panik dabei. Für mich qualifiziert das einen Schwimmer. Das ist natürlich nicht vergleichbar mit Wettkampfschwimmern oder Kunstschwimmern, die über ein sehr hohes Maß an Können verfügen. Man darf sich meiner Meinung nach nicht an den Hochleistungsschwimmern messen, wenn man selbst nicht täglich seine paar Stunden in genau dieser Disziplin trainiert und zu dieser Gruppe gehört. Ähnlich verhält es sich mit der Sprache. Man kann eine Sprache beherrschen ohne gleich Meister der Sprache zu sein. Ab wann man sich selbst als sehr gut definiert hängt dann wohl mit dem individuellen Ego zusammen.

Denamio

#3
Als jemand der mit Rechtschreibung und Grammatik kämpft, aber dafür einen (zu) großen Wortschatz hat: Mir wird sehr oft, sehr verbal ausfallend eingeprügelt, dass zumindest ich die deutsche Sprache nicht beherrsche. Rechtschreibung wird gesellschaftlich mit Intelligenz gleichgesetzt.

Interessanterweise ist das komplett losgelöst vom Inhalt. In wissenschaftlichen Texten behandele ich hochkomplexe Sachverhalte auf der Basis von Theorien, Systemen und Konstrukten. Die dazugehörige Arbeit kann über tausend Stunden gebraucht haben - aber ab dem Punkt wo ich einen Fehler mache, ab da gelte ich als faul. Meine ganze Arbeit wird in Frage gestellt.
Ähnlich ist es auch beim Schreiben von Geschichten. Man sagt mir gerne, dass ich packende Szenen (aber beschissene Plots) beschreibe und tolle Ideen habe. Dennoch habe ich das Gefühl ich kann nicht schreiben, weil ich eben Fehler mache. Und diese Fehler zählen sehr viel stärker als der Inhalt. Leute legen Bücher beiseite, wenn sie einen Fehler finden, sie werden sogar richtig gehend wütend, aggressiv und fühlen sich persönlich von "Fählern" angegriffen.

Ergo, von meinen Erfahrungen her wird die deutsche Sprache dann sehr gut beherrscht, wenn man keine Fehler macht. Alles andere wird sekundär beurteilt.

Aphelion

Sprache besteht aus mehr als dem Wortschatz. :)

Die Formulierung von Sätzen ist in meinen Augen mindestens ebenso wichtig – wenn nicht wichtiger – als der Wortschatz. Beim Schreiben von Geschichten gibt es nicht "den" Stil, der überall passt. Gute sprachliche Gestaltung passt sich dem Inhalt an und spiegelt ihn wider.

Wenn wir aber nur beim Wortschatz bleiben – reden wir vom aktiven Wortschatz? Jeder Mensch beherrscht einen viel größeren passiven Wortschatz (Wörter, die du verstehst) als einen aktiven Wortschatz (Wörter, die du richtig benutzt).

Abwechslungsreiche Wörter sind zwar schön und gut, aber die Vielfalt kann auch schnell zwanghaft wirken. Wiederholungen helfen dabei zu vermitteln, dass du wirklich genau das, wovon du vorhin schon gesprochen hast, meinst. Darüber hinaus werden selbst beiläufige Bezeichnungen irgendwann zu (Bei-)Namen von Orten, Personen, Gegenständen oder Vorgängen. Dadurch legst du im Kopf des Lesers eine Verknüpfung an, die das Geschriebene mit einem bestimmten Bild im Kopf verbindet. Diese Verknüpfung hängt nicht nur an der Bedeutung eines Wortes, sondern vor allem am Wort selbst.

Das ist natürlich nur ein Beispiel. Es zeigt hoffentlich, dass ein großer Wortschatz für Autoren von Geschichten nicht unbedingt notwendig ist. Allerdings halte ich einen ausreichenden Wortschatz für unabdingbar.

