• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

[Polizeiarbeit] Untersuchung eines 50 Jahre zurückliegenden Mordes

Begonnen von Kati, 06. Mai 2016, 23:04:43

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Kati

Hallo, ihr Lieben.  :) Ich brauche Hilfe und ich hoffe, ich mache das hier grade richtig. Kennt sich vielleicht jemand von euch mit der Arbeitsweise der Polizei in den USA aus? Es geht darum, was passiert, wenn vergrabene Knochen (plus minus fünfzig Jahre alt) gefunden werden und anzunehmen ist, dass es sich um ein Mordopfer handelt. Ich kann leider überhaupt nicht rausfinden, wie die Untersuchungen in so einem Fall ablaufen. Besonders frage ich mich, wer die Knochen birgt. Wird da mit Archäologen zusammengearbeitet, oder macht die Polizei das selbst bzw. gibt es dafür spezielle Leute bei der Polizei? Wenn ja, wer genau macht das und wie läuft das ab? Wie eine archäologische Ausgrabung abläuft, weiß ich, kann mir aber gut vorstellen, dass es anders abläuft, wenn die Polizei das selbst in die Hand nimmt.

Darüber hinaus frage ich mich, wie alt die Knochen sein dürfen, um für die Polizei überhaupt noch "interessant" zu sein. Wird ein Mordfall, der fünfzig Jahre zurückliegt, überhaupt untersucht? Kommen die Knochen dann ganz normal in die Gerichtsmedizin oder wird damit aufgrund des Alters anders umgegangen? Falls mir hier jemand helfen könnte, wäre ich sehr dankbar.  :) Setting ist wie gesagt die USA, aber ich nehme mal an, dass es da keine allzu großen Unterschiede gibt, weshalb mich erstmal generell interessieren würde, wie so eine Untersuchung und Bergung abläuft. Ich habe natürlich versucht, es selbstständig zu recherchieren, weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie ich ansetzen soll, weshalb ich sehr dankbar für Hilfe wäre.

Ahneun

Boa, was für ein Thema!
Ich könnte mich für Dich mal schlau machen,  :wache!: versprechen kann ich Dir nix. Wie lange willst/kannst Du warten? Ich könnte Dir eine Terminierung bis zum, sagen wir - 20. Juni anbieten, ist das zu lange? Benötigst Du auch Bildmaterial?

Im Wesentlichen kann ich über die Mordaufklärung eins 50-Jahre zurück liegenden Mordes in den Staaten nix schreiben. Aber, Du hast schon Recht, dass sich die Arbeit der Polizei in den Staaten mit den deutschen Ermittlungsbehörden ähneln.
In Deutschland verjährt ein Mord nicht. Die Forensik ist in beiden Ländern gleich. In den USA gibt es auch die Todesstrafe, in Deutschland wurde sie abgeschafft.

Fakt ist, dass sich in Deutschland kein Polizist die Handschuhe überzieht, um Knochen auszugraben. Das macht hier die Spurensicherung, am Ende ist die Gerichtmedizin dran. Ich betone - in Deutschland! Dann nimmt die Kriminalpolizei die Ermittlung auf. Die Staatsanwaltschaft verurteilt.

Die eigentliche Polizei :wache!: in Deutschland stellt fest sichert ab und leitet weiter. Bei Mord!

Auf Deinen Fall gemünzt, im Telegrammstiel, weil das für Deutschland(!) gilt;
Ein Jemand findet irgendwelche Knochen, kann sie nicht zuordnen, möglicher Weise menschlichen Ursprungs, Einschaltung der Polizei, die kommt sichert den Fundort, befragt Zeugen Anwohner, sichert Beweise, sperrt den Fundort ab, benachrichtigt Mordkommission, dann kommt die Bestätigung, dass es sich um menschliche Überreste handelt. (wer jetzt buddelt weiß ich nicht), wenn die Knochen frei gelegt sind werden diese zur Gerichtsmedizin gebracht, Analyse -männliches oder weibliches Opfer, Alter, wie lang schon Tot, welche Todesursache, Feststellung der DNA - und Fremdkörper, inzwischen Absuche der Fundstelle nach noch vorhandenen Beweismitteln, anschließende Aufhebung der Absperrung, möglicherweise Pressekonferenz mit Bekanntgabe von Einzelheiten und Hintergründen, meistens mit den Worten; "Darüber können wir noch keine Angaben machen"
- Ein Diamant
ist

Churke

Ich habt mal von einem Fall gelesen, da fiel erst in der Pathologie auf, dass die Knochen 2.000 Jahre alt waren.
Ich würde also davon ausgehen, dass man bei einem Skelettfund zunächst von einem möglichen Tötungsdelikt ausgeht und entsprechend ermittelt, bis das Gegenteil feststeht.

