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Mehrere Epochen in ein und derselben Welt

Begonnen von zDatze, 05. Dezember 2016, 21:14:24

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zDatze

Hallo ihr Lieben!
Ich habe jetzt keinen Thread im Kopf, der sich mit diesem Aspekt des Weltenbaus befasst, den ich aber unglaublich spannend und teils auch schwierig umzusetzen finde. Einige von euch werden das Problem wohl kennen: Man entwirft eine Welt, schreibt ein Buch/eine Trilogie/eine ganze Serie in dieser Welt und wendet sich dann anderen Projekten und Ideen zu.

Doch mir ist es letztens erst passiert, dass ich (absichtlich? unabsichtlich?) eine weitere Geschichte in derselben Welt angesiedelt habe - jedoch in einer anderen Epoche und auf einem anderen Ecken des Kontinents. Trotzdem berühren sich viele Themen. Die Geographie verändert sich nicht großartig über 100 Jahre (außer eine Katastrophe passiert) und auch sonst findet man noch so einige Spuren der vergangenen Zeit und Kulturen wieder. Und auch das Magiesystem bleibt erhalten, wobei es sich durchaus verändern kann bzw. bei mir eindeutig verändert hat.

Durch das Vergessen, das über die Jahrzehnte hinweg um sich gegriffen hat, sind auch viele Spuren verwischt, die ich in jenem Projekt gestreut habe, das zeitlich vor dem anderen liegt. Es ist z.B. noch immer dasselbe Magiesystem, nur haben die Menschen mittlerweile vergessen, wie sie diese Magie nutzen können und wissen zum Teil gar nicht, wo sich die magischen Artefakte befinden und wie diese genutzt werden können.

Somit ergibt sich ein ganz anderer Blickwinkel auf die Welt und bei mir selbst kommt die Frage auf: Wie viel von dem vergessenen Wissen, soll ich durchblitzen lassen? Einerseis mag ich niemandem aufbinden, dass es sich um dieselbe Welt handelt und andererseits möchte ich doch diese Brotkrümel streuen, die das vorhergehende Projekt mit dem aktuellen verknüpfen und ein tieferes Gesamtweltbild erschaffen. Wie gut mir das gelingt, wird sich wohl erst zeigen.

Und nun auch meine Frage an euch: Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt? Wie viel lasst ihr von der einen Geschichte in die andere Geschichte einfließen? Erwähnt ihr die Länder/Orte/Figuren, spinnt ihr Legenden um Vergangenes? Tauchen eure früheren Figuren in Liedern oder gar in der Geschichtsschreibung auf?
Oder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?

KaPunkt

Moin!
Wie immer: Kommt drauf an ...

Ich habe erst einen Roman geschrieben (1) und dann einen, der ein paar hundert Jahre früher (2) spielt.
Vor allem, weil ich mir ohnehin Gedanken gemacht habe, wie die Welt so wurde wie sie ist.

In 1 gibt es Anspielungen auf Geschehnisse, die in 2 bei weitem präsenter sind. In zwei gibt es übrigens Anspielungen auf noch frühere Geschehnisse. Natürlich sind in 2 viel mehr Details, die in 1 nicht auftauchen, weil sie vergessen oder - noch wichtiger - weil sie für 1 unwichtig sind.
Da nähere ich mich dem Kern: Eine dichte Hisotire und Welt ist sehr gut, um eine Welt glaubhaft zu machen. Sie ist aber kein Selbstzweck. Mir soll doch bitte niemand gesamte Geschichte oder Geologie der Welt um die Ohren hauen, aber wenn eine Figur etwas über früher weiß, und dieses Wissen ihre Sicht der Welt oder ihre Entscheidungen beeinflusst, dann macht das die Welt und die Figur echter.

