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Die Arbeit drumherum

Begonnen von Drachenfeder, 21. Februar 2009, 11:17:23

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FeeamPC

Ich denke, eine Welt wird immer dann glaubwürdig, wenn man sie "fühlen" kann.

Als Autor, indem die Informationen so selbstverständlich werden, daß sie quasi nebenher in die Handlung mit einfließen.

Als Leser, wenn er die Welt so kennenlenrt, wie er einen Film sehen würde: als eine große exotische Szenerie, deren Details er nur im Unterbewußtsein mitbekommt, die aber dem Ganzen Lokalkolorit verleihen.

Deshalb ist eine gewisse Arbeit an dem "Drumherum" wohl für jede erfundene Welt notwendig.

Junipera

Hallo!


ZitatDeshalb ist eine gewisse Arbeit an dem "Drumherum" wohl für jede erfundene Welt notwendig.

Hätte Früher nie gedacht so einem Satz zu hundert Prozent recht geben zu müssen.  :)

Habe inzwischen so viele Notizen zu meiner Welt, das ich mir eine Fächermappe dafür angeschafft habe. Lebensläufe der Figuren, Alter Aussehen etc, Landkarten, Wetter und Vegetations Notizen, Kleidung, Namen, Religion, Sitten, Gebräuche usw.
Ich finde es schon etwas beängstigend, und es wird immer noch mehr!

Finde es aber total Beruhigend, das gleiche von euch zu lesen. Hätte sonst irgendwann wirklich befürchtet es ist eine Meise in meinem Kopf eingezogen.

Und ja, es macht mir immer mehr Spaß und die Welt wird irgendwie vertrauter und bekommt eine Seele.

Liebe Grüße Juni

Issun

Wichtig ist, dass die Welt mit allen ihren Details und Figuren überzeugend wirkt- also besser nicht so, als sei sie eben einem wirren Autorenhirn entsprungen (wie es bei mir wohl öfters vorkommt), sondern als habe es sie bereits lange vor dem Beginn der Geschichte gegeben, als fixen Bestandteil der Realität.
Das ist meiner Meinung nach ohne Arbeit drumherum einfach nicht möglich. Ich gehöre aber auch zu den Personen, denen "Bühnenbild" und "Maske" Spaß machen, und ich kann problemlos Stunden damit totschlagen, Charaktere zu zeichnen und mir Biografien auszudenken.
Menschen haben eine Vergangenheit, Welten eine Geographie... wenn man die weglässt, fehlt das Fundament und die Geschichte steht auf wackeligen Beinen. Manchmal ist es natürlich auch mühsam, sich all das zurechtzulegen, aber ich glaube, sich in gewissem Maß mit Hintergründen auseinanderzusetzen ist nötig. Umso interessanter wird es dann, die Geschichte mit dem vorher zurechtgelegten Material auszuschmücken.

LG,
Issun

Romy

Hm, ich hab immer gedacht, ich mache relativ viel Vorarbeit, aber wenn ich das in diesem Thread so lese, ist es wohl doch noch relativ wenig.  ::) - Wobei die ein oder andere Seite auch bei mir zusammen kommt und Karten zeichnen ist selbstverständlich ein MUSS! Aber hunderte Seiten werden es dann doch nicht.
Trotzdem, ganz ohne Vorarbeiten zur Welt und zu den Charakteren und deren Familien geht es einfach nicht! Wenn man erst anfängt, sich was zu überlegen, sobald man es im Roman gebrauchen könnte, hemmt das ungemein und führt am Ende noch zur Schreibblockade. Dann lieber von Anfang an alles vorbereiten was geht, egal ob es mal im Roman auftauchen wird, oder nicht! Letztlich macht es ja auch Spaß, also warum nicht?
Und denken wir doch mal an Tolkien! Was wäre, wenn der sich nicht so viel Mühe gemacht hätte, Mittelerde in aller Ausführlichkeit auszuarbeiten?