Ich persönlich bin schon damit zufrieden, "gut" zu schreiben oder einen "guten" Wortschatz zu besitzen. Letztlich gibt es im realen Leben nur selten Schwarz-Weiß-Fragen. Du kannst eine Sprache mehr oder weniger beherrschen. Zwischen einem hellen Blitz und einem kleinen Glühwürmchen ist viel Raum für andere Leuchtstärken. :)

Außerdem gibt es kein endgültiges Ziel. Ein Blitz ist nicht das hellste Ding im Universum. Es gibt immer noch Wörter, die du neu lernen kannst. Allerdings machen diese Wörter ab einem gewissen Fertigkeitsniveau keinen großen Unterschied mehr aus, weder prozentual noch praktisch.

Weberin

#5
Die Frage ist vielleicht auch, was Sie mit "beherrschen" ausdrücken wollen, bzw. wie Sie selbst es definieren.

Ich würde es für mich (muss für andere nicht gelten) so beschreiben:

Wenn ich die deutschen Worte so einsetzen kann, dass ich mich damit verständlich mache. Das heißt, ich muss wissen, wie der andere, der mein deutsches Wort hört, es aufnehmen wird. Das kann ja sogar je nach sozialer Umgebung unterschiedlich sein.

Eine Sprache ist für mich kein statisches Gebilde, sie lebt und lebt in jedem anders.
Wörterbücher sind nur ein Hilfsmittel, sind nicht die Sprache selbst.
Und: bevor es Grammatik und Wörterbücher gab, gab es ja auch schon Menschen, die gesprochen haben - auch sie hatten eine Sprache. Auch Angehörige nichtschriftführender Stammesgesellschaften besitzen eine Sprache.
Und im asiatischen Raum bedeuten Wörter sogar unterschiedliche Dinge, je nach Kontext und Betonung. Das ist bei uns teils auch so, aber nicht so ausgeprägt.

Ob ich auch künstlerisch mit Worten umgehen kann, ist für mich wieder eine ganz andere Frage. Und Kunst wird ja auch sehr subjektiv bewertet.

Tigermöhre

Ich denke, man beherrscht eine Sprache sehr gut, wenn man die Nuancen der Sprache versteht und anwenden kann.

Das Blitz-Glühwürmchenbeispiel bezieht sich meiner Meinung nach eher auf solche Unterschiede wie "gehen" und "spazieren", als ob man irgendwelche Fachbegriffe anwenden kann, die außer in dem Fachbereich niemand versteht.
Da meine Älteste mit fast 8 jetzt in dem Alter ist, in dem sie selber liest und immer wieder auf solche Feinheiten stößt, werde ich damit gerade sehr konfrontiert. Gerade durfte ich ihr z.B. erklären, was "in jmd. verkuckt" bedeutet. Meine erste Antwort war spontan "verliebt", aber das trifft es nicht richtig. Darum erklärte ich ihr gleich noch die Unterschiede zwischen den Wörter.

Eine Übung wäre vielleicht, sich ein Wort auszusuchen und es im Synonymwörterbuch nachzuschlagen. Kennen Sie bei den meisten Begriffen die Synonyme und können Sie die Unterschiede erklären?

@Denamio ich dachte immer, ich wäre sehr gut in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Bis ich mir Papyrus Autor mit dem Dudenkorrektor kaufte. Was der mir alles anstrich. :-[ Aber das Gute ist, bei Papyrus gibt es zu jeder Markierung auch eine Erklärung, die ich mir prinzipiell durchlese und darüber nachdenke. Seit dem bin ich noch mal deutlich besser geworden. Auch wenn ich immer noch ziemlich oft im Internet nachschlage. Gerade bei sowas wie Zusammen- und Getrenntschreibung

Zit

#7
Eine Teilantwort: Wenn man andere Sprachen als die Muttersprache erlenen will, gilt für uns in Europa ja der Europäische Referenzrahmen, der die sprachlichen Fähigkeiten in sechs Stufen einteilt – und dabei auf mehr eingeht als auf reine Grammatik. Da spielen auch so Sachen wie korrekte Verwendung von Sprichwörtern, Kenntnisse/ Anpassung an gesellschaftliche Bräuche, spezielle Vokabeln (ich habe bspw. ein B2 in Business English), Umgangsformen, wie spontan und flüssig und umfänglich man sich zu einer Frage ausdrücken kann und noch vieles anderes mit hinein.