Ansonsten: Ja. Ich mag Brotkrumen an Infos und Querverweisen, aber auch das mag ich nicht übertrieben oder ständig. Eine Geschichte soll eigenständig sein und nicht nur ein Setzkasten für meine liebsten Erinnerungen.  ;D

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Berjosa

Eins meiner Leib- und Magenthemen ...
Mir passiert das öfter, dass neue Projekte im Lauf ihrer Entwicklung an eine schon existierende Welt andocken, sei es in anderen Epochen oder anderen geographischen Regionen. Ich mache mir dann schon Gedanken, wie viel die verschiedenen Bevölkerungsgruppen voneinander wissen können. Dabei suche ich mir nach Möglichkeit terranische Vorbilder.
Gibt es bestimmte Leute, die aktiv die Vergangenheit erforschen?
Gibt es Organisationen, die schon ziemlich lange bestehen und entsprechend alte Überlieferungen haben können?
Welche Form können die Überlieferungen annehmen? Wie viel Aufwand muss man betreiben, um sie zu verstehen?
Wie (un)kompliziert ist es, in der ganzen Welt herumzureisen?
Je nachdem vergeht mehr oder weniger Zeit, bis die Vergangenheit vergessen oder zur Legende geworden ist. Vielleicht gibt es ja besondere Gründe, dass bestimmte Dinge schneller vergessen und andere genauer erinnert werden.
Natürlich spielt es auch eine Rolle, was ich von all dem in der aktuellen Geschichte brauche, aber für einen Roman kann das schon ziemlich viel sein.

Ein Problem dabei ist, dass die Gesellschaft, die "früher" lebt, nichts von der wissen kann, die "später" kommt bzw. deren Existenz am anderen Ende der Welt erst ab Jahr x bekannt ist. Nur entstehen die Geschichten nicht unbedingt in einer Reihenfolge, die der Chronologie der Welt entspricht.

Umgekehrt finde ich es spannend, so etwas zu lesen und zu sehen, was sich innerhalb der Welt wie weiterentwickelt hat.
Ich würde mich wundern, wenn ich in zwei Romanen desselben Autors zwar dasselbe Magiesystem feststellen kann, sonst aber gar keinen Hinweis darauf finde, dass es sich um dieselbe Welt handelt.

zDatze

@KaPunkt Deine Aussage, dass eine Geschichte für sich alleine stehen sollte, kann ich voll und ganz unterschreiben. Die Schwierigkeit besteht allerdings (meiner Meinung nach) darin, dass man die Geschichte einerseits so losgelöst wie nur möglich betrachten und schreiben sollte und gleichzeitig doch die ganzen Verzweigungen und Anknüpfpunkte unterbringen möchte. Vielleicht als Andeutungen verkleidet, sodass die einen eine mehr Vorgeschichte bzw eine tiefere Welt vermuten und jene, die die andere Geschichte kennen, diesen Hinweis verstehen?
Mir fällt da spontan noch die Eisberg-Methapher ein, die gerne im Weltenbau verwendet wird. Die obersten 10% des Eisbergs entsprechen jenem Wissen, das man in seine Geschichte verpackt und niederschreibt. Die übrigen 90% sind Großteils unsichtbar, ein bisschen etwas kann man noch unter der Wasseroberfläche erkennen (das entspricht den Andeutungen), aber das meiste liegt verborgen (vielleicht in einer anderen Geschichte).

@Berjosa Mit der Konsistenz zwischen den Geschichten legst du den Finger auf eines der Probleme, die ich nicht so ganz benennen konnte. Danke, dass du mich darauf gestoßen hast. Auch deine Gedanken zu den Geschichtsschreibern und den möglichen Wissensquellen, finde ich toll. Dass es neben der obligatorischen Bibliothek natürlich noch viele andere Möglichkeiten gibt, um Vergangenes aufzudecken, erweitert das Potential um ein Vielfaches wie man Verbindungen zwischen Projekten schaffen kann.

Natürlich wäre die offensichtlichste Verbindung, dass man z.B. den Namen der Welt mit in den Titel bzw. Subtitel übernimmt oder irgendwo anders auf dem Buchcover vermerkt. Doch das finde ich irgendwie nicht so berauschend.

Vielen Dank für eure Inputs!

KaPunkt

Zitat von: zDatze am 05. Dezember 2016, 22:55:18
@KaPunkt Deine Aussage, dass eine Geschichte für sich alleine stehen sollte, kann ich voll und ganz unterschreiben. Die Schwierigkeit besteht allerdings (meiner Meinung nach) darin, dass man die Geschichte einerseits so losgelöst wie nur möglich betrachten und schreiben sollte und gleichzeitig doch die ganzen Verzweigungen und Anknüpfpunkte unterbringen möchte.
Möp.  ;)
Nix mit möchte.
Du hast deine alte Welt, und jetzt schreibst du etwas, was später spielt und an anderer Stelle. Verabschiede dich davon, unbedingt hier und da Hinweise streuen zu möchten, nimm deine Welt und deine Figuren ernst, wie Berjosa es beschrieben hat, und die Schnipsel werden von selbst kommen, wenn die Stelle passt. Meine Erfahrung.  :vibes:
(z.B. könnte in einem Gespräch diese alte Geschichte über den Helden erwähnt werden, der schon mal sowas ähnliches gemacht hat, aber "Das ist eh nur ein Märchen und niemand glaubt es ernsthaft")