Angela

Wie ist es mit True-Crime-Berichten, da müsste der tatsächliche Ablauf doch recht genau beschrieben werden und ich vermute, dass je nach Bundesstaat auch noch wieder Unterschiede geben könnte. Würde das FBI die Ermittlungen übernehmen (bei einem Serienmörder), wird es dann bestimmt noch wieder anders ablaufen.

Dämmerungshexe

Ich glaube über solche Fälle gibt es ganze Serien, reale und fiktive. Cold Case ist so eine, die sich mit der Aufklärung lang vergangener Morde beschäftigt. Ich denke mal die Zeitspanne, bis wann solche Fälle nochmal aufgerollt werden hängt damit zusammen, ob man noch einen potenziellen Mörder finden kann - sprich, wenn es 100 Jahre zurück liegt ist die Wahrscheinlichkeit einer Aufklärung eher gering, 50 lässt eher eine. Spielraum.
Schwierig könnte es bei der genauen Datierung der Knochen sein, was ja für einen Mord wichtig wäre. Also weiß man, wer das ist, und seit wann er vermisst wird? Oder sprechen die Umstände der Verbuddelung (unter dem Fundament eines Hauses, dass zu einem bestimmten Datum gebaut wurde) für einen konkreten Zeitpunkt?
Vielleicht schaust du dir tatsächlich mal ein paar solche crime-serien an. Ich glaube das würde schonmal eine gute Basis geben, auf der du dann weiter recherchieren kannst. Es gibt glaube ich auch Internetseiten, wo solche Fälle präsentiert und von "Fans" verfolgt werden.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Waldhex

Ich versuche eine Antwort von meinem Großcousin zu bekommen. Der ist Polizist in Californien. Allerdings habe ich seit Jahren nur mit meiner Tante und meiner Großcousine (also seiner Schwester) Kontakt. Insoweit weiß ich nicht, ob und ggf. wie schnell ich eine Auskunft erhalte.
Würde es Dir auch helfen, wenn ich bei einem deutschen Kripobeamten nachfrage?

Sprotte

Ich habe vor Jahren eine Arbeitsbiografie von Clyde Snow gelesen, einem der führenden US-forensischen Anthropolgen
Buch
Demnach wird bei jedem Knochenfund eine Untersuchung vorgenommen. Manchmal nur vom örtlichen Coroner, der auch Leichenbestatter oder Kinderarzt sein kann. Manchmal schleppt also einfach ein Sheriff ein Tütchen Knochen zu diesem Coroner, der entscheiden muß, ob das ein archäologischer Fund ist oder etwas Aktuelles. Der Coroner holt oftmals Fachleute dazu.

Es hängt eben auch von der Auffindesituation ab. Oftmals stolpern ja Jäger oder Wanderer über irgendwann mal verscharrte Überreste. Sieht ein hinzugerufener Polizist auf den ersten Blick z.B. Handschellen und fünfzig Patronen im Grab, wird er auf jeden Fall anders reagieren, als wenn Büffelschädel dabeiliegen und er hoffen kann, es mit einer alten Indianerbestattung zu tun zu haben. Wobei in einer Großstadt wohl auch anders auf Knochenfunde reagiert wird als irgendwo auf dem platten Lande.


Kati

Danke schonmal.  :knuddel: Ihr habt mir schon ziemlich weitergeholfen. Ich finde es total lieb, dass einige von euch nachfragen möchten, aber das ist denke ich gar nicht nötig. Es geht darum, dass mein Prota, in dessen Garten das alles stattfindet, zuschaut, wie die Polizei die Knochen birgt und wegbringt. Eigentlich keine so große Szene, aber ich muss natürlich trotzdem wissen, was genau er da beobachtet. Trotzdem danke!

Zitat von: SprotteManchmal schleppt also einfach ein Sheriff ein Tütchen Knochen zu diesem Coroner, der entscheiden muß, ob das ein archäologischer Fund ist oder etwas Aktuelles.