Was auch angesprochen wurde, und was ich gerade für Schriftsteller sehr wichtig finde: Wie gelenkig ist man, um neue Wortbilder zu erschaffen? Wie schafft man es, abgedroschene Phrasen (Kloß im Hals, Schauer über den Rücken laufen) abzuwandeln, ohne dass es lächerlich/ gewollt wird/ wirkt, oder gleich neue Bilder mit der gleichen Kernaussage zu finden? Aber ich denke, das ist etwas sehr Berufsspezifisches – und muss nicht gegeben sein, wenn man erfolgreich sein will. (Was etwas traurig ist.)

Was ich sagen will: Für den normalen Tagesgebrauch würde ich mich simpel am Refrenzrahmen orientieren.
Für schriftstellerisches Können liegt die Messlatte ganz woanders.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

FeeamPC

Feuertraum, ich beurteile das, was Sie schreiben. Und danach beherrschen Sie die deutsche Sprache.
Wobei ich glaube, dass wir Schriftsteller die Sprachbeherrschung anders beurteilen als beispielsweise ein Lehrer. Der Lehrer legt Wert auf Fehlerfreiheit und Grammatik.
Wir legen Wert darauf, dass Inhalte und Gefühle in einer bestimmten Form beim Leser ankommen. Wenn wir das schaffen, beherrschen wir unsere Sprache.
Unabhängig von der Menge der bekannten und genutzten Wörter.

Sascha

Irgendwie kommt mir die Fragestellung so vor:
Ich dachte bisher, ich beherrsche das Autofahren. Aber dann hab ich gesehen, was ein Rallye-Fahrer alles drauf hat, und jetzt frage ich mich, ob ich das noch sagen kann.
Will sagen: Man findet immer noch höhere Ansprüche, die man an sich legen kann. Aber bis wohin ist das sinnvoll? Man kann's ganz einfach auch übertreiben.
(Wer aber gar nicht an sich zweifelt, der ist meistens eher schlecht. Auch beim Autofahren. ;) )

Luna

Ich denke mal, man beherrscht eine Sprache genau dann, wenn man sich so präzise in ihr ausdrücken kann, dass jeder andere versteht, was man sagen will. Dazu gehören manchmal nuancen, andere Male jedoch nicht.
Ob in dem Geschriebenen nun Rechtschreib-, Grammatik- oder Zeichensetzungsfehler sind, ist meiner Meinung nach nur dann relevant, wenn sie den Sinn des Satzes so verändern, dass man etwas Anderes versteht.
Zu viele Rechtschreibfehler auf einmal sind auch störend, aber dafür sollte die Standard-Rechtschreibprüfung schon ausreichen (und selbst daran scheitern einige Studenten).

Ansonsten sehe ich es wie viele andere hier auch: Man kann irgendetwas auch immer stets noch besser beherrschen, und die die glauben, dass sie es vollends beherrschen, beherrschen es überhaupt nicht. Egal ob es Sprache, Autofahren, eine Wissenschaft oder gar Kunst ist: Man kann und sollte sich stets verbessern ...

Sascha

Zitat von: AngelFilia am 09. Januar 2017, 11:30:47
Zu viele Rechtschreibfehler auf einmal sind auch störend, aber dafür sollte die Standard-Rechtschreibprüfung schon ausreichen (und selbst daran scheitern einige Studenten).
Harmlos! Bei uns konnte man Haufenweise Rechtschreibfehler bei den Professoren finden. Bei Männern, die noch nicht mit Rechtschreibprüfungen aufgewachsen und dadurch verweichlicht waren.