Momentan hat mich aber vor allem das Recherchefieber gepackt. Da hab ich mir gedacht, ich siedle meinen Kurzroman für Arcanum mal im Mittelalter unserer realen Welt an, um mir das alles etwas einfacher zu machen - aber die letzten Tage bin ich am recherchieren und komme von Hölzchen aufs Stöckchen. Wenn man das alles zusammenzählt, was ich da schon hervorgekramt habe, kommen definitiv auch ein paar mehr Seiten zusammen.
Aber hey, es ist zwar anstrengend und raubt mir auch ein wenig die Nerven, aber es macht auch Spaß und lernen tue ich nebenbei auch noch was. Also ist doch alles super  :D

Ob man sich so was immer noch leisten kann, wenn man Berufsautor sein will und seine 2-3 Romane im Jahr abzuliefern hat, da habe ich zwar meine Zweifel, aber bis es soweit ist, würde ich mich gar nicht aus der Ruhe bringen lassen  ;D

Amber

Die Arbeit drumherum ist für mich das beste Mittel, mich vor dem Schreiben zu drücken....

Nein, im Ernst, manches muss auf jeden Fall gemacht werden, ehe man zu schreiben beginnt, aber irgendwann ist es auch genug, und dann kommt man nur noch vom Weg ab... habe ich jedenfalls so erlebt.

Lila

Zitat von: Drachenfeder am 21. Februar 2009, 11:17:23In der letzten Zeit habe ich mich öfters gefragt ob ich sie nicht alle habe... (...) Ich befasse mich momentan vorallem mit der Arbeit drumherum von meinem Romanprojekt. Landkarte zeichnen, Charaktere zeichnen, Charakterfragebögen herstellen sowie eine Art Lexikon fertigen weil ich selbst mit den ganzen erfundenen Wörtern, Orte und Wesen durcheinander komme. Es macht mir auch unheimlich Spaß mich um diese Sachen zu kümmern.

Ja bitte, was? :o Warum um alles in der Welt solltest du sie denn nicht mehr alle haben? Ja, ganz im Gegenteil! Es ist doch toll und, meiner bescheidenen Meinung nach, durchaus verständlich, dass du gerade in dem "Drumherum" so aufgehst. Ich selbst kann das nur allzu gut nachvollziehen, denn ich könnte bei jedem neuen Projekt Tag und Nacht damit verbringen mir Charaktere auszudenken, diesen passende Namen zu geben, mir Details zu der Welt auszumalen, neue Begriffe zu erfinden und so weiter. Um ganz ehrlich zu sein liebe ich das alles fast mehr, als das Schreiben selbst. ::) Ich könnte allein Stunden damit verbringen in Fremdwörterbüchern nach Begriffen zu suchen, die ich mit anderen kombinieren kann um so neue Arten, Rassen oder Gegenstände zu benennen. Gibt es was Schöneres? Das ist doch wichtig und gehört dazu! Ich finde es völlig normal sich gerne damit zu beschäftigen. Das zeigt doch, dass man sich ausgiebig und intensiv mit einer Sache befassen kann, dass man durchdacht schreibt und plant und nicht jemand ist, der einfach nur mal eben schnell husch husch einen Roman runterschreiben will, koste es was es wolle. ;)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Beate

Ich finde gerade die Arbeit drum herum ist es, was das Fantasy-Schreiben so schön macht. Wenn man seine ganze Fantasy aus sich rauslassen kann und sich über alles mögliche Gedanken macht, selbst wenn man das im Roman dann nicht sicher braucht.

Als Autor ist man schließlich eine Art "Schöpfer". Wenn man selbst nicht bis ins kleinste Detail über seine Welt Bescheid weiß, wer denn dann? Und um sich über diese ganzen Details klar zu werden, muss man einfach die Arbeit "drumherum" erledigen.
Momentan bin ich auch dabei, eine Welt zu Papier zu bringen, die schon seit etwa einem halben Jahr in meinem Kopf rumschwirrt - im Groben und Ganzen. Doch sobald ich anfange, daran zu schreiben, bilden sich immer neue Details vor meinem inneren Auge, die mir vorher noch gar nicht bewusst waren. Und so nimmt die Welt Gestalt an, in ihren ganzen Besonderheiten.