Außerdem gibt es ja auch schon Beispiele für diese Dinge.
Herr der Ringe, Hobbit und Silmarillion
Die Heralds of Valdemar Bücher von Mercedes Lackey
Der Osten Ard Zyklus und das Mini Spin-Off 'Der brennende Mann' von Tad Williams.
Vielleicht hilft es dir, da mal bewusst nach solchen Stellen zu suchen?

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

zDatze

An Tad Williams und Osten Ard musste ich auch denken, als ich den Startpost verfasst habe. Danke für deine Inputs und Hinweise.  :knuddel:
Ich werde das "möchten" mal versuchen außen vor zu lassen und die Geschichte schreiben ohne mir großartig Gedanken um alles andere zu machen, das schon passiert ist. Verkrampftes verstecken von Hinweisen und Andeutungen war auch nicht meine Intention, ich mach mir aber wohl zu viele Gedanken um alles rundherum.

Koboldkind

Epochen - da war ich gleich im Geschichtsbuch mit Mittelalter, Renaissance, Aufklärung, Biedermeier etc. Aber solche dicht aufeinander (aufbauende) folgende Zeiten sind vielleicht schon arg viel für eine eigene Welt, ich zumindest krieg das noch nciht hin und es ist auch die Frage, wie Zielführend das ist. So eine Story würde ich aber gerne mal lesen, eine größere Kurzgeschichtensammlung vielleicht?

ZitatUnd nun auch meine Frage an euch: Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt? Wie viel lasst ihr von der einen Geschichte in die andere Geschichte einfließen? Erwähnt ihr die Länder/Orte/Figuren, spinnt ihr Legenden um Vergangenes? Tauchen eure früheren Figuren in Liedern oder gar in der Geschichtsschreibung auf?
Woran ich aktuell schreibe, ist eine mehrere Jahre in meinem Kopf spukende Welt, eigentlich zwei. Dann ergab es sich, dass die frühere Welt die "Antike" war und die aktuellen Geschichten in der Neuzeit spielen, gut 2000 Jahre später. Verbindungen? Einerseits natürlich die Landkarte, aber auch ein paar historische Ereignisse, die z.B. eine neue Religion für später lieferte. Was zwischen diesem Ereignis und dem aktuellen Krieg sonst so passierte, keine genaue Ahnung - Völkerwanderung, Imperien gehen auf und unter, das Übliche halt ;) Es ist auch davon auszugehen, dass historische Namen in abgewandelter Form aktuell noch existieren und Geschichten erzählt werden. Das Abwandeln finde ich besonders wichtig, wäre aber nur eine schleierhafte Verbindung der beiden Epochen. Es ist etwa wie die Verbindung von uns heute zu den Römern damals (sofern sie in der eigenen Region stationiert waren).
Es gibt aktuell eine Organisation, die aktive Geschichts-kaschierung betreibt, und ein-zwei solcher Geheimnisse sind auch Dreh- und Angelpunkt von ein paar Storys. Die Organisation hat das Potential, noch mehr Historienforschung-Storys zu basteln - wenn die Romane also mal ein Welthit werden, gibts viel Futter für Fanfiction-Schreiberlinge ;D
ZitatOder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?
Nein. Solange es konsistent ist. Und eine Landkarte oder ein Zeitstrahl oder eine Dramatis Personae als Zusatz kommt. Wenn die Welt und deren historie ordentlich ausgebaut ist, und mir die Story gefällt, mag ich super gerne davon lesen. LIed von Eis und Feuer macht es ja gerade so. Die Story selbst strotzt ja nur so von Historischen Andeutungen, Märchen, Legenden und und und, und manchmal hätte ich gerne mer über diese oder jene Zeit erfahren, die Martin da aufbaut. Mit den Geschichten der Heckenritter, ca. 100 Jahre vor den Ereignissen soweit ich weiß, hat er den Schritt schon getan, und seine Fans freuen sich. (Ich gestehe, ich habe das jetzt nicht gelesen, Westeros ist auch mehr so ein Stachel im Fuß, aber die Arbeit dahinter ist absolut zu honorieren.)
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