Wenn das ginge, wäre mir das für den Fall in meinem Roman beinahe am Liebsten. Die Fundsituation sind tatsächlich nur ein paar zufällig entdeckte Knochen im Garten meines Protagonisten, wo man auf den ersten Blick nicht sagen kann, wie alt sie sind. Wenn der Sheriff die einfach einsammeln und webringen könnte, wäre das am besten.

Zitat von: DämmerungshexeIch glaube über solche Fälle gibt es ganze Serien, reale und fiktive. Cold Case ist so eine, die sich mit der Aufklärung lang vergangener Morde beschäftigt.

Ich habe sowas noch nie geschaut, aber vielleicht gucke ich mal eine passende Folge. Es kann ja tatsächlich helfen, einfach, um mal zu sehen, wie es aussieht, wenn sowas gemacht wird. Auf die Idee, bei Krimiserien nachzuschauen bin ich gar nicht gekommen, danke.

Zitat von: AngelaWie ist es mit True-Crime-Berichten, da müsste der tatsächliche Ablauf doch recht genau beschrieben werden und ich vermute, dass je nach Bundesstaat auch noch wieder Unterschiede geben könnte.

Ich habe ein paar gelesen, aber da wird die Bergung meist übersprungen. Ist für die Leser wahrscheinlich auch nicht so interessant. Meist wird berichtet, wie jemand die Knochen findet und dann springt es gleich zur Ermittlung oder zur Auflösung. Wie die Knochen aus der Erde kommen, steht da leider immer nicht und genau das müsste ich ja wissen, damit mein Protagonist dabei zusehen kann, wie das gemacht wird.

Zitat von: ChurkeIch habt mal von einem Fall gelesen, da fiel erst in der Pathologie auf, dass die Knochen 2.000 Jahre alt waren.
Ich würde also davon ausgehen, dass man bei einem Skelettfund zunächst von einem möglichen Tötungsdelikt ausgeht und entsprechend ermittelt, bis das Gegenteil feststeht.

Dann kann ich mir meine Archäologen wohl wirklich abschminken.  ;D Es klingt aber auch logisch so, wenn sie erstmal absichern, dass kein Verbrechen vorliegt, werde das dann auf jeden Fall so machen im Roman.

A9: Dir auch danke! Damit kann ich auf jeden Fall schonmal was anfangen. Zeugenbefragung hatte ich auch nicht auf dem Schirm, darüber werde ich mir auf jeden Fall auch nochmal Gedanken machen.

Da es sich um eine winzige Kleinstadt im Süden handelt, keine Metropole, die solche Fälle auch nicht oft hat, würde ich es vielleicht wirklich so lösen, dass die Polizei die Knochen direkt mitnimmt und einem Coroner vorlegt, wie Sprotte geschrieben hat. Danke nochmal!

Ahneun

Zitat von: Charlotte am 07. Mai 2016, 15:27:31
A9: Dir auch danke! Damit kann ich auf jeden Fall schonmal was anfangen. Zeugenbefragung hatte ich auch nicht auf dem Schirm, darüber werde ich mir auf jeden Fall auch nochmal Gedanken machen.
Da es sich in Deinem Fall um ein 50-Jahre zurück liegendes Verbrechen handelt, solltest Du Deine Zeugen in dem ungefähren Zeitraum suchen, die z.B. damals als Kind dort gelebt haben und heute bereits fort gezogen sind, oder die Kinder, die damals dort gelebt haben und heute selbst als Familie dort leben.

Genauso spannend ist es Beweise von damals zu finden, viel wird da nicht mehr da sein. Aber wer weiß, was Du da für die Ermittler "versteckt" hast und was sie davon am Tatort wiederfinden.  :hmmm: Ist bestimmt sehr interessant, da etwas zu schreiben.  :vibes:
Viel Glück damit! :jau:

*Die  :wache!: richtet ihr wachsames Auge auf Dich*  ;D
- Ein Diamant
ist

Fianna

Ich würde mal nicht davon ausgehen, dass die direkt alles ausräumen. Zum einen schrieb @Sprotte von einer Probe und nicht dem ganzen Gesocks. Und falls man es Archäologen oder der Polizei zuordnet, zerstört man den gesamten Tatort bzw. Befund.