Wenn ich mir vorstelle, ich schreibe einen Roman und gebe sie dann einem Betaleser. Der liest es und fragt dann: "du, mir ist da was noch nicht klar geworden zu dem-und-dem Ort oder der-und-der Tatsache". Wenn ich dann - weil ich die Arbeit "drumherum" nicht richtig erledigt habe, nur sagen kann "sorry, weiß ich auch nicht", dann komme ich mir irgendwie schon so vor, als wäre ich ein "schlechter" Autor/Schöpfer.

Und ganz nebenbei macht es einfach riesigen Spaß, über seine eigene Welt so genau Bescheid zu wissen, dass man jederzeit Fragen dazu beantworten kann.

Drachenfeder

Ach wisst ihr was?? Ich hab euch soooooooo lieb  :knuddel: Bin ich froh das Thema angebracht zu haben. Jetzt geht es mir ein ganzes Stück besser und ich weiß nun, dass ich nicht ganz so verrückt bin wie ich erst dachte.



Smaragd

Ich kann mich der Mehrheit nur anschließen, eine fantasy-Welt sollte doch mehr bieten als festen Boden unter den Füßen der Protagonisten ;) Je ausgefeilter und komplexer eine Welt ist, desto faszinierender ist sie. Und was man alles für glaubwürdige Charaktere brauchen kann - Religion, Lebensumstände (da spielen Gesellschaft, technologischer Standard usw rein), Geschichte (um grundsätzliche Einstellungen gegenüber anderen Ländern zu erklären) usw. - ist allein schon so viel, dass man sich damit so einige Zeit beschäftigen kann.
Manchmal nervt es mich etwas, aber im Großen und Ganzen macht`s auch Spaß. Verrückt finde ich das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Ich mag Bücher, die in ausgearbeiteten Welten spielen.

Lila

Zitat von: Drachenfeder am 25. März 2009, 10:59:35Ach wisst ihr was?? Ich hab euch soooooooo lieb  :knuddel: Bin ich froh das Thema angebracht zu haben. Jetzt geht es mir ein ganzes Stück besser und ich weiß nun, dass ich nicht ganz so verrückt bin wie ich erst dachte.

Da nich für. :knuddel: Wäre doch aber wirklich etwas dröge und langweilig, wenn es das Drumherum nicht gäbe. Okay, bei historischen Romanen muss man zum Beispiel ganz viel recherchieren (naja, MUSS man natürlich nicht, aber SOLLTE man meiner Meinung nach). Aber recherchieren ist nun wirklich nicht gerade mein größtes Hobby. Klar, manchmal braucht man es einfach. Aber grundsätzlich finde ich es viel toller und viel spannender mir meine Welt selbst auszudenken. Das ist irgendwie viel kreativer und auch fordernder. ::)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Dämmerungshexe

Also ich verwende auch immer sehr viel Zeit darauf meine Welt aufzubauen, zu beschreiben und Skizzen zu machen. das hilft mir sehr viel bei meiner eigentlichen Arbeit dann. Wenn ich erstmal alles beschrieben habe, habe ich so eine unglaubliche Fülle an Details und Informationen, dass ich mir heraussuchen kann was genau ich denn beschreiben möchte. Und umso mehr Details man dem Leser gibt, umso dichter wird die Welt auch für ihn.
Zum Beispiel bin ich gerade dabei eine Welt und die darin lebenden Rassen zu entwickeln. Dabei konzentriere ich mich fast ausschließlich au meine derzeitige Lieblingsrasse, die Rastayi. Welche Farben spielen eine wichtige Rolle in ihrer Gesellschaft, wie ist ihre Gesellschaft aufgebaut, welche Merkmale unterscheiden die Stände, weie sieht die Architektur aus, warum sieht sie so aus? Welche Muster benutzen sie für Stoffe, welche Formen haben ihre Waffen? ...
Neulich habe ich sogar aufgeschrieben wie ihre haut genau aussieht, nachdem ich auf einem Blütenblatt ein sehr schönes Muster entdeckt hatte, bei dem ich mir dachte: so etwas wäre schön zu beschreiben.