canis lupus niger

#7
Die Isrogant-Geschichten spielen alle in derselben Welt, teils aber etliche Jahre auseinander. In einem Roman kommt ein mehrhundertjähriger Rückblick vor, eine der Kurzgeschichten behandelt die Katastrophe, die den Kontinent völlig umgestaltet hat. Die Länder und Städte haben verschieden (weit) entwickelte Kulturen, die teils durch die genannte Katastrophe einander entfremdet wurden, teils in den verschiedenen Rassen bedingt sind und teils durch die großen Entfernungen bestehen bleiben. U.a. dadurch entstehen für mich der Reiz dieser Welt und der Reiz der Geschichten.

Wie @KaPunkt schon schreibt: Man muss so etwas nicht ausdrücklich erwähnen, sondern kann stehen lassen, dass "es einfach so ist". Außer natürlich, die Erwähnung hätte eine tragende Bedeutung für die aktuelle Geschichte.

Mithras

Genau genommen habe ich ja nur ein Projekt. Ich habe genau eine Welt, in der ein Haupthandlungsstrang angesiedelt ist, der sich durch die Jahrtausende zieht, und alle sonstigen Geschichten in dieser Welt hängen irgendwie damit zusammen. Alle Wege füren nach Alyseia [zentrale Stadt in meinem Hauptprojekt]", wie ich so gerne sage. Die Welt an sich existiert so schon seit etwa 2009, und seitdem ist so viel an Hintergrund zusammen gekommen, dass es für Dutzende Bücher reichen würde. Dass meine Schreibmoral nicht gerade die beste ist, steht an anderer Stelle... :P

Die einzelnen Geschichten sollten aber voneinander möglicht unabhängig und in sich geschlossen sein. Es sollte möglich sein, ein Buch als Einzelwerk zu lesen und nicht restlos verwirrt zu sein, weil man den Hintergrund nicht versteht. Ein bisschen Verwirrung ist in Ordnung, das macht für mich ja auch den Reiz der Geschichte aus, da so zumindest mein Ehrgeiz geweckt werden kann, tiefer in den Hintergrund einzutauchen. Als "fortgeschrittener" Leser, der sich den Hintergrund schon in den übrigen Romanen erarbeitet hat, erkennt man dann eben noch zusätzliche Details, die für das große Gesamtbild nützlich sind und für Aha-Erlebnisse sorgen, das Leseerlebnis aber nicht schmälern, wenn man sie nicht versteht.

In meinem speziellen Fall stehen momentan Spin-Offs in anderen Gegenden und Epochen derselben Welt im Zentrum, die miteinader so viel zu tun haben wie Byzanz mit den Azteken. Das ganze hat für mich auch Übungscharakter, da ich erst einmal kleinere Projekte plotten und schreiben möchte, ehe ich mich an mein Hauptprojekt wage, und gleichzeitig meinen teils sehr langlebigen Charakteren die Aufmerksamkeit widmen kann, die sie zu Recht einfordern. Das ist auch das bindeglied zwischen all den Spin-Offs und dem Hauptprojekt: Mein Lieblingscharakter erhält in all den sonstigen Geschichten einen Auftritt, mal mit eigener Perspektive, mal ohne. Das aktuelle Prpjekt ist sogar relativ wichtig für seine Charakterentwicklung, dort hat er aber nur eine Nebenrolle. Und ,omentan scheitert das leider sowieso an der Zeit und an der unzureichenden Recherche, die ich in die entsprechende Epoche bzw. Region investiert habe... ::)

Judith

#9
Ich bin in meiner Welt beim Schreiben gern in unterschiedlichen Epochen und Ländern unterwegs, da ich mich auch beim Weltenbasteln sehr stark auf historische Entwicklungen, verschiedene Epochen und solcherlei Dinge konzentriere. Wieviele Berührungspunkte oder Bezüge es zwischen den Geschichten gibt, ist eigentlich nichts, was ich vorher plane. Das ergibt sich eher beim Schreiben. So sind etwa meine "Frostpfade" (im hohen Norden angesiedelt) völlig lostgelöst von meinen anderen Romanen, weil die Menschen dort etwas isolierter leben, während hingegen meine Romane auf meinen beiden Hauptinseln sehr stark miteinander in Verbindung stehen, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeiten angesiedelt sind.