Das Buch "Leichenraub" von Tess Gerritsen beschäftigt sich mit einem solchen Fall. Das ist ein Gerichtsmediziner-Krimi auf 2 Zeitebenen. Da geht das in der aktuellen Zeitebene auch nicht so flott hopp hopp.

Erdbeere

Ich kann dir jetzt nicht spezifisch weiterhelfen, aber wo Dämmerungshexe schon Serien erwähnt: Bones. Ist zwar fiktiv, basiert aber auf der realen Zusammenarbeit des FBI mit den forensischen Anthropologen und Archäologen des Smithsonian Institutes bzw. der Krimiserie der Produzentin der Serie. Kann ich nur empfehlen. :)

Fianna

Das basiert auf den Romanen von Kathy Reichs, die hat selbst forensische Anthropologie studiert. Vermutlich mehr Input gibt es in der Buchform (die spielen aber in Kanada).
Vom Plot gibt es keines, das auf Deine Situation passt :(

Kati

#12
Es muss ja nicht genau passen, Hauptsache, ich kann ein bisschen sehen, wie in so einer Situation ungefähr gearbeitet wird. Mein Vater hat ein paar Bücher von Kathy Reichs, ich leihe mir mal eins oder zwei von ihm aus. Ansonsten hat meine beste Freundin die DVDs von "Bones", die kann ich auch leihen. Ich wusste gar nicht, dass die Serie bzw. die Bücher, in die Richtung gehen.  ;D Danke, ihr zwei!

EDIT: Wie es der Zufall will, läuft gerade eben eine Tatort-Folge, in der die Fundsituation der in meinem Roman sehr ähnelt.  ;D Na, das guck ich mir doch mal an.

Maja

Nach dem Auffinden der Überreste findet als erstes eine Untersuchung statt, den Todeszeitpunkt einzugrenzen. Erstmal lässt sich das anhand des Verwesungsgrades eingrenzen - je vollständiger die Überreste skelettiert sind, desto schwieriger wird es natürlich, und nach fünfzig Jahren sollten deine Knochen ziemlich vollständig skelettiert sein. Andere Anhaltspunkte sind, wann das Grundstück bebaut wurde und ob man die Knochen bei den Ausschachtungarbeiten hätte finden müssen. Skelette werden eher selten auf Wohngrundstücken gefunden, öfter in Wäldern, an Flüssen, neben dem Highway, unter der Brücke etc. - ein Fund in einem Wohngebiet wird also große Aufmerksamkeit erregen. Sprich, die Presse bricht herein, im Zweifelsfall wird der Bewohner verhaftet ...

Wie es mit den Knochen weitergeht: Das hängt davon ab, wie vollständig sie erhalten sind (oft findet man kein vollständiges Skelett, sondern nur einzelne Teile), und es steigt und fällt mit der Frage, ob ein Schädel gefunden werden kann und genfähiges Material. Je nach Verwesungsgrad lässt sich oft noch DNA aus dem Zahnmark extrahieren, aber dafür braucht man Zähne. Zähne sind seit jeher wichtig für die Identifikation, da man sie mit Zahnarztdaten Verschwundener vergleichen kann. Man sucht also erstmal nach passenden Vermisstenfällen aus der Umgebung und dem fraglichen Zeitraum. Um Hilfe aus der Bevölkerung zu bekommen und die in FRage kommenden Fälle einzugrenzen, wird versucht, das Gesicht des/der Verstorbenen zu rekonstruieren. Dafür ist relevant, wann deine Geschichte spielt (falls das noch für dich von Intreresse ist)

Früher wurde oft der Schädel (oder ein Abguss) mit Ton eingetöpfert - man weiß, wie dick im Schnitt die Haut an welchen Stellen des Gesichtes ist, und mehr oder weniger geschickte forensischer Anthropologen können mehr oder weniger realistische Darstellungen erstellen (eher weniger. Diese Tonköpfe wirken sehr grob, statisch, und haben oft nur wenig Ähnlichkeit mit dem eigentlichen Gesicht). Andernorts wurde mit Zeichnungen gearbeitet. Heute geht man üblicherweise so vor, dass mithilfe einer CT ein dreidimenionaler Scan des Schädels erstellt wird, auf dessen Basis dann am Computer eine Rekonstruktion vorgenommen wird, die schon fast wieder zu realistisch aussieht - das Ergebnis ist von einem realen Foto kaum zu unterscheiden, was problematisch sein kann, weil die Ergebnisse immer noch auf Basis statistischer Werte errechnet werden und nicht berücksichtigen, wie schwer jemand war oder welche Form die weichen Teile der Nase hatten, die am Skelett nicht zu erkennen sind. Deswegen ist bei diesen Nachbildungen immer der Warnhinweis nötig, dass es sich nur um eine Rekonstruktion handelt. Im Laufe der Zeit kommen zu einem einzigen unbekannten Toten oft ein Halbdutzend oder mehr Rekonstruktionen zusammen, aus denen sich der eigentliche Verstorbene als Quintessenz zusammensetzt, die sich untereinander oft aber erschreckend wenig ähneln.