Ich denke beim Schreiben sollte die Arbeit drumherum viel Zeit einnehmen. Das ist auch das was man uns in meinem Studium beibringt, Recherche, Ideenfindung, Entwicklung eines Konzepts, ausbau von Details usw. nehmen wesentlich mehr Zeit in Anspruch als das eigentliche Projekt. Ein gutes Beispiel wäre auch eine Geburtstagsfeier - wie lange planst du so ein ereignis und bereitest es vor, damit die Party am Schluss wirklich toll wird?
Anders ist es beim Weltenbau auch nicht. Schreibe einfach auf was dir einfällt und was dir gefällt. es ist immer besser solche Hintergründe schonmal sortiert im Hinterkopf zu haben, als sich dauernd etwas neues auszudenken wenn man gerade muss. Da kommt man nur durcheinander.
In diesem Sinne noch viel Spaß beim Weltenbau!  :jau:
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Nessa

Ich kann mich noch an den letzten November erinnern. Mehr oder weniger wurde ich überredet am NaNo teilzunehmen.
Ich hatte eine Handlung und meine Hauptcharaktere. Ich habe auch den NaNo geschafft, doch als ich mit dem Überarbeiten angefangen habe, da wurde mir mit einem Mal bewusst, da fehlt noch ne ganze Menge.
Also der FirstDraft liegt zwar noch auf meiner Festplatte aber dort wird er auch bleiben.
Zum Überarbeiten lohnt es sich einfach nicht.
Mittlerweile habe ich das Storykonzept komplett übern Haufen geworfen und nachdem das Grundgerüst steht, weiss ich, was ich brauche und erarbeite mir meine Welt dementsprechend. Naja, es kommt auch vor, dass eine ganz unbedeutende Stadt entsteht, die bisher noch nicht wirklich erwähnt werden wird (oder vielleich doch? Wer weiß das schon so genau?).
Jedenfalls entsteht nun meine Welt und seit letztem Jahr hab ich eigentlich nicht wirklich am Roman gearbeitet, sondern nur drumherum gebaut.
Mir fällt es jedoch sehr schwer das auch niederzuschreiben, im Kopf ist da schon so viel mehr abgespeichert.

Also ich glaube kaum, dass es verkehrt ist, seine Zeit mit der Erschaffung seiner Welt zu verbringen, wie schon gesagt wurde, ohne ein ordentliches Fundament kann ein Haus kaum stehen bleiben und dem Wetter trotzen.

LG Nessa

Sprotte

#27
Ich habe es relativ leicht mit meiner Welt, da die Romane in unserer Welt spielen.
Aber: Ich kämpfe mit dem Stammbaum der Familie - fängt 1418 an, geht bis heute. Bislang war ich mit keinem Programm zufrieden. Die Ausdrucke lassen meist irgend einen Nebenzweig weg, Mehrehen nimmt jedes übel.
Ja, ich brauche den Stammbaum, da ich auch immer wieder Geschichten habe, die z.B. 1488, 1630 oder 1595 spielen! GNA

Lucien

In einem meiner Romane wird noch eine äußerst alte und seeehr aufschlussreiche Legende aus dunkler Vergangenheit eine Rolle spielen. Aber bis auf die Tatsache, wen/was diese Legende zum Thema hat, weiß ich überhaupt nicht, was genau abgeht in dieser mysteriösen Legende. Und die Feen wollten sie auch noch nicht rausrücken, damit ich die mal lesen kann.  ???
Zum Glück wurde ich von Stammbäumen bisher verschont, aber da ich nun eine Weltkarte gebastelt habe, die geographisch logischer ist, muss ich nun den Plot ändern, da manche Dinge unter den neuen Umständen nicht mehr möglich sind.
Also Memo an mich: In Zukunft ERST gründlich über die örtlichen Gegebenheiten nachdenken und DANN plotten.  :wums:

Schreiberling

@Sprotte: Warum zeichnest du ihn nicht dann einfach per Hand? Man kann ihn dann zur Sicherheit ja auch kopieren.