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[Medizin] Wie riecht frisches Blut?

Begonnen von Lothen, 08. Mai 2016, 15:48:13

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Lothen

Hallo ihr Lieben,

eigentlich treibt mich eine ganz banale Frage um: Wie riecht frisches (Menschen-)Blut?

Gemeinhin wird ja von einem eisernen bis süßlichen Geruch gesprochen, allerdings hat mir mal ein Biologe erklärt, frisches Blut hätte gar keinen Eigengeruch, sondern dieser käme erst dann zustande, wenn das Blut verwest. Ist das so korrekt? Kann man dann frisches Blut (in meinem Fall eine recht große Menge, da mehrere Personen getötet wurden) tatsächlich riechen oder eher nicht?

Kann da jemand Licht ins Dunkel bringen?

LG Lothen

Sipres

Soweit ich weiß hat es von Anfang an einen leicht metallischen Geruch. Der ist aber so schwach, dann man ihn nur in geschlossenen Räumen wirklich wahrnehmen kann, weil er sich sonst zu schnell verflüchtigt. Das mit dem Süßlichen stimmt aber - das kommt erst mit der Zeit.

Maja

Ich habe in meiner Zeit beim Jugendrotkreuz lange als Blutspendehelfer gearbeitet. Dabei geht natürlich der allergrößte Teil des Blutes direkt durch den Schlauch in den Beutel, allerdings wurde beim sog. Abnehmen (wenn der Beutel voll ist und die Nadel raus kommt), immer der Rest des Blutes in drei Plastikröhrchen geleitet - das sind dann die Proben, auf deren Basis das Blut untersucht wird, ob es für die Transfusion geeignet ist oder der Spender eine Krankheit hat. Natürlich, das ist relativ wenig Blut im Vergleich zu dem halben Liter, der nie aus dem Plastik rauskommt. Aber wenn man sachs Stunden lang in einem umfunktionierten Klassenraum mit zwanzig Blutspendeliegen sitzt, merkt man schon einen charakteristischen Geruch, der sich von "ein Raum voller Menschen" unterscheidet. Für mich ist das der Geruch von Blut.

Es ist kein unangenehmer Geruch. Altes Blut, wenn der Verwesungsprozess einsetzt, stinkt. Frisches Blut riecht nur sehr, sehr schwach, und man braucht ziemlich viel auf einmal oder über einen langen Zeitraum, um es wahrzunehmen, aber man kann es vergleichen mit dem Geruch von frischem Schweiß, nur dass es nicht salzig riecht, sondern eher süß, und metallisch passt auch. Aber es ist ein sympathischer, lebendiger Geruch. Nicht als Parfum geeignet, weil dafür die Sillage zu schwach ist - aber wenn du es genau wissen willst und eine Parfumerie in der Nähe hast, die auch sehr spezialisierte Düfte führt, kannst du vielleicht eine Probe der Düfte von "Blood Concept" beschnuppern. Das ist eine Reihe von Nischendüften, bei denen man versucht hat, tatsächlich den individuellen Geruch von Blut nachzuempfinden (nichts, womit ich auf der Straße rumlaufen würde, aber ich finde die Idee interessant).

Die Duftnuancen sind natürlich abstrahiert zu betrachten - es ist immer noch Parfum und kein Blut - aber vielleicht kann es dich inspizieren, wie man den Geruch von Blut umschreiben könnte. Hier ist ein Verzeichnis der verschiedenen Sorten, zu jeder gibt es eine Duft-Pyramide:
http://www.parfumo.de/Parfums/Blood_Concept - insbesondere AB soll aber ein penetrant unangenehmer Duft sein.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Fianna

Die chemische Fraktion hat auseinander klamüsert, dass es zersetzte Lipidperoxide sind, die auf zweifache Eisen-Ionen reagieren.

Schwedische Biologen haben sich damit ebenfalls beschäftigt und nachgewiesen, dass Raubtiere auf echtes Blut und auf den Geruch von dem Aldehyd trans-4,5-Epoxy- (E) -2-Decenal genau gleich reagieren. Blut riecht also nach dem Aldehyd mit dem kaum merkbaren Namen ;)

Vereinfachter betrachtet, liegst Du mit Eisen statt Kupfer richtig. Ob es eher süß oder eher nach Eisen riecht, das würde ich an der Art der beobachte festmachen. Ich rieche z.B. viel besser als mein Freund (warum auch immer), ich rieche das metallische raus, bei ihm ist es vielleicht nicht so.
Dementsprechend finde ich, Du kannst bei mehr als 2 Beobachtern / Erzählern auch verschiedene Eindrücke bringen bzw. musst diesen "Blut riecht nach Eisen"-Ansatz nicht für alle Personen, die du mal schreibst, übernehmen. Wer schlechtere Sinne hat, für den ist es vielleicht nur süß oder diffus unangenehm.

Denamio

Zu der Frage gehört glaube ich auch wer es riecht. Andere Menschen? Tiere? Übernatürliche Biesterchen? Allgemein aber ist der Geruch tatsächlich sehr schwach (ich würde es auch am ehesten mit metallisch beschreiben), bis es eine Weile Zeit hatte zu kippen.
Aber es gibt eine Reihe anderer Düfte die bei einem Kampf auftreten können, je nachdem wie die Leute da gestorben sind. Ganz unromantisch kann es nach dem Tod zu Blasenfehlfunktionen führen, oder das Blut wird durch andere Körperflüssigkeiten verunreinigt (Galle zum Beispiel). Wenn ein magischer Kampf stattgefunden hat, steht vielleicht ein Geruch von Ozon und Schwefel in der Luft (bei Blitzzaubern zum Beispiel), Verbrennungen haben ebenfalls wiederum einen sehr eigenen und starken Geruch und wenn mit Gewehren geschossen wurde, riecht man vielleicht das Schwarzpulver.