Was bislang nicht gemacht wird, ist eine Rekonstruktion auf Basis von DNA, obwohl das in Sachen Haut-, Haar- und Augenfarbe theoretisch möglich wäre. DNA wird zum Abgleich mit bekannten Vermissenfällen verwendet, und auch, um das Geschlecht festzustellen, wenn es anders nicht ersichtlich ist. Aber man ist noch nicht soweit, nur auf Basis der eingelesenen DNA ein Gesicht zu rekonstruieren. Hat man keinen Schädel, sind die Möglichkeiten zur Rekonstruktion extrem limitiert.

Überhaupt werden die allermeisten unbekannten Toten nie identifiziert, auch heute nicht, trotz Internet und Gendatenbanken. Das liegt zum einen daran, dass viele Mordopfer Menschen sind, die durch das Raster gefallen sind - Prostituierte, zum Beispiel - und zum anderen die Vermisstendatenbanken nicht genug erschlossen und verknüpft sind. In den USA kann schon eine County-Grenze ein unüberwindbares Hindernis in Sachen Identifikation darstellen, von Bundesstaatengrenzen ganz zu schweigen. Eine erstaunlich hohe Zahl von Mordopfern ist überhaupt nie vermisst gemeldet worden. Und auch aktuelle Leichenfunde, zum Beispiel bei den Mordopfern des Long Island Serial Killers, bleiben oft ohne Identifikation.

Das Internet spielt eine große Rolle. Die Datenbank des Doe-Networks hat das Ziel, sämtliche unidentifiztierte Tote zumindest der USA zu verzeichnen und ist sehr informativ, wenn man sich als Autor schlau machen möchte, wie Rekonstruktionen nach den unterschiedlichen Technikständen ausgesehen haben. Es gibt dort auch, soweit bekannt, Hinweise zur Auffindungssituation und Links zu den Seiten der ermittelnden Polizeidienststellen. Auf Post-Mortem-Fotos verzichtet die Seite inzwischen (und weist darauf hin, wenn es auf den verlinkten Seiten unappetitliches Bildmaterial gibt), trotzdem empfehle ich, die Seite mit Vorsicht zu genießen, weil sich die geballte Menge unidentifizierten Todes zumindest bei mir negativ auf meine psychische Verfassung auswirken kann: http://www.doenetwork.org

Sehr interressant ist auch die Online-Detektivcommunity Websleuth, bei der Freiwillige im Forum versuchen, Fälle zu lösen und unidentifizierten Toten Namen zu geben, und auch wenn sehr, sehr viel Hypothese im Spiel ist und wilde Theorien, die mit Vorsicht zu genießen sind, sind dort auch Leute unterwegs, die sich wirklich auskennen und die du im Zweifelsfall anschreiben kannst: http://www.websleuths.com/

Nicht zuletzt hat die Wikipedia eine umfangreiche Kollektion unbekannter Toter mit ausführlichen Fallgeschichten, anhand derer man auch die Polizeiarbeit recherchieren kann: https://en.wikipedia.org/wiki/Unidentified_decedent [Achtung, die Wikipedia schreckt nicht vor Post-Mortem-Fotos zurück!]
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kati

Danke, danke, danke, Maja!  :knuddel: Das ist wirklich super hilfreich, jetzt habe ich glaube ich genug Informationen zusammen, um die Szene zu schreiben und die weiteren Ermittlungen in die Handlung einfließen zu lassen. Danke auch für die Links. Ich muss mal gucken, ob ich mich "traue" da ein bisschen nachzulesen, aber ein oder zwei Beispielfälle zu kennen wäre natürlich wirklich gut.