Weberin

#12
Zitat von: AngelFilia am 09. Januar 2017, 11:30:47
Ansonsten sehe ich es wie viele andere hier auch: Man kann irgendetwas auch immer stets noch besser beherrschen, und die die glauben, dass sie es vollends beherrschen, beherrschen es überhaupt nicht

Das sehe ich auch so.

Ich glaube, die Antwort, ob ich eine Sprache beherrsche, wird von verschiedenen Menschen unterschiedliche Antworten finden, und jede ist für sich genommen richtig.

Der Lektor stellt andere Ansprüche als meine Freundin bei einem Kaffeeratsch, der künstlerische Schriftsteller stellt andere Maßstäbe als der Zeitungsredakteur, die Mutter freut sich beim Kind, wenn es schon mal Mama und Papa sagt und meint: "sie/er spricht!" und der Hersteller eines Wörterbuches sieht es noch einmal anders.

Es gibt sicher etliche Menschen, die alle Grammatikregeln der deutschen Sprache kennen. Aber ich glaube kaum, dass es einen einzigen Menschen gibt, der alle deutschen Wörter kennt - außer er hat ein Supergedächtnis und das aktuellste Wörterbuch durchgelernt. Aber selbst dort werden Wörter fehlen.

Feuertraum

Guten Morgen,

vielen lieben Dank erst einmal für die vielen Antworten und gleichzeitig eine dicke Entschuldigung dafür, dass ich mich erst heute wieder melde.

Zitat von: WeberinDie Frage ist vielleicht auch, was Sie mit "beherrschen" ausdrücken wollen, bzw. wie Sie selbst es definieren.

Tja, das ist eine sehr gute Frage. Wie auch bei den meisten Antworten, sind sicherlich Rechtschreibung und Grammatik ein sehr wichtiges Thema, aber auch das Einsetzen des korrekten Wortes.
Gerade was die Grammatik bzw. die Zeiten angeht, habe ich meine Schwierigkeiten, was ich mal wieder feststellen durfte, als ich vorhin den Thread mit den Grammatikalischen Kleinigkeiten lesen durfte.

Zitat von: TigermöhreKennen Sie bei den meisten Begriffen die Synonyme und können Sie die Unterschiede erklären?

Und das gehört meines Erachtens auch dazu, um die deutsche Sprache zu beherrschen. Also nicht nur ein Wort kennen, sondern auch das Wissen haben, ob es in diesem Zusammenhang, diesem Kontext, auch wirklich passt.

Zitat von: DenamioLeute legen Bücher beiseite, wenn sie einen Fehler finden, sie werden sogar richtig gehend wütend, aggressiv und fühlen sich persönlich von "Fählern" angegriffen.

Ich werde zwar nicht aggressiv oder wütend und fühle mich persönlich angegriffen, aber wenn ich ehrlich sein darf: Hin und wieder stößt es mir schon auf, wenn ich einen Rechtschreibfehler sehe. Ich glaube aber, das liegt eher daran, dass ich mir selber einen recht hohen Standard gesetzt habe und im Irrglauben verweile, diesen auch von anderen erwarten zu können (insbesondere dann, wenn diese anderen behaupten, an einem Roman zu schreiben ... ::)) Von dieser Seite her bin ich selber "schuld".

Zitat von: FeeamPCWir legen Wert darauf, dass Inhalte und Gefühle in einer bestimmten Form beim Leser ankommen. Wenn wir das schaffen, beherrschen wir unsere Sprache.
Unabhängig von der Menge der bekannten und genutzten Wörter.

Auch auf die Gefahr, mich unbeliebt zu machen, aber beherrschen wir dadurch tatsächlich damit die deutsche Sprache? Beherrschen wir damit nicht eigentlich "nur" das Handwerk, unsere "Botschaften" und "Anliegen" zu transportieren?