Also tatsächlich Blut wird man wohl erst Stunden später gut riechen können, außer das betreffende Wesen ist irgendwie animalisch oder übernatürlich. Aber gerade bei einem Kampf bleibt es nicht nur bei dem Geruch von Blut. Wenn also deine Helden einen Kampf riechen sollen, bevor sie ihn sehen, dann wäre das eine Möglichkeit.

Lothen

Lieben Dank für eure Einschätzungen! :vibes:

In meinem Fall handelt es sich um eine ganze Menge Blut (fünf jüngst ermordete Personen) und der Protagonist ist ein Mensch.

@Maja : Danke für den Einblick, das hilft mir schon sehr weiter! Die Parfumreihe finde ich ausgeprochen spannend. Ein bisschen makaber, aber als Inspirationsquelle wäre das sicher interessant. Allerdings scheint die Reihe nicht mehr produziert zu werden, dürfte also schwierig sein, da noch was zu finden.


@Fianna : Ich hab in der Situation nur einen POV, insofern müsste ich mich tatsächlich entscheiden, welche Nuancen er eher wahrnimmt. Ist aber ein interessanter Ansatz, wäre ich jetzt so gar nicht drauf gekommen! :jau:

@Denamio : Danke für die Anregungen. Ein richtiger Kampf hat nicht stattgefunden, das war eher ein Massaker, und der Prota riecht das Blut in dem Moment, als er es sieht. Aber du hast recht, es gibt bestimmt auch noch andere Nuancen, die ich an der Stelle einbringen kann, ich vermute nur, dass sich die Person angesichts des vielen Blutes automatisch auf den Geruch fokussiert und die anderen eher "überriecht". ;)

Fianna

Ich will ja jetzt nicht metzelig werden, aber wenn bei einer Bauchwunde der Darm mit verletzt wird... Das kann man nicht überriechen.

foxgirl

Da hat @Fianna Recht. Neben dem Blut, dass für mich auch am Ehesten mit dem Geruch von Eisen vergleichbar ist, würden sich bei einem Massaker in meinen Augen auch noch andere Gerüche darunter mischen. Darm und Magen riechen zum Beispiel, wenn sie verletzt wurden, relativ schnell sehr charakteristisch und je nach Art und Lokalisation der Wunden treten da ja vielleicht, oder sogar recht wahrscheinlich, noch weitere Körperflüssigkeiten aus.

Merrit

Frisches Blut riecht wirklich kaum. Wenn allerdings Körper eröffnet werden, dann gibt es einen sehr eigenen Geruch. Wenn sie noch warm sind, dann riecht es für mich immer leicht nach Fleisch auf Zimmertemperatur. Wenn Organe Betroffen sind, dann kommt der Jeweilige Geruch noch dazu. Bei Magen und Darm sind das nun mal Verdauungsorgane und dementsprechend verströmen sie auch den Geruch danach. Dabei beziehe ich mich allerdings auf Pferde  ;) . Entweder lebend (OP-Situation), oder verstorben. Und es stimmt schon, dass sterbende Körper noch einiges von sich geben, was auch zur Geruchsnote beiträgt.

Araluen

#9
Ganz frisches Blut riecht wirklich kaum. Da es sich aber um ein Masaker handelt:
Ich hatte vor Jahren mal ein Praktikum in einer Firma gemacht, deren Zweigstelle genau gegenüber von einem Schlachthof lag, auf dem regelmäßig geschlachtet wurde. Da wehte immer ein ganz eigentümlicher Geruch herüber. Ein wenig süßlich metallisch, tatsächlich so, wie Merrit meinte, als würde man seine Nase in ein Stück Schweinerücken (oder beliebiges anderes Stück Schwein) stecken und insgesamt unangenehm.
Ein wenig verfremdet sind meine Erinnerungen daran allerdings auch. Zu dem Zeitpunkt war ich schwanger und in der geruchsempfindlichen Übelkeitsphase ;)
Aber es hilft vermutlich wirklich, wenn du nach dem nächsten Fleischeinkauf deine Nase mehr oder weniger mal ins Fleisch steckst, um ein Gefühl für den Geruch zu kriegen. Solltest du Leber oder andere Organe mögen, kannst du nach deren Kauf auch dort mal schnuppern. Organe haben auch so einen ganz eigenen Geruch, den ich aber bezogen auf Leber schwer beschreiben kann. Es riecht nach Organ, ist da immer meine Beschreibung, aber die hilft natürlich nicht weiter ;)
Das gemischt mit dem Fleischgeruch sollte eine gute Mischung für dein Blutbad geben.
Denn wie die anderen schon meinten, wird es bei so einem Blutbad nicht nur saubere Schnittwunden nahe von Arterien geben, sondern zahlreiche Bauchwunden und die dürften übel riechen.

Lothen

Ich danke euch allen sehr für eure Anregungen, ich glaube, jetzt habe ich eine ganz gute Vorstellung, wie ich die Szene olfaktorisch umsetze!  :jau:

Nachher muss ich eh noch zum Metzger, mal schauen, ob ich da noch ein Näschen nehmen kann. ;)