Ich persönlich liebe es auch als Leserin, wenn ich eine Welt öfter und da auch gern zu verschiedenen Zeiten besuchen kann. Ein Beispiel wäre auch Guy Gavriel Kay, der historische Fantasy schreibt, die jeweils von bestimmten Epochen/historischen Ereignissen inspiriert sind. Sein "Sailing to Sarantium" hat das spätantike Byzanz als Vorbild, in "The Last Light of the Sun" ist er ein einige Zeit später im Norden unterwegs und bei "The Lions of Al-Rassan" nimmt er Bezug auf das maurische Spanien. Mit "Children of Earth and Sky" landet man eher wieder in der Gegend von Sarantium, aber etliche Jahrhunderte später.
Auch George R.R. Martins Kurzromane rund um Duncan und Aegon, die knapp hundert Jahre vor dem "Song of Ice and Fire" angesiedelt sind, sind da ein gutes Beispiel.
Mir bereitet es da beim Lesen schon Freude, wenn es kleine Anspielungen auf die jeweils anderen Romane gibt. Wichtig ist nur, wie auch Mithras schreibt, dass das Leseerlebnis nicht geschmälert wird, wenn man diese Anspielungen nicht versteht.

Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, mich in naher Zukunft einer anderen Welt zuzuwenden. Mit Acarneya bin ich seit mehr als fünfzehn Jahren bastlerisch beschäftigt und kratze dennoch gerade mal an der Spitze des Eisbergs. Das ist wohl einfach ein unterschiedlicher Zugang zum Weltenbau/Fantasyschreiben. Ich möchte nicht verschiedene Welten entwerfen, sondern lieber in alle möglichen Epochen und Gegenden meiner bisherigen Welt schreiberisch eintauchen - wie bei Mithras würde der Hintergrund für Dutzende Bücher reichen, wenn denn nur meine Schreibmoral mithalten würde.  ;)

Evanesca Feuerblut

Ich neige was sowas angeht ein wenig zu Größenwahn, das gebe ich offen zu.
Nachdem meine in unserer Welt spielende "(Prä-)historische Fantasy" insgesamt gut 10.000 Jahre umfassen soll... habe ich in meiner selbstgebastelten Fantasywelt den Anspruch, dass die allein ab dem Zeitpunkt der gezählten Zeitrechnung 10.000 Jahre Entwicklung von mir spendiert kriegt. Dabei starten wir aber schon zu einer Zeit, die recht weit entwickelt ist (Mittelalter/frühe Neuzeit von der Technik her) und das Buch, für das ich die Welt ursprünglich schuf, spielt irgendwann Jahrtausende später in einer Art magischen Postmoderne.
Und dann sprangen mich Plotbunnys an, bei denen Figuren aus meiner historischen Fantasy in meiner eigenen Welt ein wenig mehr Ärger verursachen, als ich es ursprünglich geplant habe. Das letzte sprang mich erst vor ein paar Tagen an.

Bei zehntausend Jahren halbwegs dokumentierter Geschichte wird es mit den Querverweisen innerhalb aller Romane schwierig und ich glaube, das möchte ich auch gar nicht. Sonst werden die Romane zu reinen Referenzschleudern und ich halte meine Reihen auch innerhalb eines Universums gerne so, dass sie unabhägnig voneinander gelesen werden können.

Aber ich lese sowas auch sehr gerne. Die "Darkover"-Serie von Marion Zimmer-Bradley geht auch in die Richtung und da sind die Ereignisse voriger Bände entweder irgendwo referenziert oder gelten in den späteren Bänden als Legenden. Aber (fast) jeder Band steht trotzdem für sich und man kann die Handlung verstehen, ohne alle anderen zu kennen.