Zitat von: SaschaIrgendwie kommt mir die Fragestellung so vor:
Ich dachte bisher, ich beherrsche das Autofahren. Aber dann hab ich gesehen, was ein Rallye-Fahrer alles drauf hat, und jetzt frage ich mich, ob ich das noch sagen kann.

Ein kleiner Gegenvergleich: Es würde im großen und ganzen ausreichen, sein Essen nur mit Pfeffer und Salz zu würzen. Im Grunde genommen macht es auch satt.
Nur wenn man sich mit anderen Gewürzen auskennt, kann man ein Geschmackserlebnis der besonderen Art zaubern, kann man die Knospen der Zunge verwöhnen, kann man das Essen nicht bloß essen, man kann es genießen.

Zitat von: SaschaWill sagen: Man findet immer noch höhere Ansprüche, die man an sich legen kann. Aber bis wohin ist das sinnvoll? Man kann's ganz einfach auch übertreiben.

Tja, das ist ebenfalls eine sehr gute Frage. Bis wann ist es okay, wann ist es übertrieben? Ist es übertrieben, wenn man besagte Gewürze anwenden will, um dem Gaumen ein kulinarisches Feuerwerk zu bereiten? Oder - auf unsere Tätigkeit als Autoren gemünzt - eben jene Wörter zu nutzen, die im Kopf des Lesers das Kino anschmeissen, viele Bilder und Erinnerungen, die sie abgespeichert haben, zu aktivieren und nicht bloß zwei, drei (okay, vielleicht geht das jetzt zu sehr in den Bereich der Philosophie über Platons Höhlengleichnis).
Dennoch stellt sich mir die Frage, ob ein (sehr) großer Wortschatz nicht eher vorteilhaft ist, um bei der Meinung bzw. dem Geschmack  des Lesers positiv aufzufallen. Sorgen Fachbegriffe und/oder korrekt eingesetzte, richtige Wörter nicht eher für authentische Realität?

Zitat von: AngelFiliaEgal ob es Sprache, Autofahren, eine Wissenschaft oder gar Kunst ist: Man kann und sollte sich stets verbessern ...

Danke, AF. :knuddel:  Das ist auch ein Denken, das sich in mir breitgemacht hat.

Vielen lieben Dank noch einmal für die vielen Antworten und Ansichten.
LG
Feuertraum





Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

JarlFrank

Ich muss doch tatsächlich zugeben, dass ich die deutsche Sprache nicht ganz so sehr beherrsche wie ich es als Schriftsteller sollte. Aber... wozu gibt es Betaleser und Lektoren? :P

Liegt hauptsächlich daran, dass ich zweisprachig schreibe - Deutsch und Englisch - und im Alltag auch beide Sprachen benutze. Deutsch ist zwar meine Muttersprache und mein Englisch auf Muttersprachler-Niveau, aber wenn man ständig zwei Sprachen benutzt fängt man gerne mal damit an, kleine grammatische Details zu verwechseln. Manchmal benutze ich falsche Präpositionen, weil z.B. ein bestimmtes Verb in der anderen Sprache eine andere Präposition benutzt... die ich dann einfach so übernehme. Und im Deutschen habe ich bei einigen Worten ein Problem mit der Groß- und Kleinschreibung, da ich mehr auf Englisch schreibe, und wenn ich dann mal wieder was Deutsches tippe frag ich mich schon öfter: schreibt man das jetzt groß oder nicht?!

Aber das sind natürlich alles nur kleine grammatische Details, das wichtigere als Schriftsteller ist es ja, eine Geschichte gut erzählen zu können und halbwegs elegante Sätze aufs Papier zu bringen. Und darin bin ich gar nicht mal so schlecht (könnte aber natürlich besser sein - Selbstzweifel ist des Künstlers ständiger Begleiter :D )