Das Problem mit der Entwicklung versuche ich zu lösen, indem ich chronologisch vorgehe. Sobald ich also mit den Romanen in dieser Welt anfange, schreibe ich zuerst den, der am Frühesten spielt. Und dann schaue ich, was sich daraus für die folgenden Bände ergibt und notiere das direkt bei diesen Büchern.
Bis am Ende das Netz so weit komplett ist.

canis lupus niger

#11
Am Schönsten (für mich als Leserin) finde ich es ja, wenn hinter einer Geschichte eine große und komplexe Welt steht, die ich nicht kennen muss, um die Geschichte zu verstehen, die ich aber bei Interesse besser kennenlernen kann, gerne mithilfe von "Bonusmaterial" wie Karten, Indices etc. DAS Positivbeispiel hierzu ist aus meiner Sicht Tolkiens Herr der Ringe.
Unschön finde ich dagegen, wenn Geschichten, die in derselben Welt spielen, so aufeinander aufbauen, dass man die zuvor genannten Informationen zu dieser Welt auswendig kennen muss, um chronologisch später spielende Geschichten lesen zu können. Insofern gehe ich mit Mithras und Judith konform. Jedes Buch muss für sich lesbar sein. Bei GRR Martins GoT ist das meiner Ansicht nach leider nicht der Fall. Im Vergleich dazu: HdR und der Hobbit sind jeder für sich lesbar, und das Silmarillion und die 'Nachrichten aus Mittelerde' sind Bonusmaterial für die echten Nerds.

Judith

Zitat von: canis lupus niger am 05. Januar 2017, 13:45:48
Jedes Buch muss für sich lesbar sein. Bei GRR Martins GoT ist das meiner Ansicht nach leider nicht der Fall. Im Vergleich dazu: HdR und der Hobbit sind jeder für sich lesbar, und das Silmarillion und die 'Nachrichten aus Mittelerde' sind Bonusmaterial für die echten Nerds.
Nun ja, Buchreihen mit durchgehender Handlung sind für mich da aber schon nochmal was anderes. Ich erwarte nicht, dass ich den 3. Band einer Reihe verstehe, wenn ich Band 1 und 2 nicht gelesen habe. In der Hinsicht betrachte ich A Song of Ice and Fire als eine lange Geschichte, genauso wie HdR eine Geschichte ist. Die Dunc&Egg-Geschichten von GRR Martin wiederum kann man losgelöst von A Song of Ice and Fire lesen und verstehen (und umgekehrt). Das ist für mich eigentlich der entscheidende Punkt und so handhabe ich es auch bei meinen Romanen.

Moni

Zitat von: zDatze am 05. Dezember 2016, 21:14:24
Und nun auch meine Frage an euch: Wie handhabt ihr das, wenn ihr mehrere Romane zeitlich (einige Jahrzehnte) versetzt in derselben Welt ansiedelt? Wie viel lasst ihr von der einen Geschichte in die andere Geschichte einfließen? Erwähnt ihr die Länder/Orte/Figuren, spinnt ihr Legenden um Vergangenes? Tauchen eure früheren Figuren in Liedern oder gar in der Geschichtsschreibung auf?
Oder findet ihr es doof, wenn man als AutorIn sich so ausgibig in ein und derselben Welt austobt und ständig eine Gesichte mit x anderen Geschichten (wie nah und fern auch immer) verwoben ist?

Ich liebe es mich in einer Welt, die ich quasi haarklein aufgebaut und entwickelt habe, dann auch so richtig auszutoben. Tatsächlich berücksichtige ich beim Weltenbau immer, daß ich eventuell mehr als einen Text in einer Welt ansiedeln möchte. Ich würde mich ja in meinen eigenen Möglichkeiten einschränken, wenn ich das nicht machen würde.
Je nachdem ob es Sinn macht, auch geographisch gesehen, kann sich eine Geschichte durchaus in einer anderen wiederfinden, als historischer Hintergrund zb, oder vielleicht als halbvergessene Sage oder Legende. Da kommt es darauf an, wie die zeitliche und kulturelle Entwicklung dazwischen war. Es kann auch sein, daß zwei Geschichten parallel zu einander verlaufen und sich nie berühren, einfach weil die geographische Trennung der beiden Handlungsorte so weit ist, daß es keinen Sinn machen würde, sie miteinander zu kombinieren.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Vic

Ich glaube als Leser fände ich wichtig, dass ich a.) beide unabhängig voneinander lesen kann ohne ständig das Gefühl zu haben ich verpasse was - und b.), ich liebe Brotkrumen.
Also ich fänd es schon schön wenn Dinge durchblitzen und man das Gefühl bekommt da steckt noch viel mehr Wissen dahinter als man vermutet. Es sollte Lust machen mehr drüber zu erfahren, aber es sollte nicht zwingend notwendig sein um die eine Story zu verstehen dass man die andere kennt.